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Pfälzer Bote für Stadt und Land (25) — 1890

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Nr. 1 - Nr. 10 (1. Januar - 14. Januar)
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Exſcheint täglih, Sonn und Feiertags ausgenommen.
Zaniſtags mit Unterhaltungsbeilage. Breis viertellahrlich
M, 1.20 ohıte Trägerlohn u, Poftaufſchlag Beſleluugen
bei den Poſtanſtalten 1: hei der Expedition PNöckjtraße 108,






für Stadt




RAn gbzig - Blatit für ſämmtliche DBezirke
des had, Unterlandes, Preis pro1 ſpalt. Petit⸗
zeile 10 Pfg. bei Wiederholungen Nabatt,
Inſexate finden die weitejte Berbreitung.



Nr. 9.

draeſnifij Vropaganda.

Zu den beunruͤhigendſten Zeichen der Zeit iſt
wohl die mit Hochdruck betriebenẽ proteſtantiſcje Prö⸗
haganda zu rechnen. Eine wahre Sündfluth von ge-
häſſigen Streitſchriften in allen Formaten arbeitet
unverdroffen im Kampfe gegen katholiſches Weſen
Der rebängeliſche? Bund betreibt die Hebjagd auf
„Schwarzwild“ en gros. Reichliche Mittel ſtehen der

Daß gewiſſe einflußreiche
Perſönlichkeiten dieſe Angriffe nicht mur nicht miß⸗
billigen, ſondern dazu ermuthigen, iſt ein offenes Ge—
Heimniß. Selbſt in den der Kegierung naheftehenden
Blättern durfte das Project, die Katholiken zu Unter-
Hanen zweiter Klaſſe zu degradiren, mit behaglicher
Breite beſprochen werden. Vorurtheil und Abneig⸗
ung gegen alles Katholiſche hat anſcheinend in den
Höheren Regionen wieder ſtark zugenommen. Befon-
tene Maͤnner legen ſich bereitS die Frage vor: Wo-
him treiben wir, wenn den Maͤchten des Haſſes und
Umſturzes nicht Einhalt geboten wird. Das ſchreck—
liche Geſpenſt des Religibnskrieges taucht vor 1n8
auf, wenn wir in die unterirdifchen Werkftätten höl⸗
üiſcher Angriffswaffen einen Blick werfen Aufmerk⸗
jame Beobachter weiſen hin auf Ddas Kreiſen der
Sturmvögel und ſeit Jahren ſoͤll die Gehäſſigkeit
gegen die Katholiken in gewiſſen Gegenden nicht
mehr ſo hochgradig geweſen fein. „Das hat mit
ihrem Singen die Lhrelet gethan.“ Wenn die Luther⸗
feſtſpiele die niedrigſten Leldeuſchaften entfachen; wenn
die Thümmelbrüder luſtig an der Arbeit ſind, die
Gluthen des Fanatisnuis nicht verloͤſchen zu laſſen;
wenn der tauſendſtimmige Chbrus der Bundesblätter
Sturm bläſt gegen die „römifche Hydra“ — annn
darf man ſich nicht wündern iüber die aufgehende
Dachenſaat. Beretls früher einmal wurden In dteſen
Blatte unſere Chancen in dieſem Kampfe beſprochen.
Im Nachfolgenden ſoll die Mofition des Gegners
wiederum beleuchtet und angedeutet werden, was

Zunächſt iſt es auf
Maͤngel an Kirchen,
Es liegt ehwas Beſchänien⸗
man erſt in jüngſtex Zeit ange⸗
fangen hat, ſich dieſer ungehenerlichen Nothlage voͤll⸗
kommen bewußt zu werden. Bis neue Abhuͤlfe ge—
ſchaffen ſein wird, darüber vergehen Jahrzehnte, im
günſtigſten Falle Jahre. Das bedeutet aber für un⸗
ſere Partei enorme Verluſte, und waͤs un8 verloren
geht, fommt dem Feinde zu gute. Wir fehen noch
ganz ab von der erorbitanten Kirchennoth, welche in
Städten wie Berlin, Hamburg u. |. w.; ſelbſt in
fatholijdhen Städten wie Köln, Aachen, Bonn und
Coblenz iſt der Nothſtand da Der Mangel an
Schulen und Kirchen muß die Maſfen dem kirchlichen
Leben entfremden, vorab die Iugend. WasZ das



unſerer Seite der drückende
Prieſtern und Schulen.
des darin, daß



Roman von Melati van Jaya.
Aas dem Hollendiſcjen Äberfeht von A. v. Üeemfehe,








erg, Sonntag, 12. Januar 1890.




