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Pfälzer Bote für Stadt und Land (25) — 1890

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Nr. 141 - Nr. 150 (24. Juni - 4. Juli)
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Eſcheint tägli® mit Ausnahme der Sonmn= und Feiertage.

amftaqgS mit Unterhaltungsbeilage. Preis vierteljährlich
M, 1.20 odhne Trägerlohn u. Poͤſtaufſchlag. Beſtellungen
bei den Poſtan ſtalten u. bei ver Expedition Zwingerfiraße 7.







Anzeige-Blatt für die Amtsbezirke Heidelberg,
Ladenburg, Weinheim, Schwebingen, Philippaburg,
Wiesloch, Bruchfal, Breiten, Nedargemilind, Mosbach,
Eherbach, Buchen, Walldlirn, T.-Bifofsh. Wertheim 2c.
— — —



























Verantwortlicher Redalteur:
Julius Jecker in Heidelberg.







⏑ den 3, Zuli 1800

{

Druck, Berlag ı. Erpedition von Gebr, Huber
in Heidelberg, Zwingerſtraße 7.



— —

— — —





8
Beſtellungen
Quf Den „Pfälzer Boten werden bei jänımtlichen
—— ſowie in unſerer Expedition Heidelberg,
wingerſtraße 7 entgegengenommen.
Die Erpediti








A M ’
* Som Wifmanns-Commer5.

Unſer bedeutendſtes Centrumsorgan, die Kölni—
ſche Volkszeitung, welches u. a. auch über colo-
Halpolitiſche Angelegenheiten ganz vorzüglich unter—
Uchtet iſt, bringt über den dem Reichskommiſſär

ajor v. Wißmann zu Ehren veranſtalteten Commers
Leufalls einen ausführlichen Bericht. Von beſonderem
Fntereſſe ſind für uns die bei dieſer Gelegenheit ge—
enen Reden des Herrn Herrn v. Wißmanu
Ebſt und des Cenkrumsfuͤhrers Excellenz Dr.
Sindthorft, die wir den Leſern des Pfälzer Boten
icht vorenthaͤlten wollen.

Major v. Wißmann ſagte folgendes: Meine
Derren! Nehmen Sie zunächſt meinen und meiner
vffiziere innigſten Dank für den gütigen Empfang,
en Sie mir hier bereitet hHaben. Ich ſage auch
„Meiner Offiziere Dank“, weil ich ohne dieſe Herren
Örüben feine Erfolge errungen Hätte. Es ijt eine
Koße Sache, in fernen Landen für das Vaterland zu

eiten und dazu durch die Nachrichten aus der Hei—
Math aufgemuntert zu werden; mein Dank geht nicht
0ß auf die heutige Feier, ſondern auf Die große
üte, die Sie mir während meiner Abweſenheit zu—
Lwandt haben. Ich danke insheſondere für die
Aiſerlichen Gnadenbezeugungen, und bin ſtolz darauf,
Itolz auch darauf, Ddaß der Reichstag un& o gtig
enrtheilt hat, ſtolz wenn Männer, wie Ercellenz
Anochoel unſer in ſo gütiger Rede gedacht haben.
das wird für uns unvergeſſen bleiben Wir haben
ür Deutſchland gefochten, und die uns gewordene
Itoße Anerkennung iſt das Hoͤchſte, was wir erhoffen
Ünnten. Nun komme ich zu einem praͤktiſchen Mo—
Ment — ein ſchlechter Reichskommiſſär, der nicht
rraktiſch iſt — und füge meinem Dauk eine Bitte zu:
ie Bitte unı weitere Unterſtützung! Geiterkeit) Wir
Waren genbthigt, mit Gewalt Krieg zu führen, un
lejenigen niederzuſchmettern, die es gewagt hatten,
Deutichlands Fahne frech zu Dbefchimpfen, ım Ddie

fMavenräuber niederzumwerfen (Bravo!) und geordnete
erhältniſſe in Ländern zu ſchaffen, die verwildert
Waren, mehr, als zuvor. Schon Montecuculi forderte
— — —

Die ſchwarze Hand. — verb.)
29 Roman von Lam pert de Ste, Croix:
Autorifirte freie Ueberſetzung von Philipp Freidant









Antonio öffnete die Thüre etwas weiter und ſtreckte
Rinen Kopf in dieje Deffnung, unı einen Ueberblie in das
AMnere des BZimmer8 zu gewinnen. Jn dem Zimmer
g“rid)te ein gewiffes Haͤlbdunkel; indefjen beleuchtete ein
b“tfb die Ritzen des Fenſterladens drinaender Mondſtrahl
0S Bimmer {o weit, daß ein heſchränkter Ueberblick mög-
\ war. Nicht3 regte ſich in der Stube. ; .

