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Pfälzer Bote für Stadt und Land (25) — 1890

DOI Kapitel:
Nr. 151 - Nr. 160 (5. Juli - 16. Juli)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44151#0613

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Eſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn und Feiertage.
AmftagS mit Unterhaltungsbeilage. Preis vierteljährlich

. 1.20 obhne Trägerlohn u. Poftanffchlag. Beſtellungen
—— den Poftanftalten 11 bei der Expedition Zwingerfiraße 7.





für Stadf




Anzeige:Blatffür die AmtShezirfe Heidelberg,
adenburg, Weinheim, Schwegingen, PhilippSburg,
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Eherbach, Buchen Waldlirn, T.-Bijchofeh. Wertheim 2c



Verantwortlicher Redakteur:
Jultus Jecker in Heidelberg—



ä %
* 5
% 1 *






* äihit auf die Nrichstaſoſeſſipn.

% Der Reichstag hat fich am 2. Jult bis zum 18.
ember vertagt. Der Abjchluß, den die erfte
1 ngoperiode des neuen Reichstags diesmal in
55 bloßen Vertagung gefunden hat, ſtaͤtt in der
üblichen Weiſe des Seſſionsſchluſſes, iſt nach
* der Dinge nicht mehr als eine zweckmaͤßige
* gewählt, um der Berathung der Arbeiterſchutz—
Mage einen: beſchleunigteren Forigang zu ſichern.
(& die Wahlen vom 20. Febr. d. F, die frühere
‚eurteflme[)r[)eit vernichtet Hatten, entftand in der Kar—
‘—prefie ein Klagen und Lamentiren über dieſen
44 aller Reichstage, in welchem Herr Windt-







1

* Bieder das Regiment führen werde, und es ver-
2 4 den dammerfeelen und Kartellbrüder nur der
e }„QÖ‘QC Troſt, daß die Regierung dieſen „ganz un—
aren! Reichstag ſofort oder doch ſo bald als

auflöjen werde. Inzwijchen kam der 20. März,
2 8 Itlaſſung des Reichskanzlers Fürſten Bismarck,

Rei ' „nene Mera“ haͤtte ſchon begonnen, bevor der
84 ſeine Thätigleit aufnahmn. . Was mit dem
le%fag geworden wäre, wenn Fürſt Bismarck im
8 geblieben ſein würde, läßt fich nicht errathen ;
u„b“fflßé iſt es im Intereſſe der ruhigen Entwicklung
IO& ueberleitung in die neuen Verhältniſſe ein un-
8 Varer Vortheil, daß ein Konflikt zwiſchen Reichs—
4 D Regierung vermieden worden ijt. Heute

a[e“ ſelbſt ſolchẽ Blätter, welche _ furz nad) den
Iie—g[e“ vom 20. Februar ihren Kaſſandraruf ertönen
2* zugeſtehen, Ddaß der Reichstag ſich beffel be-
Abe, als man Anfangs hätte annehmen kön—
dei Die einzige Schwierigkeit, der einzige Punkt,
Dild M e8 zu einem Konfitt häfte fommen fünnen,





4 die Militärvorlage. Hier aber ſetzte das Cen-
2 ausſchlaggebende Partei nicht bloß alz
* dunadelion“ die Vermehrung der Dispoſitionsurlauber
ſondern e8 gelang auch, den bekannten Reſo—
S b?e“ Windthorſt zu einer anfehnlichen Atehrheit
8* Welfen, und in diejer, Der Stimmung im Volke
' er C Dend, die Stellungnahme des Reichstags gegen—
Eetercn Militärforderungen im Voraus feflzu—

.
it‘d"ä1 ‘ber? Militärvorlage iſt, namentlich nach Bekannt-
4 4 der militärifhen Zukunftspläne,“ bezüglich
4 64 Hun auch der Regierung die Anſicht der
ga ”tag@mef)tbeit bekannt geworden iſt, über Gebühr



dräner Vordergrund der Keichstagsverhandlungen 'ge-
2 e < Während der Schwerpunkt der nun abgelauf-

E wg_äperiobe in den fozialpolitijhen Gefjeß-

%) Die ſchwarze Hand. (MaHdr. verb.)
Luto oman von Lampert de Ste. Croir.
Wiitte freie Neberfebung doͤn Mhılipp Freidank,









