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Pfälzer Bote für Stadt und Land (25) — 1890

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Nr. 111 - Nr. 120 (17. Mai - 29. Mai)
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— täglid, Sonn- und FeiertagS au£genommien.
|







KAnzeige-Blaii für ſammiliche Bezirke

























— it Unterbaltungsbeilage, Brei viertelällid : (( des bab. Unterlandes, Preis pro 1jpalt, Vetit-
— — ; — —— — lnd Lund. zeile 10 Big,, bei — Rabatt.
8 den Roftanftalten . hei der Frpebition Wlöckkraße 108, Inſerate finden die weiteſte Verbreitung:
4 — 5
1 r. II5. Heidelberg, Donnerſtag/ 22. Mai 1890. 25. Jahrgang.
* fl. 7 2 — 7 B° y v € N
Ar ens- | men ® Sollten etwa die benachbarten Pfarrer zu Aus⸗ daß wir uns lächerlich machen? Mit der Bitte um
Valldurner Attt rttt * Erdens ! bilfe kommen? Da müßten dann ihre Pfarreicn leer Zulafſung zur Ordensaushilfe in Walldirn iſt dann
ortl Lushilfe. ſtehen, * * — der 4 — 4— * 4
4 Red ig in der unterricht nicht gegeben, die Kafuͤalien ꝛc. nicht eſorgt rdensaushilfe üherhaupt und der Miffionen au ge⸗
* — 4⏑ befud: | Boben werden. @& die8 mit demı erfien 4
— teſten Wallfahrtstage in die FrohnleichnahmZoktav zujammen, indem ja ohne Mufhebung des fraglichen
e Meine Herren! Erlauben Sie mir, zum DOrges ' fallen, in welcher jeder Pfarrer durch kirchliche Vor⸗ Sefjege3 die Aushilfe in Walldürn nicht möglich wird.
Ügenen Bericht einige Bemerkungen zu machen, da der ſchriften gehalten iſt, tagtäglih gwiffe Cottesdienſte hängt aber auch injofern zufammen, als ja jede
ie! reter des Bezirks Walldirn Werthetm der Abg. ! zu halten! Und gar viele Geiſtliche finden beim beſten Mijfion nur eine Aushilfe iſt, die ſich irgend ein
Sutol, abwefjend ift; derfelbe wolte nach einem vor ; Willen die Kraft nicht, die Aushilfe zu leiſten; ich, . Pfarrer erbittet. . 2
2 een Tagen eingetröffenen Briefe zu dieſer Verhand! der ich, in früheren Jahren da und dort einmal vor= Wie mander äßmr_rer iſt mit Arbeit überlaſtet;
* Ommen, allein in der kurzen Zeit, in der die ! übergehend ausgeholfen habe, weiß was es heißt, von Kommt die jſterliche Zeit oder der Advent, wo die
*4* auf die Tagesordnung gefeßt wurbe, von geſtern Myrgens 4 bis Mittags 12 vder 1 Uhr, des Lach Leute zahlreich die DL Sakramente empfangen, ſo Iäßt
heute, war e nicht möglich. Ich bedauere nun, mittags von 2 bi$ 10 und 11 Uhr Beicht zu fißen. . er ſich möglicherweife den einen oder anderen Pater
* Herren, zunächſt, daß die Pelilion 1und der Be- | Soerwächft . meine Herren, jedes Jahr die größte Noth, ‘ fommei, Diefe halten ihm taͤglich einige Predigten,
4 nicht oder nicht rechtzeitig im Bırreau aufgelegt ; und fragt ſich Jedermann, warum Läßt man nicht wie hören ſeine Leute Beicht, und erleichtern ihın damit
We; alS ich geftern Nachmittag- Einſicht nehmen ! früher Ordensgeiftliche zur Aushilfe zu? Man muß weſentlich feine Laſt. Wie nothwendig das wäre,
Öllte, ſagte man mir, es ſei nichts da, und audh die ſich dies um ſo mehr fragen, als nach meiner Meiz habe ich ſelbſt in der letzten öſterlichen Zeit erfahren ;
* Regiexung habe nichtẽ befommen, wenn Letzteres nung in Folge mangelhafter Aushilfe die Wallfahrt veranlaßt durch das exobiſchöfliche Ordinariat mußte
* nachtraglich geſchehen iſt. Nach dem Vortrage ; zurüdgegangen iſt/ und ſo Wallduen auch mafterieller ! ich während der letzten Zeit beS Landtags meine
| Sr Derrn Berichterfiatters geht_nun die Betition der | Schaden erwächft. Deßhalb wohl wird au der Stabt= ; Pfarrei paſtoriren und meinen Vikar nach Lahr ab-
4 ernni und des Stadtraths von Wall- rath von Wallduͤrn die Betition unterſchrieben haben. ! geben; ich bin 5 oder Gmal heimgefahren, und die

