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Pfälzer Bote für Stadt und Land (25) — 1890

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Nr. 211 - Nr. 220 (16. September - 26. September)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44151#0861

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"‘ — — — und Feiertage,
aas mit Unterhaltungsbeilage, Preis ‚pierteljährlicd
bä—n% —— ı, Poftanffchlag. Bejtelungen
Poftanftakten: u bei der Expebition Zwingerfitaße 7.


Serantwortlicher Redalteur:
Iulins Yeder in Heidelbers




B5 — —

MT TL ED



8



Sin proteltautifhes Urtheil ihet Baden.

N Feinenı. deutjchen Staate . ift eine MehrHeit
4 volkerung in ähnlicher Weiſe geknebelt, wie im
Al Priejfenen Mufterftaate. Baden. die Katholiken.
4 lagen über dieſe Vedrückung haben die Rath-
der Krone in Karlsruhe tein Gehör. Sagte
100 unfängft ein badiſcher Minijter : „Zeitungs-
aben für mich nur den Werth von namenloſen
* Umfjomehr muß-e8, auffallen, daß eine
n‘lntt)cf)e Stinime aus dem proteſtantiſch regierten
ht preuß. Hopfprediges Stöcker in Berlin)
die ein geradezu Hernichtendes Urtheil fällt
X en dreißigjährigen Krieg in Baden gegen dentſch—
Ale, pofitip chrichſtliche Geſinnung. Der wejentliche
diefes Artikels lautet: ;
O jehr auch die äußere Politik Badens in den


aud) die Perfon Dder Minijter wechfeln
7 die innere Politif iſt durchaus Ddiejelbe in
wie im Sahre 1860; dies wird eine
— Geſchichte Badens bis zur Evidenz

en.
7 ſind mehr als zwanzig Jahre her da ſagte ein
* katholiſcher Geiſtlicher zı einem badiſchen
h Für Euch gibt es keine Ruhe, keinen
pa außer wenn Ihr preußiſch werdet; denn
* in religiöjer und kirchlicher Beziehung unter
4 NS Scepter ſo frei und ſelbſtändig als nur
4* wahrend Ihr unausgejeßt und majlos von
—— und auf allen Gebieten angegriffen, be—
8* verdrängt werdet; nichts
%9 euerungen, Die alle ihre“ Spiße gegen
' und. deren. Diener Fehren. “
4 einem Lande nun, deſſen Bevöllerung zu
zwei Drittheilen aus Katholiken beſteht, war
4 * Zurückdrängung der katholiſchen Kirche ein
4 iches Bujammenfafjen der übrigen BevölferungS-
14 tzis, alfo insbefondere der Proteſtanten
* Fuͤden.
Erſteren ſtanden zur Verfügung, ſchon
Biſt Du nicht willig ſo

̃ *

n Recept:
) i Gewalt“. — Bot doch ſchon die evan-
N q—ü)e RKirchenverfaffung dazu Handhaben für die

Wewalt.

8 Jude aber verlangte Konzejfionen und erhielt
| } in {o reichem Maße, daß die verjudete badiſche
Nicht müde werden kann, in allen Tonarfen Das
von dem beſtregierten Staate diesſeits des

ANeligion,

n

— — —

Ahi und Schatten, — derb.)
DOriginal-Novele von Han S Zordaens

* zwei Kinder hat fie,“ beftätigte Frau Zur Lenne,
6 . ie Sangeweile hat Kie noch dabei. — Sie denken Doch
* 8 licbe Natalte, daͤß die beiden Heinen Knirpie
M 8 fehlende Unterhaltungsmatertal eintreten könnten
M Gott, wenn fie auf anderen Gebieten Nichts
Mcu%u Anden weiß, Ddas Kindergejhwäß etmüdet doch
genug.“ “ |
%.“% wird die Landräihin uns Beide am Eande beneiden,
— Rinder ſchon groß genug find, um 3u Uuferer
— beifragen zu [önnen,” DEr Prafident in
A, 9cm Tone, wäbhrend er mit feiner. Zochter, Die d
{g einer freien Meinungsäußerung anjchidte, einen
8 Finverändnifies wechjelte, „IO Höürte, INr HeIr
8 nach London. - Sind wir, damit vecht berimtet ”
Q, daß er verrei
Y ‚er diejes Mial numn gerade ‚nac London
f zum Beifpiel nach Baris Iit, vermöchte _nicht
/ Treiéftlmmtbeit zu. verfichern. D Heber Gott, Georg
H8n o oft,“ fagte die Commerzienräthin
4 4 e8-fie, daß man vorauszujeben ſchien
2 8 für Dderartige, Bagatelle ich über
44 L nicht immer
3&‘ jolch Feinen Geichäfisiouren wieder zurÜc.“

