2 — mi
— — Sonu uub Feiertage.
— — — Wreis vierteljährlich
p 120 ohue Trägeriohn . Donauficglag, Beftelungen
Sei dem Boftanfakten u bei der rbedbition Zwingerſtraße?.
für Stadt
Anzeige-Blatt für die Amt8bezirke Heibelbera,
Ladenburg, Weinheint, Schwebingen, ‘Ehiiippsburfg‚'
Viesloch Brucdhjal, Breiten, Neckargemuͤnd, —
— — —
nm — * — ß ꝛ LVLVVLELVLLLuUuUüUeLLDWLVLVVL LVLVLk)L VLVL kLhVVLVVBDBDVBVV— —⏑
— W Merantworiliher Hedaktenr ; v M 5 6 ruck, ‚E iti
Yr 208 — — Seidelbern, Mittnoch den 31. Dezember 1800. ” Seivelberg, Bwingerfvane E
20. dabrg.
Beſtellungen
auf den „Pfälzer Boten* für das 1. Unartal
1891 werden noch fortwährend bei ſämmtlichen Poſt—
anftalten, bei unferen Trägerinnen, fowie in unjerer
Erpedition Heidelberg, Zwingerſtraße € entgegen-
genommen.
®
— — —
Ceutrums⸗Partei.
Die großen Aufgaben, welche der deutſchen Cen⸗
frumapartei auf ſozialepolitiſchem und religiöjem Ge-
biete in den Kampfe gegen die unheilvollen Beſtreb⸗
ungen der Sozialdemokratie in erſter Reihe zugetheilt
find, laſſen es nothwendig erfcheinen, auch für hieſige
Stadt diefe Partei in der Form eines engeren Bereins
zu conftituiren. Da Der in Jaͤhre 1864 gegrünDdete
Manuerverein Katholiſches Cafıno“, Wwelcher im
Sahre 1876 in eine Attiengeſellſchaft umgewandelt
zwurde, mit 31. März 1891 als folche ſtatutengemäß
erlöfchen‘ wird, ſo iſt der genannte Verein in einen
neuen umgewandelt worden unter Dem Namen :
Centrums-Verein Katholiſches Caſino
in Heidelberg.
Die Unterzeichneten laden hiermit freundlichſt ihre |
politijhen Freunde und Gefinnungsgenofjen zum Bei⸗
{ritt und Einzeichnung in die Mitgliederlifie ein.
Heidelberg, Ende Dezember 1890.
Graf Barl von Oberndorff.
Jac Lindau.
Dr. £eopold Fiſcher ſen
Wilms, Stadtpfarrer.
Mnier, evzb. Bauinſpektor.
Dr. W. Wlirich, prakt. Arzt.
St. Veth, Zimmermeiſter.
— im preuß. Ubgeordnetenbaufe,
Die Weihnachtszeit wird diesmal doch nicht 10
ſtill verlaufen, wie man das ſouſt gewohnt war ; eS
liegt in preußiſehen Abgeörduetenhauſe Konflitts-
Stimmung in der Luft. Wie bereits erwähnt, ſetzte
e3 in der i‘‚anbgmnei11be=£)rbnuugé=S“Cmnmifiimt des
preußiſchen Abgeordnetenhanjes in dem Augenblide, 100
die Mitglieder, ein fröhliches WeihnachtSfeft“ ſich
wuͤnſchend, in die Ferien gehen wollten, einen Krach?
ab. Die Mehrheit der Kommiſſion, gus Konſervativen,
Freikonſervativen und Cenirum beſtehend, hatte be—
jchloffen, Ddie Entſcheidung darüber, vO Die Zwangs—
oder Gutsbezirken
zur Schaffung von lebensträftigen „Kommunaleinheiten“
der „Zweckverbänden“ erfolgen joll, den Organen der
Selbftderwaltung (den Kreis- bezw. Bezirksausſchüſſen)
zu übertragen, während Die Megierungsvorlage der
Krone, heziehungs&weile Ddem jeweiligen Miniſter des
Innern - die Entſcheidung in die Hand legen will.
