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Pfälzer Bote für Stadt und Land (25) — 1890

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Nr. 121 - Nr. 130 (30. Mai - 11. Juni)
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— taglich, Soun« und Feiertag£ ausgenewren
— mit Unterhaltungsbeilage. t%reiß piertel{ährlic
‚ 2.20 oöne Trägerlohn u. Moflanfihlag. Beftellungen
% den Poftanftalten u. hei der Expedition Plöckſtraße 108,





Stldt


— —




Anzıeige-Blaif für ſämmtliche Bezirke
des bad. Unterlandes, Preis pro 1ipalt, Petit⸗
zeile 10 Pfge, bei Wiederholungen Rabatt.
Gnſerate finden die weiteſte Verbreitung.





Ne, 123.

Bayeriſches.

9 Aus dem katholiſchen Bayern gelangte geſtern
%, erum eine Botſchaft zu uns, die neuerdings ein
wr BezeichnendeS, aber aud) Detriübendes Bild der
flq“lmarfigen politiſchen Zuſtände im Bayernland
LIIIIIIIIIIIIIIIIIIIII
M den von der Loge durchſeuchten Auch und
Katholiken, zeitigt Blüthen, die erkennen laſſen,

verderbenbringend es für ein Land werden kann,
N das katholiſche Volk an ſeinen berufenen
ern keinen feſten Halt mehr hat. Eine neue
A Olijhe Bartei! fo fhalt e3 von drüben
‘Du“[‘er'!_ — Wir haben ſeit der langen Zeit unſeres
naliſtiſchen Berufes ſchon oftmals dieſen Schlacht-
gehört. In Preußen, Baden und auch früher
8* in Baͤhern wurde von den Kirchenfeinden
8 ſchon der Verſuch gemacht, durch Gründung
Tog. „gemäßigten“ Centrums in das fatho-
4 Centrum Deutſchlands einen Keil hineinzu⸗
en. Gelungen iſt dies, Gott Lob, uoch nicht,
4 auch nie gelingen. Der geſunde Sinn des
Iden Wolke8 wird niemalS einem Staatsfatho-
ee"m_uég‚ hinter dem das Freimaurerthum ſteht—
Yn Sdienfte Leiften. “ So wird au Baherus Bolk
m„rätcf) aus dem Kampfe hervorgehen, den eS gegen-
6 mit Dden Feinden feiner Kirdde zu Dbeftehen
Auch in Bahern wird es nicht gelingen in den

n Thurm, der ſchon größeren Stürmen wider⸗
a R „Sine neue Partet.“
Ar Diefer Spibmarfe äußert ſich das Hauptorgan


H Denblatt“, in der Saͤche wie folgt: „Schon {fett




< 19omn ausgeplaudert, daß am nächften Somntag
%“ggl Allgemeinen Zeitung“, im „Neuen Münchener
4 ** und in der „Nenen freien Volfszeitung“
!I}qteäuglicßer „Aufruf“ erſcheinen ſolle! Um Die
Ö ya Alch feine Meinute lang im Unflaren darüber
@;hgtfien, welcher Geiſt bei dieſer Neugründung
* ſtehen ſoll, beginut heute das Sigſſche
—— mit einer Artikelferie über Neü—
8 tnſtlich gemachten „Bewegung“ gilt Herr
Nı kleitmer, der Ihon ſeit Langem beim „Nenen


Vnen dieſer Neugründung! mit aller Ge—
— enitgegenichen, denn wenn es ſich um eine
d en

8 fehr Altem zu thun. G& erührt jedenfalls

‚ daß gerade diefenigen beiden Preßerzeugniſſe,





—— KRoman S beginnen, worauf wir heute ſchon

% Leſerinnen des Pfälzer Boten aufmerkjam machen

8

6 Rauberweſen f{ieht in Ungarnm noch in voller
) ‘begm @elbjt zu dem Zeiten Roſza Sandors ſind nicht ſo
5 © Stücdhen ausgeführt worden, wie in den ebten

