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Pfälzer Bote für Stadt und Land (25) — 1890

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Nr. 91 - Nr. 100 (23. April - 3. Mai)
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— —







Ecſcheint täglig,

M, 1.20 Trägerlohn ı, Poftantjhlag, Beftekungen
Bei den Boftankalten ı. bei der Erpedition Plöckſtraße 108,






Bote

Anzıeige-Blaif für ſämmtliche Bezirke
des bad. Unterlandes, Preis pro 1 ſpalt. Betits
zeile 10 Pfige, bei WiederhHolungen Rabatt.
Inſerate finden die weiteſte Berbreitung,



* — 88—





Ar. 94.




Duelle.

In dem letzlen kalſerlichen Erlaß gegen den
uxus der Offtziere iſt die Stelle ſehr aufgefallen, in
belcher die Irtſtliche Gefittung der Häufer betont
wird, aus Denen Ddie Offiziere Herborgehen follen,
Diefes {chöne Wort Hat alljeitig freudigen Widerhall
m Gerzen aller gutgefinnten Deutſchen gefunden.
Et handelt es ſich darum, nach allen Richtungen
in die Conſequenzen aus dem ſchönen Worte zu
* Ils eine folche Conſequenz betrachten wir die

ejeitigung des Duells im OffiziersScorpS. Mit
vrifilicher Gefittung verträgt ſich das Duell
Vnz und gar nicht; * wenig mit jüdiſcher Ce⸗
ers denn ſchön die zehu Geböte verlangen: Du
ſollſt nicht toͤdten.
Wil haͤben es erlebt, ſo führt ein Correfpondent
©® „Freib. Bote“ aus, daß katholiſche Offiziere,
g’elff)e jich gegen das Duell erklärt und auf die
Sehren ihrer Reltgion berufen Haben, deßhalb aus
Armee gusſcheiden mußten. Auch diejenigen evan⸗
Selifchen Offtziere. welche, aus bürgerlichen Häuſern
it chriſtlicher SGefittung“” ſtamnien müfjfen natur⸗
Gemäß die Kebhafteften Gewiffensbedenken empfinden,
* auf Duelle einzulaffen. Sinen draftijdheren Gegen:
0ß zum Chriftenthunm, welches empfiehl£ die Feinde
3 Kehen 1ud Ddem Beleidiger auch noch die andere
* Hinzuhalten, kanı man nicht erfinden, alS die
ueuntmm‘tung einer
n?‘g zum Zweifampf. SFreilich widerſricht das Duell
bloß dem Chriftenthum, ſondern auch dem ge-
Unden Menfdhenverfiand überhaupt, Denn nie kanıt
T eine Shrenkränkung eine rechtliche Sühne Ddarin
geT}lr}ben werden, daß ſich der SGekränkte mit feinem
eleidiger in einen Zweifampf einläßt, bei welchent
Wr daͤs ſutliche Mecht, Jondern eutweder nur Der
Zufall oder die grüßere Waffeniübung den AuSfchlag
Qibt zD Dielleicht der {Ower Gekränkte ſchließlich ge-
Ödtet nder verftümunelt wird. —
R Die Offiziere haben den hohen Beruf, den
echt3fchuß Des Staates na Außen und Snnen ver-
Dirklichen zu Helfen; fie ſolles die Handhabung Des
Rechts ynd der Gejege mit Waffengewalt, mit Seib
Und Sehen durhführen. Weicher Widerfinn iſt es
üter biefen Umitänden, Daß Offiziere alS folde Det
erluft ihrer Stellung unter Umfiänden 1L verpflichtet
zum Zweifampf heransSzu-
Zwellampf einzulaffen, unD
hegeheit, welche DaS auch für
StrafgefebbucHh unter allen
3 Monat bis zu

?“Qefef)en werden köunen,

Übern oder“fich in einen
e i eine Handlung 3U
© berbindlihe AlNgemeine
5m®ffflhnben mit Feftungsſtrafe von
Jahren bedroht.
Tn Bflicht jeden Staatsbürgers iſt c3, na Mög-
ZOfeit die Muzübung von Rergehen und Zuwider-
1
Harte Köpfe·
Erzählung aus den Schwarzwald
Von Oskar Höcker.
(Bieudonym: Hermanıt Frank.)
VBater, Dder hochnäſige

huͤbſchen Zochter
vor ihm in der

1.

