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Pfälzer Bote für Stadt und Land (25) — 1890

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Nr. 131 - Nr. 140 (12. Juni - 22. Juni)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44151#0553

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— —




















— — — biertelj
S 00n Trüägeriohn u Boftantfeahiag. Hefiellung
uſtalten u. bei der Erpedition Plockſtraße 108,









Bo te

_ Rnzeige-Blaftfür ſammtliche Bezirte
des bad Unterlandes, Preis bro 1{palt, Petit⸗
ile 10 25fg., bei Wiederholungen Rabatt,
[Injerate finden die weitefte Verbreitung.




Centrum und Militärvorlage.
Anſchlichend an unſere bisherigen Erörterungen

[
8 8* heute, eine Correſpondenz folgen, welche unter
* itel „Die jetzige Lage und die von 1887“ in
8* enen Centrumablattern erſchienen iſt. Das leb⸗
4 8 berechtigie Intereſſe welches die Militärvor⸗
8 chꝛdete in Jübdeutfhen Centrumstreifen erregt,
8 * ung zur Pflicht bis zur Berathung der Vor—
* n Plenum über die Sache eingehend zu berichten.

Vtitel Tantet:

1887 X Aehnlichkeiten zwiſchen der Lage von
4 der gegenwärtigen Lage ſpringen in das
dea * Whxforderuugen für das Heer, Bereitwilligkeit
jeden — OStage8 zur Bewilligung jedes Mannes und
der m tOlhens, Sireit über daz Wie?“ Widerſtand
— gegen die Bedingungen dez Reichstages,
Ü 5a Aber in manchen und fehr wichtigen Punkten
—⏑ Sage Jeßt anders, Damals wurde eine neue
8 der militärifßen Bewilligung eröbffnet, die ganze
%em.?p‚mknä wurde neubegruͤndet, die Frage der
⏑⏑ bildete einen mefentlidhen
— er Verlage. Jetzt ſtehen wir in der Mitte der
K xriode, es handelt ſich nicht um die Neu⸗
jag %usuäg der ganzen Präſenz, Jondern um einen Zu—
Aderm 2 geltenden Ziffer; die Beſtimmung über eine
ge Bewilliguͤngofriſt müßte erſt vom Reichs
8 en Entwurf hineingetragen werden. Der
ra ** beſchrankie fich damals, obſchon er die Hände
Öie &C Und die Lage ihm günſtig zu ſein ſchien, auf
— einer dreijährigen Bewilligungs⸗
L EL iſt der Reichstag genöthigt, die noͤrmaͤle,
{ 8 Friſt zu erſtreben, und obendrein muß er
mq‚goe'_{ 5 Muge faſfen, von welchem damals noch
jbien".?m@ die Rede war, uamlich bie zweifährtge
— Ein auſcheinend nebenfächlidher, aber
* Dat bedeutungsvoller Unterfchied legt darin,
en 1887 im zwanzigfien Jahre der Bismar c
Yiypr oler]chaft, jeßt im erſten Jahre der Cap—
vollie Z EGeſchaͤftsfährung ſtehen Fürft Bismarck
den r“malä aus bekannten Ruͤckſichten auf den nahen⸗
— Mwechſel das Wahlglüd gern verſuchen und
* deshalb auf den Conflict hin Herr
4 4 dagegen wünſcht, wie fein Auftketen in der
LO ir zeigt, den Conflict zu vermeiden. Er fuͤhlt
—— ſchon jetzt einen gedelhlichen Aus-
— Fragen in Gang zu bringen, und
Altpfet 90lb um einen Auffchuß. Die Nat.-3ig.“
Dn 1890 f“f‚_ daß eine Reichetags- Auflöfung
— einen Triumph der Regierung (und
deſe? “Drüder) ergeben würde, wie die von 1887,
xiz * \Ot findet wenig Anhänger. Im Algemeinen
* badin, der Kriegsfurcht nicht ſo großen Ein—
a C Wühler wie 1887 einzuräumen, dagegen
— — — — — — —⏑

4
— uf 5



— —
Die ſchwarze Hand.

— Roman von Lauiberk de Ste. Croix.
rte freie Meberfegung von Philipp Freidank.


8* — wurde nicht vermindert, als ſie von der
Der © itterg her, eine ſaufte Stimme vernahmen,
a[ug“ftinmn“i“l_i)atte ihnen nämlih nicht mitgetheilt, daß die
nutgenuufip‚‘?n in der firengften Claufut Feben, Shr {tärkftes
8 _ das é.‘:en half nicht8, {ie Ionnten troß aller Anftrengung

Ürn eNgitter und den e& Hermetijch bverfhließenden
— * Orhang erblicken.