Heidelt


der uur zur Zeit der „Konfirmation“ in oberftaͤch—
liche Berührung mit dem Seelſorger und mit dem
Sotteshaufe gelangen fönnen, iſt uuſchwer z er-
rathen. Die Proteſtanten reden von einer Lawinen:
collecte für ihren Proteſtationsdom oder ihre Truß-
kirche zu Speyer, Miüßten wir nicht von einer Laͤ—
wineneollecte für, das Werk des Bontfatinsvereins
ſprechen, inSbefondere von der Verforgung Berlins
mit Kirchen? Welch unberechenbaren Schaden 1n8
ferner die Leidigen Mijchehen bringen, ift nad den
ſtatiſtiſchen Tabellen auch dem blödeſten Auge nach⸗
gerade klar - geWorden. Und welches Schickfal die
Kinder aus gemifchten Ehen ſelbſt bei Erfüllung der
porgeſchrieberen Sarantieen vielfach erwartet, dafür
lofern die Verluſtliſten faſt jeder Pfarrei Belege.
Sagte doch unlängft ein hochftehender preußiſcher Be-
amter unberhohlen: „Wenn wir auch behufs Ge—
winnung einer reichen katholiſchen Braut das Ver⸗
ſprechen katholiſcher Kindeverziehung abgeben, {
halten wir üns doch an daffelbe keinesweaͤs für ge-
bunden.“ *
Wie die Vormundſchaftogerichte die Erziehung
der Abkömmlinge aus geniſchten Ehen behandeln,
und wie man beim Militär die katholiſche Tramung
gemijchter Paare anfieht, iſt oft genug in unferer
Preſſe erörtert worden.

Der preußiſche Staat ſcheint überhaupt offtziell
mur eine Confeſſton — Ddie proteſtantiſche — zı fken-
nen, wie auS vielen Maßnahmen herborgeht. Hu
horigen Militäretat 3. B, iſt Kap. 17, Tit. 6: „Zur
Beftreitung der Koſten für den Erfatz an Militär-
SGejang- und Gebetbücheru ſowie zur Gewährung von
Beihülfen zu den Köſten der Gerftellung heiliger
Schriften für die Armee“ um 5200 M., nämlich von
10,800 Mauf 16,000 M. erhöht worden. Die Cr
höhung wird in den Erläuterungen zum Etat damit
hegründet, daß die britiſche Bibelgeſellſchaft die Ltefer-
ung dentſcher Bibeln und Tejtamente in neuerer Zeit
eingeſtellt habe und für dieſes Bedürfniß jebt Die
preußiſche Hauptbihelgefellſchaft eingetreten ſei.

Noch iſt das Wort in frilcher Erinnerung, welches
der Prädikant Küntzel im Breskauer proteſtantiſchen
Arbeiterverein hat fallen laſſen: „Kauͤft weder bei
Juden, noch bei Katholiken“, und ſchon wieder wird
gemeldet, daß im evangelifchen Bund angeregt wor-
det ijt, mur bei Glaubensgenoffen zu kaͤufen, und
daß dieſe Anregung bereits Fruͤchte getragen hat.

Auch die Klagen über Zurückdrängung der
Katholiken auf allen Gebieten des öffentlichen
Lebens ſind allgemein. Die „Gleichberechtigung der
Bekenntniſſe! fteht zwar auf dem Vapier der Ber-
laſſung; allein die thatfächlichen Erfoheimumgen ſtehen
bamit wenig im Einklang. Wohl uu zu dein Scha⸗





Welche Zimmer find das, Tante?” fragte Iſabella, „die
von Bapa „“
daß MR

Ich glaube es die
„Nun, dann werde ich ſchon dafuͤr forgen; Alfred wird ihn

wohl, nämlichen



Fortſetzung.

Die ſchweren Koffer, die auf der Imperiale ſtanden, wur⸗
während Herr Bronz und ſeine Gattin durch
den hel erleuchteten Gaug zum KHeinen Salon ihre Schritte
richteten

Da drinnen ward e& äußerft gemiüthlich; das Herdfeuer
Ör'unnte und die Möbel ſtanden noch in der nämlichen Orduung
Wwie früher, al8 das ſchöue Sejicht der alten Gräfin von der

ich erhob. Sie allein war verfchwunden.
Mit tief beweglem Gemiüth ließ Ffaͤbella ihre Augen durch
10 theuren Raum ſchweifen; Alfred nahm ihr den

m auf: S }
„Ziliommen ir unferem Hauſe, Alfred!“ ſagie ſie zärtlich
Sr drückte fie an fein Herz und flüfterte Irebevoll:
„Danken wir Gott, Sfabella! Er hat Alles zum Beſten
2 „ und _ Srrthümer unjerer Eltern, unjere

horheit und Kurzfichtigkeit ; was jeßt übrig bleibt, ift nichts

S unfere Liebe und unfere Glück,“

tering; Alfred wollte fie nicht empfangen, aber Iſabellabe⸗
ND darauf, fie Herein zu bitten; fie ging ihr freundlıch ent-
fgen und nannte fie eben „Tante“, al8 fie e& bhei Madame
combel gethan hatte

