Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Pfälzer Bote für Stadt und Land (25) — 1890

DOI Kapitel:
Nr. 181 - Nr. 190 (9. August - 21. August)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44151#0729

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext


— tagtich mit Ausnehme der Sonn- und Feiertage.
mit. UnterhaltungsSbeilage. Preis vierteljährlih
9674120 voHne Trägerfohn ı. Poftanifhlag, Beftellungen
* den Boftanftalten ı. bei der Erpedition Zwingerftlaße!



für Stadt

Anzeige:Blatt fün-die Amtsbezirke Heidelberg,


Eberbach, Buchen, Walldlirn, . Bildof£h. Wertheim 2c.























5 — ;
8 gur Geidelberg, Sonntag, den 10. Uuguft 1890. . ⏑⏑ &. HUE









— —

— — liegt Yr. 32 [ntsljnltungs-
ei



e S Thermometer rückt immer höher hinauf und
* Sonne meint es gut mit unſerer Erde, denn
* erfreut ſich der ausgiebigſten Wirkung ihrer
4 ‚ Rein Wunder, Ddaß auch die hohe Politik
4 0S Beichen der Hundetage getreten iſt und ſchein—
5 Wenig{tens ganz paufirt. Das hoͤchſte Intereſſe
y,Jen in der abgelanfenen Woche die Reifen des
Ichen Kaifers in Auſpruch. Der eben ſo
4 üttige wie herzliche Empfang, der dem jungen
a «ürchen jowohl in Oftende wie in Dsbhorne

eil mwurde, fenntzeichnet den hohen Werth, Dder


4 beigelegt wird. Und ſchon rüſtet man ſich zur
in das Reich des Czaren!

6 or zwanzig Fahren bluͤtige Schlachten an der
enzẽ des Reiches heute friedlicher Beſuch
Teierlicher Empfang des deutſchen Kaiſers am
u Peterhof, von wo aus unfjere Oftgrenze viel-
lr bedroht fchien. Man ſieht, Kaͤiſer Wilhelm läßt
m}ie?‘ Zweifel darüber aufkommen, daß er ſein eigener
wnelter für ausmärtige ‘ Ungelegenheiten zu ſein
bienm)f— Mögen ſeine Friedensbeſtrebungen auch auf

Sauer von Erfolg gekrönt ſein

it gerechtem Siolze gedenkt Deutſchland in dieſer
* der in den Aug uijttagen des Jahres 1870
großen Siege. Die großen Schlachten von
\ 1ge_rlburg und Wörth ſind noch zu friſch dem Ge-
Ön niß des deutſchen Voͤlkes erhalten, als Daß es ſich
4 feſtliche Erinnexung an jene einzig in der Ge—
44 daſtehenden Kriegoͤthaten nehmen laſſen möchte.
ieſe freudige Erinnerung auch mit Wehmuth und
4 Trauer uͤber die herben Verluſte an Gut und
Y s unter miſcht, o übertwiegt doch der Gedaule an
@e.großen Errungenſchaften, welche das Kriegsjahr im
1 Ige Hatte und an die darauf folgende Friedenszeit,
In ©Dr, um nicht eine würdige Feier der Wiederkehr
W Tage bis zu einer gewijjen Grenze gerechtfertigt
zu laſſen. Leider wird dieſe Grenze nicht
T eingehalten. Man entwürdigt die Gedenktage an
belldlgl die ganze Nation theilnimmt, in dem man ihnen
)„irbU'empeI eines Parteifeſtes aufdrückt So
e L Auch der Gedächtnißtag der Entſcheidungsſchlacht

