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Pfälzer Bote für Stadt und Land (25) — 1890

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Nr. 181 - Nr. 190 (9. August - 21. August)
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E töglich, mrit Musnahme der Sonmnz nud-Feiertage,

M 005 yit Unterhaltungsbeilage. . Rreis vierteljährlich
:20. ohne Frögerlohn ı. Poftanffchlag. Beftellungen
K Boftanftalten ı. bei der Expedition Zwingerfiraße 7.








-Bflatt für die Amtsbezirke Heidelberg,
Meinheim, Schwebingen, Philippsburg,














H — ꝑ— 7 7— — —— — 7 — — — * — 77— —ß —
IM —⏑ 13. . ' 25. Jahrg.
3 1 E — — —— — — — — i — — ndäo- ü — — —— 2







* Die Fatholifhe Sirdhe in England.

nanchen Ländern, in denen dem NatHolizismus
8 die Mehrzahl der Einwohner den Taufregi—
ch angehört, iſt ſeit einem halben Jahrhun—
* zunehmende Erkaltung des Glaubens und
‚al Dom chriſtlichen Sitiengeſetze unverfennDar
Eten, und zwar dies in einem um ſo höhern
1 AIS“ Die Kirche zur Staatsſache gemacht, ihr
Leben gewiſſermaßen unter Pokizei-Anfficht
urde. An Stelle des gottgewollten Zuſammen⸗
2 6 beiden Gewaͤlten zun Heile und Wohle
‚ig ichen iſt da vielfach eine Verſtaatlichung der
apg Getreten, die deren innerem Weſen durchaus
4 die Herzen des Volkes von iht ahwendet
. Gegenjage 3 dieſer trauxigen Erſcheinung
* wir eine Neubelebung des Glaubens und aller
& f en Tugenden in Folge defjen eine raſche Ver⸗
Srä der Kirche bei denjenigen Voͤlkern waͤhrneh—
A M ſich von einem ungehörigen Staatseinfluſſe
Kirche löszuloͤſen verftanden haben und bei
M Nejelbe ſich in aller gehührenden Freiheit und
4 e entwickeln kann. Wir haben hiebei haupt—
England im Auge.
„n 297 September 1850 hob Papſt Pius IX.,
N ifigenäreid)e Regierung durch ſo viele groß—
Loaten unvergeßlich in die Weltgeſchichte ein—
4* ijt, die engliſche Kirche aus dem Miſſions⸗
24 nach langen ünd ſchweren Faͤhrhunderten
osie IM Dden geordneten, geſetzlichen Zuſtand empor.
i-’‚‘„g die Bulle Universitatis ecclesiae wurde das
2 Weſtminſter nebſt den zwölf dazu gehöri—
21 Sthümern : Liverpool, Salford, Shreiwsbury,
4 rt, NottinghHant, Southwark Birnigham, Cliſton,
6 Saham Northampton und Keverley (an
!”'] vorläufig Leeds und Middelsbaurgh;
thum Bortsmouth wurde von dem von South⸗
getrennt) wieder hergeſtellt.
20. Februar 1878 ſetzte Papſt Leo XIIL das
es Vorgängers fort, indem er an Stelle der
8 apoſtbliſchen Vikariate die beiden Erzbis-
Edinbourgh und Elasgow errichtete, erſteres
j bier Suffragan Bisthümern Dankeld, Aberdeen,
ay und Arghle.
pa n begann eine großartige Entfaltung des La—
Efié‘g’muä in England und Schottland. Im- Jahre
m[)atte England Lapoſtoliſche Bikare, 43 Priefter,
2 apoſtoliſche Vilare, 12 Prieſter; zuſam⸗
Awoſtoliſche Bikare, 55 Priefter. — Im SZahre

(




üland- 3 apoſtoliſche Vikare, 60 Prieſter; zuſam—




men 11 apoftolijhe Vikare, 668 Priejter. Im Jahre
1880: England 1 Erzbifhof, 14 BilchNöfe, 2198
Prieſter, Schottland 2 Erzbijhöfe, 4 Bijchöfe, 324
Prieſter; zujammen 3 Erzbijhöfe, 18 Bijhöfe, 2522
Mriefter. Im Jahre 1890: England 1 Erzbifchof,
14 Biſchöfe, 2340 Prieſter, Schottland 2 Erzbiichöfe,
4 Biſchöfe 329 Vriefter ; zujammen 3 Erzbi{höfe, 18
Biſchöfe/ 2669 Prieſter.
Die Zaͤhl der Kathoͤliken betrug

im Jahr England Schottland zuſ Kathol.
1800 90,000 30,000 120,000
1820 450,000 50,000 500000
1840 800,000 100,000 900,000
1860 . 1.100,000 220,000 1,320,000
1880 — 1,300,000 320,000 — 1,620,000
1890 1,353,455 338,643 1,692,008

