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Pfälzer Bote für Stadt und Land (25) — 1890

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Nr. 271 - Nr. 280 (26. November - 6. Dezember)
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Ausland.
‚* Baris, 25. Nov. Es heißt jebt, Ddie Polizei
' überzeugt, daß Badlewstyn ſich in Paris auf—

%_ der Ermordung des Generals Seliwerſtoff den

4 Mörder Padlewsky in einem Cafe am
Irdbahıuhof zufällig geiroffen und interviewt haben.

ſnte den General verwundet zu haben, welcher über
1000 Männer, Weiber und Kinder nach Sibirien
bannt, ſeine eigene Familie ſchwer verfolgt habe
d fchlimmer al8 der Henker Trepoff geweſen ſei.
habe den General nicht gejucht, aber als er zu—
Vig zu ihm geſchickt, jei ihm das Blut in die Augen
Lreten. Er bedauere ſeine That nicht, er habe Zeit
d Mittel genug, ſich zu retten.

* Qondon, 24. Nov. Ein großer Scandal
hd in der Kirche von Hatton Garden ftatt. Der
tiltliche ſprach gegen Marnell. Die Anwejenden
hoben ſich, uüd es folgte ein ſolcher Auftritt, daß
% Priefter fich durch die Polizei nach Haufe bringen
Hen mußte.



Aus Baden.

Heidelberg, 26. November.

— Die Kaͤrlsr Ztg. meldet die Erkrankung Sr
oßh. Hoheit des Prinzen Karl.
© Die liberale Preſſe zeigt einen begreif—
hen Aerger über die großartige Kundgebung zu
unften der Jeſuiten, welche am Sonntag in
feibuͤrg ſtattfand! So ſchreibt der Heidelberge
m £S verkündiger:
... . Sür die kaiſerliche Pelitk waren dagpenen biele
OÖmeicheleten eingeflochten ‘ unDd die Sejniten. wurben als
hute Hezeichnet, die den Tag hHerbeijehnen, wo ſie zurüd-
hren dürfen, um den Männern des Uniturzes Entgegen-
tfen zu fönnen. . Wie. mögen.Ddie innerlich Lachen, wenn
lın fie als Spezificunt genen ben ſozialdemokratiſchen
azifluß anpreift, o9ne zu bebeufen, daß ie die Sozial-
Imofratie nicht vertreiben fönnten, ohne den ganzen Siaat
f jefnitiich zu vergiften. SZür ſolche Doctor Eijenbart-
rem wicd Deutfchland fich bedanken.“

Duͤrch Ddie Doͤktör Eijenbart-Kuren“ hat b%t
\Beralismus “ den „foztaldemiokratijchen Bazillus?
Deutſchland groß gezougen — auch in Baden!
in mit aller Sorgfalt großgezogenes Kind fieht man
ber nicht gerne untergehen, am allerwmenigjten, wenn
lan die berechtigte Befürchtung hegen muß, daß durch
le gegen den Bazillus augewandie Lymphe mit dem
Ende auch der Vater unſchädlich gemacht werden
Das jeſuitiſche Gegengift wird das iſt
das fozialiftijche © ift mit . der Wurze l
u8zurotten verftehen. Deutſchlaud wird ſich dafür
ber niht b edanken, ſondern Fürſten und V olf
ſerden den Vaͤtern der Geſellſchaft Jeſu und allen
ideren Ordensleuten einſt Dank, großen Dank
üffen, für die Befreiung von ‚einem Nehel, das
lt dem Auftauchen des Liberalismus begonnen und
finen Höhepunkt im Sozialdemokratismus gefunden
ſat.

SE




*21110

vahr,
)

— Ein biederer proteſtantiſcher Geiſtlicher konſer—
ktiver Richtung drückt in der nationalliberälen Bad.
landeszeitung“ ſein großes Bedauern über den Ver—
all des Kartells in Baden aus Das Zu—
ammengehen von Konſervativen und Nationallibe—
alen in Baden ſei doch für die Erſteren zu ſchön
eweſen! Er ſchiebt alle Schuld ſeinem geliebten
Umtahruder Stöcker zu und glaubt, derſelbe habe nur
eshalb den Bruch herbeigeführt, weil er die hadiſchen
ationalliberalen gar nicht kenne, d. h9. fie für
iberal halte, was ſie doch längft nidt
kehr Jind. Dazu bemerkt die „Berliner Volks⸗
eitung“: Der Mann hat ganz recht; die badiſchen
Nationalliberalen haͤben ſich nichts vergeben, mit den
Nonfervativen zu gehen, denn mehr als gouvernemental
ind ſie doch auch nicht, und wenn ſie jetzt mit den
Fonſervativen brechen, ſo liegt das daran Ddaß ſie
merken, der Kurs im Reich könne doch etwas anders
werden, als er unter Bismarck war. „Dabei fein“
nüſſen ſie aber, mag's gehen, wie es will.

