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Pfälzer Bote für Stadt und Land (25) — 1890

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Nr. 71 - Nr. 80 (28. März - 10. April)
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&/ g
sr„@„m täglig, Sonn⸗ und Feiertag3 ausgenommen.
N 3008 mit Unterhaltungsbeilage. Rrei& vierteljährlih
8 ehne Trägerfohn u. Boftauffchlag. Beſtelungen

En Noftanftalten ı. bei der Srhebition Ploͤckftraße 108,

r






Anzeige-Blaft für ſämmtliche Bezirke
des hadı Unterlandes, Preis pro I ſpalt. Petit⸗
zeile 10 Bfig., bei Wiederholungen Rabatt
Inſerate finden die weitefte Verbreitung.



— E,

g_
‚„i@“' hochintereſſantes Vierteljahr
— nie ſteht uns bevor— Eine ganz neue
Yon bhegmnt für das Deutſche Reich, Ereigniſſe
oͤchſten Wichtigkeit ſind im Werden,
teu a Bismarck iſt abgeſchloſſen,
da Cberrafchung muß der andern folgen, des—
* dat die Redaktion des „Pfälzer Bote“
— getroffen im nächſten Quartal noch
i )t'er denn bisher das Lefepublikum mit allen
2 4 Nachrichten zu bedienen. Das Leſen
8 taglich erſcheinenden Blattes iſt für das
bag de Bierteljahr nöfhiger wie jemals,
/ An Lbitten mir alle unſere Freunde in Nah
A ig 1, für die Verbreitung unſeres Blattes
on 3U wollen, Um unfern neuen Abonnenten
tbei[e von jetzt ab die Ereigniſſe täglich mit—
/ i fi " 3zu koͤnuͤen, erflären wir un& bereit, den
Yrga l vom Tage der Anmeldung durch die
)fenbgermnen, den auswärtigen ſofort nach Ein
*— der Poſtquittung, die Zeitung täglich
—— $ bis zum 1, April, alſo dem Beginn des
bonnements, durch die Poſt zuzuſenden.
8 Wolle von diefem Angebot den ausgiebigften
* machen.

EEevedition des Pfaͤlzer Bote“,














Deutſches Reich
* Berlin, 26. Maͤrz



) 4 5 Ter Kaifer empfing heute Bormittag 11 Uhr
| — Bismarck in Audienz. Dieſelbe währte
en

/ A ?‚%e{‘ geſtrigen muſtkaliſchen Abendunterhalt—
em Raifjferpaar wohnten fämmtliche
i 89 und Prinzefſinnen, der Prinz von Wales

68 4 Reichskaͤnzler Caprivi, Graf Herbert Bis—
A %_ft& Dlife, Pape, die Miniſter, Geſaudten, Bot-
}
d

die Hof und Staatswmürdenträger, die Gene-
] * Damen bei. Nach neun Uhr erſchten der
— 57 Prinz von Wales führte die Kaiferin, der
8 Prneſſin Friedrich Karl, der Großherzog
* En Ddie Herzogin Johann von Mecklenburg,
— — von Heſſen die Erbprinzeſſin von
4 — Prinz Gebrg von Großbritannien die
* Bictorta, Brinz Leopold von Preußen die
targarethe. Die Genaunten nahmen in
hen eihe Platz in der zweiten Rethe Ddie
— —— Botſchafter und Geſändten
Men, Der Kaiſer irug den rothen Koͤller

S





Ü Aus heitereui Himmel.
Crzählung von Guftav O Hcker,

dey n * (Nachdrun verboten)
⏑ Stimmung ſtiegen die beiden Schauſpieler
W S® er Dßberg hinan. Edwin fah fich durch das vom

'T au Darlehen von ſchwerer Sorge befreit, und
— jene Zufriedenheit, die den Menſchen ſtets
lenit © Dflegt, menn er jeinem Nächften einen Freund-
4 Keiſtet hat.

