Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Pfälzer Bote für Stadt und Land (25) — 1890

DOI Kapitel:
Nr. 281 - Nr. 290 (7. Dezember - 19. Dezember)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44151#1125

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext




e
4
J4O

2*

>












Sriheint täglid uuit Augzahme der Somn- und Feiertage.
SamfiagS mit. Unterhaltungsbeilage, Preis viertel jährlich
E, 1.20 ohne TrägerlohHm u. Boftanffchlag. Beſtellungen
Bet den Poftanftalten ı. bei der Expebition Zwingerfiraße 7.





Berautwortlicher Redakteutr ;
Iunlius Jeder in Heidelberg.















Sedelderg, Somlag_den 7.













— —







8*

Beſtellunge
für den Monat
— — werden noch fortwährend bei ſämmtlichen.

RBoitanitalten, bei unſexen Trägerinnen, ſowie in un⸗
Zwingerſtraße 7
Die Exrveditien

ferer Expedition Heidelbers,
entgegengenommen.














beilage bei

— —



$ Des Sefles Marik ämpfüngnifi wegen, er.
feheint am Montag kein Pfaͤlier Bote“. Die nächſte
Yummer wird am Vienſtas Mittag erpedirt.

* Bolitilde Woenüberfict.
Heidelberg, 6. Dezember.

Das Centrum hat alſo den Antrag auf Auf—
hHebung des FJejuitengejeßes im Reichstage
eingebracht. Der Veſchluß der Fraktion war ein
An eine Annahme des Centrums—
antrages iſt nicht zu zweifeln auch liegen die gün⸗
itigften Anzeichen dafür vor daß der Bundesrath
dem Reichstagsbeſchluß ſeine Zuftimmung nicht ver⸗
jagen wird. Die liberale Preſſe beſchränkt ſich im
allgemeinen mit der einfachen Regiſtrirung des Cen-
trumsantrages. Nur in Baden befinden ſich noch
einige amtliche Verkündigungsorgane, welche es ſich






volliten Gefetzes das in Deutſchland je gemacht wurde
zu proteſtiren. Ueberlaſſen wir dieſen Vertretern ver⸗
bohrter Engherzigfeit ihrem Unwillen Die Je uiten
fommen doch — auch in den Muſterſtaat Baden —
denn Recht und Gerechtigkeit mü ſſen und werden

iegen. \
; * Reichstag welcher in dieſer Woche wieder
zuſanimengetreten ijt, hat ſich außer mit einigen Wahl-
prüfungen hauptſächlich mit der Vorlagẽ über die
die Bereinigung Helgolands mit dem Deutſchen
Reich befchäftigt und in zweiter Leſung den S 1 der
Voͤrlage, welcher die Zuſtimmung des Reichs zur
Ginverleibung der Inſel in den pr eußi] chen Staats⸗
verband ausſpricht, nach unerheblicher Debatte ge-
nehmigt.
Den Berathungen der

74 Eicht und Schatten. aud verb.)
DOriginal-Kovelle von Han Jordeens

Schulmänner-Aonfe-







Laſſen Sie das einftweilen mein Geheimniß fein,”
erwiberte Natalie wieder mit jenem feltjamen Sächeln in
den ihönen Zügen. „Sie verſprechen mir alſo, meinen
Wuͤnich zu erfülen ?“ ; .

Ich verfpreche e& Ihnen, Natalie,“ .

Der junge Mann leate bei diejen Worten zur Bekräf-
tigung feine KRechte in ihre jhmale Hand. .

Tage und Wochen verfloffen und das Weihnachtsfeſt
rücte immer näher. R ; S .

Sn der Dannenberg’iden VBilla madıte ſich bei VBorbe-
reitung auf Ddie Fejttage ein befonderes vegeS Leben be⸗
mer£bar. —

Man richtete zum Empfange von Gäjten die Jremden-
zimmer her, und Natalie bewies in ibren verfdiedbenartigen
MAnordnungen eine Gejchäftigkeit, die darauf ſchlieben ließ,
daß eine bejonders freudige Sriartung fie dabei befeelte.

Vielleiht hatte der Brief diejelbe hHervoragerufen, Dden
fie furz vorher erhalten und den fie ihHrem Vater mit den
Morten vorgelegt hHatte: —

„WazZ ichfaum zu Hoffen waate, trifft ein. Sie werden
Beide Kommen.”

