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Pfälzer Bote für Stadt und Land (25) — 1890

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Nr. 101 - Nr. 110 (4. Mai - 15. Mai)
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m%flanm täalig,








ür Stadt


ote

KAnzeige-Blafiffür ſämmtliche Bezirke
des bad. Unterlande&, Preis pro 1{palt. Betit-
zeile 10 Pfg., bei Wiederholungen Rabaͤtt.
Snferate finden die weiteſte Berbreitung,
































M des hohen Hinnels fhrlofeftes wegen er-
int morgen, Donnerſtaͤg kein Blatt.

Deutſches Reich.
Berlin, 13. Mai.

Marſchalls und Caprivis Kolonialreden
hen in parlamentariſchen Kreiſen ſehr guten Ein—
, weil ſie frei von aller Schwärmerei waren und
chriſtlichen Tendenzen ſcharf markirten. Die frei⸗
ige Zeitung ſagt, Caprivis heutige Colonialrede war
am Angriff auf Ddie nationale Geſinnung der Frei«
er Migen, fonderu eine nachträgliche Rechtfertigung der
nenden Haltung derſelben gegen die Colonialpolitit
brivi würde ſie gar nicht anfaͤngen, wenn ſie nicht
nm angefangen märe. — Ganz plötzlich taucht der
n auf den preußiſchen Lanttag am 22 Mai zu
„Nießen und mehrere wichtige Entwürfe, darunter
Sperrgeldervorlage liegen laſſen. Miniſter Bötticher
t wirit in dieſem Sinne. — Wie aus Friedrichs⸗
D berichtet wird iſt Fürſt Bismarck fleißig mit der
Ötung ſeiner jahrelang aufbewahrten Briefſchaften
lbaͤfußt. Es iſt dies keine leichte Arbeit, da ſich mit
M Zeit eine außerordentliche große Menge derartiger
biere angeſammelt hat. Man ſpricht von 16 großen
En, welde mit Briefen gefült ſein ſollen. Der
i hat augenblicklich noch nicht die Hälfte dieſer
iere durchgeſehen, trotzdem er jeden Tag bei der
¶ler iſt. Das nicht für aufbewahrungswerth Be⸗
4 dene wird ſofort den Flammen uͤbergeben. — Die
l itermeldung, daß die Prinzeſſin Vietoria von
luͤßen den Kaiſer um eine Erhöhung ihrer Apanage
en habe, um kuͤnftig mit einem eigenen Hofftaat
England leben zu können, wird, ſo ſchreibt die
Örfenztg.“, in hieſigen Kreiſen für glaubwürdig ge⸗
en,. &€ wird daran erinnert, daß die Prinzeſſin
vorigen Sommer ploͤtzlich Homburg v. d O. ver⸗
n und ſich zu ihrer Großmuͤtter nach England be⸗
%n habe, von wo ſie erſt zurückkehrte, nachdem ihr
klicher Bruder dort zum Beſuche geweſen war.
hzeffin Vickoria kann ſich mit ihrer Mutter nicht
ſtellen und hat lediglich deshalb den Wunſch, ihren
enden Wohnſitz nach England zu verlegen.

— Die Kreuzzeitung peröffentlicht einen neuen
f auß Zanzibar, welcher faſt nur mit Emin
Ya ſich veſchüftigt. Emins Expedition beſteht aus
) Fräger, welche mit Vorderladern ausgerüſtet ſind,
Sudanefen, 50 Askaris Geichstruppe) mit Mauſer⸗
hren, unter Führung des Lieutenant Langheld und
EStuhlmant, ſowie zweier Unteroffiziere, ferner Des
Att die Expedition eine Anzahl Sudaneſen Emins

9l
8



1-


, ferner außer P. Schynſe noch ein anderer Pater
Aigeriſchen Miſſton des Cardinals Lavigerie. Die

Eſel mit.

Harte Köpfe.

Erzählung aus dem Schwarzwald.
Von Oskar Höcker.
(VBfeudonym: Hermann Frank.)
Fortſetzung.)
dem Sturm folgte die unbehaglichſte Stille. Afra ſaß
198103 beim Nähtijh, Crispin hHatte vor Erſchoͤpfung die
geſchloſſen/ und Eiſe ftand am Fenſter, die Stirne gegen












ſrechung des läftigen Stillſchweigeus, doch keines wollte
nfang machen.

