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Pfälzer Bote für Stadt und Land (25) — 1890

DOI Kapitel:
Nr. 271 - Nr. 280 (26. November - 6. Dezember)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44151#1101

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— — — —

— — 4;



erſcheint tägltch mit Auskahme der Sonn- und deiertage
SamftagS mit Unterhaltungsbeilage. Preis vierteljährlidh
M 1.20 ohue Trägerlohn u. Boflanffhlag. Beftelungen
bei ben voflaͤnſtalten . bei der Srpekition wingerſnaße?.









— —— ——
Serautwortlicher Redakteur :
Yulins Jeder in Heidelberg.













für Stadt





0289903290009290989008
Beſtellungen

auf den „Pfälzer Boten“ für den Monat
Dezember werden bei ſaͤnuntlichen Poſtanſtalten, bei
unferen Trägerinnen, jowie in unſerer Expedition
Heidelberg, Zwingerſtraße € entgegengenommen.

Die Erpedition







Ver heutigen — — — — —
beilage bei



_ Stoffandrangs halber fallt heute die „Politildye mud;gt-
überſicht aus. Aie Redaktion:

II das kaͤholiſche deutfehe Bolk!

Schwere Irrthümer und bedenkliche Umfturzpläne
{retem überall in Die Erſcheinung; die beſtehende
Staatz- und Gejellichaftsordnung iſt in ihrer Grund
lage bedroht. Die Sozialdemokratie ift es
vor allem, welche dieſe Irrlehren nicht nur verbreiten,
foͤndern auch praktiſch ins Leben einführen will.
Wohl fühlt fie, daß im katholiſchen Volke Deutſch⸗
lands der ſtärkſte Widerſacher gegen derartige Be⸗
ſtrebungen vorhanden iſt; deshaͤld hat ſie auf dem
Parteitage zu Halle dem Katholieismus förm—
lich den Krieg erkflärt. Es iſt darum dringend
geboten, dem anrücenden Feinde mit vereinter und
feſt organifirter Kraft furchtlos entgegen 3U treten

Katholijhe Männer aus alen Theilen Deutſch⸗
{and8 traten dieſerhalb zu wiederholter ernſter Be⸗
rathung zuſammen und lamen nach veiflicher Ueber—
leguͤng zu dem Entjchlufje einen Verein zu bilden,
deſſen Zweck ſei, die Irrthümer und Umfturz-Bes
ſtrebunden auf ſozialem Gebiete zu bekämpfen und die
Hriftliche Geſellſchafts Ordnung zu vertheidigen Dieſer
Zweck wird erſtrebt durch die perſbuliche Thätigkeit
der Einzel Miiglieder, durch belehrende Vorträge und
durch Verbreitung guter Druckfchriften. Mitglied
5e8 BVereinz ift jeder großjährige katholiſche Deutſche,
welcher jaͤhrlich eine Mark in die Vereinskaſſe
zahlt.

Wohlan denn! Treten wir dem neuen Feinde in
geſchloſſenen RKeihen entgegen! Sammeln wir
un8 zu einem großen, alle Gaue des Vater⸗
fandes umfajfjenden Bunde! Dieſer Bund

Lict und Ichatten. (Maıd. verb.)
DOriginal-Novelle von Han $ Jordaens







68)



Auch der Präfident, der fpäter hinzukam, folgte mit
geſpannter YNufmerkamfeit den farbenfrijchen Bildern die
Seorg von den fernen Gegenden und Ländern zu entwerfen
wußte, und er fprad in anerfennenden Worten dem iungen
Manne jeine Freude darüber aus ihm durch ſeine intere{-
Janten Reifebeſchreibungen eine genußreiche Stunde ver⸗
ſchafft zu haben.

Nur Sine wollte dem alten Hern bei der gepflogenen,
lebhaͤſten Unterhaltung mit dem zurückgekehrten Freunde
noch nachträglih nicht recht gefallen, und das war die
Mittheilung jeiner Tochter, Daß Georg waͤhrend der ganzen
Dauer. jeineS Beſuches nicht die feijefte $rage nach Camilla
gethan hahe *
„=3 ijt in der That jonderbar,” fante der Bräfident
ein mwenig verftimmt, vie Heutigen Tages zwei Liebende
eine wahre Meifjterihait Ddarin entwideln, ſich vor ihrer
Rereinignng möglichit abzuhärmen und fih allerlet Hinder-
mijje-in den Weg zU räumen. ‚Bu meiner BZeit war daS
ander8. — Micd verlangt wirklich, zu jeben, auf welche
Meije fich dieſe Beide einmal mwiederfinden werden.”