T
u‘ämegamt Franz Kornis vorige Woche daz Opfer eine8 folchen
* Mit N Üeberfalles, Kornig faß Samftag Abends um 10
9 die C lner Frau im Speiſeſaale des Schloffes in TiszaBid,
gn“nnet Ür des Saales aufgeriſſen wurde und zweı bewaffnete
8 * geſchwärzten Geſichtern hineinſtürzten und ſich auf
Ba dr h“‚rfen. Diefer verlor feine Ruhe nicht, paͤckte die
8 * Senick und warf ſte zur Thüre hinaus. Als er
Q qu„te r Thlür noch vier andere hemaffnete Männer fand,
I ““efe & dem Begehren der Räuber, iYnen alles Baargeld
—— führte fie in ſein Arbeitszimmer und gab ihnen
* tine en in Notenm, „Wir wollen mehr Geld, du Hund!“
hqé’t @elg der Räuber, und als Kornig entgegnete, e& fei nicht
Ya Dır , Un Daufe, ſchrie derſelbe Räuber: „Wir wiſſen,
( og 100,000 Gulden im Haufe Kiegen Haftı“ „Das
X “‘lftn‚g: Woche, ſeither habe ich für dieſe Summe ein Gut
_gnlgiä„hermgegt}ete@om_iß. Nach kurzer Berathung gaben ſich
4 U zufrieden, einer derfelben riß Kornis noch feine
* 44 aus der Taſche, gab ſie jedoch, als diefer bat,
Nal u theuere Andenken zu laſfen, großmüthig zuruͤck
Qevder * in feinem Arbeitzimmer eingejperrt, Ddie
O @nrnr-tm in das Speijezimmer zurüd und nöfhigten dort
Upadren 4S zu ihrem dreiundactzigjährigen Onkel Dogaly
— in der Gegend als Nabob galt, Wegen Kränk-
—8 der Greis ſchon ſeit LZangem das Bett nicht ver⸗
äuber zerrten ihn aus dem Bette, und einer der⸗






8





flegel ſtätt mit der Feder fuͤhren, deren Waffen—
arſenal nur aus den wuͤſteſten, roheſten, ordi—
närſten Schimpfwörtern beſteht, eine — „ce-
mößigte“ Partei patroniſiren wollen. Sodann charak⸗
terifirt ſich das Ganze auf den erſten Blick als eine
rein perſönliche Machination vegen Herrn Ver⸗
leger und Reichstagsabgeordneten Konrad Fiſcher,
woraus auch die „Unternehmer“ gar kein Hehl machen.
Ob aber eine ſolche „Gründung“, welcher der pure
Geſchäfts⸗ und Konkurrenzneid aus allen
Falten herausſchaut, auf einen erheblichen Zulauf zu
dechnen hat, das möchten wir doch ſehr bezweifeln.
Jedenfalls iſt es ein retn lokaler Vorgang, der
auch deßhalb keinerlet tiefergehende Bedeutung für die
Partei hat, weil ketn einziger Abgeordneter
der Centrumspartei im Landtage oder
Reichstage irgendwie daran hethHeiligt if.
Selbſt Dr. Ratzinger, mit deſſen Namen die „Unter-
nehmer“ renommiren, Ddürfte HöchftenS im Hinter—
grunde ſtehen, aber wir halten ihn in der That für
zu flug, als daß er ſich bei einer ſolchen „Gründ—
ung“ ſofort perſönlich engagiren ſollte. Soweit ſich
aus den bisherigen Andeutungen eutnehmen läßt, will
ſich die noch ungeborene „neue Üartei“ in offenen
und dtrekten Gegenfatz zur bayertſchen
Centrumspartet -und zur Centrumsfrak—
in der Kammer ſtellen. Die „MNeueften

ſoll die Bildung einer gemäßigt ultramontanen Partet
vor ſich gehen, als deren Führer ein HET aus
altadeligem Geſchlecht genanıt wird.“ Und
die /Augsd. Abendztg.“ berichtel aus München! „Im
den nächſten Tagen wird eine nenue gemäßigt

Konrad von Preiſtug gebildet werden.
dentgegenüber auf Grund zuberläſſiger Information


nitt der geplanten Neugründung auch nicht die

mindeſte Gewetnſchaft hat.“

Kus Daden.
Lan dtag.

I, Rammer. (67. Dffentl. Sitzung)

* arlaruhe, 30, Mai,
Abs Strübe berictet uͤber die BYitte der Syna—
gogenräthe der Gemeinde Karlsruhe u. a. die Beſteuer⸗
ung. bder Jraeliten für die Bedürfniſſe ihres Kultus
beir. Die Petenten wollen eine Abänderung der Para-
graphen 17—19 des Geſetzes vom 26. Juli 1888, die
den Auctritt aus der Kirchengemeinſchaft regeln. DYDie
Petilion anerkenut die Nothlage und ſtellt den Antrag
auf Ueberweiſung zur Keuntuißnahme. Geh. Ref.
S3008 erflärt das Sinverfiändnik der Regierung mit
dem Antrag und betont! daß auf einem der folgenden









