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Pfälzer Bote für Stadt und Land (25) — 1890

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Nr. 111 - Nr. 120 (17. Mai - 29. Mai)
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50

5 ‘ ‘ . *
1 täglie, Sonnt und Jeiertags außgenomwrern. ; „ Anzeige-Blaff für jämmilide Bezirke
* — Unterbaltungabeilage. bierteljährlie lud Laud des Dadı Unterlandes, Rreis pro Iſpalt. Betitz
L 5'.1'20 oäne Trägerlodn u Boftanffhlag. Befteliungzn * geile 10 %fg., Dei Wiederholungen Kabatt,
% den Boftanfkakten u. bei der Srpedition Nlöcjkrake 108. Inferate finden die weiteſte Verbreitung.

bo . —

‚ Ar, 120 Setdelberg, Donnerſtag, 29. Mai 1890, 25. Jahrgang.



3n
* nene Reichskanzler von Caprivi in der Sitzung

rtell
— vom letzten Freitag bei Gelegenheit der
oxlege erflärt, daß er perſoͤnlich auf die Feſt⸗
der Präfenzziffer auf fteben Yahre
J Werth lege, fondern mit einer der Le-
ll Urperiode. entſprechenden . Beftimmung Aufrieben
* ee. Da wir eine fuͤnfjährige Legislaturperiode
* ſo würde alſo die Feftfeßung ale fünf Kabhre
Haan Dieje Neußerung des neuen Neichskanzlers
W brachtensmerth, denn man erſieht daraus mieder,
"Qt@-eg dem Fuͤrſten Bismarck damals mit der Septe-
Lerung nict un eine militäri[e Nothwendigkeit
Ya R war, fondern um Schaffung einer großen ihm
rgebenen mittelparteilichen Keichstagamehrheit.
große Krakehl vom Septennatejahr 1887 mit
* „ ReichsteindfGaft“ und fonftigen {Omeichel-
ißqqe“ Bezeihnuugen war aur politijche Heuchelei, Ddie
Nr Dielfad) mit vollftem Bewußtfein angewandt wırrde.
tıie )Bige Neichskanzler würde im Kahre 1887
fÄner ſolchen Aeußerung zu den Reichsfeinden

8
8 — die BZeiten fo —


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un

7



Die zweijährige Dienfbeit,
tem?it der Verkürzung der Dienſtzeit ſcheint es
Werden zu ſollen. Der Oberſt von Falkeuſtein
1 der MilitärsCommiffion fehr zwingende Gründe
Öf, welde gegen die zweijährige Dienftzeit
8 Er ſagt ı. A. die zZWweijährige Dienſtzeit
Yeiat, eine Unaleichheit in der Dienfipflicht und die
der Dispofitionsurlauber. Je nachdem ein
%Qfiäpflm‘;figer der Infanterie oder einer anderen
„ P be.“gu!tung zugetheilt mürbe, würde er ein Privileg
2{ 76 3weijährige Dienftzeit Haben oder nicht. Durd
‘\i@tsmeüä@rigc Dienſtzeit würde auch eine Erfparniß
14 Tbeigefuͤhrt; die Rekrutenzahl vermehrt fich um
4 2 recent der Etat der Offiziere und Unterofftziere
d das unzureichenbe Lehrperfonal wird nod) ver-
8 Durch Beſeitigung des dritten Kahrgangs wird
dg HO6 ber Unteroffiziere erſcwert. Die Truppen
9 d “IEBtigen Etats würden bei mäßigen Anſprüchen

8 Daieillionen je 4 Sekondlieulenants mehr er-
ı [n © und unter Berüdfichtigung aller Ctatstitel mür
— 1,936,450 Mart jährlich mehr ausgegeben
* Der Mehrbedarf an Unterofftzieren würde

—** Mark erfordern. In den Sffiziersftellen
f 16 Tolde Verſtarkuug nır almählich herbeizufüh⸗
( Lenn bei zweifähriger Dienfizeit die einmonat-
8 Fuien vacanz fortfiele, ſo koſtete dies 2,251,510 M.
* Aironenzabl mußte olle zwei Jahre verſchoffen

* Ein Mehrverbraͤuch von Uebungsmunition um

%. mürde die Ausgaben um 4,036,991 Mark

8
den Die Herbſtübungen würden verlängert und

22
ü











Harte Köpfe.

Erzählung aus dem Schwarzwald.
Von Oskar Höcker.

