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Sam 9 Sonn- und Feiertags ausgenommen.
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ei DDn u Poſtau Beſtellungen
den Boftanitalten 11. heider — —— 8
jür Stadt
Bote
Rnzeiae Blatt für ſammtliche Bezirke
des hadı Unterlandes, Preis pro 1 Jpalt, Petit⸗
zeile 10 Pfg., bei Wiederholungen Rabatt.
Inſerate finden die weiteſte Verbreitung.
Nr. 59,
4 auf das Veichswahlrecht.
u. dieſer Rubrit ſchreibt die „Voſſ. Ztg.“
rungs 4* jeder Wahl im Reiche, die den Regte-
der 4* die Nehrheit verfchafft, hören wir von
4 — — allgemeine Stimmrecht
rn 8 Tribunal des Volkes feiern, deſſen Richter-
4 F ſen Komnit aber, wie bei den
Nicht {n e%m%?.“en Wahlen, das herrſchende Syſtem
üuſchter Weiſe auf ſeine Koften, ſo {ftellt
zeubit * daß da8 beſtehende Wahlſyſtem nur ein
odrit ffeytlichen Meinung liefert, daß es den
123e u[Ie„ %olf—ämtü_ené’; fälſcht, und daß es die
— — Uebels ſei, an welche man die Axt zur
Schon Jgr NO gefunder Zujtände legen müffe.
Aodrult Man nach einer Form, in welcher der
*— allgemeinen Stimmrecht3, der Luf un
des ſittlichen Rechts der Selbſter⸗
Yöher ſteht als alle gefehriebenen Para-
{ — UNS genommen werde.“ Neben den
amı ÜEf)fteug C aber, die das allgemeine Wahlrecht
Dört man Mif Stumpf und Stiel auzrotten möchten,
timmen b.‘m@‚ dem Lager der Geſchlagenen auch
MÖöglic * 1i für eine Operation deSfelben, wenn
e „Wirklich „f“}"_%vftfgf)en Sinne ausſprechen, damit
an [Dl * Öffentlide Meinung. zu Worte Komme.
Wie fie in e."gtft‚enmafil" in Deutſchland einführen,
dann werde das Miß-
elnen ?Bar%n'n en den im ganzen Lande für die ein—
SUfalenden cl Abgegebenen Stimmen und den ihnen
Man f j andaten aufhören. Merkwitrdig, daß
— * * diefes Migverhältniß nicht im Geringjten
Daß die q S vor dret Sahren feſtgeſtellt wurde,
*
8* aller Wahlftimmen im Reiche nicht
*
Lartellmehrheit, foͤndern für deren Gegner
wWar, Welche Bewandniß hat es aber in
den Syftem Ddiefer Lijftenwahl?
8 * anfe ift, daß der einzelne Wähler ſeine
E Da für die Befeßung eines einzelnen
7 gibt, ſondern daß er eine Liſte mit fo
ganzen 8 Lin die Urne legt, wie für einen
* 44 in Frankreich für ein Depaͤrte—
nan, F m find. Muf diefe Weife, ſo rechnet
O r dem. die Stimmen der Minoritätsparteien
%?Btgen Sti Naße verloren gehen, wie es bei den
4
nl gleig yn 20r die Brobe fOlecht beftanden,
fra M3Öfifche 5 Teiner erſten Anwendung ergab das
8 ſſtenſerutinuni bet 584 zu beſtehenden
* — als 216 Stichwahlen, alfo
älffer Diejen Wührend in Deutfchland die Stichwahl-
aljo durch —— — temals erreicht hat. Wenn
warr Seacht m@“@mb[m die Minoritäten mund-
ahloͤ * erden, {o wird ihnem durd die Liften:
— nicht geholfen. Außerdem aber
— rriſchtes
— — eutſche Reich paffiren kann. I&
figfi“‘ foftet] * hänge ick mir uf — * wenn et *
8 — diejen Worten bhetrat der wegen Körperver-
* daft 44* Ofenjeger Johann Philipp Köhler in Ge-
$ Sa de Anfklagebank der 1, Straffammer
Mır ge‘t‘rgt?c{)tß LDer Mann haͤtte fih offenbar
8 en, fhuke * en, denn er geftifulirte fortgejeßt mit den
er[)‘[t ** te fürchterlichften Grimaſfen 4und Mappte
8 8* — — zufammen, S
inig Zündelt f * hen, nehmen Sie ſich hier etwas zufammen.
— um einen ziemlich unbedentenden Streit
— 4* dem Maurermeifter X, am Weidenweg.