Entfprechend bethätigten die Katholiken — nicht
am wenigſten die Konvertiten aus der begüterten eng-
liſchen Ariſtokratie; durchſchnittlich gewann die Kirche
jährlich 10,000 Konvertiten aus allen Ständen —
durch Werke des Glaubens
und der Naächſtenlieben Während im Jahre 1800 in
England und Schottland nur etwa 60 kleine, ärmliche
Kapellen zu finden waren, gab es dort (ſchon vor 10
Sahren) 1562 zum Theile großartige und prachtvolle
Kirchen und - Kapellen, daruͤnter die herrliche Kathe—
dralk von Weſtminſter, deren Erbauung mehrere
Millionen gekoſtet hat.

Aehulich hat ſich das katholiſche Schulweſen —
dieſer üntrennbare Beſtandtheil der Kirche — gehoben.
Mit Beginn dieſes Jahrhunderts befand ſich die ka—
tholiſche Schule Englands und Schottlands noch im
Zuſtande der gaͤnzlichen Zerftörung, aber 1840 belaß
die katholiſche Kirche dort bereit 9 rein katholiſche
Kollegien, welche theils von apoſtoliſchen Vikaren,
theils von Benediktinern, Dominikanern und Jeſuiten
geleitet wurden Im Jahre 1880 beſaß England 23
ind Schottland Ekatholiſche Kollegien, D. i zujammen
27 Anſtalten für den Sekundarunterricht, und dazu
noch 600 Pfarreiſchulen, in welchen 118,000 Kindern
der Primarunterricht ertheilt wurde.

Die kirchlichen Zerſtbrungen der neueren Zeit auf
dem Kontinente! nauientlich der Kulturkampf in Deutſch⸗
land, haben der katholiſchen Kirche in England aber—
mals neue werthvolle Kräfte zugeführt.

So fehen wir, während ſich momentan tiefe
Schatten auf das kirchliche Leben des . einen Vo kes
niederſenken, über einem anderen, der Freiheit und
geſicherter Kechtäzuftände ſich erfreuenden Volte die



frẽudigfte und hoffuungsreichſte Morgenröthe erglühen.

lleltt die hlitiſche Lulei der. Leiſe Kaſſer
Milhelms na Yußland

wird der Wiener „Kol, Korr.“ aus Berlin Folgendes
geſchrieben! Daß e& zu politiſchen Ausjprachen zwiſchen
den beiden Kaiſern einerſeits und den leitenden Staats-
männern. andererfeits Kommen, dürfte, liegt in der
Natur. der Saͤche! RKegierende Häupter und leitende
Staatsmänner ireiben eben olitik, wenn ſie ſich
unterhalten; aber daß deutſchexſeits ein beftimmtes
politiſches Lrogramm mit nach Rußland hinüberse—
nommen, durch welches ein engerer Anſchluß an Ruß-
land beabſichtigt werde, muß unı ſo entjchiedener in
Abrede geftellt werden, als die Beharrlichteit, mit der
von Seiten, welche Deutſchland nichts Gutes wünſchen,
immer wieder auf dieſen Punkt zurück gefonımen wird
deutlich zu er fennen gibt, daß man Dort einen An—
haltspuͤnkt für die ſchon jebt vorbereitete Behauptung
gewinnen. möchte, die Kaijerreije jei ein Mißerfolg
geweſen, denn das deutſche politiſche Programm . für
diefelbe fei nicht zur Ausfuͤhrung gefommen.. Bemer⸗
kenzwerth ijt_e8, . Ddaß die englijche Reiſe des Kaiſers
Wilhelm IL verhältnißmäßig weit weniger Beachtung
findet, als die noch in Musficht {tehende Tuifijche.
Wenn man aber daraus folgern wollte, daß in politiſchen
Kreiſen dem Zufammentreffen Ddes Kaiſers mit der
Königin Vıktoria von England weniger Bedentung
beigelegt wird, als der bevorftehenden Begegnung
zwiſchen dem deutfchen und ruſſiſchen Kaiſer 70 mwäre
dies ein großer Sırthuni. Die Welt, inſofern ſie
friedliebend ift, hat allen Grund, ſich dazu zu beglück-
wünſchen, daß mit dem Kaiſerbeſuche in England lich
eine Thatſache vollzieht, welche geeiguet iſt! den Be—
ziehungen zwiſchen Deutſchland und Cngland, denen
das jüngſte Abkommen zwiſchen den beiden Ländern
bereiis einen. ſo freundſchaftlichen Charakter aufgedrückt
hat/ womöglich noch vertraulicher zu geftalten.“ Dieſe
Keiſe darf gewiſſernaßen als eine Vollſtändigung des
Friedensberkrages bezeichnet werden, der Deutſchland,
Seſterreich⸗Ungarn und Italien mit einander verbindet.
Da mit der Trippel Allianz ausgeſprochenermaßen in
erſter Linie bezweckt wird, den europäiſchen Frieden
aufrecht zu erhalten und allen VBerfuchen, denſelben
zu ſtören, mit vereinten Kräften entgegenzutreten, ſo
ergibt ſich, daß eine Befeſtigung der guten Beziehun—
gen Deutſchlauds zu einem friedliebenden Stagte wie
England zum Mindeſten eine moraliſche Beritärkung
der Prinzipien bildet, welche dem Dreibunde zu Grunde
liegen.



















