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— taglich mit Ausnahme der Sonmnuz und Feiertagẽ
mit Unterhaltungsbeilage. Preis vierteljährlih
*. 1.20 ohne Trögerlohn u. Poftanffhlag.. Beftellungen
n Boftanjtalten ı. bei der Srpedition Zwingerfiraße 7.
Verantmwortliher Nedaktent :
Julius Jecker in Heidelbers
für Stadt
— — Yugafl 1890. _'
Anzeige-Blatt für die Amntsbezirke Heidelderg
Ladenburg, Weinheum, Schwetzingen, — —
MWieSloch, Bruchfal, Bretten, Necargemünd, Mooͤbach
Eberbach/ Buchen, Walldürn, T Biſchofeh Wertheim 2C.
uber
in Heidelberg, Zwingerfirake 7. 5. zihtt
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Naffft Wochenüberficht.
as Verhältniß der Centrumspartei in
©n zur Demokratie und zu der jungen Freiſinnigen
4 war auch in der verfloſſenen Woche SGegen-
—4 — Erörterungen in der Prefje. Ius⸗
Dwere iſt die Badiſche Laudeszeitung eifrig bemüht,
ecbliche Mißſtimmung freiſinniger Kreiſe gegen
Lenttum auszubeuten und die Kinkliberalen Ele-
zum Liberalismus hinüberzuziehen. Daß den
LLmännern der Landeszeitung dies gelingen wird,
45 ſehr zweifelhaft, andererſeits beweiſt es aber
viederum! die oftmals erörterte Thatſache, daß
beralismus wie in anderen Dingen ſo auch in
\ . Sahl ſeiner Verbündeteten ſeine Inkonjequenz,
8 ſeine Wankelmüthigkeit nicht zu verſchleiern ver-
* Heute Arm in Arm mit den Confervbativen
y Centrum und, Freifinn, morgen als Kartellge-
C des Freiſinns gegen Conſervatismus und Cent-
4 Mit den Conſervativen hat e& der Liberalis—
ſoweit er durch die Preſſe vertreten iſt gründ-
M Verdorben. Die „Landpoft“ leiſtet ſich täglich das
1‚legnügen ihm die ſchmeichelhafteſten Liebenswürdig-
in Geſtalt von biſſigen Grobheiten aufzutiſchen.
z. B. dieſelbe Landpoſt, die bei den Wahlen
kg gegen Alles loszog was nicht an dem Kartell—
* mitzog, heute, wie folgt, über ihre liberalen
de in Karlsruhe und Mannheim: „Sie ſind
rr werth : die Mannheimerin (Generalanzeiger)
die Karlsruhexin (Baje); für uns ſind beide nnr
durch die Geſchäftigkeit intereſſant, mit der ſie
Welt zu überzeugen ſuchen, daß ihre Unverſchämt—
im geraden Verhältuiß zu ihrer geiſtigen Be⸗
— ſteyt. Soldhe Liebenswürdigteiten! von
m früheren Duzbruder ſich ſagen laſſen zu müſſen,
Lerdings bitter.
as nun die „Abſage an das Centrum ſeitens
Demokratie anbelangi, ſo ſchreibt man, wie be—
zu, in welchem die bad Demokratie dem Centrum
en kommenden Wahlen die Unterſtützung verſagt.
Muſer ſetzt ſeine ganze Hoffnung auf das Wachs—
der freiſinnigen und demokratiſchen Idee, welche
8 bei der letzten Wahl in den deutſchen Reichstag
4 den Ausſchlag gegeben habe. Da möchten
* denn doch die Frage uns erlauben: Hatı denn
der Führer der .„mufterftaatlichen“ Demokratie ganz
vergeffen, daß allein das Centrum es war, welches
in zweifelhaften Wahlkreiſen allein den Freiſinnigen
zum Siege verhalf? Und werden fich die Verhält⸗
nijje. mit einem Zauberſchlage verändern laſſen? Das
glauben wir vorderhand nicht, weil auch Ddie Leute
yom. Centrum die Hände nicht müßig in den Schooß
fegen.. Die nat.-1ib. Partei des Landes faßt Dieje
Nbjage an das Centrum, wie gejagt, ſehr hofnungs-
freudig auf: fie erwartet einen engeren Anfchluß des
Freifiuns an die „nationale“ Sache, als deren alleini-
ger und richtiger Bertreter der Liberalismus im Sinne
Riefer8 und Fiefers zu betrachten jei. Möchten ſich
doͤch die Leiter des baͤdiſchen Freiſinns an das Sprüch—
wort voͤm Verkauf der Bärenhaut erinnern, wenn ſie
ſich herbeilaſſen, Gnaden auszutheilen. Das C en
trum hat ſeinen Standpunkt nicht verändert, das
Centrum hat ſich, wie vor einigen Tagen auch die
Germania treffend ausführte, bei der Abſtimmung über
die Militärvorlage ganz auf ſeiner früheren po—
litiſchen unabhängigen Hoͤhe gehalten, und es hat den
Staͤndpunkt eines erprobten Patriotismus“ nicht ver-
fafjen. Es hat auch gar keinen Grund eingeſehen,
die Oppoſition „um jeden Preis! von ſeiten der demo⸗—
kratiſchen Parteigruppen zu verſtärken bei einer Ge—
legenheit, bei welcher. die Liebe zum Vaterland doch
mehr hervorgehoben werdel mußte als die Privat—
anſichten der einzelnen. Ob die Kriegserklärung der
demokratiſchen Partei an das Centrum opportun iſt,
das wird ſchön die nächſte Zeit zeigen.
