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Pfälzer Bote für Stadt und Land (25) — 1890

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Nr. 161 - Nr. 170 (17. Juli - 27. Juli)
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Erjheint - täglih mit Musnahme der Sonnz uud Feiertage,
SamftagS mit UnzerhaltungSbeilage. Preis vierteljährlich
E, 1.20: ohune Trägerlohn u. Poftanffehlag. Beſtellungen



*







Knzeige-Blatt für die Amtöbezirfe Heidelberg,
Ladenburg, Weinbeim, Schhwebingen, PHilippSburg,
MWiesloch, Bruchfal, Breiten, Neckargemünd Mosbach
Eherbach, Buchen, Walldüirn, Z.-Bijhofeh. Wertheimee
M













hei den Poſtanſtalten ı. bei der edition Zwingerfiraße 7.
—_ — ; Erp Zwingerſnaß







Julius Jecker in Heidelberg.




— — —

für Stadt

* Seidelderg, den 24 Juli 1800







Beſtellungen
Uı den „Pfälzer Boten für die Monate Auguſt
Ind September werden bei ſämmtlichen Poſtauſtaͤlten


traße 7 entgegengenommen.
Die Ervevitien

die Nhiben der Urbeiter,
Das Freie Deutſche Hochſtift in Frankfurt a. M.
ſich vor Kurzem durch die Veröffentlichung einer
®enijo mühevollen wie wichtigen und interẽſſauten
Ybeit ſehr verdient gemacht. Es hat die Jahresbudgets
ün Arbeitern verſchiedener Klaſſen auf Gtund ſorg—




e Beantmwortung der Frage, „wie lebt der Arbeiter“


Tas Reſultat dieſer Arbeit iſt freilich ein keineswegs
reuliches, ſondern im Gegentheil ein höchſt be—
ibendes; die Lebenshaltung der Arbeiterfamihen
8 nach der Veröffentlichung überaus viel zu wünſchen
Äbrig, die Ernährung erreicht kaum die Grenze des
übjolut. Nothwendigen, häufig genug bleibt ſie ſogar
Yinter. derfelben zurück.

Die Veröffentlichung des Hochſtifts bezieht ſich


Vofen beſtehend mit einen Einkommen von 1173,87
F, @üf die eines Eiſenbahntiſchlers, aus 6 Köpfen
fchand, mit einem Einkommen von 1056 ME und
le eines Hilfsarbeiters aus 3 Koͤpfen beſtehend, mit
Unem Sinfommen von 806,90 M Alle 3 Arbeiter
Saben für Fleiſchnahrung wenig mehr als 50 Mark
1 auffallend be—
Öeichnet werden, daß der Chemikalienarbeiter mit ſeiner
lebenkföpfigen Familie und mit ſeinem relativ erheb—
en Sinfonmen für Fleiſch nöch 10 Mark weniger
Dorausgabte als der Hilfsarbeiter mit ſeinem geringen
Infommen und trotzdem deſſen Familie außer ihm
Nx aus ſeiner Fran und einem Säugling beſtand.
edauerlich iſt es, daß der am ſchlechteſten bezahlte
Ärbeiter, deſſen Lage mithin die am meiſten prekäre
Ult, für Wirthshaus und Tabak faſt ehenſoviel aus—
die beiden andern weit beſſer gelohnten
Koeiter, daß er zur Beſtreitung der hierfür erforder—
ichen Ausgaben weit höhere Beträge verwendet als
*r fie für Kartoffeln ausgibt.
Allen drei Arbeiterbutgets gemeinſam iſt es, daß
in verhältnißmäßig ſehr großer Bruchtheil des Ein—
dmmens durch die Wohnungsmiethe abſorbirt wird,
— — — 8


Die ſchwarze Hand. — verb.)
Koman von Lampert de Ste Crovirz.
Autoriſitte freie Üeberfebung von P hılipp Freidant







42)



Und. doch drängte fie dieſe ihre Gedanken in das
Ü‚nnerfie ihrer Seele zurüd und gab jih Mühe, ſich gegen
die beiden jungen Männer gleich Liebenswürdig zu erweilen