4 4 erzählte allerlei Schnurren aus ſeiner Bühnen—
beide ihre Seritte gligeln, jo herzlich
19 p DEra Wunder, daß bei ſolcher Unterhaltung die
D 8 2 das Paar höchſt erſtaunt war, alS es
7 K S M Ziele der Wanderung angelangt {ah,
1 des Schloſſes erhoben ſich inmitten eines
8 44 Beraplateaus, das parfähnliche Anlagen zeigte.
v (\tenet“h?ete uffnßflen Teppichgärtnereien ſah man hicr Üüppige
Y ;f’d)lo% ?Bäu;n SPringhrunnen, Statuetten und eine Anzahl
V 4 — 54 belaubte Bogengänge z0gen ſich um das

7 A0

48 Era D Zwijchen dem gefättigten Grün von Jasmin
ä“‘ ätmi!ghääeheße_f — 2 vom Herbite rothgefärbten
fi“hiu„n b‘ff)te Wiinz, Gin Theil des Kreisförmigen Plateaus
ü”ßpung “hterh%uäuäbecfeu eingefaßt, die von zwWei offenen

e wurden, welche die prächligſten Aus⸗
en,

1

ir E felbft mar alterthimlich. . Die vier Geen
/ %?35 %O“‘Té:nbe“iß 2 Thürmchen 409 Meige ihren
m“‘*thlä{) der —%I[‘itblug. Sunmitten des monumenialen Baues
54 veit ( Tedige Schlogfhurm, der mitk ſeinem rieſigen
y zU jehen war und fchon aus der Ferne ſo
andersmanın, Dder na Rechwitz oder dem
Üte, alg Wegweijer diente.
Daufpieler Hatten das Vlateau kaum betreten,
on einent älılichen, ſchwarz gefleideten Herrn
N und Begehren befragt wurden,











Heidelberg, Freitag, 28. März 1890.

des Garde du⸗Corps mit dem Band des Hofenband-
ordens, der Prinz von Wales die Untform der
Alücherhuſaren mit dem ſchwarzen Adlerorden, der
Prinz Georg die Uniform der erſten Dragoner mit
dem ſchwarzen Adler. Die Kaiſerin trus ebenfalls
den ſchwarzen Adlerorden in ſchwarzer Toilette, wie
denn auch die Übrigen Damen in Schwarz erſchienen
waren. Die Kapellmeiſter Kall und Sucher dirigir⸗
ten. Nach dem Concert war Abendeſſen an Buffets.
Waͤhrend der erſten Pauſe wurden verſchiedene Da⸗
men dem Prinzen von Wales vorgeſtellt.

Uebex das Verhältniß des neu ernaunten
Reichskanzlers General von Capribt zum Fürſten
Bismarck, Herzog von Lauenburg, wird gemeldet,
daß dasſelbe das denkbar beſte ſei. Wie bekannt,
hat General von Caprivi in den letzten Tagen ſeinem
großen Vorgänger mehrfach Beſuche abgeſtattet und
war auch kürzlich beim Fürſten Bismarck zum Mittags⸗
mahl geladen Als verbürgt wird eine Aeußerung
des letzieren mitgetheilt, die er gegenüber dem neuen
Reichskanzler that. Dieſelbe lautete: „Wenn mich
etwas über die Zukunft beruhigen kann, ſo iſt es der
Umſtand, daß Sie mein Nachfoͤlger find.“ Zur Zeit
als von Caprivi Marineminiſter war, hat er flets
am beſten mit dem Fürſten Bismarck harmonirt.

Ueber die Frequenz preußiſcher Ghmna—
ſien durch Ju den und tihre Folgen für die Schule
äußerte ſich der Miniſter Goßler in der von Stöcker
angeregten Judenberathung folgendermaßen: „Da fin⸗
den wir beiſpielsweiſe für Schleſien in Beuthen 89
evangeliſche, 144 katholiſche und 174 jüdiſche Kinder,
auf dem Johanuesghninaſtunt zu Breslau 381 eban⸗
geliſche, 60 kathollſche und 85 jüdiſche, auf dem
Ghmnaſinm zu Gletwitz 84 evangeliſche, 235 katho⸗
lilche und 162 jüdiſche, in Kattowitz 81 evaugeliſche,
52 katholiſche und 124 jüdiſche Kinder. Dadurch er⸗
wachſen der Unterrichtsberwaltung nicht unerhebliche
Schwierigkeiten. Wir haben hier in Berlin Schul—
freiheit eintreten laſſen müſſen, weil die Juden ihr
Neujahrsfeſt feierten und es nicht möglich war, 1D
viele Kinder in der Schule zu behalten daß man mit
Erfolg hätte Unterricht geben können. Außerdem
muß man dafür ſorgen, daß die Juden in dem
Unterricht nicht ſo weit zurückbleiben, denn ſte haben
ja nach ihrer Religion vollfommen ein Recht darauf,
während der hohen Feſttage die Schule nicht zu be⸗
ſuchen. Ebenſo haben wir in Schleſien die Erfahr—
ung gemacht, daß an einigen Stellen ein Unterricht
am Samitag mit Erfolg nicht zu geben war. Juͤ—
diſche Religionsbeamte, welche im Laufe der letzten
Jahrzehnte aus Rußland nach Preußen gegangen
waren, haͤtten manchen Kindern durchaus verboten,
irgend etwas am Samftag zu thun. Wir ſind ge—
nöthigt geweſen, da, wo die jüdiſche Unterrichtszaͤhl
zu groß war, den ganzen Unterrichteplaͤn umzumwerfen









Kennt mich denn der Herr Haus hofmeiſter nicht mehr 9“
äußerte Schwabel vorwurfeboll.

