— täglid, Senn und FeiertagE ausgenommen.
A m üängs mit umr&aüungßbeüagc.n%xeiß siertel{ährlich
2 — Trägerlohn —— — —
tei den Boftankalten ı. bei der ESypebition Mlöcftrake 108,
ſir Stadt
Vote
Anzeige-Blaitfür ſammiliche Bezirke
des bad. Unterlandes, Preis pro i ſpall Retitz
zeile 10 Pfg bei Wiederholungen KRabatt,
Inſerate finden die weiteſte Verbreitung
Nr. II?.
Spaniſches.
3 Die „Kreuz-3tg.“ bringt eine Schilderung der
eee in Spanien, welche die Lage diefes Landes
® Anem ſehr bedenklichen Licht erſcheinen laſſen. In
elona Valenica, Alcoy und Malaga find die
Larchiſten die Herren der Sitnuation, Die Re-
‚Lung bermochte nichts zu beffern, und ſo haben denn
e uSftändigen Arbeiter in ‚großem Umfange den
fa[[tfturgbigen Arbeitstag durdhgejebt. „Dies ift jeden-
* S ein Erfolg der Arbeiter von außerordentlicher
—— errüngen wurde derfelbe duͤrch daͤs vick-
oſe Vorgehen und den Terrorismus der anar⸗
während in den weftlihen Stäbten,
Madrid, BaNadolid und Bilbao, wo die Social-
1 — die Oberhand Haben und hier auch
Itauſende von Arbeitern für ihre Kundgebungen
II konnten, einen praktiſchen Erfblg
* erreicht haben. Die Anarchiſten erklärten von
ag an, daß mit der Abfendung von Deputationen
R Petitionen an die Regierung und an das Lar-
m?.“mt in Spanien nichts zu erreichen ſei, die Arbeiter
Ifi?fiten deßhalb zu der ihnen einzig möglihen Selbſt⸗
fe, zur Erklärung des allgemeinen Streiks, greifen,
8 dadurch die Bourgeoifie zur Kapitulation zu
B — Die Socialiften dagegen wollten den Weg
e Leſetzgeberiſchen Reform eingehalten wiffen; {ie
5* jedoch an Bedeutung verlieren,-je mehr die
i‚ur‘“d}tften in den öſtlichen Küſtenſtädten ihren Willen
4 Im allgemeinen hat bis jetzt der Gegenſatz
5 beiden Richtuͤngen noch keineswegs hemmend auf
8 Ybeiterbewegung, Jondern im Gegenthetl foͤrderud
Hy cr da fich Barteien durch eine um fo
jnurlge MAgitation zu überbieten ſuchten. Was aber
‚un werden, wenn nach der nunmbher erfolgten
46 Annahme des allgemeinen Stimm-:
%{)tg die Kammern aufgelöjt werden und Neu⸗
zu erfolgen haben? — Wenn ſich die Arbeiter⸗
N ;Qung in dem Maße weiter entwickelt, wie fie ſich
8 ©M Legfen Wochen gezeigt hat, wird ein Viertel
ng gar ein Drittel des nächſten Congreſſes aus
und foctaliftifdHen Depu-
dem < beftehen. Das allgemeine Stiminrecht, welches
8 beralismus des Cabinetts Sagafta neue8 Leben
Ulr Neue Kräfte zuführen ſollte wird deßhalb
5 Wahrſcheinlichkeit niach den Liberalismus
Un niensS, wie er feit Jahren in der Vergeud-
* es Staatzeigenthums, in der Corruptkion
des ‘ Derwaltungszweige, in der Demoralkifirung
@„Qgfient[id)en Lebens ein Weſen gezeigt Hat, zum
* © fragen. Die Erſtarkung des Prölelarlats
4 mit zwingender Nothwendigkeit als Gegenge⸗
die Erſtarkung der tradikivnellen ſtaatserhallenden
— der * Kirche * des 4
oriſchen Staatsgedankens. ſt aher
— g 4
Harte Köpfe.
Erzählung aus dem Schwarzwald.
Von Oskar Höcker.
(BPieudonynt: Hermann Frank.)
( * Fortſetzung.)
