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Pfälzer Bote für Stadt und Land (25) — 1890

DOI Kapitel:
Nr. 151 - Nr. 160 (5. Juli - 16. Juli)
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— —








Eſcheint täglid mit Ausnahme der Sonn und Feertege
SamftagS mit Unterkaltung&beilage. Preis vierteljährlich
ME 1.20 ohne Trögerlohn u. Poftauffchlag. Beftellungen
bei den Poftanfialten u. bei der Expedition Zwingerfiraße. 7.





Anzeige-Blatt für die Amt8bezirke Heidelberg,
Ladenburg, Weinheim, Schwetzingen PHilippSburg,
Wiesloch, Bruchfal, Bretten, Nekargemünd, MoSbach,
Eberbach/ Buchen, Walldürn, T Biſchofeh Werthennee































Ar Dl | S eg | . . Samtiag, den‘5. 1000 en un ⏑ Slg
| — — — — —— — — —







Beſtellungen

üuf den „Pfälzer Boten' werden bei ſämmtlichen

Poſtauftallen ſowie in unſerer Expedition Heidelberg,
wingerſtraße 7 entgegengenommen

‘ Die Erpedition.
.. Ho — —

die deuffhe Colonialpolitik,
Il
In der „Nordd. Allg. Ztg.“ ſagt G Rohlfs,
|rüher befanntlich Generalfonjul in Sanfibar:
pon Sanfibar bietet nicht einmal einen fiheren Hafen, E3
NnDdelt ſich alfo für ung Deuiſche darum, einen vder zwei
flff„n au8szujuchen, von wo aus wir ervortiren und im—
Kuren tönnen, Hiebet fommt uns dıe neu einnerichtete
bflmbierlivie ſehr zu ftatten. Unſere Karfleute müſſen nach
yn Seiflande überfiedeln und von da aus ‚ihren Handel
„ Areft treiben. Die Fnjel Sanfibar darf für ung
'gur nichtmehr erifren.. Und wenn wir bedenken,
OB mir 1885 nur die Gebietevon Ujegara, Naouru, Ufeguha
$d YUlfami befaßen, jeßt aber fich das Deutiche Gebiet aus-
f.b_nt zwiſchen dem Tanganika, Bikioria und Nyajfa einer-
_‚bfll@‚ andererfeits von dem indiſchen Ozean beſpült wird,
h“ die ganze Küſte ebenfalls deutſch geworden ift, fo
!.fi-ben wir alle Urfacdhe mit dem deutfhH-en g-
i chen Vertras zufriedenzu ſein
Wir begreifen den Schmerz über ein ſolches Zu—
Ickweichen Deutſchlauds vor England und finde dieſes
Luͤckweichen auch nur im fernen Afrika ftatt. Wir
SOreifen, daß dieſer Schmerz ſich mitunter bis zur
trüſtung ſteigern fonnte. Aber aller nationale Eifer,
e Liebe zu einer kräftigen Colonialpolitit, die 118
Neye weite Gebiete in Afrika erſchließen Jollte, fanı und
Orf un8 nicht über die Wucht der europäifchen
vtflge und die ruhige Exwägung unſerer eigenen Mit-
© erheben. Die Beit, da Deutſchland einẽ Colonial-
Macht erften Ranges werden konnte, iſt längſt vor—
Ver Sie war Da, als Ausgangs des Mittelalters
b‘e halbe Erde neu entdeckt wurde, Damals war das
Utiche Reich noch mächtig zu Waſſer und zu Land
* manche ſeiner Großkanfleute ſo die Fugger waͤren
4 Begriffe, große Colonialgebiete zu erwerben. Da-
* aber haben die Landesfürſten ſyſtematiſch die
ect des Reiches untergraben und den Kaiſerpurpur
‘ Feben geriffen, um ſich damit zu befleiden. Ihhen
* Seite trat dann eine mächtige Partei, die im
2 des Auslan des, beſonders mit Hilfe
Swedens und Frankreichs das Reich, an-







