erſchemi taglic mit Auskahne ber Somnts uud Heiertage,
Sanıkags mit UnterholtungsBeilage, Preis vierteljaͤhrlich
E 1.20 ohne Zrägerlohn u. Popauffchlag. DBeftellungen
Sei den Bofkanftakteit ıu bei der Expedikion Zwingerfilaße 7,
Anzeige-Blatt für die Amtsbezirke Heidelberg,
Kadenburg, Weinheim, Schwetzingen Rkhılippsbura,
MWiesloch, Bruchfal, Breiten, Nedargemünd, Mosbach,
Eberbach Buchen, Walldlirn, C.-Bilhofäh. Wertbeim 2c.
A 4}05" — Medaktenr :
Al COU. Juiilns Yeder in Heidelberg.
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— 26. erg
Der heutigen Nunamer lent ar 50 der Unterhaltungs-
betlage bei
* LW ”
Vollliſcht Wodenüberfict.
Heidelberg, 13. Dezember.
Die Rede des deutſchen Kaiſers über die Schul—
reform ſtand während der ganzen Woche im Vorder—
grunde der Tagesbejprechung. In weiten Kreiſen
der Bevölferung wurden die Worte des Kaiſers mit
begreiflicher Genugthuung aufgenommen, in anderen
Areijen aber auch forderten fie zu einer frennüthigen
Aritif Heraus. Nicht mit Unrecht mwird betont, daß
für die Mißſtände, an unſeren Mittelſchulen welchen
duech die Berathungen der deutſchen Schulmänner
in Berlin entgegengetreten werden joll, weniger die
an den Schulen wirfenden Zeyrer, als vielmehr
die vom Kaiſer ſo ſehr belobte Berwaltung s be-
hörde verantwortlich zu machen fet. Huch die
herben Worte des Kaiſers über den deutſchen Jour—
naliften{jtand erfahren in der gefanımten Preſſe
eine einmüthige Widerlegung. Die Journalijtif, ſagt
z. B. die Freij. Ztg. mit vollen Kecht, bedingt eine
Summe von Kenntnijjenund Fähigkeiten, die
weit hinausgeht über die Anforderungen der Syamen-
ſchaͤblöne für manche akademijche Bernföziveige, Man
fanıu leichter heut zu Tage eine einflußreiche
Beamtenftellung erlangen als man ein einfluß—
reicher Sournalift mird. ANehnliche Aeußerungen
liegen von faſt allen größeren Zeitungen vor Leider
ift auch in der Laienwelt vieljach die vom Kaifer
dargelegte Anſchauungsweiſe über den Hournaliften-
jtand verbreitet. Dies findet indeffen ſeinen Srund
darin, daß die überwiegende Mehrzahl der Zeitungs-
leſer einen nur oberflächlichen Begriff von dem jour—
naͤliſtiſchen Berufe haben. —
in dieſer Woͤche fort. Sehr lebhaft betheiligte fich
an den Debatten der Abg! Windthorſt Das
raͤhige und ſichere Auftreten des HteichStanglerS V,
Caprivi befonders den Angriffen der Freiſinnigen⸗
YBammberger und Richter gegenüber, Dbefeftigte die
Meinung, daß der neue Leiter der Geſchäfte ſeiner
hohen aber auch ſchwierigen Stellung gewachſen ift.
Die Fortfetzung der Etatsberathung erfolgt in zweiter
Leſung ſofort im Plenum.
Die Jeſuitenfurcht hat in letzter Zeit immer
ſchönere Blüthen gezeitigt. Wir haben es un& auge—
legen ſein laſfen, die Auswüchfe dieſer Kraukheit ge⸗
treulich zu regiftriren. Die Köln. Ztg. glanbdte, ent-
gegen anderen NMachrichten verſichern zu fünnen, Ddaß
der Fejuitenantrag Ddes Centrums im Bundesvath
gänzlich ausficht3l0s jei. Sollte unerwarteter Weiſe
der BundesrathH einen. Diesbez. Reichstagsbeſchluß
ſeine Zuftimmung wirklich verfagen, dann haben wir
ſchwarz auf weiß, daß die Kathoͤliken in Deutſchland
ſchlimmer behandelt werden als die Sozialdemokraten.
Es werden daun vielleicht {hon bald Zeiten Fommen,
daß man allgemein. nach den Jeſuiten rufen wird,
vielleicht aber. Zu. ſpät
Der Großherzog von Luxemburg hat am S dS.
