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Pfälzer Bote für Stadt und Land (25) — 1890

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Nr. 111 - Nr. 120 (17. Mai - 29. Mai)
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8 *

A s Demt Läglid, Seuu- und Veiertag ausgenouuwren.

R AR6gS mit Unterhaltuugsbeilage, B reis biertellährlieh
da 70 obue Trägerlohn u Bokanlielag, Beitellutgzu
en nftenfiniien u bri ber Gxpebiston AMöcfiraBe 108.











Anzıeige-Blattfür ſämmtliche Bezirke
des bad. Unterlandes, Preis pro I ſpalt. Petit⸗
zeile 10 Bfg., bei Wiederholungen NRabatt,
Inſerate finden die weiteſte Verbreitung,







ſteuer⸗Hittſchriften in
4 | Dder Badilden Erſten Fammer.

gne A SCE Inhalt der zahlreihen Bittfehriften, Betr.
?mfi)temng in der Beſteuerung des als Haustrunk
Et 4 Brauntweins, iſt genügend bekannt. Der
— über Ddiefe Bittichriften für die Grite
tet 65. Freiherr Ferd. v. Bodman, erklärte in der
2 * vom 17. Mai: Die Meinung der Kommiſſton
ehtn daß die Großh. Regierung für Abftellung
Q—EE“ Tage getretenen und fuͤr begründet eraͤchteten
21 rerdeh nach Thunlichkeit Sorge tragen möge,
D i dieſem Sinne beautrage die Komnlifſton die
4 Neberweifung der Vetition. ;
8 mächſt müſſe nun conſtatirt werden, daß die
z mung, weiche die Sinführung des Reichs-
R etnfteer-Gejekes in den Kreijen der Klein-
5 ® Derbvorgerufen habe, eine allgenieine, alſo nicht
* Thättgkeit einzelner Ausführungsorgane her—
j xuleie, und eine Dauernde, d. . nicht bloß durch
ngteeuf)m der betr. geſetzlichen Beſtimmungen be—












ich





un,
et!

! Kr 03 Gefeb felbit für die Meinbrenner gewiffe
die “ufin und Unbilligkfeiten enthalte, obwohl bet der
id des Geſehes den Iutereſſen der landwirth⸗

65 Brennereien und namentlich derjentgen der
Lden Aeinbremnereien anerklanntermaßen (?)
O; ag S, gefragen worben fei, Die Kommifiton habe
2 D eine Brüfung des ganzen Geſetzes daraufhin

Lboten erachtet, ob und welche einzelne Beftimm:
Dg _Ögéierben etwa. unferen Kleinbrenuern nach⸗

3 8 der Grundfehler des Geſetzes müſſe nun die
‚en fn 7E betrachtet werden, daß die Vranntwein-

*
* auch. von denjenigen kleinen Brennern gezahlt
n * mülfe, welche gar nicht für den Verkauf fon
8 * jür den eigenen Konſum produzterten, und
K i Gefehen, von den hier nicht weiter in Betracht
B Mden Stundungsvoͤrſchriften des Gefekes, die
18 bezahlt werden müffe ohne Ruͤckſteht daͤr—
San CM dem Producenten die Verwerthung ſeines
* 3655 möglich ſein werde. *
8 Giter ſet zu beachten, daß die Veranlagung der
18 Trehe erHehliche Zweifel bezüglihh ihrer
ig eit zulaffe, weil verfchtedene Stoffe, die eine
} ; Dene Ausbente gewähren, unter einem Steuer⸗
} S uütmengefaßt ſeten.
Ara da gebe die Bemeffung der Ausbeutefäße
/
Norwalanzbeuteſätze eher üher, als
Ede Durchſchnitt lägen. Die erzieheriſche Wirk—
*— Stenerabfindung durch Aufſtellung feſter Sähe
6 Nict zu beabieden; wenn aber dieſe Sähe
1* Demejfen jeien, {D würden dadurch gerade die
aͤtur weniger begünſtigten Landestheile be—





Geidelbevg. Mittwoch, 28. Mai 1890.



nachtheiligt und das Verarbeiten geringwerthiger Stoffe
unmöglich gemacht. Eine anderweitige Feſtſetzung
der Ausbeuteſätze ſtehe aber der Landes⸗Central⸗
behörde zu, wie dem Wortlaut des Geſetzes zu ent—
nehmen ſei, und dieſe Anſicht werde auch von der
Großh. Regierung getheilt, die, um eine Grundlage
für anderweite Feſtſetzung der Ausbeuteſätze zu el—
halten, mehrfach bereits Probebrände angeordnet habe.

