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Pfälzer Bote für Stadt und Land (25) — 1890

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Nr. 211 - Nr. 220 (16. September - 26. September)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44151#0867

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perſonal war zahlreich vertreten und theilte
8 Weije die Gefahren und Mühen
Y Aerzte waren ſowohl von
al8 Sulzbach herbeigeeilt. Naturlich
4 © und füllte den Platz auch eine zahlreich
1 4 Menſchenmenge worunter beſonders
4 und Schluchzen derjenigen ergreifend
* einen Angehörigen in der Arbeit wußten
Zl TE von einer Trauerbotſchaft ereilt wurden.
y S65 15 Diinuten ſahen wir Rettungsmannjhaften
“ß—‘bed)fltfgt hinabſteigen, die dann nach kurzer Zeit
8 giftigen Schwaden überraſcht, wie todt ans
Ür f gefördert wurden, um durch kalte Douche,
4 ud andere ärztliche Operationen zur Athmung
ı — gebracht zu werden. Wie wir von
4 ven erfahren lag auch Direktor Stapen—
4* Fußtlos in der Strecke, und wurde durch
8 Egrath Kreuſer zu Tage gebracht, wo er
X wieder erholte u ſeine weitern Anordnungen
uch Bergraih Kreufer iſt bei ſeinen Rettungs-
von mehrmafiger Ohnmacht befallen worden.
— dauerten die ganze Nacht hindurch:
4 d \De Todte find in einen nahe gelegenen Schuppen
1 4 bis auf einen jungen Mann, den aus
. h Qutte herauszuziehen bis jetzt nicht möglich
Luch die katholiſche Geiſtlichkeit der umliegen—
%p reien war zur Stelle, um nöthigenfalls einem
14 em die Sterbeſakramente ſpenden zu können.
28 de tranrige Kataſtrophe andererſeits das er⸗
1* Bild der allgemeinen ThHeilnahme und guf—
rlter Hilfeleiſtung. Die meiſten der Ver—
IE. ſind verheirathet Unter den Verunglückten
A fich zwei Brüder Klein von Altenwald, ferner
—* Bauer aus Holz, die Mutter derſelben
14 we und verlor ſchoͤn früher durch ein Gruben—
An hren Mann. Sämmtliche Todte waren total
[E and glihen nur mehr Steletten.
Öa I mwirklidher Geldregen In der
A r‚ff\mfie zu Eſſen regnet es ſeit einigen Tagen
Mag SM dem Hofe eines Hauſes fielen zuerſt
nn MNickel-, Silbers und Goldmünzen,
4 * Veranſtalter dieſer neuen Regenart hat man
C '5};“9 keine Spur; ſelbſt die Polizei, die ſich von
24 überzeugte, konnte den Urſprung nicht
4 * Die Hausfrau hat bis heute das Sümm—
14 120 Mk. gefammelt. Leichtgläubige Leute
44 ‚on allerlei unheimliche Geſchichten zu erzählen.
* auf die Aufklärung allgemein geſpannt.
enbues, 18. Sept Zum Sedanfeſte
fn Mehrere Mitglieder unſeres Muſikvexeins nach
4 Aushilfe engagirt. Der Streichbaß der
.° Größe wegen allerlei ſchöner Beiz und
a men bei den Muſikern erfreut, wurde als
epaͤck aufgegeben. Nach Ankuuft auf dem
ahnhofe präſentirte der Baſſiſt ſeinen Gepäck—
Und mwird vom Vackmeijter gefragt: „Aljo Sie
das große Schwein?“ Der Mufiker, zuerſt
Y daß der Beamte diejen ſchönen Ausdruck für
r.ttument auch ſchon kennt, bejaht mit vergnüg—
d Ifen und wird daraufhin zu einem entfernter
M Wagen geführt Der Beamte öffnet die
x— ftatt des geliebten Baſſes ſchaut unjerm
N G Cine —leibhaftige riefige Sau hohnlächelnd
* „NMe, ne, ne!“ ijt das einzige, was der
oxiröen kann, und erſt das Dazwiſchen⸗
4 der übrigen Muſiker löſte das Mißbekſtäudniß
I Seeinen Gaudium.
*’“%;‘‚I@in intereſſantes Polizeiſtückchen
N btiauo)‚)e[ wird in türkiſchen Blättern er—