Aus Stadt und Land.

(Hadridten für dieſe Rubrik And unz jeberzeit millommen. — Etiwaige
Kaſten werden ſtets fofort erfest.)

S.C.B. gHeidelberg, 26 Nevbr Muthmaßliches
— am Donnerftag, 27. Nov. (Nachbrutk verbofen.)
m Norden Europas iit ein fräftiger Hochdruck aufgetreten
Und hHat, unterftüßt von einem Hoͤchdruch der guch von
Weften her gegen Europa im Anzuge ift, den Kern des
lüngiten Luftwirbels raich nach der untern Donau ver-
rängt. Infolge diefer Vorgänge wird ſich die Temperatur
hoch weiter abkühlen, und ſvoradiich werden leichte Schnee-
Tälle eintreten. m großen und ganzen iſt jedoch ſowohl
ür Donnerfiag al Freitag arößtentheils trockenes und
dabei kaltes Wetter in Auslicht zu nehmen.

> geidelberg, 27. Nov. Die Tagesordnung der
Schöffengerichtafigung am Donneritag, 27. Novemb. Lautet :
Qudwig Groß I. Straßenwart in Neuenheim wegen Dieb⸗
itabl. . Nikolaus Daub in Ziegelbauſen wegen Lorverver
legung. Johann Ludwia Clauer und Sakob Beyerer in
Dofjenheim wegen Diebitahl. Friedrich Lania von hier
und Fohann Alingmann von Gauangelloh wegen Dieb-
itabl. . Chriftian Schröthle von Gugalingen wegen Betrug.
Soh. Sijele von Ettlingen wegen Diebitahl. Joh Wagner IV.
und. Beter Wagner III. von Darsberg, wegen Unterfchlas
Qung. Fohann Veter Treiber ven Wieblingen, wegen
Widerftand, Beleidigung und Ruheflörung. Karoline Gund








Philixp Kaudg, Schuhmacher von hier.
Martin Beiſel Wmwe. und Conrad Beiſel in Ziegelhauſen,
Jämmtlice wegen Beleidigung. !

* Heidelberg, 26. Nov. Aug& Kappel am Rh. wird
dem Lahrer „Auzeiger“ gemelset: „Durh Beſchluß Großzh.

iſt die DHirlise Brarrfirche, welhe feit 1878
von den Uitfatholıken benüßt wurde, den Katho⸗
Lifen zur alleinigen Benüßung zugewiefjfen, Da-
gegen jollen die Alikatholiken in Zulunft diejog. Notbkirche
in Gebrauch nehmen. Als Tag des Wechſels iſt der 12.
Dez. feſtgeſetzt worden? Was in Kappel recht, wird
wohl in Hideber billta fein. Man verluche eS einmal.

* Geidelberg, 25 Nov. Hert Dr. Ludwig Sutterlin,
Sehramt3praktifant am hieligen Gymnafium, defjen Schüler
er lange war; hat ſich hier am Zreitag, den 21. D. MiZ.
in der philo’ophıjhen Zakuliät für die Fächer der ver⸗
gleichenden Sprachwiſſenſchaft Habilitirt. (9. Big.)

* Beidelberg 26. Nov Laut Berfügung der oberften
Poſtbehörde iſt von jeßt ab auch der Umtaufch un—
brauchbar gewordener Poſtmarken und Areuzbänder
bei allen Poſtanſtalten im Einzelnen geftattet, doch wird
der Werth derſelben muur in Poltkarten erfeßt. Seither
war bekauntlich ein ſolcher Umtauſch nur im Großen mög—
lich und zwor auf Antrag beiden betr. Oberpoft-
divektionen. Nir Poſtauweiſungen und Poſt Briefum—
ſchläge wurden am Schalter einzeln umgetanſcht

* geidelberg, 26. Nov. Die Hochwaſſeraefahr kann
als beendigt angeiehen werden. Der Neckar iit gefallen
und fällt noch fortwährend Während der Nacht trat
Schneegeſtöberein

ZNeckarau 24 Nov. Geſtern Abend ſpielte
ſich dahier in der Nähe der Wirthſchaft zum Zähringer
Hof eine Schlägerei zwiſchen jungen Burſchen ab,
dei welcher der 23jährige erſt kürzlich vom Militär
enrlaſſene Gebrg Schaaf durch einen Meſſerſtich in
den Unterleib lebensgefährlich verletzt wurde und
nunmehr hoffnungslos daͤrniederliegt! Der Thäter
befindet ſich in Haft.