Mne, * Pünfgen Sie, meine Herren?“ frug diefelbe ſanfte

f[“- 8 *
rt * Veiſe plaudern iſt nicht beſonders bequem,“
2 — jeinem Freunde Dubois ing Ohr,
* Sie e Schwefter,“ ergriff Raoul das Wort, „ge-
— Sag Mir Dor Mlem, Shnen meine zwei Freunde,
— Herrn Pignorrain, und meinen Onfkel,
‘;)f{efien„. S, und dani mich ſelbſt, den Grafen von Feretre
Üı
Vorten ließ ſich hinter dem Gitter eine
Eung vernehmen und nach kurzer Pauſe erwiderte
Sie
on ime‘.@“_! in biefent Augeublicke mit Margarethe von
— s der Muguftinerinnen,“
Schweiter Superiorin,“ erwiderte Raoul,
ſehr delitaten Angelegenheit hierhergekomwen.

N


In ‚AMen Brief von Ihrer Hand empfangen, in
* —— daß Sie im Befibe eines Depots

Atitp, Atıyar,. Stten durch den Grafen von Feretre,— meinen
* * — vorden iſt Mein Vaͤter ijt ohne Teſtament
* — in der Chatulle,
Ug Oritt, © befindet, diefes Teftament, Ich erfülle durch
8— * Den ich Heute unternehıme, nicht einen Act der

Boters dern mur eine Sohneapflidt, Der lekte Wile
befindel fich na Jyrem Shreiben an Se,





Sttbelberg, Freitag, 20. Juni 1890.

Steigerungen der Militärlaſten viel höher zu taxiren,
alſo ein weiteres Anwachſen der ſozial demokratiſchen
und der demokratiſchfreiſinnigen Parteien in Ausſicht
zu nehmen.

Man muß ſich die Folgen der betden Mög—
lichkeiten gegenwärtig halten. Sollte die Neuwahl
nach einer Auflöſung uns eine Cartellmehrheit wieder—
ſchenken, ſo ſind nicht nur die einjährige Bewilligungs—
friſt und die zweijährige Dienſtzeit verloren, ſondern
das Wahlrecht und die ſonſtigen Volksrechte der Ver⸗
faſſung im höchſten Grade gefährdet. Wuͤrde dagegen
die Neuwahl den Schwerpunkt des Reichstages noch
weiter nach links ſchieben, ſo liegt einerſeits die Gefahr
vor, daß die ſozialreformatoriſche Mehrheit verloren
geht, und andererſeits die vom Abg. Windthorſt ange⸗
deutete Gefahr/ daß die verbündeten Regierungen unter
Berufung auf die Sicherheit des Vaterlandes gegen
den Volkswillen die äußerſten Mittel ergreifen. Es
würde ſich die Conflietspertiode in Preußen für das
Reich erneuern, und zwar in ſchärferen, verderblichern
Formen, weil die Verfaſſung im Reich anders

fommt, dte von 1862 bis 1866 noch nichto zu bedeuten
hatte. Wir würden in einem ſolchen Conflict ohne
Zweifel ſchließlich ſiegen, ſagen die Herren von der
Linken. Es iſt möglich, aber wie lange wird der Kampf
dauern! wie viel Ruinen wird er zurücklaſſen; wird
zum Schluſſe die Wohlfahrt und Macht Deutſchlands
größer und kleiner fein, wie ietzt? Das erſte
Opfer eines ſolchen Conflictes würde
Herr v. Caprivi ſein.
kann man ſchon zwiſchen den Zetlen leſen,

der Offenheit, mit )
pläne dem ReihStage angedeutet hat.

welcher er die weitern Zukunfts⸗
Dem Charakter


zur verantwortlichen Leitung etner Confllets Regierung





Politik In eine neue, beſſere Nera würden mit dem
Falle Caprivis zu Grabe geben. In

Septennat als dauer nde, regelrechte Einrichtung des
Reiches feſtzulegen, alſo auf ihr abweichendes Programm
zu verzichten. Jetzt wird wenigſtens kein Ver zicht ge⸗
fordert, weder auf eine kürzere Bewilligungsfriſt noͤch
auf die kuͤrzere Dienſtzeit. Es fommt nur eine Ver-
zögerung des Mustrages dieſer Streitpunkte in Betracht.
Die Forberungen ſelbſt ſollen in einer Reſolution auf⸗
recht erhalten werden! Es handelt alſo im letzten Grunde
ſich um die Frage: Auf welchem Wege darf man
die jaͤhrliche Bewilligung und die zweijaͤhrige Dienſt⸗
zeit ſicherer und ſchneller zu erreichen Hoffen: auf dem
Wege des ſofortigen Zwangsverfahrens unter Confliets⸗
gefahr — oder auf dem Wege der vorläufigen fried⸗