{Ä’u@f” Wirkliche Mörder hatte mit Abſicht dieſen ſeidenen
den VBerdacht auf einen UnfOul-
Und diefer Unfchuldige war, das fand bet
* feſt . Antonio.
; 3‚5\\‘;& ‚gmo hatte, ſo ſchien e3 ihm, gedrängt von dummer
24— * das Hauseinige Nugenblide nach voNbrachtent
} gmitf{.tteten und ließ ſich bei dem Leichname, an Stelle
ir Ra Wen Thaͤlers überrajchen.
aebtt fmtbem Sacobo ſo ſeine Nachforſchungen zu Ende ge⸗
4* ol ©, dachte er wieder hHinab in denBarterreraum zu
Anfef * ein detzen zerfnitterten Vapieres feine Aufmerk-
urtente; Ferſelbe ' Iag in einem Winkel nahe dem
jcuf dem Fußboden. Er hHob ihn auf und entfaltete
fg Mit , Orofältig, E& mar das Bruchftück eines Briefes,
Bende M Namen Berico unterzeichnet war und nur
Yı ADn eilen enthielt:.
8 Ühun .08 ich: Dir fagen werde .. Bedenke, was
0 — Bandle in meinem Zutereffe
} 519 Dich an mein Herz drücer fönnen ... .
E d %qgsß S Dein Berico.“
} Iic[) 8 5i Lier war aewöhnliches grobes Einwidelpapiet,
— * ticht. , Pezereihändler zı gebrauchen pflegen — natlr-
—— 8 ibrer Eorrefpondenz
⏑ ſtieg, hinab und erſtattete dem Unter⸗
— weldher. jich zu langmeilen begann, , einen
* B REn en Bericht über da Refjultat feiner“ Nachfor-
— Gr en Hag ı begann er, als!Diejer Beamter dDas Haus
nim“nteru ütte, veinen: „ausführlidhen Bericht zu verfaſſen
* 8 die Verdachtsgruͤnde geaen Antonid



Dbepi a 3U

n DEr
⏑ —
. Ante S
_ 8

dem ' Yuterfuchungsrichter gegenüber



n Abeilt
Örieh. CL Briefe, Berico’8 undıder Schwarzen Hand
fl%flee[ßbe“r Wortgefren mit. Er verließ dann das Haus,

* gut verfhließen und' begab fiH dann auf die











entwurfen liegt Einer derſelben, der Geſetzentwurf
betr. die Cinführung von Gewerbegerichten, denen
zugleich die Funktion von Einigungsaͤmtern übertra—
gen werden ſoll, iſt mit großer Mehrheit zur Annahme
gelangt, der andere wichligere, den weiteren Ausbau
der Arbeiterſchutzgeſetzgebung betr., konnte in
der kurz bemeſſenen Friſt dieſer Frühſahr Seſfion nicht
fertig geſtellt werden. Aber wenn in dieſer Beziehung
auch noch keine fertige abgeſchloſſene Acheit vorliegt,
ſo ſteckt doch in den bisherigen Kommiſſionsverhand!
lungen eine ſtille, aber werthvolle Arbeit die keines—
wegs verloren, ſondern für die nächſte Seſſion einen
großen und für die Sozialreform bedeutſanien Schritt
vorbereitet.



Deutſches Reich.

S Berlin, 6. Juli. Eine ſenſationelle
Nachricht veröffenilicht die „Freiſinnige Ztg.“ Es
wird ihr angeblich aus Friedrichsruh gemeldet, daß
der Kaiſer auf ſeiner Reiſe von Berlin nach Kiel in
der Nacht vom 24. zum 25. Juni auf der vor Fried—
richsruh gelegenen Station Schwarzenbeck eine län—
gere Unterredung mit dem dort eingetroffenen Fürſten
Bismarck gehabt habe Die /Freifinnige Ztg.“ ſelbſt
fagt, die Naͤchricht erſcheine nach der gefammten poli-
tiſchen Situation wenig glaublich, ſie gehe ihr aber
aus einer bewährten Quelle z1u. Bis elne unzweifel—
hafte Beſtätigung vorliegt, müſſen auch wir glauben,
daß die Nachricht auf einem Itrthum beruht! — In
hieſigen höheren Offiizierskreiſen wird das deutſch—
engliſche Abkommen darauf zurückgeführt, daß Ruß—
land nunmehr. mit ſeiner Mobilmachung fertig ge—
worden ſei und in jüngſter Zeit eine befonders b e-
drohliche Haltung aͤngenbmmen habe — Wiß-
mann ſoll abdanken, weil von competenter Stelle
getadelt wurde daß ſeine afrikaniſche Aktion zu viel
Geld gekoſtet hHabe. Andererſeits wird behauptet, v.
Wifmann leide an Morphiumlucht; dies ſei der Haupt—
grund der Abſicht der Demiſſion.