rulgeban durch eine ausſchließlich nationallibe-

9 Die ſchwarze Hand. — . verb.)
% Koman von Lampert de Ste Croig.
Utorifirte freie Ueberſetzung von Rhılipp Freidant.



N [...%q weiß Aues .angebetete . Mutter,” ſagte Mercedes
iypS. Yich ver den itter auf ihre Knie nieder. „IO bin
äagbßfaefommen, um Dich zunachit um Verzeihung zu bitten,
A I vielleicht “eine alte jhon vernarbie Wunde wieder
Yı Criffen habe; ih meiß aber, wie gut Du bift, und da
mm‘r meine Mutter erjegeft, 10 war e3 eine ſchmerzliche
Dir mein von Ddiejer ſo ſtarken Liebe erfülltes Herz
er IOütten. Dur haft jelbit {o viel gelitten um Deiner
willen Stehe mir helfend zur Seite und gebe mir
ique“m_müttetlic{)en Rath. Ich bitte Dich, liebe Tante,
é“lmn‘em VBater,. daß ‚ meine Neigung zu dem Orafen
ür e eine ebenfo aufrichtige wie jtarke ijt. H verlange
dı Unferen Herzenshund nicht fofort ſeine Zuftimmuhg,
ich don ihm, daß er über den Graͤfen Feroͤtre
d S lautere: Suellen Exkundigen einzieht und, wenn dieſe
des Örafen, mein Gemahl zu werden, er-
Qh;“. ſich diefer VBerbindung, welche das Glüg meines
m.5 bildet, nicht mehr zu widerfeßen. Im VBoraus
!\’ini?re‚_\cb Dir ' zu, theure Tante, daß, wenn dieſe Aus⸗
Nieps ‚über den @Grafen {chlechte fein JolNlten, ich auf meine
"'Eine verzichten und mich dem Dienſte Gottes mit allen
en Rräften widmen werde! Ü
%Ot aS junge Maͤdchen weinte nach dieſen energijden
müh&n bitterlich, und große Thränen rollten üher ihre
qtteell_ben Wangen Ihr : lang zurückgehaltener Kummer
r d mit einem Male . gewaltiam. Ausgang. verfchafft.
Syccdes Fonnte, den Heftigen,, Ausbruch ihres erften
£rze3 nicht mäßigen. ;
b‘ltt ie Superiorin jHberlegie: Was ſie eben vernommen,
rag de jehr in Bertirrung gebracht. Sie Kicbte die Tochter
* Aruder3 ‚zärtlich.und Kannte mur zu jehr das menid-
Mg e m die-Mufrichtigkeit, Des tiefen Kummers ihrer
eg € begreifen zu fönnen. Zır Gunitem von Mertedes
dey © noch bei der Mebtiffin, Daß de Gefühle von Haß und
i‘,uß%erac‚l)tung, welche fie früher für den Zerftörer ihres
hdglüdes empfunden Hatte, in der ſtillen Beſchaulich⸗







bei uns Katholifen die trübe Erinnerung wach gerufen,
daß mit dem Kriegsglück im Jahre 1870 und dem
Siege über den äu Beren Feind, der innere Feind in
Geſtalt des kulturkämpferiſchen Liberalismus in das
Reich eingezogen iſt, der von den Regierungen unter—
ſtützt, uns den ungetrübten Genuß des ſchwer Errunge—
nen verbittert.

Ein recht erfreuliches Bild bot auf Dem, Aufangs
der Woche ſtattgefundenen eidgenöſſiſchen Schützen—
feſtein Frauenfeld der Einzug der Schützen der Ur-
ſchweiz, den „Uri-Stier“ und Alphornbläjer an der
Spitze Ihr Sprecher, Oberſt Wyß von Einſiedeln
erklärte, die Urkantone brächten ihre Banner von Jahr
zu Jahr lieber zu ihren Miteidgenoſſen der andern
Cantone, weil auch von Jahr zu Fahr durch alle
Gauen des Vaterlandes ein duldſamerer, wahrhaft
freiſinniger Geiſt wehe Ihm entgegnete in nicht
minder würdiger Weiſe der Thurgauer Hr..v. Streng,
indem ‚er bezeugte, daß, wenn der Bund der Eidge—
noffen au der Urſchweiz herausgewachſen, ebenſd
auch die gut eidgenöfſiſche Geſinnung der heutigen
Tage eine gereifte Frucht urſchweizeriſcher Geſinnung
ſei Mit Stolz blicken die Thurgauer auf das Feſt
zurück, das in ihrer kleinen Hauptſtadt ſtattgefunden
und dem ſie vielfach ihren thurgauiſchen Stempel auf—
gedrückt. Und das Blaͤtt des Züricheriſchen Liberalis-
mus, die Neue Züricher Zeitung kommt im Zuſammen—
hang mit dem Feſte zu dem Schluſſe, das ganze Feſt
fehre, daß nicht . Arbeits-Verkürzung, ſondern nur
vermehrte Arbeit, nicht die ſozialiſtiſche Utopie, ſon—
dern nur die chriſtliche Sozialpolitik.uns eine
beſſere Zukunft bringen fünne. Moͤge dieſer anti—
liberale Gedanke immper weiter Wurzel faſſen

Die Revolution in Argentinen kann als
beendet angeſehen werden. Die Wahl Pellegrinis
zum Präſidenten wird im Lande günſtig aufgenommen.
Der neue Präſident hat den Belagerungszuſtand a 1Lf -
gehoben und dekretirte die Preßfreiheit. Die
Finanzlage hat ſich zuſehends gebefjert. Das Mi—
niſterium iſt jedoch noch nicht definitib gebildet.



*

* Yußland und der Katholiziömus.

