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Pfälzer Bote für Stadt und Land (25) — 1890

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Nr. 251 - Nr. 260 (1. November - 13. November)
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Ürjbeint taglich mit Nusnahme der Sonn- und Feiertage.

amflagS mit Unterhaltungsbeifage, Preis vierteljährlich
Mr 1.20 ohne Trägerlohn u Poftanffchlag. Beſtellungen
den vofianfialten u. bei der Expebition Zwingerfisaße 7.







- Berantmortliher Mebakteur :
Hulinug Jeder in Heidelberg.



® 8
Beſtellungen
* den „Pfälzer Boten‘“ für den Monate
eenter und Dezember werden noch immer bei
— Poſtanſtalten, ſowie in unſerer Expedition
eidelberg, Zwingerſtraͤße 7 entgegengenommen.
Die Crpedition.

KT

Deutſches Reich
5 Berlin, 6. Nov. Das „Berliner Tageblatt“
Vhaupiet Hofprediger Stöcker demiſſionire wegen
— —— am kaiſerlichen Hofe, und weil Dryander
[ Veriretung des Oberhofpredigers Kögel bekamı.
) Der Marine-Etat enthält keine Neuforderungen
* Schiffe. wie behauptet wird, ſondern lediglich
rieid bewilligte Pelitionen Nächſtens werden
* Handelskorporationen und großen wirthſchaftlichen
treine aufgefordert, über die deutſch-öſterreichiſchen
4 4 4 ſich zu äußern
Keichsbote? und „Kreuzzeitung“ fchlagen tüchtig
[ 9en das Kartell und den NMationalliberalizmus o8.
1 Der nächſte preußiſche Ciat bringt bereits Forder—
1 Ngen für Bermehrung der Zahl der Faͤbrikin—
ektoren.
I * Darmitadt, 6. Nov. Der Großherzog empfing
[ tige Woche eine Deputation der ijraeliti.
en Gemeinden der Provinzial-Hauptſtädte.
ürauf bezüglich veröffentlicht die, Darmſtädter Ztg.“
gendes Schreiben des Staatzminifters Finger! Auf
von den Deputirten der iſraelitiſchen Gemeinden
Darmſtadt. Gießen und Mainz mündlich und
liftlich an Seine Königliche Hoheit den Großherzog
richtete Vorſtellung, betreffs der antiſemitiſchen
wegung im Großherzogthum habe ich Euer
ohlgeboren in Allerhöchſtem Auftrage Nachſtehendes
eröffnen: Von den ſeit einiger Zeit in mehreren
heilen des Sroßherzogthums tattfindenden, von
ßen hereingetragenen! gehäffigen Anfeindungen
Üer[)öc{)ft ihrer iſraelitiſchen Unterthanen haben Seine
“ önigliche Hoheit der Großherzog mit Bedauern
Mntniß genommen; Seine Königliche Hoheit miß—
Lrtigen diejelben,auf das Ernſttichſte und
Lwarten von dem fonft gefunden uuͤd chriſtlichen
Inne der betheiligten Kreiſe ein baldiges Aufhören
7 Ner gehäſſigen Angriffe, wozu übrigens weſentlich
tbeuragen wird, wenn der ſittlich höher fiehende
















































il Der jſraelitiſchen Bevölterung e& ſich nach
N 4 angelegen — den — zu.

_ Biht und Schatten. . —— (nand. verb)

DOxiginal⸗ Novelle von Hans Yordaens.