— ! Serichtshof! Ich bin en Kerl, der drei
in * — 5 hat; ick habe die Franzoſen verkloppt, ick
ja j “f’teci)er n Jerettet, un foll nı meinen ehrliche *
— ichen Namen
at ! nbringen laſſen? Himmeljchreiend i8
—
8
* Ich ſage Ihnen nochmals, daß Sie ſich beruhigen
Mi ELl ;
——⏑ 5*
108 in 5
xod) beruhigenr vor ſo ’nen Hauspaſcha, der
ieurft Iberm ‚900 noch mit Sewalt mir janz
2 Die 10 be G} alte Witterung rausfeben wil, wo einem
8 Daüge * gappen unter de Nafe frieren? I« habe
SCS äl)egtäd)'t — aber immer ebrlich !
—— Ja, al8 ob Hert &. in der That irrthüm:
44 hat, er fie wegen Serichtskoften
** 2* * Ihnen aber kein Recht, ihınr
* agen,
4 8 — — in3 voch Joll, dann hHänge
——⏑ det — {ihtbaren. Dogen
ei U zwee S
r‘g; &‘somieä‚ © Sahre oder zehn Jaͤhre Koftet, i8 mir
‘ We x .
* 8— — Sie eigentlich exmittirt worden?
Tein 4 in de ftermi anı jemeent hHat, det die Weiher, die
er nlg (d, pı SE Wohnfen, feine 4 nicht
Wfwarten fömle!äftmnm und Sräfinnen habe ick ihm
Heidelberg, Mittwoch, 12. März 1890.
würde die bermeintlich „reinere“ Wahrheit des Volks⸗
willens auf dieſem Wege doch immer nur für einen
beſchränkten Landestheil, nicht für das ganze Land
ermittelt werden, weun man nicht etwa jedem Wähler
das Recht gibt, 397 Candidaten für den geſammten
Iteichstag zu benennen. Geſchähe dies, ſo würde die
Zahl der Stichwahlen ſchwerlich viel geringer ſein,
als die Zahl der zu beſetzenden Mandate, und man
fäme vom Kegen in die Traufe. Vor allem aber
gäbe es kein beſſeres Mittel, um die Sozialdemorkatie,
die jetzt nur in den Induſtriebezirken eine Rolle ſpielt,
im ganzen Reiche, beſonders auf dem Lande, zu einem
Haußtfaͤktor bei jeder Wahl zu machen. Der cäſar⸗
riſtiſche, auf die Einzelherrſchaft abzielende Zug, der
in der Liſtenwahl Kiegt, käme nicht ihnen, ſondern
der relativ ſtärkſten Minoritätspartei im Lande zu
ſtatten, d. h. der Sozialdemokratie.“
Kaiſer Wilhelm's Bocialerlaſſe
werden von Dr. Jörg in den „Hiſtoriſch-politiſchen
Blättern“ mit inniger Freude begrüßt. Der be—
treffende Artikel beginnt mit folgenden Worten: „Gott
ſegne den jugendlichen Herrſcher für ſeinen tapferen
Entſchluß: Was immer der Erfolg ſein mag, er war
ein Schritt auf den rechten Weg. Der Weg wird
lang ſein und mühevoll! wie durch die Dornen und
Geftruͤppe der mittelafrikaniſchen Urwaldregion mit
den böſen Zwergen und ihren vergifteten Pfellen.
Aber im eigenen Heim iſt das ſtarre Eis eines ſo—
genannten herrſchenden Syſtems gebrochen, und das
zeſprochene Wort hallt durch die Welt, um nie mehr
zu verſtimmen. So oder ſo: es wird und es muß
aͤnders werden. Das ganze Schickſal der chriſtlichen
Welt hängt davon ab, daß es anders werde im
Sinne Kaifer Wilhelm’3. Er hat kürzlich geſagt: er
fühle ſich als „Sohn der neuen Zeit“, und die
Stimme dieſer Zeit hat er gehört und verſtanden.
Sie ruft nach Anderem, als nach Polizet und zwangs⸗
weiſer Almoſenſtiftung. Jörg'z Artikel ſchließt mit
den ergreifenden Worten aus Geibel's „Mahl Bel—
ſazars?:
Mir i{t’8, durchſichtig wird die Wand,
Und draußen, dicht und dichter,
Da drängen ſich bei Fackelbrand
Viel tauſend Hungergeſichter.
Durchs Gewühl mit rieſigem Leib
Herſchreitet kampfgeſchürzt ein Weib
Nit blutroth flatternder Fahne⸗
Und ſieh, der Boden wird zu Glas.
Und drunten ſeh ich ſitzen
Den Tod mit Augen hohl und graß
Und mit der Senſe blitzen;
Särg auf Särge rings gethürmt,
Doch drüber Hin wie raſend ſtürmt
Der Tanz mit Pfeifen und Geigen.