NN * bin überzeugt,“ fuhr Gerold fort, „daß Ihr Vater
2 ot an verſbhulicher von ſeinein Bruder denkt, Wir
ñ 2— find num einmal fo; ſtatt von felbft die Hand zum
3l bieten und ung das Daſein zuU verfhhnern, muß
'\d;„„f durch harte Schickjalsfhläge unfer trotziges Herz er⸗
‚D
j — hahen recht ermiderte Afra leiſe, „die Wenſchen ſind
—* glaube Kanınm, daß e& Ausnaymen gieht.“
„‚;fl)"n{‘s wäre recht fchlimm,“ meinte Gerold, „Kh will
iü‘\ni ä){ rühmen, aber ich kannn wohl behaupten, daß ich,
f en D einen Bruder Hätte, demfelben nie auf Ddie Dauer
S
89—
*
2 ur Seite neigend, „aber es giebt doch nöch andere
, e8 ’ Gegen dieſe dürften Sie gerade ſo unverföhnlich ſein,
4 den? andere Leute find, alfo kfeine rühmliche Ausnahme
weiß,“ woerſprach Gerold freundlidh, , .e8 Käme
ng„“* Können Sie mir vielleicht ein Beijpiel vor Augen
ia A .
8 4 ſchien nachzuſiunen. Es fiel ihr auffallend lange
* 4* endlich aber fagte {te :
8
rden — 2 2 8
4 uſt Sie wohl Jemanden vergeben fönnen, der einen
gefunden, welder von ihnen I;errü[;rt’ und das
i
pen - SOrer Mutter war, der aber tiroß alledem den Fund
— Z
ürf ÜE ein geringes Vergehen,“ erwiderte Gerold, „und
4 — hrüch nicht erft der Zuſicherung der Verzeihung,“
$ ‚ e8 nun aber ein Brief geweſen wäre,“ fuhr Afra
der Finder denjelben geleſen Hiätte “
Heidelberg. Samſtag, 24. Mai 1890.
das Land aus der furchtbaren Kriſis, welche heute
über Spanien hereingebrochen iſt, wieder heraus⸗
arbeiten, ſo wird das Opfer derfelben das heutige
Regierungs⸗Syſtem mit feiner egoiſtiſchen Sonder⸗
politik der parlamentariſchen Kliquen fallen müſſen.“
Es iſt belannt, daß die Regentin Chriſtine nach dem
Tode ihres Gemahles, des Königs Alfonſo, eon ſer⸗
vat iv regieren wollte, aber hiebon durch die Droh—
ungen der liberalen Parteien Spantens abgehalten
wurde. Dieſe erklärten, einer eonſervativen Regierung
offenen Widerſtand ſelbſt bis zur Empörung leiſten
zu wollen und das einzige Mittel, das Land zu retten
beſtand darin, daß die Königin die Liberaͤlen in’2
Miniſterium rief. Während die Conſervativen
die Monarchie aus Lohalttät ſtützten, mußte die
Unterſtützung der Liberalen durch obige Mittel
erkauft werden.
Deutſches Reich.
* Berlin, 22. Mai. Die heutigen Berathungen
der Militärcommiſſion machten einen verbluͤffenden
Eindruck. Der Kriegzminiſter erklärte, die Militär⸗
verwaltung erſtrebe in letzter Inſtanz die Durchführung
der allgemeinen Wehr⸗Pflicht nach Scharnhorſt ſchen
Princip/ ſo daß daß alle waffenfähigen Mannſchaften
ausgehildet und nicht blos ein beſtinimter Prozentſatz
von Rekruten. Die Armee werde verjüngt werden,
um in Ernſtfalle nicht die letzten Jahrgänge einfordern
zu müſſen, alſo die Reſerbe entbehrlich zu machen.
Für die nächſte Zeit muͤßzten die beſtehenden Truppen—
vrganiſationen in der Richtung jener Pläne ausgeſtattet
werden; die jetzige Vorlage fet eine Mindeſtforderung,
ſie bedeute blosden erſten Schritt, um vorhandene
Truppenkörper in eine normale Organiſatton zu bringen.
Die goubernementalen Parteien wollen die 3, Sperr—
geldervorlage ſo abändern, daß ein für alle Mal
eine geſetzmäßige Vertheilung der Rente möglich ſei,
außerdem aber ſicher die Reute, in die Emerikenfonds
der betreffenden Diözeſen fließt. Dadurch ſteigen die
Auzſichten auf das Zuſtandekommen der Vorlaͤge er—
heblich. Die „Norddeutſche? dementirt, daß Verhand⸗
lungen zwiſchen Capribt und Bismarck ſtattfinden.