N Antonio wurde kühner und drang in das Bimmer ein ;
b“u‘b das Deffnen der Thüre {firömte‘ das blaͤuliche Licht
es Mondes voll in das Zimmer.‘ ;
T Seine Verwunderung wuchs, als er jein Ohr an die
Tegte und nicht das gerinafte Geräuſch im Innern
* Parterreraumes vernahm. AWo mochte der wachſame
. W6artige Hund Jein, von dem ihm der Wirth geſprochenhaͤtte?
* Nach einigen Augenblicken der Uebexlegung ffnete er
* cotig. die Thüre. etwas mehr und ſchralzte! um den

eicht eingejHlafenen Hund wach zu machen, ınit der

Unge. NichtS regte fih. Solte der Hund vielleicht den
? enen Spalt in der Thür benützt Haben, um zu entfliehen ?
Tagte ſich Antonio. Die Deffnung war aber zu Hein und
fr große Hund konnte unmöglich, nachdem er fortgelaufen
_äflr‚ die Thür wieder hinter ſich ſo zugedrüct hHaben, wie

Ntonio _ fie vorfand.


Sadaver.eines: großen Hundes, deſſen Leble ‚anfcheinend
ja einer Navaja durch{nitten war. - Das arme, Zhier
— — foͤrmlich im Blute und ſein Körper war noch
ürm. Das treue Thier Iag lange Hingefiredt am Feuer⸗
erd nahe dem Yufaange zum : erjten‘ Stode, ..

Der Chulo wich entfebt. vor Schrecken zuxück; dann
Selletferte er, jeinen,ganzen Muth zufammennehmend, die
Neile Treppe, welde zum Stodmerte führte. Dier bot {ic
m ein. nod weit gräßlicdherer Anblick dar. -

i Die Fenjter deS exiten Stodes hHatten keine Säden; aus
tefem Grunde wor das einzige Bimmer-‚desjelben von dem
Wflnblime bis in den außerſten Winkel erhellt Auf einem

für die Kriegführung Geld, Geld und abermals Geld,
und wenn auch die hauptfächlichſten Unternehmungen
beendet find, jo fann, doch ünſere dortige Macht nicht
verringert werden, mit Rückſicht auf die Erſchließung
des Innern. Ich bitte aljo nochmals um ihre Uuter—

jtüßung. (Heiterfeit.) In dieſem Sinne (ſtürmiſche
Heiterfeit) trinfe ich auf die hohe Vertretung des

deutſchen Volkes der Reichstag lebe hoch!“

Windthorſt ſagte ungefähr Folgendes Die
Reihe der offiziellen Toaſte fer zwar zu Ende, aber
das Comitee habe ihm geſtattet, noch einen ſolchen

auszubringen, wenn er keinerlei politiſche Anſpielungen
mache. (Große Heiterkeit.) Er woͤlle verfuchen, das
Verſprechen zu halten! Geiterkeit) Daß Wißmann
ſich großer Sympathien erfreue, könne nicht anders
ſein, Da er als jugendlicher Held im Auslande die
deutſche Fahne hochgehalten habe (Beifall.) Er freue
ſich, in ſeinem Alter neben dieſem jungen Helden zu
ſitzen, der auf ſolche Leiſtungen zurückblicken könne.
Wißmann habe ſchon ſeiner Offiziere gedacht, aber er
(Redner) wolle zunächſt dieſen auch Dden Dank der
Verſammlung ausſprechen. (Beifall.) Jetzt aber komme
er auf ein häklicheres Thema Wißniann habe weitere
Unterſtützung verlangt. Elephantenzähne haben wir
nicht; ob noch Gold und Silber? Er liebe die Poli—
tik der freien Hand (Große Heiterkeit und übernehme
nicht gern Engagements! Aber es gebe Momente,
wo auch das härteſte Herz weich werde, . Wir Können
nicht aufgeben, was wir erreicht haben. (Lebhaftes
Bravo) Er halte e& mit dem hannoverſchen Spruch
Nunquam retrorsum! (Bravo.) Wenn der gute Major
nicht gar zu viel verlange die Sache ſei bei Offi—
zieren bedenklich —, o werde krotz ſchwerer Opfer
auf anderen Gebieten auch in Afrika die Faͤhne hoͤch
gehalten werden i
welchen Eindruck hätte eS in der Welt gemacht, wenn
Wißmann hätte „mit langer Naje abziehen“ müſſen!
Wir wollen recht ſparſam fein, um das Nothivendige
für ihn zuſammen zu bringen. Aber ich hätte nicht
exrmartet,. daß die Forderung ſo raͤſch an üns heran—
treten würde. Es ſcheine eben, daß er nur gekom—
men ſei, um das früher Bewilligte zu holen (große
Heiterkeit und anzukündigen daß er bald wiederkom—
men würde (Große Heiterkeit) Aber er der Redner,
könne Wißmann nicht verlajjen. Windthorſt ſchließt
mit einent von der Verſammlung jympathijch aufge—
uommen Trinkſpruch auf Wißmann’s Mutter, welche
ſich gewiß ‚anı meiften freue über die glückliche Heim—
kehr ihres Sohnes.