Eminenz, für welches ich Ihnen meinen innigſten Dank ſage,
in Ihrem Beſitze, und ich biite freundlichſt, mir kundgeben zu
wollen, o& und wann ich das Depot weines Baters erlangen
kann. Im VBoraus, ehrw. Schweſter, ſage ich für Alles, was
Sie gethan haben, meinen unauslöſchlichen Dank,“

Mein Herr,“ erwiderte die Aebtiſſin, Ihre Bitte ehrt
niich jehr, und es würde mich herzlich freuen, derſelben will⸗
fahren zu können, aber dieſer Brief an den Herrn Erzbiſchof
von Paris, welchen Sie heſitzen iſt nicht von meiner Hand
geſchrieben ſandern gefälſcht. Niemals haͤbe ich ein Depot vom
Grafen von Feretre erhalten! Es thut mir leid, Ihnen keine
andere Ausinnft geben zu können?

Verzeihen Sie, ehrwürdige Schweſter, noch einen Augen?
hlich! erwiderte Maoul, welcher ahnte, daß die Unterhaltung
ſich plötzlich zu beendigen drohte, Dürfte ich Ihnen vielleichi
den Brief zeigen, welcher das Stegel Ihres Kloͤſters tragt?


das Gitter zeigen 2“
Nein/ mein Herr, Bei dieſen Worten ſchob die Aebtiſſin


zeigte ſich dadurch den Blicken ihrer Beſucher in dem ganzen
Glanze ihrer bleichen Schönheit, welche durch ihr langes weißes
Gewand noch erhöht wurde, Haben Sie die Freundlichkeit,
mir den Brief leſen zu Iafjen,“ ſetzte die Superiorin hinzu

Radul rollte das Schriftſtück zufammen, und ſchob es
geſchickt durch das Sitter, Das große Format des Briefes
ermöglichte e&, dasſelbe vom zweiten Gitler aus ſehr leicht zu
erreichen, —

Kaum hatte die Aebtiſſin einen Blick auf das Schreiben
geworfen/ ſo fagte fie mit entſchiedener Stimme :

Das Document, wie auch das Stegel des Kloſters iſt
gefälſcht und ich werde Ihnen efort den Beweis dafız Kefern,“
fügte {te bei., Na Diejen Worten rief fie eine Schweſter
waͤche fich im Hintergrunde des Saales gehalten hHatte, herbei
und ſagte:

— Mnnunciata, holen Sie das Klofterfiegel und
das Tagebuch, in welchem alle Briefe von meiner Hand ein⸗
getragen find,“


4



25. Jahrgang.



lichen Anregung unter Verſchiebung des Austrages auf
eine künftige, günſtigere Gelegenheit?

Auf die Zweckmäßigkeitsfrage können die
verſchiedenen Teperawente eine verſchiedene Ants
wort diktiren. Man ſollte nur allerfeits darin einig
ſein, daß große Worte hier weniger am Platze ſind
als eine ruhige, ſorgfältige Arbeit des Verftandes und
des Gewiſſens. Insbeſondere iſt gegenüber den Decla-
mationen von freiſinniger Seite daran feftzuhalten, daß
e3 mif der geprieſenen Einigkeit und Tapferkeit dieſer
Partet ganz anders beßellt ſein wuͤrde wenn fte die
Entſcheidung in der Hand hätte und die volle
erantwortlicteit für die Folge ihr auf die
Seele fiele. In dieſer überauz ſchvierigen Lage muß
der Wähler es verftehen, die Berecdtigung feines
eigenen Urtheils und Willens in Harmonie zu bringen
mit dem Vertrauen und der Disciplin, welche in jeder
wohlgeordneten Partei herrſchen muß. Zum Gtuͤck ha⸗
ben wir an der Spitze des Centrunis einen Mann,
dem wir mit voller Sicherheit auch in den Dingen,
die unſerm Ermeſſen noch zweifelhaft erſcheinen, Ver⸗
ja nach den Erfolgen ſeiner

müſſen. Wenn ein ſo umfichtiger, wohlunterrichleter
und ſcharffinniger Politiker, wie der Abg. Windthorſt,
erklärt, er halte für vortheilhafter, ſich det diefer Ge-
Egenbeit auf eine Reſolution zu beſchraͤnken und- den
Austrag der Fragen bis zur kuͤnftigen Militarvorlage
zu verſchiehen, dann ift das ein Urtheil, welches fchwer
in’s Gewicht faͤllt. Wer den andern Weg für zweck⸗
maäßiger erflären will, Iabet ſich eine Beweislaft auf,
die nur ungewöhnliche Schultern tragen Könnien.“

