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Pfälzer Bote für Stadt und Land (25) — 1890

DOI Kapitel:
Nr. 271 - Nr. 280 (26. November - 6. Dezember)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44151#1121

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Eridheint täglid mit Ausnahme. der Sounz und Feiertage,
Samftags mit Unterhaltungsbeilage. BPreis vierteljährlid
, 1.20 ohne Trägeriohn . Poſtaufſchlag Beſtellungen
bei den Boftanftaiten u. bei der Erpebition Zwingerfizaße 7.






Anzeige-Blatt für die Amitsbezurle Heidelberg,
Ladenburg, Weinheun, Schwegingen, Philippsburg,
Wiesloch, Bruchfal, Bretten, Nedargemünd, Mosbach,
Eberbach Buchen, Walldürn, T.-Bijchofeh. Wertheim 3C.









Bexautwortlicher Redalteur:
Yuling Jeder in Heidelberg.


— —



— — ⏑⏑⏑ —
Beſtellungen



Monat
Dezember werden noch fortwährend bei ſämmtlichen
—— bei unſeren Trägerinnen, ſowie in un
Zwingerſtraße?

Die Erpedition.

Deutſches Reich.

+> Berlin, 4 Dez Das Berliner Tageblatt
erhält aus Zanzibar folgende Meldung: Major
v. Wißmann und Herr v. Soden beſuchten heute
Mormittag den Sultan. Hr. v. Soden u. Dr. Schmidt
(ftellvertretender Keichstommifjar) reijen heute nach
Europa ab. Wißmann geht nach dem Feſtland, um
die Küſtenplätze zu beſichligen. Den Berliner Po-
litiſchen Naͤchrichten zufolge iſt beabſichtigt, unter Ab—
ſtandnahme von weitergehenden Plänen den Bauplan
des hieſigen proteſt. Dome 3 auf eine würdige Pre—
digtkirche für die Dom⸗Gemeinde zu heſchränken —
Bekanntlich wurden anfänglich 22 Millionen Mark
aus dem Steuerſäckel für dieſen Dom verlangt.

* Berlin, 4. Dez. Das Berliner Tageblatt er⸗
hält aus Zanzibar vom 3. d. folgende Meldung: Ein
vom Vitktoria⸗See eingetroffener Bote berichtet vom
Zunehmen des Sklavenjagd Unweſens im Seengehiet
Ind von erbitterten Kämpfen in Uſukuma am Süd—
Ufer des Viktoria-See'z zwiſchen Sklavenjägern und
Eingeborenen, wobei Letziere ſiegreich blieben. Fünf
arabiſche Sklavenjäger ſind gefallen.

* Straßburg, 4. Dez. Der Kaiſer hat dem
Direktor des biſchöflichen Gymnaſiums zu Montigny,
Ehren· Doniherrn Prof. Dr. Frigen, welcher, wie mit-
getheilt, für den hieſigen Bifchofsftuhl in Ausficht
genommen iſt, die Erlaubniß zur Anlegung des Med-
ſidje Ordens dritter Klaſſe, des Offizier Kreuzes des
zriechiſchen Erlöſer-Ordens und des Offizier-Kreuzes
des Sterns von Rumänien ertheilt. Hr. Fritzen
wurde, wie wir zur Erklärung hinzufügen woͤllen, als er
in Folge des Eulturkampfs ſeine Stellung am Col-
legiim Auguſtinum in Gaesdonk verlaſſen mußte,
vom König von Sachſen als Hef Kaplan und Er—
zieher der älteſten Söhne des Prinzen Georg (des
Bruͤders des Königs) nach Dresden berufen und
wird von dem König wie von ſeinem Bruder
gleich hoch geſchätzt Die Anhaͤnglichkeit der Prinzen

73) Licht und Ichatten.

ſerer Expedition Heidelberg,
entgegengenommen
















27. Kapitel.

Nach Ramitetten’3 Abreiſe waren ſchon wieder mehrere
Wochen verflofjen, und Georg beſuchte nach wie vor in
Furzen Zwijchenräumen mit jeiner Mutter die drautzen
wohnenden Zreunde. — : ;

Neber oweck und Ziel ihHrer damaligen kurzen Reiſe
hatte Natalıe zu Georg nie ein Wort gejprochen, und der
junge Mann bemühte ſich auch weiter nicht, daLüber Nähe-
ze3 zu erfahren. Nur foviel war ihm almälig aus abge-
riflenen ESrzählungen und bier und da eingejtrenten Be-
merfungen flar geworden, daß Natalie auf ihrer Reiſe
entweder mit Camilla zujammengetroffen ſein müſſe, oder
gar dieſe jelbit befucht babe.