¶Bſeudonym: Hermann Frank,)
Crign: (Fortfegung.)
8 in war {prachlos, Er winkte die Tochter zu fich
* Überreichte. ihr den geöffneten Brief,
8 Alra zeigte ſich erftaunt, aber fie Matjchte froͤhlich

ttllu Nde und vief: „Das iſt ſchön und .edel von dem

Na :
* Uner Weile der Ueberlegung ſagte Crispin:
Yfra Deiß recht gut, woher der plößlidhe Cbelmuth tommt.“
— ‚Öicte ihn fragend an.
48 U {0 eine Art ſtummen Dankes, daß ich Anton aus
y Sorg. SDenSgefahr erreitete, Sr ift zu ftolz, um den Dank
ugt’ * Äeiden, und er ift jegt ficherlich feſt davon über-
Mehy n furchtbar edelmüthig gehandelt und meine Gut-
A Wie 2 gemacht habe.“
ir elig p Clinft D nur ſo ſprechen, Vater,“ verſetzte Afra
} Sang, Ctde Arme in die Seite ftemmend. „Der Oheim und
en (6, jogar der Jofeph haben Dir ſchon Kängft ihren
— Aufrichtigen Dank ausgefprodhen.“
* / Yief Grispin, „da müßte ich doch auch etwas davon
Ech,“
fra kleinlaut, waͤhrend ſie immer wieder
I mi 20 das Fenſter blickte „ich habe gaͤnzlich vergeffen,
Üautheilen,“
N 8 * zum Kukul?⸗
* berichtete die Tochter zögernd, „daß unjere Ver⸗
ungsu“‘)lb Claffen den Auftrag ertheilten, Dir ihren
Cuſprechen⸗

8 Ermiderte Crispin gedehnt, „woher weißt Du
ae
Jn — yon dem Gerold felbft,“

2 8 ;
8 * ‚Tprang empor, Bon dem Verwalter?“ wieder⸗
inem Tone, dem man e& anmerkte, daß er an die















theilweiſe wiederholt werden müſſen, wodurch die Koſten
jaͤhrlich um mindeſtens 7,750,000 Mt. wachſen mwür-
den. Die Mehrbewegung von 26. 200 Mann jähtlich
und von 262,000 (?) bei den Urlauberuͤbungen würde
jährlich 3,935,000 M, betragen Die laufenden Mehr—
ausgaben betrügen 19,831,057 M., die einmaligen
110 Millionen und könnten auf 150 Millionen ſtei—
gen. Dieſe Etatsſteigerung bedeute zudem eine Schwäch⸗
ung der Wehrkraft. Die dreijährige Ausbildung über—
wiegt die zweijährige bei Weitem. Wie ſoll ein deutſcher
Durchſchnittsrekrut in zwei Jahre leiſten, was ſeine
Nachbarn erſt in drei oder fünf Jahren leiſten? Iſt
5as Arbeitspenſum etwa ermäßigt? Mit den Verein—
fachungen in den militäriſchen Ausbildungszweigen
wollten mir nicht der zweijährigen Dienſtzeit vorarbei⸗
ten, ſondern den Anforderungen an eine gründliche
Gefechtsausbiltung genügen. Wir drücken dem Heete
eine Praziſſionswaffe erfier Klaſſe in die Hand. Der
Erfolg dieſer Opfer für die Bewaffnung wird aber
zweifelhaft durch Erſchwerung der Ausbildung. .. ..

Jer Aitbewerb der Gefängnißarbeit mit
der freien Arbeit,

welchex ſchon früher des Oeftern in der Preſſe zur
Sprache gebracht worden, iſt augenblicklich wieder
einmal in den Vordergrund getreten, und zwar aus
dem Grunde, weil die ſoctaldemokratiſche Fraction des
deutſchen Reichstags in einem ihrerſeis auZgearbeiteten
Entwurfe eines Arbeiterſchutzgeſetzes ſich u. a. auch
gegen den Mitbewerb der Gefängnißarbeit mit der
freen Axrbeit gewendet hat. Die Gefänguißarbeit
bildet, offen herausgeſagt, mit einen der vielen Krebs⸗
ſchäden, an welchen das deutſche Handwerk krankt und
die beſeitigt werden muͤſſen, wenn die kleinen Hand-







jollen. Wir wollen keineswegs verlaͤngen, daß die
Strafgefangenen nicht beſchäftigt werden follen/ auch

mäßig ſie auch bei gemeingefährlichen Verbrechen ſein
dürfte, das Wort reden, aber wir ſind doch der An—