* Berlin, 5. Iuli. Im Laufe des heutigen Tages
trafen von allen Seiten Extrazüge mit Feſtgäſten zum
10. Deutſchen Bundesſchießen hier ein. Alle ankom—
menden Schützen wurden an den Bahnhöfen von Mit-
gliedern des Empfangsausſchuſſes und mit Muſik em-
pfangen und vom Publikum lebhaft begrüßt. Die
Schitzen marſchirten in geordueten Zügen nach dem
Rathhaus, wo ſie die Fahnen abgaben und den Ehren—
trunf einnahmen. Unter den Angekommenen befinden
ſich 600 Bahern und Tyroler, etiwa 300 Oeſterreicher
und Uugarn

Ausland.

Freiburg (Schweiz), 6. Iuli. Die Profeſforen
für die theolbgiſche Falultät der Univerfität find -er-
nannt. Außer P, Berthier und dem NordAmerikaner
P. Kennedy, welche ſchon in dieſem Semeſter in der
philoſophiſchen Fakultät docirt haben und von denen
Erſterer nun pofitive Dogmatik, Letzterer wie bisher/
Philgſophie lehren wird, werden im nächſten Winter
als Profeſſoren der Theologie thätig fein: E. Giett
gus Graz für Kirchenrecht und Paſtoͤral, P. Frauken!
ſtein aus Wien für Kirchengeſchichte, P, Coconnier,
bisher Profeſſor in Tgulouſe für jpekulative Dogma-
tif, P. Boisdron,.. 3, 3. in Argentinien, . fr Moral,
P. Sagrange, jebt in Feruſalen und,P. Lecomte -für
Exegeſe! Die Vortragsſprache der Dominikanervatres
iſt Latein P, Weiß tritt in die juriftijche Fakultät
über. Als Leitex des , Univerfitäts-Convikte& wird
der Biſchof von St Gallen einen Geiſtlichen ſeiner
Diözeſe ſenden. Alles geht gut voran

* Baris, 5. Juli. Die Kammer gelangte in der
Berathung des Geſetzes betr. Ddie Frauen- und Kinder-
arbeit bis zum Artikel 3 Die vom Ausſchuͤß vor-
geſchlagene Beſtimmung, daß Kinder, welche ein Schul⸗
ahgangoͤzeugniß beſitzen ſchon von 13 Jahren an be⸗
Gäftigt werden können, wuͤrde von de Mun umd
Dumah ( Sozialiſt! bekämbft und abgelehnt.

* Paris, 5 Juli. Im Nihiliſteaprozeß verur-
Heilte das Zuchtpolizeigericht die Angeklagten, außer
Frau Reinſtein und Fräulein Yromberg, welche frei⸗
gejprochen wurden, zu je 3 Jahren Gefängniß und
200 Franes Geldſtrafe! Höckelmann Laudefen wurde
in contumaeiam 3 5 Jahren Gefängniß verurtheilt.
Die Vexurtheilten werden Berufung einlegen.

Madrid, 5. Iuli. Das neugebildete Minifte-
rium iſt folgendermaßen zuſammengeſetzt worden!
Canovas del Caſtills Minifterpräſident, Gerzog Te-
tuan Auswärtiges, Cosgayon Finanzen, Silvela In-
neres, Villaverde Juſtiz Ilaja Haͤndel, Azeurruga
Krieg, Bexanger Marine, Fabie Kolonien. — Das
neue Miniſterium iſt heute vereidet worden Canovas
ließ ſich lt. Fr. Ztg aus Furcht vor Demonitratio-
nen, durch Gendarnen zum Schloß eskortieren!

* Madrid, 5. Zuli. In der Stadt Valencia
ſind die Eholerafälle bisher jporadijch. Der Haupt⸗
herd der Seuche iſt nach wie vor in Oandia, . In
den letzten 24 Stunden ſind nach offtziellen Meldungen
17 Erkrankungen u 9 Todesfälle vorgefommen.. Der
Imparcial! meldet zwiſchen 50 und 60 Erkrankungen

Brüſſel, 5 Juli. Van Humbeek der frihere















Mairıe, um feinen Bericht dem Unterfuchungsrichter zu
überliefern.

Nachdem dies geſchehen verfügte ſich Zacobo nach dem
Urterfuchungsgefängnifje, wo er Antonto volitändig nieder-
geilagen, eine Beute voljtändiger Hoffnungstofigfeit voͤr—
fand. Der franzoͤſiſche Konfuͤl haͤtte befanntlich, als er vor
dem UnterJuchungsrichter erſchienen war! erffärt, ‚Ddaß er
Antonid Jeit. fünfzehn SJahren kenne, und daß er -denjelben
als einen Manı betrachte, der unmöglich ein.Jolches Verz
brechen begangen haben fönne; , jeine Ausfjagen jhloß er
mit * Bitte, dem unglücklichen Antonio die Freiheit wieder
zu geben. -

„ Der Beamte lonnte wie ebenfalls ſchon erwähnt, diefer
Bitte nicht willfahren, weil auf Antonio zu Ichwere VBer-
dachtSaründe laſteten.