Mit einer überraſchenden Entjchiedenheit, die im Tone
nicht von Gereiztheit frei war, Hat der Miniſter dieſen
Beichluß als eine „Einfhränkfung“ der landesherrlichen
Befugniſſe und wegen der Ablehnung jeder Mitwirkung
der Verwaltungsbehörden des Staates für /unannehm—
har erflärt, für nicht geeignet, eine angemeſſene
Grundlage für das Zuſtändekommen einer Landge—
meindeorbnung zu bieten. Dieſe Erklärung gewinnt
dadurch an Bedeutung, daß der Miniſter des Innern
dieſelbe nicht lediglich als ſeine eigene Auffaſſung ab⸗
gegeben hat. Wie der „Staatzanzeiger”, der zuerſt
dieſe Erkärung in einer noch etoss ſchrofferen
Form wiedergab und daun in ausführlicher Weiſe
dieje Erflärung mit Gründen zu rechtfertigen
fuchte, ausdrücklich mittheilt, hat Miniſter Herrfurth
die Sıflärung Namens der königlichen Staatsregier⸗
ung“ abgegeben. Damit ſcheidet ſofort eine etwaige
Demiijfion des Miniſters Herrfurth allein, die 1n
zuerſt veröffentlichten Inhalt der Erkläxung
leiſe durchklang, aus der Erörterung aus Daß,
im Falle der Conflict nicht beigelegt werden
follte, Das ganze Minıfterium mit Caprivi
jeine Demiſſion einveichen könnte, daran iſt gewiß
nicht zu Denfken, und ſo würde ſchließlich nur die leiſe
angedrohte Auflöjung des Abdgeordneten-
Hauje3 übrig bleiben, wenn nach Dder Abſtimmung
in der dritten Leſung die preußiſche Regierung die
Beſchlüſſe nochmals für unannehmbar erklätt und —
wenn fie ſich nicht auf das Herrenhaus verläßt, das
doch auch noch ein Wort mitzureden hat und nicht
gern in Konftitt mit der Regierung geräth. Die
Landgenieindẽ Ordnung berührt nur die oͤſtlichen
Provinzen Preußens und deshalb hat der Weſten
fein direktes Iniereſſe darau, ob ſchließlich die Re—
gierungsvoxlage oder die Kommiſſionsbeſchlüſſe durch⸗
Dringen. Indirekt allerdings injoferne, als grund—
fatzlich der Selbſtberwaltung vor der buregukratiſchen
Allmacht, von der leider in Deutſchland noch genug be—
ſteht, der Vorzug zu geben iſt und ſpäter vielleicht
eine ähnliche Regelung für die weſtlichen Provinzen
erfolgen fönnte. Aus dieſen Gründen haben offenbar
auch die Centrums-Mitglieder der Kommijjion für die
Beſchlüſſe geftinımt. Sonderbar iſt es dagegen, daß
—
die Freiſinnigen und die Nationalliberalen dem bureau⸗
ratiſchen Gedanken der Vorlage zuftimmten. Nament-
lich Herr Abg Richter iſt ſo unwirſch geworden, daß
man ihn fauın wiedererkennt; er möchie am liebften,
daß die Regierung alsbald das Abgeordnetenhaus
auflöſe, und träumt ſchön von einer aus den NMeu-
wahlen hervorgehenden „großen. liberalen Partei“,
wozu er nun anch die Naͤtionat Liberalen rechnet,
denen er tagtäglich vorhält, wie ſie Dabei an Stärke
und Einfluß ungeheuer gewinnen müßten! Uebrigens
wird nichts ſo heiß gegeſſen, wie es gefocht wird,
und wenn nach einer Reihe von Tagen die Kom—
miſſion wieder zujammentritt, ſo wird man ja bald
erfahren, ob nicht dann ſchön hinter den dunkten
Wolken des Kouflikts die Sonne der Verſtändigung!
ſich anzeigt. Wenn Prinz Karnevol fein Herrſchafts-
Scepter ſchwingt, ſo wird auch Herr Richter in—
zwiſchen erfahren haben, daß er zu früh in’s Zeug
gegangen iſt.
Deutſches Reich.
* Berlin, 29. Dez. Wie der „Köln. Bolksztg.“
neuerdings gemeldet wird, hat es mit der Meldung
von einer im Januar im Abgeordnetenhauſe zu er-
wartenden neuen Sperrgelder Vorlage, welche für
das Centrum annehmbar ſei, vollſtändig ſeine Rich—
tigkeit. Weiter iſt das Blatt in der Lage, mitzuthei—
len, daß es ſich um die Rückgabe des ganzen
angeſanimelten € apitals an die katholiſche Kirche
handeln wird Von anderer Seite wird dem genannt⸗
en Blatte in dieſer Sache Folgendes mitgetheilt :
„Bezüglich der Regelung der Sperrgelder⸗Frage ver⸗
lautet, dieſelbe werde auf der Grundlage erfolgen,
daß die aufgeſammelten Beträge an die einzelnen Bis
ſchöfe überwieſen und in den einzelnen Dibeeſen be—
ſondexe ſchiedzrichterliche Körperſchaften gebildet wer—
den, bei welchen die Geiſtlichen, kirchlichen Anſtalten,
Fonds u . . ihre Entſchädigungs Anſprüche anzu⸗
melden Hätten.“
Ausland.