.. Sultan folgte aus geringer Entfernung aufmerkfam
pt den Augen alen Sewegungezn Camika’3, und durch die
Un folgenden Commandoworte, noͤch mehr aber durch das
In lebendig vor Augen gehaktene Beilpiel hHatte er fehr
d benriffen, was man von ihm verlangte,
Ohne eine beftimmtere Aufforderung dazu abzuwarten,
m Sultan mehrere Male des Hinderniß im Fluge und
— — Cieganz, die die ſo eben bewiefene Ge—
\dfichfeit Camilla’3 bei Weitem in Schatten ftellte,
Sultans Gewandtheit ſchien dabei mit jedem neuen
noch zu wachjer, und Camilla wollte fhon, des
igen Unterliegen3 müde, den Wettkampf einftellen, als
ünjtiger Bufall fie bei einem erneuten Hürdeſpringen
Siegerin machte.
Das verurfachte ihr nun ein folches Vergnügen, daß
Daleich eine Wiederholung verlangte.
‚Noch zweimal glüdte ihr der Sprung in Dderfelben
CYe; aber jei e8 nun, daß Sultan bei der vergrößerten
bie er anwenden mußte, um ſein Ziel zu erreichen,
Vorſicht vergeffen und fie in eiltgem Laufe geftoßen
le, Dver daß Dieje Jelbft ımit dem Juße in den lofen
ern ſich verſtrickt baͤtte Camilla ſtraͤnchelte bei dem
ten Sprunge, und mit einem unterdrücten Schmerzens-
itürzte fie zu Boden :
Zuitan der dieſes unerwartete Intermezzo wohl für
Fortfebung des begonnen Syieles Halten modhte, war
eEinem gewaltigen Satze an ihrer Seite und betrachtete
j Unverhoblener Neugier Die zuſammengeſunkene Geſtalt
die Mugen gefchloffen hHielt und in hcer Leblofigkeit
Ü:c: arrte obſchen er mit ſeiner breiten Zunge unge[tüm
n Dände beleckte und ſeine kalte Naſe mit ihrem Geſicht
erührung: brachte. *—
IS er indefjen. einjah, daß alle ſeine Liebkoſungen abne
edernna blieben, redie er jich. neben Camila zu Boden,
Öte den Kopf auf die Vorderfüße und [haute mit Den
un‘*eföfinefi.en, Hugen Augen unverwandten Blickes zu dem
gen Mädchen hinüber.














































































di

© uſſtat,













Klagen über die Handelungsweiſe mancher ſeiner
Glaubensgenoſſen nachzuforſchen und mit den geeigne—
ten Mitteln abzuhHelfen. In den ihnen verfaſſungs⸗
mäßig und geſetzlich zuſtehenden Rechten werden nach
dem Willen Seiner Königlichen Hoheit des Großher—
zogs Allerhöchſtderen iſraelitiſche Unterthanen ebenſo
geſchützt werden, wie diejenigen anderer Bekenntniſſe.

Aus dem Reichsland. Die Nachricht der
Theilung des Bisthums Straßburg hätte
in früheren Zeiten vielen Beifall gefunden Denn
Colmar und das Oberelſaß gehören erſt ſeit 1804 zu
Straßburg; früher ſtanden ſie unter Bafel, haben
daher manche Erinnerungen dabon bewahrt. Colmar
beſitzt auch eine Kirche, welche vollauf als Kathedrale
gelten fönnte. Aber gegenwärtig ſind Prieſter und
Gläubige des Reichslandes von andern Sorgen in
Anſpruch genommen. Namentlich beginnt ſich der
Prieſtermangel fühlbar zu machen, weil die ent-
ſprechenden Anſtalten vermindert wurden. Das Bis—
thum Straßburg hat Mühe die Koſten des kathol—
Gymnaſiums in Straßburg aufzubringen, welches
allein prieſterlichen Nachwuchs ſtellt! Die zahlreichen
ſtaatlichen Gymnaſien ſind konfeſſionslos, antikatho—
liſch, koſten ſchweres Geld ſtellen aber keine Prieſter
In den obern Klaſſen ſind oft nur ein oder zwei
Schüfer. Die Katholiken halten ſich möglichſt von
ihnen fern. Dagegen wächst das Bedürfniß nach
Prieſtern und Kirchen. In Mülhauſen haben 40,000

Katholiken nur zwei Kirchen mit 14 Prieſtern Die
Gründung einer neuen Pfarrei iſt durch die acht—
zehnhundertundſiebenziger Ereigniſſe ins Stocken ge—

rathen, die ſo ſegensvoll wirkenden Redemptoriſten
mußten weichen. Ebenſo in Straßburg die Fefuiten.
In Colmar beſteht für 18500 Kaͤtholiken nur eine
Pfarrei In Saargemünd ſind 9000 Katholiken auf
eine einzige, etwa 1000 Perſonen faſſende Kirche an—
gewieſen Da Ddie Stadt durch die Baͤhnhof Anlagen
die jetzige
Kirche auch gar nicht vergrößert werden kann, wären
zwei neue Pfarrkirchen nothwendig. Denn die Stadt
dehnt ſich immer mehr aus reicht ſchon an den be—
nachbarten Flecken Walferdingen, Remelſingen und
Neunkirchen heran, beſitzt dabei eine ſtarke Beſatzung.
Auch in Forbach und andern Städten wären Er—
weiterungen der kirchlichen Einrichtungen nothwendig.

Ausland.

