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unc Sonn! und FeiertagS auZgenomuen.
‚135 Mit Unterhaltungsbeilage. Brei8 bierfeljährlig
He Trägerfohn u. Poftaufſchlag. Beſtelunten
“Oftanftalter ı. hei der Grpedition PINAfiraße 108.
ſür Stadt
d
Z — —
ſezialdemokratiſche Feiertag,
Lhende 1. Mai, ſcheint doch noch nicht ganz
Jein. Wenigſtens deuten die ſich wider⸗
8 beden naͤchſtehenden Kundgebungen aus dem
eſchen Lager darauf hin Unter dem Titel:
ÄHer g G 1. Mai gefhehen ?“ . veröffentlicht ein
Sehd, MSfhnß der bekannteſten Sozialdemokraten
ufruf, den auch das ſozialdemokratiſche
Yr Südwejtdeutfhe Volksblatt“ abdrudt:
j 19© eine kurze Spanne Zeit trennt un
Slem Tage Es ift daher nothwendig, mit
*— die Agitation zur Feier der Achtſtunden
44 in die Hand zu nehmen, die Maſſen auf—
* damit der Sieg der Arbeiterſchaft am
* NO mit dem vom 20, Februar deckt Die
m 9 0 flr Die Verfürzung der ArbeitSzeit iſt jebt
'mteang‚mü)menbiger‚ da auf dem Programm der
Mdet ONalen Arbeiterfchub-Konfevenz ſich nichts
‚“&Ieg’bnm‚üß die Einführung eines Maximalarbeits⸗
at Beigen mir daher, daß wir die Ver⸗
*—— der MArbeitszeit wollen. Wie kanr dies ge⸗
* [ agı 3n allenn Induftrieftäbten, deren frarte
; Fg Aationen beſtehen, iſt der 1. Mai ein Feier-
. — — Gewerke ruhen! Die Unternehmer ſind
ı 8 * Echtzeitig zu benachrichtigen. Im Laufe
A 1 Mittagg finden öffentliche Verfammlungen
A, ı' der Tagesorbnung: „Die Achtſtunden—
1 nnn .“ Der Nachmittag gehört der Familie.
44 “ n& Freiel In allen anderen Orten, in denen
80 IN WSgeprägt farken Arbeiterorganifationen be-
gl e Proflantirung des Feierlags Schwierig⸗
2 * ege {tehen,. mag irgend ‚einer der In⸗
* 47 zu einer den Verhältnifjen des Ortes ent⸗
14 mu Beit ebenfal8 eine vffentliche Verfamm-
4 all % bdem gleichen Thema einberufen. Alſo:
f Anpg ü dem FLeinften Flecken Deutſch—
* , Om 1, Mai Öffentlihe Verfammlungen, das
d
— —
144 und die gleiche Begeiſterang für die
2 Ng der Arbeitszeit! Die in den Verſamm—
E Qn faffenden Refolutionen find mit Angabe
2 4 der Betheiligten an die eiteet
age zu ſenden. Ferner: In allen ver⸗
4 SE arrangire man eine Maſſenpetition,
f pr eal durc die Erpedition der „Ber-
„.4*'«—f%“flenoif‘g‘trißüne“ im Laufe der nächſten Woche
— Sollten wider Erwarten die Ver⸗
— verboten werden, ſo iſt dennoch die
— — vorzunehmen und die aus⸗
2 8* mit Angahe der Gründe des
a
4
4 2 Verfammlung ſind an die Unterzeichneten
1
2 —— Stimmen am 20. Februar!
‚5 Wionen Uuterſchriften am 1 Mai!
4 Das ſei die Parole!
Aus heiterem Simmel.
