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Pfälzer Bote für Stadt und Land (25) — 1890

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Nr. 81 - Nr. 90 (11. April - 22. April)
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Teicheint tägligh, Sonn- und deiertass aUSgENDRUMEN,
— mit Unterbaltungsbeilage, Bı eiS — —
M, 120 ohne Trägeriohn u, Voſtaufſchles Beftekungen
D den Poſtanftalten n bei der Expedition Ptöckſtraße 108,



Üf; e * 2
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des bad Unterlandes, Preis pro 1 ſpalt. Metit-
zeile 10 Big,, bei Wiederholungen Rabatt.
Inſeratẽ finden die weiteſte Verbreitung.







{ *c. 90. *



* Die heihe; Vyrenüenſtaaten

Bieten in der letzten Zeit ein Schaufpiel, weldhes für
Nemand erfreulich ſein kann, als für den Reoolufto:
När, Die Monarchte hat dort ſeit Jahrzehnten nicht
auf feflen Füßen geſtauden, Umftürze waren ſtets an
er Tagezordnung, e& ſcheint al ob jetzt wiederum
welches die

dürfte, In Spanien regiert die Königin⸗Wittwe
im Namen ihres unmuͤndigen SöhndenZ mit einer
für eine Frau, dazu eine recht junge Frau — ſie
Zählt erft 32 Sahre — recht anerkennenZwerthen
ertigfeit, aber die Verhältniſſe geſtalten ſich {0 ver-
wicelt, daß wahrſcheiulich der Herrſcherin die Zügel
aus der Haͤnd fallen werden. Perſbulich confervativ
Gerichtet, hat Maria Chriſtine ſich doch mit einem
Überalen Cabinet umgeben, weil im Augenblicke ein
COnfervativeS nicht als haltbar erſchien, indeß hat ſich
das Cabinet als ein vermittelndes ermwiejen, leine
olitif. war wenigftens keine direct kirchenfemdliche
und auch die confervativ gerichteten Kreiſe Tonnten
derfelben im Wefeuͤllichen ihre Unterſtützung leihen.
S wäre nun Alles recht gut gegangen, wenn die
Spanier nur ein paar Jahle ſich von ihrem nur zu
ſoch entwickelten Paͤrteieifer hätlen losſagen fönnen.
ald kam es hier, bald dort zu Reibereien innerhalb
der Mehrheit oder der Minderheit, ſowie auch inner-
Dalb er Fractionen und Fracttöndhen felbit,
alles Gberrug fich fofort in Ddie Cortes, Mehr als
Anmal war das Cabinet Sagaſta daran zu ſtürzen/ aber
Mit Heinen Ausbefferungen gelang e& Sagafta bioher ſtets
lein Boot über Waͤffer zu halten Nun komnit aber ein
— hinzu, waͤs noch bedenklicher ift: die poltti
itenden Generäle. Dieſelben ſind auch in an—
en Armeen zu finden, aber in der Zahl und Auss
Üdung nirgendS, wie in Spanien. Mehr als eine
eokution Yt von den Generälen gemacht worden/



— —

*
2

— r D N

„ronunciamtento“, (ein politiſches offenes Glaubenz⸗


erfuch einer Revokution, der in ©panien nur ſelten
{trafbar erachtet wird! Die Affaire Daban hat
er weite RAreife” gezogen, und wenn ſie auch im Paͤr⸗
AmMente formell beigelegt ift, drften fie damit doc
Üatfächlich nicht au der Welt gejchafft feim. Die


Machen, — Die Regentin iſt belanntlich eine Ocſter⸗


_ ihreg Aufenthalts in Spanien recht gut ange-
üßt, aber bhedeutende Sympathieen beſttzt ſie nicht,






88 —
Aus heiterem Himumel.
Exrzählung von Guſtav HScer.

(Fortfekung.)
Sie vermochte dem Schloßherzn nicht frei



S ins Augeſicht
**




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Heidelberg, Dienftag, 22. April 1890,

alt iſt, die ſpaniſche Natton ſich beſonders begeiſtern
ſollte, kann man auch ſchwerlich vexlangen, zumal ſich
mehrere Linien um das Thronfolgerecht noch theo—
retiſch ſtreiten. Die vepublikaniſche Partei hat zwar
noch nicht die Mehrheit, aber die wongrchiſtiſche
Partei wird von Monat zu Monat ſchwächer und
zerflüfteter, ſo daß der endliche Ausgang kaum frag⸗
lich ſein kann.

