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Pfälzer Bote für Stadt und Land (25) — 1890

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Nr. 231 - Nr. 240 (9. Oktober - 19. Oktober)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44151#0933

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*







— S





Eyſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn⸗
— mit Unterhaltungsbeilage.


Bei den

* Poftanftalten m. bei der Expedition

Zwingerfiraße 7.





*

für Stadt

SS






&‘[ 233 Berantwortliher Medakteur ;
zr S Julius Jecker in Heidelberg.














— —









— „Pälzer

don allen Poſtanſtalten und Briefträgern,
er von unferen Agenten, Trägerinnen und in der
eäpebxtinn Zwingerftaaße Nr. 7 noch fortwährend
Stgengenommen. Beleits erſchienene Nummern

* nachgeliefert.
—— — — —

IIIIII über die Jogiale Krage
d @ in der Frankf. Ztg. eine jeltjame Behandlung,
8 iefbftberftänblid) von der jeder chriſtlichen
4 gebung feindlichen Heidelberger Ztg. acceptixt
8 „ Umjonft ſuchen die Centrumsblätter,“ ſchteibt
i die Wichtigkeit des HirtenjHreibenz der Fuldaer
4 DfS-Conferenz über die ſoziale Frage heraus—
en. Das Aktenfluͤck macht bei allem guten
* der es dictirt haben mag, keinen größern Ein!
* als ſeine Vorgäͤnger. Die Hauptitelle erklärt
ja dlr Genüge Sie lautet: „Wohl haben die
6 Uehel, wie früherer Zeiten, ſo auch unferer
Lren Grund nicht zum geringen Theil in äußern
ijſen in den Mängeln und Fehlern menſch—
4* Einrichtungen, und daher iſt zu ihrer Ueberwin—
guch die Verbeſſerung jener äußern VBerhältniffe
nm Z richtungen nothwendig und nützlich! Aber
igct liegt der Hauptgrund aller jozialen Uebel nicht
I;efi“ ern Umſtänden, ſoͤndern in der innern Beſchaffen—
N der Menſchen, in dem Mangel richtiger Grund-
* ud der rechten Geſinnung, in dem Mangel an
5 in herrſchenden Laftern, wahrend unguͤnftige
¶Verhaliniffe duͤrch chfllichẽ Sefinnung und
erträglicher gemacht und einigermaßen gebeffert
8 © fönnen.“ Das iſt eben die alte bequeme
lpredigerei, die achtlos an der unumſtoͤßlichen
144 Vrübergeht, daß das ſittliche Leben der
en Fabrikarbeiter gerade umgelehrıt von den
Yıken Nebelftänden bedingt und verdorben wird.
das Stmenpflege erzählt uns, daß die Wohnungsnoth
ümilienleben. der Arbeiter zerſtöre; der Phyfid!
s technet un8 vor, daß Ddie mangelhafte Nahrung
\r beiter8 den Altoholgenuß nothwendig macht;
\ Qoieniker zeigt un8, wie - die Kinderarbeit und
zulange Arbeitstag die Volksmaſſen moraliſch
A Qdirt. . Nnd da will man bei der „Berbefferung
dız Sitten“ anfangen und die „innere Beſchaffenheit
Aſchen als Hauptgrund der ſozialen Uebel“

Licht und Ichatten. (Madd. verb.)
Driginal-Novelle von HanS Yordaens.

M b%e fie jo da faß in der Stille ibres trauten Gemaches,
%„f‘“_nmliegenben‚ j@mwarz ſeidenen Gemwande, den feinen
lq„&m\t dem nlatt gefcheitelten, dunkeln Haare von dem
4 en umfloflen, der durch das hreite Henfter auf fie
üne SRel, erinnerte jie in.ihrer Rube und Emfigkeit an
; minniglichen Zrauengefialten der Romantik. -

N de Oland, der in diejem Augenblice mit einem Briefe
ert, Dand in der Thüir des Gemache® anfichtig wurde,
"hmue £inige Sehunden, im Anblide des fih ihm bietenden,
4 Digen Bildes verloren, ehe. er jih dem Maltiſch der

Wdin nöherte. *

4 hugt Alles Nichts ich muß Dich dennoch ftören,
19 gerne ich Sich noch länger aus der Ferne be⸗
5 hätte,“ fagle er injcherzendem Tone auf die Dame
(ec0D, die ıhın lächelnd. entgegen{ad. „So ftilund un-
KD nd in einer fo idealen Schönheit und Ruhe
— daß ich lebhaft bedauerte, nicht glei Rapier
Gecit in Händen zu haben, um Dieh {o 3u zeichnen.“
land, Koland,“ fagte Natalie Lächelnd und drobhte
Mpendlichen Freunde {herzend mit demFinger, „Du
‚Banz {yftemtatijch darauf aus mich eitel zu machen.