Maß überſchreitenden Profits Hülfe geleiſtet, und der
kleine Handwerker, der allein oder mir einigen Gefellen
thätig iſt, ſehr empfindlich geſchädigt. Sehen wir uns
nur die großen Schuh⸗zc. Magazine in den großen
Städten an, in welchen die Waaren zu Spottpreifen

die Arbeit zu ſo geringen Lohne liefert, daß ſie im
Stande ſind, zu den deukbar hilligſten Preiſen zu ver⸗
kaufen. Die Strafanſtalten ſind die Lieferaͤnten! Ein

„30r DBeide geht Cuch ja gefliffentlidy aus dem Wege, wie
könnt Ihr Such da getroffen hHaben 2“

Mira zucte die Achfeln und fagte:

Drüben im Bergwald ſteht die MooshHiütte, dorthin gehe
i feit letzter Zeit gern. Weiter oben durchforftet Gerold,
Wenn er wieder Heimkehrt, muß er an der MooSHiütte vorbei
— Mna, da fah_er mich, und ich fah ihın, und da redete er mich
an, und als ein wohlerzogenes Mädchen antwortete ich ihı —“

„Qm, hab’ bisher nodh nicht gewußt, daß meine Blitzher
jo gar wohlerzogen ift, — ih madte mir immer Borwürfe, fie
ſchlecht erzogen zu Haben,“

„O nein, VBater,“ rief Afra Iuftig, „von dieſem Vorwurf
ſpreche ich Dich frei.“

„Si, Du biſt ja außerordentlich gütig, Na, was geſchieht
denn nun weiter mit Dir und Gerold 9“

„Wie geſagt, ec überbrachte mir den Dank der Verwandten.“

„So,“ meinte Crispin, „und weiter Habt ihr mitjammen
nichts geſprochen?“

Aber Bater, wie neugierig Du bift!“

„Warum ſiehſt Du heute ſo oft dürchs Feuſter?“
Criepin

„Weil — weil“, ſtotterte Afra verlegen, „je nun, idh er⸗
warte Semanden —“

Sie vollendete den Sag nicht, ward aber ploͤtzlich purpurroth,

Gleich nachher öffnete ſich die Thüre und Sufe trat ein.

„Denken Sie nur,“ rief ſie Crispin zu, „der Verwalter
von drüben ift da und will mit Fräulein Afra {preden, Nicht
wahr, ich ſoll ihn rundweg abweifen?“

„Daß Du Dich nicht unterftehft!“ befahl Afra ſchnell.
Selbſtverſtändlich,! waͤndte ſie ſich dem Vater zu, „werde ich
ihn nur empfangen, wenn Du es es geſtatteſt.“

Wie artig meine Blitzhex ift,“ ſchmunzelte Crispin, die
Wange ſeines Lieblings ſauft ftreichelnd, „möcdhte es aber trotz⸗
bem nicht riskiren, nein zu jagen, — Der Verwalter mag
Fommen,“ rief er Suſe zu, die fid) Epfſchüttelnd entfernte,
Meine Gegenwart,“ wandte er ſich wieder an die Tochter, „i{ft