und immer in einer Weije, die Camilla zum Lobe gereichte.
' ®raf Landect, jo erzählte ſie, hatte vor ungefähr zwei
Monaten auf der Jagd einen Unfall erlitten, der ibn
nöthigte, noch auf unbeftimmte Beit hinaus das Bett zu
Hüten. MNatalie wurde nicht mübde, die Geduld und Sorg-
Falt zu rühmen, mit der die einſt {o ſtürmiche Camilla den
Franten Vater pflegte, oder die Sanftmuth hHervorzuheben,
mit der fie den Grafen zu beruhigen wußte, wenn diejer In
jeiner. ausbrechenden Heftigfeit jein und ſeiner Tochter Loos
verwünſchte.
Natalie ſchien zudem auf ihrer damaligen MKeife be-
ftimmte .Einficht in manche Dinge gewonnen zu haben, die
vordem auch für fie noch dunkel maren. So verficherte fie
Seorg, daß Camilla na dem, was fie erfahren, nicdht


eine elende Intrigue zu ihrem Handeln beftimmt morden jet.
SGeorg verlangte, hei diejer Nachricht, in höchſten Grade

aufgeregt, den NMamen jenes Buben zu wijjen, der ihn um

jein @lüc betrogen und feine Ehre angegriffen habe, doch

SRaialie. verweigerte, daruber tuHig doch beſtimmt iede

Auskunft.

Und haben Sie —“






an ihren Lehrer dauerte fort, auch nachdem dieſer
1887 die Leitung des biſchöflichen Ghmnaſiums der
Diöceſe Metz übernommen hatte; ſie bekundete ſich


Im jüngſten Zahr machte Hr. Fritzen mit ſeinen
beiden ehemaligen Zöglingen eine groͤße Reiſe nach
dem Orient, vorzüglich nach dem hl. Lande; mit
dieſer Reiſe ſtehen die genannten Ordens Verleihungen
in Verbindung. Vont König von Sachſen erhielt
Hr. Fritzen das Ritterkreuz erſter Klaſſe des Verdienſt—
Ordens. (& . 89

Deutſcher Reichslag.
Berlin, Dezember.

Die Centrumspartei des Reichstags brachte den
Antrag auf Aufhebung des Jeſnitengeſetzes ein.


gung Helgoland8 mit Preuken an, nachdem Stadihanen
vergeblıch Angliederung an Hamburg bzw. an das Reich
als felb{titändigeS Reichstand beantragt hatie. Sein Un-
irag wurde gegen dıe Socialiften abgelehnt. „ Minilter v.
Bötticher begründet dann eine Abänderung des Patent—

geſetzes.
Ausland.

London, 4. Dez. Sir Joſeph Liſter iſt aus
Berlin zurückgekehrt und hat den Studenten im Kings
College angekündigt, Dr Koch werde binnen drei bis
vier Wochen zwei neue Entdeckungen bekanut machen,
welche zwei der ſchrecklichſten anſteckenſten Krankheiten
heilen und verhindern. Die chemiſche Subſtanz ſei
ſo einfach, daß die Zubereitung Jedermann möglich ſei.
Liſter hat die Geheimhaltung der Krankheiten und
der Heilmittel verſprochen. Fr, 3.)

Aus Baden.
Heidelberg, 5. Dezember.

— Zur Eröffnung der neuen Bahnlinie Tutt⸗
lingen - Sigmaringen wird dem „Deutſchen
Volksbl.“ aus Tuttlingen u. A. geſchrieben:

„Einen längeren Aufenthalt hatte der Zug in
Beuron „Auf dem Perron ſtand Se. Biſchöfliche
Gnaden der Er zabt in vollem kirchlichen Ornat mit
Hirtenſtab und Mitra, umgeben von all ſeinen Kloſter⸗
genoſſen, und vollzog alsbald die Weihe des
Zuges. Die Mönche ſangen mit Harmoninmbe—
gleitung Pſalmen und die Reſponſorien und nach
Beendigung der rituellen Gebete das Laudate Domi-
num. Bei Abfahrt des Zuges ſchloß ſich der Abt
mit einem Pater dem Zuge an. Es war ein ſchöner
Gedanke der Beuroner Mönche, dieſen kirchlichen Act











Sie wollen fragen, ob ich den guten Namen meines
Freundes wieder hergeſtellt Habe,“ unterbrach Natalie mit
einem ſtrahlenden Lächeln den Aufgeregten. „Wie konnen
Sie datan zweifeln, Georg ? Ih habe meine Sache ſo gut
geführt, daß auch nicht der Schatten eines Zweifels zurück
geblieben ilt.“ *

Ich vermag Ihnen nicht zu danken, Netalie wie es
ſich gebührt,“ erwiderte Georg mit bewegter Stimme.