— Ueber die Rede des rühmlichſt bekannten
Soctalpolitikers Hitze (Centrum), welche wir
kurz erwähnten. bringen wir in Folgendem einen
ausführlichen Bericht, behalten uns jedoch vor, auf
die benerkeuswerthe Rede des Weiteren zurücdzukommen,
Reduer ſpricht ſeine Befriedigung daruͤber aus,
daß in Bezug auf die Sonntagsruhe der Entwurf
zunt großen Theil den früheren Beſchlüſſen des Reichs⸗
tags entſpreche, nur hätte er gewünſcht, daß man den
Sonntag nicht auf 24 Stunden beſchraͤukte, ſondern
auf 36 Stunden erweiterte, wie dies in der bſter⸗
— und ſchwetzeriſchen Geſetzgebung geſchehen
ei.
Das wäre zwar indiskret, äußerte Gerold „aber immerz
hin verzeihlich.“
Da i alſo Ihrer Nachſicht gewiß ſein darf, entgegnete
Afra erröfhend, „Jo geftatten Sie mir, Ihnen hiermit daz von
Ihrer Frau Mutter verlorene Schreiben zurüczugeben,“ *
„Sie
—
Gerold nahm ziemlidh verwirtt den Brief an ſich.
Von Anfang bis zu Ende,“ geftand Afra ehHrlih ein.
Ich hatte mir zwar feſt vorgenommen, es nicht zu thun, allein
wer kann ſolcher Verſuchung widerſtehen? Ich bereue es in⸗
deſſen nicdht“, ſetzte fie, ſich an Gerolds Verlegenheit weidend,
bedeutſam hinzı, „ich weiß doch jetzt, wie andere Lente über
mich urtheilen.. Ich bin ein übermüthiges Mädhchen, daß noch
ſehr der Erziehung bedarf —“
Aber ich bitte, Fräulein Afra, bringen Sie mich nicht
in Verlegenheit.
Das ſich ſehr viel einbildet,“ ſprach Afra unbekümmert
weiter, das ein kleines herrſchſuͤchtiges!
Aber Fräulein Afıa —”
}
$
;
]
;
26. dahrgang.
Kinderarbeit enthalte die Vorlage mehrfache Abweich⸗
ungen von den Beſchlüſſen des Keichstags/ die viei⸗
leicht beſſer vermieden worden wären. Die Vorlage
giht die Moöglichkeit zu einer Probe mit dem Normal-
arbeitatag; er fanır für gewiffe gefundheitsgefährlidhe
Betxiebe vom Bundesrathe eingeführt werden, Wir
werden die Probe abwarten und jedenfall® von un-
ſerer Forderung des allgemeinen Normalarbeitstages
nicht ablaſſen. Dazır bedurfte es der Meinung der
©ocialdemokraten nicht. Daß wir in abfjehbarer Zeit
nicht zum adtftündigen Normalarbeitstag kommen
werben, iſt meine Meinung. Dieſe Frage muß der
natürlichen Entwicklung überlaffen bleiben. RKedner
wendet ſich gegen die Beftimmung, daß der Beſuch
der Fortbildungsſchulen auch für weibliche Arbeiter obli:
gatoriſch gemacht werden kann. Seinẽ Freunde feien
Gegner einer ſolchen Ausdehaung des Schulzwanges;
e& ſei ſchon bedenklich, den Schuͤlzwang auf die Kin-
bder auszudehnen; dieſe würden ſchon vielfach in
Schulen anderer Confeſſtonen Hineingeziwungen. Noch
bedeutklicher iſt e& aber, den Schulzwang auszudehnen
auf die jugendlichen Arbeiter, die dadurch auch in
Schulen hineingezwungen werden önnten, die focial:
demokratiſch find. Daß die Soclaldemokraten ſich da⸗
gegen ausſprechen, daß den jugendlichen Arbeitern
der Lohn nicht ſelbſt ausbezahlt wird, daß der Vater
den Lohnbetrag erhalten foll, iſt felbfterſtänblich;
ſte wollen ja jede Familienautorität wie jede andere
Mutorität beſeitigen. Un ſo mehr haben alle an-
deren Parteien ein Intereſſe daran, die Autorität
wieder zu ſtärken. Daß die Eltern auch ihre Kinder
augbeuten, kommt vor, iſt aber doch eine Ausnahuie
und im Zweifelsfalle wüſſen wir uns immer für die
Eltern entſcheiden. Ob die Maßregeln gegen den
Hontraktbruch gerade geeignet ſind, den beſtehenden
Nißſtänden abzuhelfen iſt doch zweifelhaft. Sewiß
thut Niemand den Arbeitern einen guten Dienſt, wenn
er ſie zum Kontrakbruch verleitet, aber kaun nicht
Jemand, der wegen Verleitung zum Kontraͤktbruch
beſtraft wird als Märthrer erſcheinen und erſt recht
dadurch viele Anhänger gewinnen? Die Wirkung
des Socialiſtengefetzes nach dieſer Richtung hii
macht doch ſehr bedenklich. Es wird nichts aͤn⸗
deres übrig hleiben, als daß man den Arbeitern auch
hier die Möglichkeit läßt, ſich Organiſationen zu
ſchaffen. („Sehr richtig! liits Nicht dahin muß
die Frage geſtellt werden, ob die Gewerkvereine an
ſich gut ſind oder nicht, ſondern ob Augeſichts des
Beſtehens der Lohnkämpfe, Angeſichts der Maſſen—
ausſtaͤnde es beſſer iſt. die Maſſen zu organtliren,
Denn der organiſirte Arieg bietet immer wenigſtens
die Möglichkelt, zum Frieden zu kommen, während
der ungeordnete Frieden jeden Augenblick den Krieg
entſtehen läßt. Die Arbeitsordnuhgen, welche diẽ
Vorlage vorſteht, werden dazu dienen, das Verhältuiß
Tros meines herr ſchſüchtigen Charakters 2“ warf Afra ein.