Plautkſtadt Der kathol. Männerverein hier
hielt letzten Sonntag in der Krone ſeinen erſten Fa—
milienabend ab. Saal und die anſtoßenden Zimmer
waͤren dicht beſetzt und Alles waͤr in der beſten
Stimmung. Lautlos hörte man auf die Worte der
Redner, ein Beweis, daß ſie auch den Weg zum
Herzen gefunden haben Ernſte und heitere Vorträge
wechſelten ab und ſchließen auch wir uus dem Wunſche
eines Mitglieds des Vereins an, daß derſelbe nicht
blos wachfe, gedeihe und blühe, Jondern auch Früchte
trage. Dieſe beſtehen in der Bethätigung einer echt
fath. Geſinnung in der Hebung des kath. Bewußt⸗
ſeins und des religibs ſitklichen Lebens. Das Verrins-
leben muß {0 zum Wohle des Volkes ſein.

E Oberſchopfhenn 24. Nov. Geſtern Abend
ereignete ſich hier ein ſchrecklicher Unglücksfall! An
einem im Baͤn begriffenen Eiskeller ſtürzte nämlich
plötzlich eine große Erdmaſſe ein und begrub zwei
Mrbeiter. Bis jeßt konnte nur einer derſelben jedoch
todt, herausgegraben werden, der andere liegt noch
unter der Erdmaſſe begraben. Das viele Regen—
wetter dürfte wohl meiſtens zur Herbeiführung der
Kataſtrophe beigetragen haben.

Freiburg, 25. Nov. Heute Vormittag mit
ſchof für kurze Zeit nach Köln abgereiſt.

* Gerthen, 24. Nov. Letzten Mittwoch auf
Dounerftag Nacht 11 Uhr entſchlief ſanft im Herrn,
hier in ſder St Joſephsanſtalt die ehrwürdige
Schweſter Anſelma, gebürtigt von Aſelfingen, Amt
Bonndorf.

X Konſtanz 25. Nov. Herr Pfarrer Bund—
ſchuh! der wie wir ſ. Zt. meldeten, erkrankt war,
geht der Beſſerung entgegen und iſt im Stande, das
Bett zeitweilig zu verlafjen ; hoffen wir, daß er bald
wieder vollſtändig hergeſtellt werde.

X Bom Oberland, 25. Nov. Anläßlich der
Gemeindeausſchußwahlen hatte ein Wähler auf ſeinen
Zettel geſchrieben:

O Kieferthum und Fieſerthum,

Wie ſpringt Ihr mit den Bürgern um!

Die Freiheit wird zu Grab getragen,

So wollt ihr Beide es jetzt haben

Ließ man Euch noch ein paar Jahr ſchalten,
Dann gäbls für’s Volk nichts mehr zverwalten.
O Kieferthum, o Fieſerthum,

Das badiſche Volt iſt nicht ſo dumm!

Vermiſchte Nachrichten.
Der gute Kamerad a. D.

Abſchiedslied der Nationalliberalen an ihre konſervativen
Kartell Kameraden.

Ich hatt' einen Kameraden,
Einen andern fand ich nit:

Zuvor mit mir im Streite,

Führt, ihn an meine Seite
Septennat und Mellinit.

Aber als der Rauch verflogen —
Galt es mir oder galt es dir? —

Da war's Kartell zerriſſen:

Es hat ſo kommen müſſen
Ward längft zuwider mir.

Willſt ja die Hand nicht reichen,
Wenn friſch gen Rom ich lad';

Würd’3 keinen Culturkampf geben,

Wovon ſoll ich dann leben?







Ade KarteN-Fam’rad !




Haͤndel und Lauͤrwiethſchaft.