Sv kam der Herbſt heran. —

Draußen faͤrbte ſich das Laub rother und rother, und
der Wind fuhr pfeifend durch die immer kahler werdenden
Bäume des Varkes. - S

Die Commerzienräthin erſchien eines Tages aufgeregt
in der Billa. . .

ESie erfaßte beide Hände der ihr entgegentretenden
Natalie und jagte beſchwörend

Liebſte Natalie, iM bin rathlo3, wenn Sie mir keine
Hülfe ſchaffen Ich habe nur noch den einizigen Sohn
und auch dieſer will mich jetzt verlaffen.“

Sie exſchrecken mich, meine liebe Commerzienräthin,”
ſagte Natalie befremdet, während ſie die Zrau zU ‚einem
Sitʒe geleitete. „Wa3 kann vorgefallen ſein? — Ich weiß
nicht wie ich das Gehörte zu verſtehen hHabe.”

Ach, meine beſte Natalie,“ jammerte die geängſtigte
Frau, „denken Sie, Geors will ſich abermals einex Reiſe⸗
deſellſchaft anichließen, die eine größere Tour durch Eaypten
und was weiß ich durch welch fremde Zonen noch ſonſt zu
machen beabfichtigt. — Da iſt dieſer Ramſtetten. der die
unglücjelige Idee in ihm wachaerufen hHat, — Acdh, hätte
®eorg doch ein eigenes Heim, da würden die abenteuer⸗
uchen Vorſchläge feines Freundes überhaapt keinen Sin-
druck auf ıdn machte; jo/aber ift er mungaͤnzer Seele für
dieſe wiſſenſchaftliche Reije, wie er fie nennt, begeiftert. Zu
verſchiedenen Malen habe ich ihn angefleht, er möge ſich ver⸗
mählen; aber er behauptet, Ddurch zwei vergebliche Berſuche
volljtändin abgeichreckt zu jein. Wenn er noch hoffen dürfte,
Camilla Landeck zu gemwinuen jo würden Sie ihm das
bald genug zu verftehen gegeben haben aber Natalie, Jagte
er, habe jedenfalls ihre Gründe gehabt, über dieſen Punkt



bas größte Stilidhweigen ‘ zu beobachten. — O} daß ein











Druck Verlag ı. Expedition von Gebr. Yuber
ın Heideiberg, Zwingerſtraße 7.



bei Se. Exeellenz dem Herrn Miniſterpräſidenten
Frhr. von Mittnacht anzuregen, eine Anregung, welche
auch das liebenswürdigſte Entgegenkommen fand. Das
Dainpfroß hat das ſtille ernſie Donauthal erſchloſſen,
und die mit der Geſittung und Entwickelung dieſer
Gegend durch eine tauſendjährige Geſchichte ver—
knüpften Beuroner Mönche konnten dem erſten Bahn—
zug keinen ſinnigeren Gruß entgegenbringen. Keiner
der Anweſenden wird ſich des dauernden Eindrucks
entſchlagen können, welche dieſe in ihren Gegenlätzen
ſo ergreifende Feierlichkeit auf dem Beuroner Bahn—
hof in der einſamen Schneelandſchaft hervorrief.
Möge dieſe Einweihung eines württembergiſchen Eiſen—
bahnzuges auf preußiſchem Boden durch Benediktiner
von guter Vorbedeutung ſein für die Entwickelung
freierer und unabhängigeker Anſichten über die Männer-
orden in Württemberg! Warum ſollte in Württem—
berg nicht möglich ſein, was die „proteſtantiſche Vor—
macht“ Preußen ihren katholiſchen Unterthanen nicht
verweigert, deren Lohalität und Sympathien ihr nicht
gleichgültig ſind.“