* Ytom;. 29 Dex B Denifle 1i 3n
correjpondirtenden Mitglied der Ber—
liner Akademie der Vifſenſchaften ert-
nannt wor den Der Dominikaner: Generat
Qarrocca iſt geſtern mit den Sterbeſakramenten ver-
ſehen woͤrden
Paris, 29 Dez. Bei ſeiner geſtrigen Wahl⸗
rede vor den Senatswählern äußerte ſich der Kriegs⸗
miniſter Freyeinet ı. Y wie. folgt: Auf einem ſeit
20) Ein adeliger Sproß.
Nevelle von Antonie Haupt.
7. Rapitel. ®
Als unfere Allerhumsfteunde im Saale der „AoLdDeNEN
2 4 fanden fıe einen Theil der Gälte CShr-
Hardi’S um einen Langen Tiſch gruvyirt der mit vielen
Flaͤjchen! Gläſern unDd einer mad)imenr@uppeuicb_uflel be-
Dect war. Der reidhe Weinhändler felbjt wart eifria damit
bheichäftigt, den Snhalt der Flaſchen in Ddie Schüffel auszu-
{eeren, währenb der jüngere Iheil Der Gejelljhaft HO zu
Sen Klängen eines bheicheidenen Orehefters mit der luſtigen
Dorfiugend um Die MWeite im Kreije IOhwang: *
Mit aroßem SJubel aber auch mit einem Schwall ſcherʒ
hafter Borwürfe wurden die neueNn Anfömmlinge In *
pfang genommen. Fall (hien S, ⏑ ob jogar das Land⸗
Dolf auf Dden Sintritt der Fremden befondere Rücklicht
nehmen wolte: an den Tiſchen im Hintergrunde entjtanb
eine auffallende Rewegung, und viele der tanzenden Baare
hielten plöslich inne und fahen mit allen Beichen ehrer—
hietiger Schen zu den eben Erihienenen Hinkber. }
“Daz jit doch eigenthimlich,“ fagte der alte Chrhardt
topfiüttelnd, „Ddie Bauern befümmern (ich fonſt nie um
unjere ejellichaft, und jeßt_ madhen e meinen @üften
Höflichft Bla und jtaunen Sie mit einer Bewunderung
an, al8 ob wenigjteng ein g.fröntes Haupt unter ihnen
amim‘ax verfebte lächelnd: Da wird Woalbert mit {einer
fönigclichen Haltung unDd uu;md;ahmhd.)a_‘n BorneHmheit die
Haupifichuld Davoniragen ; 1ü;umctte‚ die Leute halten ihn
für einen verkappten Prinzen.
„Sa, ja, das iſt er! Der gr0BE ſchöne Herr, Der 10
ernit Drein {dhauf, — ich würde ihır unter faufenden her-
auafinden. Shr fönnt mir’3 glauben, Hannjöro, wenn der
mit feinen jowarzen AUugen Nur gzn!ltal die unemarei an⸗
Jieht, danır iſt ſie 19 gejund wie Or an i .
Mit diejemn Lebhaft gefprochenen Worten drängte ein
fräftiger junger Burihe in Begleitung von zwei ältern
Yännern f durch bis dicht vor die Fremden
wiedererfannte und nicht umhın fonnte, ihm Jächelnd mit
bem Singer zu drohen, Weil er ſeinen ärztlichen Befehl,
nicht auf die Kirmes zu gehen, {o ſchlecht gehorcht hatte.
Clãäs aber meinte, er jet nie fo gefund geweijen, wie hente
Abend
Der mit Hannjörg angeredete ältere Bauer trat jetzt
vor, und indem er fajt andächtig zu dem jungen Gelehrten
aufichaute, fagte er feierlich: Herr ich habe ein franfes
ind zu Hauje. Daß SIhr cS iwieder gejund machen Könnt,
DaS iueiß i von- Ddem Rlas, der unsg Alles erzählt Hat.
Woͤllt Shr mit zu Jhm hHingehen 2“
Freundlich erwiderte Mdalbert: „CEuer Kind will ich
recht gern befuchen, doch moͤchle ich bezweifeln, vb €3 10
va geheilt fein mird wie CEuer junger FreunDd.”