In Portugal hat die Zerſetzung in den letzten
Monaten reißende Fortſchritte gemacht, und zwar zu
Gunſten der Republik. Das Land iſt ſen mehr als
einem Jahrhundert von den geheimen Geſellſchaften
und dem Aufkläricht vollkommen unterwühlt, es iſt
reif für die Revolution, wie es auch ja ſchon mehrere
Revolutiönchen gehabt hat. Zu Anfang dieſes Jahres
ſchien c5, als ob die Tage der Monarchie ſchon gänz—


durch eine großartige Fürſorge für die Nothleldenden
der Hauptſtadt zuwege daß ihr Alles zujubelte und
die Republikaner welche ſchon gewonnenes Spiel zı
haben glaubten, übertrumpft wurden. Ob der Köntg
ſelbſt Energie an den Tag zu legen verſteht, iſt noch
nicht zu erſehen geweſen, bisher hHat er wenig ge—
leiſtet Das Cabinet iſt mehr confervativ gerichtet,
wie ſchon aus der Thatſache hervorgeht, daß alle
Logen und Republilanervereine aufgelöſt wurden, eine
Verordnung, die nach Lage der Dinge wohl Hur auf
dem Papter beſtehen bleiden wird. Wie ſehr ſich die


ſammte hauptſtaͤdtiſche Preſſe veröffentlicht fortgeſetzt
heftige Artilel gegen den König. Die vielgeleſene
Zeitung „DebatzZ“ bezeichnet den König als einen
Fremdling welchen das Volk fortjagen müſſe! Die
Beitungen El Dia“ und Secolo“ erklären den Koͤnig
Farlos ſogar für verrückt. Auch die Witzblätter
bringen beleidigende Carricaturen des Königs Der
Liſſaͤboner Abgebrdnete Arriga erklärte in einer Volks⸗
yerfanımlung, der Staatsſtreich der Regierung be⸗
Volks auf Revolution.“
Man ſicht daraus, daß vollkommen unhaltbare Ver—
hältulfſe eingetreten ſind, es wäre faſt ein AWunder,






Auſchein nach hat man ſomit auf der Phrenäenhalb⸗
inſel binnen Kurzem ſehr einſchneidende Veränder—
ungen zu gewärtigen.

DBeuffidhes Reich

* Berlin, 20. April
— Or. Biſchof Dingelftad von Münfter fuhr
geftern Mittag 1.Nhr zur Vorſtellung beim Kaifer vor. Er
murde danach von demſelben zur Frühſtückstafel zugezogen.
Auf Montag iſt der hohm, Oberhirt zum Diner beim





uu nicht gänzlidh der Willfür des unheimlidhen Menſchen an—
Heimzufallen und betonte, daß ich erft in neuerer Zeit von dem
Unglück auf Schloß Kemmerig Ken. iniß erhalten habe, aber
fejt entfchloffen jei, Das Kind dem bedauernzwerthen Bater
augzuliefern. Der rothhaarige hatte nur Spott und Hohn für
mid) und dabei erfüllte er mein Gemüth mit einer unbe-


enbi‘. ich Kitt unter den entfjeglidhjten. Gemwiffenzqualen, die mich
ich 1D ıach der MNefidenz zu nieiner Schweſter Irieben,
allem in Kenntuiß jebte, Sie weinte,
8 Leſchwor mid, ihr das Kind nicht wieder wegzunehmen;
u ?‘“ ihr {o ans Herz gewachfen, daß ſie ſich nicht von ihm
quc-rm“en vermochte, Mein Mitleid regie ſich und ich kehrte
in nach Buchzhagen zurüc. Da nahte der Tag, an welchent
8 Mjerm Dörfchen die Trauerkunde anlangte, daß Freiftalt
Die Seumtmerig. ihrem Sohnchen in den Lod nacdhgefolgt Tet.
de Seute {praden damalg davon, - daß die Sehnfucht nach
inde ir das Gerz gebrochen Habe,“ ]
ermals unterbrad) die Sprecherin ı ihren Bericht _ und
Ne f üchtern nad) dem Freiherrıt, defjen auffteigenden Zorn
vor WrOtete, Doch ruhig blieben ſeine Mienen, NUr umflort
ig n Mäglicher Wehmuth und tiefer Traurigkeit, Da machte
die yın dermals auf den Weg zu meiner Schwefter,“ erzählte
Frau weiter, . „Feft entjhloffen, Dr inr den Knaben
Duntr — Zoͤch ehe ich mein Ziel erreichte, trat ein
T‘f)ritfß Verhängniß zwijgen mid und mein Gewifjen, Ih
8 ven quer über denm großen Markiplas um in das
— einzubiegen,: wo. ſich die Wohnung meiner Schwefter
Üehen .0 Yörte i meine Namen yufen, SO blich überrajcht
Züfgm Q, erblickte einen frembden Mann, ‚der raf auf mi®
ach feiner Livre fchließen, war er ein Diener au
u 5men DHaufje, dagegen weisfagte ſein Galgengeficht nichts
daz fuchsrothe. Haupthaar vermehrte nur noch die
Mr e DE Wirkung, Sr ergriff meinen Arı und fMüfterte
Mde Mige Morte zu, . welche genügten, des Blut in meinen
dem — zu laffen; er wußte alles, was ich gethan, von
genblice an, m@o ih Ddas Kind unter dem Etlenbuſch



