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Pfälzer Bote für Stadt und Land (25) — 1890

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Nr. 161 - Nr. 170 (17. Juli - 27. Juli)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44151#0677

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4* taglich mit Ausnahme der Sonn- und. Feiertage,
mmfiagé mit UnterbaltungsBeilage. Preis vierteljährlich
1.20 ohne Trägerlohn m. Poͤſtaufſchlag. Beſtellungen

N den Boftanfialten u bei der Exrpebition Zwingerfiraße 7.





für Stadt




Anzeige-Blaft für die AmtSbezirke Heidelberg,
Cadenburg, Weinheim, Schwebingen, Philippsburg,
Wiesloch, Bruchfal, Bretten, Nedargemiünd, Mosbach
Eberbach Buchen, Waldlirn, T.-Bijhofsh. Wertheim 2C,













Veranitwortlicher Redakteur:

8 Julius Jecker in Heidelberg.



. Seidelberg, Samiiag, den 26. Zuli

1890



| Druck, Verlaguı. Erpedition von Gebr. quber
in Heidelberg, Zwingerſtraße 7.

. Jadrg.






„ Beſtellungen

8 „Pfälzer Boten für die Monate Auguſt
September werden bei ſammtlichen Poftanftaͤlten
A In unferer Expedition Heidelberg! Zwinger⸗







ſe Tentgegengenommen.
Die Expedition.
8** —
... Dentjde Schulen in Kamerun.
ſere Leſer wird es in ereſſiren, etwas über die
— Schulen in Kamerun zu erfahren. Seit
‚Mk Sanuar d. J. beſtehen dafelbſt zwei deutſche
8 und zwar wurde die zweite errichtet in Bone—
Und ſteht unter der Leitung des Lehrers Flad,
6 um das Erziehungsweſen in Kamerun ſehr
4 gemacht hat. Schon im September d. 5
4 die Deidoleute um eine deutſche Schule gebeten
leig das nach Duallabegriffen hohe Opfer
Een Abtretung eines Stückes Land von ihrem
i wie des felbftändigen Baues eines Schul-
1 bringen verjprochen . ... Da die Her—
f3 einer, wenn auch primitiven Wohnung duͤrch
—114 immer geraume Zeit in Anſpruch nimmt,
‚M e eine Dder darauf befindlichen Eingeborenen-
4 As vorläufiges Schulhaus beftimmt. Letzteres
A“ Yanggeftrete, enge, aus Baum- und Baln-
[llfl%r“_.gebunbene Behauſung, welche troß mehrerer
46 beſchließbaren, in die Wände eingefügter
n und zweier Thüren den Wunſch nach
* übrig laßt Der Fußboden aus Lehm,
A ütten und Mäufen fleißig durchwuͤhlt, bedarf
8 Ausbeſferungen und iſt trotz täglicher Reinig-
Sanmelott der läſtigen Sandflöhe. Daͤs
4* witterſtürmen, wie ſie gegenwärtig Nachts mit
y 8 Regelmäßigkeit auftreten, zerzauſte und ge—
e Dach gibt den Schülern dann der Reihe nach
N Beweiſe ihrer turneriſchen Gewaͤndtheit
24 Örer baulichen Geſchicklichkeit an den Tag zu
c ’»n Der Leh:e: hat in der Miſſion Unterkunft
d , von wo aus er jeden Tag in einem Baum—
\ Serudert von kräftigen Schuljungen, nach ein—
Tn S einjtündiger Fahrt nach Bone-Bela gelangt.
44 SS ertheilte Derfelbe täglih 3 Stunden Unter-
AB ormittags oder Nachmittags, je nachdem die
M elluth der Mahnfahrt günftig war. Die Zahl
h‚üd)uIer beträgt 25. Der Schulbefuch laͤßt nichtz
AUN Wen übrig. Ohne die Zeichen einer (noh

1

* 1 Die ſchwarze Hand.

emon von Lam pert de Ste, Crovir.

