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Pfälzer Bote für Stadt und Land (25) — 1890

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Nr. 151 - Nr. 160 (5. Juli - 16. Juli)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44151#0625

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— — C

— —



1

— —







4 täglich mit Ausnahme der Sonn und Feiertage.
m fiagS mit Unterhaltungsbeilage. Preis vierteljährlic
M . 1.20 ohne Trägerlohn ı. Poſtauffchlag. Beſtellungen
— —— u. bei der Expedition Zwingerfüraße 7.









Anzeige-Blatt jfür die Mmtsbezirke Heidelberg,
Ladenburg, Weinhein, Schveringen, PHilippsbhurg,
MWiesloch, Bruchfal, Bretten, Nedargemiünd, Mosbach,
Eberbach Buchen Waldlirn, T Bifchofeh. Wertheim 2c,









Verantwortlicher Redakteur:

— *
O {
— Julius Jecker in Heidelberg—




zii ſ

*



Druc, Verlag u. Exbedition von Gebr. Yuler 5 diht
in Heidelberg, Zwingerfirake 7. 98 2

8










6 Die Poſt! (Berlin) veröffentlicht, wie wir geftern

* lurz mitgetheilt haben, einen Brief Wißmanns
* 6. Sult, der ſich auf feine Aeußerungen über die
Agel Mijjionen bezieht. Wit entnehmen dem
Hreiben folgendes:

„Der Urſprung aller Erörterungen über meine
ßerungen ift in einer Unterhaltung mit dem Res
akteur der Münchener „Algem. 3tg.“ und mit einem
Weirn, der von Egypten aus für die„Times“ ſchrieb,

%ä‚fi!d)en. Beide Herren haben nur evang. und kath.
ſſionen auseinandergehalten und in Folge deſſen

* Anſichten über die engliſchen Miſſionen auch
* die deutſchen übertragen, während meine Aeuß?
egen in den Blättern immer mehr entſtellt wer—
* Ich konſtatire demgemäß zunächſt, daß mein
ur politiiche Beeinfluffung auzgebt zů hHaben,
Utchan3 nicht die deuiſchen Mijfionare betrifft. Das
OUbtmoment meines Geſprächs mit den oben erwähn—
N Gerren bildete der Werth der verſchiedenen Mif—
en als jetzt beſtehender Kulturfaktor in
ch Oſtaflika. In dieſem Punkt verdient ohne
ÖWeijel die Fath. Mijjion bei Weitem den
] Orrang. Und zwar ſprach ich meine Anſicht dahin
—* daß hieran nicht mır das langjährige Beſtehen
7 die große Erfährung der kath. Miſſionen die
** — traͤgt, Jondern auch die Leitung derfelben Die
x SCiplin der kath. Kirche ſcheint mir der Hauptfaktor


daß die kath Miſſionare hinausgehen, um
* an ihr Lebensende zu wirken (eine Heimſendung
Jen Krankheit iſt nur äußerſt ſelten), und die That-
ÜOe, daß der Kultus der römiſchen Kirche mit ſeinen


* , als die nüchternen Formen der evang Religiyn,
(ütünden die bei Weitem größeren Erfolge römiſcher
— Jeder Kenner des Afrikaners oder wilder
Ölfer überhaupt wird mir beipflichten, daß ein Ver—


7 Kulturſtufe
—48 zuerwarten iſt, daß aljo der richtige Weg
iſſionen der ſein muß, daß man den Wilden

itändniß für die Religion beizubringen ſucht Dies
"eben die roͤmiſchen Mijfionen an, indem fie den
Nundſatz befolgen: Tabora et ora‘“ und nicht, wie
* ebang. Miifionen, den für Bölfer auf höherer
rri paſſenden Spruch: „Ora et labora“. —
— außerſt — — der —