Dırch Adaͤlberis liebreicheS Enigenenfommen ermuthigt,
wagie auch nun der andere Bauer [Hüchtern zu bemerfen:
„Wir hHaben noch mehr Kranke hier am Ort
„Sch werde ſoaleich mit Euch geher,“ fante der junge
Toktor. „Die Herrichaften bitte ich eine Stunde Lang niich
entjchuldigen zu wollen,“ wandte er ſich an die Nebrigen,
Die überrajcht Dder unerwariet Szene Deigewohnt, dann
Schrittf er von einigen Wännern gefolgt, durch die achtunas⸗
voll zur Seite weichende Menge der Thüre zu !
„Wer erflärt mir den Auftritt ?” frug der alte Chr-
hardt noch immer ſtaunend.
Frau Leffenich erzählte hierauf von Wdalbert’s Wunder-
fur am Morgen, und CEhrhardt fagie nachdenklih: „Das
iit aNlerdbings auffallend. Aber jeßt benreife ich auch das
ungemohnte, aänzlich veränderte Beiragen der Bauern —
der I3 vonı Hof hat den Ruhm Doktor Waldburg’s$ be-
zeit3 überall verfüundet. E3 ijt eigentlich Ihade, DaE Du
nicht eine folche Heilurg vollbracht Haft, lieber Marx, da
Du DidhH doch hick niederlaffen mwirf !”
Sein Neffe erwidert Ladhend: „Dann könnte ich ietzt
wahrjeheinlidh das VBergulgen genicßen, an den Betten
Franfer Banern umbherzuftreiden, Hatt mif Fräulein
@ünther den Reigen zu eröffnen.“ Damit verbeupte er
ſich vor Laura und das ſchöne Paar tanzte heiter von
— mOa 4 —
it miderlidher Freundlichkeit näherte Ternan {fi
Qianen, die ernift und finnend am Fenſter jtand: „Slbülä%
i um den nächſten Lanz bitten, Fräulein Liane ?”
_ Unangenehm berührt, mandte He ſic um und fah feine
Augen. mıt ſchwimmender Bärtlichkeit auf ſich gerichtet.
Der Menſch wahr ihr, fo lange fie ihn Fannte, fiet3 ab-
jtoßend erſchienen. und jeine zudrinalichen Blicke hatten fie
bei Tijch die ganze Heit Über geärgert — jeßt erlaubte er
ſich nar, fie vertraulich beim Bornamen zu nennen !”
Kaͤlt und abweiſend erwiderte fie; „IhH dante Ihnen!
Ich bin noch zu fehr erhitzt, um zu tanzen.“ }
„Dann werde ich mir bei der nächſten Yuadrille er⸗
laubẽn wiederzukfommen,“ füfjterte er mit wahrhaft hämi-
B daß-er f
Sie wollte ihnı entgegnen, daß er ſichnicht zu bemäü
brauche, al3 ein ftrenger Blıd ihrer Mutter 4
worauf fie ſich bamit begnügte, ihn mit einem gerade nicht
—— 4 7 4
„Aber Rind,” frug die Bräfidentin, aus welche
Srunde {chlugft Du dem jungen Manne ſeine —
Mitte auf fafl beleidigende Weiſe ab?”
Ich kouͤnte nicht andersS,“ fagte das junge Mädchen
erreat, „Dder Menſch hat in ſeiner Yıt und Weiſe . etw
unbeſchreiblich Widerwärtiges für mich !“ B
„Kindijches Boruriheil!” zürnte ihre Mutter. „IH
hoffe, Daß ich nicht noch einmal eine folche Unart an Dir
zu rüaen habe. —
Mit dieſen Worten entfernte fie ſich um bald darauf
mit Fran Ehrhardt in ein für Lestere ſehr wichtiges Ge⸗
ſpräch über HaushHaltungsangelegenheiten zu gerathen.
Qiane 306 fiqh noch tiefer in die ſchützende Fenſterni
zurüc; ihr Blick ſchwelite üher die jonnise 4
jcbaft hin, doch ihre Gedanken begleiteten eine hoͤhe adelz
volle Mannergeltalt, die mit milder Ruhe und tröftender
Huverficht von einem Krankenbeite zum andern ſchritt
überall Uindernd und Helfend. Wie edel uxd erhaben 2
ſchien iht Der Mann der {o Gereittvillig jein eigenes Ver-
anügen und ſeine Bequemlichfeit geopfert, um ſeinen
— — Sonu uub Feiertage.
