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Pfälzer Bote für Stadt und Land (25) — 1890

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Nr. 131 - Nr. 140 (12. Juni - 22. Juni)
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Kunzeige-Blafifür ſämmtliche Bezirke
des hadı Unterlandes, Preis pro 1ſpalt. Petit⸗
zeile 10 Pfga bei Wiederholungen Rabatt.
Zuferate finden die weiteſte Verbreitung.





Heidelberg, 17. Juni 1890.
f Auf Grund des $ I1 des Preß Geſetzes
ü * mir um Aufnahme nachſtehender Berichtigung
ucht: $
jep / Der Leitartifel in Nr. 125 des „Pfälzer Boten“ !
bbauptet, das dort erwähnte gemiſchte Ehepaar ſei
ür den Oberamtsrichter unter Androhung von Zwang
Deutet morden, {ie müßtert die Kinder in die evanz ;
Schule ſchicken und daß auch der Vater ſich
den Augenblick gefügt habe, gleich der lebhaft pro—
2 Mutter auf eine günſtigere Entſcheidung des
Antieriums hoffend. Im Weiteren heißt es wörllich:
* evangeliſche Kirche wurde nicht vergewaltigt, wer
den Knaben vergewaltigt hat, wolle der Lefer aus
4 Erzählten felb? entnehmen. Zur größten Ueber⸗
des Oberamtorichters erſchien dieſer am 3.
l vor ihm und erklärte: ich bin jetzt 14 Jahre alt
Rbleibe von meinem Selbſtbeſtimmungsrechte Gebrauch

1
8

4* Thatſachen! Der Vormund des Kaaben Hatte }

pbervormundſchaftliche Inſtruktion daruͤber erholt,
A ® die ſogenannte Zwangserziehung des Kindes auf
und des Geſetzes vom 11. Zult 1887, Art. 1 pos. 2
Veranlafjen fei, weil der Stiefvater, mie dieſer ſelbſt
lärt hatte, ſich um die Erziehung des Kindes nicht
Minern koͤnnte die Mutter aber wiederholt mit
N Geren. Freiheitsftrafen zuletzt eine ſolche von einem
üÜre und zwei Monaten Zudthaus megen Diebjtahls
„ O: morben iſt, und jetzt wieder wehen Diebſtahls
Unterfuchung fteht.. In dem hierdurch veranlaßten
A Dandlungstermin d. 16, Juli v. 3. erklärte der
he_‘etnater wörtlich! Aus meiner Che mit der Wittwe
Schuͤhmachers Kubach iſt ein Maͤoͤchen vorhanden,


















— —

Heibelbera, Mittwoch 18. Juni 1890.





Rechtoͤverhältniß feſtgelegt worden, ſo wären es die
Anträge des Vaterſtelle vertretenden Vormundes.“ Es


droht worden ſeh es iſt nicht wahr, daß ver Stiefvater
wider Willen fich gefuͤgt habe, e& iſt nicht wahr, daß
Jemand vergewaltigt worden und es iſt nicht wahr,


des geſchehen ſel, als der Muͤndel von ſeinem Selbſtbeſtim⸗


Wim pfen, am 11. IJuni 1890.
Gr. Heſſ. Amtogericht Wimpfen:
SÜffert,

(gur fachgemäßen Erwiderung ertheilen wir
ſelbſtverſtandlich dem Einſender des erſien Artikels das
Wort. D Rı d. Pf. B) }

Beutfdhes Reich
* Berlin, 16, Juni.

— Der Reichstag berieth heute die Vorlage
betr. die Gewerbegerichte fort. Zu $ 1 wurde der
Antrag Harmening mit ſchwacher Mehrheit ange⸗
nommen. — Hier verlautet, daß Prinzeſſin Vietorta,
Schweſter des Kaiſers, mit dem Prinzen Adolph zu
Lippe⸗Schaumburg, Lieutenant à la suite des Bonner
Huſaren⸗Regiments, ſich ver obt habe. (Von an—
derer Seite verlautet, daß Prinzeſſin Margarethe,
jüngſte Schweſter des Kaiſers, ſich mit dem Erb⸗
rinzen Wilhelm von Naſſau verloben werde.)
— Die Abſtimmung über die Militar—
vorlage läßt ſich gegenwaͤrtig ſchon ziemlich Mar
überſehen bis auf die Centrumspartei und die Polen.