folge der römiſchen Miffionen iſt das von vielen Sei—
ten angegriffene Auf kaufen von Sklavenkin—
dern. Zunächſt iſt an und für ſich dieſes Vorgehen
ein gutes Werk, wenn man bedenkt, was ſonſt aus den
weit von ihrer Heimath, vonihren Eltern weggeſchleppten
Kindern, werden würde. Und dann ſetzt dieſer Kauf
ganz allein die Miſſionen in die Lage, noch zuleitende,
zu formende Weſen, Kinder, derartig in ihre Obhut zu
bekommen, daß etwas aus ihnen zu machen iſt. Ich
kenne keine evangeliſchen Miſſionen in Aequatorial—
Oſtafrika, die ein derartiges Material für ihre Arbeit
zur Verfügung hatten; ſelbſt wo evangeliſche Miſſionare
die Eltern dafür bezahlten, daß ſie ihre Kinder zum
Unterricht überließen, waren doch keine Erfolge zu er—
zielen. Ich habe allein aus dieſem Grunde junge
Miſſionare kennen gelernt, die, in Afaika angekommen,
bitter enttäuſcht ſich wieder in die Heimath wünſchten,
wo ihnen ganz andere Aufgaben eine lohnende Arbeit
verfprechen. Daß ich den evangel. Miſſionen nicht
nur keine Schwierigkeiten oder Hinderniſſe in den
Weg gelegt habe, ſondern dieſelben in jeder mir nur
möglichen Weiſe unterſtützt habe, kann ich durch Dank⸗
ſchreiben von Seiten engliſcher und deutſcher Miſſio—
nen belegen. Daß ich aber glaube, daß bei richtiger
Leitung dieſe Miſſionen unendlich mehr leiſten können,
daß ich die ungeheueren Summen, die für
engliſche Miſſionen, nach meiner Ueberzengung in kei—
nem Verhältuiß zu dem Crfolge ſtehen
beſſer angewandt wiſſen möchte, — das will ich hier
und überall wiederholen. Ich möchte nicht auf Vor—
kommniſſe eingehen, die mich gerade im letzten Jahre
hätten veranlaſſen können, das Intereſſe an den evang.
Miſſionen zu verlieren. Erörterungen über dieſen
Punkt paſſen beſſer in eine Beſprechung mit direlt
Betheiligten — Es iſt, möchte ich zum Schluſſe er—
wähnen, mein ſehnlicher Wunſch, ſobald meine Geſund—
heit hergeſtellt iſt, auf die hier nur oberflächlich be—
handelten Geſichtspunkte zurückzukommen und meine
langjährigen Erfahrungen und Beobachtungen in Afrika
den Herren zur Verfügung zu ſtellen, die die Orga—
niſation und Leitung evang. Miſſionen in Afrika in
die Hand genommen haben, uur von dem Wunſche
beſeelt, auch unjere evang Miſſionen zu ſegensreichen
Kulturfaktoren heranwachſen zu ſehen. Ich weiß, daß
alle Kenner Afrikas, Kaufleute, Forſcher und Soldaten,
Deutſche, Engländer, oder welcher Nation ſie auch
angehören, mit mir in allen eben erwähnten Punkten
übereinſtinimen. — Wie ich in meinem letztgeſchrie—
benen Werke: „Unter deutſcher Flagge auer durch
Mirika,” ſo haben ſich viele andere in dieſem Sinne

geäußert, viele haben es unterlafjen, um nicht in eine
ihnen unbequeme Poͤlemik hineingezogen zu werden.
Dieſen Standpunkt aber halte ich für mehr als falich.
Denn was kaun den Vorkämpfern der chriſtlichen
Religion der Wahrheit willkonimener ſein, als eine
Beurtheilung ihret Thätigkeit von Männern, die das
Feld derſelben genau kennen? Und ſollten ſelbſt meine
Teußerungen für manche Punkte nachhaltig widerlegt
werden können, ſo würden dieſelben doch dazu bei—
tragen, den richtigen Weg, der zum Ziele führt, näher
zu beleuchten. Ich bin dorläufig außer Stande, mich
über dies Thema weiter auszulaſſen, und bitte daher,
weitere Erörterungen aufzuſchieben oder an Herrn
Paſtor Dieſtelkamp in Berlin einzuſenden, mit dem
ich, ſobald meine Geſundheit wieder hergeſtellt ſein
wird, in Verbindung zu treten hoffe.
v. Wißuann.“

” —
liiſere höheren Zödter.

