Oa ; .
2‘5‘?\!&2 taglich mit Ausnahme der Sonn und Heiertage.
. ümdc_qé mit UnterbaltungSbeilage.. Preis vierteljährlich
“ 120 odne Zrägerlohn n. Poftanffchlag. Beſtellungen
für Sfadt
Anzeige-SBlatt für die Amtsbezirke Heidel
Ladenburg, Weinheihn, Schwebingen, "flibihpnä
Viesloch Briuchfal, Bretten, Mecargemlind, Mio
Eberbach Buchen, Waldlirn, .-Bildhofeh. Wertheim ıc
— —
* — n bei der Erpedition Zwingerflaße?.
24 —— Geiteiterg. — Deidelberg, CSonntag- den 17. Yugujt 1890 Srn Bwingerkeage z . &. Zg
—
— — 33 der AnterhaHungs-
—
Vilinſche Wodenüberficht.
* von befonderer Wichtigfeit hat uns
Selaufene Woche keine gebracht Kaifjer Wil—
Yat nach kurzem Aufenthalt in der Refidenz
eitung des Reichskanzler8 von Caprivi und
le Mbrigen Gefolge ſeine Reiſe in das Ezarenreich
teßeten. Die CErörterungen über die ruſſiſche Reiſe.
4 ülers in der Preſſe haben bereits begonnen.
z
auch glaublich, daß bis jetzt die Frage, was mili—
täriſch mit Helgoland zu geſchehen habe, noch nicht
entſchieden ı. jedenfalls noch nicht ſo weit gediehen iſt,
daß Pläne aufgeſtellt werden könnten, auf Grund deren
Geldbewilligungen vom Reichstage verlangt werden.
Das Fallenlaſſen des Sozia liſtenge—
ſetzes hat vielfach Befürchtungen wach gerufen, lals
ob ein ſolches eine Art Anarchie über Deutſchland
bringen würde Man muß in dieſer Beziehung dem
Bangen der Einen, aber auch dem Uebermuthe der
Andern entgegentreten. So darf es auch als abſolut
unzutreffend bezeichnet werden, daß in vielen kleineren
Induſtriebezirken auf Betreiben der Behörden die Zahl
der Polizeioxgane vermehrt werden ſoll — oder daß
eine weſentliche Umgeſtaltung der politiſchen Polizei
höhern Orts mit Rückſicht auf die veränderte innere
Lage geplant jei. Nichts dergleichen iſt der Fall.
Die Wirkung der neuen Lage wird erprobt werden
und dannach ſollen Maßregeln getroffen werden.
Segen Ausſchreitungen ſind Mittel in ausreichendem
Maße vorgeſehen und man wird nicht ſäumen, jede
Art von Ueberhebung in die Schranken zurückzuweifen.
Straffere Organiſation iſt das Loſuͤngswort der
Feinde des gegenwärtigen „Syftems“ — nun denn,
auch in Regierungzkreiſen wird man das Geſetz ftraff
handhaben und das wird vorläufig Gegengewicht
genug ſein Kommen dann noch die Orden, einſchließlich
der Jeſuiten zurück, ſo werden wir mit dem Sozial-
demokratisnıus ſchon fertig werden
Fürſt Bismarck haͤt, wie wir in der letzten
Lummer bereits berichteten, vor ſeiner Abreife nach
Kiſſingen noch einmal das Bedürfniß gefühlt! ſich
interviewen zu laſſen und zwar-von. dem Peſter Ab-
geordneten YMoranyi. ' Bismaret8 ehenialige Leib-
preſſe kam auch in dieſer Unterredung ſchlecht weg.
Er jagte; Jene beißen mich an, die früher am beften
apportirten. Ueber ſeinen Wiedereintritt ins Amt
äußerte Bismarck: In der Politik gibt es keine Un—
möglichfeit. Die apportirende natibnlliberale Preffe
iſt übrigens „gut.“
Zwiſchen Frankreich und England. ift
das Afrika Abkommen jetzt unterzeichnet, es geht
Alles ganz friedlich ab, die boͤſen Folgen, welche die
Schwarzſeher vorausſagten, ſind kein wegs eingetroffen.
Auch die Franzoſen ſehen ein, daß ſie ſich beſfẽr ſtehen,
wenn ſie in Colonialfragen mit den anderen Groß
mächten ſich verſtändigen.
Die Revolution in Argentinen iſt
zwar niedergeſchlagen aber das Arbeiterelend
in Buenos Ayres und den übrigen größeren Städten
Argentiniens iſt nach Telegrammen . des Dortigen
Laniſchen Geſandten ein faum zu beſchreibendes.