1 Erʒahlung von Guſtav Höcker.
8 M (Fortjeßung.)
4 14 — es die beiden Kollegen ſo ein, daß das
7 1 848 Neben einander zu fiken tam Als Gardedame
M An On Etb&qt ich Amrei, denn Steinert befuchte grund[äßlich
24 8 & üun' Sr interejfirte fih mur für fein Gejhäft,
* * Ö_ nicht die nicht zufälligen Zujammenkünfte
. ‘äu%\\ Ü dem Lammwirthsfjohn. Amrei war Ig
ſ Ung lı Die Gefpatiche der jungen Leute in keinerlei
22 4— ſie fühlte {fich daduͤrch von jeder Verant—
CN Handelte gleichzeitig im Sinne der verftorbenen
Aul N
m ) 8
ABrn e * erften Abend mit Wallh zujammentraf, hielt
WB a 4 S Ää”lert; durch jeinen Bater kannte er die Be⸗
An 7 — ©US, und um die Sorgen der Eltern nicht zu
AD 5 28 gefliffentlid) der Geliehten aus, Iebt hHatte
/ , ige, q.Sefügt, da Wally ſeine Machbarin war,
Üra d 4 uriche mußte er ir alle Fragen beant—
der . Waren jehr, ſeht viele
AT n \ Mur , Deutigen Borjtellung änßerte fie zu ihm:
' v(éä‘fia"% 6
8 au8, Paul, Ddie Zeit wird ſchon noch
K — — 4 Altar treten,“
7 * * beide mohl ſchon graue Haare haben,”
"@’quä ehe Dein Bater in unſere Verbindung
/ M Ya D Weinach den Schloßberg hinauf.“
il D Metez , denn wirklih, daß i mir die Lieb in
} * Sindes Lafje2u '
f
'l il 0 Ollen ; —
bar e nn Cl ihren Eltern gehorfam ſein.
8 8 € und Mutter eine8s Sinnes find, Der
P A en Dutier aber geht mir über des Vaters
| Qı iare ig z, ° Unferm Bund feinen Segen verweigert,
E S { Großjährig bin. dahin aber werden
ele Nge nicht grau,
fiq 4T Mnd drücte der Geliebten die Hand.
ctt Öfter al8 zuvor und jedes von ihnen
Heidelberg, Dienjtag, 1. April 1890.
Dieſer Aufruf iſt nur vom Berliner Sozialde—
mokraten⸗ Komitee, nicht von der gefammten Par
teileitung ausgegangen! Zu erſtem Komitee gehört
aber auch der Reichstagsabgeordnete Schippel Jetzt
fordert das ſozialiſtiſche „Berl. Voltsbl.“ in Gegenſatz
zu jener Kundgebung auf, nicht eher Schritte in dieſer
Angelegenheit zu thuͤn, bis die Fraktion als die Ver—
treterin der Bartei geſprochen Hat. Das ſelbſtändige
Vorgehen der Berliner Genoſſen greife ſtörend ein und
habe in weiten Parteikreiſen unangenehm be—
rühit.
Das ſozialdemokratiſche „Berl. Volksbl“ ſchreibt
zu der vorſtehenden Veroͤffentlichung Folgendes: „Der
von Seiten einer Anzahl Berliner Genoſſen ver⸗
öffentlichte Auftuf: „Was ſoll am 1. Mai ge—
ſchehen?“ legt die Fräge nahe: wie ſtellt ſich die
Fraktion, als die Leiterin der Partei
zur Demonſtratian am 1. Mai? Darauf iſt
zu erwidern, daß die Fraktion des verfloſſenen Reichs⸗
lages noch por ihrem Auseinaudergehen beſchloß,
dieſe Angelegenheit der neuzuwählenden Fraktion zur
Regelung zu überlaſſen. Entfprechend dieſem Brſchluß
befleht bei dem Central Wahlkomitee der Partei die
Abficht, die Sache unmittelbar nach Zuſammen—
tritt Dde8 jetzt gewählten Reichstags in der erſten
Fraktionsſitzung zur Entſcheidung zu bringen.
Sache der Fraktion iſt es alsdannn, mit ihren Be—
ſchlüſſen vor die deutſche Arbeiterſchaft zu treten. Das
Vorgehen der betreffenden Berliner Genoſſen greift
in dieſen Plan bis zu einemgewiſſen Grade
ſtörend ein. Man hat es guch von jener Seite
nicht einmal der Mühe werth befunden, anzufragen,
oͤb feitens der BParteileitung die Abſicht beſtehe, mit
einem Schritte in Bezug auf den L Mar vor die
Oeffentlichkeit zu treten. Dieſes ſelbſtſtändige Vor—
gehen eines Theiles der Berliner Genoſſen in tiner
für die ganze Partei und die geſammte deutſche Lolr⸗
beiterklaſſe ſo hochwichtigen Frage hat in weiteren
Barteikfreijen unangenehm berührt. &s
lag gemwiß gar kein Grund vor, in dieſer Frage ſchon
jetzt mit einem Aufruf vorzugehen, da der Reichstag
aller Waͤhrſcheinlichkeit nach jo frühzeitig einberufen
wird daß die Fraktion hinlänglich Zeit Hatte, ſich
ſchlüſſig zu maden und mit einem Aufruf an die
deutſche Arbetterſchaft hHervorzutreten, der alsdann ein
ganz anderes Gewicht hatte, als jener eines Theiles
der Berliner Genoſſen Außerdem iſt gerade in der
vorliegenden Frage wohlerwogenes, planmäßiges und
einmüthiges Vorgehen geboten. Wir können unſeren
Parteigenoſſen nur empfehlen, nicht eher Schritte in
dieſer Angelegenheit zu ıhın, bis die Fraktion, als die
Vertreterin der Partei geſprochen hat.