44


8 Künſtlers zu ſehen find. — Doch was brinaft
44 — Was malſt Du hier, Natalie?
{n RE das Bild, noch nicht?” 7
yema Cand Hafte mit fichtlichem Interefje die Stizze Na-
M pr E Hand genommen und betrachtete diefelbe jebt
N .prenden Bliden. *
8 3 fagt der geftrenge Profeffor zu der Arbeit einer
Yiüne ,“ fragie die Dame, lachend zu dem jungen
b in ufichend. „Des Vordergrundes wegen hatte ich
‘ütn. 1 3u Rathe ziehen molen, vornehmlidh des Baumes
Qnr Si, Sie gefällt Dir dieſe Palme?“ }
M ıe Hf gut in der Anlage, wie aucdh das Uebrige der
wie die Ferne, in Farbe und Beleuchtung von

N DOHL
d und Talent zeunt. ECchenke mir das Bild, Natalie,”












ausrufen? S3 ift richtig,

daß man damit jede ent⸗
ſchiedene Stellungnahine

zu den Einzelfragen des
Coalitionsrechtes und Ddes Arbeiterſchutzes gefchickt
umgeht. Aber wer Schwierigkeiten umgangen hat,
half ſie auch nicht löſen. Wenn der Centrums-Ab-
geordnete Stößel für die Coalitionsfreiheit der Berg⸗
arbeiter kämpft und der Abg Hitze für nachhaltigen
Arheiterſchutz wirkt, ſo foͤrderuͤ fie die ſoziale Frage
mehr als hundert ſolcher Hirtenſchreiben Die letztern
verkörpern eine veraltete Thebrie die von den praktiſchen
Sozial- Politikern des Centrums ſelbſt nicht mehr ge⸗
theilt wird.“

Die Erklärung dieſer Kritik, liegt zunächſt, wie die Köln
Vlksztg. mit Recht bemerkt, in einer außerſt mangelhaften
Kenntniß des Hirtenſchreibens, (wir haben die Ueber—
Lugung, daß dasſelhe in der Redaktion unferes
Heidelberger Amtsverfündigers noͤch nicht einmal
geleſen wurde, Red. Pf. B.) aus welchen ein paar
Sibe herauszgerifjen und frijchweg als. „ Hauptjtelle“
zur Grundlage der ganzen Beweisführung gemacht
werden Wir Haben,die in politiſcher Beziehung
bedentlamſten Stellen ganz anderswo gefunden, ‚Dort
nämlich, wo e8 u. a. Heißt: „Die foziale Frage iſt
zunächſt eine Frage der Volkswirthfchaft 1nd Ddes
öffentlichen Rechts An ihrer Löſung ſind betheiligt
die Staatsgeſetzgebung, die Politik, die Staatsver-
waltung, Jomit auch auf allen dieſen Gebieten Ddie
weltliche Wiffenjchaft. ... Die natürlichen Kräfte
müffen aber von den übernatürlichen, deren Hüterin
die Kirche iſt, unterſtützt werden, Staat und RKirche
müffen in der Abwendung der ihnen innewohnenden
Hülfsmittel einträchtig zujammenwirken. . ... Möge
die einſeitige Auffaſſung ein für alle Mal ausgeſchloſſen
bleiben e& ſolle die Kirche allein ohne den Staat, oder
S ſolle dex Staat allein ohne die Kirche die ſoziale
Fraͤge zu löſen ſuchen? ufw.

Es genügte eigentlich, auf dieſe und ahuliche Stellen
Hinzuweijen, um den von der Frankf. Btg. erfundenen
Segenjaß zwiſchen der .„veralteten Theorie“ . der
Bijhöfe und den „praktiſchen Sozialpoͤlikikern des
Centrums“ auszuräumen. Die Letztern werden im
Hirtenſchreiben nach Verdienſt belobt, und auf Grund
ſolcher Stellen wie die erwähnten, durften wir mit
vollem Recht gerade umgekehrt erklären: „Unſere
Biſchöfe haben zu den Erörterungen, welche noch vor
furzem den Lütlicher Congreß ſo lebhaft beſchäftigten,
klar und entſchieden Stellung genommen.“ Daß in
einem hiſchöflichen Hirtenſchreiben die fittlichen Gründe
der jozialen Unordnung und die ſittlichen Mittel zur
Abhülfe den breiteſten Raum einnehmen fanır man ver--

bat Roland {o eindringlich, als fei er von dem zugeſtänd⸗
niß feiner Bitte {hon überzeugt. „SS i{t jedenfalls eine
Erinnerung an Deine Reiſe nach Sorrent, die Du !hier



darſtellen willft.“ ;