Endlich ſet noch die Höhe der Skrafen wegen
geringfügiger Verfehlungen gegen die Beſtimmungen
des Geſetzes, bei denen eine Defraudationsabſicht auf
Seiten des Kontravenienten maugele, als beſchwerend
zu erwähnen.

Herr Geheimrath Prof. v. Holſt meinte, e5
könne zugegeben werden, daß es ſtenerphiloſophiſch (!)
an ſich richtig ſei, daß eine allgemeine Confumſteuer
ſich auch auf das von dem Producenten ſelbſt Con—
ſumirte zu erſtrecken Habe. Die Erfahrung und Die
Geſchichte lehre aber, daß dieſe Wahrheit von den
großen Schichten des Volkes nicht gewürdigt werden
könne, und daß deshalb gerade ſolche Steuern von
jeher die meiſt gehaßten geweſen ſeien; in derartigen
Fragen müſſe aber auch dem Volksgelſt Rechnung
getragen werden. Richtig ſet ferner, wie der Hert
Finauzminiſter ausgeführt habe, daß bis jetzt die
Steuerbefreiung des als Haustrunk verwendeten
Brauntweins bei uns noch nie eingeführt war. Dem
ſei aber entgegen zu halten, daß ſowohl wegen der
drei freien Brenntage, als in Folge des erheblich ge—
ringeren Steuerſatzes früher dieſe Steuer gar nicht
drückend empfumnden worden ſei.

Trotzdem hege Redner keinen Zweifel, dak, wenn
im Intereſſe unfezer Kleinbrenner noch einige Erleich—
terungen gewährt werden, auch unſere Bevölkerung
ſich ſehr bald in das nene Geſetz einleben werde, wo⸗
durch dasſelbe namentlich auch die politiſche Bedeut—
ung, die ihm zum Thell beigelegt worden
ſei, einbüßen würde, was er nicht vom Parteiſtand⸗
punkt, ſondern vom patriotiſchen Standpunkt aus nur
lebhaft begrüßen könnte.

Seitens des Frhru. v. Göler war ein Antrag
geſtellt worden, die badiſche Regierung müſſe eine
Abänderung der Ausbeuteſätze erſtreben, da bei Feſt—
ſtellung derſelben ein Irrthum unterlaufen ſei. Diefer
Antrag wurde abgelehnt und der Kommiſſionsantrag
angenommen.



Heutſches Reich.
* Herfin, 25. Mai.
= er Kaiſer jandte von Proͤkelwitz am
20. 5. We. dem Grafen Moltfe in Folge Jeiner Neichs-
tagSrede ein Telearamm, worin er feinen wmürmften
Dank ausfp:iht für die Art und Weije, mwie er für
die Armee eingetreten Jet, allzeit Dereit, im Dienſte des
Baterianbes die höchſte Chre zu finden, Der Kaijer

Haxte Köpfe.
Erzählung aus dem Schhwarzwalb,
Bon Oskar Höder,
* { (Bieudonyn: Hermann Frank.)

28 Fortſetzung.)
22 —— ſchweres Unrecht gethan,“ fuhr Lorenz Efort,
65 * mich dafür Hart geffrafi. &s ift mir ſchlecht
f Stü © ürbele, herzlich fchlecht, {o daß ich oft nicht einmal
— — Brod hHatte, meinen Hunger zu {tillen, Das einz
; °n * Sott mir bot, mar Waſſer um. meinen Durſt
— — Ich erkannte darin ſeinen Fingerzeig; und
— * * recht über mich hereinbrach da ihat ich dem
64 Selübde und {hwur, dem Genuß des Brauntweins
— — 3M entfagen, Brauchft alfo nicht mehr zu Bejürchten,
&3 m{%‚ W in den alten Fehler zurücdfalle, — bas Schick⸗
W 8 gefeit. Ich war da ih Sich verließ, in {Olimme
{ i„m.flirafl;m, welche demieiben Laſter fröhnte, nır noch
— Weife, al8 ich Die ruͤden Geſellen boten













\
8 — vor welchenı id
4 * Sin nict zu beſchreibender Widerwille erfaßte
” o 8 Enifloh ihrer Gefellichaft, nochte ich dadureh auch
— — auSgefeßt jein, Der Hunger, den ich
8 E& mur der kictaſte Theil meines Elenſs.! Der

