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Pfälzer Bote für Stadt und Land (25) — 1890

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Nr. 261 - Nr. 270 (14. November - 25. November)
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der deutſchen Regierung in Ehina verhandelt, wurge
auf Beiehl des Kaiſers zu den Hochzeits⸗Feierlich⸗
keilen eingeladen. Derſelbe wird auch an dem parla⸗
mentariichen Eſſen beim Reichskanzier am Montag
Theil nehmen

SBerlin, 23. Nov. Profeſſor Loch beabſich—
tigt, wie nunmehr beſtätigt wird, die Verfügung über
ſein Heilmittel dem Kaijer zu überlaſſeu. Die Ver—
ſeihung der Friedensklaſſe des Ordeus pour le merite
an Koch ſtehl bevor Noch zwei Monate dürften ver-
gehen, bis der nöthige Einſprigungsſtoff für alle Kli—
nifen und öffentlichen Kranfenhäufer hergeſtellt iſt.
Der Zudrang zur Univerſitätsklinit iſt rieſig. Die
Herſtellung der Lymphe wird mit Auſtrengung aller
verfügbaren Mittel betrieben Einwandsfreie Heil⸗
ergebuiſſe ſind nach einer Aeußerung des Kochiſchen
MitarbeiterS Coruet noch nicht zu verzeichnen wohl
aber eine entſchiedene Beſſerung leichterer Fälle. —
Roch erklärte, diejenigen Aerzte, welche von ihm
Lhuiphe erhalten, dürften nur eine von ihm beſtimmte
Anzahl von -Patienten behandeln, deren genaneſte und
forgfältig{te Uebermachung möglich jei; ſonſt würde
er zu allen dieſen Nerzten die Beziehungen abbrechen.
— Das Tagblatt conftatirt noch, daß eine Fälſch—
ung der Kochſſchen Lymphe verſucht worden fei, u. er-
hofft die nachdrücklichſte Steuerung Ddes groben Un—
fugs. Zu dem Koͤch ſchen Heilmittel macht die
„Apoth.-Ztg,“ folgende interefjanten Bemerkungen:
Luf jeden Fall iſt das neue Heilmittel berufen, ebenſo
wie in der Medizin, auch in der Pharmazie einen
Uniſchwung herbeizuführen, wie ihn unſere Wiſſen⸗
ſchaft noch nicht erlebt hat, einen großen Schritt
weiler in die Vereinfachung des Arzneiſchatzes, deſſen
Folgen heüte noch nicht abzuſehen ſind, zumal es noch
nicht ausgeſchloſſen iſt, daß auf dem von Koch be—
trelenen Wege gieiche oder ähnliche Mittel gegen an—
dere Jefektionskrankheiten, z. B. Diphtherie gefunden
werden Dieſe jetzt offenbar beſchleunigte Entwickel—
ung macht, wie recht ſcharf betont werden mınß, eine
enoͤliche Regelung des jogen. „Geheimmittelweſens!
zu einer täglich dringender werdenden Nothwendigkeit.

— Berlin, 25. Nov. Bei der bereits erwähnten
Anſprache des Kaiſers an die Rekruten betonte er
zunächſt die fricdliche äußere Lage und wies dann auf
den innern Feind hin, welcher nır auf dem Boden
des Chriſtenlhums zu überwinden ſei. Niemand könne
ein guter Soldat fein, wenn er nicht zugleich ein
guter Chriſt wäre. Die jüdiſchen Blätter erklären dieſe
Leußeruug für falſch, da auch Nichtchriſten (Iuden)
gute Soldaten ſein fönnten.) — Die Franff. Zeitung
meldet in Sperrdruck: Wir haben Grund zu der Ver—
muthung, daß wieder ein Mal nicht erwartete Forder—
ungen für militäriſche Zwecke bevorſtehen