Du haſt es errathen, Lieber Koland,“ war die Aut⸗
wort der Dame, „und icdh bin gerne bereit, Dir ein eben
{ol%;eé Bildchen zu malen, wenn Du einigen Werth darauf
eg — —

Nein nein, nicht ein anderes. Gexade diefes hier
möchte ich haben,“ unterbrach Koland rafch die Rede Na⸗
faliens. „Warum joll e8s ein anderes jein, Natalie, wenn
ich für diefes ſchon einmal eine bejondere Lorliebe Habe?“

> „Weil diejes hier ichon feine Beftinmung hat, Lieber

Koland,“ erwiderte die Dame ruhig, obne jedoch den Frager
dabei anzufehen. „Ich Habe e& Georg zugebacht.“

Ah/ verzeihe! Ich dachte im Augenblide nicht daran.“

Der Ton in des jungen Mannes Stimme fang merf-
mürdig verändert, als er bei diejen Worten das Bild in
ſeinen Händen wieder vor Natalie hinlegte

Schon wieder dieſer Georg! _

.. Würde er e8 denn niemal8 einfehen lernen, daß er
dieſem Georg in Nataliens Herzen bei Weitem nachſtehe?
fragte ſich Koland im Stillen

Natalie fühlte inftinktmäßig, welche Verſtimmung ihre
Worte bei dem Freunde hervorgerufen hatten ; doch eine
leicht erflärliche, geheime Scheu Hielt fie ab, die Urfache
dieſer VBerftimmung zu einem Gegenitande der Beſprechung
zu madhen. *

. GSie hatte feit einiger Zeit ſchon das äng{tlidhe Bewußt-
jein, Roland habe ihr Seheimniß errathen, und die Be-
Yorguniß, e fünne auf Die eine oder andere Weile durch
Hufall einmal zwiſchen ihnen zur Sprache kommen, befiel
ſie zuweilen in ſeiner Nähe,

Daher empfand ſie es wie eine wohlthuende Erleichte—
Yung, als Poland jetzt ohneden Heinen Zwiſchenfall weiter
mit einem AWorte zu berühren, in der gewohnten, unbe-
fangenen Weije zu ihr fagte:

„Soeben bringt mir die Poſt diefen Brief von Camilla.
Darnach werden wir fie wohl Heute endlich beftimmt er-








Anzeige-Slatt für die Amt8bezirke Heidelberg,,
Ladenburg, Weinheim, Schwetzingen Philippsburs
Wiesloch, Bruchfal, Brettert, Nedargemünd, MoSbadc,
Cherbach, Buchen, Walldürn, T.-Bif chofsh. Wertheint 2C.

20. Sadrg.

Die Biſchoͤfe
Emlich mit derjenigen








Druck, Berlag ı. Crpebition von Gebr, Huber
in Heidelberg, Zwingerfrabe 7.


















nünftiger Weiſe nicht befremdlich finden.
beſchäftigen ſich eben vorne
Seite der Frage, welche ihrem Aınte und ihren
Pflichten am nächften liegt. Daß „der Hauptgrund
aller ſozialen Uebel in der innern Beſchaffenheit der
Menſchen Kegt“, iſt nun ein Mal eine Folgerung
aus der chriſtlichen Anſchauung von der Sünde,
welche ſich allerdings nicht mit den Anſchauungen der
Frankf Zig. decken dürfte; dabei fällt e& aber keinen
Biſchof ein, das Wechfel verhältniß der wirth-
ſchaftlichen und ſittlichen Faktoren und die furchtbare
Einwirkung ökonomiſcher Mißftände auf die Sittlich—
keit in Abrede zu ſtellen. Man kaͤnn ſehr wohl von
der ſittlichen Bedeutung der Wohnungs⸗ und
Ernährungs-Frage, von der Verwerflichkeit und den
ſchlimmen jittlichen Folgen der Kinderarbeit und
der übermäßigen Arbeitszeit überzeugt ſein, und doch
auf die Einzelbehandlung dieſer Dinge in einem
Hirtenſchreihen verzichten! Dafür ſind die Herren
Hitze, Stoͤtzel uſw da, und die wiſſen ganz genaw,
daß ſie dabei ganz im Sinne der Biſchoͤfe haudeln.
Hätte die Frankf. Ztg. den ganzen Hirtenbrief ge⸗
leſen und fich etwa an die raftiſche Sozialpolitik“
erinnert, welche der Herr Biſchof don Trier und der
Weihbiſchoß von Köln in Lüttich entwicelten, dann
wäre ihr Artikel wohl nicht geſchrieben morden.