fragte



wohl nicht nöthig und ſomit kann ich gehen —“












Unternehmer, der über heträchtliche


den Strafanſtalten produzierten Waaren. Hierdurch
wird nicht nur den Handwerkern, die hohe Abgaben
zahlen müſſen, der Verdienſt entzogen nein, es wird
ihnen auch geradezu unmöglich gemacht, mit den er—
wähnten Verkaufsläden zu concurrieren. Die Straf⸗
anſtalten können zu viel geringeren Preiſen Arbeiten
liefern, beſonders wenn ſie, wie es geſchieht, maſſen—
haft in Auftrag gegeben werden, als dies der Hand-
werker vermag, fie brauchen auf keinen Profit zu
ſehen und hilden deshalb für den Handwerkerſtaud,
in ſeinem Beſtreben, vorwärts zır kommen, ein gewal⸗
tiges aber durchaus nicht zu billigendes Hinderniß.
Zudem bereichern ſie nır das Capttal, weil nur
bemittelte Unternehmer im Stande find, ſich der Hülfe
der Strafanftalten zu bedienen und ſo macht alſo der
Staat, deſſen Aufgabe es doch fein muß, das Hand⸗
werk zu unterſtützen, dieſem Handwerk ſelbſt eine ſehr
berderbliche Concurrenz. Darum haͤlten wir die For⸗
deruug, die Gefängnißarbeit, inſofern ſie das Haͤnd⸗
werf ſchädigt zu beſeltigen für durchaus richtig Der
Staat hat als ſolcher ſo viele und f mannigfache
Arbeit nothwendig, z. B, für Nilitärzwecke, Straßen-
bauten und dergleichen, ſollte es da nicht angezeigt
jett, baß er ſich Hierfür der Strafgefangenen bediente ?
Wir für unſeren Theil können dies mır hefürworten
und gehen unS auch der Hoffnung hin, daß man ſich
an maßgebender Stelle die Mngelegenheit mit Dder
näher anfehen mird, dennm es Hegt im
ureigenſten Intereſſe des Staates, das Handwerfk,
welches eine ſeiner Stützen bildet, nach Kräften zu
IOüßen und zu ſtärken und dies kann in ganz erhebs
licher Weiſe geſchehen, wenn der fchaͤdigende Wetthewerb
der Gefängnißarbeit, ſoweit das Handwerk in Frage
kommt, beſeitigt wird.

Heutſches Reich.
* Berlin, 27. Mai.
Die Nachricht vom Rücktritt Stephan’s








taucht, kaum dementirt, abermals auf. Nach der Börſ.⸗
Ztg. ſoll der Staatäfecretär des Reichspoſtamts, der
ſeit längerer Zeit ſchon von einem Leberleiden befallen
iſt, neueſten Erkundigungen zufolge nach Beendigung
ſeiner jeßigen Karlebader Cur ſich daruber enticheiden
wollen, ob er noch im Amte zu bleiben vermag oder
nicht.

- Die Berlinex evangeliſchen Bündler
haben es für nöthig gefunden, in einer am Dtenstag
Abend abgehaltenen Verſamnilung auch ihre Meinung
über die Sperfondsvorlage zum Beften zu geben.
Hauptredner war der freikonſervative Abgevronete
Irhr. v. Zedlitz, der ſeine bei der erſten Leſung int
Abgeordnetenhaufe gehaltene Rede nochmals vortrug.



— — — — — — — —
„Dieib aber in der Nähe, Vater,“ bat Afra, ihn bis zu
der in die Kammer führendẽ Thüre begleitend

„Wenn Ihr Euch zankt,“ gab Crispin launig zurück, „ſo
will ich ſchon dazwiſchen fahren,“

Er war kaum verſchwunden als Gerold durch die andere

Er hatte ſich feſtlich gekleidet und
ſucht, der ſchon ſeit läͤngerer Zeit unbenugt im Schranke ge-
hangen. Er trug ſogar eine weiße Binde, Ddie den feierlichen
Eindruck bedeutend erhöhte.

Er verneigte ſich gegen die laͤchelnde Afra ſo ceremoniell,
wie er c& einft in der Taͤnzſtunde gelernt, dann begaan er in
tiefem Tone:

„Sie haben den Wunſch ausgefprocher, daß ich Ihnen
jenen Mann vorführen ſoll von weldhem i überzeugt bin,
daß er Ihnen gefallen wird, Ich komme Hiermit Ihrer Auf⸗
forderung nach,“

„Das ift fehr ſchon von Ihnen,“ erwiderte Afra welcher
jeßt der Schalf im Nacken jaß. Wollen Sie aliv die Glte
haben und den Herrn hereinrufen?“

Gerold ſah einigermaßen verblüfft
ſchwer, das Lachen zu unterdrücken,

Werzeihen Sie,“ ſagte er endlich, „Dder Herr ſteht bereits
vor Ihnen.“

„Wie,” rief Afra mit erkünftelten Sritaunen, „Sie ſind
es ſelbſt?“

„Ja, ich bin es ſelbſt.“

Sie ſind aber ſehr eingebildet, Herr Claffen.“

Meinen Sie? Ie nun, ich bilde mir wenigſtens ein
Ihren Geſchmack getroffen zu hHaben.“

„Unjere Anſichten erwiderte Afra, ſind aber von jeher
grundverfchiedene gewejen —“

„Mag jein, aber in dem einen Punkte {timmen ſie jeden⸗
falls überein,“

Wollen Sie ſich nicht deutlicher ertlären ?“
Fortſetzung folgt.)


ſeinen Frack hervorge⸗

aus und es fiel Afra


 
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