on Dahin, c3 möchten zur AuzZhilfe während der
yÖ Ber fahrt8zeit OrdenZgeiftliche zugelaffen werden, und
* il 1872, welches

deſſen das Geſetz voni

IIIIIIIIIIIII diefe
i — Ciren: großen Nothſtande und fehe ich nicht ein,
* Man über eine ſolche Bitte die Tagesordnung
— — kann. Die Wallfahrt meine Herren, in
;nit[[burn dauert jedes Jahr 3 Wochen, und beginnt
1 i Dreifaltigkeitsſonntag, dieſes Jahr mit dem
?ine\mm' Während dieſer Zeit gibt es mun immer
* großen Zuſammenfluß von Menſchen; in fruͤheren
Aıyc ! waren es mManchmal mehr al8 40,000, Teit dem
'qhetut_fampfe hat es etwas abgenommen, e& mögen
Unmerhin 25000 bis 30,000 fommen. Alle
M . Seute wollen ihre Andacht machen, wollen
tam. . Sakramente empfangen, und begreift jeder
— weldje Mübhe und Arbeit
dep LlOrdert, ſo viele Leute Beicht zu Hören. Daß da
i Stabtpfarrer von Walldürn anit einem oder zwei
ımı Cl nicht auSreicht, Liegt auf der Hand. G3 follten
Q CDin 18 bis 20 Geiftliche
Zig Tend fejar. Woher- mun,
— im Sahre 1827,
He C elenzahl der Erzdiücefe um ein gute8 Drittel
an s * war, nicht beſhritten werden Vor wenigen
| bieäe“ hat der Herr Kultusminiſtex hier erklärt, daß
ıy Dfarreien gar niht befegt firb, uud daß nöch
45 Vikare fehlen, iſt notoriſch; wie viele alte,

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meine Herren, dieſe Aus—

4
8 x
en aͤllein beſorgen




Woher alſo Aushilfe neh⸗










Harte Köpfe.
Erzählung aus dem Schwarzwalb,
Von Oskar Höcker⸗
¶Bſeudonym: Hermann Fraul
¶ Fortſetzung.)

tul

b h;‘d) wie weißer Dampf. Anton, wußte recht gut, daß
* di tefem Dunftireis die ſchweren Batlerien verbargen,
Me X * Lerderblichen Blitze zur Ende fenden, aber er bhlickte
127 da qur zu ihnen empor, Zucte es in feiner Bruſt nicht
4 ritterſchwer? Er erinnerte fich, daß er {hon einmal
4 * freig C6 i {o milder Gile zurücgelegt Hatte, G war
| 4 Ichox viele Sahre her, damals 30g er aus, . um
“‚Qen ngere'n Bruder vor einer Motte Heimtückifher Bauernt-
iweiehn Müben, die der oberhalb der väterlihen Sägemühle
%“tre © Crispin überfallen wollten. Sein rechtzeitiges
4 2* chlug die jugendlichen Gegner zurück Heute dagegen
j um den Bruder zur Kechenſchaft zu ziehen und
Yaob, Anechte zır Bebrohen, €& war ein greller Ge-
ä iein‘@ Damals und das Heute, — Anton lachte wild auf,
| © öng < Unlautere Gefühlgäußerung _ mward von dem Donner

Cyis Wir pet bom Bergiwald Herniedertam.

! ä{gbin fiwtte e3 boch _ ganz anders werden koͤnnen, wenn
Naste, O dem Bruder freundlich gezeigt. Anton mar ja der

] rßtmt mußte der SJüngere ſich fügen. Aber er that e8
“%r”%m haßte ihn und Kieß nichts unverfucht, feinen Grimm
ä 8 a8 Fonkte unmöglich {fo fortdauern. Deßhalb

“ntetti ON den Kampf auf, feſt entfehloffen, demfelben nicht
4 Mochte es Kofter, was e& wolle.