Deutſches Reich.

— Berlin, 9 Olt, Der Reichsbote! ſagt, ir
unterrichteten Kreiſen werden die Vorgänge beim
Sozialiſtengefetz ganz anders geſchildert als
don der „Kölniſcheu Zeitung“. Darnach kam es in
den leitenden Kreifen zu keiner Einigung, weil Bis—
mard das Sozialiftengefjeß verfhärfen
und das allgemeine Wahlredht, aufheden
wollte. Auf Ddiefe radikalen Maßregeln ging Dder
Kaiſer nicht ein, weil er die revolutionäre Gefahr
durch friedliche Reformen beſeitigen will. Darüber
fam e8 zum Bruch zwiſchen Kaijer iınd Bismarck. —
Tatijonalliberale Organe ſind ärgerlich, weil ſüddeutſche
Centrumsmitglieder in der Baden-Badener Zuſammen⸗
kunft die Initiative zur Neform dez Brannt-
weinſtenergeſekes ergreifen.

— Der Abg: Windthorſt
Schreiben erhalten: „Hochzuverehrender Herr! Ew.
Excellenz hatten die Süte, in ſo warmer und aner-
kennender Weiſe auf der Koblenzer Katholiken Ber⸗
ſammlung von dem Wirken der Miſſions· Orden zu
ſprechen und dabei ganz befonders auch der Miſ⸗
ſionsſchweſtern rühmend zu gedenken und die

— 8 — —

Ahrwirklich? — Lun, da freue ich mich fehr, er
widerte Natalie in der ihr eigenen hHerzlichen Weife. *

„Sage das nicht zu früh, Natalie,” meinte Roland mit
einent Berjuche w |cerzeit. . „Du haft e& zwar ſelbſt ge-
wünficht, aber ich fürcdhte, Du bereueft e& noch, Dir dieſen
Plagegeiſt in’3 Haus geladen zu hHaben.”

„eldh” ungalanter NRirter, . der {o rückficht8lo3 eine
Dame beurtheilt,“ drohte Matalie Vächelnd. „ Ich wieder-
Hole Dir, daß ich mig auf den Bejuch Deiner Coufine fehr
freue Ich bin wirklich fehr gefpannt, zu jehben, was die
leßten zehn Jahre aus dem braunen, wilde Rinde von da⸗
mals gemact haben.“ ;

„SBermuthlich ein cben{o wildes Fräukein,“ warf Ro⸗
land nachläffig Ddazwijchen.

„Das arme Kind wird vieler Zerftreuung. bedürfen,“

fuhr Natalie fort, u.ihre BZüge nahmen dabei den Ausdruck
tiefen, inneren Mitgeühls.an, „denn wie niederſchmetterad
nüſſen die Ereianiſſe der lekten Wochen auf das jugendliche
Gemüth gewirkt haben! Entijeblich, wenn ich bedenke, wie
das Schicklal dieje Familie befroffen hat. Aber wir wollen
uns alle Mühe geben, Camilla zu erheitern während der
Dauer ihres hiefigen Aufenthalte3.“
„V, Damit wirkt Du Dich nicht fonderlich anſtrengen
müffjen,“ ermwiderte Roland. lachend. „Das Unglüc ift nicht
im Stande geweſen ihren geohnten Nebermuth zu dämpfen.
Da nimm und überzeuge Dich felbit.“

Natalie nahm mit einem zweifelnden Blick auf den
Sprecher den Brief entgegen, den Roland ihr reichte.

Es war ein fleines, 'mit zierlidhen, flüchtigen Buch-
itaben Dbebedte® Briefblatt, daz Rolands Coufine Jandte
und Natalie las:

Mein ſehr geftrenger Herr Vetter! Du wirſt die Güte
haben, wenn i Dich unterthänigft darum bitte, dem Herrn
Präſidenten oder. dem Hräulein von Dannenberg, reſpelt⸗
vollen Andenkens, die Mittheilung zu machen, daß. icH
unmwiderruflih morgen Nachmittag mit dem Bieruhr-Buge
bort eintreffen werde. Gerne hHätte ich an Natalie jelbit
gef@rieben, aber die Heerde Koffer in meiner nächiten Um-
gebung macht e& mir unmöglich, mich auf den dazu noth»



hat nachſtehendes

















warten fönnen.”

wenbdigen, feierlichen Styl zu befinnen. €& wäre mir an-


 
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