England 8 apoſtoliſche Bikare, 608 Priefter,
ſil

die ſchwarze Hand. — . verb.)
Yap. ... Roman von Lampert deste Croir.
' Äorifirte freie Neberfeßung von hılipp Zreidank.
t@‘\f nachdem dies gefhehen, begab fih Mercedes zu
ſi roßtante und gab derfelben Kenntniß von ihrem
* mit. welchem die würdige Dame Feinesweg8 ein-
f war. Nach einer halben Stunde überbrachte der
mold Dereit3 Unimyort des Grafen Zeretre. .
a Mercedes eigentlich gar Keine Luſt hatte, ihrer
%“.“te Kenntniß _ von dem Schreiben Ravul’3 zu geben,
fie, erft den Brief in ihrer Taſche verjchwinden
Hc Doch entfchloß fie fich anders. Das Billet Raouls
_ nur wenige Beilen folgenden Inhaltes ; }
’e“d) danke Ihnen herzlichſt für Ihre Rathichläge. Sie
y befolgt mwerden. Mit DBejorgniß jehe ich dem nejeg-
Ya ugenblice enigegen, in weldem ich Sie in Baris
i‘ifbt_n fann. Möchte c3 mir geflattet jein, Ihnen per-
f‘h die Bewegung zu fchildern, von der ich durch Ihren
wurde und Ihnen die VBerficherung meiner
‚ Dolljien Ergebenheit zu Jüßen zu legen: Mein Sräu-
?iiltb werde von hier mit hoffnungsfreudigem . Herzen
. Die Zukunft erfheint mır wie ein Sonnenftrahl.
*4 Rabul de Ia Zeretre.“ .
in einer ſolchen Sprache wagen Heutzutage die
. Seute zu {Oreiben,“ rief die Marguiſe ganz er—
N und ärgerlich aus: S
— } &tcedes verhielt ſich dieſem AuSrufe ihrer Tante gegen-
274 lanz rubig; baute fie da Haffnungsvoll auf die Zu-
. ‘ Raoul hHatie genug zwijchen den Zeilen ſehen laſfen.
8 Kapitel
1 Feſt beim {panifhen Botfdhafter.
exwaͤrts/ vormäris,” {chrie mit lehr lauter Stimme
jeinen. großen Mantel gewickelter Schusmann.
Q Sie Reihe!” . .
je ernfie, aber gerechte‘ Aufforderung richtete der
an den Kutfcher eincS eleganten Landauers, Wwelcher
24 Mag der Milte pon Kutihen verlaffen batte und
8 Tigen Wagen vorfahren wollte. Die Szene paſſirte
u T Siraße de Bourgogne. Beim ſpaniſchen Botichafter
*

*

2







war heute Ball, und die Pracht der Gejpanne vor den
VBehifeln aller Art zeigte beinahe jedes Mal die gefell»
ſchaftliche Stelluns der Eingeladenen an. Man ſah daͤtelbſt
an jedem Äbende wenige von jenen ſchäbig eleganten Mieths-
futjchen, dagegen eine Reihe von hochmodernen prächtigen
und hiruridien Wagen

Die Elite der Barijer Gefellſchaft war an jenem Abend
vox der Botjchaft vorgefahren, um das Feſt verjhönern Au
helfen,. welches dajelbit zu Ehren der dritten Wiederkehr
des Geburtstages des Khnigs von Spanien begangen werden
follte, umdamit zu gleicher Zeit der Königin-Mutter, weldhe
8 verftanden Hatte, ſich ſo raſch die Liebe ihrer Unter-
thanen in ihrem Adoptivvaterlande zu gewirnen, Die
jühle ‚der: Berehrung darzubringen, einer Fürftin, weicher
e3 gelang, der. Monarchie neue Zejtigkeit in dem von Bar-
teiungen zerflüfteten Lande zu verleihen.