deutſchen Oſtſeegebiete weg und wir haderten im
Glaubenszank, der aber für viele nur Vorwand war,
und ließen alles geſchehen. Dadurch verlor Deutſch—
land dauernd ſeinen Beruf zu einer größeren Colonial-
macht. Deutſche Fürſten ſchufen dann in Metz und
Straßburg franzöſiſche Ausfallthore gegen den Rhein,
der Vormarſch Rußlands gegen Polen und .an die
Oſtſee, die inneren Kriege gegen Kaiſer und Reich,
die beſonders am Marke Oeſterreichs nagten, nahmen
dieſem und damit dem deutſchen Volke die Möglichkeit,
gegen Oſten im Oriente ſo vorzudringen, daß wir dort
eine umfangreiche Colonialrolle hätten ſpielen können.
Anſätze dazu ſind auf die deutſchen Colonien in Banat
und die Sachſen in Siehenhürgen, aber die hoffnungs—
volle Bewegung mußte in Folge der Zerſtörung des
Reiches durch die Deutſchen ſelbſt bald wieder ſtocken.
Auch auf dem Weltmeere kamen uns die Spanier,
Portugieſen, Engländer und Franzoſen
— durch unfere eigene Schuld zuvor und
theilten die neuen Welttheile unter ſich! Nun wollen
wir das Verſäumte nachholen, aber es iſt vielfach
zu ſpät.

Das Deutſche Reich iſt leider nicht in der Lage,
ſeine Colonien wirkſam zu ſchützen. Wir können wohl,
jo lange in Europa Friede herrſcht,
hinſchicken, werden aber wohl kaum jemals es wagen
dürfen, auch nur ein Armeekorps in jene fernen Länder
abzugeben. Denn zwiſchen die beiden Gegner Ruß—
hand und Frankreich eingekeilt, müſſen wir
ſtets gewärtig ſein, daß die Kriegsfurie bei uns in
Curopa losbricht Was hilft ung in ſolcher Lage
ferne in Afrika ein weiter Landbeſitz, wenn wir ihn
gerade dann nicht vertheidigen könnten, ſobald es noth-
wendig wäre! Sollen wir der Colonien wegen unfere
eigene Sicherheit in Europa auf's Spiel
jeßen? Denn das wäre die leicht mögliche Folge,
wenn wir es verſäumten, uns mit Englaͤnd über die
Theilung Afrikas gültig zu verftändigen, an ihm,
ſelbſt mit Opfern, einen Freundezu gewinnen, ſtatt
es dort wo es uns ſchaden kann, zu unfjerem Feinde
zu machen. Wir ſind in Bezug auf die Wahrung
unſeres Colonialbeſitzes auf das Wohlwollen Englands
angemiejen und mit dieſer Thatſache müjfjen
unſere Staatsmänner rechnen, wenn ſie ihren Namen
verdienen wollen. England hat dafür auch in Europa
großen Nutzen von einem ſtarken Deutſchland im
Bunde mit Oeſterreich Wir ſind es, die in ſeinem,




vertrag mit England hauptſächlich der Rückficht auf die
Geſammtlage Enropas und die unverhüllte
Spannung derſelben (mit. dem ruſſiſchzfranzöſiſchen
Bündniſſe entſprang, wird vielfach angedeutet Daher
ſagt die Morningpoſt!! Nichts könne weiter voͤn
Wahrheit erfernt ſein, als die Behauptung, Helgd—
hand bilde lediglich den Preis für die großen deutſchen
Zugeſtändniſſe in Afırika. Der Vertrag mit Deutſch—
land ſei durch Rückſichten von unendlich größerer
Bedeutung für beide Reiche diktirt Hoͤher
als die territoxialen Vortheile müſſe das hergeſtellte
gute Einvernehmen angeſchlagen werden Um daſſelbe
vollkommen wirkſam zu machen, war erforderlich, die
kleine Inſel abzutreten, die für England nublos, für
Deutſchland werthvoll ſei. Dadurch ſtellte Salisbuͤry
die Freundſchaft der beiden Mächte auf eine . breite,
dauernde Grundlage zum Gewinn für Dbeide. . Die
Periode der Iſolirung Englands ſei beendigt.

Wenn auch vom deutſch nationalen Standpunkte
die Abtretung jener weiten Gebiete Afrikas an Eng-
land zu bedauern iſt, ſo haben wir neben der Freund—
haft Englands noch den weiteren Troſt, daß dieſe
Abtretung in Bezug vom allgemeinen Standpunkte der
Eiviliſation mindeſtens kein Rückſchritt iſt. Nirgends
iſt man toleranter als in England bei Zulaſſung des
religiöſen Elements in die Colonien, weil man
Ddort, und zwar weit beſſer als in dem vielfach in
dieſer Beziehung engherzigen Deutſchland, noch hierin
die wahre Grundlage und Vorbedingung einer dauern-
den Civiliſirung jener Völker erblictt. Der katho—
li ſcche deutſche Miſſionär wird in den Gebieten, die
wir an England abgetreten haben, vielfach weit will—
fommener ſein und freier den Voͤlkern die Segnungen
des Chriſtenthums bringen können, als wenn dieſe
Gebiete beim Deutſchen Reiche geblieben wären Ein
Ruhm für das Dentſche Reich iſt das freilich nicht,
aber es iſt dennoch wahr und eine große Mitſchuld
daran tragen gerade jene Parteien, deren Zeitinigen
jetzt über die Abtretung jener Gebiete an England
am meiſten Wehe rufen.