n, „Daß
unterrichtet‘ ſein kann—

x

1 ige Reiſezie

Reifen 2
8 ttaͤupen Meine beſte
Dln mwird ſich doch vor
— 2
18
18 en Herzn in jeiner. UnwifNenb
yOt i iednehmen areift meine -Nerven
|Yauylaır, auf meinen bejondern AWunich,
en mir möglichjt fern zu bhalten.
D Dafürhalten für beide Lheile

fragte

an/ und







— Sn

Dzeans abzuſingen. Welcher Art freilich die badiſche
Mu ſter preſfe ſchon vor zwanzig Jahren war —
und auch heute noch iſt — das ſchildert ein damaliger
katholicher Geiſtlicher eben ſo wahr als verſtändlich:
Man hat im Ausland gar keinen Begriff von der
Gemeinheit und Niederträchtigfeit, der Skandalſucht
‚ umd Brutalität, der Sophifterei aund Rabulifterei, der
Aufhetzerei und den Fanatismus derjenigen Blätter,
die Dem 'gegenwärtig herſchenden Syſteme als Organe
— Worauf es ſeitens der Regierung etwa
abgeſehen ſein mochte, das hat unter dem Miniſterinn
Solly ein Amtsverkündiger aus der Schule geſchwatzt;
e8 ijt der „Nellenburger Bote“ Nr. 37 vom 26. Maͤrz
1868: „Beit wäre es endlich, die Ausrottung
des Ultramontahismus (D. h. Der katholiſchen Kirche
von der Wurzel aus zu betreiben; das aber kann
der Staat und muß er thun will er nicht ſelbſt zu
Grunde gehen .. .. mitetirem, aber einem Haupt—
ſchlag waͤrẽ die verderbliche Macht des Fejnitenthums
(d. D. mieder : der katholiſchen Kirche) gebrochen: Laßt
die Geiftlichkeit ſo erziehen, daß die Fünglinge nicht
blinde Werkzeuge in dem Organismus des Zeſniten—
thümes werden koͤnnen und müſſen und laßt ſie —
Heirathen. “

SIm Jahre 1866 erließ das Minijtermum Iolly
an die Drucker und Verleger katholiſcher Blätter eine
Preßorduuug, in welcher denſelben eingeſchärft wurde,
ſich fortan jeder Polenick gegen die Regierung,
gegen verwandte VBolksjtämme (Minifterium
(Eiljtätter), anerfannte Religons genoſſenſchaf⸗—
ten(aha!), ſowie gegen diebefitzenden Klaſſench,
zu enthalten ; gleichzeitig murde Ddie Beröffentlichung

Siefer Preßordnung für Itraffällia erflärt! —e
WaB . UEL 0 V m andten Betes⸗

Stäm me“ feit dreißig Jahren in dem liberalen Muſter—
jtaate nicht allzuſehr verkümmert würden, das zeigt
ein fich unbedeutender, aber ſehr lehrreicher Vorgang:

Aın Sonntag, den 19 Sept. 1869 nach chriſt—
licher BZeitrehnung, oder am 12. Tiſchri
jüdijcher Zeitrechnung, murde in Mannheim _ Dder
Fettviehmarkt ‚gehalten. Auf den 18 Durfte er nicht
derlegt mwerden, weil. Der J8raelit den Sabbath
Heilig hält und auf den 20. ebe nfalls nicht, weil an
jenem Tage das Laubhüttenfeſt begaun — aber ihn
auf den chriſtlichen Sonntag zu verlegen, das hatte
gat keine Bedenken, Denn — den wahren Grund ver—
ſchweigt des Sängers Höflichkeit.

Die Mannheimer Juden hatten es aber auch Der-
dient, {o.berückfichtigt zu mwerden; hatten ſie doch am
923 Februar 1865 die dortigen Packträger/ die ſoge⸗





Anzeige-Blattfür die Amtsbezirke Heidelberg,
Ladenburg‘ Weinheint, 'SHweßingen, -PYilippsburg,
Wiesloch, Bruchſal Bretten Nedargemünd, MosSbad,
Eberbach Buchen, Walldlirn, T Biſchofsh. Wertheim 2C,

8 ij.





