EriGeint täglich, Sonn⸗ und FeiertagS ausgenommen.
ZamitagS zır Unterhaltunigsbeilage. Prei2 vierteljährlig
M, 1.20 ohne Trägerlohn ın WVoftanffchlag. Heſtellungen
hei den Boitanftoiten u. bei der Sppebition Ploͤckſtraße 108
fir Stadt
\
Anzeige-Blaif für Jämmtlide Bezirke
des bad. Unterlandes., Preis pro ſpalt Vetit-
zeile 10 Pfg., bei Wiederholungen Nabatt.
Knferate finden die weiteſte Berbreitung.
R D:
* Kaifer Nilhelms Il
Geburtstag wird heute im ganzen deutſchen Vater—
lande, ſoweit die deutſche Zunge klingt, in feſtlicher
Weiſe gefeiert. Mit gerechtem Stolze blickt heute
das deutſche Volk auf ſeinen jungen Herrſcher als
Zierde des Thrones und Hort des Friedens. Iſt es
doch gerade der Friede, den das Reich mit großen
Opfern erkauft, der dem Lande die fernere Fort⸗
eutiickelung und ein ſtetes Gedeihen ſichert. — Wir
verehren aber auch in Kaiſer Wilhelm den Fürſten,
dem es in ſeiner kurzen Regierungszeit gelungen iſt,
ſich die ungetheilte Liebe des Volkes zu bewahren.
Trotz verſchiedenſter Parteianſichten ſieht jeder Staats⸗
bürger nit inniger Verehrung zu ſeinem Kaiſer empor,
— nicht zum wenigſten wir Katholiken. Hat doch
noch in den jüngſten Tagen der Tod des unvergeß—
lichen Centrumsführers von Franckenſtein Gelegen—
heit gegeben, ſich zu überzeugen, daß Kaiſer Wilhelm
er ſeiner hohen Verehrung für einen Mann Ausdruck
verlieh, der als treuer Katholik die Fahne des
Centrums hoch hielt. ;
Hoffen wir zu Gott, daß es Kaiſer Wilhelm ver—
gönnt ſein möge, das Baterland in langen, langen
Zahren des äußeren Friedens zu regieren; hoffen
wir, daß auch der innere Friede ſich immer mehr
feſtige zum Wohle feiner Unterthanen. In dieſer zu—
verſichtlichen Hoffnung ſtimmen auch wir heute freudig
ein in den tauſendfältigen Ruf: Gott erhalte, ſegne
und ſchütze unſeren Kaiſer und das ganze kalſerliche
Haus, Gott ſegne und ſchütze unſer liebes theures
Vaterland!
Heil Kaiſer Wilhelm II.
Zum neunzehnten Jahrestag der Einnahme
des päpſtlichen Lalaſtes Quirinal.
Bon Theodor Palatinus.
I}
Sn der Cireulardepeſche, welche der italieniſche
Minifler VBisconti-Venojta am 18. Oktober 1870 an
die Bertreter der italieniſchen Regierung bei den aus-
wärtigen Mächten gerichtet hatte, verſprach er im Auf—
ırag feiner Regierung, daß die volle Unabhaͤngigkett
des Papſtes aufredt erhalten werde, und daß ı „fein
Charakter als Souverain und die Immunitäten, die
ihm in dieſer Eigenſchaft gebühren, ihm in weiteſtem
Schön Elschen.
Nobelle von H. A, Banning.
Aus dem Hollaͤndiſchen überſezt von &, v. Heemftede.
Fortſetzung.