Trotz deſſelben Es würde zwar hin und wieder kleiue
Kämpfe in der Che geben, Sie würden dem Gatten zU-
weilen auch fchmollen, aber das Ende vom Liede beftaͤnde doͤch
immer Ddarin, daß Sie in Liebe zu ihm erporfhauten —“
„AXh,“ lachte Afra, „Sie ftellen fihH meinen Zufünftigen
Aſo recht groß vor, ſo daß er mich womöglich un Hauptes-
länge überragte 2“
Wir fönnen das ja gleich fehen,“ meinte Gevold, „wenn
Sie die Güte hahen woͤllen, ſich von der Bank zu erheben.“
Mira folgte lachend der Aufforderung und ſtellte ſich dicht
neben Gereld Richtig! rief ſie Iuftig, „Sie ſind gerade ſo
groß / wie der mir von Ihnen poetiſch vorgeführte Gatte. Wie
läßt.
Haben Sie ſich nur die Ausſtellungen bemerkt,
Gerold „und des Lobes vergeſſen?!
Ach, berſetzte Afra,
unt der Charakterfchilderung eine Meine Abwechfelung zu ‚geben,“
„Nein, Fräulein Afra“, hethenerte Gerold, „c3 war ebenfo
aufrichtig gemeint, wie der Tadel, Ddenm er am aus dem
Herzen; und trotz alledem, 19a8 zwifhen unZ vorgefallen ift,
behaupte ich jetzt noch: Ddaß jeder Manı ſich glüclih preifen
muß, dem Sie Ihre Liebe JMhenken, Ich bin zwar Überzeugt,
daß Sie an Engherzigkeit leiden, und daß Sie nur wenige
Menſchen von ganzer Seele zu Iteben vermögen, wie zum Bei⸗
ſpiel Ihren Bater, oder eine Freundin, und dann aber noch —”
Nun wen? rief Afra in aufſteigender heiterer Laune,
„Den Mann,“ vollendete Serold, „mit dem Sie den Sang
durchs Leben wagen. Ich bin gewiß, daß Ihre Liebe zu dieſem
hätten, als iYn —”
Jetzt waͤre e& eigentlich an Yhnen, in der Schilderung
fortzufahren.“
„Ich muß leider bekennen, feufzte Afra, „Ddaß meine
zu ſchwach ift, un Ihrem fühnen Fluge folgen zu
önnen“
Ich kenne Jemauden, ſagte Gerold heiter, „der Ihnen
wahrſcheinlich gefallen würde, Geſtatten Sie vielleicht, daß
er Shnen an einem der nachſten Sonntage jeine Yufiwwartung
$
E
Ich bin fremden Leuten gegenüber ſo ſchuͤchtern!
Ach; ich glaube, das wird ſich bald geben. Außerdem
kennen Sie ihn bereus.“
„Soz“ rief Afra. „Sa, dann iſt e& etwas anders!
So darf er alſo fommen 2”
Das ſchöne Mädchen nickte mit dem Kopfe.
Sie ihn ja nicdht, was wir hier gejprodjen !” :
„Bewahre,“ verfidherte Gerold in ſcheinbarem Ernft, „ich
werde doch nicht jo indiskret jein,“
Sr reichte ihr die Hand, weldhe ſie lebhaft ergriff, Beide
Jahen einander eine lange Weile an, bis e& immer heftiger um
die Mundwinkel zuckte und ein fröhliches Lachen aus ihrem
Munde erſcholl.