— — — Wreis vierteljährlich
p 120 ohue Trägeriohn . Donauficglag, Beftelungen
Sei dem Boftanfakten u bei der rbedbition Zwingerſtraße?.
für Stadt
Anzeige-Blatt für die Amt8bezirke Heibelbera,
Ladenburg, Weinheint, Schwebingen, ‘Ehiiippsburfg‚'
Viesloch Brucdhjal, Breiten, Neckargemuͤnd, —
— — —
nm — * — ß ꝛ LVLVVLELVLLLuUuUüUeLLDWLVLVVL LVLVLk)L VLVL kLhVVLVVBDBDVBVV— —⏑
— W Merantworiliher Hedaktenr ; v M 5 6 ruck, ‚E iti
Yr 208 — — Seidelbern, Mittnoch den 31. Dezember 1800. ” Seivelberg, Bwingerfvane E
20. dabrg.
Beſtellungen
auf den „Pfälzer Boten* für das 1. Unartal
1891 werden noch fortwährend bei ſämmtlichen Poſt—
anftalten, bei unferen Trägerinnen, fowie in unjerer
Erpedition Heidelberg, Zwingerſtraße € entgegen-
genommen.
®
— — —
Ceutrums⸗Partei.
Die großen Aufgaben, welche der deutſchen Cen⸗
frumapartei auf ſozialepolitiſchem und religiöjem Ge-
biete in den Kampfe gegen die unheilvollen Beſtreb⸗
ungen der Sozialdemokratie in erſter Reihe zugetheilt
find, laſſen es nothwendig erfcheinen, auch für hieſige
Stadt diefe Partei in der Form eines engeren Bereins
zu conftituiren. Da Der in Jaͤhre 1864 gegrünDdete
Manuerverein Katholiſches Cafıno“, Wwelcher im
Sahre 1876 in eine Attiengeſellſchaft umgewandelt
zwurde, mit 31. März 1891 als folche ſtatutengemäß
erlöfchen‘ wird, ſo iſt der genannte Verein in einen
neuen umgewandelt worden unter Dem Namen :
Centrums-Verein Katholiſches Caſino
in Heidelberg.
Die Unterzeichneten laden hiermit freundlichſt ihre |
politijhen Freunde und Gefinnungsgenofjen zum Bei⸗
{ritt und Einzeichnung in die Mitgliederlifie ein.
Heidelberg, Ende Dezember 1890.
Graf Barl von Oberndorff.
Jac Lindau.
Dr. £eopold Fiſcher ſen
Wilms, Stadtpfarrer.
Mnier, evzb. Bauinſpektor.
Dr. W. Wlirich, prakt. Arzt.
St. Veth, Zimmermeiſter.
— im preuß. Ubgeordnetenbaufe,
Die Weihnachtszeit wird diesmal doch nicht 10
ſtill verlaufen, wie man das ſouſt gewohnt war ; eS
liegt in preußiſehen Abgeörduetenhauſe Konflitts-
Stimmung in der Luft. Wie bereits erwähnt, ſetzte
e3 in der i‘‚anbgmnei11be=£)rbnuugé=S“Cmnmifiimt des
preußiſchen Abgeordnetenhanjes in dem Augenblide, 100
die Mitglieder, ein fröhliches WeihnachtSfeft“ ſich
wuͤnſchend, in die Ferien gehen wollten, einen Krach?
ab. Die Mehrheit der Kommiſſion, gus Konſervativen,
Freikonſervativen und Cenirum beſtehend, hatte be—
jchloffen, Ddie Entſcheidung darüber, vO Die Zwangs—
oder Gutsbezirken
zur Schaffung von lebensträftigen „Kommunaleinheiten“
der „Zweckverbänden“ erfolgen joll, den Organen der
Selbftderwaltung (den Kreis- bezw. Bezirksausſchüſſen)
zu übertragen, während Die Megierungsvorlage der
Krone, heziehungs&weile Ddem jeweiligen Miniſter des
Innern - die Entſcheidung in die Hand legen will.
