Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Pfälzer Bote für Stadt und Land (25) — 1890

DOI Kapitel:
Nr. 201 - Nr. 210 (3. Septmber - 14. September)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44151#0841

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext




**



— “Erfheint ägl G mit Ausnahme. — gemm?„
. 1 * —— — * 8

e 1, au ellungen

dei den Boftanftalten u bei der Grpedition — 4 — *

&m

E

Verantwortlicher ‚Redakteur :
Julius Jeder in Heidelberg.




o Der hentigen. Nummer nes ;
S — 4 E egt ur. 37 der Unterhaltung s-





An unſere Lejer!

Winterquartal ſteht vor der Zhüre. Es
a8jenige Yuartal, in welchem auch auf dem
rqtflnb'e in keiner katholiſchen Familie ein gediegenes
N f)Dhicf)_eß Blatt fehlen darf. Die langen Winter⸗
vende bieten auch den Landleuten Gelegenheit; ſich
c Zeitungslejen über das zu unterrichten, was jedem
0(xnne in heutiger Zeit zu wiſſen Noth thut. Be—
—— für den katholiſchen Staatzbürger
‘ eine unabweisbare Pflicht, ſich uͤber die Vor—
— auf dem Laufenden zu erhalten welche ſich auf
m_ Gebiete ſeiner heiligſten Intereſſen abſpieien.
Auf der Katholikenverſammilung zu Kobienz ſind
Unite Worte über die Preſſe geſproͤchen worden ernſte
— an das kath Volk ergangen, die Cen—
Amspreſſe durch abonniren, inſeriren und eorreſpon—
en zu unterffüßen. Vom letzten bis zum erſten


i $ 48

ann, vom letzten Mann bis zum Generalfeldmar⸗
—— einig, feſt und tren Deutſchlands
reſfe und Volk, einig für Wahrheit,

Üteiheit und Necht,“ | S

O : ‚“ 10 ſchloß Herr Prof. Dr.

Schaͤdler ſeine begeiſternde Rede über die Preſſe.

dn flbBof)Ian‚ folget dieſem Ruf! Abonnirt zahlreich
en

8 „Pfälzer Bote“,
8 ſeit fünfundzwanzig Jahren ſchon Euere Rechte
* Intereſfen tapfer vertreton Hat 4
Mit Giottes GOnade Suer bewaͤhtter Führer im poli—
Nichen Kampfe zu bleiben verfpricht.

Für Unterhaltung ſorgen ſittenreine Romane
And Erzählungen, unter den Bexmiſchten Nach⸗
Vüchten erzählt der Bote aus der Pfalz Euch Heiteres
Und Ernites, dem Handel und der Landwirth—

b.d)aft wird die nothwendige Aufmerkſamkeit geſchenkt,
e Neuejten Nachrichten bringt ex eben ſo
‘%efl wie jedes andere Blatt, ſelbſt wie größere
Gitungen; das Unter haltunssblatt wird ſich
Ic in Zukunft durch Reichhaltigkeit und SGediegen-
8 auszeichnen, und täglich erſcheint der Bole aus
er falz in Euere Familie, der er, wo cr eS noch
Micht ift, ein lieber Hausfreund zu werden hofft.

Auch der Verlag des Pfälzer Bote wird
Aes aufbieten, den Wünſchen des Leſerkreiſes in jeder
eziehung gerecht zu werden. Der Verlag mwird

Eicht und Ichatten. (Namd. verb.)
Driginal-Novelle von Hans Jorvdaens.





Bbſchon Natalie ihrem kleinen Gefährten an Jahren
1 überlegen war, ſo ſah man die beiden doch wie zwei
,—— jtei8 in der beiten Nebereinftimmung, mochte

ie jeweilige Bejchäftiqung der Kinder nun einen ſcherz
üften. oder ernjien Charakter tragen, und KRoland war
jeinen zahlreidhen Geſchwiſtexn immer derjenige, der
p am meijten auf den Begiun der Schulferien freute,
8 dieſe Heit gewöhnlich im Hauſe des Präſidenten zu—