Nar -MUnd ich jag’ dirs noh einmal, X
“*walter muß aug dem Haufe, 0der —.
„Na oder Z“ rief Srigpin unwillig feiner
diu die mit den Händen auf den Hüiten,

* Claſſen
richt * es thut nicht gug denn ich kann den Gerold Sla
U8ltehen 1“ ; ;
— fagft? — icht gewußt, daßz mein
er ir agefallen mußB./ / S
* — 8 rief Afra ärgerlich; „Du fvrgggit
— — Dır weißt, daß i gar einen 4 Y4 — SOl 00
— Dr den Verwalier behälift, 10 ,gieh MT A
— n39 —
w 2 u Bli * ſagte rispin Un
— —⏑ 50R
ar n Hörrijhen Sinn Deines Broͤßbaterz ——
8 * * Zuzuirauen wie meinen Bruder ANLON,
eelig.“

— utmütht ]
en eden —— — —44 — wie jie 68 jedeSMAL
über‚m wenn der Mann in ſolcher MWeije von jeinent * * in
%einb—%“enben Bruder {prad, mit jeit Sadr
\Oaft Lebte, € . rechen
H8in war heute beſandets _ IOlecht auf ihn * *
Der Mmtsftadt einen Br0Sch 9°
— —⏑ —⏑—
* le Sägemiü Srigpis gren z
Aörap stte die — —
au Kajfiert,
oßen 4 er fid genöthigt ſah
Miveg machen zu lajfen, um

ge Mannn in f'mfterem






Heidelberg, Samftag, 26. April 1890,

haͤndlungen gegen das Strafgeſetzhuch zu perhnden
Den Borgejebten der Offiziere aher iff eS Durchaus
nicht allgemein zur Bfliht gemacht, - Zweifämpfe 3
yerhindern, die zu ihrer Kenntuiß gelangen. Ihre
Verpflichtung geht nicht weiter, al8 daͤhin zu wirken,
daß die Bedingungen des ZweilampfeS ZUr Schwere
de3 Faͤlles in keinem Migverhälintß ſtehen. Kommt
eS zum Zweilampf, ſo hat der Präjes des militärt:
ſchen Ehrengerichts oder ein Mitglied desſelben ſich
als Zeuge auf den Kampfplatz zu begeben und darauf
zu achten, daß bei Bollziehung des Zweikamßfes die
Ztandesſitte gewahrt wird.” Der Zwelkampf wird
alſo hier gewiſſermaßen alS Beſtandtheil der Stan⸗
desfitte anerkanınt, Als Standesfitte wird hier etwas
hingeſtellt, ma&g mit der Hrifilichen Gefithung 11D
Sen Geboten des Chriftenthum2 tu abſolutem Wider—
ſpruch ſteht.

Alſo fort mit ieglichen Z3Zwettaupi,
wenn wir mit Durchlührung „driftliher Geſittung
das Volk beſſern wollen!

Das glückliche England.

Das neue engliſche Buoget iſt am Donnerſtag
von dem Kanzler der Schapfammer, Goſchen im enz-
liſchen Unterhauſe eingebracht werden. Goſchen erklärte,
der Neberfchuß des vorigen Finanzjahres belaufe ſich
auf 3,25. Mill. Pfund Sterling; die Staatsſchuld ſei
vahrend der letzten 3 Jahre um 23 Millionen Pfund
yermindert morden; er Hege die Ablidt,






münzen. Der Voraͤnſchleg für das laufende Finenz
jahr mit86,9 Millionen Pfund Ausgaben und 90,5 Mil-
lioͤnen Piund Einnahmen, alfo mit einem Ueberſchuß
von 3,5 Millionen Pfund ſei in den Cinnahmen vor⸗
fichtig veranſchlagt worden, da man nicht allzu hoffnungs
voll -auf die Fortdauex des Wohlſtandes ſein dürfe⸗
denn ſchon Hätten die Strits die günſtigen Verhältniſſe
beeinträchtigt. Für Kaſernenbauten ſeien in dieſem
Sahre 300,000 Pfund zu verausgaben und 100,000
Pfuͤnd ſeien fur
morfen. Im Anſchluß hieran machte Schatzlanzler eine
Reihe neuer Finanzvorſchäge. Diefelben umfaſſen die
Aufhebung des Silberzolles und Des Goldzolles,/ eine Er-
mäßigung des Theezolles um 2 Pence yer Pfund, des
Bolles auf Korinthen von 7 Shilling auf 2 Shilling
per Bentner, eine Erhöhung der Steuer auf Sprit um
6 Bence per Gallone und eine Herabſetzung des Brief⸗
portos fuͤr Indien und die Kolonien auf 21/, Penee.
Hierauf gedachte der Schatzkanzler der im Budget vor⸗
geſehenen Gewährung kleinerer Erleichterungen in Bezug
auf interne Abgaben welche den unbemittelteren Klaſſen
der Bevoölferung zu Gute fommen laſſen, unter andern
au der Herabfegung bder Hausfieuer für klemere



25, Jahrgang.



daß ſich fo der Neberfchuß ſchließlich auf eine Biertel-
Million reduzire. Der Steuerzuſchlag von 6 Pence
per Gaͤllone Sprit wird in Vorſchlag gebracht zum
Zweck der Erhöhung der den Lokalbehorden übertragenen
Sıeuererträge um 1,25 Millionen Pjund. .