M alr $ Ehdender Blig fuhr Hernieder, Ddemt ein furchtbarer
D 8 * Der Kenchtende Strahl des Gimmels hant
r 8 mm des Bergwaldes einen einzelſtehenden Baunm-

* 8— der jegt Vichterloh brannte, Schwere Regenz
in s vom trodfenen Bobden begierig aufgefaugt.
Auer&mann Xanı in großer Eile Anton entgegen,





Selbit, menn man fich, meine Herren, auf den libe-
Ttalen. Standpunkt des Herrn Kiefer mit all’ ſeiner
Boreingenommenheit ftellt, ſo begreife ich nicht, wie
man hezualich der vorliegenden Petitton einen Antrag


konfeſſionelle Friede eine große Rolle, Waͤs Können
















ſitzen das '
der Bekehrung von Sündern und Sinderimnen zu

Bolitik, von der Herr Kiefer gefprochen Hatte, aufhört.
Der konſeſſionelle Friede, wo foll Ddenn der geſtört
werden? Die Stadt Walldlirn iſt ganz katholiſch, die
ganze Umgegend iſt latholiſch/ die MWallfahrer ftnd
jedenfalls aud) katholiſch. Dazu fommt, daß die Wall-


Teute Jahr aus, Jahr ein thätig find; e8 fommen
Prozeſſionen von Mainz, Köln, Fulda, Hammelburg,
auS Bayern, Würtemberg, Eljaß-Lothringen u { w
Waz miiſſen denn dieſe Wallfahrer denken, wenn ſie

Herren mußten in Lahr öfters Hon Mittags 2 bis
Abends 10 Uhr und Morgens wieder vyon 5 Uhr an
Beicht ſitzen eine Auſtrengung, daß die Schweſter des
Pfarrverwefers in Lahr mir wiederholt ihre Beſorg⸗


Wäre es da nicht eine große Wohlthat geweſen, wenn
man den einen oder anderen Ordensgeiftlichen hätte



felig. in früheren Jahren mmer gethan haͤt. Ich
glaube nicht, daß die Lahrer dadırch etwaz arı ihrem



e& jeweilS gar nicht gemerkt,

daß ſo etwas in ihren
Mauern geſchteht.

Auch kann es varkommen, daß in
einer Pfarrei durch irgend welche Einflüſſe ſchlimme
Zuſtände, Mißbräuche, ühle Gewohnheiten entſtehen,
und die MusSrottung derfelben dem Pfarrer außer—
ordentliche Mühe macht Wie wichtig iſt es da,
wenn einmal durch einige Ordensgelftliche einc Miſ⸗
%. Wie wohlthätig ſolche




Ja ich kann mir den Fall denken — in früheren Zei⸗
fen ijft eS wenigſtens vorgekommen —, daß eine ſolche
Prozeſſion von einem Ordensgeiftlichent begleitet wird;
wenn nun ein
er ſeinen eigenen Leuten, die er

Ich frage Sie, meine Herren,
e5 da gerechtfertigt, einen Beſchluß zu fajjen, wie er

„untwi;;ß_é_{fii?na_tn?flen, gerr Jörger / rief er ihm 3,
daß Sie unter Dach und Fa kommen, 682

„A0 Fommt Ihr her 2“ herrſchte Anton den Sprecher an.
„Bon den Sägemühlen,“ lautete die Antwork, Ich wollte
ein halbes Schock Brelter heftellen, traf aber den Criapin nicht
an, er ift droben am Bergſee bel den Holzfällern, unt die ge⸗


Anton eilte mit furzem Gruß an dem Bauer vorlüber.
* — — ——
„So recdht,“ rief e& in ihm, „da treffe ich alle

einander.“
Ein Windſtoß fegte über das Thal und noch

niit⸗


Degreifen, wenn man ihnen ſagt, dieſelben ſeten ver⸗
boken. Auch haben wir ja noch viele Blätter, die




So ſchrieb einmal die „Köln. 2——
„Während der ganzen Zeit verfammelten und erbau-
ten die im hohen Dome und in der St, Seyerin8-
kirche dreimal laͤglich gehaltenenen Vorträge Tauſende



allgemeine Urtheil über dieſe Vorträge ſpricht ſich





Sifer, zarter Mäßigung und großer Klarheit die
und kleine Felsblöcke kletterte er empor.
vor Anftrengung, aber er Dbeachtete e& nicht Das Krachen
des Douner3Z vermifchte ſich mit dem Seheul des Sthurmes
und den Toſen des von dem Bergfee niederſtürzenden Baches;
deſſen bereits angeſchwellte Flutben zahlreiche Baumftämme mit
ſich führten.