Von dem Onkel einer höhern Zochter“ wird dem
national liberalen Hannov. Courr. geſchrieben: „Es
iſt ungefähr 25 Jaͤhre her, daß ſich in den beſſern
Bürgerkreiſen, im ſogen. Mittelſtande, das Bedürfniß
herausſtellte, gleichwie für die Soͤhne des Hauſes,
auch für die Töchter öffentliche Schulanſtalten zu
gründen, in welchen den Letztern ein höheres Maß
von Kenntniſſen, eine beſſere Bildung gewährt mürde,
als das bisher in öffentlichen Lehranſtalten für Mäd-
chen möglich war. Für ſolche Zwecke gab es bis
dahin nuͤr Privat⸗Inſtitute mit meiſt hohem Schul—
gelde und von ſehr verſchiedenen Leiſtungen Am
lebhafteſten war der Wunſch nach öffentlichen ſogen.
höheren Töchterſchulen ‚in den weniger bemittelten
Beamten-, Profeſſoren! Lehrer=. w |. m. Kreiſen,
deren Töchter fich ſchwer verheirathen, und melche
deshalb ſehr Häufig Darauf angewiejen find, wäter
irgend einen Beruf, zu ergreifen. Derjenige Dder
Lehrerin, Gouvernante, des Geſellſchaftsfräuleins liegt
hier am nächſten, und um dazu befähigt zu jein, ift



eine beſſere Bildung erforderlich, namentlich auch
Sprachkenntniſſe. Die Städte haben ſeitdem einen

rühmlichen Wetteifer in der Gründung ſolcher An—
ſtalten entfaltet, die Regierung iſt, wo es nöthig war,
helfend hinzugetreten, und gegenwärtig dürfte eS in
Norddeutſchland namentlich wohl kaum eine Mittel⸗
ſtadt geben, in welcher nicht eine mehrklaſſige Devartige
Schule beſtände. Es wäre jetzt vielleicht an der Zeit,
ein Mal zu unterſuchen, welche Früchte dieſe Be—
wegung getragen, und ob diefelbe nicht über das
Ziel hinaus geſchoſſen iſt. Daß . unjere jetzigen





















(Nachor verb.)
Roman von Lampert.de Ste Croirz.
{ ‚autorifirte freie Ueberſetzung von PhHılipp Freidant—




—4 wird die Eingeweide wieder in die Bauchhöhle zu-


'eßli des Sell des armen Thieres wieder zunähen.
rm‘m wird e& der Bicador wieder beſteigen und fo lange
M, bis e3 todt zujammenitürzt.“


®8 — aber neue Bilder des Schauſpieles ließen ihm
8 Sar nicht vollenden.
sv‚flgurttw fuhr fort, durch äußerſt gefhidte Begwegungen


mitten in die Arena gelocdt. Einſtimmige Bravos

8 ndlich ſchien der Stier diejes Spieles müde zu werden,


Ma N mit verdoppelter Wuth an. Das Pferd wurde dieſes


— getüdtet und der Picador an die
Mere gefchleudert, wo ihm Ddie Peones durch eine


er Stier zerfleichte mit ſeinen Hörnern in der blut-

Üierdes:

hiegs GDl mußte Die Nugen von diejem blutigen Schau-
® abwenden; auch die Damen, welche die Logen zierten,

N heran, umihren Theil des Programnmes auzuführen.

von fjeinem Opfer und benüßten dabei die Bande-

4* Der. ſchnaubende Stier betrachtete ſtiexen Blides einen


$ in der Hand (hiwang, den Stier nedte und ihn



auf ſich zu locken ſuchte.

Das Thier blieb immex noch unbeweglidh; der Mann
ſetzte ſeine Verſuche fort aber ohne Erfolq Das Publitum
begann ungeduldig zu werden und überſchüttelte den Stier
mit Schimpfwortern aller Art Endlich ging das Thier
vorwärts und ſtürzte ſich auf den Banderillo.

Diefer rührte ſich nicht von der Stelle Aber in dem
Augenblicke! wo der Stier wie der Blit auf ihn zuſtürzte
und nahe daran war, ihn zu zermalmen, wandte er ſich
mit fabeihafter Geſchwindiakeit nach der rechten Seite und
ſtieß dem wüthenden Thiere die beiden mit Widerhaken
verſehene Banderillas in den Widerriſt zwiſchen die beiden
Schultern. Der Banderillo wurde lebhaft beklatſcht, wo—


ähnlicher Weiſe den Stier weiter reizte und neckte—

Zum dritten Mal erkflangen die Trompet n Zetzt
zeigten ſie den Tod des heldenmüthta kämpfenden Thieres an.
Radul begann ſich nun lebhaft für das Schaufpiel zu
intereſſiren; der Muth und das kalte Blut dieſer Männer
hatte auf ihn den tiefſten Eindruck gemacht.