Eppingen 24. Neb CTabaksbericht) Adelshofen?
Tabak wurde gebaut ungefähr 1200 Zentuer Alles ber⸗
kauft zu 25—28 M ver Zeutner Nohrbach: Gebaut
wurden gegen 800 Zeniner Größtentheils verkauft 20—25
M. ver , Bir. — Ittlingen: Tabak arößtentheils zum
Preis von 24 bis 30 Mper Zir. verkauft.. — Genmmingen ;
hat Fläſchenſteuer und verlangt 40 —45 I, für den Zentner
Tabaf. Noch nichts verkauft. — (Bad. Bote.)

Neueſte Nachrichten

Beidelberg, 26. Dov. Die Nachrichten über
die Verheerungen des Hochwaſßers lauten aus
vielen Städten Deutſchlands ſehr Detrübend. In
Bochum mußten die Betriebe die Arbeit einſtellen—
In Eſſen feiert die Fabrik von Krupp. In Dresden
iſt ein Menſchenleben zum Opfer gefallen. Aus
Prag werden arge Verwüſtungen gemeldet. Im
Annaſchachte fanden 33 Bergleute den Tod Den
neueſten Nachrichten zufolge beginnt nunmehr das
Waſſer überall zu fallen.

* Berlin, 25. Nov. Der Kaiſer ſprach auf dem
Eſſen beim Reichskanzler auch über die evangeliſche




Beſtrebungen zur Schwächung des Summepiſtopats
entſchieden verurtheilte.

* Berlin, 25 Nov. Sutem Vernehmen zufolge
ſind die Bemühungen des Biſchofs Anzer behufs
Uebernahme des Protectorats der deutſchen Regierung
über die deutſchen Miſſionare in China erfolgreich.

* Berlin, 25 Nov. Hiefige ſportliche Vereine
planen in Verbindung mit der hieſigen Studentenſchaft
einen groͤßen Faͤckelzug für Robert Koͤch

Koͤln 25 Nov. Morgen beginnt hier im
44 Palais die Konferenz der preußiſchen

ſchöfe.

Amiſterdam, 25 Nov. Die Beſtattung des
Königs findet muthmaßlich am 9. Dezember ſtatt.
Der neue Großherzog Adolf von Luxemburg wird
derſelben beiwohnen

Bellinzona, 25. Nov.. Der Ausgleich iſt in
letzter Stunde geſcheitert infolge Beanſtandung durch
den Großrath.

Luxemburg 25. Nov. Der Großherzog er—
hielt ein eigenhändiges Schreiben des Kaiſers Wil—
helm. — Da das Begräbniß in Holland erſt in 14
Tagen ſtattfindek und der Großherzog direkt nach der
Eidesleiſtung nach dem Haag reiſen will, ſo wurde
die Herreiſe auf nächſte Woche verſchoben.

Briefkaſten.

KRaummangels wegen mußten verſchiedene Cor-
respondenzen und mehrere andere für die heutige Nummer
Heftimmte Artikel zurückgeſtellt werden

Berichtigung. SIn Dder geſtrigen Nummer des
Pf Boten, - lefe man auf der 1. Seite unter Berlim 24.
Nov. 15. Zeile von oben: Hierauf erfolate die Neberaabe
des Columbarium3 (Urnenhalle) an die Friedhofver-
waltung - 1 m.







zerſammlung
der
Ceutrumspartei
anı Sonntag 30 November 1890, Nachmittags
3 NOr im Gaſthaus zum Ochſen in Neibsheim.
— — — 4 —








Centrums Partei!
Sikung des Yrovinziak-Somitee’s
Freitag, den 28. November 1890, Abends 5 Uhr.

— — — — — — K

— — ——
2 2 —— —

Mannn Geim ch4 .
Nebernahme kompletter Einrichtungen.
Muſterzimmer verſchiedener xreislagen.

DGa
Juſerate ſinden im „Pfälzer Botes die

weiteſte Berbreitung und ſind res⸗
halb von beſtem Srfolg. 2











Heidelberg, 26. November.
Anfangs Courſe der heutigen Vörſe
mitgetheilt von der Heidelberger Bolk3bank e. G, m. u. H.
Hrankfurt. Berlin.

Sredit-Aktien . ... . Qb028 —
Staatsbahn . 3 . 212%s. 2—
Lombarden . 116%, —
A —
Diskonto-Commandit . . 20570 —
— E 96.60 —
Ungar. Goldrente 89.20 —
®Sotthard . . . .. 15730 —
80er Ruſſen . 96.60 —
Türken 1780 —


 
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