Derſelbe theilt ſeiner Kegierung mit, daß allein in
der Hauptjtadt an 30,000 Axbeiterfamilien ſpaniſcher
Nationalität brodlos jeien. Auch die Lage der italie⸗
niſchen, belgiſchen und deutſchen Arbeiter jei . eine
traurige, doch nicht ſo {chlimm iwie die der Spanier,
da ſich von dieſen Niemand der Landwirthſchaft und
den Ackerbau⸗Colonien zugewandt habe Die ſpaniſchen
Arbeiter hätten auch das ftärkſte Contingent zur Rebo—
lutionsarmee geftellt, und von ihnen ſeien - bei den
Straßenfänipfen in Buenos Aires 150 getödtet worden.
Dieſe Nachricht hat in Spanien größe Beſtürzung
hervorgerufen und wurden während der letzten Tagẽ
in mehreren Städten des Laudes Verfamunkungen ab-
gehalten, , in denen man darüber berieth, auf welche
Veiſe den unglücklichen Landsleuten in Argentinien
Unterſtützung gebracht werden koͤnne.! An dieſen Ver⸗
ſammlungen nahmen hauptſächlich diejenigen Theil,
von denen in letzter Zeit Angehörige nach Südamerika
ausgewandert waren; vielfach erſchienen auch Frauen,
deren Gatten drüben find, und welche um das
das Schick⸗
ſal derſelben in höchſter Beſorgniß ſchweben In St.
Sebaſt an und in Madrid erſchienen Abordnungen vor
den Miniftern und verlangten von dieſen die fofortige
Abſendung von Kriegsſchiffen und die VBeröffente
lichung der genauen Todtenlijte, auch die
Regierung auf ihre Koſten die brodloſen Emi—
grantenfamilien aus Argentinien in die Heimath
zurückbefordern In ‚allen dieſen Puͤnk ver⸗
ſprach die Regierung, den Wünſchen der ſteller
zu entſprechen und der ſpaniſche Geſandte wurde tele-
graphiſch angewiejen, bis zu 20,000 Perſonen welche
ihre {panijche Staatsangehörigkeit nachweijen und in
Urgentien keine Bejchäftigung finden können, auf
Koſten der ſpaniſchen Regierung nach Curopa zuruͤck
zuſenden.
ſolle
2
Deutſches Reich.
* Berlin, 15. Aug. Der Lond. Allgem Korr
zufolge, verlautet in England, der Kaͤiſer habe
während ſeiner Antvejenheit in Osborne der Königin
Viktoria gegenüber die Abſicht ausgedrückt, feinem
weiten Sohne,. dem Prinzen Citel Frib,- den
5 (&
Titel eines Herz0g$ von Helgoland beizulegen.
Eine amtliche Aukündigung daͤrüber werde demnächft
erfolgen. In Folge perſoͤnlicher Vorſtellungen Sr.
Majeſtät des Kaifers ſoll Lord Salisbury im engl.
Miniſterrathe die baldige Aufhebung des Sinfuhrver»
bots von Bieh aus Deutſchland durchgeſetzt haben.
W
—
[icht ſich B. die Voff Zeitung mit gerechter
einnuͤg über die zu erwarkenden Ergebniſſe aus
7 zürfe, ſagt fie, nicht glauben, daß der ruſſiſche
) Raijer Wilhelms IL für alle Zeit einen felten
Stlicherten Zuftand in Europa zur Folge haben
E Eine Stärkung der friedlihen Gefinnungen
T"%é‘ll‘ä könne durch das perſönliche Zuſammenfein
4 R mit dem deutſchen Kaiſer bewirkt werden,
%0208 Rad der Geſchichte werde damit noch nicht
370 anderes Geleife kommen. Der lebte Türken-
zxä‚üße gezeigt, wie ein friedliebender ruffijcher
* zum Kriege gedrängt werden kann, und die
opei der ruſſiſchen Politik in den letzten
beweiſe zur Genüge, wie ſchwer es auch dem
* Willen in Rußland wird, ſich alleinige
„ 269 3u verſchaffen. Der Czar wolle den Frieden;
2 die Scheidelinie zwiſchen ihm und der pan⸗
Ien Richtung und zugleich der Boden, auf
4 ein vertrauensvolles Verhältniß zu Deutſch⸗
iln ein friedliches Nebeneinander zwiſchen Ruß—
d dem Dreibünde erreichen laßt. Hoffen wir,
168 friedliche Nebeneinandergehen beider Mächte
Nger Dauer ſein wird.