Weiter Fündigte der Schabzkanzler eine Bill an,
nach welcher bis zur Löſung der das Schankwirthſchafts⸗
weſen betreffenden Geſammtfrage keine nene Schank⸗
geredhtigkeit gewaͤhrt merden folle, außer, wo ganz
deſondere Ausnahme-VBerhältnifje dies erheiſchen. In
Betreff des Zol les auf Korinthen bemerkte Gojden,
Griechenland gewähre England dafür eine weſentliche
Ermäßigung des Eiufuhrzolles auf engliſche Waaren.
Die Herabſetzung des Zolles auf Korinthen erſtrecke
ſich nicht auch auf andere getrocknete Fruͤchte Möglich
jei, daß Spanien und Fraukreich die hauptſächlichſten
Ploduzenten von Rofinen, eS |päter für wünſchenwerth
halten mürden, das Beiſpiel Griechenlands nachzuahmen
Im weiteren Verlaufe der Sitzung, in welchem Goſchen
noch erklaͤrie, daß die Herabſetzung des Zolles auf Thee
erſt mit dem 1, Mai in Kraft trete, wurden mehrere
Budgetvorfhläge, darunter die Aufhebung des Zolles
auf Silber und Goldwagren, angenomgen.

Die glücklihen Engländer! Ihre Sta ats ſculd
hat ſich na vorſtehender Darſtellung während der
letzſen 3 Jajre um 460 Millionen Mart ver—
minbert, die Reichsſchuld Deutſchlandg dagegen
hat ſich ſchon in den letzten 21/, Jahren über nelche


mehrt und die naͤchſten Jahre ſtellen eine noch größere
Bermehrung in Ausficht. Im Deutſchen Reich ſpricht
man ſchon wieder von Steuererhöhungen, in England
aber iſt man in Lage, u. A. den Theezoll um 2 Pence
für das Pfund, das ſind alſo über 40 M, für den
Doppelzentner, zu ermaͤßigen, desgleichen den Zoll auf
Koriuthen von 7 Shilling auf 2 Shilling pro Zeniner,
In Deut]Gland aber beirägt der Zoll auf Korinthen
jeßt nodh 12 Shilling oro BZentner. Dazu ift der
Minijter in der Lage, eine Herabſetzung der Hausſteuer
für 800,000 Perſonen, welche unter 1200 M, Miethe
bezahlen anzuküundigen. Die Steuererhöhung auf Sprit
geſchieht nicht im Interefje der Staatskajje, fondern
des Komunalhauzhalts, während bekanntlich in Deutſch⸗
land das Reich in Form der Matrikularbeiträge den
Einzelſtaaten nachher wieder abnimmt, was es ihnen
au8 der Verbrauchfteuer auf Branntwein übermittelt
hat. Im Gaͤnzen ifl der engllſche Finanzminifter, wenn
wir Voͤrſtehendes recht verſtehen, in der Lag Steuer—
entlaf{ungen im Betrage von 60 Millionen
Narkherbeizuführen
Deutſches Reich
* Berlin, 24. April.

— Der Reichsbote! meint kindijdh, die Sperr—

geldervorlage bedeute eine Neudotation der katho—





— — —— ——
Erispin wußte das recht gut, und eben deßhalh haͤtte er die
Wieje gekauft; trotdem ſie ihm fehr hoch zu ftehen gefommen
war - und für ihn kaum einen Nuben hHatte; doch das kümmerte
ihn wenig, wenn nur Dder Bruder ſich recht ärgerte, Anton
{frengte gegen ihn einen ProzeB an und Crispin mar eben aus
der nahen Amtsitadt zurücgekehrtmwo er den Rechtsſtreit einem
geſchickten Advokaten übergeben hatte.