2 — bie orpurfe und die Sehnſucht nahmen
SM in Age zu. Ich ward inne, daßz ich odne Dich nicht
R ’öärh — jei, Was bot mir auch das Leben, wenn
© Niht het mir war? So hielt ich eines Tages
Wnitäten Wanderung inne und trat den weiten
e näher ich meinem Ziele lam, deſto geringer
id)teb auf ‚meiner Bruft, Als ich aber geftern Gengen-
— da Überfiel mich eine namenloje Angſt. „Wie
Ur * Bärbele ergangen fein?“ rief e& in mir „Wird
, da talt verliehen haben, das verdbammungswürdige
D ihr zugefügt, zu ertragen 2“ Ich wagte mich

te nicht heran, auch Furcht, {Olimme Botz
Erſt wmährend der Nacht fchlich i micdh in’8























mich jenſeits der Gaſſe auf, underwandt
nach dem Fenſter unſeres kleinen Zimmer8 blickend! Von Zeit
zu Zeit ſah i einen Lichtſchein und einmal erfchienft Du dicht
am Fenfter, Da jauchzte meın Herz auf, ich wußte nun, daß
Du lebteſt. Aber ich bemerkte aud, daß Duletwas in Deinen
Armen hielteſt und wiegteſt. Sollte SGoit in feiner Guade und
Güte ſo meit gegangen fein, daß er mir reuigen Sünder auch
noch das Glück zu Theil werden ließ, ein kleines yiljlojes
Wejen mein nennen zu dürfen? Ach, Büärbele, cpie dankbar
blickte ich zum Himmel empor und welch' ſelige Thräner habe
ich geweint; aber gleichwohl wagte ich midh, Da der Morgen
kam nicht in’® Haus, und erft, al8 ich Dich daſſelbe berlaffen
ſah ſchlich ich in’s Zimmer und begrüßte meinen kleinen Sohn.
Wie ſtehtis nun, Barbele, darf ich Hier bleiben und mir iın
Orte wieder Arbeit fuchen?? .

Das mar ein inniger Blick der Liebe, den das junge Weib
dem reuigen Gatten zumwarf, ein leuchtender Straht aus dem
Reiche der Ewigkeit. Zärtlich untjehlang Bärbele Lorenz und
das Kind, aher noch um vieles freudiger glänzten ihre Augen,
als ihre „and auf der Stirn des Kleinen eine feuchte Wärme
fühlie, das beſte Zeichen, daß jede Gefahr voruͤber und das
Fieber gewichen waͤr.

So hHatten denn Lorenz und Bärbele einander wiederge⸗
funden, um ſich nie mehr zu frennen;z und als die Rückkehr
des Gatten und ſeine Reue im Dorfe bekannt wurde, war
Trispin der Erite, der bei dem jungen Paare. erſchien und
Lorenz ankuͤndigte, daß er bei * wieder Arbeit finden werde.




In größerer Aufregung, als am heutigen Sonntage, hatte
die Gengenfelder noch nie die Kirche verlaſfen.

Es mar daran ſicherlich nicht die Kirmeß ſchuld, welche
man feierte, obwohl e& dabei immerhin Srregung genug gab,
denn die Kirmeß von Gengenfeld war die beſuchteſte in weltem
Umkreis, und ſelbſt die Honoratisren aus der Amtsjtadt ver⸗
ſchwahten e& nicht, zu der Zeit Gengenfeld und ſeinen berühmten
Forellen einen Befuch abzuſtatten.

Den SGrund für die Erregung hatte man indeſſen heute

anz anderswo zu ſuchen. Anton Foͤrger war nämlich in der
— geweſen, hatte ſeine Nichte Afra freundlich gegrüßzt und









25. Jahrgang.







beglückwünſchte den Grafen auch zu der Anerkennung,
welche ſeine Rede auch außerhalb Deutſchland gefunden
habe. — Bei der letzten Frühjahrsparade fiel die in⸗
time Unterhaltung des Kaiſers mit Graf Walberfee
auf. Auch Reichskanzler Caprivi war in General⸗
uniform erſchienen und wurde vom Kaiſer ausgezeichnet.
Das Publikum erkannte Caprivi nicht. — Selbft die
„Nationalztitung! ſagt, die Militärverwaltung ſolle ſich
keiner Selbſttäuſchung hingeben; ihre Pläne felen ohne
Erſparniſſe bei andern militariſchen Auzgaben nicht durch—
führbar. Das genannte Blatt befürwortet Erſparniſſe
an den Offiziers Penſionir ungen und tadelt den
Wrundſatz“, daß bei Beförderungen die übergangenen
Offiziere ihren Abſchied einreichen, obwohl ſie felddienſt⸗
tauglich und jahrelang ihte bisherige Stellung noch
ausfuͤllen könnten. Auch die Civilbeamten müßten ſich
die Ueberholung durch jüngere Kräfte gefallen laſſen.
— Der „Reihs-Anz.“ veröffentlicht die Ernennung
Dr. Koch’s zum Reichsbank Präſidenten. — Dr. Vir-
chow ficht als Vorſitzender des Dreizehnerausſchuſſes
der freiſinnigen Partei die Legalität der während ſeiner
Abweſenheit vorgenommenen Wahl für den Siebener⸗
ausſchuß an, wodurch Richter aus dem Vorſitz entfernt
wurde. Vırdomw notiftzirte ſeinen Einſpruch ſchriftlich.
— Außer dem fortſchrittlichen Hänel ftimmten die ehe:
maligen Nationalliberalen Rickert, Barth, Bamberger,
Forckenbeck und Schrader gegen Richter's Vorſitz im
Siebenerausſchuß. — In Köln wird die Generalver:
Jammlung der geiſtlichen Präſides der katholiſchen
Arbeiter Bereinigungen Deutſchlands durch den
hochw. Herrn Erzbiſchof am Donnerfiag den 29. Mai,
Morgens 10 Uhr, im Fränkiſchen Hof eröffnet werden!
— Muläßlich des projektirten Bismarck Sentmals
zu welchen jeßt überall „gefammelt“ wird — Die
Poſtbeamten in Deutſchen Reich ſind von oben herab zu
freiwilligen? Spenden aufgefordert worden — lefen
wir im Deutſchen KReich£bhlatt“, E mird die Ver
muthung ausgejproien, es würde kein Denkmal, ſondern
wieder ein Rittergut für den Fürften Bismarek
werden.

