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Pfälzer Bote für Stadt und Land (25) — 1890

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Nr. 181 - Nr. 190 (9. August - 21. August)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44151#0761

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2
* taͤglich mit Ansnabme der Sonn⸗



‚J unDd Feiertage,.
* — nit Unterbaltungsbeilage. Preis vierteliährlich
14 „h.-bl.20 ohne Zrägeriohn n. Poftanffchlag. Beftellungen



n Boftanftalten ı. bei der Expedition Zwingerſtraße?
— — B C


ſür Stadt




Anzeige-Blatt für die AmtSbezirke Heidelberg,
Ladendurg, Weinhein, Schwebingen, PHilippsburg,
Wiesloch, Bruchſal Bretten, Nedargemünd, Mosbach,
Eberbach Buchen, Walldlirn, &.-Bifdhofsh. Wertheim .









Verantwortlider Redakteur :
Julius Seder in GHeidelberg.






— —

oͤch






— — sm“ » — — —
| Druc, Verlag u. Exbedition von Gebr. Huber 5 Q
in Heidelberg, Hwingerfraße 7. 2 8 l.



f Drotetantifher. Öelchrier über den heil

\ Zhomas von Yonin.

M üch in Gedächtniß ift da herrliche Zeugniß,
4 der befannte proteftantijche. Profejior Dr.
über die Summa des hl. Thomas gab. Der
‚üte Gelehrte befannte. mit edlem Freimuth, er
N ich viele mühſame Studien ſparen koͤnnen wenn






44 * die Werfe des heil Thomas gefannt, die
ig fr tientlichen bereitz ANe8 erhielten und klarſtellten

‚N durch die mühſamen Forſchungen gewonnen
\ Seßt fommt ein zweiter proteſtantiſcher Gelehr⸗
Profeſſor an der Leydener Univerſität W. van
Mgt, welcher ebenfall® ſeinet unummwundenen
“berung für den engliſchen Lehrer Ausdruck ver-
j o Anfnüpfend an die bekannte Erzählung, der
Y Abertus Magnus habe einft, als feine Zöglinge
© anjcheinend- dümmeren Mitſchüler Thomas
B7 “?Ät und ihn den „Ochſen“ genannt, ausgerufen :
timme dicſes „Dchjen“ wird noch einmal in
6 Welt gehört werden, ſagt Profeſſor van
ugt:
* als 600 Fahre ſind nun verfloſſen, ſeit
Nuind in der Kraft des Lebens, ſich auf immer
Aber das prophetiſche Wort iſt wie wenige in
4 19 gegangen Der Aquinate, geſtern noch der
, Clner Studiengenoffen, von nın an ihr Stolz,
e bald „Definitor“ an der Paͤriſer Univerfität,
Ibe der Tauſenden, die ſich in der Sarbonne
drangien, nun auf das Wort des „Engels
— zu horchen, und nach ſeinem frühen Tode
die danfkbare Kirche ihn heilig Aber das iſt
* 4* Die Vorherſagung des Meiſters Albertus
Av S auf: den Heutigen Tag in Erfüllung Noch
Decennium verfloſſen, feit einer, deffen Wort
DL in den Wind {chlagen, aber nie todiſchweigen
4 Papſt ſelbſt, eine denkwürdige Aufforderuͤng
. Sürfien der Kirche richtete. . -“
qCiner Stelle ban der Vlugts (S. 381) heißt
eine Ueberraſchung für jene, Ddie dieſen
nur aus einer überwaͤllenden Leberlieferung
wenn ſie endlich einmal ihın ſelbſt in ſeinem
; gegnen! Nein, wahrhaftig, kein Finſterling
* Denker, der nun ja, dem Denken ſeine
30g, aber innerhalb derfelben ihm auch eine
Öt befundete, wie e8 ſie vorher jelten gefunden.
@prift war jener Axbeiter, deſſen Durft nach
mochte er ſie ſelöſt nicht bis in den
5 erheben, noch zu Jedem {pricht, der ein Rieſen—





