ſeinen feierlichen Einzug in ſein neues Land gehalten
und iſt begeiſtert aufgenommen worden Die Königin
Cmma der Niederlande Hat dem Huyemburgifchen Wii-
niſter Eyſchen das SGroßfreuzg Des Verdienſtördens
vom Niederländiſchen Lömwen verlichen.
In Irland ſieht es wieder jehr trübe aus. Bar-
nell hat erft nach Heftigiten Scenen ſich in die Spalt—
ung der iriſchen Partei gefunden. 50 Mitglieder
ſtehen jetzt unter Mal Carthy, während 30 Parnell
treu blieben. Parnell hat den großen Dispofitions-
fonds der FIrenpartei zur Verwaltung, und wie er
ſich in ſeinem Privatleben bereits als Schurke bewie⸗
ſen hat, zeigt er ſich auch darin als Betrüger daß
legen will Die Spaltung wird namentlich die Ac—
tion Gladſtones lähmien aber bei den Wahlen wer—
den die Parnelliten wehrſcheinlich auf eine verſchwin—
dende Ziffer zujammen|hrumpfen.
Der Hl. Vater hat zur Empfehluug des Anti—
ſtlavereiwerkes des Kardinals Lavigerie ein ſehr
lobend gehaltenes Schreiben an alle Biſchöfe gerichtet.
— Der italienifche König hat mit einer inhaltsloſen
Thronrede Ddie. Kumimern eröffnet. Dabei
fonnte er natürlich nicht unterlaſſen den hl, Bater
in ungerechter Weiſe anzugreifen! Auch im König—
reich Stalien - wird der Krug ſo lange zu Waſſer
gehen bis er bricht.
In Fraͤukreich zieht jetzt die Freimaurerei
ihre boulangiſtiſchen Mitglieder vor Gericht weil ſie
die Freimaurerei entehrt Hätten.“ Wäre Bonlanger
ans Ruder gefommen, ſö würde ſchwerlich dies Ver—
fahren eröffnet worden ſein.
In Spanien haben die Provinzialrathswahlen
ſtattgefunden die, wie dort immer, zu Gunſten des
Cabinets, alſo der Conſervativen ausgefallen ſind.
Die Spanier haiten auf den Carolinen Inſelu,
die ihnen im Schiedsjpruch des Papſtes zugeſprochen
find, einen Kampf gegen Ddie Eingeborenen 3U
|
beftehen,® Lr dem fie nacd) der eingegangenen Nachricht
nunmehr ſiegreich geweſen find, Immerhin Hatten He
26 Todte und 58 Verwundete. ;
Die ſeltſame Denkſchrift der Königin Naͤtalie von
Serbien ſoll in der Skupſchtina (Landtag) nicht zur
öffentlichen Verhandlung Fommen, was die KAönigin
natürlich jehrärgert, Sie will dieſelbe jetzt in Baris
der Deffentlichkeit übergeben. Da Hätten wir alio
wahricheinlich wieder einen netten Waſchkübel voll
ſchmußiger Wäſche zu erwarten.
In Außland ſoll das neue IJudengefeß in
den nächften Tagen veröffentlicht werden Den Fuͤden
darf kein ©rundeigenthum weder verkauft, verpachtet,
noch verpfändet werden Grund beſihenden
Juden werden enteignet. Das wäre ein Effen für
unjere Autijemiten,. Katholiſchen Drdeusnieders
laſſungen ift ähnliches in anderen eiviliſirten Ländern
auch. ſchon pajjirt. Es lebe das 19. Jahrhundert !
* 2* nerhäuptlinge, Wwelche in den
Vereinigten Staaten eine kriegeriſche Haltıng au—
genommen Hatten, ſcheinen ſich beruhigen zu wollen,
nachdem General Brovfe ihre Beſchwerden unterfucht
und gerechtfertigt gefunden Hat. Die armen Roͤth—
Häute, ſbuſt ganz friedliche Menichen, fcheinen wieder
einmal von den Weißen in ihren wenigen Rechten ge-
kränkt zu ſein und ſich dadurch zum „Kriegspfad“ ent:
ſchloſſen zu haben.
Im Koͤnigreich Uganda in Afrika ſchützt bekannt⸗
lich der König Mwanga die katholiſchen Miſſionen.
Darüber ſind die proteſtantiſchen Miſſionare dortſelbft
ſo erbittert, daß ſie nach eigenem Geſtändniſſe einen
Nebenbuhler des Königs, Katikiro, unterjtüßen. Aito
wollen die Herren wohl ein RKevoluttönchen machen.
Chriſtlich iſt das waͤhrlich nicht
Die
Qarum wurde der Jeſuitenorden
von Yapff Elemens XLV. aufgehoben?