— gewöhnt hatte, den liebenSwürdigen,
*bhaften Knaben wie einen Bruder zu lieben den ihr der
verjagt Hatte, fand an \?rem heranwachſenden,
finen Freunde fiet? den ritterlichiten Bejhüßer. — Er
oleitete fie gefreulich auf ihren tieinen Ausgängen und
ußte bei tückijch eintretendem Regenwetter, auf welche?
ſich nicht vorgefehen Hatte, durch Jhnelle Sexheiſchafune
er nöthigen Abmwehr jeine Dame ſtets von Kathlofigkeit
‘é‘b MVerzweiflung Uüber eingefenchtete Hutfedern nnd
Schleifen zu bejreien. War man nach derartigen, {hmwies
igen Kallen glüclih wieder zu Haufe angelangt, {0 ſtrich
er Mräfident lächelnd über des Knaben langes Haar und
befriedigt, Noland würde, wenn es Noih thue ſeinen
Namensberwandten noch in Schatten
— — ’Natalie hinwieder war mit der Zärtlichkeit einer
Iteren Schweiter-um ihren Meinen Wdoptiv-Bruder beſoret.
der Bräfident den Knaben oft ſcherzend zu bezeichnen
yebte, und diefe Sovge ichien ſich ſeit dem frühen Tode
er Rräfidentin noch verdoppelt zu hHaben- }
$ MWeit mehr aber, alS alle die emfigen Sorgen um fein
— Behanen, waren die liebenswerthen Eigen{haften
— MädchenZ im Stande, auf das Herz und die
tzichunn des gemüthvollen Knaben zu wirken, .
u Natalienz Güte und Sanftmuth, mit der ſie jederzeit
Ue_n‚ die fich ihr naheten, begeanete, [jowie die anmuthige
mit der fie 2 verftand, ihHren Zugendgefährten auf
leine Fehler aͤufmertſam zu machen, oder ihn hier und da














nach wie vor dafür Sorge tragen, daß das Blatt
frühz und rechtzeitign in die Hände des Leſers
fomme, der Berlag ‚wird Demnächft den neuen
Winterfahrplan dem Blatte
und ſchließlich hat der Vexlag ſich ferner entſchloſſen,
allen Ahonnenten des Pfälzen Boten Neujahr
einen hühſch ausgeftatteten Wandkalender der eben—
falls in jedem Haushalt unentbehrlich iſt, gratis zu
liefern.

Der Preis des Pfälzex Boten bleibt der
frühere 1 Mf. 20 Pfg pro Quartal ohne Poſtzuſchlag
und Trägerlohn, auch der Packetbezug erleidet keine
Abänderung.

Die Poſtabennenten werden gebeten, recht
frühzeitig zu beſtellen, damit in der Zuſtellung
des Blattes keine Verzögerung eintrete Auch unſere
Agenten bitten wir mit Einſendung des Betrages für
das 3, QYuartal uns recht bald die erforderliche An—
zahl von Exemxlaren für das fommende 4, Yuartal
mitzutheilen. Diejenigen unſerer Geſinnungsgenoſſen,
welche die weitere VBerbreitung des Blattes in die

and nehmen wollen hitten wir von der Expedition

ratisexemplare in beliebiger Anzahl zur Ber-
theilung zu verlangen. Jeder derzeitige Abon—
nent ſorge im Intereſſe unſerer Sache Ddafır, daß
er einen neuen Leſer für den Pfälzer Boten
gewinne !

Redaktion und Verlag des Pfälzer Boten.

* olitijde Wochenüberficht.

Zroßden die Parlamente noch nicht eröffnet ſind
— ⏑ 4 —
fich auzdrückte in der Herbſtfriſche befinden, ſcheint
die Beit der ſauern Guͤrle vorüber zu ſein. Von
großer Bedeutung und Tregweite war der in dieſer
Woche in Lüttich abgehaltene Katholikentag für
Sozialpolitik. Naͤchdem die Regelung der ſozia—
fen Frage nun einmal auf das internatignale Gebiet,
wo fie einzig und allein eine wirkſame und durchgrei⸗
fende Löfung finden kann, überwieſen worden iſt und
der von unjerem Kaiſer angexegte und in Berlin mit
nicht mwegzulengnendem Erfolge abgehaltene Kongreß
einen allgemeinen. Rahmen für eine Neihe einzelner
Fragen geſchaffen hat, war es vorauszuſehen, daß
auf dem Kongreß in Lüttich die Geiſter aufeinander
platzen mürden. E3 exiſtiren thatfächlich unter den
katholiſchen Sozialpolitifern — und e& hätte durch⸗
au8 feinen Zweck, dies in Abrede ſtellen zu wollen
— zwei verſchiedene Richtungen die vor Der Haud









Anzeige-Blattfür die AmtShezirke Heidelberg,
Ladenburg,: Weinheun; . Schwegingen, PHilippsburg,
MWiesloch, Bruchfal, Breiten, Nedargemünd, Mosdbad,
Eberbach/ Buchen, Walldürn Z.-Bijdhofsh. Wertheim 2C.