4


{



— äußerte er — 10 nüße mid) dies auch nichtg, denn ich hätte
A ftrafbar gemadcht, daß ich den Findling nicht
im nächften Orte der Polizei übergeben, Seit dem Ahleben
der Frau von Kemmeriß aber fei ich doppelt dem Geſetze ver⸗
fallen, weil meine Berheimlichung den Tod. der armen Mutter
hHerbeigeführt hHabe. Kurzum, er malte mit {o ſchwarzen be⸗—
ängftigenden Farben, daß i bvon meinent Vorhaben abſtand.
So_ blieb denn der aufblühende Knabe im Hauſe meiner
Schweiter, bis dieſelbe nach ſechs Jahren ftarb und mir die
weitere Sorge für ihren Pflegefohn überließ, Das war nun
jehr {Hwer für mid, Da ich nach wie vor auf Den Märkten
hHerumzog und mich nur felten zu Hauje hefand, Glücklicher⸗
weife interejfierte ſich unjer Pfarrer für den Knaben, deſſen
offenen Kopf er ruͤhnite und o unterrichtete cr ihnr mit ſeinen
eigenen Kindern und öffnete ihm, wenn ich abweſend war, ſein

gaͤſtfreies Haus. ; K
Der. Freiherr lauſchte athem{oz blickte aber ängſtlich nach
der Spredherin, und verlich endlich diejer Stimmung Worte,
indemt er mit jtockender Stimme fjagte: „Sie haben durch SIhre
Mittheilungen langſt begrabene Hoffnungen wieder wmachgerufen,
gleidwohl Täßt der fraurige Zon, mit welcdhem Sie mir dies
alleg erzählen, einen tragiſchen Ausgang befürchten“ — der
Freiherr vermocdhte 0Or Innerer „Beklemmung nicht mweiter 3zU
ſprechen und erſt * einer Weile ftieß er hHervor: „Blieb der
Leben ” ;
Rnab:élä jei Dank, daß ih e& bejahen fanıı,“ rief aufathmend
die alte Frau, und al® ſie die freudige Bewegung des Frei—
herrn fah, der jeine Hände faltete und dankbar zum Himmel
emporblickte, da fühlie fie ſich von neuem Muth belebr und
erzählte die weitere Schickſale ihres Schützlings.



25. Jahrgang

anzeiger“ meldet, bildete den Gegenſtand des geſtrigen
Kronrathes die Schulfrages ſowie die Frage
der Errichtung des Denkmals für Kaifer WilhHelm I.
und Kaiſer Friedrich. Ob der Windthorfrſche
Schulantrag gemeint iſt, wird beſtritten. Waͤhrſchein—
licher ſeien die Schulreformen, von denen der Cultus⸗
minifter jüngſt in ſeiner Etatsrede ſprach Über die
eine Konferenz von Sachverſtändigen ſtattfinden ſoll,
und im Zuſammenhang mit welchen auch die Frage
der Berechtigung zum Einjährig⸗Freiwilligen Dienft
anders alg bisher geordnet werden ſoll! Dieſe Mit⸗
theilung im „Reichsanzeiger“ iſt ein weiterer Beweis
der Aenderung, die in der Benutzung der offizioͤſen
Preſſe eingetreten iſt. — Benningſen hatte eine Cons
ferenz mit Caprivi über die Aufhebung des Welfen⸗
fonds. „Poft“ und „Nationakzeitung“ fordern die Re⸗
gierung auf, ihrerſeits Stellung in der Frage des
Welfenfonde zu nehmen. — Die /Nordd. Allg. Ztg.“
erzühlt, baß gegenwärtig das Diplom eines General⸗
oberfien für den „Fürften Otto von Bismarck, Herzog
von Lauenburg aͤusgefertigt wird, — alſo doch!
Herzog von Lauenburg.

