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Pfälzer Bote für Stadt und Land (25) — 1890

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Nr. 171 - Nr. 180 (29. Juli - 8. August)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44151#0721

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— täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage.
Samftags mit Unterhaltungsbeilage. Preis vierteljährlich
M, 1.20 phne Frägerlohn u. Poftanffehlag. . Beftelungen
— den Poftanftalten ı. bei der Erpedition Zwingerfitaße 7.





für Stadt







gü 130 —— ; —
Sn E | SJuliu8 Jeder in Heidelberg.




Anzeige-Blatt für vie MAıntsbezirke Heidelberg,
Kadenburg, Weinheint, Shweßingen, MhilippsSburg,
Wiesloch, Bruchfal, Bretten Nedargemiünd, Mosbach/
Sberbadh, Buchen, Walldürn, T.-Bifchofsh. Wertheim2c:







— Seidelberg, Sreitag, den . Yugeit 1890





— — — — —
| Druec,Verlag ı. Erpebition von Gekr. Huber 5 deht
in Heidelberg, Zwingerfirake 7. | + fl.





Alr die englifßen Yrotelfantichen Milionäre

M der Deulſchen Reichsztg.“ in Bonn gefchrieben:
* engliſche proteſtantiſche Miſſionär iſt immer aus
— — Perſonen zujammengefeßt: er iſt Agent
8 egierung und Agent der religiöſen Geſellſchaften.

er Mifiionar iſt vor allen Dingen Agent der Re—
f 3 uͤnd muß als ſolcher dem Staate für ein
4 Minimum von 250—300,000 M. Geſchäfte
4 Als Gegenleiſtung gewährt der Staat
M und ſeiner Familie unentgeltliche Beforderung auf
rhooren und Eifenbahnen ſowie bewaffneten Schutz

raͤnden Ländern, und eine je nach Höhe der ge—
Ehten Handelsgeſchäfte verſchiedene Prämie. Hierin
uegt auch die Erklärung dafür, warnm der engliſche
Ie"b_amerifauificf)e Miffiönär in erſter Linie ein Händ-
ſt bald auf eigene Rechnung, bald auf Rechnung
* Gefellſchaften, und warmn die Regierung ſich
mpfindlich zeigt, wenn ihren Agenten zu nahe ge—
* wird. Von Zeit zu Zeit aber erſt in ziweiter
e zeigt ſich der Mifjionär dann auch als der Ab⸗
Wandie der retigioͤfen Geſellſchaften, damit er der mit
8 Stellung derknüpften Voriheile nicht verluſtigt



das Gehalt, welches er empfängt, iſt ſehr ver-




Derungen des Betreffenden ab. Immer jedoch iſt
7 Preis, welcher zum Voraus ausgemacht wird, ein
T beträchtlicher, und es gibt Vexträge, die auf jähr—
18 12, 15, 20, 30,000 Fts und noch mehr lauten

* das Gehalt ſiets höher als 10,000 Fres. ift,

* fann man aus der im vorigen Jahre geäußexten

lage eines auglifanifchen Prediger3 über die „prefäre“
| c des proteftantijchen Elerus in England entnehmen :
11 S gibt Paſtore, ſo ſagte derſelbe, welche nicht über
} 0006 Frc8. Gehalt hHaben!“ und er fügte hinzu:


7 ſich unſere jungen Geiſtlichen lieber dem bei
Kten beſſer bezahlten Miſſionsdienſte, und ſo Fommt
daß wir im Mutterlände an Seelſorgern Noth
Kein Menfch wird natürlich glauben, daß die
bieflantifchen Miffionäre vom ihrem Gehalte oder
* ihrem durch Handelsgeſchäfte exworbenen Verdienſte
13 Werk Dder Miſfion unterſtützen.! Da Ddiefelben
über erwieſener maßen doch ſehr viel Geld für Miſſions⸗
Wede ausgeben, ſo entſteht die Frage, woher dieſes


ÜVienenen Werke des proteſtantiſchen Predigers
— —— —

Sainton, welches in Auszügen von ſämmtlichen
proteſtantiſchen Blättern abgedruckt wurde. Das Geld
wird von den Bibelgeſellſchaften geliefert, welche in
ſaͤmmtlichen Staaten ekiſtiren, woſelbſt die „KReformation“
Eingang gefunden hHat. Dem Verfaſſer zufolge wurden
von nur 14 dieſer Gefellſchaften im Jahre 1888 fol—
gende Summen eingebracht ;

Verein für proteſtantiſche Propaganda 3,466,670 M.
Verein der Mähriſchen Brüder (Herren-

huter) —1 300 009
Engliſcher Baptiſtenperein 1,094,470 ,,
Qondoner SGejellfichaft . 3.121.,500. ,
Anglikaniſche Geſellſchaft 2—

Amerikaniſche Geſellſchaft (Bofton) .