Gerührt dankte der Reichskommiſſär! Die kleine


Excellenz hatte den Erfolg des Abends geſichert und
auch die Aufmerkſamkeit des kleinen, ſchmäͤchtigen Wali
von Pangani gefunden, welcher in ſeinen maͤleriſchen
orientaliſchen Gewändern auf Sandalen zwanglos
umherging und ſich freute über die Ehren, welche dem
„großen Herrn“ (v. Wißmann) zu Theil wurden, Er
woͤllte dem Wali Windthorſt“ vorgeſtellt werden, wie
er ſich arabiſch ausdrückte, worauf Graf Heensbroech
ihn zu der kleinen Excellenz führte und v. Wißniann
die Vorſtellung in arabiſcher Sprache bewirkte. Auch
ein Somali war anweſend. Der Commers dauerte
bis nach 1 Uhr. —

Deutſches Reich.

* Berlin, 1. Iufi. Die hieſige Poſt“ ſchlaͤgt
eine € mi]]ionSiteuner für ausländijche Werthe,
ſowie für inländiſche Bank- u. Induftriewerthe
vor. Die Beſtenerung ausländiſcher Werthe um 1
Prozent würde im laufenden Jahre 11 Millionen, im
vorigen Jahre 37 Millionen eiugetragen haben ; Ddie
einprozentige Beſteuerung von Neuemiffidnen von In
duſtriewerthen hätte voriges Jahr Rieſenſummen ge-
bracht. Ein derartiger Antrag werde beun Reichstaͤge
geftellt werden. — Die Ausbildung der Mannſchaften
des Beurlaubtenſtandes mit dem neuen Gewehr,
wofür vom Reichstage 11 Millionen bewilligt ſind,
wird je 10 Tage dauern; e$ werden Dazit nicht mur
die Reſerviſten, ſondern auch die Landwehr erſten
Aufgebots einberufen werden.

5 Reipzig, L Juli. der „Fleine Belager-
ungszuſtand über Leipzig iſt heute abgelaufen
und wird nicht wieder ernenert Leipzig war nach
Berlin die erſte Stadt, über die der Ausnahmezuftand
fanı. Dort war bis 1878 der Mittelpunkt der ſozial—
demokratiſchen Agitation gewejen; die hervorragendſten
Führer der Bewegung, die Abgg Bebel, Liebknecht,
Haſenelever Motteler ı. ]. w. haͤtten in Leipzig ihren
ftäudigen Wohnſitz; das Parteiorgan der „Vorwärts“
erſchien dort und daneben die ganze Reihe von Agi—
tatiousſchriften, die vom Verbot des Sozialiſtengeſezes
betroffen wurden. Die Zahl der Ausweiſungen war
eine beträchtliche, unter den Ausgewieſenen waͤren
natürlich Bebel und Liebknecht. Jetzt können die
Ausgewieſenen zurückkehren, wenn ſie wollen.

“ Straßburg, 1. Juli. Der Zuſtand des
Biſchof Stum pf ift hoffnungslos.! Der Papſt hat,
wie der Elſäſſer“ mittheilt, dem Kraͤnken vermittelſt
Telegramm ſeinen Segen geſandt.

München, 30. Juni. Der Verkehr mit Ober—
ammergau auf der Bahnlinie Murnan Oberan iſt



















einfachen Holztiſche nahe der Thüre braunte eine Kerze,
welchẽ dem Erlöſchen nahe war. *

Nahe dieſem Tiſche ruhte auf dem Fußboden in einem
Meere von Blut der Leichnam einer Frau ohne Zweifel
der von Marig Ordonnes Die Haare waren verwiretund
die Augen weit oifen. Autonio war keine furchtfjame Natur
und fein Charakter konnte wohl ein ſtarkes Stück Schrecken
ertragen Er haͤtte dem Tode in ſeiner Carriere als Stier-
kämpfer ſchon häufig ins Auge geblict; die höchſte Lebens-
gefahr hatte ihn noch niemals außer Jaſſung gebracht. SIn
deſſen der Anhlick diejer in ihrem Blute gebadeten Frau
deren aufgeriffene Augen ihn vorwurfsvoll” anzubliden
ſchienen machte auf ihn einen ganz unbeſchreiblichen noͤch
nicht empfundenen Schrecken.