Ob leptere Ausſicht indeſen ſich überhaupt jemals ver⸗
wirflichen würde, ließ fih einftweilen wenigitens nocdh nicht
yorausjehen ; denn Georg jprach auch in der Folge niemals
meder mit jeinen Sitern, noch mit feinen Freunden in der
Kılla von Camila Landed. _ . - *

Seine damalige Neigung für die muntere, Junge Graͤfin
mußte gänzlich erſtorben fein, {o-glaubte-man:

Nur Natalie war darüber anderer Anficht.

Shrem jharfen Auge war e8 nicht entgangen, daß
— jein Interreife für Samilla bewaͤhrt hHabe, und daß
nur ein unbegreifliche5 Etwas ihn von der Erwählten-treune.

Georg Hatte in der That ſich lang⸗ vergebens bemüht,
Camille zu vergefien, — obſchon ihre Unverſbhulichleit. die
fich in dem unerdffnet zurücgejandten Briefe ſchrof genug
ausiprach, ihm den icheriten YBeweis zu liefern ſchien daß
jeine Neiaung nicht in dem Maße erwidert merde, als er









ſoll unſere Kräfte organifiren, unſere Mittel mehren,
unſere Thätigkeit in Preſſe, Flugſchriften und Ver—
jammlungen plaumäßig leiten und ſieigern, auf daß
der Geguͤer auch daz letzte Dorf gerüſtet finde
und überall im Lande der Irrlehre ſofort die Wahr⸗
heit mit Macht entgegentrete. Moͤge jedes Vereins⸗
Mitglied zunächſt in ſeinem engern Kreiſe, dann auch
in öffentlichen Verſammlungen mit Schrift und Wort
den Zweck des Vereines ſördern Dieſer will nicht
allein die Abwehr der falſchen Sehren, ſondern auch
die Förderung und Bethätigung der richligen Grund—
ſätze auf ſozialem Gebiete; namentlich will er, daß
Arbeitgeber und Arbeitnehmer ſich immer mehr der
ihnen in ihren gegenſeitigen Beziehungen obliegenden
Pflichten bewußt werden. und daß die Erkenntuiß der
Iutereſſengemeinſchaft beider Theile ſich immer mehr
Bahn breche

Allzeit beſorgt unı des Vatexlandes Wohlfahrt,
haben unfere Biſchofe jüngſt in Fulda auf die
drohenden Anzeichen der kommenden Gefahren mahnend
hingewieſen. Unſer feſtes Zuſammenſchließen ſoll
ihnen den Beweis liefern, daß das Volk ihren Hirten—
ruf verſtanden hat.

Und dringt die Kunde von unjerm Beginnen nach
Rom, ſo wird Freude das Herz des heiligen Vaters
erfüllen, weil die deutſchen Katholiken es verſtanden
haben, die Anforderungen einer nenen Zeit rechtzeitig
zu erkennen und ihnen in einträchtigem Zuſammen⸗—
wirken gerecht zu werden.

Wenn der deutfche Kaiſer im Verein mit den
deutſchen Fürſten die Bahnen einer Politik verlaſſen
hat, welchk mit äußern polizeilichen Mitteln Ideen
bekaͤmpfen wollte, ſo geſchah dies gewiß auch in den
feſten Vertrauen, daß der chriſtliche Geiſt im Volke
noͤch ſtark genug ſei, um die für die Kirche und Staat
gleich verderblichen Neen in freiem Kampfe zu über⸗
winden. Kaͤtholiken Deutſchlands, pir werden die
Letzten ſein, die dieſes Vertrauen täuſchen!

Drum fammle dich, kath. Bolk, erprobt in Opfer⸗
ſinn und Treue gegen Kirche und Vaterland! Sammle
dich zur Vertheidigung der chriſti. Gelell—
{haft! Schütze Thron und Altar, Haus und Herd!
Alle Stände, hoch und niedrig, Geiſtliche und Laien,
Arbeitgeber und Arbeiter, ſollen ſich in dem einen
Vereine zuſammenfinden, um dem eiuͤbrechenden Feinde
zu wehren, die Irrenden zu belehren, die Schwaͤnken⸗
den zu ſtützen und den Eifer der Treuen noͤch mehr
zu erwärmen. So wird dem Bolke der hl.
Glaubeſerhalten, und das iſt die wich—
tigſte, die größte ſoziale That.

gehofft hatte.

&3 wurde ihm dennoch ſchwer⸗
von Glück zu entjagen, . .