Druck Verlagu — von — Huber
in Heidelberg, Zwingerfiraße 7,

— — —.



naunten Wuppdich, mit Geld und guten Worten ſo
trefflich belehrt, daß ſie die zı einer Zuſammenkunft
erfchtenenen katholiſchen Geiftlidhen, wie dies Tags
zubor unter, den Augen der Behörden ein Mannheimer
‘Sudenblatt verkündißt hatte, als Schwarzwild aus—
hauen! durften. *

Sn einem. uns vorliegenden Buͤche aus dem Jahre
1869 findet ſich folgende bezeichnende Stelle: Neulich
nannte Ddie „Heidelberger Zeitung,“ ein jervil=[iberales
Blaͤtt und Fchweifpedelnder Amtsverkündiger Die jüng⸗
eren kathoͤliſchen Geiſtlichen „ „10marz angeftrichene
Bauernbürſche und. Bauernbuben,“ Eine hierwegen
an das Staagtsoberhaußt gerichtete Beſchwerdeſchrift
altexer und jüngeret Geiſtlichen wurde ohne alle und
jede Motivirung lediglich zuriüdgegeben,“. . . . Denken
wir uns einmal irgend einen baͤdiſchen Katholifen mit
annähernd. hinlänglichem, Gedächtniß, an 10a$ anı
derſelbe ſich nicht alles ſeit wenigen Sahrzehnten er-
inneru:; Der Leicheufeierlichkeitsſtleit in Jahre 1852,
der Kirchenvermögensſtreit, Der Pfarreibefetzungsſtreit,
der Konkordatſtreit vom Jahrẽ 1859, der Ofterpro= -
famationsffreit, Der Schulſtreit vom Jahre 1862 bis
heute, der Staatsprüfungsitreit vom Jahre 1867, Dder
Spitalfondsanneltirungsflreit, der Klofteranfhebungs-
ſtreit Adelhauſen Dder Feiertagsitreit,. Der Bilchof8-
wahtſtreit! der Lindenbergſtreit, der Strohmaterexfom-
munifationS{treit ı. . W, .. 0, .Dis‘ herab zum
beruͤhniten Baragraph des KNirchengejeße3, . Ddem Dder
geheime Referendar Joos vom Miniſtertiſch aus
per_t[)eibigte, gegen den er aber ſelber ſtümmte
in ſeiner Eigenſchaͤft als Abgeordneter. *)

— ril denn unter ſolchen Umjtänden einem
DergllÖtenN Schreibebricf in Kartstnher — ——
den einft am 12, Februar 1810 der alte Napoleon
an den Hof in Karlsruhe gerichtet Haste: „Se. Kat-
ſerliche und Königliche Majeſtät fanı nicht gleichgiltig
und vuhig zufehen, daß man alS in Ungnade Gefal⸗
{ene, jo zu jagen als Heloten (Kechtlofe) ſolche Unter-
thanen . behandelt, welche Se, Majefkaͤt ſelbſt den

#) 9i Bezug auf dieſe Behauptung „veröffentlichte
j 3. Herr RKReferendär Ioo S unter. Hinweis auf- DasS
rotofoll‘ Kber Ddie 44. Sirung der 2. Rammer vom 17.
Aypril 1888 eine Beridhtigung, dahin Iautend, daß er „1.
in der VBerhandlung Hüber die jogenaunte kirchenpolitiſche
WKoarlage - uüberhaupt nidt — alfo auch nicht: zu Yirtifel 4
Z das. Wort erarıffen, weder. in-der Eigenidhaft als Ab⸗
geordneter, noch . als KegierungSberiveter, Dagrcgen 2. in
Ser Einenichaft al Mogeordneter für den Antrag, Schneis
der, Winterer und Senojjen auf Wiederherſtellung Der
Regierungsborlage zı UWrtikel 4 geitimmt habe.”













ı ja wenig übereinftimmte, al8 mit den von ihr bereits früher
{ neäuBerten, 10 30g er, Halt zu widerſprechen au8 CONDEN-
{ionellen Kückfichten eS vox ein aNDETCS Gejprähsthema
zu beginnen;; denn die gefellichaftliche Form verlangt, falls
jie nicht den Charakter Des Anmuthigen einbüßen wil, voc
Öllem eine glatte Oberfläche auf dem Meere der Unter⸗
Daltunde / S —

Ich hoffe Sie in einigen Tagen mit dem Bräfidenten
undNatalie in der Stadt miederzuljehen, Hert DON Sehren,“
fagte die Commerzienräthin wter beim AbjOied 3u Ro⸗
fand gewandt, der ſich während der Dauer ihres Beſuches
mit Übjicht, oder nicht, zienilich ichweigjam gezeint Halte,
„E3 wird mir ein Bergnligen jein, Sie im meinem Hauſe
zu empfangen.“

Roland erw
die ihm durch Fieje. freundliche Yufforderung zu Theil
; würde, und die Dame, Ddie an Dden MNustaufch gewählter

Höflichteit2phrafen ohue Ziweifel gewöhnt Mar, nickte Dei
Sen Worten desjungen Mannes zujimmend, als wiſſe Sie
in Boraus alles, was er zu ſagen beablichtigte.