Es iſt offenbar wieder eine „Periode der. Span—
nung“ in den ruſſiſch vaticaniſchen Verhandlungen
eingetreten, welche ſich ſchon darin ausſpricht, daß
der ruſſiſche Staat beabſichtigt, die römiſch katho—
liſche Biſchofsſtelle Betershurg, welche dürch den


unbeſetzt zu laſſen, alſo die große Dibzeſe ohne 96
ordnetẽ Verwaltung, indem ein Kapitelsvikar nicht
gewählt werden kann! Was die Gründe der Stockung
ſind, kann man leicht ermeſſen Rußland derfolgte
bei den Verhandlungen keineswegs die Intereſſen der
Katholiken ſeines Keiches, ſondern lediglich ſeine
politiſchen und religiöſen Sonderzwecke Alles
ruſſifiziren“ iſt der Grundſatz des gegenwärtigen
Syſteins, dem der Zar im Prinzip hold iſt und das
ſeine Ereaturen, ein Pobjedonoszew und wie die Er—
bärmlichen ſonſt heißen, eine Ausdehnung geben,
welche keine Grenzen der Billigkeit und Menſchlichkeit
mehr fennt. In den Oſtſeeprovinzen ſollen die Prote⸗
ſtanten ruſſifizirt werden in den katholiſchen Diſtrikten
ſoll das wenige warme Leben das dort noch pulſirt,
dem ſtinkenden Aas des ruſſiſchen Schimas zum
Opfer fallen Ruſfſifizirung des Katholzis—
m8 in Rußland! das iſt das Ziel! welches die
gegenwärtig in Rußland am Ruder befindliche Elique
Fürch die Hülfe des Vatieans zu erreichen
hofft, und zwar unter dem Titel von EConceſſionen?
Zwiſchen ruſſiſchen und vaticaniſchen Conceſſionen iſt
nun aber ein kleiner Unterſchied! Vom VBatican ver⸗
langt Rußland, wenn es zur Ausführung kommt, das
Doppelte des Concedirten. Rußland ſelbſt aber —
hält einfach ſeine Verſprechungen nicht moscovitica
ſides! Die ruſſiſche Diplomatie iſt ſchlau aber die
vatieaniſche iſt auch nicht auf den Kopf gefallen man
weiß in Rom jetzt ganz genau, was Rußland beab⸗
ſichtigt und iſt nicht im entfernteſten geneigt, unter
dem Deckmantel des Friedensſchluſſes die Katholiken
Rußlands dem Schisma zuzuführen, ebenſe wenig
wird man dort den Einfluß zu Gunſten des Panſla
vismus verkaufen, das ruſſiſche Schaͤchergeſchäft iſt an
Roms Feſtigkeit geſcheitert — ſo läßt ſich das bis⸗
herige Ergebniß der ruſſiſch⸗vatikaniſchen Verhandlun—
kurz zuſammenfaſſen.

Deutſches Reich.

* Berlin, 8. Aug. Der Germania zufolge hat
der frühere ſtaatskatholiſche Probſt Lizaf mit der
Kirche ſich wieder ausgejöhnt. Letzten Mittwoch
tagte hier eine ſozialdemokratiſche Frauen-Ver—
ſammlung, welche ſtürmiſch verlief, Die Rednerinnen
bezweifelten gegenſeitig ihre Redlichkeit und Ueber⸗
zeugungstreue Fräulein Wabnitz verweigerte unter
lebhaftem Beifall die Anerkennung von Autoritäten
unter den ſozialiſtiſchen Frauen ebenſo wie unter den
Männern., Der Zank haͤtte kein Ergebniß Yın
gleichen Tage wurde ſerner eine ſozialiſtiſche Ver—





















feit ihrer Koſterzelle vollitändig‘ verſchwunden waren und
der der Verzeihung Platz gemacht hatten

Sie erblickie dem Orafen‘ Feretre nunmehr nur noch
durch den Schleier der Vergeſfenheit, und wenn auch die
Erzählung ihrer Nichte ihr Herz für einen Augenblicketwas
huͤtet vochen Hatte Laffen, 0 verging dieſe Regung bei der
Aebtiſſin raſch vorüber. Das beſchauliche Leben im Klofter
hatte ſie derartige Wallungen leicht überwinden lernen.
Sie trug dem todten Grafen Feretre Frine, Spur von. Haß
mebhr, nach, ſie empfend nur lebhaftes Mitgefühl für die
Kümmernifje ihrer Nichte Wereedes haͤtte ſich während
der Zeit eiwas beruhigt: und auf einem Fautemil Platz
genommen.

Die ſanfte und doch ſo ernite Stinime der Acbtiſſin
erweckte das junge Mädchen aus ihrer Traumverſunkenbeit.
Ihre Tante richtete nänılich folgende Worte an ſie?