noch getrennte Wege gehen und erſt der Zukunft
bleibt e& vorbehalten, eine Einigung Herzuftellen. .
Die einen ſind der Anſicht, daß die chriſtliche
Mildthätigkeit, die auf wahrer Religiöſität be—
ruht, allein im Stande ſei, die rieſenhaft angewachſe—
nen ſozialen Schaͤden der Gegenwart zu heilen, ohne
daß irgendwie die Mithilfe des Staates, bezw. der
ſtattlichen Geſetzgebung nöthig ſei. Dieſe Schule
hat vorzugsweiſe in Belgien und Frankreich
ihre hervorragendſten Vertreter ; als ihr hedeutendſter
wiffenſchaftlicher Vorkämpfer gilt der bekannte beigi⸗
ſche Gelehrte Perrin Auf dem Kongreß ſelbſt
vertrat ein franzöſiſcher Jeſuit, P. Forbes dieſen
Standpunkt mit aller Schärfe und Schroffheit,
ſo daß ſich wiederholt der lebhafteſte Widerſpruch gel-
tend machte. —
Dieſer Schule ſteht eine andere gegenüber, die
vorzugsweiſe in Deutſchland und Englaͤnd ihre be—
deutendſten Vertreter zählt; dieſe verlangt neben der
freien Liebesthätigkeit der Kirche ein Eingreifen des
Staates auf all denjenigen Gebieten, die ihm natur-
gemäß zuſtehen. Als Vorkampfer dieſer Anſchauung
nennen mir den bekannten Reichstags und Landiags-
abgeordneten Kaplan Hige, Biſchof Korum und
Kardinal Manning. Die Bahnen welche der eng—
liſche Kirchenfürſt mit kühnem Fuß beſchreitet, ſtehen
natürlich in gewaltigem Gegenſatz zu den aus ette
tenen Geleiſen des belgiſchen doktrinaͤren Maͤncheſter⸗
hums, welches dem Staate jedes Eingreifen in die
Intereſſenſphären der Induſtrie verbietet. Auch unz
mögen einzelne der Forderungen Mannings als allzu
beiifen, dap Ungland, die Heimath des Kirchenfürſten,
in vielen Punkten der ſozialen Geſetzgebung Deutſch—
laͤnd ſowohl, wie allen andern Ländern, weit voraus
iſt, ſo 3. D in Bezug auf die Sonntagsheiligung,
in Bezug auf Ausbildung der Schiedagerichte, der
Arbeitervereinigungen u. Andere Punkte wird
indeß ein jeder erüſthafter Sozialpolitiker als erreich-
bar detrachten und mit Bedauern vernehmen, daß
einzelne frauzöſiſche und belgiſche Reduer ſich mit
Hand und Fuß gegen die Manning ſchen Grundſätze
Fehrten und ſich zu Behauptungen verftiegen, die In
ihren maßloſen Uebertreibungen einfach von ſelbſt zu—
fanımenfallen. Dies gilt inoͤbeſondere von der Rede
des Jeſuitenpaters Forbes über die Unfallverſicherung
und Krankengeſetzgebung Wir geben ſeine Aeußerungen
an der Haud der „Frkf. Ztg.“ wegen ihres außer—
gewöhnlichen Charatters an anderer Stelle ausführ—

Druc, Verlag ı. Erpedition von Gebr. Yuber
in Heidelberg, Zwingerfraße 7.





licher wieder Wir täuſchen uns wohl nicht, wenn wir









— — — — — —
in feiner UnwifjenhHeit zu unterrichten ales dieje, vornte
Kolaud mächtig an, auf dieje fo janft gerügten Mängel zu
achten, {teigerten aber au die Findlihe Neigung des hers
anwachjenden Anaben almälig zu einer feurigen Bewun-
derung und lieſen Berehrung feiner [Hönen, ernften Freundin.
Befonders mußte es ſchen früh ſeine lebhafte Bewunderung
herborrufen, von Natalie in Spradwiffenidaft unDd
Qiteratur, mwie auf dem Gebiete der ſchönen Künſte ſtets
überflügelt zu fjehen, und-die Anjicht des Knaben, Natalie
wifle ntehr, alz jedeS andere nenichliche Weſen, beoleitete
ihn noch in das Jünglingsalter. 4

Sogar in der Zeichnenkunt, für welde Roland jeit
jeinen früühejten Kinderjahren ein unbeftreitbares Talent
gezeigt hatte, that Natalie e& ihm zuvor und entzücte den
zum glühendften Lob- bereiten jungen Fveund, der nach
eifrigem Studium zur Verbringung jeiner Schulferien wieder
hei_idr ‚anlangte, durch Vorzeigung von zahlreihen Ent-
mwürfen und Hübjh ausgeführten Aauarellen bekannter
Spielpläße.