„Sott jegnet offenbar Dein Freundeswerk,“ fagte der


fiebreichen Biid auf feinc Zochter ; möhte es Dir vergönnt
- feim, dasjelbe ganz zu dem gewünichten HZiele zu führen.“

&3 war mur hoch wenige Tage vor dem Fefte.

NRatalie war am Moragen damit befhäftigt, an einem
riefigen, ſchön verzierten Tannenbaum noch einige Gold—
;litter zu befeitigen, als Frau gur Lenne ganz unerwartet
bei ihr eintraf. — 2

Liebe Natalie,” fagte die Commerzienräthin, Lebhaft
auf e zueilend, „Sie geben fich zu viel Mübe. Hat nicht
der Herr Bräjident noch geltern Abend exklärt, Daß unjere
Arbeit keiner Berfhönerung mehr fähig ſei? — Gönnen
Sie i nun ouch ein wenig Ruhe,“ ; :
„D, defjen bedarf e& nicht,” war Nataliens freundliche










reuz welche am Donnerſtag begonnen hat, wird mit leb⸗
hHaftem Interefje entgegengeſehen. Zu Sunften der
ungeſchuialerten Beibehaltung der klaͤfſiſchen Sprachen
in den Mitteljchulen erläßt ein großer Theil der
Berliner Univerfitäts-Profeſſoren eine Erxklärung,
welche nebſt den aͤnderen Erklärungen ähnlicher oder
entgegengejeßter Art der Konferenz unterbreitet werden
foll Daͤß die Konferenz eine trotz der geſtern er⸗
wähnten ſehr engeriſchen Anſprache des Kaifers
eine radikale Umgeftaltung des höheren Schulweſens her⸗
beiführen werde, wird nicht erwartet; man glaubt
auch nicht daß die Umwondlung des Real-@Oymna-
ſiums in eine Vorbreitungsanſtalt für akadeiuiſche
Studien zu gewaͤrtigen ſei Nur ſo viel hält man
für ſicher, daß die lateinloſe Bürgerſchule nachdrück—
liche Förderung erfahren und das Gymnaſium aus
den Berathungen unverſehrt hervorgehen werde.
Wichtig wird die Diskuſſion über einige Einzelfragen
jein, namentlich über das Berechtigungs weſen, den
Turnbetrieb, die Klaſſen⸗ und Schulfrequenz, die Ver—
einfachung der Abiturienten-Prüfung.

Irhr von Schorlemer Alſt, deſſen Mandats—
niederlegung für den Reichstag der liberalen
und kouſervaͤtiven Preſſe wiederum Aulaß zu allerlei
Kombinationen über Spaltungen im Centrum 20. gibt,
widerlegt dieſe Kombinationen in einem ausführlihen
Schreiben an ſeine Wähler im Wahlkreiſe Bochum.


Taͤgen hat mich ein ſchweres Herzleiden be—
fallen, welches mich an jeder freien Bewegung hindert,
deſſen Heikung bisher nicht gelungen ift, auch nicht
in baldiger Ausficht fteht. Ünter dieſen Umſtänden
iſt es mir unmöglich, meinen Platz im Keichstage,
einzunehmen. Indem ich
Ihnen! meinen Wählern für das mir erwieſene
ehrenvolle Vertrauen von Herzen danke, darf ich die
Verſicherung hinzufügen, wie es mich tief ſchmerzt
daß ich deuiſelben nicht ſo entſprechen fonnte, wie ich
e8 nach meinem warnien Intereſſe für den Wahlkreis
iusbeſondere auch für das Woͤhl der Arbeiter und
für einen guten Frieden zwiſchen Arbeitgebern und
Arbeitnehmern ſo gern gethan.“

Geht Parnell — oder geht er nicht?“ Das
iſt üoch immer die Frage, welche alle Kreiſe bewegt.
3 läßt ſich nicht leugnen, daß Parnell durch den
erwähnten Eheſcheidungsprozeß ſehr compr vm it-
tirt morden. und moralifch. als Führer der Ir—
länder unmöglich iſt; ndch iſt es Sache der
Srländer jelbit, ſich darüber zu äußern, was ſie
don ihi Ddenfen, .. Ein. großer Theil ſeiner Anhänger

(Eymiderung während fie einen Blick der Befriedigung Kber
die mit foftbarem, buntem Zand und mit zahlreichen Wachs-
lichtern beitedten Tannenzweige {hidte, „IH fühle, mi
nicht im Geringiten. ‚ermüdet. Nur geht eS mir- wie den


Abend erwarten können.”