—* Louiſe geb. am 6, Mat 1880. I habe
daß dieſes Kind in die kaͤtholiſche Schule
* ſo lange mir in Medarfulm. wohnten
* dort Alles tathoͤliſch {ft, jetzt aber will ich
©B mein Sind- in die huſige evangelifde Schule
ä}?‘“mt und beantrage nur, daß mir für die erforder—
yn Bücher geforgt wird, da ih das Geld Hierfür
4 doppelt ausgeben kann. Ueber das aus erſter Ehe
7* Yra vorhandene Kind Karl Auguſt habe ich
* zu ſagen, bin aber jedenfalls einverſtanden, daß
dieſes in die hiefige evangeliſche Schule kommt,
n i& demſelben keine Bücher zu kaufen brauche.“
8 Der Vormund hat dieſe Bedingung acceptirt und
Ärt, von meiteren Zwangserziehungs- Anträgen (nach
1 Abſatz 2 des allegirten Geſetzes ſind folche bis
M 16, Zahre mögligk) vorläufig Abftand nehmen
* Wollen. IJr den auch im erwähnien Verhandlungs⸗
Aln D, 16. Juli v. &. ausdruͤcklich hervorgehobeuen
j lven des unterzeichneten Gerichtes heißt e& wört⸗
„Wenn hier überhaupt perſönliche Anträge vor
Zeitpunkte des Selbſtbeſtimmungs—



Nachdruck verboten.

Die ſchwarze Hand.

Roman von Lambert de Ste. Croix.
Autoriſtrte freie Neberſetzung von Philipp Freidank.
— Bignorrain, uberlegen wir lieber, daß wir vor
8 Neuen Unglücsfalle, wie er uns auf der Reiſe hierher
| “Woßen ijt, gnädigft bewahrt bleiben !“

„Sie nennen das mit Unrecht einen Unglücsfall,



ir bei der Zugentigleijung bei Despenaperos ohne jede
e e Mine davon gefommen find, Bedenfen Sie doch, Ddaß
ſieben Todte und fünfunddreißig Ver⸗
oſtete?
2—— ba it wohl wahr, aber unſer Hierherkommen hat ſich
; 9 um volle drei Tage verzögert,“ warf Raoul ein,
— haben ja nicht hHören wollen,“ meinte Dubois, „es
S 0S Sinfachite und Befte gewefen, von Barcelona aus
mee nach Cadir zu fahren; das Mittelländiſche Meer mit
D5lauen Wöogen , .“










‚eb
* vach
2 e
24 AMlunft gefunden haben,“

4 Thaijach! ift, daß wir ohne ihn die größte Schwierig⸗
ze Y
A 1‚iti)üta‘° drei Herren ſchritten auf den Conful
ht0} e demijelhen mit Herglichkeit die Hand.
_;i_läf‚\‚ Wie befinden Sie ſich! mein Herr, ſeit wir uns geſehen?“
4 8 Danke, ſehr gut, meine Herren erwiderte der Conſul.
* — mich, daß die Auſtrengungen der Reiſe Sie nicht
42* ijt s Daben, umjerem Nachtfelte anzuwohnen. Niht war,
8 Echſt intereffant auf der Alameda ?“

* 5* der That,“ entgegnete Pignorrain, „Sie würden
( Mürnne n Uhtjer. Bergnügen erhöhen, wenn Sie un& einige Auf-
| gen über Ddie Perſonen hervorragenden Standes, welche







— —







geordnete in Frage. Wenn man anntmmt, daß die
10 Elſaͤſſer, welche keiner Fraltton angehören, ebenſo
wie bei der Milttärvorlage 1887, an der Abſtimm—
ung nicht theilnehmen, {o bleihen 385 Abgeorduete
Die abſolute Mehrheit beträgt alſo 193
Geſchloſſen gegen die Vorlage werden
ſtimmen 64 Freiſinnige, 10 Volkspartei, 11 Deutſch⸗
Hannoveraner, 35 Soctaltſten und 3 Wilde, zuſammen
123. Geſchloſſen für die Militärvorlage werden
{timmen 71 Konſervative,
Nationalliberale, 5 Antiſemiten und 3 Wilde, zu—

und 16 Polen.
tion zuzuzählen ſein, ſo würde Stimmengleichheit vor⸗
handen ſein Derart, daß die Vorlage angenommen

partet die Zahl der Zufiimmenden oder Ablehnenden
größer iſt.
— Die „Freiſinntge Zettung“ bringt wie⸗



reizendes Bild der hieſigen Geſellſchaft verſchaffen!“
} „Recht gern,“ bejahte der Conful, „Nehmen wir alſo
Platz/ meine Herren, Wir haben keine Machbarfchaft und 10