309

mNL olid, wie es bei den Mitteln jener Zeit nur
*





möglich war, zu verſtehen vermag Kein Stümper war
jener Stilift, der freilich nie durch rhetoriſche Floskeln
die Aufmerkſamkeit ſeiner Leſer voͤn der Sache ſelbſt
ablenkt, aber deſſen Lürze Streben nach Schärfe,
deſſen bis zur Eintönigkeit gleichmäßige Methode ge⸗
wiſſerhafter Ernſt, deſfen Einfachheit in einem Wort,
Selbſtverleugnung war. Kein Ketzerjäger war jener
katholiſche Geiſt im beſten Sinne - des Wortes, der
ſtets Juchte, was zu verfühnen, nicht, was zUu trennen
geeignet war, im täglichen Streit feine Sache zu ſicher,
als daß er an unritterliche Waffen uur hätte denken
können, beim Zeichnen der Lehre des Gegners durchaus
ehrlich, und ſowohl bei der Abwehr al8 bein Angriff
frei von Bitterkeit und Leidenſchaft. Ehre dem Ehre
gebühret! In mehr al8 einer Weiſe Kann vielleicht die
Verbreitung ſeiner goldenen Weisheit der menſchlichen
Geſellſchafft zum Heile dienen. Aber ſicher ſteht der
edle Ton, den dieſer Lehrer der triumpbhirenden Kirche
ſelbſt gegen Irrende und Ketzer wählte, als beſchänien—
des Vorbild da ſowohl für die Parteigenoſſen als für
die Gegner unſerer Tage.“

Keinem Sterblichen“, fügt er (S. 396). bei,
es gegeben, ſich ganz den Einflüffen feiner Zeit 31
entziehen auch dem heil Thomas nicht. Tief wurzeſte
er in der Anſchauungs wejſe des chriftlichen Mittelalters;
eine Anſchauungweiſe, die uns fremd iſt, daß . man
glauben möchte, wenn man ihn hört, eine Stimme
aus der anderen Welt zu vernehmen. 1lnd dennoch
nirgends tritt es einem jo überrafchend entgegen : ein
wahrhaft großer Geiſt iſt nimmermehr ein Kind jeiner
Zeit allein. Wenn ein Thomas feine Summa un3
entfaltet, auf {o weiter Grundlage, in ſo feiner, mit
Ausdauer durchgeführter Ausarbeitung dann
ſehen wir doch zwiſchen ihnen (Thomas und Dante)



riſt

ja dann vor allenı begreifen wir das ‚bekannte Wort,
daß ſolche Männer uicht einem Geſchlecht gehören,
ſondern allen insgeſanmt. Ehre jenen Baunieiſtern!
Ehre ihrem Werk!“

Ehre aber auch denen, die ſo unbefangen urtheilen,
zumal eine ſolche Sprache bei unjeren Gegnern leider
nicht gar zu häufig iſt.

Deutſches Reich

Berlin, 19. Auguſt Das Wolff ſche Tele—
graphenbureau meldet aus Peſt, 18. Auguſt: Der
Abgeordnete Abranyi behauptet den Hambürger Nach—
richten“ gegenüber, daß ſein Bericht über daz Inter-
view mit dem Fürften Bismarck echt fei und er-
klärte, er werde, da er die Quelle des Dementis kenne,
gegen dieſelbe an kompetenter Stelle Schritte thun.






Das war vorauszuſehen; erſt viel ſchwätzen und dann
die Schwätzereien in Abrede zu ſtellen geht nicht immer.
Nan ſpird dem Ausgang dieſer Affairẽ um ſo gqrößeres
Intereſſe entgegen bringen, als man ſich Har darüber
iſt, wer in dem Hamburger Blatt das Demneti ver-
anlaßt hat.

Fulda, 19. Aug. Zu der morgen beginnenden
Biſchofskonferenz, an welcher mur preußiſche Biſchöfe
und die Erzbiſchöfe von Mainz und Freiburg theil-
nehmen, erſcheinen alle Biſchöfe perſönlich, ausgenom-
nien jene von Paderborn und Gneſen⸗Poͤſen, für die
Vertreter erjcheinen. Den Vorſitz führt der Erabiſchof
von Köln. Morgen früh findet eine Andacht in der



Bonifaciusgruft ftatt, — Die Verhandlungen follen
geheim gehalten werden.
Ausland.
Narwa. 19. Aug Die Majeſtäten find um

Uhr über Morgeel nach
Terrain gefahren; dort wurden Ddie Pferde beftiegen.
Die Avantgarde des Weſteorps war von Kobilaikh
um 5 Uhr gegen Jamburg, welches das Oſteorps
beſetzt hielt ergegangen. Die Hauptmaffe des Weit-
corps folgte von Yarwa. Das Oſteorps wird ſich
hinter dem Fluß Luga zurückziehen. Das Wejtcorps
ſoll morgen den Uebergaͤng bei Janiburg erzwingen!