Sn Oeſterreich ſteht das Ausgleichswerk,
welches den Frieden unter den Deuſſchen und den
Czechen in Böhmen Herbeiführen, Jollte, ‚ernftlich in
Gefahr, vollftandig zu jcheitern. Die Meldung, daß
der Jungzeche Heiuͤrich auf ſein Mandat für den
bohmiſchen Landesſchultath verzichtet habe, hat ſich
nicht beſtätigt, und inzwiſchen hat ſich der Führer der
Altezechen, Rieger, vom politiſchen Leben zurückge⸗
zogen. Rieger, der einſt ſo gefeierte und „Bater der
Nation“ genanute Czechenführer, mar dem Ausgleiche
nicht abhold, aber der Nebermuth der Jungezechen
(„Neu-Huffiten“) in Böhmen hat ihn im Ueberdruß
die Flinte ins Korn werfen laſſen un haben die
Jungezechen, die von dem Ausgleiche nichts wiſſen
wollen, die Herrſchaft in Händen und nach ihrem
bisherigen Velhalten zu urtheilen, werden ſie dieſelbe
in der unverſchämteſten Weiſe mißbrauchen, wenn
man jetzt nicht in Wien durch rückſichtsloſe Strenge
die Fuuͤgezechen und das von ihnen aufgehetzte Volk
zur Veruͤunft bringt. Das erſcheint um ſo mehr ge⸗
boten, als gerade Kaiſer Franz Foſef perſbnlich für
das Zuſtandekommen, des in ſo böswilliger Weiſe
geſtoͤrten Ausgleichs thätig geweſen iſt Das gegen—
wärtige Miniſterium Taaffe brauchte die Czechen, um
im Reichsrath eine Mehrheit gegen die Liberalen her⸗
zuftellen, und ſomit ſteht zunächſt die Frage. ob Graf
Taaffe weiterhin noch Miniſterpräſident bleiben wird
odet ob er daͤs Reginient an die Liberalen abgeben
muß! Ein juͤdiſch liberales Miniſterium in Oeſterreich
wuͤrde zwar eine traurige Erſcheinung ſein! vielleicht
aber koͤunte dasſelbe es fehr bald dahin bringen end-
lich die Katholiken Oeſterreich aufzurütteln.
Die Beziehungen Frankreichs zu Bel—
gien ſcheinen jetzt freundſchaftlicher deun je zu ſein.
trogdem gemeldet wurde, daß das Teſtament des
Köuͤigs Lebpold, wodurch der Congoſtaat Belgien ver⸗
machk wird, in offieiöſen Pariſer Kreiſen eine gewiſſe
Verſtimmung hervorgerufen hHabe. Der gegenwärtig
in Brüſſel kagende Wallonencongreß hat eine Dexu—
tation an den frauzöſiſchen Geſandten Boure in Brüſſel
abgeſchickt, und dieſer exwiderte auf die Anſprache der
Delegirten wie folgt: „Mag auch eine frühere Regie-
rung Frankreichs von einer Einverbleibung Belgiens
geträumt haben — meine jetzige Regierung weiſt dieſen
Gedanken entſchieden zurück! Frankreich hat einſt zur
Erreichung der Unabhängigkeit Belgiens geholfen, es
kann ſein Werk nicht zerſtoͤren. Die politiſche Lage,
in die Frankreich durch die Exlebniſſe gebracht worden
iſt, gebietet ihın, gute Beziehungen nit Belgien zu
pfiegen. Die belgiſche Regierung hat uns die beruhi—
gendſten Erklärungen in Betreff der Maasbefeſtigungen
gegeben, ſie bedröht Niemanden. Dieſe Befeſtigungen
find der Riegel an den Thoren Belgiens. Belgien
wird ſeine Waffen gegen den erſten fehren, der Fein!