Aus der Pfälzer Ztg von Dr. Iäger.)
IL
* Das geheime Band, welches die Aufklärer um-
ichlang, war der Yrdenm der Freimaurerei.
Er erreichte in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhund⸗—
erts ſeinen Höhepunkt Der Streit, waͤnn diefer
Geheimbund entſtenden ijt, wird wohl noch lange
dauern, aher die Erzählungen von Salomo’8 Tempel
yon Neiſter Hiram u ] wW. gelten allgemein für’
Maärchen, die ganze Symbolik des Ordens fuͤr bloßes
Aushangſel zur Täuſchung der Maſſen. Als Zweck
des Ordens darf man getroft die Bekämfung der
— —
2) Ein adeliger Zproß.
Novelle von Antonie Haupt.
(Nachd. verb.)
Mit Ehrerbietung betrat Adalbert ein hoheS gemwölbtes
Gemach, Ddefjen Dede jept freilich zum größten Theile der
pfaue Himmel bildete ; hHier in des Batevs Bibliothek war
ipm von jeinem freundlichen Lehrer zuͤerſt das weite Reich
der Wiffen)chaflen aufgefchloffen worden. Ein (Oreidbendes
JBeH drang ihm in’$ Herz, als er jeine Schritfe in den
Harauffolgenden Raum lenkte; hier war eS, wo ber ſchei⸗
dende Blick jeineS geliebten Vaters mit ſchmerzlichem Wus-
drucke zum legten Male auf ihm geruht, dort an jener
Stelle itanddas Himmelkett, auf dem ſein Bater mit der
jtarren, erhabenen Ruhe des Todes den Augenblick er-
wartete, da man ihn in die kalte ©ruft fenkfen winde
SZebt wucdhs auf Ddem Piäßchen eine Üppige Slora. wild
Surcheinander. Mit iraurigem Sächeln brach der junge
Mannn eine blühende SFmmergrünranke, m ſie zum Yı
denken zu bewahren, dann ging er durch den gänzlich ver-
mwilderten ebemaligen Schloßgarten nach der Meinen Kapele
zur leßten Rugeftätte D:r Leiter feiner zarteften Mindheit.
Yla er nach einer Halhen Stunde die Kapelle verließ, 1a9
ein unendlicher Friede über feine bleichen Züge ausgeguffen,
feine Lippen Nüfterten : „Sanft möge Cure Wiche rußhen,
meine ®eliebten, indefjen Euer verklärter Geiſt mit Eltern—
liebe Suer Kind zum SGuten lenkt.” _ *
Er dacdte daran, mit welchen Gefühlen er vor fünf—
— — in der man
ijte3 zu Grabe geleat; 1uie jelbitberftändlich erfhien e3 ihın
damal3, daß die bäterlichen ®üter zerriffen und _get[_]ejlt,
und daß die ftarre, aefühlloje Burg, die beim plößlidhen
Tode des8 edelften Wenſchen niht zujammengefallen, u
zicht einmal einen Stein bewegt hatte, nun gewaltjanı 3zer-
Hört werden jollte. Doch jebt, na vielen Sahren eiftigen
Siudiums, nach Jahreu, in Denen er mit Sorge, Noth und
allen Widermärtigfeiten des Lebens Kümpfend f einen
ehrenvollen Namen ercungen, iebt hatte e$ ihn wie mıf
Zaubergewalt dorthin zurüdgez0nen, 10 ET als Knahe
jeinem Bater gelobt Hatte, einft jeiner würdis und als
ganzer Mann zurüczufehren.
unDd ſeine Liehe zur Natur liehen ihn das Stiudium der
Yebizin und der Naturwiſſenfchaften ergreifen.