Kus Baden.
* Zandtag.

IL Kammer. (41. Sffentlide Sigung,.)
Karlsruhe I9. April.
* Tehedordnung: Fortſetzung der Berathung des
Juftiʒ Etats. Bei der Berathung des Berichts des Abg.
Vittum über das Budget der Strafanſtalten weiſt der
Abg. Baſſermann auf die Behandlung der verurtheilen






wiederholt beſprochen worden jeien. Er ſei Auffichts⸗
beamter der Mannheimer SGefängniffe und wuͤſſe gegen
die Verbringung der Klagen, ſoweit fie das Mannheimer
Sefängniß betreffen, entſchieden proteſtiren. In Mann⸗
heim ſeien übethaupt in den letzten 18 Jahren ganz
wenig Verurtheilungen vorgefommen und wo ſoͤlche
eingetreten, ſei eine milde Praxis geuͤbt worden. Was
die Mittheilung der Preſſe betreffe, daß man im Amts
gefängniß zu Mannheim demnächſt die Pruͤgelſtrafe
einführen werde, ſo ſei das eine bodeuloſe BVerleumdung.
Was Schutzleute hier und da thäten, ſtehe außerhalb
dem Gefängnißweſen, dieſelben ſeien übrigens ſtets be⸗
ſtraft worden.

Vtniſterialrath v. Jagemann weiſt gleichfalls auf
die Mittheilungen in der Preſſe hin, die die Regierung
würde zu Berichtigungen gezwungen haben wenn man
nicht die heutige Kammerſitzung zur Klarſtellung vor⸗
gezogen hätte. Was der Gefaͤngnißarzt beſtimme,
werde niemals der Vorſtand verweigern. Er müſſe auch
betonen, daß niemals Beſchwerden an das Miniſterium
Lkommen ſeien. Was die Anklagen in Bezug auf die
Frau 3, betreffe, ſo hätten die Aufſeherinnen beſtritten,
daß die vorgebrachten Klagen auf der Wahrheit be—

Sn den Augen des Freiherrn {Himmerten Thränen der
Freude und tiefften NRührung, mährend. feine ßipper? fluͤſterten
— 5* junge Nann der vom erſten

; ar, da ich ihn jah, meine Syr i iſt
—— * — Sympathien beſaß er iſt
\ rai Schröder Mar nur eine ſchichte einfache Frau, aber
ſie beſaß ein Verſtänduiß für die Gefühle, * im Vater⸗
herzen regten, Darum unterbrady fie die eingetretene. Stille
nicht, jondern wartete, bis der Freiherr fich ihr wieder ZU-
wandte und freundlich fragte, ob {ie ihm noch etwas mitzu-
theilen habe,
8ch bin zu Ende,“ Iautete ihre Srwiederung.. „Ioh habe
jeßt nur nocd) den gnädigen Herrn um ſeine Verzeihung anzu-
flehen! Mein Herz hat ſchwer gefühnt für meine Schuld,“.

; Gerr von Kemnieritz reichte ihr fiumm die Hand, welche
ſie gerührt Mißte,

Vollen Sie mir noch einen Dieuſt erweifen 2“ fragte der
Freihert, und ohne eine Antwort abzumwarten, fuhr er fort;
Io ſuchen Sie Ebwin auf und verkünden Sie ihm, Ddaß ſein
Vater mit Sehnſucht ſeiner wartet.“

Die alte Frau, den Edelmuth des Freiherrn in tiefſter
Seele empfindend, vermochte ihre Thränen nicht länger zuruͤck⸗
zuhalten und unter Weinen und Lachen nahm fie endlich von
ihm Abjdhied. So ſchwer ihr der Sang nach dem Schloſſe ge⸗
worden war, Jo erleichtert fühlte ſie ſich als fie es jetzt verließ,
durch ihr ehrliches Bekenntnig war ſie dem heimtückiſchen Kempf
zuvorgekommen, Deffen Geftändnijje fie uun nicht mehr zu
fürchten brauchte

Wüährend fie rüftigen Schrittes und erleichte .
den der — * —
um beim Amtmann die Erla ,
zu dürfen, woniß nachzuſuchen Kempf ſprechen

Eine neugierige Menſchen Y *
— — — — ar

& 3 Harrend, der jeit ei
laugen Reihe von Jaͤhten dem — ‚, Der Jeit einer
en
(%Ol‘fiegu g fDIgf) fern geblieben war⸗


 
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