; Laterna magica blicken laſſen. Ich wohne ſchon zehn Jahre
; hier und kenne Land und Leute genügend, Diejer Herr, welcher
; eben vorbeigeht, mit ſeinem ernften, glatt rafırtem Geſichte,
iſt der „JOhneidigfte“ Advocat Andaluſtens Sobald derſelbe
einen Prozeß Übernommen hat, fällt es der anderen Partei
ſehr ſchwer/ einen Sachwalter gegen ihn zu erhaͤlten,
} die Gewohnheit hat! ſeine Gegner durch die ausgeſuchteſten
; Grobheiten und Beleidigungen moraliſch zu vernichten Und
dieſer Gefahr ſetzt ſich befannilich kein anftändiger Menſch gerne
* aus, Sr führt andererſeits ein etwas verſchwenderiſches Leben
; unb deshalb wird er trotz ſeiner guten geſellſchaftlichen Manieren
; in der feinen Geſellſchaft nicht empfangen, Sr ift liberaler de⸗
mokratiſcher Sefinnung und gilt als Repuͤblikaner! Außerdem
* ift er Freimaurer, was in Spanien, wo dieſer Orden gehaßt
; wirb, aud) nicht zu ſeiner beſonderen Empfehlung dient! Dicht
; hinter ihn ſehen Sie einen großen Herrn mit dunklem Teint
in Begleitung ſeiner dbrei ſchwaͤrz gelleideten Toͤchter! Es iſt
der Herr von Baga, Seit Yangen Sahren Wittwer, ſuchte er
ſich durch das Spiel zu zerſtrenen Aus dem Spiel zu ſeiner
; Unterhaltung ift eine Spielwuth entftanden, ImCafino wurde
; er eines ſchoͤnen Tage& des Falſchſpielens überführt, Man be⸗
ä guligte ſich damit, ihır ohae Geräuſch aus der Geſellſchaft aus⸗

$

5 Mrme junge Mädhchen! Trotz ihrer Schoͤnheit werden Sie in
finden! Man uennt ſie die drei Opfer, Der Vater beabſichtigt
‘ augzuwandern, aber er hat kaunt die Mittel, ſeine Kinder zu
kleiden und zu ernähren !”

„Und diefe Dame?“ frug Dubois.

„S3 ift die Marquije von Caſtillobiejo und ihr Sohn.
Welch brave, würdige Dame, Sie opfert ihre ganze Zeit und
viele Mittel, um den Armen und Bedrücten Sutes zu thun
Ihr Sohn ift GÖrand von Spanien erfter Claffe dabei aber
das ſchlechteſte Subjelt von ganz Andakufien, Ginter ihın


















25. Jahrgang.



machen, daß es gegenüber der Militärvorlage
nach der Pfeife des Abg. Richter zu tanzen habe.
Dabei verſichert ſie, daß ſämmtliche 64 freifiunige
Abgeordnete gegen die Vorlage ſtimmen würden Mag
ſein, ſo ſchreibt man hemgegenüber der „K. Vlloͤztg.“
aus parlamentgriſchen Kreifen, daß ſämmtliche an—
weſende freiſinnige Reichsboten gegen dieſelbe ſtim⸗
men werden; da aber die Entſcheidung thatſächlich von
wenigen Stimmen abhängen dürfte, ſo wird — das
ſteht heute ſchon feſt — eine anſehuliche Zahl fret—
ſinniger Abgeordneter, namentlich aus delt öſtlichen
Provinzen Preußens, bei der entſcheidenden Nöftimm:
ung fehlen. Richter dürfte darum auch mit Rückſicht
auf die eigene Partei gut thun, den Mund etwas
weniger voll zu nehmen