Seine ärgerlige. Stimmung war
Forderung feiner Tochter NUr noch vermehrt; er konnte SGerold
nicht entbehren, Dder mit jeltener Pflidhtirveue feinem Poſten
yorftand und die Dekonomie des Heinen Sutes, um deſſen Be⸗
mirthfchaftung ſich der durch feine Sägemühlen vollauf in An—
ſpruͤch genommene Crigpin nicht fümmern fonnte, in kurzer
Zeit mächtig gehoben hHatte,

Schaͤff mir einen eb_enix_) tüchtigen Berwalter, wie Gerold
Clafjen e8 ift, fuhr Crispin in feinem Sejpräch mit Afra
fort, mährend er den Filzhnt auf den Tiſch warf und in ſeinen
Stulpenftiefeln und Sporen dröhnend auf und ab ging, „Danı
mill i Deinen Wunſch erfülen.“

„MWaz hedarf e& eines Vermwalter8 ” gab Afra zurüc,
Elſe und ich verfiehen von der Sandwirthjhaft genug, um die
Anechte und Mägde beaufſichtigen zu Fönnen,“

Crispin lachie. „Wenn das genügte, um ein Gut in die
Höhe zu bringen,“ er}mebertc er, „Ddann wärft Du freilich für
mi eine große Stüge, Aber unter Deinem Regiment, Du
BlibhHex, halt’8 ja Niemand aus:”

„Na, Bater,“ verjegte Afra, ihr hübjhe® Köpfchen kokett
zur Selte neigend, — ja immer noch bei mir.“

— — rief Srigpin unter Lachen und Zorn, „Du
hildejft Dir doch nicht etwa ein, aud) mich unter Deinem Pan—
toffel zu haben?“ — ?

fra regte die Hände auf feinen Rücken, warf dem Vater
einen neckijdhen Bli zu und fagte: Weißt Du denn nicht,
daß ich die Srbihaft der feligen Mutter angetreten habe ?”

Grispinz Zorn verfhwand. Sr fuhr mit der Hand nach
feinen treuherzigen blauen Augen und murmelte nad) einer
MWeile: „Mein Kiebes Brenele, ach ja, die konnte von mir for⸗
Dern, was ſie wollte.“

„Na aljo, Bater,“






„ 3a,“ fuhr Crispin auf, „Deine Multer verlangte aber
auch nichts ungerechtes von mir, Sie befaß einen gar klugen
Kopf und war geſcheidter als mandher Mann, Ihr fonnte man
ſchon 4*

„Und i bin auch nicht auf den Kopf gefallen,“ rief Afra
lachenid; dann trat ſie ar den Vater * — 4*
bartloſen Wangen und ſagte in ſchmeichelndem Tone! „Ih weiß,
wie lieb Du Deine Afra haft, Du erfüllſt mir ja jeden
Wunſch/ und deßhalb wirſt Dır mir au nicht meine Bitte ab⸗
8— * — den Laufpaß geben,“

„HähHäha, Schmreichelfabe,” verjeßte Orispin, „Du i
recht gut, daß ich ein ſchwacher — * *

8 * ** fiel Afra ein

a wohl, und was Alles noch. ‚Aber ein gehorjamer
Vater bin ich nicht! Du Blikher. Du und Elje I;a%tb@llcf) in
der Beyirtyſcheftns unſeres kleinen Guͤtes alle Miühe gegeben,
aber die Kenntniſſe mangeln Euch, Dieſe erringt man ſich
nur, wenn man auf einer landwirthſchaftlichen Schule ſtudirt
Yat, wie e& der Gerold Claſſen gethan. Darum bin ich auch
10 froD, daß er mein Verwaͤlter ijt, und er wirds bleiben, Du
Dlikhex —“

„Bater!“ wallte Afra zornig auf.

„Und wenn Du mir zehnmal drohft, vom Hofe zu laufen,
er bleibts doch denn weißt, Mädel, wenn Dich Hungert, Lommft
Du Iäfbnc% lfiiteb%r

_ ira ballte die äunde, ftampfie mit ihrem kleiner .
biß * * übereinander und riß die f)ül?ici)en 44 *
2 ann begann ſie zuſchlüchzen und ftürzte zum Zimmer

_ Grigpin märe ihr gern nachgeeilt jr ;
ſein Qerz, wenn er ſeinen — 24 SA
jic Gewalt an, er fühlte, Ddaß er in dem vrdiec n T
der widerfpenjtigen Afra den Meijter zei vorliegenden Falle
JOnitt er auch ein furchtbar grimmi äß %n‚muhe‚ und deshald
Echrach als er jein Chenbild im @gpiege[e Nieht, 10 daß er Telbft


(Fortjegung folgt.) fiüſteren Züge,


 
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