* Bern, 6. Nov. Falls der engliſche Gerichts—
hof die Auslieferung Caſtionis verfügt, beabſichtigt
man, Caſtioni in Zürich in Gefangenſchaft zu ſetzen,






Anzeige=-Slatt flr die Amtsbezirte Heidelberg

Labdenburg, Weinheim, Schwetzingen Phillppaburo,

Miesloch, Bruchjal, Bretten, Nedargemlnd,: Mosbad,

Eberbach Buyen, Wallduͤrn, Z.-Bifhofah. Wertheim 25.

— — —0 — 8—

rud, Berlag ı. Erpebition von Gebr, guber 26

in Heidelberg, ZwingerfraBe 7. *4. dihtt

— “ —— —— — z — —





















da man hei dem tödtlichen Parteihaß der Teſſiner
nicht wagt, Caſtioni nach dem Teſfin zu tranzportiren.

Auiſterdam, 6. Nov. Das Befinden des
Lönigs hat ſich leicht gebeffert; er erfennt wieder
ſeine Umgebung. Profeſſor Roſenſtein erflärt, Ddie
Wiederverlangung der vollen Geiſtes—
fraft jei nicht ausgeſchloffen—

Warſchau, 6. Nov. Der katholiſche Klerus
wird gußs Neue verfolgt. Mehrere Prieſter wurden
in das Innere Rußlands verſetzt. — Im Zuſammen⸗
hang mit der gemeldeten Erſchießung dreier unſchul—
diger Freiwillijer wurde General Gurkow zum Zaͤren
berufen. Gurkows Stellung gilt als erfchüttert.

* Mewyork, 6. Nov. Ein Complott zur Er—
mordung des Königs Korea und deſſen ganzer Fa—
milie iſt entdeckt worden. Sechozehn Verdachtige,
Mrunter der Bruder des Königs, ſind verhaftet. —
Fünf chineſiſche Kriegsſchiffe ſollen während eines
heftigen Sturmes ſechzig Meilen von Trient unterge—
gangen ſein.



Aus Daden. ,
Hetdelberg, 7. November.
Entgegen der unzweideutigen Erklärung der
Heidelb. Ztg.“ veröffentlichte die „Vandesztg.” geſtern
neuerdings folgende Notiz aus Heidelberg:

Ich fann Ihnen unter Bezuanahne auf die Korre⸗
jponbenz von hiex in Mr. 259 I Blatt Zhrer Zeitung aus
b fter Qzefle mitthrilen, daß die Hiefige natonalibernfe
Parteile tuag nicht gefounen iſt, iraend meice Aundaebung
gegen den fonjervativn AÄbgeordueten des Wahlkreiles zu
unternchmen. Die geftern Deßfalls gepflogenen Be-
ipredungen ergaben, daß eine fokde nicht obporiun
ſet u98 voranz[jihtlich kein Ergebniß haben werde.“

Die „Heideld. Zig.“ bemerkt dazu: Wir ſind auf
Grund authentiſcher Information zu der Erklärung
berechtigt, daß innerhalb der hieſigen nationalliberalen
arteileitung überhaupt nie mals Beſprechungen
über dieſen Gegenſtand ſtattgefunden haben.

® 3Zur Kennzeichnung des in der That fanatiſchen
Haſſes des leiten den Parteiorgans der national—
liberalemn Partei gegen Andersdenkende wollen wir
heute Folgendes feſtnageln: Dem „Freiburger Boten“
wurde vor wenigen Tagen aus Karlsruhe geſchrieben:

„Der Batrioti2mus der Bad Landeszeitung hat ſich
am Sonntag, ven 26 Oftober, im arellſten Lichte aezeigt.
Dieje Generalpächterin de3 Deutichthums Hatte zur Moitkfe-
feier nicht einmal aeflagat. Boshafte Karl8ı uher behaup-
ten, ſie hahe ihr Fähnlein nur deshalb nicht ausgeſtoͤckt,


Centrumsverfamumlung. Das wäre allerdings ein triftiger
Orund geweien 1“ S ; ?
Die „Bad. Landesztg.“ erflärt Hierauf, daß das










Da ließ ſich Piöblich auf der Sanditraße Pferdegetrappel
und das Gerähfch rollender Rädet vernehmen.


X
1

}
}


Aber auch Camila mußte das näher fommende Ge—
räuſch hemerkt haben: denn fie öffnete pISBLich die Wugen
und richtete ſich lanalam auf, alS erwache fie auS einem
Traume.

Sultan bezeigte über ihr Erwaͤchen eine ſo lebhafte
Freude daß Camilla Mühe Hatte, den heftig Eindringen—
den von ſich abzuwehren. ü

Sie jah verwundert umher.