Auch der offizielle . Staatzanzeiger“ erwähnt die
vorſtehend geſchilderte Thatſache, und ſagt ausdrück—
lich, daß „die feierliche Handlung der Benediktion
und der ſchöne Geſang der Patres auf die ſämmtlichen
Theilnehmer einen großen Eindruck gemacht habe.“
Auch der wüttembergiſche Miniſterpräſident war zu—
gegen und erwiderte auf eine Anſprache des Orts⸗
vorſtehers, daß er wünſche, dieſe Roſe, Eloſter Beu—
ron) möge, wenn auch nicht mehr ſo ſtill und einſam,
weiter biühen und daß er hoffe, auch die Gemeinde
Beuron werde der neuen Bahn eine kräftige Weiter—
entwickelung zu verdanken hHaben. Was ſagt man im
kulturkämpferiſchen Baden zu dieſen Vorgängen? Man
iſt wüthend über dieſes „reichsfeindliche! Geſchehniß,
weil nicht auch auf einer anderen Station der Zug








wurde. Deni hätte aber doch wohl nichts im Wege
geſtanden, wenn man von proͤteſt Seite Werth auf
eine ſolche Weihe gelegt hätte! Die Bad Landesztg
lernt nun daraus was wir von der Zulaſſung von
Kloͤſtern und Mönchen zu erwarten hHaben, nichts
anderes als Unfriede, Unduldjamkeit und
Mißachtung der Staatsgeſetzen Muß da
nicht jeder rechtlich denkende Menſch, Katholit oder
Proteſtant. die tiefſte Entrüſtung empfinden, wenn
von der Rückberufung der Jeſuiten auch nur die Rede
ſein kann?“ Nein, verehrteſte Baſe! deder ver—
nünftig denkende Menſch wird für Dein einfältiges Ge—
bahren nur ein mitleidiges Lächeln haben.

— E RE — —— — ——— — E
jo unfeliges Migveritändnig die Beiden kennen mußte
Gott gebe, dak es Ihnen gelingt, meinen Georg weniaſtens
von dieſer gefaͤhrvollen Reiſe zurücdzuhalten.“

Es wird. mir gelingen,“ erwiderte Natalie mit einem
zuverſichtlichen Lädheln, „zmweifeln Sie nicht daran.“ ” /

Als Geors an demjelben Tage zur Abendzeit in der
WBilla erfchien, war er nicht wenig.erfit‘ unt als er bemerkte,
daß Natalie ihon um ſein neueſtes Keifeprojekt wußte.

„ „Meine Muttex muß „alio. {honbei Ihuen, gewefjen
Jein, um Sie von meinem VBorhabeg zu unterrichten. Nie-
niand ſonſt kann Ihnen die Nachricht gebracht haͤben IH
bedauere e8 lebhaft ſie trot aller Mühe nicht zu der Ueber⸗
zeugung führen zu können daß ich denſelben Gefahren, die
mir ‚in der Fremde drohen könnten auch hier in der Hei—
math_ausgefeßt bin.“ .

— Statt aller Autwort fraate Natalie, an welchem Tage

die Reiſe in den Orient angetreten werden ſollte.
; „Ende Februar nächſten Zahres ſollen die Vetheiligten
ſich in Trieſt einfinden, um ſich von dort each Aleyandria
einzufQiffen,“ war Georas Antwort! Die beabſichtigte
Tour wird zuihee Ausführung ungefähr ein-FJahr in
Anſpruch nehmen: Wie ſchnell aber iſt ein Jahr dorüber.“
fügte er melancholiſch Hinzu.

Und his welchem Termine müſien Sie Ihre Zuſage
44 Haden, ſich der Reiſegeſellichaft anſchließen zu
wollen ?*

„Darüber verlanat einſtweilen höchſtens mein Freund
Ramaltetten zu hören Nautalie,” erwiderte Geora mit, einem
jragenden Blick auf die Frageftellerin, in deren Züge er
ein ſondexbaren vLaͤcheln zu bemerken glaubte. „IH _ bin
nicht genölhigt, mich ſchon jetzt über mein eventuelles Vor-
haben zu entfcheiden.”.

„So verſprechen Sie mir, Georg,” jagte Natalie raſch
„Dor Beginn des neuen Jahres keinen definitiven Entſchluß
zu falfen, oder wenigjtens bis dahin keine bindende Zujage
zu machen. Es fönnte ein Umftand eintreien, der Sie ver-
anfaßte, Ibr gegebenes Wort zu bereuen.“ ;
ESic fprechen in Räthfeln zu mir, Natalie. Ich wüßte
nicht wohin Ihre Worte zielen.“

Fortſetzung folgt.)



































































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