Amerikaniſcher Bapriſtenverein

Baſeler Geſellſchaft.

Wesleh Geſellſchaft

Presbyterianiſcher Kirchenverein (Ver-
einigte Staaten) ;

MethHodiftiicher Kirchenverein (Vereinigte

3:336,450 ,
2,093,960 ,
900,000 ,,
3,296,680

3.727,800. ,,

Staaten) . . . } — ⏑ —
Presbyterianiſcher Kirchenverein (Eng—
land) 1413170

Verein den freier ſchottiſchen Kirchen 2,095,320
Chineſiſcher Kirchenverein 800,000 ,
Einnahmen dieſer 14 Geſellſchaften 37,111,210 M.

Die Gejammteinahme der verſchiedenen Geſell—
ſchaften (es gibt deren etwa hunderh überſteigt 50
Millionmen .. fünfzig Millionen für das eine
Jahr 1888! Und dieſe Ziffer iſt nicht etwa über—
trieben, ſondern miehrere proteſtantiſche Zeitſchriften
berechnen dieſelbe ſogar auf 62 Millionen. Bei der—
artigen Hilfsquellen darf es nicht mehr Wunder nehmen,
daß der Proteſtantismus überall, wo er ſeine Emiſſäre
hinſchickt, fabelhafte Summen ausgibt daß
er nicht nur bei den Heiden, ſondern auch in Frank—
reich, Italien, Spanien und beſonders im Orient
ein Heer von Bibelcolporteuren, von reiſenden Prä—
dikanten unterhält, welche mit Honigſeim auf den
Lippen und mit Händen voll Gold inmitten der
ärniſten katholiſchen ſchismatiſchen Bevölkerung auf
den „SeelenhHandel“ ausgehen. Wenn man ſich über
etwas wundern darf, dann iſt es der einzige Umſtand,
daß ſie keinen größeren Erfolg aufweiſen können.
Dieſe Unfruchtbarkeit der irdiſchen Hilfsquellen entlockt
auch dem Prediger Sainton dieſe Klage, mit der
er fein Werk beendigt: „Was wird aus der prote⸗
ſtautiſchen Ehriſtenheit bei unſeren alten, ſchon ſeit
langer Zeit chriſtianiſirten Nationen? Wir wohnen
einem religiöſen Verfalle bei, wie er in der

Geſchichte beiſpiellos daſteht! Der Materialismns in
den Geijtern und Ddie Fmmoralität in den Herzen
untermühlt dieſes Flunker Ehriſtenthum, jeden feſten
religidjfen Boden. Im Innern unferer zahlreichen

(proͤteſtantiſchen) Religionsgemeinſchaften müſſen wir



heutzutage 90—95 pCt. als todte, gelähmte oder
faulende Glieder zählen.“
Dr. Lilller geſtotle
Das Münch! Fremdenblatt ſchreibt: Mit Dr.

Rittter iſt ein Mann von allſeitigem Wiſſen eine
echte, offene deutſche Natur, ein in den Stürmen des
Lebens erprobter Kämpfer für die Rechte der Kirche,
ein ebenſo gewandter Redner als Schriftſteller heim—
gegangen. Die ſelbſtbewußte Enexgie, die aus all
ſeinen Handlungen ja ſchon aus feiner änßeren Er—
ſcheinung in die Augen ſprang, die Geiſtesſchaͤrfe, mit
welcher er im Hörſaale und im Paxlamente ſeine An—
ſichten zu vertreten und zu begründen wußte, waren
ſchon auf ſeinem Antlitze ausgeprägt. Gerade die
Gabe der Geiſtesſchärfe war ſchon in der früheſten
Jugend eine hervorxagende Eigenſchaft des Dahinge-
ſchiedenen. In der Volksſchule ſeines Heimathsdorfes
Jedesheim wurde er von Allen der Mieiſter der Schule
genannt. Den Knaben, der Großes zu leiſten ver-
ſprach, beſtimmten die Eltern zum Stutdium. Das
Gymnaſium St. Anna von Augsburg ſollte die Statte
ſein, an welcher die geiſtigen Anlagen des Knaben
entwickelt an welchem die Grundlage zur Befriedigung
ſeines Wiſſensdurſtes gelegt werden ſollte In allen
Gymnafialklaſſen war er der Erſte, das Abſolutorium
beſtand er mit der erſten Note! Er hatte ſich ent—
ſchloſſen, den erhabenen, aber dornenvollen Lebensberuf
als Prieſter zu wählen. Die kirchlichen Oberen ſandten
den vorzüglich begabten jungen Klexiker nach Rom,
wo er aͤls Zögling des deutſchen Kollegiums die Vor⸗
leſungen an der Greogorianiſchen Univerſität hoͤrte.
Die dahre von 1859 bis 1862, in denen er Philo—
ſophie hörte, benützte er dazu in allen Zweigen dieſer
Diseiplin fich umzuſehen. Beſonders eifrig betrieb
er unter Leitung Succi’8 die Aſtronomie und ſchrieb
1862 eine Abhandlung über Sonnenflecken. Im
gleichen Jahre erhielt er den Doktorgrad in der
Philbſophie. In den folgenden Jahren ſtudirte er
Theologie mit ſolchem Erfolge, daß er 1866 mit Aus⸗
zeichnung zum Doktor der Theologie promovirt wurde.
Unter dem Ehrenvorſitze des Kardinals Fürſten
Hohenlohe vertheidigte er im gleichen Jahre in einem
actus soiemnis 238 Theſen aus der gefammten Zheo-
loͤgie! Von Rom zurückgekehrt, beſuchte er die Uni—



