„„Diefes Bekenntnißg beruhigt mich über micdh felber,“
erwiderte die CSommerzienräthin rafd., „Denken Sie fich,
daß ich mich hHeute Morgen zu Ihnen geflüchtet hHabe, um
der machjenden Gefahr zu entgehen, vor der Zeit unſere
Geheimniffe zu verrathen.“ *

Natalıe drohte der Sprecherin ſcherzend mit dem Finger.

„Da werde- ich mir meine Berbündete- am Ende noch
filr die leßten Tage in G:wahrjam nehmen miüjen,“ meinte
jie lachenb, „Damit ıc unjere Wiäne in Sicherheit weiß.“

_ „Sie mögen mich nun für eine Plauderin hHalten oder
nicht,“ erffärte die Commerzienräthin entſchieden, „jedenfalls
goftehe ich SFHunen-ganz offen, liebe Natalie, daß eS mich


das erforderlihe Schwe’gen zu Gerbachten über unjere be-
ablichtigte Neberrafdhung am Ehriſtabend Einestheils gibt
Georg Kich alle Mübhe, \mich duich Kreuz- und Yuerfragen
zum Sprechen zu bringen, anderntheiis aber thut es mir
zuch herzlich feid, ‚dem armen Zungen die nahe bevor⸗
fieneibe Erfülllung jeine3 Herzenswunfhes nicht mittheilen
zu fönnen. Bejonders ſtark wuchs die Verfudhung, Ddas
Schweigen zu brechen, noch vorgeftexn Abend in mir, als
Georg mich ganz im Stillen bat, Sie, liebe Natalie, zu
veranlaf{en, zu -Der in Muslicht: aenommenen Feſtlichkeit am
Weihnacht3abend auch Camilla Sandeck einzuladen, da er
die Graͤfin noch ein einziges Mal ſehen möchte.”

„Sch geftehe, daß es eine harte und ſchwierige Aufgabe
für das Mutterherz war, in diefenı Nugenblide niht ANes
zu verrathen,“” jagte Natalie mit einem theilnehmenden
Blick auf die Commerziearätbin. „Doch was erwiderten
Sie ihm ?”

Je nun, mas fol ich iHm erwidert hHaben,“ meinte die
Commerzienräthin adhfelzucdend. Georg! jagte ich wähs
rend ich mich bemübhte, möglichit erftaunt auszujehen, e5 il
in der That ein feltfames Begehren, was Du hier ſtellſt.












Anzeige-Blatt ür die AmtSbezirke Heidelberg,
Ladenbıtrg, Meinheim, Sıkwegingen, Rhilippsbutg,
Wiesloch, Bruchfal, Breiten, Neckargemünd Moshach
Eberbach, Buchen, Waldlrn, Z.-Bilhofsh. Werthein2c.

* 8

will Parnell nicht fortlaſſen, ſondern beſteht daxauf,
daß er bleibe, zumal er um kein Haar ſchlechter
jei, al8 diejenigen, die ihn von der Parteileitung
entfernt wiſſen wollen! Es haͤt ſich ein Ehrengericht
—_ die kommen ja allenthalben in Mode — gebildet,
welches über Parnells Verhleiben beſchließen ſoll;
dies Ehrengericht iſt in zwei Theile geſpallen! In
einer der Verſammlungen dieſes Gerichts führte Par⸗
nell ſelbſt den Vorſitz in ſehr ſelbſtbewußter Weiſe
uͤnd leitete die Debatte mit Geſchick und willkürlich
zu ſeinem Vortheil. Er entwaffnete ſeine Gegner
durch die Frage, ob Gladſtone's neueſte Home Rule—
Vorſchlaͤge ihnen annehmbar ſeien; ſie ſollten für die
entſprechenden
Gegenwerth verlangen. Parnell's Stellung hat ſich
entſchieden gebeſſert! ſelbſt für den Fall, daß ſeine
Abſetzung beſchloſſen werden ſollte