Die Anwefjenheit des jungen eleganten Franzoſen hatte
Quf die ganze. junge Danienwelt einen recht anregenden
Tindruck hHervorgebracht und mancher bewundernde Blick
Wwar ihm, wie ſich die alte Dame fagen mußte, aus hüb—
Ihem MMöähcdhenauge gefolat. E3 war daher ſehr leicht mög-


m afino, welcdhe.fie nicht zu hindern vermocht hatte, in
en Gefinnungen Mercedes. gegen de Ia Montana eine tief-
Behende Beränderung hervorgebracht haben konnte. .
Sie hHatte in der That an ihrer Pflegebefohlenen ſeit
dem Rafino-Abende eine gewiffe Weränderung bemerkt und
3u der Berantwortlichkeit, welche auf ihr lajtete, fürchtete
€ den Born des Herzvas, wenn Derjelbe vernehmmen
Mürde, da feine Tochter die verſÿnliche Bekanntſchaft mit
b%_m Hihnen Franzofen. gemadht habe Der Herzog Hatte
Nämlich, daer zu Bette lag, noch mıt Niemandem gefprochen
Und {o blieben ihm die Voͤrkommniſſe im Kafino vollitändig
Unbekannt.. So war denn die würdige Matrone recht un-
roͤftůich * 2— ; 7*
Die Unterhaltung an der Tafel wurde immer lebhafter
Der Konfjul und' einige‘ jeiner greunde beftürmten eben,
tine der Tochter des Margquis de:Bedograna,eine Romanze


Ü aber-endlich Ddoch erweichen, nahmeine der vorhandenen”


ohlklingende und fehr guk gefhulte Altitimne und trus
0S etwas. [hmermüthige Lied mit aroßer Bravour vor,

10 daß fie von allen Seiten großen Beifall erntete.

Trotz ſeiner Unkenntniß der ſpaniſchen Sprache unter-

Hielt ſic Naoul ausgezeichnet. Seine Tiſchnachbarn ſprachen

Aur franzöfiih, weiche Hoͤflichkeit der Fremde durch doppelte
iebenswürdigkeit erwiderte.





— —



je geringer das Einkommen, deſto erheblicher der
Theil desſelben, welcher zur Bezahlung des Mieth—
zinſes gebraucht wird und es iſt wieder einmal die
ſtatiſtiſche Beſtätigung des bekannten Geſetzes, das
Männer wie Schwabe und Engel längſt nachgewieſen
haben, daß Niemand theurer wohnt wie der Unbe—
mittelte und Arme Wenn wir aus dem Budget des
Arbeiters mit 800 M. SIahreseinkommen den Schluß
ziehen müſſen, daß derſelbe während der erſten Hälfte
des Beobachtungsjahres mehr als 50 Proz ſeiner
Einnahmen auf die Bezahlung der Miethe verwenden
mußte,. ſo iſt dies ohne Zweifel als ein abſolut un—
geſunder Zuſtand zu bezeichnen, denn der wahre Werth
der Wohnungen ſteht mit dem, was der Arbeiter da—
für bezahlt, im groben Mißverhältniß und es erſcheint
dringend nothwendig, bezüglich dieſes Punktes Abhilfe
zu ſchaffen, um dem Arbeiter die Möglichkeit zu bieten,
einen größeren Theil ſeines Einkommens zur Befriedi—
gung anderer Bedürfniſſe, insbeſondere des Ernährungs⸗
beduͤrfniſſes zu verwenden.

Traurig iſt es freilich, daß dieſe drei fleißigen
und mäßigen Arbeiter, deren Budgets darthun, daß
ſie weder dem Alkoholkonſum ergeben ſind, noch zu
den habituellen/Blaumachern! gehören, deren Frauen
ebenfalls tüchtig und praktiſch zu ſein ſcheinen und
offenbar mit Wenigent auch Hauszuhalten verſtehen,
hart an der Grenze jtehen, an welcher die öffentliche
Armenpflege einſchreiten muß,. Dei dem Arbeiter mit
einem Einkommen von 800 ME mußte letztere ſchon
zur Verhütung des Aeußerſten eingreifen Wir können
uns ein Bild von den wahrhaft hetrübenden Verhält—
niſſen machen, die in breiten Schichten des deutſchen
Volkes vorhanden find, wenn wir uns daran erinnern
wollen, daß es zahlreiche Familien giebt, deren Ein—
kommen weniger als 800 Mk. beträgt, bei welchen
ſich daſſelbe auf 700,. 600 oder gar 500 Mk. ſeellt,
wenn wir ferner nicht unberückſichtigt laſſen, daß die
Arbeiten des Hoͤchſtiftes ſich auf die Arbeiterverhält—
niſſe einer reichen Gegend Deutſchlands beziehen, daß
es aber große Strecken Gebiets im dentſchen Vater—
lande giebt, in denen die Verhältniſſe nicht ſo günſtig
ſind, wie in der Mainſtadt. Wie mögen die Arbeiter—
budgets im ſchleſiſchen Webexbezirke erſt beſchaffen.
Jein,. oder bei den landwirthſchaftlichen Arbeitern des
Oſtens, wo Fleiſch oft genug ein unbekannter Luxus
iſt? Wir halten es im Intereſſe der Erkenntniß unſerer
joziafen Zuſtände für ebenſo wünſchenswerth wie
nothmendig, daß das Beiſpiel des Hoͤchſtiftes Nach—
ahmung findet und auch andexwärts Erhebungen über
Arbeiterbudgets angeſtellt werden






Druc, Berlagu Expedition von Gebr. Huber 5 lht
in Heivelberg, Zwingerſtraße 7. 28 8
* — — — —











Deutſches Reich.