die ſchwarze Hand. — . verb.)

Koman von Lampert de Ste, Crovix.
Autorifirte freie Ueberſetzung von PHılipp Freid an!.

54)



X Beim Eintritte des Herzoas verließ la Montana ſeine
ürtie und bearüßte den Eingetretenen Herzlich. :

„Wie befindet. ſich Mercedes ?“ . frug la Montana mit
Atoßer Theilnahme. E *
„Danke, gut,“ erwiderte der Herzog mit einem gewiſſen
ülien Stolze im' Stimmfalle, „aber ic möcdhte von Ihnen
g‘.‘“ge Erflärungen erbitten, Juan Wir wollen aber in
Nebenfalon gehen, um ung da ungeſtört allein unter—
alten. zu koͤnnen.

Als fie ſich allein befanden, erſuchte der Herzog den
arauis, ihm Ales offenherzig und wahrheitsgetren mit-
AUtheilen, wa3 jeinem Streite mit dem Franzolen vorgus
Kegangen war. La Montana erzühlte dem Herzog den Ver-
Ouf.des Rennens in alen.jeinen Einzelheiten, ausgenommen
ehjenigen Theil,. der ſich hHiuter den Coulifjen im Stalle
üb{pielte und nicht zu jeinen Suniten gefprochen hHätte. Sa
Ontana Iog dem alten Herzog einen ganzen Roman ver
und {childerte den Franzojen, in den ſchwaͤrzeſten Zarben
&3 war in der That hicht nothwendig und jeitenS des
Marquis nihtfehr edelmüthig, den Haß des Herzoas gegen
Raoul noch mehr 3zu entflammen.
Böogernd frug der Herzog: ;
„Sie: Itehen doch nicht etwa in Verbinduns zu dem
Ueberfalle des Fremden.?” D .
„Auf mein Wort nicht, Hetr Herzog.. SFedenfalls hat
ü der Franzoje durch ſeine Barteinahnte für den Chuͤlo
6* hier Feinde zugezogen, welche ihm aufgelauert
en.“
da uDoch e feht ‚Feft,“. meinte dex Herzog, “„Daß Durd
den Stoß der Navaja; dieſer verhaßte Cindringling meiner
Ochter noch interefjanter geworden iſt wie DOLHEL." .
„Sie ſcheinen doch etwas Ihmwarz zu ſeben Herr Her-
30g,“ erwiderte gejÖmeidig der Marquis. „SH glaube,
dieje Schwärmerei wird fich bald verlieren und, obwohl
Mercede8 mir niemal® Beweife ihrer Neigung gegeben hat,








mir ihre Liebe doch noch zu erwerben. Wenn Sie mit Mer-
cedes auf eine längere Beit unfere Stadt verlaffen, 10 hege
ich die fefte Neberzeugung, daß meine Verlobte dieſen kleinen
Koman wohl jehr bald vergeſſen haben wird.“

— . Ste haben vollſtandig Recht, Iuan, und eben war ich
im Begriffe, Ihnen mitzutheilen, daß ich entfchloffen. bin,
binnem furzer Zeit mit Mercedes nach Madrid zu reiſen
und daß ich darauf zähle, Sie dort wiederzujehen.“
Gewiß, mit großem VBergnügen.“
Treffen Sie daher die nöthigen Borkehrungen, um
auch Ihre Ahreiſe dahin bewerkſtelligen zu Können.“
_ .3 werde die nöthigen Vorbereitungen treffen. Wann
findet die Abreiſe ſtatt?