Sie haben Augen und fehen’s nicht,
Sie praſſen fort und lachen;
Sie hHören’8 nicht, wie zum Gericht
Präf.: Das ſcheint doch nicht ganz zu ſtimmen, wenigſtens
behauptet Herr X,, daß er Sie exmittirt habe, weil Sie ſich
11 Hunde in Ihrer Wohnung hielten.
Angekl.: Zwee Stück hat er mir ja erlaubt un die Hündin
hat jejunft. So wat paſſirt doch in de anſtändichſten Familien.
Präſ.: Es ſollen aber 11 recht große Köter geweſen ſein,
die das ganze Haus mit Ungeziefer überſchwemmten.
Mngekl.: Det is de pure Schikanirerei. Wat ſone arme
Thiere woll dafor fennen, wenn ſon Hauzwirth ’ne Pieſe uff
ihnen hat! An ihm haben ſich de Viechers doch noch nich
verjriffen, dazu is er ihnen ville zu drocken!
Präſ.: Sie können doch nicht beſtreiten, daß Sie bei der
vorgenonimenen Pfändung Herrn X. blutig geſchlagen und Ihre
Fraͤu denſelben noch „alter Schlump3“ genannt hat.
MAngefl,: Herr Jerichtshof, ſo waͤt nimmt weine Jattin
nich mal in de Hand, nöch ville weniger inn Mund! Und
denn: wat bild’t ſich denn ſo Eener mit jo’ne miſerablichte
Sechsdreierbude in? Wir haben voch ſchon Häuſer jehabt.
Jedenfalls ſcheinen Sie ein Freund von Nordhäuſern
zu ſein.
Angell.: Meine Häuſer waren janz wat anders, wie ſo ’ne
olle waͤcklige Bude Aber mit meine Miether habe ick mir nit
nich gezantt, habe voch nie nich keenen Menſchen ermiſtirt, un
wenn ſe ſich 11 Slephanten jehalten hätten. So mwat duht
blos {0 ’n Sechsdreier⸗Rentier.
Der Gerichtshof hielt durch die Beweisaufnahme die Körper⸗
verletzung und die Beleidigung für erwieſen. Er perurtheilte
den Angeklagten. der immer wieder verſicherte, daß er drei
Feldzüge mitgemadt, zu 10 Mark Geldbuße, ſeine Frau da⸗
gegen zu 5 Mark.
Der Angeklagte, welcher während der Berathung des Ge⸗
richtshofes die wunderbarſten Mondloge hielt, und uur durch
das wiederholte energiſche Gebot „Sege Dir man Hin“ !“ von
ſeiner Frau in Raiſon gehalten mwurde, empfahl ſich dem Ge—
richtshoͤfe mit tiefent Bückling und meinte auf dem Corridor
zu feiner Frau: „So wat pajfirt in’s neie Deutſche Reich, wat
wir mit beſchaffen haben! Wat ſagſte nanı 8“
— Türkijhe Poſt Eine ergötzliche Schilderung der
Poſtberhältniſſe in der Türkei entwirft Dr. Müllendorf in der
25. Jahrgang.
Schon Balk und Säule krachen.
Lauter jauchzt der Geige Ton —
Ihr Männer, ihr Weiber von Babylon:
Mene Tekel Upharfin !“
So hat, fährt Jörg fort, Emanuel Geihel ge—
dichtet, es war 1845, und er war kein Finſterliiig.
Lebte er heute noch und übexhlickte er das Ergebniß
der jüngſten Wahlen zum Reichstag, ſo fönnte er
ſagen: Seht da, war ich nicht ein Prophet?
Re perſönliche Ficherheit der Abgeordneten
iſt bedroht,
das iſt das Ergehniß der niederträchtigen Hetze, welche
die nationalliberalen Neueſten Nachr.“ in Münden
ſeit Wochen gegen unſere Abgeordneten treiben. Dem
Abg. Or. Orterer hat am Freitag Abend eine Bande
von jungen Leuten, meiſt Mitglieder der Akademie der
Künſte und Studenten, vor ſeiner Wohnung in der
Salzgaſſe eine Katzenmuſik gebracht. Seit Tagen
bereits hat jenes Blatt, das den Münchener Liberalis⸗
mus vertritt, in bubenhafter und gemeiner Weiſe gegen
die Abgg der Centrumspartei gehetzt beſonders gehen
die, welche im Finanzausſchuſſe das Wort führen, hat
die Bevölkerung und zuletzt die jungen Akademie⸗ Schüler
aufgeſtachelt, weil die Centrumspartei der Regierung
nicht alle Forderungen für die Kunſt bewilligen will.