Berlin, 23. Nov. Im Abgeordneten—
Haus erklärte geſtern Abg. Nichter im einer mehr⸗
ftündigen Rede die Beſteuerung der Aktiengeſellſchaften
für ungerecht, ebenſo die Gewerbeſteuer. Die Reform
bevorzuͤge die Gutsbezirke des Oſtens auf Koſten des
Weſtens Riſchter verlangt Quotiſirung und Ein—
führung eines Reichswahlrechts. So lange keine Er—
möäßigung der indirekten Steuern, namentlich der
Kornzölle erfolge, könne er keiner Steuexxeform mit
irgend welchem Mehrertrag zuftimmen. Er hält die
Reform der Communalſteuern für viel wich—
tiger als die der Staatsſteuern. Im Legiexungs—
bezirk Arnsberg zahle man 4 ein Halb Mal jo viel
Coͤmmunalſteuern als Staatsſteuern. Auf die Einzel⸗
heiten der Entwürfe eingehend, verlangt Richter be—
deutende Ermäßigungen der Mittelſtufe, insbeſondere
Entlaſtung der geiſtigen Arbeit. Man ſolle bei 20,000
Mark 2 ein halb pCt. und erſt bei 30000 Mark
3 pCt. erheben, um das unfundirte Einkommen er—
heblich höher zu beſteuern. Redner krttiſirt ſcharf die
üeberiveiſungs politik, welche nicht ein Mal eine Steuer⸗
eutlaſtung von einem Prozent herbeigeführt habe.
Widerſpruch rechts) — Der Finanzminiſter exwidert,
die Regieruug ſei beftrebt, Alle gleich zu belaſten und
zu entlaften, Richter konſtruire künſtliche Intereſſen—
zegenſätze! Er halte es in jebiger Zeit für wichtiger,
das mobile Kapital ſchärfer zu treffen und das immo-
bile zu entlaften. Miquel wies ſchließlich auf das
Entſchiedenſte die Aeußerung Richters zurück, daß er
ein nat ſib. Miniſter ſei. Die Vorlagen zeigten nir⸗
geuds Parteipolitik; er bexückſichtige nur das Juter⸗
eije der Gefammtheit und die Kräftigung der Monar—
hie, dazu erhoffe er die Mitarbeit aller Beſonnenen.
Shuͤe dieſe Hoffnung würde er nicht auf ſeinem Platze
flehen. (Lebhafter Beifall.) Fortſetzung der Ver—
handlung erfolgt Montag.

Ausland.

Paris, 23. Nov. Padlew3Ey (der Mörder
des ruſſiſchen Genexals) war in der Lacht vom 18.
auf den 19. d. in Lille, wo er ſich im Phönix-Reftaus
rant am Bahnhof in Geſellſchaft eines Schutzmannes
befand ; daz Signalement des Mörders traf erſt am
20. in Lille ein, ſo daß von einer Verhaftung keine
Rede ſein lonnte. Padlewsti fuhr mit dem Kolni⸗
ſchen Zuͤge weiter. Die Polizei glaubt ſicher zu ſein









daß der Morder ſich bereits in Brüſſel odex Oſtende
ſandte ein Schreiben
an die Königin-Regentin von Holland, worin er die
beſten Wünſche für ihre Regierung und die Wieder—
ſtellung des Königs ausſpricht.

Paris, 23. Nov.. Dr. Hachs, der in Berlin
Koch's Verfahren ſtudirte, berichtete heute Abend im
Saale des „Figaro“ vor einer gewählten Verſammlung.
Hack's, geboͤrener Crefelder, naturaliſixter Franzoſe
feit 1870, erzählte, wie er Koch in Marſeille, als
retzterer 1885 aus Indien kam, kennen lernte, zeigte
dann in Projektions-Bildern den Tuberkel-Baccillus,
und berichtete über Koch's Verſuche und Erfolge, denen
er die höchſte Bedeutung beimißt, namentlich für die
Diagnoſe.

Davos, 22. Nov. Davos iſt in großartiger
Weiſe von Koch berückſichtigt worden, es iſt im
Beſitze 25 Flaſchen Imſtoff! Im Schweizerhof, hat
die Fmpfung am 17. Nov. begonnen ; ſämmtlichs Aerzte
impfen.

Waſhington, 23. Nov. Man meldet aus Va—
leutini, Staat Nebroska, daß die aus dem Norden
eintreffenden Züge angefüllt ſind von Anfiedlern, welche
vor dem drohenden Aufſtand der Sigux-Indianer
flüchten. Für den Augenblick ſollen die Indigner ſich nicht
einig fein und me hrere Stämme unter ſich in Krieg
liegen.



Aus Baden.
Heidelberg, 24. November.