Mit einer überraſchenden Entjchiedenheit, die im Tone
nicht von Gereiztheit frei war, Hat der Miniſter dieſen
Beichluß als eine „Einfhränkfung“ der landesherrlichen
Befugniſſe und wegen der Ablehnung jeder Mitwirkung
der Verwaltungsbehörden des Staates für /unannehm—
har erflärt, für nicht geeignet, eine angemeſſene
Grundlage für das Zuſtändekommen einer Landge—
meindeorbnung zu bieten. Dieſe Erklärung gewinnt
dadurch an Bedeutung, daß der Miniſter des Innern
dieſelbe nicht lediglich als ſeine eigene Auffaſſung ab⸗
gegeben hat. Wie der „Staatzanzeiger”, der zuerſt
dieſe Erkärung in einer noch etoss ſchrofferen
Form wiedergab und daun in ausführlicher Weiſe
dieje Erflärung mit Gründen zu rechtfertigen
fuchte, ausdrücklich mittheilt, hat Miniſter Herrfurth
die Sıflärung Namens der königlichen Staatsregier⸗
ung“ abgegeben. Damit ſcheidet ſofort eine etwaige
Demiijfion des Miniſters Herrfurth allein, die 1n
zuerſt veröffentlichten Inhalt der Erkläxung
leiſe durchklang, aus der Erörterung aus Daß,
im Falle der Conflict nicht beigelegt werden
follte, Das ganze Minıfterium mit Caprivi
jeine Demiſſion einveichen könnte, daran iſt gewiß
nicht zu Denfken, und ſo würde ſchließlich nur die leiſe
angedrohte Auflöjung des Abdgeordneten-
Hauje3 übrig bleiben, wenn nach Dder Abſtimmung
in der dritten Leſung die preußiſche Regierung die
Beſchlüſſe nochmals für unannehmbar erklätt und —
wenn fie ſich nicht auf das Herrenhaus verläßt, das
doch auch noch ein Wort mitzureden hat und nicht
gern in Konftitt mit der Regierung geräth. Die
Landgenieindẽ Ordnung berührt nur die oͤſtlichen
Provinzen Preußens und deshalb hat der Weſten
fein direktes Iniereſſe darau, ob ſchließlich die Re—
gierungsvoxlage oder die Kommiſſionsbeſchlüſſe durch⸗
Dringen. Indirekt allerdings injoferne, als grund—
fatzlich der Selbſtberwaltung vor der buregukratiſchen
Allmacht, von der leider in Deutſchland noch genug be—
ſteht, der Vorzug zu geben iſt und ſpäter vielleicht
eine ähnliche Regelung für die weſtlichen Provinzen
erfolgen fönnte. Aus dieſen Gründen haben offenbar
auch die Centrums-Mitglieder der Kommijjion für die
Beſchlüſſe geftinımt. Sonderbar iſt es dagegen, daß
—
die Freiſinnigen und die Nationalliberalen dem bureau⸗
ratiſchen Gedanken der Vorlage zuftimmten. Nament-
lich Herr Abg Richter iſt ſo unwirſch geworden, daß
man ihn fauın wiedererkennt; er möchie am liebften,
daß die Regierung alsbald das Abgeordnetenhaus
auflöſe, und träumt ſchön von einer aus den NMeu-
wahlen hervorgehenden „großen. liberalen Partei“,
wozu er nun anch die Naͤtionat Liberalen rechnet,
denen er tagtäglich vorhält, wie ſie Dabei an Stärke
und Einfluß ungeheuer gewinnen müßten! Uebrigens
wird nichts ſo heiß gegeſſen, wie es gefocht wird,
und wenn nach einer Reihe von Tagen die Kom—
miſſion wieder zujammentritt, ſo wird man ja bald
erfahren, ob nicht dann ſchön hinter den dunkten
Wolken des Kouflikts die Sonne der Verſtändigung!
ſich anzeigt. Wenn Prinz Karnevol fein Herrſchafts-
Scepter ſchwingt, ſo wird auch Herr Richter in—
zwiſchen erfahren haben, daß er zu früh in’s Zeug
gegangen iſt.
Deutſches Reich.
* Berlin, 29. Dez. Wie der „Köln. Bolksztg.“
neuerdings gemeldet wird, hat es mit der Meldung
von einer im Januar im Abgeordnetenhauſe zu er-
wartenden neuen Sperrgelder Vorlage, welche für
das Centrum annehmbar ſei, vollſtändig ſeine Rich—
tigkeit. Weiter iſt das Blatt in der Lage, mitzuthei—
len, daß es ſich um die Rückgabe des ganzen
angeſanimelten € apitals an die katholiſche Kirche
handeln wird Von anderer Seite wird dem genannt⸗
en Blatte in dieſer Sache Folgendes mitgetheilt :
„Bezüglich der Regelung der Sperrgelder⸗Frage ver⸗
lautet, dieſelbe werde auf der Grundlage erfolgen,
daß die aufgeſammelten Beträge an die einzelnen Bis
ſchöfe überwieſen und in den einzelnen Dibeeſen be—
ſondexe ſchiedzrichterliche Körperſchaften gebildet wer—
den, bei welchen die Geiſtlichen, kirchlichen Anſtalten,
Fonds u . . ihre Entſchädigungs Anſprüche anzu⸗
melden Hätten.“
Ausland.