”1 _ Mirte freie Neberfebung von Hılipp Freidank

4

(Naddr. verb.)



g tom zugeſchickte KRennkarte trug die Nummer 3.
N 4* Har auf der Hand datz der Marquis, indem
Y I?t t"l erte, daß Raoul das Pferd vor dem Rennen zur
M fich ſchwer gegen den übiſchen Anitand ver-
* atte. Immex wieder ſties in dem Kopfe Raoul’s
O agıle an ein Duell mit jeinem Nebenbuhler auf.
Al nahım im Cafe dır Conde das Frühflüc ein und
A ly Dann zu Zuß na dem Kennplaße. Er trug
A age_rne Reithoſen mit hohen Stiefeln u. ein ſchwarzes
7i J ıe bekannt, fand das Rennen in demjelben Amphi-
4 ütt, wo ſich ſonſt die Stiergefechte abſpielten Die
4 geftatteten ihm nach VBorzeigung ſeiner Karte
et Die Arena war noch Ieer und man beendigte
/ m'@im‘e Vorbereitungen zu dem Fefte
4 46 Arheiter waren damit befchäftigt, die Logen
* 4 mit den rothegelben Nationalfarben Spaniens
Y al ten. Ravul wandte fich zu den Ställen, welche
fl%‚a ß ag beſonders hHergerichtet waren. Die
1 8 ennen beſtimmten Pferde jtanden bexeit und die
e Ote gaben. ihnen den leßten Strich mit der Kar-
O Ttaf Raoul wandte ſich an einen der die Aufficht
i flg Knechte und frug denfelben in dem agebroDdenen
W %‘lie’ über welches er verfügte, nach den Pferden des
*
*4

e Ia Montana. ;
— ſchien Raoul verſtanden zu haben und
dez 3 3zWwei Pferdeftänden, welche am aͤußerften
— ſich befanden.
8 erſten Blick jah Raoul, daß es zwei Pferde
Ühen a Race waren. Ihr glänzendes Fell, die Stellung
lrgn Slieder und alles Andere für den Kenner Weient-
4 — (cließen, daß es Bferde reiniten Blutes
pa hh,.c> eine Der beiden Zhiere mar ein Goldjuchs,
M nore ein dunkelbraunes Thier. Während er die
gnuä) Mufterte, ‚vernahm er eine bekannte Stimme,
Ü dem Bereiter rief, Raoul drehte fih.um und
em Marquis de Ia Montana gegenüber.

i



nicht vorhandenen) Schulglocke finden ſich die Jungen
immer vollzaͤhlig zur beftimmten Zeit ein.

Beſondere Erwähnung verdienen die ſieben Knaben
aus Bonaku, die in einem kleinen, von einem hoch—
herzigen Vater in Dualla ihnen zu Verfügung geſtell—
ten Kahn, als frohe ſangesluſtige Geſellſchaft, Schul—
ausrüſtung und „Mundvorräthe“ im vorderen Ende
des Fahrzeuges aufgeſpeichert, jeden Morgen ihren
etwa /aſtündigen Weg zur Schule machen und mit
rühmlicher Pünktlichkeit regelmäßig furz vor 8 Uhr
am Fuße des Schulhügels eintreffen. Ihr Landweg,
für einen Weißen der zur überſchreitenden Sünipf—
ſtellen wegen nur mit Hilfe eines Trägers zu paſſiren,
iſt 1’/2 Stunden Iang. Schulbeſuche ſeitens der Er—
wachſenen finden ſehr häufig ſtatt. Den Vätern ſcheint
die Ausbildung der Söhne wichtige Angelegenheit zu
ſein, ſie wagen es nicht, die zum Theil ſchon ſehr
fräftigen, für ihre Jutereſſen wohl verwendbaren
Jungen gelegentlich für Handel oder Fiſchfang aus
der Schule zu nehmen. Fleiß und Eifer der Schüler
verdienen Anerkennung Das Betragen der Meiſten
iſt zufriedenſtellend Unterrichtet wurde bis jetzt im
Leſen, Schreiben, Rechnen, Singen, Turnen, bibliſcher
Geſchichte und Deutſch Bei der Erlernung von Leſen
und Schreiben wird, im klaren Bewußtſein des hohen
praktiſchen Werthes dieſer beiden den meiſten Duallas
noch geheimnißvollen Künſte, großer Eifer und be—
wunderungswürdige Ausdauer an den Tag gelegt.
Fürs Rechnen brachten manche Jungen als Erbe
ihrer Väter ſchon merkwürdige Fertigkeiten mit zur
Schule. Die deutſchen Melodien finden auch in Bone—
Bela lebhaften Anklang und raſche Verbreitung. Die
einzelnen, an Bord der Kriegsſchiffe verwendeten
Kameruner übermittelin Ddie ausS den militäriſchen.
Uebungen ihnen gebliebenen Fertigkeiten ihren Lands—
leuten, unter welchen ſie al8 „Spiele“ bleiben. Die
Kenntniß der deutſchen Sprache erſcheint überall in
Dualla als höchſt begehrenswerth. An dem Unterricht in
derſelben nehmen in zwei Wochenſtunden zwei einge—
borene Lehrer mit lebhaftem Intereſſe theil. Die Fort—
ſchritte in den einzelnen Fächern ſind bei den meiſten
Schülern befriedigend

Deutſches Reich.