Sie ſprachen von Alfreds Vater, der mun in Aniſterdam
Lrofus von früher war,

Sr wußte nicht daß Sie fommen würden, beganıt. Frau
Ng ein wenig verlegen, „denn i habe Ddiejen Morgen

&n ; $ © S S A
Nen Brief von ihm empfangen, Morin er midh erfuchte, fjeine



Hran + . Nichte 1
dann wohl on der Bahn abholen.“

„Natürlkich, es wird eine Neberrafchung für
Schloß bewohnt zu finden. Ich vergefje nie, Tante,“. fuhr er
fort, „mie gemüthlidh e& hier vor zwei Jahren war als Vater
das Podogra Hatte und Du ihm Geſellſchaft leiſteteſt.“

ch werde das auch 1icht leicht vergefjen,“ . verficherte
Frau Biering, „ich habe in meinent Leben ſchon vich Sorgen
und Berdriuß erfahren. aber die Abende in diejem ſchönen Zim⸗
7 haben auch nicht gerade zu den angenehmiten Augenblicken
gehört,“

„Atun, wir wollen hoffen, daß e8 Ddem alten Herrn nun
beſſer hier gefallen wird, befte Tante !“

Das will ich meinen, welch ein Untſchied auch, Ihre Ge—
ſellſchaft und die meinigel“ rief die Tante in aller Demuth.

Frau Piering war ſo verftändig, bald Abſchied zu nehmen,
und Alfred und Ifabella kehrten zum Salon zurüc, wo eben
wie in ſrüherer Zeit der Thee fervirt wurde,

Iſabella ſetzle ſich auf das Sopha und fagte laͤchelnd zu
ihrem Mann: „Weißt Dır wohl, Alired, mas bei dieſem Cana⸗
pee vorgefallen iſt?“

Meinſt Du, daß ich ein Sieb im Kopf habe? Hier haben
wir un8 feierlich verlobt.“
Und Beide begannen
Haltung an jenem Abend,
Tante ſagt, daß der größte Schmerz darin befteht, während
de8 Elends an die vergangenen Tage des Glückes zu denken ;
jollte e& denn auch nicht umgefehrt der füßeſte Gedanke fein,
in den glücklichen Tagen in die Vergaugenheit zurüczufchauen,
zu den Fagen voll Bitterkeit und Trauer 2 Kal beſonders menn
dies Gluck durch den Streit und die Thränen bon ‚früher er-
kauft ward !

„ ‚„ Wenn ich noch daran denke, wie Du ſo {tolz in den Saal
Hineinvaufchteft“, fagte Alfred. ;

ihn ſein, das

zu lachen bei der Erinneruug an ihre.



auf Dorenzathe in Bereitjchaft zu Halten, da er mor-
; Dend-hierher zı fömmnten gedenfe,“









25. Jahrgang.

teſtantiſchen Organe fort und fort obendrein über „das
Ueberwuchern des ultramontanen Sinfluffes.“

Noch muß erwähnt werden die unberfrorene
Proſelytenmacherei durch Vertheilung von Traktätchen
katholiſche Schulkinder, Soldaten, Bahnwärter,
Neiſende und — Geiftlihe! Zuweilen gefchicht e
zwar, daß edeldenkende rofejltanten des endloſen
Gezänkes und Polterns gegen den römiſchen Autt—
chriſt? müde, ſich den vielgefchmäͤhten Katholieismus
einmal in der Nähe beſeſen 1und {ogar katholiſch
werden. Doch mögen das feltene AuZznahmefälle ſein.
Vielfach üht das traurige Geſchaͤft der Verhetzung
einen unheilbollen Einfluß aus! Mehr als je muß
daher die Parole lauten!: „Katholiken, covcentrirt
eure Kräfte; helft euch felbit, von Andern habt ihr
wenig zu erwarten/ aber vor Ailem ſeid einigq!“ (S. d. 6

Deutſches Reich,
Berlin, 10. Januar.