Cndlid erwacdhte Crigpin aus holte tief
und fragie: „Wie am denn der Cliſſen eigentlich

ſeiner Starre,

den Arbeitern nach dem Rebberg gehen wolle.

IDur die Antunft feiner Mutter melden jollte

44
ur A
4 Cuichl ftattfinden Können,

M
hmen.“

k He bitter.

"Alerdings,“ rief Afra unter neuen Thränen,
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A
äiäißpin faß regungslos am Sopha und blickte finſter vor

— AS

biſt ungerecht,“ verfeßte Elje, waͤhrend ſie ſich Afra
„Du häumft Dich unter Deiner Liebe, die Du nicht

Dır
\t„‘.‚t'rbrücten vermagſt und haderſt beßhalb mit der ganzen






$

Heidelberg, Donnerſtag, 15. Mai 1890,

aufnahme fowie Anknüpfung von Handelobeziehungen.
Emin ſelbft veranſchlagt die Dauer der Expedition auf
zwei Jahre. Der Correſpondent tritt vielen engliſchen
Angaden entgegen und ſchildert das Verhalten der Eng⸗
länder, welche Emin für ſich gewinnen wollten, ihre
Bemühungen ſogar bis zum 11, April noch fortſetzten.
Emin kaufte die Beſitzung Grayenreuth's hei Bagamoyo,
wo er ſich ein Haus bauen ließ. Die fünfiährige
Tochter Emins ift von faſt weißer Farbe; die Mutter
war eine Abyſſinierin. Das Kind wird inzwiſchen in
Bagamoyo erzogen.

* Mainz, 13. Mai. In Folge des Beſchluſſes
der Schuhfabrikanten, die Fabrilen vom 24. Mai ab
zu ſchließen, werden 5000 Geſellen brodlos. — Die
hieſigen Braͤuer werden ſtriken, wenn ſie nicht Lohn—
erhöhung erhalten.

St. Ingbert, 13. Mai.
hier ſämmtliche Bergleute.



Seit geſtern ſtreiken

Aus land.

Paris, 13. Mai. Die am Dienſtag hegonnene
19. Generalverſammlung der franzöſiſchen
Katholiken beſchäftigt ſich in erſter Linie mit der
Frage des Unterrichtsweſens der Armen- und Kranken⸗
pflege und der Sonntagsruhe. Ueber die letztere Frage
hielt der vorzügliche Redner und Abgeordnete Chesne⸗
long einen glaͤnzenden Vortrag, worin er ſagte, daß
die Katholiken, bis die Sonntagsruhe geſetzlich gewaͤhr—
leiſtet ſei, vom Staate verlangen müßten, daß er
wenigſtens ſeine Angeſtellten am Sonntag von der Ar—
beit entbinde. Als beſtes Mittel der Progaganda
empfahl der Redner den Beitritt zu der Vereinigung
für Wiedereinführung der Sonntagsruhe in Frankreich.
Die Sitzungen der Katholikenvexrſammlung werden unter
dem Vorſitze des Cardinal ⸗ Erzbiſchofs von Paris ab:
gehalten.



Aus Baden.
* Zandtag.
H. Kammer. (57. oͤffentliche Sitzung)
Karlsruhe, 13. Mai.

Tagesordnung: Berathung von Berichten der
Budgetkommiſſion über das Spezialbudget des Mi-
niſteriums des Jnnern. — Abg. Gerber verlieſt eine
Erklärung des /Katholiſchen Kirchenblatt? wornach
dasſelbe betont, daß e& kein offieidſes Blatt des Erz⸗
biſchofs noch des Ordinariats ſei. — Abg. Baſſer—
mann benierkt, daß eine Reihe von Amtsverkündigern
ebenfalls erklärt haben, keine officibſen Organe zu fein.(?)
Es wird in die Tagesordnung eingetreten. Aus⸗
gabe. Titel 12, Heil: und Pflegeanſtalt Pforz—
heim.