Conrad fah bleich und verdroſſen aus. Sr entzog dem
drängenden Freund die Hand. 8 ;
Ich betheilige mich nicht daran, SGovert!“ fagte er, „eS
hätte ja auch feinen Zwec, Vaͤter Rynders hat fein Haus
gefchlojjen und Niemand fieht un& hier. Zudem ift mir Diez
je® tolle Treiben ganz und gar zumwider. Icdh bin hierher ge-
fommen, meil ich e& derſprochen habe, aber Ddanıtt mag eS ge—
nug ſein!“
„SGfaubit dır denn, dır gute Seele“, ſpottete Govert, „Daß
da oben nicht ein paar Augen hinter den Gardineu lauern, um
au jehen, was 103 ift? D fennft Ddie Frauen noch nicht,
Hreundchen !“ :
Aber Govert, bedenke doch, daß Elschen ſchon jetzt in
Todedangſt iſt/ weil ihr Vater als eifriger Oraugiſt befannt
HE 1nDd Ddies auch durch das Schließen jeines Hayjes fundgibt,
Ich flüirchte, daß Dder PSbel ihn nicht undehelligt Läßt; fchon
hYabe ich lüſtern hören, daß man in die Fenſterſcheiben ein-
werfen ſolle *
„Dbel 9“ wicherholte Gobvert Lächelno, „Hier iſt Lein Pö⸗
bel, jondern.mnur Sfeichheit und Brübderlichfeit ; wir ſind Ale
Dürger der Nepublik?“ '
„Du weißt WOhl, mwie ih e& meine, Govert“, erwiderte
\K__S‘.mnmn, „c3 mwäre Doch ichrecklich, mwenn Syzejje Dei Bater
HKynders vorkämen. Was man auch von ihm bdenkfen mödge, er
UL doch ein verther Dlürger. “
pflichtete Govert bei, „uNnd wer ihm zu nahe
3 mir mir zu thun Dbefommen, Wreiheit und
it Alles waͤs ich verlange, Aaber e& darf Niemand
/
NM
: 2 S }
Ddu mir denn Helfen, Das HausS von Ayuders zU
ı jolche da jetir jollten, Die böſe Abſichten Hegen,“
Heidelberg, Dienſtag, 28. Januar 1890.
ſodann wurde in
dieſem miniſteriellen Schreiben dem H.. Vater durch
ausdrückliche Garantie zuͤgeſichert, „daß ſeine Pa—
läſte und Reſidenzen das Privilegium der
Exterritortatitäth genießen werden.“ Wie
hoch aber die italieniſche Regierung dies gegebene
Wort achtete, wie treubrüchig ſie vielmehr bald darauf
am Papſte handelte, zeigte der Raub des päpſtlichen
Zuirinal Der Quirinal durfte auch nach der
Einnahme Roms von der italieniſchen Regierung nicht
angetaftet werden, denn das Recht auf dieſen Palaſt
wurde dem Papfie in dem Rundſchreiben des italieni—
ſchen Miniſters Visconti⸗Venoſta garantirt; dieſes
Haus genoß als päpſtlicher Palaſt und päpſtliche Re⸗
fidenz das Privilegium der Eyterritorialität, weßhalb
uͤber dieſen Palaſt die italieniſche Regierung ebenſo⸗
wenig ein Verfügungsrecht, wie über den Vatikan hatte;
dies hatte ſie ſelbſt anerkannt.
Doch nicht einmal drei Wochen lang hielt die
italieniſche Regierung dem Papſte gegenüber ihr ge⸗
gebenes Verſprechen. Von ihrer Pflicht, dasjenige zu
erfüllen, was ſie am 18. Oktober zu gewährleiſten
vorgab, wurde ſie bereits am 7. November durch ihr
weiles Gewiſſen entbunden. An dieſem Tage hatte
die Regierung Viktor Emanuels nach manchem Hin—
und Herſchwanken den päpſtlichen Palaſt Quirinal ge-
waltfaͤm oceupirt, im Conelaveſaale die Taube, das
Symbol des hl. Geiſtes hinweggenommen, an deren
Sielle das Wappen des Hauſes Savoyen angebracht
und die Capelle des Eonclave in einen Ballſaal um—
geſtaltet. Bekanntlich fürchtete ſich nach der Einnahme
Roms König Viktor Emanuel vor einer perſönlichen
Begegnung mit dem hl. Vater Pius IX. und verſchob
deßhaͤlb ſeine Reiſe nach Rom ſo lauge, bis ihn der
Miniſterrath in Florenz am 30. Dezember 1870 zı
dieſer Reiſe gleichſſam gezwungen hatte. Nachts um
2 Ubhr kam Viktor Emanuel mit vier ſeiner Miniſter
in Rom an, kehrte aber um 5 Uhr desſelben 31. De—
zember Abends nach Florenz zuruͤck, ſo daß ſein Auf⸗
enthalt in der Siadt der Päpſte etwa 15 Stunden
dauerte; er kam und ging nur bei Nacht. Eine feier⸗
liche Beſitzergreifung des Quirinals durch das Haus
Savoyen unlerblieb an jenem Tage. Dieſe wurde bis
zum 23. Januar 1871 aufgeſchoben. Wir wollen hier
zunächft die traurigen Thatſachen in Erinnerung brin—
gen, die ſich am 23. Januar 1871 in Rom ereignet
haben.