* Berlin, 24. Juli. Die „Poft“ betheuert ihre
Unſchuld am gegenwärtigen ECartellſtreit über Bis—
marck; ſie habe Bismarck nicht in dieſen Streit ziehen
wollen. Dasſelbe Blatt bringt eine Zuſchrift, welche.
Bismarck gegen den Vorwurf des „Moniteur de Rome“
vertheidigt, er ſei von der Wolluſt des Regie—









Die beiden jungen Männer begrüßzten ſich höflih abex
ſehr froſtia; dann ergriff de Ia Montana das Wort und
ſagte zu Raoul:

Das ſind meine zwei Pferde, Herr Graf; ich alaube,

fie gehören nicht zu den ſchlechteſten!! } ;

Ich kann Ihnen zum Befige diejer Yrächtigen Thiere
nur Giäücg wünfchen, Herr Marguis,“ erwiederte Raoul ver-
bindlih. Doch würden Sie Ibrer Liebenzwürdigkeit Ddie
Krone aufjegen, wenn Sie mir mittheilen wollten, welches
der beiden Thiere zu meiner Berfügung ſteht!

„Wählen Sie, Herr Graf,“ erwiderte de Ia Montana,
welcher die Rele des Goͤnners aerne weitex ſpielte, weil
er innerlich fühlte, daß die Lage immer mehr eine geſpanntere
werden mußte..

„Sie fegen mich dadurch, Herr Marauls, in eine große
Berlegenheit,“ meinte KRavul. „Unzweifelhaft ijt eines der
beiden Thiete Ihr Sieblingspferd, und um keinen Preis
möchte ich Sie in Verlegenheit fegen.“

„KeinesSfalls,“ erwiderte der Marquis {tolz. „Sie haben
unter allen Umjtänden die Wahl. , Bablo,” befahl er ſeinem
KReitfnecht, „Jattle ſofort die beiden Prferde, der Herr Graf
möchte ſie gexne zur Probe reiten! Das iſt vollſtändig er⸗
laubt, Herr Graf, und Sie werden die Pferde amı beſten
ſelbſt beurtheilen können Das eine derſelben iſt etwas
hartmäulig und das andere ſcheut ein wenig. Bitte, wählen
Sie rajch,” fügte der Marquis mit malitibfem Tone hHinzu.

Der ironijhe Zon in der Bemerkung des Marquis
entging Raoul FeineswegsS; anftatt einer Antwort begnügte
er ſich mit einer höflichen Werbeugung.

Pablo führte das erfte Bferd, nachdem er es geſattelt
atte, vor und Raoul prüfte dann am Sattelzeug vor allen
ingen die Steigbügel, ſchwang ſich auf das Pferd und

iprengte in die Arena

Es war Alles in beſter Ordnung und Raoul mit dem

Thiere ganz zufrieden. Sein Koͤrpex ſchmieste ſich den Be-

wegungen des Pferdes innig an und einige heftige Seiten-

iprünge desſelben befejtigten Raoul nur im Sibe. Iu
fürzefter Zeit hatte Graf Raoul das Pferd vollitändig in
jeiner Gewalt und es folgte jedem Schenkeldruck Der

Marquis mußte mit dem Gefühle des Neides und des







rens und der Liebe zur Macht beſeſſen—
Bismarck habe längſt vor feinem Definitiven Rücktritt
gehen wollen; er ſſei jedoch aus Pflichttrene und
Vaͤterlandsliebe geblieben. Der „Reichsbote“ tHeilt
mit, daß die Redaktion der „Poft“ die Unterzeichnung
der Bismarckadreſſe verweigerte.

— Einen /Reichsfeind“ hilft es nichts, wenn er
auch für die Regierung ſtimirt Er haͤt etwas Gutes
gethan, aber er hat e aus böſen Abſichten gethan.
So werden jetzt die Polen in den „Hamburger Jach⸗
richten“ lebhaft dafür angegriffen, daß ſie für Militär—
vorlage der Regierung geſtimmt haben. Sie hätten
erkannt, daß Fuͤrſt Bismarck ihr gefährlichſter Feind
ſei, und ſtrengfter Oppoſition verharrt. Gegenwärtig,
wo ſie das Ziel ihrer Sehnſucht erreicht hätten und
Fürſt Bismarck entlaſſen fei, wünſchten ſie in das
Gewand der beleidigten Unſchuld ſich zu hüllen und
hätten nur darum fuͤr die Regierungsvorlage geſtimmt.