Aus Berlin liegen noch folgende Nachrichten



Die demokratiſche /Berliner Volkszeitung ver⸗
lauit aleich der „Frankfurter Zeitung“, troßdem fie
die Reſolutionen billigt, die Sppoſition ſolle dagegen
ſtimmen, damit das Centrum gegen die Vorlage {timme
Das iſt jedoch nicht
wahrſcheinlich, da dle Freiſinnigen trotz der Groß⸗
ſprechereien in ihrer Preſſe einen Conffikt vermelden
vollen; man nimmt ſogar heute noch an, daß die zehn
Demokraten für die Reſolutionèn votiren.
Wie ſich die endgiltige Lage geſtaltet, läßt ſich natlir-
lich nicht vorausſehen. Alles hängt vom Entgegen-
fommen der Regierug und der Geſchicklichkeit
Windthorjt’8 ab, der ſich in den ganzen jetzt ſchwe⸗
benden, nicht in der Oeffentlichkeit geführten Verhaͤnd⸗
lungen als der uner müdliche Jührer und der
alte Meiſtex bewaͤhrt. Die/ Boͤrfenzeitung wünſcht,
Windthorſt möge die Septennatoͤktaufel aufgeben, Ddie
übrigen Reſolutionen wuͤrden die Kartellparteien au—










— —— — — ——— ——⏑—
Dieſem Auftrage fügte die Aebtiffin noch folgende, an ihren
Beſuch gerichtete Worte hinzu; 2*

„ „Sine Milchſchweſter Namenz Maria Ordonez befibe ich
nicht. Ich kenne überhaupt keine Frau diefes Namens, Sie
jehen alfo, meine Herren, daß Sie das Opfer raffinirter
Faͤlſchung geworden find. Schweſter Annunciata wird Ihnen
durch die Brehthüre das Siegel des Klofters und mein Tage-
buh zeigen, {o daß Sie ſich mit Leichtigkeit von der Fälihung,
deren Opfer Sie gemorden, üÜberzeugen fönnen., ANbien, meine
Herren, Gott hehlite Sie,“

Nach dieſen Worten gab die Achtifſin Raoul den Brief
zurüc, verneigte ſich und ließ den Vorhang zurückfallen

Es vergingen einige Augenblicke. Raoul vertiefte ſich in
traurige Gedanken über das Scheitern ſeiner Hoffunngen, Dden
letzten Willen ſeines Vaters kennen zu lernen. Dubois und
Bignorratn, furchtbar mwüthend, fOmählih getänfcht worden zu
ſein, ſprachen kein Wort.

Inzwiſchen war die Schweſtex an der Drehthüre erfchienen,
welche ſich öffnete und den drei Pariſern ſowohl den Sinblig
in das Tagebuch der Mebtijfin, al au die Prüfung des
Kloſterſiegels geſtattete.

Eine kurze Unterſuchung genügte, um für Raoul und feine
Begleiter feſtzuſtellen daß ihre Reiſe nach Xeres vollſtandig
nutzlos gewejen, Der Brief mar apokryph und das Siegel
gleichfalls gefälſcht.

Niedergeſchlagen und gedrückt verließen die drei Freunde
das Klofter, Sie fühlten ſich nach jeder Richtung hin ge⸗
dehmüthigt/ vor Allem deswegen, an die Möglichkeit einer ſo
abenteuerlichen Geſchichte geglaubt zu haben. Rabul faßte ſich
zuerft, deun die Sridheinung der Mebtijfin hatte auf ihn den
tiefften Eindruck gemacht, Sr verſuchte ſich zu erinnern, wo er
ahnliche Züge ſchon geſehen habe. Der Name der Aebtiffin
brachte Sicht in die Sache und ihre Züge riefen in ihm die
Srledmfje des geftrigen Abendz inz Gedächtnik zurüß, Kn der
Thet Daz reizende junge Mädhchen, weldhes ihHm der Conful
auf der Mameda gezeigt Hatte, waͤr das verjüngte Abbild der
Abtiſſin! Welcher Erad der Verwandtſchaft mochte zwiſchen
der Superiorin und der jungen Dame beſtehen?“

Fortſetzung folgt.)


 
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