München 25, Mai. Nach einer Lömiſchen
Meldung ſoll dem Erzbiſchof von Mündhen: Freifing
bie Carbdialsmürde zuerkannt ſein.

Mainz, 24. Mai. Durch die Interveution der
tadtverorvneten Börckel und Dörr wurde heute nach
ſechsſtündiger Verhaudlung mit den Fabrikanten und
Arbeitern der Strike der Schuhmacher beigelegt.
Die Strikenden nehmen Dienſtag die Arbett wieder
auf. Das Kautions und Druckſyſtem fällt meg. Die
Fabrikanten haben ſich verpflicktet, bei Lohndfflrenzen
keine Sperre mehr zu verhängen.

®





Husiand.

Wien 24. Mai. Polniſche Blätter berichten
neue Katholikenverfolgungen aus Rußland,





jogar ein paarmal nach dem Bruder Crispin hingefehen,
Nach den SGotte@bienjt hatte Anton mit dem Pfarrer ge-
jprocdhem und ihın für die jchöüne, ergreifende Predigt gedanft,
Es mußten ſich in dem Iörger’fchen Hauſe ganz feltjame Dinge
vollzogen haben, um eine derattige Wandlung begreiflidh er-
ſcheinen zu laſſen. Vor Antons Wohnhaufe ſtaͤnden denn auch
zahlreiche Gruppen neugieriger Dorfbewohner, die durchaus
hinter die Löſung des Raͤthſeis kommen wollten, das ihnen als
ein Geheimniß erſchien

Ich wuadere mich jetzt über nichts mehr,“
alter Bauer, „mag da Lommen, was da wolle,“

Trotzdem ſollte noch der nämliche Tag den guten Maͤnn
Lügen ſtrafen

Erispmn war gleichfalls hochüberraſcht aus der Kirche zu—
rückgekehrt.

„ hätte eher des Himmels Sinfiurz erwartet,“ ſagte
er zu YAfra, die Äußerft Iuftig und - aufgeräumt erfchien, {jehr
häufig zum Fauſter hinaus ſah, hin und wieder aber auch eine
kleme Ungeduld zeigte. ;

Der Poftbote hatte wiederum vom Advokaten in der Stadt
ein. Schreiben gebracht, das Grispin aber erft nach Heendigtem
Cottesdienſt erbrechen wollte. Er mochte feine andächtige
Stimmung nidht durch weltlichen Aerger verderhen, Was
konnte das Schreiben anders enthHalten, alg den abermaligen
Ausdruck des Bedauerns von Seiten des Abvokaten, daß Crispin
den Prozeß vorausſichtlich auch in der dritten und Iekten In⸗
ſtanz verlieren wmerde, ,

Mit dem feſten Vorſatz/ ſich in keinerlei Weiſe über den
Inhalt des Briefes zu erregen erbrach Crispin das Schreiben.

Dasfjelde enthielt uur wenige Zeilen, doch dieſe waͤren
bedeutfant genug, denn der Rechtsanwalt zeigie ſeinem KÜienten
an, daß Auton Iörger, wider alles Erwarten, auf die Weiter⸗
führung des von iYır jhon halb gewonnenen Prozeije& yer-
5id)t32‚8 feinemf‚‘B_?'uber das Necht, * über deſſen Wieſe führen-
ben Weg zu kaſſiren einräunie und ſich zur Tra Fämmt-
licher Unkoſten verpflichte. 1 — —

Fortſetzung Act)

außerte ein


































































 
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