Eindringen in ſein Gebiet verſucht Da von Seiten
Frankreichs niemals ein Angriff zu erwarten fteht, 10
jaben wir ein Intereſſe daran, daß Ihre Vertheidi—
gungsmittel ſo wirkſam wie möglich ſeien.“
Aus Amerika kamen in der vergangenen Woche
ſehr ſchlimme Nachrichten. In Argentinten Yt
eine Revolution ausgebrochen. Die Urſachen
dieſer Revolution laſſen ſich in ihrer Hauptſache auf
die ſchlechte finanzielle Verwaltung zurückführen. Den
geſtrigen Nachrichteu zufolge ſchien der Aufruhr be—
endigt zu ſein. Neue Nachrichten beſagen indeffen,
daß ſich die Lage weſentlich verſchlimmert habe. Die
Aufreguͤng ſet in ſtetem Wachſen. Präſident Celman
weigere ſich jetzt, die verſprochene (?) Entlaffung zu
nehmen und gehe in rückſichtsloſeſter Weiſe vor. Cr
erklärte, ſo wie er mit dieſem Militär⸗Aufſtand (?)
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Die ſchwarze Hand. —
Koman von Lampert de Ste, Croirx.
Äuntorifirte freie ueberſetung von Bhılipp Freidant.
_q„—li.%id)t zum beſten lieber Neffe,“ erwiderte die Mar-
anı „c3 iit am Dbeften‘ wenn man fie ganz f felbſt
. Cläßf,“ hemerkte fie weiter, in der Abficht ihren Neffen
ejuche jeiner Tochter zu hindern.
„Du haft recht, liebe Tante,“ meinte der Herzvg.
Ir =Wie geht e dem VBerwundeten,“ fragte etwas ſchuͤchtern
Alte Dame. ;
Ya @Sut. Micht wahr, Mereedes hat Dir Alles gefagt ?”
{n jeßte er in mieder ermachendem Zorne Hinzu: „Gie
ir gewiß auch ihre ſo ploͤtzlich ausgebrochene Liche
‚bem Tremden gejtanden und die Szene geſchildert dis
haft Du aljo meine Tochter erzogen! Ich erkläre ‚Dir
Jar Cad. Heraus, fie wird den Marquis unter allen Um:
h\e“ben heirathen, und wenn ich fie mit eigener Hand an
tufen des Altares Jchleppen müßte.“ }
1ı .-Sch bitte, ſei nicht fo heftig, Manuel. ‚Du Iheinft nicht
\nDifien, weldhen Refpekt Du mir, Deiner Tante huldig
4 erwiderte die Marquife mit Würde.. „Auz Liebe zu
er Tochter mwill ich vergeffen, was Du foeben zu dußern
yoteft, aber ich bitte mir Das eine aus, Deine Heftigteit
(ött zu maßigen. SO müßte ſonft von meinem Hausrechte
$ dem Marquis und mir in deſſen Hauſe gemacht bat?
(
— ⏑— }
h ftfl)u ajt Recht liebe Tante,” nahm der Herzog etwas
jipieren Tone3 die Unterhaltung wieder auf. „Bitte, Ver-
mir meine Mebereilung.‘ Habe die Güte, Vercedes
Wiöufheilen, Daß wir in/vier Wochen na Madrid ab-
e and: won;da auS wahrſcheiniich eine, Wweite, Reife
— Sie mirb, {o. hoffe id, auf ‚ diefer
den Zranzojen, den bis in den Zod bele ver-
— Sein hat meiner Familie bereits ſo
8 Kümmer bereitet und ich trage keine Lult - dazu,
e SleiheS wom Sobne/anthun, zu laſſen , Bei Deinem
en Ylter, liebe Tante, Kannit Du uns jedenfaNls nidt
titen. Unjere Trennung wird wahrſcheinlich von teiner
üen Dauer jein. Verzeihe nochnials verehrte Tante,
̃v—— —— —
meine Heftiakeit und ſei davon Küberzeugt, daß ich nur, in
dem Interefje meirer durch ihre Liebe ganz blind gewordenen
Tochter handle, wenn ich auf dieſem Beſchluſſe beſtehe.“
Mit dieſen Worten verließ der Herzog das Zimmer
und lKieß die Marquije mit ihren trüben Gedanken allein.
Die Matrone jhmerzte e& ungemein, Mercedes mit ihrem
Vater allein eine längere Reije unternehmen zu jehen; denn
fie fühlte innerlih, daß fie bei iHrem hHohen Alter veilleicht
auf immer Abſchied von dem jungen Mädchen nehmen
mußte. Sır Grunde ihres Herzens Degriff fie die Hand-
{ungsweije ihres Neffen. Denn die VBeraangenheit, welche
der Herzog durch die Erinnerung an den Vater des Fremden
heraufbefchivoren Hatte, lebte in ihr nur zu gewaltia fort.