Al3 Frau Zur Lenne wieder abgefahren war und Der
Präfident mit jeinen Kindern, wie er Natalie und Roland
gern nannte, ſich wieder allein befand, wurde, wie das
immer 3zu gejchehen pjleat, wenn der Gaft fich aus dem
Haufje entfernt hHat, über Dden mehr oder weniger günftigen
Eindruck, den derfelbe hHinterlaffen, noch einmul eingehend
geſprochen. }

Wenn die Commerzienräthin nur nicht {0 entfetzlich
— wäre,“ fagte Natalie pLößlih im Saufe des
Geipräche 3, „in Sorrent intereffirte Kie ih, wenigitens noch
für iIhöne Gegenden und- Landjhaften ; aber jeitdem fie
iieder. in iHNrer Heimalh) ijt,. Icheint fie nur noch füc ihre
Gefellichaften und Bergnügungen zu leben.. ;

‘ „ Nun, wenn Du felbit e& Tagit, Natalie,“ fiel hier Io-
{andıNYachend ein, der aus Rücjficht gegen ſeine Freundin
fich bisher jeslichen Nrtheils enthalten hHatte, 10 ‚will ich
Dir geitehen, ‚daß ich Ddiefen Nadmittag: zum eriten Nale
im meinent Leben erfahren -Habe, was Sangeweile heißt. —
Sch olaube, wenn ich verurtheilt würde, ein ganäeS Jahr
zn unmittelbarer Geſellſchaft dieſer Commerzienräihin zu







feben, fie mwuürde-mich mit ihren geijtlojen KReden tDdien.
Sr den wenigen Stunden ſchon 1Wurde €S MIr gaNZ be2 .
Fommen zu Muthe, und-ih: werde Deshnalb; auf die Chre
yerzichten, von der erhaltenen Sinladung Sebreuch zu
machen; denn welchen Vorthell fönnte-c3 . mir bringen,
wenn i aufınge, Ddie Salons diejer Dame zu befuchen 7

Die Kugend il rafc, Dit zU Lajch in ihrem Urtheil
und ihven Entjeblüfien, das betonle audh der Bräfident, als
er-dem jungen Manne darzulegen verfuchte, wie UNDDL»
fichtig e& jei, in dieſen Falle mit der Commerzienräthin
au deren Bekanntenkreis zu verDammene - .

„Sur Hauſe des Baugquiers- findet ſich Häufig eive Ge-
jellſchaͤft von Künfilern und Gelehrlen zujammen, in deren
;} Umfang Du jedenfalls Bieles Ternen fönntelt, und außer-
Sem,“ fuhı Dder Wräfident in einen Jherzenden Lon lÜber-
{ aehenDd fort, wuͤrdeſt Du diefesmal Dich jedenfalls in das
Unvermeidliche fügen müffen, da ich daͤs Voͤrrecht des Hu
Haufebleibens flr mich in Aniprug zu nehmen gedenke,
und e8 aliv. Dir zufallen mwird, YNatalie {tatt meiner 3zu
begleiten.“ ; . { |

„Um Natalien gefällig zu jein, würde ich mich ſchon
zu andern Dingen verjiehen,“ war RolandS rafde Yntlvort
madje Dir alfo um den Stand meiner Opferwilliskeit keine
Sorge, lieber Ontkel.“ . ; .

Der Präfident Yachte, und Natalie danfkfie ihrem tit-
terlichen Sreunde mit einem Händedrud und einenı freunds
fichen Blice iHrer Janften Augen, über welchen Roland
alücklich War. — $

4. Kapitel. : *

Das Baͤuthaus Zur Senne und Sohn war fowohl im
SInlande alS auch jenjeit$ des Yceans, bis wohin die aus-
gedehnten Berbindungen des HaufeS reichten, In der Ge⸗
jchäftswelt ‚eine der geachtetſten Firmen
_ Man fchäßte das immenfe Vermögen des mächtigen
Handelzherrn algemein auf mehrere Millionen, und wer
Hur einmal einen Blie in das Haus des Commersienraths
Hatte thum Können, Dder zweifelte nidt, daß das Gerücht,
welches über den fabelhaften Reichthum des Banquier$ Im
Umlaufe war, auf vollftändiger Wagrheit beruhigen mußte.

Ufler nur erdenkoare LuxuS war auf die Sinrvihtung






 
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