„Wa3 i{t nur vorgefallen? — Warum liege ich hier
auf dem Boden? fragte fie halb zu Sultan gewandt, der
auf den Hinterfüßen fibend, fie verftändnißvoll anblidte.

Da jah fie das Reifigbündel neben fih und ſofort
wurde ihr die Situation mieder klar. ;

Sie war gefalen und mußte auf „eine Sekunde“ die
Befinuung verloren haben ;

In dieſem Augenblick fuhr der Wagen, der Georg Zur
Lenne brachte an dem Gitter des Parkes vorüber.

Der Anblick deeſelben brachte Camilla au den Reſt
des entjhwundenen Gedächtniſſes zurück

Nur ſchneh die Kieider wieder in Ordnung, damit
NichtsS an des Vorgefallene erinuert!

Mit diefer an ſich ſelhſt gerichteten Aufforderung wollte
Camilla ſich haftta von dem Boden aufrichten dech ſchon
bei dem erſten Verſuche mußte ſie auch ſchon ihre Unfähtg-
keit dazu eingejehen hHaben ; denn mit einem leiſen Weheruf
ſanl ſie wieder zurück. ;


Hatte, ſchien dadurch plötzlich einen Begriff von ihrer Hülf-
loſigkeit erlanat- zu haben: ;

Er fah nöch einmal wie
ſprang dann eilig davon. {

Georg, der eben durch die Allee der Villa zuſchritt,
war nicht wenig etſtaunt als der aroBe Bernhardiner
ganz unerwartet aus einem Gebüſch auf ihn zujprang, ihn
wedelud umringte und ſich nicht eher beruhigen laſſen wolte

fragend zu Camilla hin und





— — — — —
als bis ®rorg, ‚dem das ſeltſame Gebahren des Hundes
endlich auffiel, ſich entſchlos dem fMugen Thiere zu folgen.

Wie groß war ſeine Ueberraſchung, al8 er auf Dder
Heinen Lihiung angefommen, zu weélcher Sultan ihn hin»
führte, fih plöelich Camila gegenüber fah, die am Boden
jaß und bei feinem Erſcheinen nicht einmal den Verſuch
madte, aufzultchen,. . ;

„SHräutein Camilla, Sie erſchrecken mich! Iſt Ihnen
ein Unglüc zugeftoßen ?“ fragie Georg, während er neben
dem jungen Mädchen niederkniete und theilnehmend ihre
Hand erfaßte.

„D, niot inı Gerinaſten! klang die leicht ahwehrende
Antwort ich habe nur eine kleine Belohnung erhalten für
die Heldenthaten der letzten Stunde.“

Wie ſoll ich das verſtehen, Jräulein Caniſla?“

®eorg ſah bei dieſer Frage ſo verwundert umbher, als
Zwarle er irgendivo eine Erklärung für den räthfelhaͤften
Sinn jener Worte zu finden.

Sie werden Grund Haben, meiner zu ſpoͤtten, Herr
Hur Lenne wenn ich Ihnen erzähle, mwie ich in dieſe Lage
gefomımen bin,“ erwiderte Camillà mit. einem Berfuche zu
jcherzein; denn ihr Zuß ſchmerzte fie ſo jehr, daß ihr Neber-
muth fie zu verlaffen drohie. „Sultan und ich, wir find
hier um die Weite über diefe Hlirde gefprungen, un dDabei
muß ich wohl geſtürzt fein; denn ich jarD mich plötzlich
hier am Boden Liegend. wieder, ohue die Beranlafjung 3zU
fennen, die mich in dieſe wenis beneidenswerthe Situation
gebracht. — Wenn Sie nun ein Samariterwerk ihun wollen,
Herr Zur Lenne, ‚ jo beauftragten Sie einen Diener, mit
einer Sänfte vder fonjteinem Mmittelalterl.chen Mödel her-
auszukommen; denn ich fürchte/ nicht allein gehen zu Lönnen. “

„Sie haben Schaden genommen,“. jagte Georg theil-
nehmend und mit einer Wärme im Ton die Camila plötz⸗
lich hefremolich erfcheinen woͤllte „und., Hier auf. dem
feuchten Boden haben Sie vielleicht au nicht ohne Nach-
theil ſchon längere Zeit gelegen. — Verlangen Sie nicht




frende Hülfe zu Holem; ſondern verſuchen Sie e& mıf Dem


Sie ſtützen.“ Fortſetzung folgt.) _







 
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