Lagaxtijo trat nun wider in die Wrena; in der linken
Hand hielt derſelbe ein Schwert mit einem Griff in Kreu—
zesform. Er wandte ſich gegen die Loge des Präſidenten,
bhne ſich um das Thier, welches von dem Chulos ſo lange
beſchäftigt wurde zu bekümmern; er verneigte ſich und vat
mit laufer Stimme um die Erlaubniß den Stier tödten zu
dürfen, indem er verficherte, datz derſelbe einen ſchnellen
und ruhmreichen Tod finden werde.

Nachdem er dieſe Worte gejprochen hHatte, verneigte er
ſich mieder, entblößte fein Haupt und warf jeine Mütze
weit von ſich

Alsdann rückte er unbedeckten Hauptes, die Muleta
(ein ſcharlachfarbenes Tuch an der Spitze des Schwertes
gleich einer Fahne tragend, gegen den Stier vor .

Bei dieſem Anblide wurde das Thier von unbändiger
Wuth ergriffen, und ſtürzte ſich auf_ das rothe Zuch. In
dem Mugenblide, als der raſende Stier ihm nahe Kkam,
wich Lagartijo mit ftaunenSwerther Gewandtheit auS und
präjentirte ibm das rothe Tuch von der anderen Seite.

So wiederholte der Torero kein kühnes Spiel mit der



gewaltigen Kraft des Stieres noch oftmals bis das Thier
endlich vollſtändig ſtumpfſinnig geworden zu ſein ſchien
Ermüdet durch ſeine zahlreichen Ungriffe auf einen ungreif-
baren Feind ſtand es mit blutigem Schweiße bedeckt ſtill
und xrührte ſich nicht mehr, die Augen ſtarr auf die Muleta
gerichtet, welche der Torerd ſanft hin und her bewegte

Da nahte ſich Lagartijo, den Depen feſtgefaßt in der
rechten Hand, dem Stiere, die Waffe mit der Cyibe in der
Höhe ſeiner Augen haltend und Wartete einen Augenblick
Man konnte eine Fliege durch den weiten Raum ſchwirren
hören, ſo ftil war es So vergingen einige erwartungi-
volle Augenblicke Plötzlich fjenkte jih der Degen mwie. ein
Blitz und verſchwand zwiſchen den Schultern des Stieres,
der fofort in die Ahie brach. Die ſcharfe Kinge hatte
augenblicklich Lunge und Herz durchbohrt.

Er zog den bluttriefenden Degen aus dem Körper des
Stieres, wiſchte die Waffe ſorgfältig an der Muleta ab


allen Seiten exhob ſich ZFreudengefhrei, und laute Bravos
wurden dem Sieger gebracht. Wpfeljinen, Zächer, Hüte.
Fiaarren und ſelbſt Schuhe flogen in die Avena zu Füßen
Lagartijols.

Lagaxrtiio ning mit Gradesza rinss um den Circus
dankte würdevoll für den Beifall und hob die gewendeten
C:garren auf, während er die Hüte, Fäches und Schuhe
Zenen zurücjdhidte, welche keine anderen Mittel befaßen,
ihm ihre Befriedigung auszudrücden. Die Maſik {pielte
muntere Weiſen und die WMenge überſchüttete den Sieger
noch fortgefeßt mit Beifallsſalden 44

Während dieſer Zeit ging die Traabdie zu Ende, Der
Stier, welcher noch einiges Leben zeigte, erhielt mit einem
ſpitzen dreikantigen Dolh den Genidito®, cachetero ge-
nannt. Dann erſchienen die reich geſchirrten Manlefel auf
dem Plage, um den Cadaver des Stieres und des gefalle-
nen Pferdes Hinauszujchleppen.

Die eones überſchütteten die Blutlachen in der AÄrena
mit friſchem Sand/und ebneten denfelben wieder ein. In
dieſem ANugenblide ertönten aufs Neue - Zrompetenfiöße,
weiche den weiten Kampf ankündigten. Dieſes Mal jollte
ber tapfere Fragscuela an die Reihe kommen (Fortf. {}








































 
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