nach dem Beſchluß des internationalen Arbeiter Kon—
dankte im Stillen den ;
Sie ſuchten Gutes mit Gutem zu Vvergelten, indem fie die
Scenen, in welchen Edwin und Schiwabel peſchäftigt waren mit
wahrhaft frenetifchem Beifall überfhlitteten, und nicht eher
ruhten, al® big der eine oder andere ſo und {o oft vor der
Ranipe erſchienen war. *
Mın heutigen Abend war Edwin ausnahmsweiſe nicht be—
befchäftig, ſondern ſaß in der Wirthsſtube des Lammes, Außer
ihm waren nod) Zzwei Gäfte anwejend: eine ältlihe Frau,
deren Planwagen er jüngijt vom Pavillon des Schloſſes au
gefehen, und . jener widerwärtige Revierjäger, Der ihıt und
am entgegengejeßten Ende der Wirthoͤſtube Platz genommen
hatte, fiel e& nicht ſchwer, die beiden Gäſte aufınterkfam zu be-
obachten, ohne von ihnen geſehen zu werden, da er ſich derart
gejeßt, daß der Schlagſchaͤtten der in ſeiner Nähe brennenden
Hängelampe ihn volljtändig verduntelte
Das Beſte ift, Frau Schröter,“ äußerte jetzt die Wirthin,
„Sie übernachten hier, Sie kommen dann morgen noch immer
zeitig gemug nad) Buchshagen!
„Das wohl meinte Ddie Angeredete „aber ich verfäume
dadırch zu viel Zeit, Uebermorgen muß ich in Illfingen fein,
wo Jahrmarkt iſt.“ *
„Si was,“ . polterte gutmüthig Frau Niecke Eile mit
Weile, Sch begreife gar nicht, warum Sie ſich {o abheben,
Sie haben doch nur für ſich allein zu ſorgen?
Das iſt leider wahr,“ ſcufzte Frau Schröter, „aber es
lönnte doch Gotteswille fein, daß der Sepp wieder hHeimtehrt.
Danı wird ihHu ein erſpartes Sümmehen vielleicht zu tatten
kommen!
Der Kevierjäger lachte hell auf und leerte das vor_ ihm
ftehende, mit Kirfjdwalfer gefüllte Glas, „Geben Sie mir
noch eing,“ rief er der Wirthin zu, / welde ſeinem Wunſche
ilig nachkam Ö
* * Herr Kempf hat mich durch ſein Laͤchen erdentlich
erjhreckt,“ äußerte Frau Schröter, „Ift e& Ddenu nicht ganz
natürlih, daß e& mich verlangt, den Sepp wiederzufehen, unDd
uur die Hoffnung, daß es früher oder ſpäter einmal geſchieht,
mich aufrecht erhält?“
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Inſerate finden die weiteſte Verbreitung.
25. Jahrgang.
in der ganzen Kulturwelt gleichzeitig erſt am 1. Mai
beginnen.
Indem wir den Wortlaut unſeren Leſern bieten,
warnen wir eindringlichſt alle katholiſchgeſinnten Ar«
beiter, ſich an der ſozialdemokratiſchen Feier des 1. Mai
zu betheiligen.
Beutfhes’ Reich
* Berlin, 29 März.