— Ueber die geſtrige Kat holikenderſamm—
tung in Freiburg liegl heute noch kein Bericht vor.
Dagegen erhHalten wir über die Verſammlung zu
SGrünsfeld folgeude Mittheilungen: „Von _ allen
Seiten waren die Centrumswähler heute in-Grüns—
feld zuſammengeſtrömt, um unſern Reichstagsabgeord⸗
neten, Frhrn. v. Bu ol wieder einmal zu ſehen und
zu hören. Hunderte von Zuhörern lauſchten mit ge—
ſpaunter Aufmerkſamkeit den intereſſanten Darlegungen
über die allgemeine Lage, insbeſondere die Stellung
und Aufgabe des Centrums. Unter den Ausführungen
über die verfloſſene Reichstagsſeſſion nahmen natür—
lich die Arbeilerfrage und die Militärfrage den wei—
teſten Raum ein. Es iſt aber auch beſonders dan—
keuswerth, daß der verehrte Redner in letzterer Be-
ziehung Klarheit ſchaffte und wir zweifeln nicht, daß
man nunmehr hierzulände die vom Centrum in dieſer
Sache beobachtéte Haltung nicht nur begreift, ſondern
rückhaltlos billigt. Wir erblicken darin den Haupt—
werth ſteter Fühlung zwiſchen Wählern und Gewähl—
ten, wie wir ſie in unſerm Wahlkreis trotz leiner
größen Ausdehnung Dank dem Eifer unſeres Abge—
prdneten beſitzen. Daß die Or densfrage ganz
beſonders betont wurde, iſt ſelbſtverſtändlich Die
Stimmung machte ſich in einem Telegramm an die
aleichzeitig tagende Verlammhung in Freibuxg Luft.
Much zu einem telegraphiſchen Gruß an den ſchwabi—
ſchen Katholikentag in Uhm gab die Verſammlung
begeiſtert ihre Zuftimmung. Unſeren Abgeordneten
aber begleiten die aufrichtigſten Segeuswuͤnſche auf
ſeinem Wege nach der Hauptſtadt des Reichs!

S War ſchon das in der Culturkampfshize durch
eine proteſtantiſche und katholikenfeindliche Majorität
hervorgegangene JeſuitenAus weiſungsgeſetz
An ſchrelendes Unrecht, ſo iſt die Art und Weiſe der
Ausführung dieſes Geſetzes geradezu brutal zu nennen.
Nachdem e& am 4. Juli 1872 vom Kaiſex unter—
zeichnet war, ſo kam ſchon am folgenden Tage, die
VollzuaSverordnung, ſo ſehr hat es preſſirt,
als ob das ganze deutſche Vaterland in höchſter Ge—
fahr ſchwebte Die ſo ſchwer betroffenen Jeſuiten
hat man in einem Rechtsftaate das Hecht verſagt,
was man fonſt den notöriſchen Verbrechern zugeſteht,
ſo daß mit Rückſicht hierauf damals die „Pfälz. 3tg
mit Recht ſchreiben konnte: „Eine ſpaͤtere wirklich
aufgeflärte und freie Zeit wird dieſes Treiben ehenſo—
wenig verſtehen, wie wir die Hexenprozeſſe früherer
Jahrhunderte.“ P. Behrens ſſchrieb in ſeinem
Froͤteſte an das königl. Landrathamt zu Paderhorn:
Wir reklamiren ein Recht, das ſelbſt dem notoriſchen
Verbrecher nicht verſagt wird, das Recht gehört zu wer⸗
den, ehe man geſtraft wird. Uns wurde dieſes Recht ent⸗
zogen. Dadurch ſchädigt man unſere Ehre, unſern
guten Namen und unjere perſönliche Freiheit in der
empfindlichjten Weiſe, indem wir gleich den gemeinſten
Verbrechern unter Polizeiaufſicht geſtellt, bewacht,
fignaliſirt, ein= und ausgewieſen werden, ohne daß
wir fraͤgen dürfen, welchẽ ſtaatsbürgerliche Pflichten
wir verletzt oder was wir verbrochen hHaben; und
doch hätten wir um ſo mehr ein Recht, dieſe Fragen
zu ſteilen, als man doch in dieſen Tagen durch Er⸗
theilung der Kriegsdenkmünze für unfjere Pflichttreue
im Dienſte des Vaterlandes die allerhöchſte Aner⸗
fennung auggedrückt Hat.“ In Seligenſtadt (Geffen)
wurde P. Zöller aus dem Hauſe feines 70jährigen
Vater3 ausgewieſen. In feinem Proteſte erklärte
Ddiefer Pater: „Ich war auf Manches gefaßt, aber
daß ich einem gemeingefährlichen Verbrecher gleich,
don meinent heimathlichen Boden verjagt, daß ich
au3 meinem elierlichen Hauſe verſtoßen werden ſollte,