ſelben ſchoß ihm eine Kugel in den Mund, ſo daß ex ſofort
den Geiſt aufgab. Die Räuber hatten es auf die eiſerne Truhe
abgeſehen die Dogalh in ſeinem Zimmer hatte und in der man
ſeine Schätze vermuthete! Während die Räuber mit dem Er—
brechen der Truhe beſchäftigt waren, gelang e& Frau Eornis,
zu entfliehen; ſie eilte zu dem Geſindehaus und machte Lärm.
Als dies die Räuber bemerkten, enifernten ſie ſich raſch und
ſhoſſen noch ihre blind geladenen Revolver ab. Daun erreichten
ſie einen bereiiſtehenden Wagen und entflohen. Die Unterfuch-
ung wurde durch die Gendarmerie eingeleitet. Der Verdacht
die Räuber angeführt zu haben, richtete ſich gegen ein übel
beleunidetes Judividuum Namens Georg Bapp, welcher früher
Bader in Debreezin war.

— Tod durch einen Maikäfer, Eine höchſte eigen—
artige Urſache hat, wie dem Berliner Al. S“ aus Alt Lands⸗
berg gemeldet wird, dortſelbſt den Tod eines dreijährigen
Maͤdchens veranlaßt. Das einzige Tächterlein eines Alt Lands⸗
berger Bürgers ſpielte Anfangs dieſer Woche mit einem ſechs⸗
jährigen Anaben; der letztere hatte Maikäfer gefangen und um
ſich einen Scherz zu machen, ſchlich der Knabe hinter das
Mädchen und ſetzte der Ahnungsloſen einen Maikäfer an den
Nacken. Durch das plötzliche Kitzeln des umherkrabbelnden In-
ſektes wurde die Kleine derart erſchreckt, daß ſie ſofort in
Staxrrkrampf verfiel und noch vor Eintreffen des herbeigeholten
Arztes berſchied.

— Sin eigenthümlider Fall von den verhängniß⸗
vollen Folgen eines ſchweren Traumes wird au& Paris mitges
theilt. Sin verheiratheter Mann, Louis Lallier, welcher in
einem Produktengeſchäft das Abzählen der Eier beſorgt, erwachte
in der Nacht zum Sonntag, ſprang aus dem Bett, ergriff ſein
Raſtrmeſſer und brachte ſich drei klaffende Wunden in der Kehle
bei, darnach weckte er ſeine Frau mit den Worten: Auf
Wiederſehen, Marie!“ und ſtürzte ſich zum Fenſter hinaus und
vier Siockwerke hoch herab, wobei er das Glasdach eines
Fruchthändlers zerſchnietterte! Fur die entſetzliche Tyat giebt
e& vorlaͤufig wenigſtens leine andere Erklärung als eine Be⸗
ängftigung und Sinnverwirrung durch einen ſchweren Traum.
Lalliet liegt jetzt im Hoſpital.

— Ein Setzerſcherz Folgender Pfingſtſeufzer eines


— *





25, Jahrgang.



Landtage dieſe Angelegenheit geſetzlich geregelt werde
— Der Kommiſſionsantrag gelangt zur Annahme.

Der Präſident gibt Kenntniß von dem
Eingang des Geſetzentwurfs betr die Bers
einigung der Gemeinde Neuenheim mit der
Semeinde Heidelberg.

Abg. Blanken horn erſtattet hierauf Bericht
über die Bitte des Stadtraths von Lahr, die Wieder⸗
erichtung der Waſſer⸗ und Straßenbauinſpektion betr.
Der Antrag geht auf empfehlende Ueberweiſung. Dem
Antrag der Kommiſſion wied nach kurzer Debaͤtte ent—
ſprochen.

Nächſte Sitzung, Montag 11 Uhr.

* Seidelberg, 31. Mai.

= Mehrfach findet man, wie auch der „Pfälzer
Bote“ ſchon hervorgehoben hat, Klagen darüber/ daß
Beamte von ihren Vorgeſetzten veranlaßt werden,
für den neuen Ottopfennig „freiwillig“ betzuſtenern,
u. A wird im „Dtſch. Reichsbl.“ über emen ſolchen
Vorfall an einem ſchleſiſchen Poſtamte berichtet. So
lange Bismarck noch reicher iſt, als ein Poſtſecretär,
jollte man letztern doch mit den Sammlungen für
Rittergüter ꝛc. verſchonen. Gerüchtweiſe verlautet be⸗
kanntlich, Bismarck habe ſich gegen ein ſteinernes 2C.
Denkmal zu ſeinen Lebzeiten ausgeſprochen, er ſei
vielmehr der Anſicht, ein paſſendes Denkmal {et —
ein zweites Rittergut. Das glauben wir allerdings
auch, aber dann mögen die Reichen ihm dies Denk-
mal ſetzen, insheſondere die Schlotbarone, welche ihm
ſo viel zu danken haben.