Seßt aher Hatte die Zeit ihn almälig ruhiger gemadt,
und wenn er jebt noch zuweilen an Camila zurücdachte,
{D _ geichah e@ mit jener Refignation, mit der wir gelernt
haben an ein verlorenes oder unerreicht gebliebeneS Gut
zu Ddenfen: *

Auch der Banquier ſchien ſeine Pläne bezüglich der
Bermählung jeines. Sohnes mit der Gräfin Laͤndeck ganz
aufgegeben zu, haben; denn feit GeoraS KRüdkehr hatte er
noch 4 feinem Worte wieder an den oft geäußerten Wunſch
erinnert.

Mielleicht trug nur die gedrücte Stimmung Ddaran
Schuld, die feit der Flucht LeanderS noch immer MIE CIM
Alp. auf, dem Commerzienrath zu laſten jhien; — vielleicht
aber hatte er einfehen gelernt, daß es beſſer fet, nicht ferner
bgitimmenb auf ſeinen Sohn einzuwirken in einer Sache,
die lediglich deſſen eigenftes Glück betraf.

Mochte e& numn id oder andersS jein.

®eorg war jeinent Vater im Stillen danfbar Ddafür,
Ddaß er ihn nicht veranlaßte, alle trübe Erfahrungen die
Die letzten Monate ibm gebracht hatten, noch einmal zur

Sprache zu bringen. : . .
ſich gewinnen fönnen; —

Er hatte Camilla nicht ür € } .
was bliebihm.ander2 übrig, alS Jich mit mönuhd}er„@pergte
allen unnüßen Träumereien über die erlittene Enttäuſchuns
zu entreißen ? ı

Und mährend er das Andenken an Camila mehr und
mehr gewaltjam in feinem Herzen zu vrErDräNgen juchte, ge-
wann die Erinnerung, an eine andere Frauengeſtalt in ſeiner
Seele immer mehr an Bedeutung.

3 war Natalie, die Georas Gedanten nie 10 jehr be⸗
{chäftigt hatte, alS eben in lebter Beit, wo. er die hervor⸗
ragenden. Sigenjchaften, der Dame erſt recht kennen und
Ichäßen gelernt zu haben alaubte. S A

RatalienZ ganze Syicheinung, Dda3 UNgeMIEIM Har⸗
monijche ihHres Weſens wirkte 10 wohlthuend und: beruhi-
gend aufihn, Daßer aNlımälia zu Der HeberzeHgung gelangte,
er mürde an ihHrer Seite ohne Zweifel das Gfiücjeine3 Lebens



ſeinem furzen Traume







Anzeige-Blatt für die Anıtsbezirke Heidelberg,
Ladenburg, Weinheim, Schhwegingen, NhilippSburg,
MWiesloch, Bruchfal, Breiten, Nedargemänd, Mosbach/
(Eoerbach, Suchen Walldäirn, Z.-Bifchofsh. MWertheim ꝛt.
Dıudk, Berlag ı. Expedition von Gebr; Yuber 6 zih

in Heidelberg, Zwingerfrake 7. | N m.



M ainz, im November 1890.
der Vorſtand des ‚Uolksvereineg ÜL Das bath. Deutland“:

Dr. Windthyorf, Stanctsminijter a. D, Chrenpräfident.
Feanz Brandts jr, Fabrikbeſitzer in B, Gladbadh, I Vors

fißender. |

arl Srimborn, Rechtsanwalt in Köln, II. VBorligender.

£ranz gige. Landiags: und Reichstag3 - Abgeordneter

Schriftführer.

Dr. Jof, Drammer in Köln, Geſchäftsführer

ol Elkan, Bankdirektor in Köln, Schatzmeiſter.
Graf Balleßrem, Blanowig (Schlefien). Landesrath Eritzen⸗
Düffeldorf. Graf Gnlen, Dinklage (Weitfalen). Dr, Galland,
Müniter: Landgerichisraih Grüver, Heilbronn. .. Graf
Aosensbroch, Schloß Haan Ddet Seldern. . Dr. Lieber,
Camberg (Naffau). Dr. Orterer, Freifing. Chefredaktenr
Otto, Crejeld. Dr. vorſch, Breglau. Graf Conrad Preiſing,
München. Dr. Stieben, Deidesheim. vibliothekar Dr.

Stamminger, Würzkurg. Bednakteur Stühel, Eſſen

Alle brieflichen Anfragen ſind zu rihten an Herrn
Dr. Sof; Drammer, Mittelitrahe 10 In Röln. Die
Anmeldungen zur Mitgliedjhaft werden bis auf Weiteres
an diefelbe Adreſſe erbeten.