in dem mein greiſer Vater und mein einziger Bruhl
noͤch lebt, daraͤuf war ich nicht gefaßt. Waxum hI
man mir nieine Heimath geſchloſſen, auf die de
jeder Menſch, zumeiſt der ſchuldlos verfolgte das 4M
türlichſte und heiligſte Anrecht bewahrt; warum ho
man mich aus meinem väterlichen Hauſe hinausg
wiefen, wo ich doch am ſicherſten eine ſtille Zuflucht;
{tätte zu finden hoffen durfte; warum mich vom @Gra
meiner Mutter, dieſem bei allen Völkern geheiligtel
Boden verbannt; warum hat man das unverletzlichſ
Gaftrecht das ein Bater an feinem ſchuldlos ftüch
tigen Sohne üben wollte, auf eine ſo ſchonungalol
Weiſe gebrochen?“ Das ſind ſchwere Anklagen, übe!
die jeder Kulturlampfer, der noch einen Funfen voM
Freiheit und Rechtsgefühl in ſich hat, erröthen ſollt—
deicht einmal den gewöhnlicdhen Anftand, w
er ſich unter halbwegs Gebildeten ſonſt findet, hal
man den geächteten Feſuiten gegenüber beobachter
Dem hoͤchgebildeten und bekaunten P. von Doß
ließ die heffiſche Regierung ihre Erklärungen zugehel
mit den Worten: „Dem von Doß !“ Das war g”
wiß nichts weniger als eine edelmänniſche Form Ik
einem ähnlichen Tone mögen etwa die communiſtiſche
Anführer in Paris im Jahre 1871 gegen ihre be—
dauernswerthen Opfer ſich ausgedrückt haben.





Aus Stadt und Vand.

cGraͤchrichten für dieſe Rubrit find un jederzeit willommen. — Eimoig:
Koften werde ſtets ſofort erſest.)

S.C.B. Heidelberg, 24 Novbr. uthmaßiche⸗
Wetter am Dienftag, 25. November. (Nachdzuk verboten.)
Der jünaſte Luftwirbel, deſſen Kern noch imumr in Mittel
ifandinavien liegt, aber bald nach der nördlichen Ojtfel
mandern dürfte, hit zwar ſeine Vorpoſten in Südöftlıcher
Rictung noch weiter vorgejhoben, aber feine Kraft jhemmt
erihpft zu fein. Der Hohdruck iur bisfayı]den Meer
buſen hat gleichzeitia in Irland und in füddeutſchland
das Barometer wieder zum Steigen gebracht Bei ver
heerſcheud füdweitlihen Winden und wenig alffriidhender
Temperatur i demgemäß für Dienitag und Mittwod
zwar noc mehrfach bewoͤlttes und zu v:reinzelten Neder
ſchlaͤgen geneigteS, in Dder Hauptſache jedoch ziemlich
frocfeneS und. zeitweije aufheiternde Wetter in Ausſicht
zu nehmen.

* geidelberg, 24 Nov. Die Univerfität beaine
am vergangenen Samftan wie aljährlich durch einen e
aftin bder ‚aroBen Aula den Geburtstag ıHr.3 Wieder”
erneuererS, des Sroßherzog3 Karl Friedrich. Die Feftredt
hielt nach- der Heidelbg. Ztig. der derzeitige Prorekior, HI,
rof. Schöll, und zwar, ın Anknügfung an den Begriff|
MRiedererneuerung, über die Geſchichte des My huS vom
Phöniz: E3 folaten demſelben Blatte zufolge darauf Mit?
{heikunugen aus der reichhaltigen legtjähriaen Chronit der
Univerfität, dann jchritt der Herr Prorektor zur Verkündi⸗
Auna der Mreijfe. Die thHeologifhe und die ſtgatswiſſen—
ſchaftliche Arbeit haben keinen Bearbeiter gefunden. Preiſe
erhielten: für die Loͤſung der juriſtiſchen Aufgaben: stud⸗
jur. Aljced Woiff aus Karleruhe der medeziniſchen: cand,
med., Qecar Bulpiuz von hier der naturm ſſenſchaftlichen?
cand, chem, Iox Dittrich aus Goͤrlitz Sın zweiter Be⸗
arbeiter der juriültijhen AWufgabe und ein Bearbeiter des
philoſophiſchen Themas erzielten eine chrenvolle Erwähn—
ung. hre NMamen werden offiziell veröffentlicht werden
fall8 fie c3 wünfchen. Mit der Verkündigung der Preis-
aufgaben für das nächfte Zahr ſchloß der f ierliche Akt.