— Fürſt Bismarck hat Berlin verlaſſen, nach
welchem er als Miniſter wahrſcheinlich niemals
Vruͤckkehren wird und das er nach ſeinem eigenen
Ausſpruch auch als Privatperſon nicht mehr zu be⸗
ſuchen gedenkt! Seine Abfahrt geſtaltete ſich zu
einer großartigen herzlichen Kundgebung. Von dem
Kaͤnzlerpalais in der Wilhelmſtraße, unter den Lin—
den, über die Siegesallee, Alfenftraße bis zum
Lehrter Bahnhofe ſtaͤnden biele Tauſende, die den
ſcheidenden Kanzler noch einmal begrüßen, Viele, die
ihn dabet zum erftenmal ſehen woͤllten. Im erſten
offenen Wagen fuhr Fürſt Bismarck, ſein Sohn Her—
bert und der undermeidliche Reichshund; im zweiten
die Fürſtin, Gaf Wilhelm Bismarck und Frau,
Hinterher fuhr Profeſſor Schweninger. Sobald die
Wagen ſich zeigten, wurden fie von Hurrahrufen und
Tücherſchwenken begrüßt, das ſich bis zum Lehrter
Bahnhof fortſetzte. Dort hatte eine Schwadron der
Gardeküraſſtere mit Muſik und Fahne als Ehreu—
waͤche Aufſtellung genommen. Die General= und
Flügel· Adjutanten waren vom Katfer zur Verab⸗
ſchiedung entſandt. Der Reichskanzler v. Caprivi,
die ſänmtlichen Miniſter, ein Theil der Botſchafter
und Geſandten hatten ſich eingefunden. - ©3 gab
weinten Noch vom Salonwagen aus grüßte der
Fürſt, ſchüttelte die ihm dargereichten Hünde, und
unter den Klangen des Präſenkirmarſches ſetzte ſich
der Zug in Bewegung. Einzelne Abendblätter wid⸗
men Abſchtedsartikel.
— Die „MNaltonalztg.“ erfährt als verbürgt,
Fürſt Bismarck hahe den Titel eines Herzogs von
Lauenburg thatſaͤchlich abgelehit. . Die „Boft“
bezelchnet die Meldung, daß Fürſt Bismarck den
Herzogstitel abgelehnt habe, als unrichtig. Fürſt
Bismarck wurde von der hieſigen Schlofferinnmung
zum Ehrenſchloſſer ernaunt, weil er das Kiff⸗
häuſerſchloß geöffnet habe. — Herr Pindter iſt bei
dem Beſitzer der Noͤrddeutſchen Allgemeinen Ztg.“,
Freiherrn von Ohlendorf, in Hamburg eingetroffen,
um zu überlegen, was nunmehr aus der „MNord-
deutſchen Allgemeinen Zeitung werden ſoll.
— In der heutigen Schlußſitzung der inter—
miniſter . Berlepſch eine längere Anſprache, worin er
„Auf dieſe Weiſe können Sie ein hohes Alter erreichen,“
8* 5 © . .
„So glauben Sie nicht, daß der Sepp ſi i
der Heimat fehnt 2 } A
„Nein, der Burſche war froh, Ihrer Vormundſchaft entz
hoben zu jein.“
„Aber warum denn? That ich ihm denn nicht alen
ſeinen Willen?“
Das war eben das Verkehrte in Ihrer Erziehung. Statt
den Jungen in Ihr Handelsgeſchäft oder für eır ordentliches
Handwerk zu erziehen, ließen Sie ihn todte Sprachen lernen
und ihm eine Ausbildung geben, wie e& nur bei vornehmer
Leute Kind angebracht ift,“
Die ältliche Frau ſchlug den Blick zu Boden, denn ſie
ruhten, „Sie dürfen ſo nicht fprechen,“ verſetzte Frau Schröder
im Tone ſanften Bormwurfs, „Sie wiſſen recht gut, daß unjer
verſtorbener Pfarrer den Sepp in ſein Herz geſchloſſen haͤtte
und ihn mit ſeinen eigenen Kindern unterrichtete, Der Ehr⸗
würdige ſagle mir, daß der Sepp einen offenen Kof beſäße
und unbedingt einmal die Univerfität heziehen müffe.“
Als aber der farrer ftarb,“ entgegnete der Kebierjäger,
da wars miit aller HGerrlihkeit vorbei. Der Unterriht hörte
für den Jungen auf, und er ſollte Ihnen nunmehr im Geſchäft
an die Hand gehen, mit Ihrem Waarenkram Ddie Meſſen und
Sahrmärkte befudhen —”
„Sch meinte e& 'gut,“
mit Jeinem offenen. Kopf
können! 7
„So aber wollte das Bürichlein höher hinauf,“ widerſprach
Kempf, „und deßhalb iſt er Ihnen daron gelaufen.“
„Sollte er mich ganz vergeſſen haben?“ Jeufzte Frau
— 8
_ „Daz wohl nicht, er dürfte nielmehr recht oft der trüben
Zeit gedenken, wo er ſich dem Willen feiner ——4 zu
fügen hatte.“
Fortſetzung folgt)
fiel Frau Schröter ein, „er hätte
das Geſchäft in die Hihe bringen