* Ytom;. 29 Dex B Denifle 1i 3n
correjpondirtenden Mitglied der Ber—
liner Akademie der Vifſenſchaften ert-
nannt wor den Der Dominikaner: Generat
Qarrocca iſt geſtern mit den Sterbeſakramenten ver-
ſehen woͤrden
Paris, 29 Dez. Bei ſeiner geſtrigen Wahl⸗
rede vor den Senatswählern äußerte ſich der Kriegs⸗
miniſter Freyeinet ı. Y wie. folgt: Auf einem ſeit
20) Ein adeliger Sproß.
Nevelle von Antonie Haupt.
7. Rapitel. ®
Als unfere Allerhumsfteunde im Saale der „AoLdDeNEN
2 4 fanden fıe einen Theil der Gälte CShr-
Hardi’S um einen Langen Tiſch gruvyirt der mit vielen
Flaͤjchen! Gläſern unDd einer mad)imenr@uppeuicb_uflel be-
Dect war. Der reidhe Weinhändler felbjt wart eifria damit
bheichäftigt, den Snhalt der Flaſchen in Ddie Schüffel auszu-
{eeren, währenb der jüngere Iheil Der Gejelljhaft HO zu
Sen Klängen eines bheicheidenen Orehefters mit der luſtigen
Dorfiugend um Die MWeite im Kreije IOhwang: *
Mit aroßem SJubel aber auch mit einem Schwall ſcherʒ
hafter Borwürfe wurden die neueNn Anfömmlinge In *
pfang genommen. Fall (hien S, ⏑ ob jogar das Land⸗
Dolf auf Dden Sintritt der Fremden befondere Rücklicht
nehmen wolte: an den Tiſchen im Hintergrunde entjtanb
eine auffallende Rewegung, und viele der tanzenden Baare
hielten plöslich inne und fahen mit allen Beichen ehrer—
hietiger Schen zu den eben Erihienenen Hinkber. }
“Daz jit doch eigenthimlich,“ fagte der alte Chrhardt
topfiüttelnd, „Ddie Bauern befümmern (ich fonſt nie um
unjere ejellichaft, und jeßt_ madhen e meinen @üften
Höflichft Bla und jtaunen Sie mit einer Bewunderung
an, al8 ob wenigjteng ein g.fröntes Haupt unter ihnen
amim‘ax verfebte lächelnd: Da wird Woalbert mit {einer
fönigclichen Haltung unDd uu;md;ahmhd.)a_‘n BorneHmheit die
Haupifichuld Davoniragen ; 1ü;umctte‚ die Leute halten ihn
für einen verkappten Prinzen.
„Sa, ja, das iſt er! Der gr0BE ſchöne Herr, Der 10
ernit Drein {dhauf, — ich würde ihır unter faufenden her-
auafinden. Shr fönnt mir’3 glauben, Hannjöro, wenn der
mit feinen jowarzen AUugen Nur gzn!ltal die unemarei an⸗
Jieht, danır iſt ſie 19 gejund wie Or an i .
Mit diejemn Lebhaft gefprochenen Worten drängte ein
fräftiger junger Burihe in Begleitung von zwei ältern
Yännern f durch bis dicht vor die Fremden
wiedererfannte und nicht umhın fonnte, ihm Jächelnd mit
bem Singer zu drohen, Weil er ſeinen ärztlichen Befehl,
nicht auf die Kirmes zu gehen, {o ſchlecht gehorcht hatte.
Clãäs aber meinte, er jet nie fo gefund geweijen, wie hente
Abend
Der mit Hannjörg angeredete ältere Bauer trat jetzt
vor, und indem er fajt andächtig zu dem jungen Gelehrten
aufichaute, fagte er feierlich: Herr ich habe ein franfes
ind zu Hauje. Daß SIhr cS iwieder gejund machen Könnt,
DaS iueiß i von- Ddem Rlas, der unsg Alles erzählt Hat.
Woͤllt Shr mit zu Jhm hHingehen 2“
Freundlich erwiderte Mdalbert: „CEuer Kind will ich
recht gern befuchen, doch moͤchle ich bezweifeln, vb €3 10
va geheilt fein mird wie CEuer junger FreunDd.”