=— Selbſt die letzten Nattonalliberalen
geben jetzt den Fürſten Bismarck preis. Dis
Magdeb. Ztg. jammert, daß derſelbe den klaren
Blick für die Diuge, wie ſie ſind, nicht wehr wie
] Stände er ſelbſt an der Regierung,
er würde ſolche „unberufenen Dienftletftungen“, wie
die Neußerungen gegen die Jutervtewer in Frkedrichs⸗
vuh anders als mit einem vertraulichen Rundſchreiben
beantworten. „Der Privatmann Fürſt Bismarck
konnte von der Abmahnung des ehemaltgen Reichs⸗
kanzlers von der Reiſe naͤch Konſtantinopel nichts
wiſſen und der ehemalige Reichskanzler durfte nichts
darüber verlauten laſſen — Zu einem großen polt—
tiſchen Scandal, ſo meint die „Saale-Zeitung“,
werde die Aera der unzeitigen Darſtellungen in
Friedrichsruh früher oder ſpaͤter ausklingen! Alle
Warnungen und gut gemeinten Kathihläge, welche


gegeben hätten, ſeien fruchtlos geblieben. — Gin ita-


richsruh erſcheinen. Nun fehlt eigentlich nur noch


„Köln. Ztg.“ ſchreit lant nach Abſchaffung des
allgemeinen Wahlrechtes! Waͤhrſcheuulich wäre
es ihr am liebſten! wenn nur die Schlotbarone
wählen dürften. — 21,000 Verwundete, 1100 Todte,
500 Krüppel hat im Jahre 1888 nach amtlicher Sta⸗


}
*
$

Ü}

3

X




3

|

{



— Nicht einen Mattier (nach anderer Leſe⸗


Offiziersgehälter zu bewilligen, erklärte in der letzten
Sitzung der Milttär⸗Commiſſion Abg. Windthorſt.
Einen Mattier? Sofort ſteckte man, wie der Bres—
lauer Zeitung in Momentbildern aus dem Reichs⸗
tag“ geſchrieben wird, in der Commiſſion die Köpfe
zuſammen, um zu erforſchen: was iſt das, Mattier?
Es ſind doch nicht mur Hannoveraner, in der Militär—
Conimiſſion. Dieſen iſt natürlich bekannt, daß ein
Mattier die Hälfte eines hannoverſchen Martengroſchens
war, von denen 36 auf den Thaler gingen. Ein












den Gange, e& iſt Raphael Penna, der Sproß einer der beſten
Familien von Xereg,

Eines ſchönen Tages ſuchte er die Geſellſchaft von Toreros
und Matadores auf und beſchäftigt ſich jetzt damit, das Stu⸗
zu betreihen. Seine
Mutter ſtirbt beinahe vor Kummer und Schande, Täglich
geht er zum Schlachthaus und übt ſich darin, Stiere abzu-
ſiechen. Von Zeit zu Zeit überlaſſen ihm die Schlächter zu
ihrem Privatvergnügen einen jungen Stier, und er ſcheut ſich
nicht, im Coftume eines Matadors mit Degen und Capa Stier⸗
kämpfer zu ſpielen. Auf dieſe Weiſe gedenkt er ſich zum Torerd
heranzubilden. Später wird er zunächſt in Wohlthätigleitsvor⸗
ſtellungen als Stierkämpfer auftreten, um dann Dberufsmäßig
alle Naugſtufen dieſer Leute, angefangen vom Banderillero bis
zum Espada zu durchlaufen. Sr ijt ſonſt ein ganz netter
junger Mann, aber ſehr herabgekommen Sie jehen, daß er
von Niemanden gegrüßt wird.“

Und wer iſt dieſes junge hübſche Mädchen“, unterbrach
Pignorrain den Conſul/ „weldhes in Begleitung dieſes fchönen
Greiſes! der an einen Helden au& der Ritterzeit ‚ermnert,
einhergeht 2“ *

Ah dieſes junge Mäddhen , . , Bei dieſen Woͤrten
erhob ſich der Conſul und grüßte den Greis auf das reſpeet⸗
vollſte, welch letzterer dieſen Gruß auf das freundlichſte er⸗
widert. Dieſes junge Mädchen,“ ſo nahm der Conful jeine
Rede wieder auf, „iſt die reizendſte und liebenswürdigſte junge
Dame und zugleich die bewunderungswürdiaſte aller Schönheiten
Andaluſtens; ſie iſt die Tochter des Herzogs von Moron, Die
alte Dame, welche die Beiden begleitet, iſt die Tante des
Herzog8, die Marquije von Cajagranja, Sie bertritt Mutter-
ftelle bei Fränlein Mercedes von Moron, welche ihre Mutter
im fruͤheſten Kindesalter verlor.“

Der Herzog von Moron hatte den Conſul artig gegrüßt,
Und doch war in jeine Stirne die Zornesrbthe geftiegen, als
er in deſſen Geſellſchaft die drei Fremden hemerkte,

Fortſetzung folgt.)


 
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