“ MNarwa, 19. Aug. Den geſtrigen Hofdejeuner
wohnten der Keichskanzler v. Caprivi, der Minijter
v. Giers, die Botſchafter General v. Schweinit Graf
Schuwaloff, Graf Holkenſtein· Troſtburg und die übri-
gen Mitglieder der Oeſtexreichiſch⸗ungariſchen Bot-
ſchaft bei. Geh Rath v. Giers kehrte unmittelbar
nach dem Dejeuner nach etersburg zurüc. — MNach-
mittags fand ein Volksfeſt am Narowafluß ftatt.

* Qondon, 19. Aug. Der Bapit wird Monſignor
Stonor, Erzbiſchof von Trapezunt, an Stelle Nev-
mannsS, zum Kardinal ernennen.

Newhork, 19. Aug Nachrichten aus Merico
laſſen einen Krieg zwiſchen Guiatemala und Sar
Salvador vorausſehen bei denı ſich dies Mal die drei
anderen Republiken von Central-Amerika betheiligen
werden. Eoſtarica und Niearagua werden ſich auf
die Seite von San Salvador ſtellen, Honduras da-
gegen auf die Seite von Guatemala.

Aus Baden.
Heidelberg, 20. Auguſt.
%* n der Sitzung des Ahgeorduetentags
des Militärverbandes in Weinheim am ebten
Sonntag wurde der Antrag angenommen, es ſolle

Jamburg zum Mandver-













; Die ſchwarze Faͤnd —
2 RKoman von Lam pert de Ste Croiz.
IMAP Otifirte freie Meberfebung von Eiligp Freidank

ren



A Abend tau Herbei. Voch keine Untwort von
* Er ging zum Club, nahm. fjein Diner ein‘
wieder nach Hauſe zurüd. Immer noch keine
z OS
4M ul verbrachte eine ſchlafloſe Nacht Am anderen
aj« Yın ncun Ubr begab er fih. zum, Hotel „Con-
Be, / Wn eine Ent{heidung hHerbeizuführen. Zu feinem
eıfuhr er auf dem Bureau, daß der Herzog und
Ür Oter vor zwei Stunden mit dem Courierzuge nach
© abgereift‘ feien.

ı, Sraf blieb bei diefer Nadkricht Aumm vor. Schreden
* einige Danke&worte und- beftieg ſeinen Wagen,
i‘htm hohen Grad nervöfer . Neberreizung. nad
4 fohren. Dann warf er fih abgefpannt auf ein
und überlegte, mwas nun zu Ihun fei. Um halb
Yachte. endlich der Mammerdiener einen Brief von
Mercedes.! Das Couvert irug den Stempel des
der Südbahn, war um 8 Uhr Morgens aufge-
wahrfdheinlid vor der AWbreife in den Brief-
fr Bahnhofes geworfen. Der Brief hatte folgen-
)icen SInhalt :

jln lieber Herr Rabuͤl!

2“ Daier hat mir die Szeue, die ſich zwiſchen Ihnen
iit crzählt. Z habedie Neberzeugung, daß,
dt Vater 10 ichuldig’ift, wie erzählt wird, jeine
Ugend die Urfacke feines Berbrehen3 gewejfen ſein
7 136 find nicht verantwortlid für Ihres. Baters
gßgh‚b id)_denfe deshalb nicht, daß. unfere Lage hoff-
N f I reife mit meinem Bater nach Spanien
;{ y ler S hicfal: rubt. in den Händer einer mir ſehr
” In Berfon. Mehr wie jemal8 heißt e8. jebt: Muth,
U, ND Verirauen. Sie werden bald einen weiteren
Dfangen. Bis dahin Geduld.

| M. v. M.“

2

na




















— —



13. Kapitel
Die Hinridtung.

Eine heftige Bewegung herrſchte in Xercs. Heuͤte
handelte e$ fich aber nicht um Stierfämpfe oder KRingel-
rennen, fondern um die Hinrihtung von fieben Mitgliedern
der „Schwarzen Hand“ durch die Sarrotte, Das war ein
jeltener Fall in der Geſchichle Spaniens : Sieben Männer,
ſieben Spanier, in fo araufamer und bathariſcher Weife
vom Leben zum Tode gebracht zu fehen: Dies geſchahin
Monate Juli 188 ...