Aber ſagen
Fortſetzung folgt)
A m üängs mit umr&aüungßbeüagc.n%xeiß siertel{ährlich
2 — Trägerlohn —— — —
tei den Boftankalten ı. bei der ESypebition Mlöcftrake 108,
ſir Stadt
Vote
Anzeige-Blaitfür ſammiliche Bezirke
des bad. Unterlandes, Preis pro i ſpall Retitz
zeile 10 Pfg bei Wiederholungen KRabatt,
Inſerate finden die weiteſte Verbreitung
Nr. II?.
Spaniſches.
3 Die „Kreuz-3tg.“ bringt eine Schilderung der
eee in Spanien, welche die Lage diefes Landes
® Anem ſehr bedenklichen Licht erſcheinen laſſen. In
elona Valenica, Alcoy und Malaga find die
Larchiſten die Herren der Sitnuation, Die Re-
‚Lung bermochte nichts zu beffern, und ſo haben denn
e uSftändigen Arbeiter in ‚großem Umfange den
fa[[tfturgbigen Arbeitstag durdhgejebt. „Dies ift jeden-
* S ein Erfolg der Arbeiter von außerordentlicher
—— errüngen wurde derfelbe duͤrch daͤs vick-
oſe Vorgehen und den Terrorismus der anar⸗
während in den weftlihen Stäbten,
Madrid, BaNadolid und Bilbao, wo die Social-
1 — die Oberhand Haben und hier auch
Itauſende von Arbeitern für ihre Kundgebungen
II konnten, einen praktiſchen Erfblg
* erreicht haben. Die Anarchiſten erklärten von
ag an, daß mit der Abfendung von Deputationen
R Petitionen an die Regierung und an das Lar-
m?.“mt in Spanien nichts zu erreichen ſei, die Arbeiter
Ifi?fiten deßhalb zu der ihnen einzig möglihen Selbſt⸗
fe, zur Erklärung des allgemeinen Streiks, greifen,
8 dadurch die Bourgeoifie zur Kapitulation zu
B — Die Socialiften dagegen wollten den Weg
e Leſetzgeberiſchen Reform eingehalten wiffen; {ie
5* jedoch an Bedeutung verlieren,-je mehr die
i‚ur‘“d}tften in den öſtlichen Küſtenſtädten ihren Willen
4 Im allgemeinen hat bis jetzt der Gegenſatz
5 beiden Richtuͤngen noch keineswegs hemmend auf
8 Ybeiterbewegung, Jondern im Gegenthetl foͤrderud
Hy cr da fich Barteien durch eine um fo
jnurlge MAgitation zu überbieten ſuchten. Was aber
‚un werden, wenn nach der nunmbher erfolgten
46 Annahme des allgemeinen Stimm-:
%{)tg die Kammern aufgelöjt werden und Neu⸗
zu erfolgen haben? — Wenn ſich die Arbeiter⸗
N ;Qung in dem Maße weiter entwickelt, wie fie ſich
8 ©M Legfen Wochen gezeigt hat, wird ein Viertel
ng gar ein Drittel des nächſten Congreſſes aus
und foctaliftifdHen Depu-
dem < beftehen. Das allgemeine Stiminrecht, welches
8 beralismus des Cabinetts Sagafta neue8 Leben
Ulr Neue Kräfte zuführen ſollte wird deßhalb
5 Wahrſcheinlichkeit niach den Liberalismus
Un niensS, wie er feit Jahren in der Vergeud-
* es Staatzeigenthums, in der Corruptkion
des ‘ Derwaltungszweige, in der Demoralkifirung
@„Qgfient[id)en Lebens ein Weſen gezeigt Hat, zum
* © fragen. Die Erſtarkung des Prölelarlats
4 mit zwingender Nothwendigkeit als Gegenge⸗
die Erſtarkung der tradikivnellen ſtaatserhallenden
— der * Kirche * des 4
oriſchen Staatsgedankens. ſt aher
— g 4
Harte Köpfe.
Erzählung aus dem Schwarzwald.
Von Oskar Höcker.
(BPieudonynt: Hermann Frank.)
( * Fortſetzung.)