Deutſches Reich.

* Berlin, 3. Juli Dem „Reisanzeiger“ zufolge
übermittelte der Reichskanzler dem Kaiſer ielegraphiſch
den Beſchluß des Reichstags in Betreff des Kaiſer
WilHelm-Denkmals: Der Kaiſer drückte telegraphiſch
ſeine Genugthunng darüber aus, mit dem Hinzufügen

















uich dex Religion wegen, noch mehr zerriß und | freilich aber auch in unſerem Interefſe noch Kußland vom daß er eS ſich angelegen ſein laſſen werde, das Denk⸗
\fe, . Damals murde Meg, Toul und Verdum an | Weg nach Indien abhalten, indem wir es hindern, | mal des HeldenkaijerS würdig Herzujtellen, die Koſten
Eitkreich verrathen, damals nahm Rußland. die nach Konſtantinopel zu gehen Daß unjer Colonial= | aber innerhalb der durch die Finanzlage gebotenen
Die ſchwarze Hand. — Raum hatte er ſich über den Stand de Unterfuchung ; direkk. unter be“r;l*—;:)—rilgganb._ a 7 7
6) Roman von Campert de Ste Croir. des Verbrechens informirt, ſo verlangte Jacobo Muleta |- Alsdann ſchritt Muleta zum Verhöre des Wirthes

Antorifirte freie Neberfebung von B hılipp Freidank



H Der fränzöfifche Konful war als Beuge geladen, er be—
‘ ellgte die Ungaben jeines Beauftragten und erzählte, zur
j eoflung Untonio’3, auf, welde Weife der Cebtere zu
deyem Muftrage gelangte, wobei er Feinen Unitand nahm,
yesr Unterfuchungs Commifjion die Thatfache des Beirugs-
_3\1”“@6 zum YNachtheile des Grafen Feretre zu den AWkten
12 Aeben. Der Unterfuchungsrichter begann durch dieſe
— — an der Schuld Antonio’3 allerdingS zu
; aber er ließ ſich iroßdem nicht beftimmen, den
Yn Bling des Nonjuls in Freiheit zu feken, ſo lange die
Aa luchung nicht abgejhloffen war«! Und fo mußte Un-
„ 0 in die Unterfuchungshajt wieder zurückehren.
ndlich kam der Gebeimpolizijt in Xeres. an.
8 ücobo Muleta, jo hieß der aus der Hauptſtadt ver—
8— Scheimpolizift, war nicht mehr jung, aber von
Yıa * Unternehmungsluft und außerordentliher Srfah-
!&Er%— Er haͤttẽ jein ganze8 Geben der ECntdedung. von
; gewidmet, und denſelben den Krieg. bis aufs
“Hive l erklärt, Während feiner lanaen Carriere als Detek-
jelt War er in der Regel von Erfolg bealeitet. Mit einem
Scharffinne verband er große Geduld und außerft
erheg Iut... Mebhr. al8 eine verfahrene Sache haͤtte jeine
Örene Hand zum glüclichen Ende geführt
Sein M DBlide - Jeiner forjhenden feinen Augen konnte
im é&rhred}er widerſtehen Nur wenige Angellaate waren
er siande, den durhbohrenden Blick, diejes Mannes; wel-
IR Ddie tiefften, Falten.deS menfchlichen Herzens einzu⸗
—— ſchien auszuhalten, ohne fid auf, @nade vder Un-
&. ergeben zu müjlen. —
Niey SO mittlerer Große und von Körperkraft welche
4 vermuthete pfleate ſich der Madrider Detektive
! ä”wüblt zu Heiden. *
703 Geficht glatt rafirt und Das Haupfhaar jorgfältig
hb&"flf‚ ‘Hatte der Gcheimpolizijt, das Ausjehen 'eines
8 Len vder eine8 fonftigen Nechtskundigen. veichts ver-
* 0n ihm ſeinen : gefäHrlichen Beruf: i



Anlonio zu jehen. Man führte ihn fofort in. das Unter-
JuchungsSgefängniB und nach einer Unterhaltung von zivei
Stunden, welche er mit den Gefangenen hatte, begab er
ſich nach dem Hauſe von Maria Ordonnez, wo er von der
Unterfudhungs: Commiffion: ſchon erwartet wurde.
Aichts war ſeit dem Abende der Mordihat in dem
Hauſe verändert, ausgenommen die Thatjache, daß der Leich-
nam Maria Ordonnez indas Hofpital gefdhafft u. dann be-
graben, und daß der Cadaver des Hundes verſcharrt wurde.
Die erſte Sprae des Detektives war, ‚che er in. das
Haus eintrat, jorgfältig die Hausthiüire zu unterjurchen.