Egokan d iſt nunmehr völkerrechtlich deutſches
e \ 9eiworden. In ſfeierlicher Weiſe hat Kaiſer
Beſitz von der Inſel genommen. Dem Reichs
A0 im Herbſt ein Entwurf zugehen, welcher die
Mhme Helgoͤlands in das Reich und zugleich
tyl}lnerleibung in die preußijche Monarchie vor-
\ m Anſchluß daran wird, wie die „Kreuzztg.“
Ilt, dem preußiſchen Landtage eine entſprechende
© gemacht werden, und die Inſel wird, wie man
mf!tvartet hat, der Provinz Schleswig-Holftein
%en werden. Bezüglih der Befeltigung
e ds wird von unterrichteter Seite verſichert,
/Mlürtige Forderungen den Reichstag in der näch—
Fion noch nicht beſchäftigen werden; es iſt
— — —
Die ſchwarie Hand. —
z .. Roman von Kampert de Ste: Croit
7 “iirte freie Ueberfegung von Nhilipyp Freidank,
verb.)
$ Siebe verleiht Flügel! fagt man fie verleiht aber
b““d)eémal Geiftesgegentwart. Die beiden jungen
berrichten ſich mit bewunderungswürdig feftem
ercedes erröhete nur einen Ton tiefer, die blaffen
ADul’8 Färbten fich vielleicht etwas ‚Heller. Das war
“‘tiihug äußerlid) von der außerordentlidhen Erregung
“ en bemerkt werden Konnte. Die Maraquife ſchien
OM fehen und auch nichtS zu ahnen. ;
Sin. Giebling, hier ftelle ich dir den Grafen Feroͤtre
Und zu Kagul gewendet: „Fräulein de
}g Meine liebſte Zugendfreundin, welchẽ vor wenigen
4* Spanien eintraf und der, wie ich denke, Sie die
2 nächften Walzers ſchenken werden : Sch weiß wohl,
eneicht nicht nach Ihrem . .Gejhmace. ift,. aber
22 mir und meiner Freundin zu ‚Liebe ‚eine AYus-
2 Meine Freundin tanzt übriaens aus-
Ul hatte ſein kaltes Blut vollſtändig wiedererlangt.
üdame,“ ermiderte er, „e3 ijt wohl.wahr, daß ich
tanze, aber, wenn ich Ihnen damit eine Freude
ün und wenn das Fräulein mich als Cavalier
N min ...“ fügte Raoul mit leifer Stimme. hinzir.
it Vergnügen, mein DHerr,“ ſaate Nereedes weldhe
Mıuth bejaß, ihre Augen zu ihm zu ‚erheben ; e2
Wweite Walzer feini“ N
it ſehr Liebenswürdig von Fhnen‘“ ſetzte die
© Dinzu... „Sie werden, jehen, Herr Graf welch'
— Tänzerin Fräulein v. Morvon, iit:, Uber nun
* einzigen Gefalen, Lieber Graf Bitte laſſen Sie
Sum_ verfprodienen Walzer allein, denn ich Habe
Ner Freundin, weldhe ich. jeit ſechs Fahren Nidt
Tehen Habe; nod). unendlich viel zu Hlauders.“
l verneigte fih. ftumm . und‚verließ den Salon, Er
ı Einjamkeit auf, um .über die. Füle des , Glüdes,
z Deute‘ beichieden, nachzudenken. — :
Yatte die Ankunft Mercedes durch einen ſeltſamen
rovinz war in Baris angekommen und im „Hotel Con-
tinental“ abgeftiegen. m Begriffe, ſeine Karte dort abzu-
geben, hörte er zufällig im Bureau des Hotels den Namen
des Herzog$ von Moron nennen Eine Depeſche war für
denſelben angelangt. Auf die Frage, ob der Herzog im
Hotel ſeinen Aufenthalt genommen, theilte ihm der Direktor
mit, daß derſelbe die Zimmer Nummer 14 bis 16 im
Entreſol bewohne. . :
Zugleich erkundigte ſich Graf Ferstre, ſeit wann der
Herzog in Paris weile. Die Schwierigkeit für ihn war,
Nereedes ſprechen zu können. Raoul zweifelte keinen
Augenblick daran daß dieſe ſtrena überwaͤcht werde, und
daß ein Brief an ſie ſeiner Sache nur ſchaden Könne. Nach
Längerem Neberlegen entſchloß fich aber Raoul, doch einen
Brief an die junge Herzogin zu richten. Er {hlug den
Weg nach feinem Clubhauje ein, deffen Räume um dieſe
Zeit — e3 war 4 Uhr des NachmittagS — noch ziemlich
leer waren und begann den Brief an Mercedes zu ſchreiben
€3 wollte ihn aber kein gefdhidlicher Eingang einfalen;
er begann wohl zwanzig Mal mit Schreiben, um - ebenjo
oft wieder aufzuhören. Er fagte ſich wie gefährlich e3 jet,
in dem Briefe von Liebe zu fpredjen ; der Brief konnte ja
in die Hände des Vaters fallen AYndererjeits ſchien es
m noch unſchicklicher zu ſein, Fräulein de Moron zu einem
Rendezvons einzuladen.