NN * bin überzeugt,“ fuhr Gerold fort, „daß Ihr Vater
2 ot an verſbhulicher von ſeinein Bruder denkt, Wir
ñ 2— find num einmal fo; ſtatt von felbft die Hand zum
3l bieten und ung das Daſein zuU verfhhnern, muß
'\d;„„f durch harte Schickjalsfhläge unfer trotziges Herz er⸗
‚D
j — hahen recht ermiderte Afra leiſe, „die Wenſchen ſind
—* glaube Kanınm, daß e& Ausnaymen gieht.“
„‚;fl)"n{‘s wäre recht fchlimm,“ meinte Gerold, „Kh will
iü‘\ni ä){ rühmen, aber ich kannn wohl behaupten, daß ich,
f en D einen Bruder Hätte, demfelben nie auf Ddie Dauer
S
89—
*
2 ur Seite neigend, „aber es giebt doch nöch andere
, e8 ’ Gegen dieſe dürften Sie gerade ſo unverföhnlich ſein,
4 den? andere Leute find, alfo kfeine rühmliche Ausnahme
weiß,“ woerſprach Gerold freundlidh, , .e8 Käme
ng„“* Können Sie mir vielleicht ein Beijpiel vor Augen
ia A .
8 4 ſchien nachzuſiunen. Es fiel ihr auffallend lange
* 4* endlich aber fagte {te :
8
rden — 2 2 8
4 uſt Sie wohl Jemanden vergeben fönnen, der einen
gefunden, welder von ihnen I;errü[;rt’ und das
i
pen - SOrer Mutter war, der aber tiroß alledem den Fund
— Z
ürf ÜE ein geringes Vergehen,“ erwiderte Gerold, „und
4 — hrüch nicht erft der Zuſicherung der Verzeihung,“
$ ‚ e8 nun aber ein Brief geweſen wäre,“ fuhr Afra
der Finder denjelben geleſen Hiätte “
Heidelberg. Samſtag, 24. Mai 1890.
das Land aus der furchtbaren Kriſis, welche heute
über Spanien hereingebrochen iſt, wieder heraus⸗
arbeiten, ſo wird das Opfer derfelben das heutige
Regierungs⸗Syſtem mit feiner egoiſtiſchen Sonder⸗
politik der parlamentariſchen Kliquen fallen müſſen.“
Es iſt belannt, daß die Regentin Chriſtine nach dem
Tode ihres Gemahles, des Königs Alfonſo, eon ſer⸗
vat iv regieren wollte, aber hiebon durch die Droh—
ungen der liberalen Parteien Spantens abgehalten
wurde. Dieſe erklärten, einer eonſervativen Regierung
offenen Widerſtand ſelbſt bis zur Empörung leiſten
zu wollen und das einzige Mittel, das Land zu retten
beſtand darin, daß die Königin die Liberaͤlen in’2
Miniſterium rief. Während die Conſervativen
die Monarchie aus Lohalttät ſtützten, mußte die
Unterſtützung der Liberalen durch obige Mittel
erkauft werden.
Deutſches Reich.
* Berlin, 22. Mai. Die heutigen Berathungen
der Militärcommiſſion machten einen verbluͤffenden
Eindruck. Der Kriegzminiſter erklärte, die Militär⸗
verwaltung erſtrebe in letzter Inſtanz die Durchführung
der allgemeinen Wehr⸗Pflicht nach Scharnhorſt ſchen
Princip/ ſo daß daß alle waffenfähigen Mannſchaften
ausgehildet und nicht blos ein beſtinimter Prozentſatz
von Rekruten. Die Armee werde verjüngt werden,
um in Ernſtfalle nicht die letzten Jahrgänge einfordern
zu müſſen, alſo die Reſerbe entbehrlich zu machen.
Für die nächſte Zeit muͤßzten die beſtehenden Truppen—
vrganiſationen in der Richtung jener Pläne ausgeſtattet
werden; die jetzige Vorlage fet eine Mindeſtforderung,
ſie bedeute blosden erſten Schritt, um vorhandene
Truppenkörper in eine normale Organiſatton zu bringen.
Die goubernementalen Parteien wollen die 3, Sperr—
geldervorlage ſo abändern, daß ein für alle Mal
eine geſetzmäßige Vertheilung der Rente möglich ſei,
außerdem aber ſicher die Reute, in die Emerikenfonds
der betreffenden Diözeſen fließt. Dadurch ſteigen die
Auzſichten auf das Zuſtandekommen der Vorlaͤge er—
heblich. Die „Norddeutſche? dementirt, daß Verhand⸗
lungen zwiſchen Capribt und Bismarck ſtattfinden.