Er frand auf dem Punkte zu ‚entfliehen, aber das Ge-
fühl der Menfchlichteit überwog bei ihHm da des Schreckens
und er kniete neben dem Veichnam nieder, ſtrich die Haare,
welche einen Theil deſſen Geſichtes hedecten, zur Seite und
hefeuchtete mit feinem Taſchentuche welches er -in ‚ein nahe-
ſtehendes Waſſergefäß tauchte, das Antlis der Frau in Dder
Hoffnung, ſie noch ‚ inz Leben -zurücrufen zu können.. Dieſe
Bemühungen waren vergeblih. Das Leben hHatte Varxia
Ordonnez hereits verlafjen. Die nach der Eingangsthlüre
blidenben‘ Augen blieben unbeweglich und offen; die. Arme
hatten ihre naͤtürliche Lage beibehalten und die ganze Hal—
tung des Korpers zeigte an. daß des arme, Oyfer unver⸗
ſehens überfallen worden war und der Tod plötzlich einge—
treten ſein mußte.

In ſeiner tiefen Bewegung ſchloß Antonio die Augen
der Zodten dann Juchte er ſich klax zu machen auf welche
Weiſe die Frau getödtet wurde. Auf der Bruſt in der
Gegend des Herzens zeigte die leichte Kleidung der Frau
einen ſtarken Blutflecken und von da hatte ſich ein Aut—
ſtrom auf den Tiſch ſowohl wie noch mehr auf den Fuß-
boden verbreitet.

Als er das OÖberkleib etwas zurückſchoh bemerkte er
auf der linken Bruftfeite eine tiefe ſhmale Wunde, welche
durch geronnenes Blut. bereits verklebt und fichexlich durch
eine Navala verurſacht war.

Antonio haͤtte derartige ſchreckliche Wunden bei Strei—



tigkeiten zwiſchen Angehörigen der niederen Volkzklaſſen
ſchon Häufig geſehen und konnte ſich über deren Gefähr⸗
lichkeit nicht täufchen. .. ... 3 ;

Er konnte hier nicht mehr helfen und es fchien ihm
das Beſte zu fein,‘ um über den geheinmißvolen Mord
kein Zeugnig ablegen zu müffen, zu.entflichen.. Alles befand
ſich ſonſt in Ordnung in dem Hımmer. Ehe er ſich aber
entfernte, beabſichtigte Antonio Schriftitüce. von der Hand
diejer Frau zu entdecken, um dadurg ſeinen Auftrag Deffer
erledigen zır fönnen. Aus dieſem Grunde begann er das
beſchedenẽ Mobilar der Witwe zu durchluchen.

Im Begriffe, eine Schublade aufzufdließen, vernahm
er plablich auf der Straße einen gelienden Pfiff.

Dieſes Gexäuſch erregte bei ihm ein Zittern des
Schreckens er hielt in jeinem Beginnen inne und horchte

Ein zweites noch ſchrilleres Pfeiffen ertönte in Der
Stille der Nacht..

Diefjes Mal täufchte er ſich nicht, e& war das Alarm—
ſignal der Sicherheitswache, 2
An dieſen Querſtxich durch ſeine Rechnung hatte An-
tonio nicht gedacht. Er erinnerte ſich mit Schreden, die
Hausthüre offen gelaſſen zu ‚Haben. Ein Nachwächter⸗
welcher vorlüberging, hHatte dies bemerkt und ohne Bweifel
ſeine Kameraden zur Hilfe herbeigerufen.

Er war gefangen.

Die Nachtwächter erregten in ihm zwar keine Furcht.
beſonders da einige derſelben zu ſeinen beſten Frkunden
zäͤhllen aber ein plötzlicher Gedanke erſchreckte ihn „auf’s
ſödtlichſte — ;

Wenn die Beamten hier eindrangen, ſo fanden jie iOn


Auch ſeine Verkleiduns muͤßte

ihn unter allen Umſtänden verdächtig-machen. -
Ein: Stimmengetwsirr drang von der Straße an feine

Dhren. Antonio. mußte nun einen Entſchluß fajjen, Er


ſich zu. } ;

; Wuf der Straße bemerkte er drei Nachtwächter, welche
ſich mit gedamyfter ‚Stinme unterhielten und anjcheinend
zögerien, in das Haus einzudringen. —


 
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