Wie wir ſchon im Laufe der Erzählung gefagt haben,
war die „Schwarze Hand“ eine jener %er_emxgu_ngen‚ welche
in kurzex Zeit den ganzen Süden Spaniens in Schreden

verfeßt hHatte. © x

Die „Schwarze Hand“ wurde zu dem Zwecke geſchaffen
um die foziale Revolution vorzubereiten. m Gegenjaße
zu den Fnduftrieftaaten Europaz haͤtte diefe Gefelfchaft
von Unmftürzlern die Wurzeln ihrer Kraft im Stande der
Landbevölferung. Kleinbauern und Taalöhner waren e8
zumeift, weldhe der VBerfihrung unterlagen, im Bunde und
unter dem Befehle unbekannter Obern die befannten Gräuel-
thaten im Süden Spaniens zu verüben.
Dieler Haufe von Banditen. war eine ähnliche Verbin-
dung, wie in Frankreich zu Anfang dieſes Sahrhunderts
die „ChauffeurS“, welche befanntlich in einzelftehende Woh⸗
nungen eindrangen und die Eintwohner dadurch marterten,
daß ſie alühende Koͤhlen an ihre Fußſohlen legten, um
herauszuhreffen, mo-das Geld verborgen wäre.
Die Obexen der .‚mano negra“ gehörten. jener Klaſfe
von Unzufriedenen. an, wie fie fich in allen Ländern der
Welt aus den Halbgebildeten und aus Intelligenzen; deren
Lebenschifflein geftrandet ift, zufjammenzufjeben pilegt. Mit
einem. Worte gejagt.: Sie.. gehören der internationalen
?Inglrcbitf‘te;tqeieflfd)aft an;, welche ganz Curopa unter-
wühlt hat.

Die Affiliirten diefer Oberen, welche ſich Dant der
ſchlecht organifirten und ohnmächtigen Rolizei in Spanien,
Kalich vermehrten, fanden fiH in alen Ständen, und fö
Fam e6, daß die Verbrechergefellfchaft Ddie Volizeiorgane



- — — — — —
e$, daß fie drei Jahre lang ungeftört ihre ſchreckliche Herr-
ſchaft ausüben Lomute.

Andahufien war der Hauptfik der Schwarzen Hand“.
Aus allen Theilen diefer fruchtbaren Yrovinz meldete die
Preſſe von Mordthaten, Brandſtiflungen frechen Diebſtählen
und MißhHandlungen.

einer Kuhnheit ſonderaleichen wurden alg dieſe
SGewaltihaten, {ogar am hellen Tage, von Märnern mit
geſchwärzten oder mit. einer. Maste verſehenem Antlige
ausgelibt. Kaum war ein Verbredhen begangen und: die
Unterfuchung eröffnet, fo kam. die Nachricht von einer noch
Ihredlicheren Mijjethat, Kurz, die Obrigkeit ftand er
Schwarzen Hand beinahe macht1os gegenüber.

on BZeit zu BZeit faßte die Molizet zwar irgend einen
der Affiliirten diefer Mordbande, .aber troßdem gelang es
nicht, über die Organifation. der Schwarzen Hand“ etmas
Sreifbares zu erfahren.

Die Affıllirten waren zumeiſt verführte Statiiten. Die
Bevölferung blieb na wie vor terrorifirf. Man ver-
barricadirte. Abends Fenjter und Thüren und. bei Eintreten
der Nacht war 3. B. in Xeres für kein Geld der Welt ein
Lutſcher zu befommen, felbit nicht ein VBolizei-Agent, um
mit jeiner Hilfe irgend einen Befuch in der Nachbarſchaft
der Stadt abzuftatien.
Zwei Monate waren ieit der Abreije Raouus verfloffen
als ein Nachtwächter eines. Morgens auf einer der Muhe-
bäntfe des Plabes de Kecoletos einen vollſtändia betrunkenen
— fand, welder aus voNem Halfe tang. ;

Auf die Aufforderung, den Läryt einzuſtellen, ſchrie der
Vaggbund doppelt. fo laut wie zuvor

Der Rachtwächter nahm den ſchlecht gekleideten Strolch
am Arme, um idn auf das Bolizeidureau zu führen. Der-
fjelbe madite frine Schwierigkeiten, Hellte aber nichtsdeſto⸗
weniger das Singen nicht ein.

Auf dem Transporte zum Gefängniſſe ſtieß der Mannn
in feiner finnlojen Betrunkenheit. Drohworte aus, unter
iejen : .‚mano negra“ helfe mir.

; (Foriſetzung folat)



überwachte und controlirte — nicht umgefehrt; daher kanı


 
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