* Berlin, 22. Juli. Bismarcks Aeußerungen in
dem„Drezdner. Nachrichten“ werden von den hieſigen
goubernementalen Blättern ohne Befprechung mitge—
ſheilt. Jedoch bemerkte die von Bismarck früher er—
haltene, jetzt der Feigheit beſchuldigte Norddeutſche
ANgemeine“ biſſig, ihre Begriffe von Pietät und An—
ſtand verböten ihr, über derartige Meinungen und
Anſichten zu ſtreiten. Die Nationalzeitung! ſucht
wiederum Bismarck zu entſchuldigen Die Berliner
Volkszeitung“ iſt erfreut, daß die Vorddeutſche einen
Bismaͤrck·ſchen Fußtritt erhalten. Die Norddeutſche?
habe am erſten Juli ohnehin 7000 Abonnenten
eingebüßt. Die übrige unabhängige Preſſe kritiſirt
Bismarck's Aeußerungen namentlich die ſozialpoliti—
ſchen, in kurzen Worten abfällig. Faſt die geſammte
ſozialiſtifche Parteileitung wird hier konzentrirt.
Troͤtz aller Dementis ſind die Differenzen in der
Berliner Sogialdemokratie |tärfer denn je. — Die
„Krenzzeitung“ führt - ans, die Zruppenanh &u f-
ungen in den Weſtbezirken Rußlands ſeien unge—
hener Zedoch ſeien die Oſtſeeprovinzen nur mit
23,000 Mann belegt, wovon am Weichſelübergang
bei Dünaburg 11,000 ſtehen. Die Urſache liege darin,
daß Rußland ſeine Truppen längs den ſtrategiſchen
Baͤhnen legt, um beim Mobilmachungsfall die Truppen
ſofort zuſammenzuwerfen.

Metz, 20. Iuli. Eine lebhafte tiefgehende Auf—
regung hat unſere Stadt ergriffen. Die Hochw. Herren
Sulpizianer Vaſſout, Vaſſet und Lecesne, Profeſſoren
am hiefigen Prieſtexſeminar, ſind aus dem Lande ge—
wieſen! Herr Vaſſout iſt ein ſiebenzigjähriger, liebens—
würdiger Greis, 23 Jaͤhre hat er theils als Direktor
der philoſophiſchen Sektion des Prieſterſeminars theils
als Regens des Prieſterſeminars mit großem Erfolg
gewirkt! Er iſt ein feingebildeter Philologen ein
packender Kanzelredner, vor allem aber ein heiligmäßiger
rieſter; mit Politikhater ſichnie belchäftißt.
Herr Prof. Vaſſet hat ſich durch ſein großes Wijjen
auf dem Gebiete der Exegeſe hervorgethan. Gleich
nach dem 70er Krieg machte er ſich an’8 Studinm der
deutſchen Sprache Deutſche Literatur, dentſches Volls⸗
und Staatsleben waren für Herrn Profeſſor Vaſſet
vom größtem Intereſſe die Franzoſen, - meinte er,
haͤtten von den Deutſchen noch recht viel zu lernen.
Herr Lecesne iſt ein {tiller, ruhiger Normanne, der
mnit großem Geſchick der Verwaltung des Prieſterſemi—
nars vorſtand. Auf den gefamniten Klerus Loth—
ringens hat die Nachricht einen niederſchlagenden Ein—







— —



druͤck gemacht. Gleich nach 70 hätte man die Maß—









jo’mußte er ſich darauf befcdhränken, mit der jungen Dame
ftumme: und doch unendlich vielfagende Blicke auszutaufchen;
Eine andere Unterhaltung war nicht möglich, auch wenn
der Maraqui3 nicht fortgeſetzt die Unterhaltung mit Mer-
cedes in Beſchlag genommen hätte

Raoul ärgerte: ſich innerlich ungebeuer und be[HloE,
auf jede Gefahr hin, nach beendeter Mahlzeit ſich Percedes
zu naͤhern und ſich mit ihr zu unterhalten, ohne ſich von
irgend Jemanden jtören zu laffen.