Wahrend Kaoul ſo an der Feder kaute und überlegte
vexanlaßte ihn eine tiefe Stimme, ſich umauwenden. Ein
alter Spanier, Tangjähriges Mitglied des Elubs, war eben
im Buge, zweijungen Leuten, welche ihm mit offenem Munde
zuhörten, Dden, Verlauf eines Stiergefechte& zu jhildern.
Dieſer Fremde machte mit ſeinem Bortrage Raoul voll-
jtändig nervdS und er war eben im Begtriffe, nach einem
anderen Salon zu gehen;, um feinen Brief zu voNlenden, als
ihn einige Worte des SpanierS zurüchielten. .
Der alte Spanier hatte fjeine begeifterte. Schilderung
dollendet und frug feine Zuhörter, ob je Luft trügen, den
Ball beim jpaniichen Botjchafter zu_ befuchen. Er machte
ſich anbeifchtg, ihnen Einladungen zu verfchaffen, wenn €S
ihaen Vergnügen bereite.
— —
Plöblich reifte im Kopfe Raoul’$ ein jublimer Gedanke
Er erinnerte ſich geleſen zu haben, daß dieſer Tage in der
paniſchen Botfchaft: zu Chren des jungen König® ein Feft
gefeiert werde Aler Wahrſcheinlichkeit na ; mußte. der
Herzos von Moron in jeiner Eigenfchaft al8 Srand. von
Spanien den Ball befuchen; dies Konnte er aber nicht gut
ohne ſeine Tochter thum.
Naoul erhob ſich in plötzlichem Entfchlufje, frat auf
den ihm oberflächlich bekannten Greis zu und reichte ihm
herzlich die Hand. Der alte Spanier jchien von Ddiejem
Beweis der Sympathie Ravuls jehr erfreut zu fein, nodch
mehr aber, als ihn derſelbe bat, auch ihm eine Cinfadung
zu dDiejem Feſte zu verichaffen.
Mit dem größten Veranügen erfülle ich Ihren Wunſch,“
erwiderte der neue Freund Raoul’s, „Der Votſchafler wird
e5 ſich zur Chre aurechnen, Sie zı empfangen. Witte, be-
gleiten Sie mich zum Bureau des Ciubs um nac der Bot-
ſchaft zu telephoniren.”
Kaoul erfülte den Wunfch des Spanier$ und in wenigen
Augenblicken befand er fih im Befiße der ESinladung.
Graf Feretre ſprach dem Greiſe ſeinen verbindlichſten
Dank au8, und begab ſich dann fofoͤrt nach dem Haufe, um
mit fieberhaftex Ungeduld den Augenblid zu erwarten;, in
welchem er nach der Botſchaft fahren konnte Trotz jeiner
Ungeduld hatte er ſich verfpätet, und als er an den Zhüren
des Ballſaalles aulangte, war er freudig überrajcht, Mer-
cedes zu erbliden. Er verbarg ſich hinter einer Saule. im
anftoßenden Salon und hatte o das ſchnierzlichẽ Vergnügen,
Mercedes beobachten zu fönnen, ohne-von ihr gefehen zu
werden Später als Mercedes mit der Marauife denjelben
Salon. betreten. hHatte, um ungeftört plaudern.. zu. fönnen,
ſuchte er ſich noch jorgfältiger voͤr den Bliden Mercedes
zu verbergen — mit welchem Erfolg haben mir bereii®
gefehen. } } |
Als er die Marquiſe auf ſich zukommen ſah um ihn
Mercedes porzuſtellen bearüßte er in SGedanken die Dame
wie die Vorſehung in Berjon. Endlich Iuden ihn die
ſchmeichelnden Klänge des verſprochenen Walzers ein, Mer.
cedes abzuholen, derſelben den Arm zu bieten und fie in
den Ballfaal zu führen. Fortſ folgt.)