@ war 4 Uhr Nachmittags als Kronprinz
Humbert und ſeine Gemahlin Margarita in der ewigen
Stadt ihren Einzug hielten und ihre Reſidenz in dem
mit dem Interdikt beiegten päpſtlichen Palaſte Quixinal
nahmen. Die piemonteſiſchen Eindringlinge boten Alles
auf, um die Einzugsfeier des Kronprinzenpaares ſo
H Völkerrechtliches Ausnahmeverhältniß.
„HAnter einer Bedingung“, antwortete Govert lächelnd.
Ich habe e& mir nun einmal in den Kopf gefebt, daß mein
braver, zurücgezogener Freund Conrad mit mir ein TJänzchen
um den Freiheitsbaum machen ſoll! Sobald das geſchehen ift,
kannſt dır über mich verfügen.“
— Conrad zögerte noch, doch Govert 30g ihn wider ſeinen
Willen mit und einen Augenhlick ſpäter tanzte er mit der aus⸗
gefaffenen Menge im Kreiſe herum.
Es wird wohl kein Zweiter dabei geweſen jein, der mit
ſo peinlichem Geflhl und mit ſo großent Widerwillen an der
Manifeſtation theilnahn. Conrad wiürde ſich gelviß auch ſofort
zurückgezogen haben, wenn er den lauten Schrei haͤtte hören
Fönnen, Dder in diefem Augenblick ın „Kintgenzhaven“ ausSge-
ſtoßen wurde.
„ ®overt’s Borgefühl iwar richtig gewejen: Sischen Hatte
hinter den Gardinen dem Treiben da draußen zZugejhaut, nicht
au8s Neugier, ſondern um zu jehen, ob jie unter der wogenden
Menge auch Conrad entdecken würde Als fie ihn nun wirfz
itand e8 ihr mit einem Mal Mar vor Augen daß er
für {ie verloren fein miljje, Der Gehanke ergriff fie
mit einem lauten Schrei bewußtlos zu Boden jank.
Conrab war zu gleicher Zeit von einent joldhen ©n
ergriffen, daß ihım alles vor den Augen wirbelte.
der ſchlechteſten Saune. Die Tollheit an der er hHalb gez
eiten Mugenblic theilgenommen, widerte ON an, Nic
weiter ein unerfrägliches We ern barg, ur
zu lärmender Fröhlichkeit geneigt 40 die politiſch
jtration war ihman umider, Er ſchämteſich
jeiner That er warf 1i ojigfeit Dor, eS teufe ihn,
daß er Goberts Nath atte, und ſchon Wollfe er ſich
*
he von Kint—
*
der an Diejem Morgen faſt überall zu
am Arın und rief thın in fröhlichen T
„nr wollen wir uns m
Ich habe den Iunker von
eicher Zeit mMar, In
ZU2
25. Jahrgang.
— t 8—
glänzend als möglich zu geſtalten, da die drei Wochen
dorher geplanten freudigen Kundgebungen bei der erſten
Ankunft des väterlichen Uſurbators fo kläglich miß—
lungen waren. In ſeinem Schreihen an die Nuntien
über den erſten Beſuch Viktor Emanuels in Rom
äußerte ſich Cardinal Antonelli:
Mit Ausnahme des Fürſten Doria und eines gewiſſen
Mdvokaten Placidi erſchien die Munizipalität, obwohl ſie xecht—
zeitig verſtändigt nnd eingeladen worden, nicht auf dem Bahn—
hofe, um ihm — den König — zu empfangen. Der gefunde
Sinn des Volkes verfehlte nicht, die freiwilligen und allge—
- meinen Kundgebungen, deren Gegenſtand der hl. Vater war,
mit. denen zu vergleichen, mit welchen man die Ankunft eines
Königs Viktör Emannel feiern wollte.“
Wie wenig das römiſche Volk nach der neuen
Herſcherfamilie Verlangen trug, zeigte ſeine gänzliche
abermalige Zurückhaltung auch bei dieſer von den pie—
monteſiſchen Stimmführern veranſtalteten Cinzugsfeier
am 23 Januar! Die Regierangspreſſe gab ſich alle
erdenkliche Mühe, die Bevölkerung aufzufordern, den
Prinzen und die Prinzeſſin zum Gegenſtand einer freu—
digen Demonſtration (Kundgebung) zu machen und ſich
deshalb recht zahlreich auf dem Wege einzufinden, den
das Prinzenpaar nehmen würde. Doch ſah man voraus,