Freilich als Roland nach glänzend abjolvirten ®ym-
nafialjtudien von jeinem Bater die Einwiligung erhalten
hatte, zu ſeinen feurigiten Wunjche, ein Maler zu werden,
und er nun endlich ganz feiner geliebteften Kunit angehHören
durfte, da erfannte er bald, daß ſeine kindiſche Sorge, er
würde e8 in der DarjteNlungskunit nie zu Nataliens Fer⸗
tigfeit ‘ bringen tonnen ganz unnüß gewejen jei. _ .

Der Schaffenzdrang begaun fich ſchen jeßt mächtig in
dem Schüler zu regen, Der unter der Veitung eines Dder
herborragendften . Meilter mit wahrem Feuereifer ſeine
Studien begann. }

Seit einigen: Wochen befand fih Roland Ddemzufolge
auf der Billa des inzwijden vom AWmte, zurückaetretenen
RKegierungs-Präfidenten von Dannenberg.

„ Der BPräfident hatte in gewohntem, Herzlihem Ent-
gegenfommen. den. ihm lieb gewordenen {trebjamen Kunft-
jünger aufgefordert, S fih für die: Dauer feiner Studien-
zeit bei Hm gefallen zu Tafjen,und Roland ergriff, um. 10
freudiger den Vorfchlag des Präfidenten, al ihm dadurch
das Scheiden aus dem Siternhaufe ungemein erleichtert
wurde und er dabei die beglüdende Gewikheit hHatte,- In


— —
täglichem Veakebre mit feiner verehrten Sreundin zu fein.

Natalie begrüßte bei der Anfunft den ihr in KoOtliher
Beweguung entgegenfommenden Hüngling in derihr eigenen,
janften, hHerzliden Weifje; jedoch mifchte fich in ihre Be-
grüßung ein Stwas, das man faſt ein mütterlidhes Wohl-
woͤllen hätte nennen fönnen, melcdhes dem {harfblidenden
Roland nicht entging und ihn im Stillen zu der Frage
veranlaßte, ob YNatalie gleich ihnı aug wohl eines Heftigen
Gefühles fähig jei.

MNatalie, die genugſam Gelegenheit gefunden batte zu
erfahren, mit welch' ſchrautenloſer Berehrung der einftige
Spie!gefährte ihr zugethan war, fürchtete durch ein an-
deres als ichweſteriiches SCutgegenfommen in ſeinem Herzen
Hoffnungen auffeimen zu laſſen, an deren Berwirklihung
au8 mehr alg einem Grunde nicht zu denken, war. — Sie
Hoffte indeffen, die ſchwärmeriſche Begeiſterung des Jüng-
ling8 würde mit den Jahren einer ruhigeren DenkungSart
weichen und. ihn mit Marem Blide erfennen laſſen wie ſehr
der erfte Gegenſtand ſeiner VBerehrung den ihm von der
Natur bezeichneten Grenzen ferngeſtanden habe

Der Heutige Ahend jedoch belehrte fie plöglich fehr be-
jtimmt darüber, wie fcheinbar wenig Uusficht vorhanden
jet, daß ſich derartige Vermuthungen in fpäterer geit be«
jtätigen fönnten, und wie großer Worficht eS bedürfe, unı
ohne einen Riß. in ihrem Zreundjhaftsbündnifje herbeizu-
führen, den Jugendaefährten in die Grenzen zurüdzumweifen,
die.fie für. ein fernereS enges Beiſammenſein und einen
unbefjangenen Verkebr für nofdwendig Hielt.

Die Dämmerung war bereits vollftändig hereinges
brochen ais Natalie und Roland nach einer eingehenden
Berathung mit dem Gärtner ſich dem Landhauſe wieder
näherlen. ; ;

Shren Arm völlig- undefangen in den ihres Freundes
geſchoben plauderte Natalie heiter von dem bevorſtehenden
MNamenSfeite ipres -Baters, während KRoland durh feine
zwar freundlichen, jedoch immer etwas abkürzten Erwide-
rungen feine andauernde Verſtimmuns zu erfennen gab.

Fortſetzung folgt.)








 
Annotationen