Sacobo unterhielt ſich lange Zeit mit dem SGefangenen
und als Kefultat feiner Unterredung mit demielben nahm
der Detektiv die Neberzeugung mit fih, daß .an Dder. Un-
ſchuld Antonio’3 nicht im geringiten . gezweifelt werden
fönne, Er kehrte ſofort zum Unterfuchungsrichter zurüc
und verfuchte, leider vergeblih, demfelben die gleiche Mei-
nung beizubringen.

‚Der Richter verlangte troß_des Berichtes des Madrider
Bofizijten, welcher die Freilaflung Antoniv’3 beantragte,
eine Unterfuchung des Worlebenz von Maria ‚Ordonnez
vor ihrer Ankunft in Xeres und beauftragte Jacobo damit.
Dis auf Weiteres mukte alfo der bedauernswerthe Chulo
im Gefängniſſe bleiben.

6, Rapitel.
Der Stierkampf.
Einige Tage nach dem Morde in der Straße Prieta


9L Iohanne3 und zu Deffen, Feier war;ein außerordent-
lihes Stiergefeht um.4. Uhr. Nachmittags angezeigt. Am
Morgen des SFelttagesS. erjhol Kanonendönner und Die ber⸗
vortagendften Gebände der Stadt waren mit Zahnen in
den . nationalen Farben, gejhmücdt: ;

Tex Goftesdienft in den Kirchen der Stadt wurde zu
Ehren des Heiligen ın befonders feierlidher Weiſe begangen
und die Menge befuchte denfelben äußerſt zahlreich.

Die unſeren Leſern ſchon bekannte Collegiatkirche war
heute . weniger beſucht wie die Übrigen‘ Gotteehäufer,
Mercedes v: Meoron Hatte, von ihrer Tante. begleitet, Dder
Neunuhrmeſſe beigewohnt‘ und fchickte fid eben on, Die
Kirche zu verlaffen, als fie an eine Säule des Chores ge⸗
lehnt einen jungen Mann ‚bemerkte, der ſie mit einer Bes
Haarlichfeit anblidte, welche fie in WVerwirrung braͤchte
Dieſer Franzoſe beläſtiate fie fortgefekt, Im Laufe von
jeh3 . Tagen war fie ihm idon vier Wal begegnet und
jedes Mal fühlte ſie ſich von feinem Anblicke in unjagbarer
Weiſe verftimmt.

®erade weil Raoul ein eleganter hübſcher Mannn war,
beuchte e3 Ddem Wwohlerzogenen jungen Miädchen. aus Dder
eeſten Familie des Landes höchſt jonderbar, Ddaß Ddiefer
Fremde welcher anſcheinend von 'heftem Herfommen twar
und in Xeres längeren Aufenthalt zu nehmen {hien, ſich
veder ihrer noch einer mit der ihriaen befreundeten Familie
hatte vorſtellen laſfen!

Vern der Graf ven Feretre aber nur ein einfacher
Durchreijender war, ſo fühHlte fie ſich durch fein fortgejepte&
Anftarren doppelt verlegt; ſie nahın: fich deshalb bor, bei
ibrem Vater, jedenfalls aber bei ihrer. Tante über den
Hremden Bejhwerde zu führen. Sie toͤnnte fich doch nicht
durch ihre Tante dem iungen Franzojen jelbjt vorftellen
laſſen um „ihn- 3zu fagen, daß die Urt jeines DBenehmens
ſie höchſtlichſt beleidigr. *

Als ſie aus der Kirche heraustrat folgte ihe NMaoul in
einiger Entfernung Weercedes. Iraf zufällig ihren BVBater,
nahm deſſen Arm und kehrte um, um direkt auf den jungen
Franzoſen Zuzugehen.. Sın YVBorübergehen maß e den
jungen Mann;, indem fie ihn mit {tolzem und verachtung$»
vollem Blicke vom Kopfe bis zur Zehe mufterte, mit bligen-
den YWugen:

Sie empfand, bei Diejem Atte welblicher Rache ein ges
wiffes Gefühl der Genuathuung, umfomehr als‘ e fich
unter dem Schutze ihres Valers ficher fühlte.

Der Herzog war zerftveut; er bemerkte daher die Be⸗
wegung ſeiner Tochter und den Zweck ihres Zurückehreng



nicht. Er dachte über die Anwejeudeit des Grafen von
Feretre in Reres nach und über das 844* — dieſes

















































 
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