— Ueber die Rede des rühmlichſt bekannten
Soctalpolitikers Hitze (Centrum), welche wir
kurz erwähnten. bringen wir in Folgendem einen
ausführlichen Bericht, behalten uns jedoch vor, auf
die benerkeuswerthe Rede des Weiteren zurücdzukommen,
Reduer ſpricht ſeine Befriedigung daruͤber aus,
daß in Bezug auf die Sonntagsruhe der Entwurf
zunt großen Theil den früheren Beſchlüſſen des Reichs⸗
tags entſpreche, nur hätte er gewünſcht, daß man den
Sonntag nicht auf 24 Stunden beſchraͤukte, ſondern
auf 36 Stunden erweiterte, wie dies in der bſter⸗
— und ſchwetzeriſchen Geſetzgebung geſchehen
ei.
Das wäre zwar indiskret, äußerte Gerold „aber immerz
hin verzeihlich.“
Da i alſo Ihrer Nachſicht gewiß ſein darf, entgegnete
Afra erröfhend, „Jo geftatten Sie mir, Ihnen hiermit daz von
Ihrer Frau Mutter verlorene Schreiben zurüczugeben,“ *
„Sie
—
Gerold nahm ziemlidh verwirtt den Brief an ſich.
Von Anfang bis zu Ende,“ geftand Afra ehHrlih ein.
Ich hatte mir zwar feſt vorgenommen, es nicht zu thun, allein
wer kann ſolcher Verſuchung widerſtehen? Ich bereue es in⸗
deſſen nicdht“, ſetzte fie, ſich an Gerolds Verlegenheit weidend,
bedeutſam hinzı, „ich weiß doch jetzt, wie andere Lente über
mich urtheilen.. Ich bin ein übermüthiges Mädhchen, daß noch
ſehr der Erziehung bedarf —“
Aber ich bitte, Fräulein Afra, bringen Sie mich nicht
in Verlegenheit.
Das ſich ſehr viel einbildet,“ ſprach Afra unbekümmert
weiter, das ein kleines herrſchſuͤchtiges!
Aber Fräulein Afıa —”
}
$
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]
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26. dahrgang.
Kinderarbeit enthalte die Vorlage mehrfache Abweich⸗
ungen von den Beſchlüſſen des Keichstags/ die viei⸗
leicht beſſer vermieden worden wären. Die Vorlage
giht die Moöglichkeit zu einer Probe mit dem Normal-
arbeitatag; er fanır für gewiffe gefundheitsgefährlidhe
Betxiebe vom Bundesrathe eingeführt werden, Wir
werden die Probe abwarten und jedenfall® von un-
ſerer Forderung des allgemeinen Normalarbeitstages
nicht ablaſſen. Dazır bedurfte es der Meinung der
©ocialdemokraten nicht. Daß wir in abfjehbarer Zeit
nicht zum adtftündigen Normalarbeitstag kommen
werben, iſt meine Meinung. Dieſe Frage muß der
natürlichen Entwicklung überlaffen bleiben. RKedner
wendet ſich gegen die Beftimmung, daß der Beſuch
der Fortbildungsſchulen auch für weibliche Arbeiter obli:
gatoriſch gemacht werden kann. Seinẽ Freunde feien
Gegner einer ſolchen Ausdehaung des Schulzwanges;
e& ſei ſchon bedenklich, den Schuͤlzwang auf die Kin-
bder auszudehnen; dieſe würden ſchon vielfach in
Schulen anderer Confeſſtonen Hineingeziwungen. Noch
bedeutklicher iſt e& aber, den Schulzwang auszudehnen
auf die jugendlichen Arbeiter, die dadurch auch in
Schulen hineingezwungen werden önnten, die focial:
demokratiſch find. Daß die Soclaldemokraten ſich da⸗
gegen ausſprechen, daß den jugendlichen Arbeitern
der Lohn nicht ſelbſt ausbezahlt wird, daß der Vater
den Lohnbetrag erhalten foll, iſt felbfterſtänblich;
ſte wollen ja jede Familienautorität wie jede andere
Mutorität beſeitigen. Un ſo mehr haben alle an-
deren Parteien ein Intereſſe daran, die Autorität
wieder zu ſtärken. Daß die Eltern auch ihre Kinder
augbeuten, kommt vor, iſt aber doch eine Ausnahuie
und im Zweifelsfalle wüſſen wir uns immer für die
Eltern entſcheiden. Ob die Maßregeln gegen den
Hontraktbruch gerade geeignet ſind, den beſtehenden
Nißſtänden abzuhelfen iſt doch zweifelhaft. Sewiß
thut Niemand den Arbeitern einen guten Dienſt, wenn
er ſie zum Kontrakbruch verleitet, aber kaun nicht
Jemand, der wegen Verleitung zum Kontraͤktbruch
beſtraft wird als Märthrer erſcheinen und erſt recht
dadurch viele Anhänger gewinnen? Die Wirkung
des Socialiſtengefetzes nach dieſer Richtung hii
macht doch ſehr bedenklich. Es wird nichts aͤn⸗
deres übrig hleiben, als daß man den Arbeitern auch
hier die Möglichkeit läßt, ſich Organiſationen zu
ſchaffen. („Sehr richtig! liits Nicht dahin muß
die Frage geſtellt werden, ob die Gewerkvereine an
ſich gut ſind oder nicht, ſondern ob Augeſichts des
Beſtehens der Lohnkämpfe, Angeſichts der Maſſen—
ausſtaͤnde es beſſer iſt. die Maſſen zu organtliren,
Denn der organiſirte Arieg bietet immer wenigſtens
die Möglichkelt, zum Frieden zu kommen, während
der ungeordnete Frieden jeden Augenblick den Krieg
entſtehen läßt. Die Arbeitsordnuhgen, welche diẽ
Vorlage vorſteht, werden dazu dienen, das Verhältuiß
Tros meines herr ſchſüchtigen Charakters 2“ warf Afra ein.