2‘5‘?\!&2 taglich mit Ausnahme der Sonn und Heiertage.
. ümdc_qé mit UnterbaltungSbeilage.. Preis vierteljährlich
“ 120 odne Zrägerlohn n. Poftanffchlag. Beſtellungen
für Sfadt
Anzeige-SBlatt für die Amtsbezirke Heidel
Ladenburg, Weinheihn, Schwebingen, "flibihpnä
Viesloch Briuchfal, Bretten, Mecargemlind, Mio
Eberbach Buchen, Waldlirn, .-Bildhofeh. Wertheim ıc
— —
* — n bei der Erpedition Zwingerflaße?.
24 —— Geiteiterg. — Deidelberg, CSonntag- den 17. Yugujt 1890 Srn Bwingerkeage z . &. Zg
—
— — 33 der AnterhaHungs-
—
Vilinſche Wodenüberficht.
* von befonderer Wichtigfeit hat uns
Selaufene Woche keine gebracht Kaifjer Wil—
Yat nach kurzem Aufenthalt in der Refidenz
eitung des Reichskanzler8 von Caprivi und
le Mbrigen Gefolge ſeine Reiſe in das Ezarenreich
teßeten. Die CErörterungen über die ruſſiſche Reiſe.
4 ülers in der Preſſe haben bereits begonnen.
z
auch glaublich, daß bis jetzt die Frage, was mili—
täriſch mit Helgoland zu geſchehen habe, noch nicht
entſchieden ı. jedenfalls noch nicht ſo weit gediehen iſt,
daß Pläne aufgeſtellt werden könnten, auf Grund deren
Geldbewilligungen vom Reichstage verlangt werden.
Das Fallenlaſſen des Sozia liſtenge—
ſetzes hat vielfach Befürchtungen wach gerufen, lals
ob ein ſolches eine Art Anarchie über Deutſchland
bringen würde Man muß in dieſer Beziehung dem
Bangen der Einen, aber auch dem Uebermuthe der
Andern entgegentreten. So darf es auch als abſolut
unzutreffend bezeichnet werden, daß in vielen kleineren
Induſtriebezirken auf Betreiben der Behörden die Zahl
der Polizeioxgane vermehrt werden ſoll — oder daß
eine weſentliche Umgeſtaltung der politiſchen Polizei
höhern Orts mit Rückſicht auf die veränderte innere
Lage geplant jei. Nichts dergleichen iſt der Fall.
Die Wirkung der neuen Lage wird erprobt werden
und dannach ſollen Maßregeln getroffen werden.
Segen Ausſchreitungen ſind Mittel in ausreichendem
Maße vorgeſehen und man wird nicht ſäumen, jede
Art von Ueberhebung in die Schranken zurückzuweifen.
Straffere Organiſation iſt das Loſuͤngswort der
Feinde des gegenwärtigen „Syftems“ — nun denn,
auch in Regierungzkreiſen wird man das Geſetz ftraff
handhaben und das wird vorläufig Gegengewicht
genug ſein Kommen dann noch die Orden, einſchließlich
der Jeſuiten zurück, ſo werden wir mit dem Sozial-
demokratisnıus ſchon fertig werden
Fürſt Bismarck haͤt, wie wir in der letzten
Lummer bereits berichteten, vor ſeiner Abreife nach
Kiſſingen noch einmal das Bedürfniß gefühlt! ſich
interviewen zu laſſen und zwar-von. dem Peſter Ab-
geordneten YMoranyi. ' Bismaret8 ehenialige Leib-
preſſe kam auch in dieſer Unterredung ſchlecht weg.
Er jagte; Jene beißen mich an, die früher am beften
apportirten. Ueber ſeinen Wiedereintritt ins Amt
äußerte Bismarck: In der Politik gibt es keine Un—
möglichfeit. Die apportirende natibnlliberale Preffe
iſt übrigens „gut.“
Zwiſchen Frankreich und England. ift
das Afrika Abkommen jetzt unterzeichnet, es geht
Alles ganz friedlich ab, die boͤſen Folgen, welche die
Schwarzſeher vorausſagten, ſind kein wegs eingetroffen.
Auch die Franzoſen ſehen ein, daß ſie ſich beſfẽr ſtehen,
wenn ſie in Colonialfragen mit den anderen Groß
mächten ſich verſtändigen.
Die Revolution in Argentinen iſt
zwar niedergeſchlagen aber das Arbeiterelend
in Buenos Ayres und den übrigen größeren Städten
Argentiniens iſt nach Telegrammen . des Dortigen
Laniſchen Geſandten ein faum zu beſchreibendes.