Der von innen leicht zu ſchliekende Riegel der Thuür,
fonnte von außen nur mit Hilfe eines Schliffels in ThGa-
tigfeit. gejeßt werden, Man konnte die ChHür von außen
aljo. ohne Schlüffel niemals ſchließen, fondern,nur anlehnen.
€ war ranlich ein Schloß ganz-alter. Conftruktion und
die Auwendung des Schlüffel® von außen unbedingt noth-
wendig zum Oeffnen der Zhüre. }

Daher erklärt fich die Unmdglichtkeit für den Mörder,
welcher nicht im Beſitze eines Schlüſſels war die Hausthüre
von außen zu. fchließen... Wenn der Mörder denSchlüffel in
Beſitz gehabt Hätte, würde er die Thürenicht hHalb. offen
gelaffen Haben. Andererfeits aber würde Antonio,. wenn
er den Mord verübt hHätte, die Thüre Hinter fich berſchioffen
Haben, um nicht die Aufmerkſainteit der Nachtwächter ; auf
jich zu lenfen. Aus dieſen Grunde erſchien die CErzählung
Antonio’S,.-daß er die Thüre haͤlb offen. gefunden, .glaub-
mwürdig. Der Schlüſſel hatte ſich bis heutenoch nicht gefunden.

Der Hund mußte nahe dem Herde getoͤdlel worden
jein, wo ſich heute noch eine große Lache ſchwarzen geron-


Hundes ſchien wie der Bericht des vereidigten Thierarzte2


Der Thäter haͤtte den Hund waͤhrſcheinlich an fjich

gefaßt und dem ireuen Thiere mit der Navaja die Hals-
ſchlagader durchbohrt haben. Die toͤdtliche Wunde begann



„Hum Affen“, weldher Antonio Yuskünfte über Maria Or-
donnez und ihren bösartigen Huͤnd gegeben Hatte, eine
Thatjache, welche ven dem falſchen Hauliver vergeffen
worden zu, jein ſchien 2

Wax Antonio wirklicdh bei Maria Ordonnez ?: .

Das Blut des Hundes war auf den Feuerherd ge-
ſpritzt und einige Blutflecken befanden ſich auch auf einem
in Dder NähHe der Ireppe ſtebenden Stühle. Richts Ver-
dächtiges fand ſich {orft in der Stube Der Unterfuchungs-
richter Jaß mit. dem Gerichtgarzt und dem Actuar- an einem
Tiſche Zwei. Schukleute bewachten die Thit Und. einige
andere hielten die Menge, Wwelche ſich auf der Sträße an-


Der Geheimpoliziſt febte ſeine ‘llnteriud;ung fort Auf
der erſten Stufe der Treppe konnte man troß des Kom:


merfen, welcdhe Zacobo ſorafältig unterfüchte: &3 waren
DBlutfledden ; "diejelben Spiren wiederhoͤlten ſich auf den
ſechs folgenden Stufen. Der Morder war alfo duͤrch daͤs
Blut des Hundes gewatet, hevor er in das erſte Stodwerk
Hinaufitieg. - Sacobo bat den Unterfuchungsrichter, . ihn
allein in DasS erfte Stodmerk fteigen zu lafjen, damit, Mwie
er Jagte, ſeine Aufmerkſamkeit nicht abgelentt. mürde.

Un der Schwele des Zimmers im erſten Stock ange⸗
Iangt, blieb Muleta einen Augenblid ſtehen und waͤrf einen
forſchenden Blick auf die Morditätte, um fich über. deren


Das Erſte was er bemerkte, war mitten im Zimmer
ein großer rother Flecken auf dem Fußboden, weldher den
Platz anzeigte, wohin die unglückliche Ermordete gefallen
war.

Dann begab ſich der Geheimpolizift, als er das Zimmer
betrat, direft an das Bett der- Ermordeten. * DaSjelbe mar
in Unordnung, "aber anſcheinend batte an jenem Abende
— ⏑⏑4 — ;

; /„Antonio hatte, fo fagte ſich der Geheimpoliziſt, „an
jenem kritiſcben Abende ein gicht in dem 8 geſehen
Arme Leute ſchlafen— wenn ſie geſund ſind nicht bei Licht


 
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