„DHeute über vierzehn Tage. Wir reiſen zunächſt nach
Madrid und dann waͤhrſcheinlich nach Paris.”

„Ah! Lach Baris ?” .

„Sa. Denn ih möchte dort übex den Frvanzojen einige
Erkundigungen einziehen, welche, wie ich ermwarte, meiner
Tochter die Augen, über Ddenfelben oͤffnen werden. SIn
Madrid werden wir bei dem Grafen de Cafalahıerta,
einem meiner Vettern, ‚abiteigen. Soll ich demjelden mit-
theilen, daß auch Sie mit dahinkommen werden? Er iſt ja
ebenfalls mit Ihnen verwandt.“

„Nein,“ antwortete Ia Montana, . „ich werde bei den
Suttierez abfteigen, das dürfte zweckmaͤßiger fein.“

Gut, doch bitte ih, von unſexer Abſicht gegen ıe
manden ein Wort zu erwähnen. Der Franzoje joll nicht
wiſſen! welches unſer Reijeziel iſt Wenn man mich fragt,”
fügte der Herzog bei, „fo werde ich autworten. daß Wwir
nach Defterreich reijen. . Graf Feretre kannn vor zwei
Monaten das Beit nicht verlaffen, mwie mir der Konjul
mittheilte. - Wir haben aljo voljtändig Zeit genug, um bei
meiner. Tochter einen durchareifenden Sefinnungswechfel
hervorzubringen!

Lieber Herzog, welch großen Dank bin ich IhHnen
jchuldig,“ fagte Ia Montana mit aut gefpielter Wärme.
„Sie werden alsdann das Gluck meinesS Lebens begründet



haben. Ich bin ficher, mir die Liebe Mercedes zu erringen,



— — —
zu der ich eine 10 aufrichtige Neigung im Herzen trage.“

Mit diejen Worlen drücte der Marquis dem Herzog
warm die Hände und verabſchiedete fich, um nach ſeinem
Billaxd zurüczufehren. Z f

Der Herzug Fehrte in das Haus ſeiner Tante zurüd;
gedachte jebt jeiner Tochter von dem zur AWbreife feſtge⸗
fekten Tag Kenntniß zu geben Seine Abſicht wmar, Mer-
cedes über das ‚Hiel der Reiſe im Dunkeln zu lafjen, damit
fie Kaoul dazfelbe nicht mittheilen Fönne, Er mißtraute
jeiner Tochter, denn bei der Nachricht von der Berwundung
bes Sranzojen war ſie ſo beimegt, daß er fürchtete fie werde
mit Diejent. ganz. gewiß ; in. [driftliche Verbinduns treten.
wenn fie das Reiſeziel wüßte.

Des Herzogs erfte Sorge war alfo, Borkehrungen 3
treffen, eine ſchriftliche Verbinduns ſeiner Tochter mit dem
Franzojen zur Unmöglichkeit zu machen D

Yls der. Herzog im Haufe der Marauije anlangte
frug er jofort, ob {jeine Tochter Briefe geſchrieben oder
empfangen habe

Die Antwort der alten Dame fiel verneinend aus,
was den Herzog: nicht wenia heruhigte. Er wußte, wie
romanti{d jeine Tochter veranlagt war, doch glaubte er
nach den Verlicherungen der Marauife nun niht mehr, daß
Mercedes alle Standesrüclichten und die Grundjäge guter
Erziehung bei Seite jeben werde, um mit dem Fremden
eine {chriftlide Verbindung anzukmüpfen.

DHhne der Marquije Zeit zu lafjen, ſich über den Zwed
feiner jonderbaren Frage zu erkundigen, verließ der Herzog
deren Salon und beftieg dann jeinen vor dem Hauſe
wartenden Wagen *

Die alte Dame war ſehr beunruhigt von diejem turzen
Bejuhe. Dos Drängen ihres Neffen, die Wahrheit, zu er-
fahren, .ob Mercedes: mit Raoul in ichriftlicher Berbindung
iebe .und , {ein., formlojes. Wbihtednehmen Tießen Ddarauf
jchließen, daß derfjelbe einen Theil der Wahrheit kannte,
üicher aber‘ darauf, daß ihm die Teidenfchaftlihe: Liebe
Mercedes’ zu deni Graͤfen Feroͤtre kein Geheimniß ge—
blieben war.

Fortfetzung folgt)


 
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