Die Gefellſchaft beabfichtigte in der Perjun des Bot-
ſchafters des Könias von Spanien jene wahrhaft conſtitu⸗
tionelle Monarch.e ehrerbietigft zu- begrüßen, welche den
demokratiſchen Freiheiten in dem denſelben zukommenden
vernünftigen Umfange Schuß gewährt, zu gleicher Zeit aber
3 verfieht, mit ihrer Yutorität jede Unordnung ſofort zu
unterdrücken.

Der „elegante Landauer, welcher ich immer vorzu⸗
drängen fuchte, barg ten Herzog von Moron und deſſen

8

Der Herzog hatte einen Monat in Madrid zugebracht.
Er hHatte geglaubt,. daß ſeine Tochtex in den Strom: Dder
Veranägungen, in welchem fie dort ſchwammen die Gefühle
der Liebe für. den Örafen Fereire verlieren würde. Er hHatte
eine gründliche Täufdung erlebt und ſich Llbſt geftehen
müjfen, daß Mercedes in ihHrer Neigung zu dem Franzofjen
nicht wanfend geworden war. Wer Herzog aab fid des⸗
Halb teiner weiteren Hoffnung hin, Mereedes nach dieſer
Richtuna umzuftimmen.
Der Marguis de Ia Montana verſuchte in Mabdrid,
ſich jeiner Berlobten wieder zu näheren, und mit.allen ihm
zu Gebote {tehenden Mitteln.ihr Herz zu gewinnen. Als



Mercede8 gegen ihn nach nach in eine fehr deutliche Ab—

neigung. verwandelt Hatte, mwurde er ſeiner Hofnungslojen
Qiebhaberrolle.und der unter diefen Umftänden kächerlichen
Meriobung mäüde und zur großen Freude des jungen Mäd—
Dens8 erklärte er eines Tage3, daͤß er auf eine nähere
Nerdbindung: mit der Familie des Herzogs von Moron
Verzicht leiſte —

Der Herzog. uahm die Sache nicht auf die leichte A6ſel
und zürute dem Marquis ernſthaft! Seine bitteren Nor⸗
würfe machten aber auf Ia Montana durchaus keinen Ein—
druͤc und in wenigen Tagen verfündeten die bekannten
elegant ausgeftatteten Briefe die offisiele Berlobung Ddes
%”Rarqui% mit der Tochter eines Mirgliedes-Dder ſpaniſchen

ortes.

Das war ein harter Schlag für den alten Cdelmann,
jah er doch durch den Plößglichen Enifolnßg des Diarquis
einen jeiner Lieblingswüniche zu Waljer werden. Es blieb
iın noch eine, aber‘ fehr ſchwache Hoffmung.. Sein Ge⸗
{chäftsträger: in Xeres hatte ihm mitgetheilt, dab Graf
Terstre, ‚entgegen dem Wnnfjche. dex YNerzte, Jofort ua
jeiner Wbreije au Xeres wieder nach Paris zurückgekehrt ſei

Der Herzog hoffte von dieler Rückkehr Rabuhs nach
Frankreich, er werde dort die Liebe zu ſeiner Tochter bald
vergefien hHaben, um ſo mehr, als er wußte, daß Mercedes
welcdhe er mit Argusaugen übermwachte ; von dem Grafen
irgend eine Rachricht niemals empfangen hatte

Die Gräfin kannte die ganze Barijer Gefellichaft und
der Herzog. Freute fich, fie zur Musführung feiner Däne
ausnüßen zu fönnen. Dieſelbe hatte zwar zugeben müffen,
daß der junge Graf derotre als Lebemann: galt, doch be-
zeichnete fie-Ddie-Srkundigungen, welche dem Herzege 3Uge-
gangen waͤren foweit jie Raoul belafteten, als ſehr über⸗
irieben. ı Al3 entfchieden unwahr erflärie fie, daß KRaoul
ein Spieler {ei, doch gab ſie als möglich 3zu, derjelbe fönne,
wie bviele ſeiner Kameraden, gelegentlich im Club etwas
Hoch nefpielt Haben. Neber die Urfache feiner Verabſchieduns
al3: Offizier lonnte die Gräfin de Valdanalo ganz genaue
Muskunft geben. Wie fie dem Herzog verficherte, war dieſe
nicht weniger als zweideutig. - Der junge Graf hHatle aus
politifihen Gründen feinen Abjhiedgefordert und erhalten.
(3 blieb nun noch die Befhuldigung Ubrig, der junge


 
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