Dırch Adaͤlberis liebreicheS Enigenenfommen ermuthigt,
wagie auch nun der andere Bauer [Hüchtern zu bemerfen:
„Wir hHaben noch mehr Kranke hier am Ort
„Sch werde ſoaleich mit Euch geher,“ fante der junge
Toktor. „Die Herrichaften bitte ich eine Stunde Lang niich
entjchuldigen zu wollen,“ wandte er ſich an die Nebrigen,
Die überrajcht Dder unerwariet Szene Deigewohnt, dann
Schrittf er von einigen Wännern gefolgt, durch die achtunas⸗
voll zur Seite weichende Menge der Thüre zu !
„Wer erflärt mir den Auftritt ?” frug der alte Chr-
hardt noch immer ſtaunend.
Frau Leffenich erzählte hierauf von Wdalbert’s Wunder-
fur am Morgen, und CEhrhardt fagie nachdenklih: „Das
iit aNlerdbings auffallend. Aber jeßt benreife ich auch das
ungemohnte, aänzlich veränderte Beiragen der Bauern —
der I3 vonı Hof hat den Ruhm Doktor Waldburg’s$ be-
zeit3 überall verfüundet. E3 ijt eigentlich Ihade, DaE Du
nicht eine folche Heilurg vollbracht Haft, lieber Marx, da
Du DidhH doch hick niederlaffen mwirf !”
Sein Neffe erwidert Ladhend: „Dann könnte ich ietzt
wahrjeheinlidh das VBergulgen genicßen, an den Betten
Franfer Banern umbherzuftreiden, Hatt mif Fräulein
@ünther den Reigen zu eröffnen.“ Damit verbeupte er
ſich vor Laura und das ſchöne Paar tanzte heiter von
— mOa 4 —
it miderlidher Freundlichkeit näherte Ternan {fi
Qianen, die ernift und finnend am Fenſter jtand: „Slbülä%
i um den nächſten Lanz bitten, Fräulein Liane ?”
_ Unangenehm berührt, mandte He ſic um und fah feine
Augen. mıt ſchwimmender Bärtlichkeit auf ſich gerichtet.
Der Menſch wahr ihr, fo lange fie ihn Fannte, fiet3 ab-
jtoßend erſchienen. und jeine zudrinalichen Blicke hatten fie
bei Tijch die ganze Heit Über geärgert — jeßt erlaubte er
ſich nar, fie vertraulich beim Bornamen zu nennen !”
Kaͤlt und abweiſend erwiderte fie; „IhH dante Ihnen!
Ich bin noch zu fehr erhitzt, um zu tanzen.“ }
„Dann werde ich mir bei der nächſten Yuadrille er⸗
laubẽn wiederzukfommen,“ füfjterte er mit wahrhaft hämi-
B daß-er f
Sie wollte ihnı entgegnen, daß er ſichnicht zu bemäü
brauche, al3 ein ftrenger Blıd ihrer Mutter 4
worauf fie ſich bamit begnügte, ihn mit einem gerade nicht
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„Aber Rind,” frug die Bräfidentin, aus welche
Srunde {chlugft Du dem jungen Manne ſeine —
Mitte auf fafl beleidigende Weiſe ab?”
Ich kouͤnte nicht andersS,“ fagte das junge Mädchen
erreat, „Dder Menſch hat in ſeiner Yıt und Weiſe . etw
unbeſchreiblich Widerwärtiges für mich !“ B
„Kindijches Boruriheil!” zürnte ihre Mutter. „IH
hoffe, Daß ich nicht noch einmal eine folche Unart an Dir
zu rüaen habe. —
Mit dieſen Worten entfernte fie ſich um bald darauf
mit Fran Ehrhardt in ein für Lestere ſehr wichtiges Ge⸗
ſpräch über HaushHaltungsangelegenheiten zu gerathen.
Qiane 306 fiqh noch tiefer in die ſchützende Fenſterni
zurüc; ihr Blick ſchwelite üher die jonnise 4
jcbaft hin, doch ihre Gedanken begleiteten eine hoͤhe adelz
volle Mannergeltalt, die mit milder Ruhe und tröftender
Huverficht von einem Krankenbeite zum andern ſchritt
überall Uindernd und Helfend. Wie edel uxd erhaben 2
ſchien iht Der Mann der {o Gereittvillig jein eigenes Ver-
anügen und ſeine Bequemlichfeit geopfert, um ſeinen