daß die charaktertüchtige römiſche Bevölkerung für eine
ſolche Demonſtration nicht zu haben ſei und deshalb
ſorgte man dafür, daß außer dem gewöhnlichen Pöbel
noch aus den an den Bahnlinien gelegenen Städten der
Nachbarſchaft ganze Horden von Revolutionären herbei—
geſchafft wurden. Es hatte der Empfang durchaus
keinen Charakter einer feierlichen Feſtlichkeit an ſich ge—
tragen; diejenigen, welche den Kronprinzen und ſeine
Gemahlin auf den Straßen mit Beifall begrüßten,
waren eben jene bezahlten Schreier, die fich, wie Car-
dinal Antonelli in feiner Note an die ausmärtigen
Mächte vom 24. Januar 1871 ſagte, „auf den Straßen
unter dem Klange einer Trompete zu dieſem Zwecke
zuſammenrotteten, während alle übrigen Neugierigen,
welche ſich bei jedem Anlaß zu verſammeln pflegen,
ein mürbdevolles Schweigen beobachteten.“ Das Kron—
prinzenpaar mochte bei ſeiner Ankunft in Rom nicht
wenig überraſcht worden ſein, als es zu ſeiner Beglück⸗
wünſchung nur die offiziellen Vertreter der piemonte—
ſiſchen Regierung vorfand, die römiſche katholiſche Arijto= -
kratie aber gänzlich vermißte! Zu jenen haͤtten ſich
nur einige Juden geſellt. Mit Bezug auf letzteren Um⸗
ſtand möchten wir hier eine römiſche Correſpondenz einer
Genfer Zeitung auS jenen Tagen wiedergeben! Der
roͤmiſche Berichterſtatter ſchreibt dort: $
Sch fange wirklich an zu glauben, daß der von den Juden
erwartete Befreier in Geſtalt des Prinzen Hımbert von Sa—
voyen auf die Erde herabgeſtiegen ijt. Ein Jude war e8, der
Leiter der Eiſenbahnzüge der ihn bei der Ankunft empfing.
Ein anderer Zude Derr Alatri, begrüßte ihn im Wartejaal
des Bahnhors. Der gefamımte Shetto (das Judenvierteh bildete
Spalier von der Station bis zum Qurinal, Vorgeftern bei
der GalaVoxſtellung im Apollo⸗Theater bildeten die eleganten
Juden die Mehrheit! Kurz ſeit der Ankunft des Befreiers be⸗
in wohl oder übel um den Freiheitsbaum tanzen Lajfen, zur
Strafe ſeiner frechen Manieren.“
„Sunfer von Bleienftein? o . ift er%“ fragte Conrad.
Er war leichenblaß geworden, denn an all’ denı Leid, das er
trug und an der Scham, die ihn erfüllte, war ja allein diefer
elende Junker ſchuld.
Ein Gedanke, ſchnell wie der Blitz, überwältigte ihn und
ließ ihn alles Andere, ſeinen Schmerz, ſeine Schande, Alles,
vergefjen. Er wollte ſich rächen, gründlich rächen an dent
Sunker, der — fo nieinte er eben — feine Zukunft, ſein ganzes
Leben verwüſtet hatte.
Wo iſt er? wo iſt der Junker? wiederholte er.
Dort unter den Zuſchauern, folge mir mur,“ erwiederte
Sovert, der nicht ahnte, welch” böſer Bilan in Conrad aufftieg.
Sr führie ſeinen Freund durch die dicht gedrängte Menge aus
den tanzenden Kreiſen Heraus — Ddort {tand der verhaßte Stu⸗
dent mir gefreuzien Yrımen.
— war nicht Herr mehr ſeiner ſelbſt.
— 3u SGovertU’3 größter Berwunderung: packte er den Zunker
beim Kragen und rief mit einer Stimme, die vor Wuth bebte:
_ „Stender, - ehrbergeffener Schurkel mn wirft dır für Ddeine
Schandthar büißen.“
rief Govert
Er ſcchitttelte
ih erfam, mit jeiner
während.er ihn nıit einer Fluth
großer*Zumult:; Denn Dieje Leute
den hatten, iraten bei Dem 10 .ganz
chreckt zurüc, während AYndere, Die
jürten, aber nichts jehen fonnten, einander
5a9 iſt 1058
2
Studentege—
hörte man Dom D *
eine Autwo
und
auf Dden S
und warfihn
n zZu beruhigen Jut
e ihın mitf Der Sau -