Rede des Reichetags- und Landtags Abgeordneten
Lauck

der Volksverſammlung um Wiederzulaſſung der
kath. Orden zu Freiburg am 23, November,
Hochanſehnliche Verſammlung! Setzen wir den
Fall! der Reichstag werde, nachdem das Geſetz vom
21. Dft. 1878 gegen die gemeingefährlichen Beſtreb⸗
ungen der Sozialdemokratie mit 30. Sept. d S, ab-
gelaufen und nicht ernenert worden iſt, in gerechter
Entjchließung das Jeſuitengeſetz aufheben, was wir,
wenn nicht alle Anzeichen trügen, erwarten dürfen,
und der BundeSrathH würde dem Reichstagsbeſchluß
zuftimmen, dann ſind die Jeſuiten in Baden immer
zoch nicht, weder zur Aushilfe in dex Seelforge, noch
zur Lehrthätigkeit zugelaffen, noch ſind Niederlaſſungen
dieſes Ordens in Baͤden ohne weiteres möglich

Hat man bis auf den heutigen Tag die Wieder⸗
zulafſung unſerer Nännerorden in, Großherzogthum
Baden derweigert, ſo läßt ſich annehmen, daͤß man,
foweit der Jefuitenorden in Frage kommt, noch viel
hartnäckiger gegen die Zulaſſung ſich ſtellen wird
Was iſt zu khuͤn, um auch in Baden wieder klöſter⸗
(iche Niederlaffungen zu fehen und zu ermöglichen,
daß die Orden, ſpeziell die Männerorden ihre fegens⸗
reiche Wirkſamkeit auch in unſerem engeren Heimath⸗
lande entfallen können?

MWollen wir dieſe Frage beantworten, 190 iſt es
nöthig, die Ordensjrage In Baden in Allgemeinen





auf





Seit ſeiner Rickkehr von der letzten großen Reiſe war
®Georg häufiger alS fräüher in die Dannenberg’jhe Billa
hinauzgefahren; denn es traf jih oft, daß jeine Mutter,
die einen Bejuch in der BVilla ebenfalls zu _ ihrem
Qieblingsausflug zählte, die Begleitung‘ ihres Sohnes
wünfchte ; feitdem jedoch Moland von Gehren ſeine Stu-
dienreije nad SItalienangetreten Hatte, er[hien Geora fait
täglich in der VBilla, vielleicht weil er glaubte, den Präfi⸗
denten und befonders Natalie, Ddie nad der Abreiſe des
jungen Malers um Vieles ernjter geworden zu ſein ſchien
in etwa aufheitern zu müſſen.

E3 war Sommer gewortden.

Die Bäume und Sträucher trugen ihr üppiglies S®rün;
— die Bogel jangen in den Zweigen und ANes war wie
danıals, nur CanıiAa’S munteres Sadhen ertlang nicht mehr
hier in den ſchattigen Laubgängen des Barkes, {o dachte
Georg bet fich, al3 er an einem warmen Sommerabend der
Dannenberg’iden VBilla zufQoHritt.

— Er war entjchloffen, heute Abend noch jeiner Freundin
die entidheidende Frage vorzulegen die khn jhon feif Woden
unaufhöorlidh befhäftigte, unDd deren bejahende Beantwor⸗
fung im jowohl wie feinen Sitern, daran zweifelte er
nicht, zum Segen gereichen würde.

Yıber obihon Georg jeine Gedanken ausſchließlich auf
das ihm vorjchiwebende Ziel zu richten juchte, konnte er
nicht verhindern, daß ein Paur nur zu bekannter, brauner
Augen mwie nedende Kobolde ihn umgaufelten.

_ Was folltenur die Erinnerung an He in dieſem Wugen-
blick? Seorg itieg die Treppe, die zur VBilla führte, hHinan,
und indem er die Thür zum. Gartenfaal Öffneie, {tieß er
mit Natalie zujammen, Ddie-eben . im Begriffe war, in den
Mark hinunter zu geben

War denn Heute UNe3 dazu angethan,
zu erinnern ?

— Au derjelben Stelle und in derfeiben Weiſe war er an
einent. Nöend des- vergangenen Sommers mit der jungen
Oräfin zujammengetroffen und Georg glaubte Ddie fedden,
übermüthigen Worte wiedex au hHören, die Dem Ddamaligen
unermarteten ‚Zufammen{toß folgten. (Forif, folat.)

ihn an Camilla


 
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