Die gewaltige Aufregung batte Mercedes ſo angegriffen,
daß fie vierzehn Zage lang das Bett nicht verlaſſen konnte
In dieſer langen SchmerzenSzeit wagte eS$ die Marauiſe
nicht, zu ihrer @®roßnichte von ihHrer b-vorftehenden Abreiſe
zu jprechen. Erft als Merc:de3 ihr Krankenlager verlaſſen
durfte, Jaͤlie die alte Dame den Muth, ihr den Entjhluß
ihres Vaters mitzutheilen.
Bu ihrem aroßen Eritaunen, nahm Mereedes dieſe
Nachricht ſehr ruhig auf. Sie befhränkte ſich daranf, ihrer
®roßtante 3u jJagen, daß jie gerne auf Alles eingehen und
thun werde was nur ihr Bater wünſchen Fönne, nur Sines
— die Vermählung mit dem, Marquis Ia
ontana
„Siebe Tante, Du biſt mir immer eine aute Mutter
gemejen, und mahrlih nicht leidhten derzens werde
mit meinem Vater bertaffen; doch füge ich mich gerne feit:
nent Befehle: VBorher mußt Du mir aber einen ! Dienft
feilten, auf deffen Erfülung ich nicht xerzichten kan und
werbe. ScH muß, ehe i abreije, den Grafen Feretre jehen.
Schlage mir diejen Wunfch nicht ab, Liebe, ' gute Tante ; ih
muß darauf beitchen. Fa bin ten tieines Mädchen mehr,
nnd wenn meinen‘ Willen ' nicht ‚erfüllit, 10 werde c
allein Handeln, jelbjt (auf die Gefahrhin,daß mein Befuch
bei dem Verwundeten wenn derfelbe Dekannt wird; Dffentz
lihes Mergerniß geben follte. € ijft alfo Dbeffer, liebe
Tante, Du begünftigit mein Borhaben. Du begleiteft mich
alfo zum Ronfjul; ‚denn ich habe mir feſt vorgenommen,
den Grafen unter alen Umftänden zu jehen.”
„Barmherziger SGott! Du ſcheinſt nicht bei Sinnen zu
jein. . Mercedes !” rief die alte Dame mit Entjegen, „Du
verfangft ja ganz Unmögliches.” .
„Laffe: mich ausreden,“ fuhr Mercedes mit unheim-
licher Kuhe fort..„Ih. habe zwei Gründe, Ravul zu ſprechen
Ich wil wiffen,. eber von der treulojen Handlungsweije
jeines VaterS gegen meine Tante Kenntnig befibt, und danıt
pb'er die ernitliche Abficht Hat, mig zum Altare zu führen.:
Sobald ich über, dieſe beiden Punkte Gewißheit erlangt
haben ‚werde; weib ich, mwas zu thun meine heilige Bflicht
ijt. &@ habe teine Luft, behandelt zu werden wie die
Schweiter meines Vatevs, und die Liebe, welche ich für
Ravulim Herzen trage, ſaat mir, daß auch feine Zuneigung
zu mir eine - eben{o aufridtige it D Fannft und Ddarfit
mich. alfo. nicht im Stiche lafıen mit Deiner Hilfe, liebe
gute Tante.” ©
Mercedes lehnte bei diejen Worten ihr Hübfhes
gopfchen ſchmeicheind auf die Schulter ihrer würdigen
Großtante⸗ *
„Das iſt der reine Wahnfinn !” murmelte die Maxquije,
ganz beftürzt durch die Worte, welche fie ſoeben vernommen
hHatte.. „Was ſoͤll ich eigentlich thun, wenn ich Deine Bitte
erfüllen will?
„Dur mußt dem Konful untex dem {trengiten Siegel
der Berichwiegenheit jchreiben, daß er uns für bente Abend
einen Befuch bei dem Kranken vermittle.”
„Sut, und nachher?!
„Einftweilen genügt‘ das ; ‚das Andexe wird i finden.“
; Mercedes: Hatte wieder voNftändig kalies Blut bekom-
men. Ihr Feldzungsplan {tand volljtändig. fejt. . Sie wolte
Raoul jehen und ihn freimlithtg, oYre Umichtmweife fragen,
ob er die ernitlihe Abſicit habe, un ibre Handzu werben
und in zweiter Linie in Sıfahrung 3zu bringen, ‚ob er
Kenntniß voͤn der Geſchichte ſeines Vaters und ibrer
Tante habe⸗
Fortſetzung folgt.)