Der hagere Mann nahm höchſt bedächtig eine Prieſe,
ſtreckte den von einer weißen Binde und hohen Vatermördern
umgebenen Hals gewaltjanı in die Höhe blickte einen Moment
zum Qimmel empor und ließ ein grabitätiſches „Nein“ ver-
nehmen, Schwabel nannte uunmehr ſeinen Stand und
Namen, ;

Wir hejuchen das Theater nicht,“ erflärte der Haushof⸗
meifter, deſſen Mund nach jedem einzelnen Satze wie eine Art
von Taſchenmeſſer zuſammenklappte.

Ich weiß das wohl,“ bemerkte der Komiker, „indejfjen
bin ich in den letzte Jahren zum Oefteren hier geweſen und
habe Sie ſtets gefehen, Sie hatten ſogar einmal die Güte,
einem Lataien den Auftrag zu geben, mich im Schloſſe um—
herzuführen.“

Das mag fein. Heute geht es jedoch nicht an da unſer
gnädiger Herr ım Schloͤſſe verweilt.“

Vielleicht wird e& mir geſtattet ſein, meinem Kollegen hier
wenigſtens die prächtigen Parkanlagen zeigen zu dürfen.“

Der Blick des Haushofmeiſters kehrte aus den Wolken
zurück und ſenkte ſich auf Cdwin, den er ziemlich betroffen
mufterte, Ich will den gnädigen Herrn fragen,“ gab der
Petent endlich zur Antwort, „warten Sie hier auf micdh.“ She
er ledoch feine dünnen Beine in Bewegung ſetzte ſchielte er
noch einmal nad) Edwin dann tauchte ſein Hals mwiederum in
Batermörder und Halsbinde unter und gravitätijhen Schrittes
näherte er ſich einem Pavillon, in weldhem ‚der Freiherr ver⸗
weilte, Beide wechſelten nur wenige Worte, dann Kehrte der
Haushofmeifter mit befriedigender Antmort zu den Schau—
ſpielern Zurüc, * 2

„Der Herr iſt hente ſehr gnädig,“ ſchloß er ſeine Mit-
theilung „was umfomehr zl verwundern ift, als — —
geftern in tieffter Trauer befunden, denn e& war die fünfund-
zwanzigite Wiederkehr eineS ungliücdvollen Tages, — Wollen
Sie jeßt nur die Güte haben ſich nacd) jenem Pabillon zu be—
geben, der gnädige Herr erwartet Sie dort.“

Die beiden Kollegen famen der Aufforderung nach und
jahen ſich von dem Schloßherrn auf das Liebenswürdigfte em-





25, Jahrgang.





und haben am Samſtag einen Unterricht ertheilen
müſſen, wie er nach dem Lehrplan nicht haͤtte ertheilt
werden ſollen. Sie werden es alſo naͤtürlich finden,
wenn ſich unter Umftänden eine Sehnfucht bemerkbar
macht, daß man zu einer größeren confeffionellen Ab-
londerung fommt, aber ich Halte eine foͤlche Abfon-
derung nicht für möglich, wenn nicht, wie beifpiels—
weije in Breslan, eben auf dem kleinen Raum für
die verfchiedenen Confeſſtonen auch eine confejfionelle
Sonderung des Schulweſens ſtatlfinden kann.“

* Münden, 25. März. Der Landtag wird bis
Ende April verlängert.

Fus landð.

* Yom, 25. März. Der Civcolo Radicale (ie
radicale Vereinigung) beſchloß, auf den 5. Mai einen
radicalen Congreß einzuberufen. Die Regier-
ung mwird die Abhaltung wahrſcheinlich verbieten mit
Rückſicht auf die uropaifche Lage.

* Newyork, 26. März. Durh Blitzſchlag fand
i Ddem Dynamitmagazin in NMauthaca (Veru) eine
Exploſion ftatt; 25 Perſonen wulden getödiet, 40
ſchwer verwundet.

Aus Baden.
Landtag.