Zu S 14, Kirchen- und Schulbedürfniſſe“, er⸗






„Was iſt denn das für eine häumende Liebe?“

„Si nun,“ antwortete Elſe lächelnd, „e& muß
einmal herau8: Afra hat einen gewiffen Jemand in ihr kleines
Herz geſchloſſen.“

Es ift nicht wahr, betheuerte Afra aufſpriugend.

„Sinen gewiſſen Semand?“ wiederholte Crispin erſtaunt.
Das iſt doch nicht etwa gar der Gerold Claſſen?“

Elie bejahte, mährend Afra ihr abermals widerſprach.

Aber Du Blikhex,“ rief Crispin, ſich von ſeinem weichen
Sitz erhebend,

ja dem Gerold gleichfalls nicht aram, und wenn ich weiß daß
Du ihn gern hHaft, ſo mag ich ihn auch jetzt noch leiden, trotz⸗
dem er mir ungebührlich begegnet ift.“

„Sa,“ meinte Elje, „hätte nur Afra ein wenig früher die
Jetzt iſt's freilich zu ſpät.“

Afra ſchluchzte abermals.

Das iſt richtig.“ erwiderte Erispin überlegend⸗
er ſich hinter dem Ohr kraute.

während










verzeihen. — Ob ich hinauf in ſeine Stube gehe?“
Auch das iſt zu {pät,“ entgegnete die
ans Fenſter getretene EHe, „Ddenn jehen Sie,
mit feiner Mutter von Ihrem Herrn Bruder und deſſen Familie
bewillfommet,“
„Sott hab .ihn Jeelig,“ murmelte Crispin in alter Gewohn—
heit, Dabei durd) das Fenfter nach dem gegenüberliegenden



Jangenden Verwalter und deffen Muiter umringten und beide
mit herzlichen Händefchütteln begrüßten.

„Nein, AWira,“ rief Crispin in losbrechendem Merger,
„nimm mir’s nicht übel, aber Du bift eine ganz einfältige
Blighex 1“

„So,“ weinte die Tochter, fängſt Du jebt auch noch
mit mir an? Alle Welt iſt gegen midh, Ich habe keine
Freundin mehr, der eigene Bater ergreift Partei wider mich,
und zu allebem Hab’ i& auch noch —“



— M


25. Jahrgang.

befinde ſich eine Kapelle, in der bis 1874 Gottesdienſt
gehalten werden konnte, in welcher Zeit die Kapelle
den Altkatholiken überwieſen wurde. Die katholiſche
Paſtoration ſei dadurch und zwar bis zum Jahre 1882
ganz unmöglich geworden. Dies ſei nun ein Mißſtand,
dem wohl dadurch abgeholfen werden könnte, daß man
den Altkatholiken die Mitbenützung der Kirche wieder
entziehe, oder aber für die katholiſche Paſtoration einen
Saal zur Verfügung ſtelle.

Miniſterialrath Frey bemerkt, daß die Kirch?
Staatseigenthum ſei und keine Kirche ein Vorrecht
darauf hHätte. In den 70er Jahren hätte die altkatho⸗
liſche Gemeinde um die Benützung der Kapelle nachge—
ſucht, was von Seiten der Regierung zugeſagt worden
ſei. Wenn nun die katholiſche Kirche in jener Kapelle
keinen Gottesdienſt mehr gehalten, ſo ſet außer ihr
Niemand daran ſchuld. (!) Wenn der Vorredner geſagt
habe, die katholiſche Paſtoration ſei ganz unmoͤglich
geweſen, müſſe er hierzu bemerken daß dem katholiſchen
Geiſtlichen deßwegen damals die Paſtoration unmöglich
geworden ſei, weil er, nachdem die Altkatholiken zuge—
laſſen waren, das Wärterperſonal und die Pfleglinge
verhetzt habe. (?) Ob dem Wunſche des Vorredners,
einen Saal für den Gottesdienſt zur Verfügung zu
ſtellen, entſprochen werden könne, könne er heute noch
nicht zuſagen. (Das iſt in der That ſtark)

MNog. Hennig weiſt darauf hin, daß die Sadhe,
da 2ſz der Zöglinge Katholiken ſeien, doch bedenklich
ſei. Von Verhetzung, von der geſprochen worden ſei,
könne im vorliegenden Falle keine Rede ſein.