Jedes Mittel iſt jenem Blatte und ſeinem Liberalismus
dazu recht. Lüge, Hetze, Verdrehung, Verleumdung,
Denunctation nach oben, Aufwiegelung des Volkes und
Aufreizung zur Gewaltthat, wenn nur die verhaßten
Ultramontanen! damit belroffen werden.
der ſelbſt vor den niedrigſten Waffen nicht zurückſchreckt,
und für deſſen Aeußerungen die nalionalliberale
Partei mit verantwortlich gemacht werden muß aber
auch jene hohen Kreiſe, welche jenes Blatt in ſeinen
Beſtrebungen gegen die bayeriſche Volksmehrheit regel⸗
mäßig unterſtützen.
Das Fremdbl.“ ſchreibt über den Vorfall: „Li⸗
berale Sauhatz. Eine große Anzahl von Gendarmen
zu Fuß und zu Pferd mußten — laut Polizeibericht —
vergangene Nacht aufgeboten werden, um den Lands
tagsabgeordneten Dr. Orterer vor den Exceſſen eines
von den „Neueſt. Nachr“ aufgehetzten jugend—
lichen Kunſtpöbels landers können wir dieſe Sorte
von Akademieſchülern nicht bezeichnen) zu ſchützen. Wie
wir hoͤren, war Herr Dr. Orterer zur Zeit des Ex—
ceſſes gar nicht in ſeiner Wohnung anwefend, ſo daß
die Demonſtration gar nicht an die rechte Adreſſe ge⸗
langte. Der Bubenſtreich erreichte alſo keinen anderen
Zweck, als eine ehrwürdige alte Dame und einige
andere Hausbewohner zu erſchrecken. Dem Vernehmen
nach ſoll großer Jubel im Lager der Sozialde—
mokraten herrſchen über dieſe Manifeſtation des
jungen Nachwuchſes des „gebildeten“ Bürgerthums
Breglauer Zeitung nach eigenen Erlebniſſen: „Wil man au
der türkijchen Boft — o ſchreibt der erfahrene Kenner der Ver⸗
hältnifje — einen Brief aufgegeben, ſo hat man äußerft vor-
ſichtig zu verfahren, wenn anders man ſicher fein will, daß er
überhaupt befördert wird. Man bringt einen Brief und legt
ihn dem Beamten auf den Tiſch „Sinen BPiafter“, fagt
dieſer. Man legt das Geld Hin und bleibt {tehen, Der Bes
amte legt Geld und Brief bei Seite und fragt, was man nodh
wolle, „Sehen, daß die richtige Marke aufgeklebt wird,“ er-
widert man. Der Beamte flebt die Marke auf und fragt, was
man nun noch wünfche. „Die Marke muß noch abgeftempelt
werden,“ entgegnet man Tuhig. Der Beamte drückt den
Stempel darauf und ſagt dann freundlich Läcdhelnd: „So, jebt
fanın nicht® mehr damit gefhehen,.“ In der That, jeBt hHat
der Beamte kein Interefje mehr daran, Dden Brief zu unter-
ſchlagen, er müßte denn durch beſondere Dicke auf einen lohnen⸗
den Inhalt ſchliezen laſſen. Unterläßt man aber jene Vorficht,
jo wandert der Brief in eine Ecke und 20 Pfennige gehen in
die Taſche des Beamten. Man darf daher in der Türkei nie
Briefe dem Briefkaſten anvertrauen, ſondern muß ſie ſtets auf
das Poſtamt bringen und ſich von der Entwerthung der Freiz
marfe überzeugen, Statt dicker Briefe thut man gut, wenn
irgend möglich, lieber mehrere dünnere, unauffälligere zu mählen,
— Gleiche Borficht erheiſcht die Abfertigung von Telegrammett,
Ein Beiſpiel vom Poſtamt Demirtaſch genlüge für viele. . SO
übergab dem Beamten eine Depeſche zur Abſendung, zahlte die
Gebuͤhren und verlangte eine ESmpfangsbeftätigung, „Sie
trauen mir wohl nicht, mein Herr?“ fragte lächelnd der Be⸗
amte, — „Nein, mein Lieber,“ ſagte idh, — Ja, ich habe
leider den Schlüffel zum Schrank verlegt und kann Ddeßhalb
keine Quittung geben.“ — „Dann geben Sie mir das Geld
zurücß, i werbe jpäter miederkommen,“ — „Mber ich verfichere
Ihnen, mein Herr, daß ich das Telegramm . abgehen laſſen
werde.“ — „Das glaude ich Ihnen nicht Sie werden fich das
Geld einfteden,“ — „%unf da fie darauf beftehen, o werde ich
die Depeſche in Ihrem Beiſein abjdhicken,“ — Darauf ſetzte ich
mich neben den Apparat, wartete, bis Konftantinopel antwortete
und blieb bis zum Schlußzeichen daneben fiben,“