LKammer. (32. oͤffentliche Sigung),

Karlsruhe, 26. März. Präſtdent Lamey
eröffnet 10 1hr 15 Min. die Sigung, Am Miniſter!
tiſch: Minifterpräfident Turban und Regierungss
ceommiſſäre.

Seeretär Greiff verlieſt die neueingelaufenen
Eingaben, darunter eine Petition des freifiunig-demo-
kratiſchen Wahlveretus Pforzheim betr. die Aufheb-
ung der indirekten Wahl zum Landtag. ;

Präſident Samey theill mit, daß verfchiedene
Wünſche hervorgetreten feten, die Berathung der
Betition der Handels kammer Heidelberg
u. a., die Abänderung des S 85 der Städte:-
ordunung Detr., Heute von der Tagesordnung a b-
zuſetzen Er frage das Haus, ob .e3 damit eiu—
verſtanden ſei.

Abg. v. Buol bedauert, daß die dürftige Tages⸗
ordnung noch mehr eingeſchränkt werde.

Präſident Zamey theilt dieſes Bedauern.

Die Kammer ertheilt der Abſetzung dieſes Com-
miſſionsberichtes von der Tagesorduung ihre Zu—
ſtimmung.

Miniſter Turban legt hierauf der Kammer einen
Geſetzentwurf vor betr. die theilweiſe Nbänderung
der Gemeindeordnung! Der Miniſter weiſt
darauf hin, daß es ſich bei dem Geſetzentwurfe ım die
Erfüllung vieler diesbezuͤglicher Wuͤnſche aus zahlreichen
Gemeinden handle. Der nicht bürgerliche Einwohner
erſtrebte die Berleihung des aktiven und paſſiven Wahl—



pfangen., Egon von Kemmeriß gehörte zu jenen vornehmen
Eridheinungen, denen man fofort den feinen Kadakier anmertkt.
Das üppige Haupt und Barthaar war ſchneeweiß troßdent
der Freiherr wenig Über fünfzig Jaͤhre zählte Die edlen
Züge jeines Geficht8 litten unter einer tiefen Melancholie; die
Augen blickten ırübe und nır zu oft zuckte e& ſchmerzlich um
ſeinen Mund. Er ſah auffallend bleich aus, bewegte iich lang⸗
ſam und ſprach leiſe.
Wäahrend er die Grüße der beiden Schauſpieler - erwiderte,
blieb ſein Vlick auf Edwin haften ein JAwerer Seufzer entwand
ſich ſeiner Bruſt und er ſchritt Tangjam der Balluftrade zu,
welche im Bavillon an der Seite des Felfjenabhangs angebracht
war Der Freiherr ließ ſich daſelbſt auf einer Bank _ nieder
und Iud die beiden Fremden ein, neben ihnı Plaß zu nehmen,
Das wunderbare Landjchaftzbild, welcdhes fich von diejent Aus-
hcf)?ßpunft den Beſchauern darbot, riß Edwin zu kautenı Ent-
Yırflasmus hin, Der Freiherr jah ihn freundlich an, und da
auch Schwabel von der Schönheit des Banoramas überwältigt
zu ſein {chien, {o trat in der faum begonnenen Unterhaltung
eine längere Baufe ein. ®

Ueberall thürmten fiH Berge und Felſen auf, Wälder
wechfelten mit ſaftigen Wieſen ab und die herbſtlich gefärbten
Blätter der Laubbäume yobe : fih maleriſch von dem Blaugrün
der Nadelhoͤlzer ab. Tief unten im Thale fchlängelte fich die
Landftraße wie ein ſchmales gelbes Band hin und die einzelnen
Gebdäude ‚erfchienen wie die einer Spielmaarenfchachtel entnom-
menen Häufjer, Zur äußerften Rechten blinkten Ddie weißen
Mauern der Grundmlihie, dann fkam das Lammwirthshaus
und gleidh darauf das Städtchen Rechwitz mit dem halbzer⸗
fallenen Thore und den beiden nebeneinander ſich erhebenden
Kirchthürmen.

Auf der links —— 44 — Chauſſee
bormäris, Ddas an die grauweißen Fllügel einer V S
innerte, in Wahrheit aber ein äBIaumag?u 4 44
den Lebteren faum bemertt, al8 er au rief: ;
N — 4 Etuſcht. 19 gehött das Gefährt der

utter ©Sc)toter; wahrhaftig fie ſitzt auf dem Bock und Kutz
ſchiert ſelbſt.“

bewegte ſich was

Fortſetzung folgt.)


 
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