Trotz deſſelben Es würde zwar hin und wieder kleiue
Kämpfe in der Che geben, Sie würden dem Gatten zU-
weilen auch fchmollen, aber das Ende vom Liede beftaͤnde doͤch
immer Ddarin, daß Sie in Liebe zu ihm erporfhauten —“
„AXh,“ lachte Afra, „Sie ftellen fihH meinen Zufünftigen
Aſo recht groß vor, ſo daß er mich womöglich un Hauptes-
länge überragte 2“
Wir fönnen das ja gleich fehen,“ meinte Gevold, „wenn
Sie die Güte hahen woͤllen, ſich von der Bank zu erheben.“
Mira folgte lachend der Aufforderung und ſtellte ſich dicht
neben Gereld Richtig! rief ſie Iuftig, „Sie ſind gerade ſo
groß / wie der mir von Ihnen poetiſch vorgeführte Gatte. Wie
läßt.
Haben Sie ſich nur die Ausſtellungen bemerkt,
Gerold „und des Lobes vergeſſen?!
Ach, berſetzte Afra,
unt der Charakterfchilderung eine Meine Abwechfelung zu ‚geben,“
„Nein, Fräulein Afra“, hethenerte Gerold, „c3 war ebenfo
aufrichtig gemeint, wie der Tadel, Ddenm er am aus dem
Herzen; und trotz alledem, 19a8 zwifhen unZ vorgefallen ift,
behaupte ich jetzt noch: Ddaß jeder Manı ſich glüclih preifen
muß, dem Sie Ihre Liebe JMhenken, Ich bin zwar Überzeugt,
daß Sie an Engherzigkeit leiden, und daß Sie nur wenige
Menſchen von ganzer Seele zu Iteben vermögen, wie zum Bei⸗
ſpiel Ihren Bater, oder eine Freundin, und dann aber noch —”
Nun wen? rief Afra in aufſteigender heiterer Laune,
„Den Mann,“ vollendete Serold, „mit dem Sie den Sang
durchs Leben wagen. Ich bin gewiß, daß Ihre Liebe zu dieſem
hätten, als iYn —”
Jetzt waͤre e& eigentlich an Yhnen, in der Schilderung
fortzufahren.“
„Ich muß leider bekennen, feufzte Afra, „Ddaß meine
zu ſchwach ift, un Ihrem fühnen Fluge folgen zu
önnen“
Ich kenne Jemauden, ſagte Gerold heiter, „der Ihnen
wahrſcheinlich gefallen würde, Geſtatten Sie vielleicht, daß
er Shnen an einem der nachſten Sonntage jeine Yufiwwartung
$
E
Ich bin fremden Leuten gegenüber ſo ſchuͤchtern!
Ach; ich glaube, das wird ſich bald geben. Außerdem
kennen Sie ihn bereus.“
„Soz“ rief Afra. „Sa, dann iſt e& etwas anders!
So darf er alſo fommen 2”
Das ſchöne Mädchen nickte mit dem Kopfe.
Sie ihn ja nicdht, was wir hier gejprodjen !” :
„Bewahre,“ verfidherte Gerold in ſcheinbarem Ernft, „ich
werde doch nicht jo indiskret jein,“
Sr reichte ihr die Hand, weldhe ſie lebhaft ergriff, Beide
Jahen einander eine lange Weile an, bis e& immer heftiger um
die Mundwinkel zuckte und ein fröhliches Lachen aus ihrem
Munde erſcholl.
Aber ſagen
Fortſetzung folgt)