Derſelbe theilt ſeiner Kegierung mit, daß allein in
der Hauptjtadt an 30,000 Axbeiterfamilien ſpaniſcher
Nationalität brodlos jeien. Auch die Lage der italie⸗
niſchen, belgiſchen und deutſchen Arbeiter jei . eine
traurige, doch nicht ſo {chlimm iwie die der Spanier,
da ſich von dieſen Niemand der Landwirthſchaft und
den Ackerbau⸗Colonien zugewandt habe Die ſpaniſchen
Arbeiter hätten auch das ftärkſte Contingent zur Rebo—
lutionsarmee geftellt, und von ihnen ſeien - bei den
Straßenfänipfen in Buenos Aires 150 getödtet worden.
Dieſe Nachricht hat in Spanien größe Beſtürzung
hervorgerufen und wurden während der letzten Tagẽ
in mehreren Städten des Laudes Verfamunkungen ab-
gehalten, , in denen man darüber berieth, auf welche
Veiſe den unglücklichen Landsleuten in Argentinien
Unterſtützung gebracht werden koͤnne.! An dieſen Ver⸗
ſammlungen nahmen hauptſächlich diejenigen Theil,
von denen in letzter Zeit Angehörige nach Südamerika
ausgewandert waren; vielfach erſchienen auch Frauen,
deren Gatten drüben find, und welche um das
das Schick⸗
ſal derſelben in höchſter Beſorgniß ſchweben In St.
Sebaſt an und in Madrid erſchienen Abordnungen vor
den Miniftern und verlangten von dieſen die fofortige
Abſendung von Kriegsſchiffen und die VBeröffente
lichung der genauen Todtenlijte, auch die
Regierung auf ihre Koſten die brodloſen Emi—
grantenfamilien aus Argentinien in die Heimath
zurückbefordern In ‚allen dieſen Puͤnk ver⸗
ſprach die Regierung, den Wünſchen der ſteller
zu entſprechen und der ſpaniſche Geſandte wurde tele-
graphiſch angewiejen, bis zu 20,000 Perſonen welche
ihre {panijche Staatsangehörigkeit nachweijen und in
Urgentien keine Bejchäftigung finden können, auf
Koſten der ſpaniſchen Regierung nach Curopa zuruͤck
zuſenden.
ſolle
2
Deutſches Reich.
* Berlin, 15. Aug. Der Lond. Allgem Korr
zufolge, verlautet in England, der Kaͤiſer habe
während ſeiner Antvejenheit in Osborne der Königin
Viktoria gegenüber die Abſicht ausgedrückt, feinem
weiten Sohne,. dem Prinzen Citel Frib,- den
5 (&
Titel eines Herz0g$ von Helgoland beizulegen.
Eine amtliche Aukündigung daͤrüber werde demnächft
erfolgen. In Folge perſoͤnlicher Vorſtellungen Sr.
Majeſtät des Kaifers ſoll Lord Salisbury im engl.
Miniſterrathe die baldige Aufhebung des Sinfuhrver»
bots von Bieh aus Deutſchland durchgeſetzt haben.
W
—
[icht ſich B. die Voff Zeitung mit gerechter
einnuͤg über die zu erwarkenden Ergebniſſe aus
7 zürfe, ſagt fie, nicht glauben, daß der ruſſiſche
) Raijer Wilhelms IL für alle Zeit einen felten
Stlicherten Zuftand in Europa zur Folge haben
E Eine Stärkung der friedlihen Gefinnungen
T"%é‘ll‘ä könne durch das perſönliche Zuſammenfein
4 R mit dem deutſchen Kaiſer bewirkt werden,
%0208 Rad der Geſchichte werde damit noch nicht
370 anderes Geleife kommen. Der lebte Türken-
zxä‚üße gezeigt, wie ein friedliebender ruffijcher
* zum Kriege gedrängt werden kann, und die
opei der ruſſiſchen Politik in den letzten
beweiſe zur Genüge, wie ſchwer es auch dem
* Willen in Rußland wird, ſich alleinige
„ 269 3u verſchaffen. Der Czar wolle den Frieden;
2 die Scheidelinie zwiſchen ihm und der pan⸗
Ien Richtung und zugleich der Boden, auf
4 ein vertrauensvolles Verhältniß zu Deutſch⸗
iln ein friedliches Nebeneinander zwiſchen Ruß—
d dem Dreibünde erreichen laßt. Hoffen wir,
168 friedliche Nebeneinandergehen beider Mächte
Nger Dauer ſein wird.