er alle Prüfungen vorzüglich bejtanden, hHatte er ſich als
pratliſcher Yrzt und WPrivatdozent in der UlniverfilätsHadt
. am Rocin niedergelafjen. Seit zwei Jahren wirkle er
bereits mit Srefolg und feine Borkefungen erreyten Aufſchen
in der Gelehrtenwelt
Mit dankbarer Liebe gedachteer jeineS ernſten Lehrers,
der ihn mit aroßer Sorgfalt auf dem Schloffe in den AUn-
fanagaründen der Wiſſenſchaften unterrichtet Hatte und auch
ipäter noch in allen Bebrängniffen ihm ein treuer Freund
und Rathaͤeber geblichen war. Da Ddiefer . nur wenige
Stunden enifernt am Ufer der Moſel wohnte befchloß er,
fogleich. ihn aufzuiuchen. Sinen letzlen Bück warf er al3
Scheideruß auf das Schloß, dann wmandie er ſich mit
claftiſchen Schritten dem faum ſichtbaren Pfade zu, der in
den dichten Wald führ:e. Hier war jeder Haum ihm eint
lieber olter Befannter, und der Mcine gefchwäßige Bac,
der zumeilen jeinen Weg Heuste, erinnerte ihn darvan, wie
er fo oft im findlichen Spiele feine Schuhe als Schiffe
demfelden anberfraut, wie dann Der vedifjche Areund Die
Schiffe häufig zum großen Schrecken des Beſibers mit
Sturmeseile entfühıte, ſie ſchlieblich aber doch ohne Weitern
Unfall an einer Alippe vder Sandbank ſtranden ließ. Adal⸗
bert lächelte in Zer Srinnerung an die Harmlofe Knderzeit
und. nickte dem frauten Geſpielcn freundlich 3u, olıne ] Doch
ſeinen Weg z unterbrechen, da die Sonne ſich bereits zum
Untsrgange netate und er den väterlichen Yceund noch bei
Tageshelle begrüßen wollte
Nach zweiſtündiger Wanderung lichtete ſich der Weld
und von Beivunderung voll Glied Aaalbert ‚auf ſeinem
hoͤhen Stantpunkt mwie feitgebanut. Ticf unten umraufch-
len die Wellen der Mojel den kühnen anftrebenden Felſen.
auf Ddem er ftand; arün, wie ein dunkler Smaragd, Iag Dder
Sluß 2zu feinen Süßen, Schiffz, deren Segel im Golde der
cheidenden Mbendfonune herüberglängten, folgten jeinem
Qauf. Gegenüber erhob eine zerfallene Burg „ihr fanen:
reiche3 Daupt und fchien gleich ciner hHohen Warte tief 18’3
Qand. Hinein zuIugen, während an dem Zuß des rebenum—
— — — s —
kränzten BergeS ein freundliches Fiſcherdoͤrfchen ſich an-
jOmrenie. Der Schimmer der Ybendro:he auf der —
lichen Landſchaft verlieh dem Bilde „etwas Zıuberifches
und e8 Famı dem jungen Manne vor, als ob eın Feenland
ſich vur ihm aufihue. Sangfanı, im Ynfhauen de8 reizen:
den MojelthHales verfunfen, ftieg er auf fait ungangbarem
YWege Dden fteilen 5 18 ' Hinunter und erreichte eben das
Ufer des Sluffes, als ein Kahn loshelöſt wurde, um eine
Ynzchl fröhlıer Landleute, die von der Wrbeit im Felde
zurüdfehrten, in ihr heimiihes Dörfhen zu beförderr.
Sein Gruß ward freundlich erwider:, und bald tanzte das
Hahrzeug unter ftöhlichem Ndın und Plaudern der
Ainzer auf den 1ölhlich {dimmernden Welen,
Da ertönte das Abendelöckhen vom nahen RAirchthurme:
die inuntern. Reden verftummfen, feierlich il mward’8 auf
dem Waſſer eine Hare Mäd@wenftimme intonirfe das „Avye,“
und- melodiſch fielen die Andern ein Auch die veede
fiimmten fchallend mit fır die ergreifende Weiſe des Cho-
Tal$, und der, Horizunt lammte höher auf in purburner
Siuth. Es mar, al3 D5 fih Erde und Himmel vereinten
zum. Lobe und Preiſe des ST öpfers.
Tief bewegt, mit ſtummem Gruß ſchied Adalbert am
jenjeitigen Ufer von ſeiuen andädtigen @enoffen und {hlug
den Weg zu Ddem traulichen Landhauje ein, Wwelches fein
väterlicher Freund, Dder muumehr greife Seminardirektor
Clemens nach einem fangen, ganz dem Unterricht gemwid»
meten Leben, 3zur Stälte feiner Ruhe auserwählt. Hatte.
Hier lebte Dderfelbe“ uun Lund vergnligt den Wıffen-
j haften, und bereitete HO infeiner f ommen Weife auf das
niht mehr ferne Ende vor, weldhes er nicht zu fürchten
brauchte.
—
Fortſetzung folgt.)
Humoriſtiſches.
— Köünnen Sie kochen? fragte eine Dame das
Mädcdhen, das hei iht in den Dienſt treten wid. „“
ſagt dieſes eine dralle Berlinerir, indım cS$ die Zände
entrüſtet in die Seite jiemmt, „t; Madame, ick werde
Koch’ın nich fennen, der ja Bazilijen erfungen Haf !”