Das geſtern erwähnte Schreiben des Papſtes
an den Episkopat erinnert, daß die Kirche ſich zu
Gunſten der Sklavenbefreiung verwendete und
führt dieshezügliche Thaten früherer Päpſte, ſowie
das Schreiben Leos XII an die Biſchöfe Braſiliens
an! Der Papſt, pon den Erzählungen über die
Leiden der Sklaven in Centralafrika ergriffen, beauf—
tragte den Kardinal Lavigerie in Euxoba die Städte
zu beſuchen und die Souberäne der Völker aufzufor—
dern, für die Abſchaffung der Sklaverei einzutreten
Der Papſt ſpendet den Sduveränen Europas Lab und
Daͤnk für die Abhaltung der Brüſſeler und Paxiſer
Antiſtlaverei⸗Kongreſſe und empfiehlt mit der Ver—
kündigung des Evangeliums in Afrika durch Miſſio⸗
näre fortzufahren Zu dieſem Behufe wurde eine jähr—
liche Veranſtaltung einer Kollekte am Dreikönigstage

angeovdnet. /
Die Schulfrage.

Ueber die am Donnerſtag eröffnete Konferenz für
Berathung der Fragen des hoͤheren Schulweſens tragen



Druck, Herlag ı. Exrvebdition von Gebr, Muber
in Heidelberg, Zwingerfrake 7.








Die Konferenz für Berathung der Fragen des
höheren Schulweſens wurde Vorinittags 11 Uhr in
Gegenwart des Kaiſers mit einex Anſprache
des Kultusminiſters eröffnet, der Namens der An—
weſenden dem Kaiſer ſür deſſen warme Theilnahme
an der Erziehung der Jugend dankte, an die ſtete
Fürſorge der Hohenzollern für die Förderung des
Unterrichtsweſens erinnerte und auf die Ordre des
Kaiſers vom 1. Mar des Vorjahres verwies, welche
die Schule für berufen erklärte, mitzuwirken an der
Erneuerung des Volks auf jenen Gebieten, welche




für einen einzigen Geſellſchaftsabend die weite Reiſe unter⸗
nehmen wird Budem iſt es jetzt auch zu ſpät für eine
ſolche Sinladung.“ *

Der Arme, fiel, Natalie hier im, Tone wahren Mit-
gefühls ein. „Auch dieſe Cuttäufchung mußte er alfo noch
erleiden, che er zu fjeinem @iüde gelanat. _ Wie wünfdhe
i den Tag Herbei, der dieſen freudigen Wechſel herbei⸗
führen wird! 7*

Auch ich fehne mi ganz unbeichreiblidH nach den
Felttagen,“ ſagte die Commerzienräthin mit einem Seufzer
„®Sott gebe uns Allen ein fröhliches Chriftfejt.” ;
8 Endlich war der lang erſehnte Weihnachtsabend er⸗

ienen.

Im Beariffe mit Jeinen Eitern den Wagen zu befteigen,
der fie zu dem WoHnhauje des Bräfidenten hinausfahren
joflte, ‘ wurde Georg von dem eriten Buchhalter noch um
eine Unterredung in einer wichtigen Angelaenheit gebeten.

Nachdem er die Sacdhe mit jeinem Beamten in einer
etwa halbſtiindigen Berathung geordnet hatte, trat Georg
in fjeinem eleganten Schlitten ebenfalls die Fahrt nach der
Dannenberg’ihen VBilla-an.

Der junge Mann hüllte ſich in die weichen Pelzdecken,
um ſich vor der kalten Dezemberluft zu jchüßen, und wäh-
rend das leichte Gefährt von den feurigen Pferden gezogen
pfeilſchnell über die glatte, mondbeglänzte Schneebahn Da-
hinflog, Dachte er wie ſchon unzählige Male vorher ver⸗
gebens darüher nach, welcher Art die Neberrafchungen ſein
mwürden, die ſeine Mutter in Gemeinfchaft mit Natalie für
diefen Abend ſo geheimnißvoX infcenirt zu haben jchien,

Er war mit ſeinen vexſchiedenfachen Vermuthungen
noch nicht zu einem ihm möglih düntenden Kefjultate ge-
fommen, als der Schlitten mit einer rajdhen Wendung ſchon
durch das weit geöffnete Gitterbor des Partes fuhr und
auch gleich darauf vor der Billa hielt.

®eora warf die Deden, zurück und ſchickte einen for»
ſchenden Blick an dem Hauſe hHinauf, hinter defjen He ev«
leuchteten Fenſtern er mehrere Geſtalten zu bemerken glaubte,

(Fortjegung folat.)

























































































— —

— —
 
Annotationen