Der furchtbare Regen hatte

Seine Bruſt keuchte

den Waldboden ermeicht, und
an die Knöchel ein, {o daß die aufſpritzen⸗



in




führend und in mächtigen Säulen empormirbelnd,



von den Schultern und zog ihn an
Blitz und Donner folgten . in immer kürzeren Zwiſchen⸗
räumen. Der Himmel Hatle fich in weitem Umkreis verfinftert,


faſt unausgefetzt leuchtete.

Vehr und mehr wich die Schwiüle in der Atmosphäre.
Der Sturm führte eine ozonreihe Luft mit ſich und Anton
athınete auf, r bedurfte der Kühlung, denn der Zorn in
ſeiner Bruſt ließ ebenfo wenig nach, wie der Alit und Donner
im der Natur, Der Anblick der von großer Wohlhabenheit
zeugenden Sägemühlen, in deren Betrteb alle Verbefferungen der
Meuzeit aufgenommen maren, reizte Antons unfelige Stimmung
nur noch mehr. Zu feinem Zorn gefellten fidh Neid und Miß-
gunſt und e& märe ihm in diefem ANugenblick ein Labfjak ge⸗
wefen, wenn der Bliß in eines der langgeftrecklen Schieferz
dächer verirrt haͤtte.

Noch bevor Anton den Bergwald erreichte, ſteigerte ſich
der Regen zu einem Wolkenbruch. Wollen mir die Elemente
verbieten, mir Geuugthuung zu berfchaffen 2“ rief der außer
Raud und Band gerathene Mann. „Und wenn die völle mit
all’ ihren Schrecken erſchiene ich fürchte mich nicht !“

Damit ftürmte er weiter, Sr verfmähte den Pfad, der
in Schlangenlinien zur Höhe führte, Neber Seftrüpp, Steine



am ganzen Körper, da der Regen durch feine Aeider gedrungen
war. Die Temperatur Hatte ſich außerordentlich abgefühlt,
ſeinen Athem ſehen, und feine {farren Hände
Eſchienen röthliq blau. Das tohende Unwetter und die
übermäßige förperliche Anftrengung dämpften endlich den Sturm
in feiner Yruft, Er fah ein, daß er ſich vom Zorn allzuweit
hatte Hinreißen Iajffen. Crispin hHatte ihn durd) ſeine HGand-
Yungsweije allerbings ſchwer beleidigt und er Dverdiente eine
Zurechiweijung . Mußte diefelbe aber {ofort erfolgen 8“ Ronnte
Anton nicht dem vernünftigen Rath: ſeiner Emmerenz folgen,
und varten bis das Unmetter vorüber war? Anton kam ſich
jetzt vor, wie ein thörichter Kuabe, der ſinnlos in lein Ver⸗
derben rennt, und er mar doch ein Mann, den Verſtand und
Srfahrung vor ſolchem unfinnigen Beginnen bewahren wußten.
Wohin der blinde Zorn . felbit den vernünftigen Menſchen
führen kaun! Neber den fröftelnden Anton, kamı tiefe Scham.
Sr zügelte ſeinen Schritt und lehnte {ichH erfIbpft an einen

Banmitamm. *
Bom Platean des Wildkopfes her, auf welchem ſich der
Bergiee ausbreitete, ertünten mehrete Stimmen. Sie famen
von Grispin und feinen Leuten, Ddie den zu Thal fühHrenden
Pfad gingen und über das Unmetter ſchimpften! Weder ſie
noch Antoͤn vermochten einander zu jehen, Da die Entfernung
19 groß war und außerdem Sefjtrüpp jede Ausſicht ver⸗
hinderte,

(Sortjegung folgt.)




 
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