* Beidelberg, 25. Nov. KohzZ Heilmittiel
Von dem Kochſchen Heilmittel iſt durch Herrn Profeſſor
Vierordt, der in Berlinwar, eine Quantität auch hier⸗
Her adfommen, J0 daß Verfuche damıt auch hier unmittel—
bar bevorftehen. (Siehe weiter unten).

* geidelberg, 24. Nov. Zum Beſten Dder Luiſen
Heilanſtalt findet hier in der Zeit vom naͤchſten Mittwoch
bis Freitag in den Räumen des Muſeums ein großer
Bazar mit thHeatraliiher Wbendunterhaltung im Mujeum
jtatt. Man berſpricht ſich von dem wohlthHätigen Unter⸗
nehmen den beſten Erfolg.

> geidelberg, 24. Nov.. Unſer Kirchenchor „Cäcilia”
feierte geftern Abend das Feft jeines 13jährigen Beſtehens
durdh ein wohlgelungenes Bokal- und Injirumental-Soncert
im großen Saale älém „HZwinger”. Troß des wirklich
ganz abfcheulihen Wetters Hatte ſich bereits vor 8 UOr
der geräumige Saal dicht gefüllt. Einacleitet wurde da⸗
Concert durch die trefflich vom alten ſtadt. Orcheſter gefpielte
OQuverture 3. Oper „Freifhüiß“. Hierauf brachte der feft-
gehende Verein den Mannerchor von Eyrih daz madht
das ‘ dunkelgrüne Laub“ zum Bortrag. Sowohl diejer,
wie auch die übhrigen Gefangsvorträge der „Cäcilia“ legten
davon Beugniß ab, das auch unter der neuen Seitung des
Heren Dirigenten Reinhard der Verein mit Erfolg be“
jirebt ijt jeine fchöne Aufgabe vol und ganz zu erfuͤllen
Bejonder3 nefielen die Chöre der „Wanderburfche”, von
MWeidt, „die Waldandacht“ von Abt und „Abendandacht”
von Heim. Der ſtuͤrmiſche Applaus wird den Sängern
gezeigt haben, daß ihre huͤbſchen Leiftungen anerfannt wur-
den u. ſie in dem Beitreben geftärkt Haben, ſich aud in Zu“
Funft von dem Willen leiten zu Iafjen, Immer Voll⸗
fommenere3 zu leiften. Unter denjenigen, welche ihre Mit‘|
wirkung zu dem Conzert zugefagt hatten, gebührt Die|
Ralme des Abends3 einer jungen Sängerin und Klavier“
ſpicierin aus Farisruhe, Wir haben frühex Ihon einmal
Gelegenheit gehabt, dıe Dame zu hören. Es war, ixren
wir nicht, ein Benedictu3, das fie damals in der Fefuiten“
kirche * Unfer damaliges Urtheil wurde durch Ddie
geftrigen Liedervorträge nur beitärkt. Frl. S. verfügt
über eine Fräftige auch in der Hiühe ausgiebige Sopran-
ftimme, welde weid und (Omiegjam eine trefflide Schul“
ung erfennen läßt. Auch ihr Klavierfpiel zeugt von her
vorragenden mufikaliihen Kenntniffen, morauf wir trotz
deg Umftandes {HlieBen, daß Zrl. S. geftern Abend nur
die Mavierbegleitung bei den übrigen Mitwirkenden
übernommen baite. Wenn wir etwas auf dem reichhalti’|
gen Brogramm noch vermißten, ſo war eS ein Aavier⸗
vortrag, der_unz Gelegenheit gegeben hHätte, Frl. S. aud
von diejer Seite bewundern zu fönnen, Herr D., Dder
jdhon zu verfhiedenen Malen durch feine hHübjdhen Lieder
vorträge ung erfreut, trug auch geitern wieder in herbor/
ragender Weifje zur Verjhonerung des Wbends bei. Sowohl
das mit warmer Empfindung vorgetragene Lied „Wenn D#
noͤch eine Mutter hHaft,” wie auch das Lied aus Lortzing!

























































 
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