Egokan d iſt nunmehr völkerrechtlich deutſches
e \ 9eiworden. In ſfeierlicher Weiſe hat Kaiſer
Beſitz von der Inſel genommen. Dem Reichs
A0 im Herbſt ein Entwurf zugehen, welcher die
Mhme Helgoͤlands in das Reich und zugleich
tyl}lnerleibung in die preußijche Monarchie vor-
\ m Anſchluß daran wird, wie die „Kreuzztg.“
Ilt, dem preußiſchen Landtage eine entſprechende
© gemacht werden, und die Inſel wird, wie man
mf!tvartet hat, der Provinz Schleswig-Holftein
%en werden. Bezüglih der Befeltigung
e ds wird von unterrichteter Seite verſichert,
/Mlürtige Forderungen den Reichstag in der näch—
Fion noch nicht beſchäftigen werden; es iſt
— — —
Die ſchwarie Hand. —
z .. Roman von Kampert de Ste: Croit
7 “iirte freie Ueberfegung von Nhilipyp Freidank,
verb.)
$ Siebe verleiht Flügel! fagt man fie verleiht aber
b““d)eémal Geiftesgegentwart. Die beiden jungen
berrichten ſich mit bewunderungswürdig feftem
ercedes erröhete nur einen Ton tiefer, die blaffen
ADul’8 Färbten fich vielleicht etwas ‚Heller. Das war
“‘tiihug äußerlid) von der außerordentlidhen Erregung
“ en bemerkt werden Konnte. Die Maraquife ſchien
OM fehen und auch nichtS zu ahnen. ;
Sin. Giebling, hier ftelle ich dir den Grafen Feroͤtre
Und zu Kagul gewendet: „Fräulein de
}g Meine liebſte Zugendfreundin, welchẽ vor wenigen
4* Spanien eintraf und der, wie ich denke, Sie die
2 nächften Walzers ſchenken werden : Sch weiß wohl,
eneicht nicht nach Ihrem . .Gejhmace. ift,. aber
22 mir und meiner Freundin zu ‚Liebe ‚eine AYus-
2 Meine Freundin tanzt übriaens aus-
Ul hatte ſein kaltes Blut vollſtändig wiedererlangt.
üdame,“ ermiderte er, „e3 ijt wohl.wahr, daß ich
tanze, aber, wenn ich Ihnen damit eine Freude
ün und wenn das Fräulein mich als Cavalier
N min ...“ fügte Raoul mit leifer Stimme. hinzir.
it Vergnügen, mein DHerr,“ ſaate Nereedes weldhe
Mıuth bejaß, ihre Augen zu ihm zu ‚erheben ; e2
Wweite Walzer feini“ N
it ſehr Liebenswürdig von Fhnen‘“ ſetzte die
© Dinzu... „Sie werden, jehen, Herr Graf welch'
— Tänzerin Fräulein v. Morvon, iit:, Uber nun
* einzigen Gefalen, Lieber Graf Bitte laſſen Sie
Sum_ verfprodienen Walzer allein, denn ich Habe
Ner Freundin, weldhe ich. jeit ſechs Fahren Nidt
Tehen Habe; nod). unendlich viel zu Hlauders.“
l verneigte fih. ftumm . und‚verließ den Salon, Er
ı Einjamkeit auf, um .über die. Füle des , Glüdes,
z Deute‘ beichieden, nachzudenken. — :
Yatte die Ankunft Mercedes durch einen ſeltſamen
rovinz war in Baris angekommen und im „Hotel Con-
tinental“ abgeftiegen. m Begriffe, ſeine Karte dort abzu-
geben, hörte er zufällig im Bureau des Hotels den Namen
des Herzog$ von Moron nennen Eine Depeſche war für
denſelben angelangt. Auf die Frage, ob der Herzog im
Hotel ſeinen Aufenthalt genommen, theilte ihm der Direktor
mit, daß derſelbe die Zimmer Nummer 14 bis 16 im
Entreſol bewohne. . :
Zugleich erkundigte ſich Graf Ferstre, ſeit wann der
Herzog in Paris weile. Die Schwierigkeit für ihn war,
Nereedes ſprechen zu können. Raoul zweifelte keinen
Augenblick daran daß dieſe ſtrena überwaͤcht werde, und
daß ein Brief an ſie ſeiner Sache nur ſchaden Könne. Nach
Längerem Neberlegen entſchloß fich aber Raoul, doch einen
Brief an die junge Herzogin zu richten. Er {hlug den
Weg nach feinem Clubhauje ein, deffen Räume um dieſe
Zeit — e3 war 4 Uhr des NachmittagS — noch ziemlich
leer waren und begann den Brief an Mercedes zu ſchreiben
€3 wollte ihn aber kein gefdhidlicher Eingang einfalen;
er begann wohl zwanzig Mal mit Schreiben, um - ebenjo
oft wieder aufzuhören. Er fagte ſich wie gefährlich e3 jet,
in dem Briefe von Liebe zu fpredjen ; der Brief konnte ja
in die Hände des Vaters fallen AYndererjeits ſchien es
m noch unſchicklicher zu ſein, Fräulein de Moron zu einem
Rendezvons einzuladen.