„ , DasS MahHl nahte ſich ſeinem Ende und wurde ſodann
die Tafel aufgehoben. Zwei junge Leute bewaffneten ſich
mit @uitarren, zwei andere mit Mandolinen und der länd⸗
liche Ball konnte begiknen.. Der fammtweiche Raſen er⸗
jeßte das Parquet und das blaue Himmel2zeit die Decke
des Balfaales.

Zwei Mal hatte Raoul verfucht, ſich Mercedes zu
nähern aber immer hatte de Ia Montang ihren Arm er—
griffen und ſie in die Reihen der Tanzenden geführt Der
junge Franzoſe engagirte, da die Tochter des Herzog5 de
Villa Merced ohne Partuer war, diefe junge Dame zum
Tanze.

Die Heiterkeit hatte ihten Höhepunkt erreicht und der
Tag neiate ſich ſeinen Ende, während die Sonne, welch
ihren täalichen Lauf ‚beinahe vollendet ‚Haıtte, den. Horizont
H nabitieg.. Der tanzenden Paaxe bemächtigte ficheine ge-
wiffe Wb{pannung. Kaoul hatte trotz all ſeiner erfahrenen
Strategie nur eine Polta von Mercedes erhalten können

Mit innerem Widerſtreben gab ſich MercedesS ihrer unde-
‚fieglidhen, Hineigung.zu Rabul hin, Sie Fämpfte, zwar Ndch
gegen-ihre Liebe, aber. e& war ein letztes Aufflackern ihrer

Widerſtandakraft.
27 POblich verdunkelte ſich der Himmel, ſchwarze Ge⸗
wittermwolfen jäpte ein heftigex Weſiwind zurch den Azur
des abendlihen Himmels. Bereits wurde das dumpfe
Brollen des Donner& vernehmbar, ſchwere Regentropfen
fatichten hernieder und bedeckten die hellen, Kleider der
Tänzerinnen mit dunklen Fleden ; eine mit Elettrieität ge-
ladene liefe Schwuͤle folgte der angenehmen Temperatur.
welche bei leichtem Weſtwinde den ganzen Nachmittag ge⸗






herrſcht hatte *

Das Grollen des Donners war das Signal zum plotz⸗
lichen Aufbruch Schnell wurden die Eſel gejattelt und
beflieaen; die zaͤhlreichen Wagen füllten ſich mit ihren
Zuſaſſen.

Da3Z Gewitter brach los Die Wetterſtrahlen durch
furchten die dunklen Wolken, der Blis leuchtete mit ſeinen
biendenden Lichte den dunklen Wald welcher den Feſplatz
umgab und trug die Verwirrung in die Reihen der Reites
viele derfelben wurden aus dem Sattel geworfen denn die
vor Schreden tollgewordenen Langohre ſtrebten im Galopp
der Stadt zu⸗

Der Reaen platzte in immer größerer Menge nieder,
wie e3 in Ländern zu geichehen pflegt, in denen es ſelten
reanet. Die jungen: Mädchen hatten ſich ichleunigſt in die
Wagen geflüchtet deren Verdeck man ſoſort emporgezogen
hHatte. Kux die jungen Männer ließen, auf ibren Reit»
ihieren zufammengefauert, ſo weit ſie nicht abgeworfen
waren,‘ den ſttömenden Regen ruhig über ſich ergehen.
KRavul hHättefich auf feinem Eſel gerne ganz allein achalten
und wäre ſo raͤſch vorwärts geritten. Aber ſein Eſel mar
ein Stalgenoffe des Reitthieres des Marquis und er wich
nicht von der Seite ſeines Kameraden.

So ritten denn im {irömenden Regen die beiden Neben-
huhler nach Reres. Der ; Marquis, . welcher ſich
riejig darüber freute, daß es ihın gelungen war Raoul
von Mererdes ferne zu Halfen; verſuchte ein Geipräch an
zufnlipfen: 4 Kaoul. war aber ſehr wortfarg, 10 daß der
Spanter endlih dem Silber des Redens das Gold des
Schweigen? v0r30g. } }

Das Gewitter wurde immer Heftiger und I0 am e3,
daß die Theilnehmer an der „®ira“. mitten in einem Wol-


Raoul begab ſich in ſein Hotel zurück und war ſehr
froh/ ſich wieder im Trockenen zu befinden. Er hatte ſich
heute toͤſtlich amülirt und Fonnte diefen Tag in ſeinem
ganzen Leben niemals vergeffen, den Tag, an weldhem er
auf immer ſein Herz an Mercedes verloren hatte

Fortſetzung folgt.)


 
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