Ausland.

Brüſſel, 23. Juli. Der Koͤnig beſuchte heute
Vormittag das Rathhaus, wo der Bürgermeiſter und
der Gemeinderath ihn empfingen. Der Bürgermeiſter
Buls, das Haupt der belgiſchen Freimaurerpartei,
hatte dabei die Unverſchaͤmtheit in einer An-
ſprache an den König zu ſagen: „Trotz der Miniſter
welche die Politik unsgegeben, werden wir Ew. Maje—
ſtät treu bleiben bis zum Betteljack.“ Der König
fertigte den Bürgermeiſter in feiner Weiſe ab, indem
er erwiderte: „Sein Platz ſei über den Parteien, ſeine
Pflicht ſei es, loyal gegen die eine wie die andere
zu ſein, und dieſer Pflicht werde er bis zu ſeinem Tode
treu bleiben?

* Qondon, 23. Jull . Die Daily News“ melden:
Bei der Metzelei in Erzerum am 20. Juli wurde auch
ein armeniſcher Biſchof getödtet.

Aus Baden.
Heidelberg, 25 Juli.





FE Yn der „Heidelberger Zeitung“ reibt
ſich zur Abwechſelung wieder einmal ein gewiſſer

Jemand an dem Pfälzer Boten! Der gute Herr
kann, ſo ſcheint e$, die Abfuhr nicht vergeſſen, die
wir ihm j. 3. ertheilten. „Offenbar aus dem Leſer—
kreis des Pfälzer Boten“ iſt dem Freunde des Hei—
delberger Anitsverkündigers, eine Nummer des Mün—
chener Blättchens „Arbeiterjchuß“ unter Kreuzband
zugeſendet worden, welche eine ausführliche Anzeige
einer neuen Schmähſchrift: „Der Selbſtmord
Luthers, geſchichtlich erwieſen von Dr. M. Honnef“















Haſſes Konftatiren, daß er einen beſſeren Reiter noch ſelten
gefehen hatte, Auf ſeinem Angeſichte {piegelten ſich dieſe
Gefuͤhle Har und deutlich ab er drehle ſich kurz um, damit
er nicht mehr Zeuge war wie der Fremde die Triumphe
ſeinex Reitkunſt feierte.

Raoul ritt in den Stall zurück und erklärte dem Mar-
quis, daß er das andere Pferd nicht vrobiren werde; das
eben gerittene genüge ihm, Er ſtotterte dann widerwillig
einige Dankesworte hHeraus. }

Der Marquis autwortete nichts Inzwiſchen waren
die Vorhereitungen zum Feſte fertig geworden und die
Logen füllten ſich mit Zuſchauern. Kabul ſah den Konſul
auf ſich zufommen,

„Sie find ja ſchon bereit,”“ laate Leclerc und drückte
Ravul herzlich die Hand. Hoffentlich werden Sie eine hübſche
Schärpe gewinnen.”

‚. 30 werde mein Möglichjtes thım, lieber Konſul, aber
ich zweifle am Erfolge. Ich reite, wie Sie wiſſen ein frem-
des Bferd.”

_ „Um fo-beffer,“ meinte der Ronful, „dafür werden Sie
beim Bublikum, doppelte Anerfennung finden.“ _ }

Sn diefem Augenblicke fam der Marguis auf die
beiden Herren zu und ſagte zu Raoul, nachdem er den
Konful hoͤflich begrüßt hatte : }

„Das Zeichen zum Rennen wird eben gegeben. Sie
haben die Nummer 3 und können, wenn es Ihnen Ver—
gnügen macht, dem erften Rennen von der Loge des Clubs
aus zuſehen. €$ i{t Nummer 14 im erften Rana, dort
werden Sie mich finden.“

— »S werde fofort ınitfommıen, Herr Marquis,“ erwiderte

Raoul und empfahl ſich bei feinem FIreunde. Der Konful
ging auf ſeinen Platz zurück und murmelte alerlei böfe
Worte zwiſchen den Zähnen. Dem erfahrenen Weltmanne
war e8 nidht entgangen, daß Raoul und der Marquis be-
reit$ auf touche jtanden. Er fürchtete, das geſpannte Ber-
hältuih der beiden jungen Leute muͤſſe endiich zu einem
Duell führen. Der Konful wußte nämlih, daß der Mar-
guis ein gefürchteter Geguer auf Degen war, und weil er
NRaoul lichte und hochſchätzte, jo bangte er ſebr vor den
Folgen eines Duells. Fortſetzung folgt.)


 
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