Abg. Gerber vertheidigt den katholiſchen Geiſt⸗
lichen gegen den Vorwurf der Verhetzung. Derſelbe
habe nur ſeine Pflicht gethan. Für die Paſtoration
feien M. 900 als Gehalt bezahlt worden. Dem Geiſt⸗
lichen Chriſt ſei durch Verfügung der Regierung dieſer
Gehalt entzogen worden. Er müffe gegen den Vor—
wurf der Verhetzung, der von der Regierung gemacht
worden ſei, Verwahrung einlegen. Der Pfarrverweſer
habe nur eine Pflicht erfuͤllt, indem er die Glaubene⸗
genoſſen von dem Beſuch des altkatholiſchen Gottes⸗
dienſtes abzuhalten ſuchte, dem katholiſchen Geiſtlichen
ſei der Zulrit in die Anſtalt unmöglich gemorden.
Erſt im Jahre 1882 ſei einem Kaplan der Zutritt,
aber nur zu einzelnen Kranken, geſtattet worden. Kirche
könne aber noch nicht abgehalten werden, und dies ſet
ein trauriger Zuſtand. Er wolle der Regierung keinen
Vorwurf madhen, aber er bitte ſie bringend, dieſem
Uebelſtande abzuhelfen.

Miniſterialrath Frey wendet ſich unter Bezug
feiner vorhin gemachten Ausführungen gegen den Abg.
Gerber

Abg. Geſell glaubt, daß in kurzer Zeit durch
einen Kirchenneubau den Wünſchen werde entſprochen
werden koͤnnen.

Abg Marbe führt aus: Von Seiten der Re⸗



Den Liebſten verloren, ergänzte Crispin ärgerlich. „Und
an allen diefen Dummheiten bift Du allein Schuld. Erſt
ruhſt Du nicht, bis Gerold zum Hauſe hinaus iſt und jetzt
geraͤthſt Du außer Dir, daß Du ıdn nicht zurückzuhalten ver⸗
magit. Das iſt doch ſo verkehit, daß man den Verſtand ver—
lieren fönntel“

Afra wollte widerſprechen, aber dex Vater ſchnitt ihr
das Wort vom Munde ab, indem er, ſich in die Haare fah-
rend, fortfuhr:

Laß mich in Ruhe und iß Ddie Suppe, die Du Dir

Der Kukuk hole alles verliebte
Bolk 1“
Damit raunte er wüthend * Zinimer hinaus.

Elſe war ſeit dem letzten heftigen Auftritte viel vom
beobachtete ſie ſo gut wie
gar nicht und ſprach nur das allernöthigſte. Es kam daͤher
Ilſe gelegen, daß ſie wieder einmal im Dorfe Samariterdienſte
üben Lonnte, denn ihr gutes Herz Hatte ſich von jeher der
Kranken und Hilfsbedürftigen angenommen.

Der Himmel. hatte Bärbele ein Knäblein geſchenkt auf
welches ſie alle Liebe übertrug, die fie dem treuloſen Lorenz
Der übergroße Kummer hatte die
junge Mutter ſehr geſchwächt und fie bedurfte einer aufmerk⸗
fauien Pflege, welche ihr und ihrem kleinen Kinde von Elſe
zu Theil wurde. Das edle Mädchen ver⸗
brachte anfangs Jag und Nacht am Bett der Wöchnerin, und
auch jetzt noch, wo alle Gefahr beſeitigt war und Mutter und
Sohn ſich den Umftänden nach wohl befanden, ſprach Slje ın
deni kleuien Hauſe fleißig ein Sie war indeſſen nicht die
Sinzige, welche ſich des berlaſſenen Bärbele annahır ; faſt die
gejanımte Einwohnerſchaft von Gengenfeld ſandte der Kranken
Lebengmittel und Geldunterſtützungen zu, ſo daß in der he⸗
ſcheidenen Wirthſchaft keinerlet Mangel Herrichte, Aır zahl⸗
reichſten langten die Sendungen von dem Gute Anton Zörgers
an, ur}b{%m‚_u Emerenz ließ es ſich nicht nehmen, alltäglich
eine kräftige Suppe zu jenden, welche die geſchwächten Kräfte
Bärbeles wieder hob!

(Fortſezung folgt.)


 
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