* Die Frequenz der Mittelſchuhen des
Landes im Schulfahre 1889/90 iſt nach erfolgter
Zuſammenſtellung von Seiten des Großh. Oberſchul⸗
rathes folgende: &3 beſuchten a) das Gymnaſium in
Baden mit 6 Realklaſſen 230, Bruchſal 338, Freiburg
736, Heidelberg 451, Karlsruhe 689, Konſtanz 319,
Lahr 160, Lörrach mit 7 Realklaſſen 189, Mannheim
672, Offenburg 223, Pforzheim 198, Raſtatt 293,
Tauberbifjchofsheim 323, Wertheim 172, zuſammen
4993 Schüler. b) Proghmnaſien: Donaueſchingen 114,
Durlach mit 6 Realklafjen 181, zufjammen 295 Schüler.
c. Kealgynnajium: Karlöruhe 476, Mannheim 443,
zujammen 919 Schüler. d) Das RKealgymnaftum Citen-
heim 180 Schüiler. e) Realſchulen: Freiburg 464,


heim 475, Mannheim 391, zuſammen 2658 Schüler.
f) Höhere Bürgerſchulen: 1. mit dem Lehrplan der
Realghmnaſien: Breiſach 68, Breiten 85, Bucgen 67,
Eberbach 78, Emmendingen 94, Ettlingen 56, Ken—
zingen 67, Ladenburg 9I1, Mosbach 93, Schwetzingen
130, Sinsheim 199, Vittingen 84, Weinheim 180,
Wiesloch 117, Summa 1409 Schüler; 2. mit dem
Lehrplan der Realſchulen! Schopiheim 100; 3, mit



verliebten Setzers finden wir in der „Kieler Zeitung“: Pfingſt⸗
jubel tingS3, nun aus der Stabt! Zetzt blüht der Mai im
hHöchften ° Komm! Hörft Du nicht die FrühlıngSglocken, Ma⸗
riehen mit den bloͤnden S S S Bichft Du mit mir durchs
Blüthenthal, So jauchze ich viek 1000 X Am ſchönſten auf dem
Erdenrund Blüht doch Dein roſig friſcher © Wir lagern uns
am Waldesrand Und ſitzen zärilich PF in Bg Wir find
allein, die Welt iſt Ferne, Ich ſchau in Deine Augen * * *
Ach Siferfucht ift in mir ſtarl, Oft zuckt mir's kalt durch Bein
und M6 Wenn Andere auch, zu meinem Kummer Bei Dir noch
hätten eine Jir, Bleihſt Du mir treu? Dich träf mein Fluch
Käm’s jemals zwiſchen ung zum °/s. Doch nein, Du Holde
joderSgleichen, Wozu J0 düftrez ? Du bift ſo lieb und an⸗
muthreich· Dein Herz ift kautrem Golde — Würd’jt Du geraubt
mir ſicherlich Macht ich durch's Leben einen —,

Humoriſtiſches.

— Bor den Königsberger Kaijertagen wird nach⸗
träglich noch folgende drollige Geſchichte bekannt, Eine Dante
au& der Provinz Hatte ſich an eine befannte Dame bei Hofe
mit der Bitte um Auskunft über die beim Empfang der Kaijerin
anzulegende Kleidung gewandt Nicht wenig erftaunt waͤr fe,
als folgendes Telegramm bei ihr einlief: „Kalter Aufſchnitt
halb ſauer. Erſt nach berſchiedentlichem Hin= und Hertele⸗
graphiren ergab ſich, daß die unleſerliche Handſchrift gelautet
hat: „Halber Ausſchnitt (der Iaille) Halbtrauer.

Folgenſchwerer Antijemitismus. „Bater, i
ſis jebt der Erfie in der erften Bank, weil ung der Herr
Lehrer nach’n Alphabet g’jekt hHat“ — „Wie kannft der Srite
fein, dummer Bub’, wenn unfer Name Zapletal iftl“ — „Der
Hert Lehrer hat halt von hinten ang’fangt, damit der Abeles
net der Erſte wor'n 18,“,


 
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