Wahrend Kaoul ſo an der Feder kaute und überlegte
vexanlaßte ihn eine tiefe Stimme, ſich umauwenden. Ein
alter Spanier, Tangjähriges Mitglied des Elubs, war eben
im Buge, zweijungen Leuten, welche ihm mit offenem Munde
zuhörten, Dden, Verlauf eines Stiergefechte& zu jhildern.
Dieſer Fremde machte mit ſeinem Bortrage Raoul voll-
jtändig nervdS und er war eben im Begtriffe, nach einem
anderen Salon zu gehen;, um feinen Brief zu voNlenden, als
ihn einige Worte des SpanierS zurüchielten. .
Der alte Spanier hatte fjeine begeifterte. Schilderung
dollendet und frug feine Zuhörter, ob je Luft trügen, den
Ball beim jpaniichen Botjchafter zu_ befuchen. Er machte
ſich anbeifchtg, ihnen Einladungen zu verfchaffen, wenn €S
ihaen Vergnügen bereite.
— —
Plöblich reifte im Kopfe Raoul’$ ein jublimer Gedanke
Er erinnerte ſich geleſen zu haben, daß dieſer Tage in der
paniſchen Botfchaft: zu Chren des jungen König® ein Feft
gefeiert werde Aler Wahrſcheinlichkeit na ; mußte. der
Herzos von Moron in jeiner Eigenfchaft al8 Srand. von
Spanien den Ball befuchen; dies Konnte er aber nicht gut
ohne ſeine Tochter thum.
Naoul erhob ſich in plötzlichem Entfchlufje, frat auf
den ihm oberflächlich bekannten Greis zu und reichte ihm
herzlich die Hand. Der alte Spanier jchien von Ddiejem
Beweis der Sympathie Ravuls jehr erfreut zu fein, nodch
mehr aber, als ihn derſelbe bat, auch ihm eine Cinfadung
zu dDiejem Feſte zu verichaffen.
Mit dem größten Veranügen erfülle ich Ihren Wunſch,“
erwiderte der neue Freund Raoul’s, „Der Votſchafler wird
e5 ſich zur Chre aurechnen, Sie zı empfangen. Witte, be-
gleiten Sie mich zum Bureau des Ciubs um nac der Bot-
ſchaft zu telephoniren.”
Kaoul erfülte den Wunfch des Spanier$ und in wenigen
Augenblicken befand er fih im Befiße der ESinladung.
Graf Feretre ſprach dem Greiſe ſeinen verbindlichſten
Dank au8, und begab ſich dann fofoͤrt nach dem Haufe, um
mit fieberhaftex Ungeduld den Augenblid zu erwarten;, in
welchem er nach der Botſchaft fahren konnte Trotz jeiner
Ungeduld hatte er ſich verfpätet, und als er an den Zhüren
des Ballſaalles aulangte, war er freudig überrajcht, Mer-
cedes zu erbliden. Er verbarg ſich hinter einer Saule. im
anftoßenden Salon und hatte o das ſchnierzlichẽ Vergnügen,
Mercedes beobachten zu fönnen, ohne-von ihr gefehen zu
werden Später als Mercedes mit der Marauife denjelben
Salon. betreten. hHatte, um ungeftört plaudern.. zu. fönnen,
ſuchte er ſich noch jorgfältiger voͤr den Bliden Mercedes
zu verbergen — mit welchem Erfolg haben mir bereii®
gefehen. } } |
Als er die Marquiſe auf ſich zukommen ſah um ihn
Mercedes porzuſtellen bearüßte er in SGedanken die Dame
wie die Vorſehung in Berjon. Endlich Iuden ihn die
ſchmeichelnden Klänge des verſprochenen Walzers ein, Mer.
cedes abzuholen, derſelben den Arm zu bieten und fie in
den Ballfaal zu führen. Fortſ folgt.)