— Der Sektionsbefund der Leiche der verewigten
Kaiſerin Auguſta ergab als muthmaßliche Todesurſache
ein Lungen-Emphyſem, - während die jahrelangen Leis
den der hohen Frau die Kräfte verzehrt hHatten. Ueber
die letztwilligen Verfügungen der Kaiferin wird bekannt,
daß den Kaiſex Wilhelın das hieſige Palais und Schloß
DBabelsberg, die Schöpfung und der Lieblingsort Kai-
ſer Wilhelm I, der Groͤßherzogin von Baden eine
Geldzuwendung, e& heißt, vier Milionen, vermacht
worden ſind. Die Dienerſchaft, wohlthätige Stiftun⸗
gen ı. ]. . ſollen reich bedacht ſein. Naͤheres iſt daruͤber
nicht befannt.

An Fürſtlichen kommen zur Beifetzung der Kaiſerin
Auguſta hierher ; Der Herzoß Franz Ferdinand dEſte
als Vertretex Defterreichs, der König von Sachſen
Prinz Wilhelm von Wuͤxttemberg, der Laudgraf von
Heſſen, der Herzog von Edinburg! der Kronprinz von
Schweden

München, 10. Jan. Beftimmt auftretenden Ge—
rüchten zufolge, beharrt Miniſter von Lutz auf feinen
Rücktritt. An ſeiner Stelle foll Fuftizminifter
von Leonrod das Wrtefenille des Cultus übernehmen,
waͤhrend an die Spitze des Juſtizminiſteriums Mis
niſterialrath von Kaſtner treten jol. — Der Prinz⸗
vegent beſuchte geſtern den geneſenden Lutz. — Das
Befinden Nußbaum's hat ſich noch nicht gebeffert. —
Döllinger iſt geneſen. (Siehe Neueſtes)

Fus land.
Rom, 10. Jan. Cardinal Richard, Erzbiſchof
von Paris wird am 14. Januar von feinem Titel
Santa Maria in Bia an der Piazza Cölonna, und
Cardinal Schönborn, Erzbiſchof von Prag, am 17.
Janıtar von ſeinem Titel bei Santi Giovannie Pablo
Beſitz ergreifen. — Die Influenza nimmt auch hier







ſo ängſtlich geweſen.“

Was dachteſt Du deun?“

Villſt Du e& wiſſen und wirſt Du nicht ſtolz werden?“

O Himmel, nein! Die Gefahr iſt vorbei !“

Mein erſter Gedanke, als ich Dich ſah! war:
ſieht er doch aus! ſchade, daß er mir aufgedrängt

Und was ſagſt Dn jetzt von mir?“

Das wirſt Du erſt nach weiteren Ddrei Zaͤhren hörcn—
Aber wie fandeſt Du mich 2“

Zum Erſchrecken! E3 hätte wenig ‚daran gefehlt, o
wäre ich fortgelaufen, fort aus dem Bereiche Deines gefähr⸗
lichen Sejichtes, und ich liefe vielleicht noch !“

So ſcherzend tranken fie ihren Thee und Alfred fagte?

„Bater hHätte wohl noch ein paar Tage ſpäter fommen
fönnen; unfer Alleinſein in Dorenzathe dauert mir etwas zu
kurz.“ Z
O Alfred, wie egoiſtiſch Du biſt! Unfere armen Papas
jind in der letzten Zeit doch genug von un8 vernachläffigt wor⸗
ben. Wir wollen dem alten Herrn einmal zeigen, daß Frau
Bron3 c8 beſſer verfteht, alz Tante Piering, das alte Schloß
behaglich einzurichten, Dorenzathe würde jonft noch in ſchlech⸗
ten Iuf Lommen,“ *

Ein Diener brachte ein paar Briefe, worunter zwei flr
die Fran des Haufes, Sfjabella Hifnete fie rafch, !

Die Lila-CEndeloppe kenne ich nur 3zU gut,“ fagte Alfred

„3a, er iſt von Bapa,“ und fie 1a8 mit wachfendem Ju⸗
tereſſe.

„Denke Dir,“ fjagte ſie herzlich lachend, Papas Verlobung
mit der Baronin Ingenhut iſt eine auZgemachte Sache.“ „Sie
wird,“ {o fchreibt er, „eine qute Freundin fein flr Dich, meine
liebe Habella! Nın Du alle8 ſein wilft für Deinen Mannn
und nicht3 von Deinen Bater, muß ich mich bei meinen ſteigen—
den Sahrem wWohl nach einer paffenden Gefellſchaft umjehen,.
Dorothea Ingenhut ift eine ſehr gebildete junge Dame bon
ungefähr dreißig Jahren die mir alle Gewähr für mein Hinf-
tiges SebenSglück bietet, Auch darf ich e& Dir nicht verhehlen,
daß ich e8 flr meine Pflicht Halte, dafır zu forgen, daß unfer

wie ſtattlich
wird!“



Und ich an Dein leichenblaſfes Geſicht; ohwenn Du da

Familienname nicht ausſtirbt? Echluß folgt.)














































































































 
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