Mertedes trockne Deine Thränen und beruhige Dich.
Ich habe das Bedürfniß alein zu bleiben und die Unge-
Tegenheit reiflich zu überlegen. Laſſe Deinem Vater mit-
theilen, er möge mich morgen bejuchen, um mit mir zu
piaudern. Ich muß ihm von Deinem Beſuche Kenntniß
geben und dor allen Dingen wiſſen, wie weit er ſich (a
Montana gegenüber verpflichtet hHat. Vunnoch einen Rath,
liebes Rind, oder beſſer gefagt, eine Bitte: . Unterlafje es
fernerhin, mit dem jungen @rafen von Feroͤtre Verbindungen
zu unterhalten. Dein Verhalten ihm gegenüber war mehr
al8 unflug. Wenn mein Bruder Kenntniß ‚ von Deinem
Beſuche im Hauſe des Konſuls hHätte .. ..! Deine Prü-
fungszeit wird, wie ich Hoffe, nicht lange dauern; aber ich
fordere dieſes Opfer und bemerke, daß ich darauf unter
keinen Umitänden verzichten Fann, In wenigen Tagen
werde ich Dir meine offene Meinung über die Frage fagen
fönnen. . ®eh’ nın mieder nach Haufe, mein Srebling, unDd
jet. davon Kberzeugt, daß ich Ales aufbieten Werde, um
Dich glüclich zu macdhen.. Gott behüte Dich, Mercedes.“

Nach dieſen Worten erhob ſich die Superivrin und Ließ
den Vorhang hinter den Gitter, , weldhes fie. von ibrer
Nichte trennte, niederfalen. e
Als Mer cedes bei der Marquife wieder anlangte, theilte
ſie dieſer von der Unterredung mit der Aebtiſſin nur mit,



daß dieſe mit ihrem Bruder ſvrechen und denſelben zu
Guͤnſten des Grafen Feretre beeinfluſſen werde.

Acht Tage gingen.. 10 ohne ieden Ziſchenfall vorüber.
Mexeedes halte zwei Mal verſucht ihre Tante im Kloſter
zu ſprechen wat aber jedeSmal unverrichteter Sache zu⸗
zücgefehHrt; weil.Ddie Aebtiſſin unmwohl fei. Das junge Maͤd⸗
&en hatte ihr Verſprechen gehalten und ‚Kaoul inzwiſchen
tein Lebenszeichen gegeben.., Diejer, Letztere erhHolte ſich zu⸗
fehends und emtpfing auf dem, Umwege durch den Konjul,
welcher Mercedes zwei Mal begegnet war; Nachrichten über
das Befinden der jungen Herzogin. Doch war er untröſt⸗
lich datz der Konſul niemals direkte Nachrichten von Mer-
cedes brachte.

Der Herzos hatte in dieſer HZeit, nur. ein, Mal ſeine
Tochter geſehen und ſich jehr , zugefnöüpft gezeigt. Sines
Morgens als Mercedes mit ihrer Iante aus der Meſſe
famı, übergab ihr ein Bote einen‘ Brief. Sie erkannte 10-
gleich die Handichrift der Aehtiſſin der Auguftinerinnen und
beeilte ſich als ſie in ihrem Zimmer anlangte, denſelben zu
öffnen ; er lauteie :

Wielgeliebte Tochter!

Ich habe zu Gott gebetet, mich zu erleuchten und mir
den Weg zu zeigen, auf dem ich Dir helfen kann Mit
Deinem Vater habe ich eine lange Unterredung gehabt und
ich hoffe Du wirft, was i Dir heute anempfehle, gebüh-
rend würdigen. UNe3 iſt vergeflen, was Graf Hereire an
mir gejündigt hat. Ich frage gegen den WBerftorbenen
weder Haß noch Bitterkeit im Herzen. Dein Vater wie ich
fönnen aber einer Bereinigung unter den Verhältniſſen wie
ihr Luch Beide gefunden habt, durchaus nidHt zZufiimmen.

Der junge Graf überfieht, daß das junge Wädhchen,
welches er liebt, die Nichte einer Dame iſt welche fein Bater
odtlich an der Chre verlent‘ Hat. Was Dich betrifft, {0
kennſt Du weder die Beraanaenheit des lungen Grafen,
noch weißt Du überhaupt, ob er Deiner Siebe würdig ift.
Dieje Unflarheit muß zunächft beſeitigt werden %ein
VBater wünſcht deshalb in der befannten‘ Chrenhaftigkeit,
welche der Leitftern ſeines Lehens ijt, daß dex junge@raf
die volle Wahrheit erfährt! Wer wird ihm dieſe jagen ?
Du kannſt es ebenſowenig wie Dein Bater. Das iſt eine


 
Annotationen