8

SS —


s S trieb dort ſeit langem ihr Weſen eine
Kliſchaft, an deren Spitze eine Frau, die
x nes osmaͤniſchen Krämers, ſtand! Man
COt wohl daß dieſe Dame mit ihreu weiblichen
Hicen Gehilfen ſchon vielẽ Diebesthaten
tt doch mar es ſehr ſchwer diejelbe bei
8 ſchlau angelegten Pläne zu überraſchen.
ooß fich denn ein türkiſcher Geheimpoliziſt,
2—— einen Heirathsantrag zu ftellen, auf
* nach kurzem Beſinnen auch einging.
e mit ihrem neuen Gemahl zwei frahe
die für dieſen gerade Hinreichten, um die
n Dinfel der Gefelljchaft und . die von ihr
* M geraubten Schätzẽ kennen zu lernen. Er
ß ürauf feiner Behoͤrde Bericht ab, und es
* Zabredet, die ganze Bande bei einer paſſenden
44 8 aufzuheben. Als aber der Tag heran—
8 üt der Detektive mit ſeiner Gemahlin ver—
/ &gee“».lmb zwar unter Mitnahme der Kaſſe und
;\%t‚ ?tfnüä)en, die man auf mehrere tauſend Pfund
41 dem Kampfe zwiſchen der Liebe und ſeiner
} MOr hatte erftere den Sieg davongetragen.
lı Das man in Berlin Alles leihen
4 7* Leih-Inftitut-Wefen dehnt ſich in Berlin
i# 6n Clter aus. Den Möbeln, Pianinvs, Tafel—
, Schmucpflanzen und allem Bedarf für feft-
i °qu;‘1°fie, dem Flaͤcks und ganzen Bal- und
M ie“ffßangügen für Herren haben ſich nun glücklich
on — Brautkleider zugeſellt Man kann alſo
große Borbereitungen „JOnell und billig“
feieren.



Wann wird die Menſchheit verhun—
gern? Ueber dieſe unheimliche Frage hielt kürzlich


einen ſehr intereſſanten Bortrag, durch welchen der
Malthuſianismus auf das Grellſte illuſtrirt erſcheint.
Darnach zählt die Bevoͤlkerung der Erde gegenwärtig
1468 Millionen Seelen; die Menſchheit kann ſich
aber nach der Berechnung des Vortragenden bis zu
der Zahl von 5994 Millionen Seelen vermehren,
ohne daß Nahrungsmangel eintreten würde. Die
Frage iſt nun, wann wird die Bevölkerung der Erde
die Maximalzahl von 5994 Mill. erreicht haben?
Anſcheinend iſt hiefür eine lange Friſt gegeben, denn
der Zuwachs muß ja faſt das Vierfache der gegen—
wärtigen Seelenzahl betragen Aber dieſer beruhigende
Schein trügt, denn die natürliche progreſſive Vermehr⸗
ung — acht Prozent in der Dekade wird bewirken,
daß ſchon in 182 Jahren die äußerſte Grenze erreicht
iſt: im Jahre 2072 iſt kein Platz mehr für die nach—
kommenden Geſchlechter auf Erden und ein Jahr
ſpäter ſchon — im Jahre des Unheils 2073 — wer—
den ſo viele Menſchen jeglicher Nahrung entbehren,
als jetzt in ganz England leben. Das ſind nun aller-
dings recht troftloſe Ausſichten für unſere Urenkel;
zum Glück iſt aber nicht ausgeſchloſſen, daß unſer
Gelehrter ſich um einige hundert Jahre verrechnet habe;
das foll ſchon ſo manchem Gelehrten widerfahren ſein.
Uebrigens fehlt zu derartigen Berechnungen jede ver—
nünftige Unterlage, da man gar keine Ahnung davon
hat, bis zu welchem Grade durch neue Erfindungen
die Nahrungsmittelproduktion geſteigert werden kann.

— Chineſiſche Ehen In einer Zuſchrift an
den in Amfterdam erfcheinenden „Indiſchen Merkur“
aus China werden einige Fälle mitgetheilt, welche
ein merkwürdiges Licht auf das dortige eheliche Leben
werfen. Nach der Lehre des Confucius hat bekannt—
lich die Frau keine Rechte, welche der Mann zu achten
hat, und das Loos der perheiratheten Frau iſt denn
aͤuch das denkbar traurigſte. Dies geht ſchon daraus
hervor, daß der Widerwille gegen die Ehe unter
jungen Mädchen zu beſonders organiſierten Vereinen
derſelben führt, wobei ſich die Mikglieder unter einem
theueren Eide verpflichten, niemals wieder zu heirathen.
In der Probinz Canton beſtehen verſchiedene ſolcher
Schweſterſchoflen? von denen jede aus 10 Mädchen
beſteht und welche verſchiedene Namen, wie „Die ganz
Reinen“, „die Eheloſen“, „die Männerfeinde uſw.
haben. Ein neuerdings vorgekommener Fall hat ſelbſt
die Aufmerkſamkeit der chineſiſchen Behörden erregt,
ohne daß dieſelben jedoch im Stande wären zweck—
entſprechende Gegenmaßregeln zu ergreifen. Ein einer
ſolchen Schweſterſchaft angehöriges Mädchen war von
ihren Eltern gezwungen worden zu heirathen, nach—
dem ſie als kleines Rädchen ſchon vexlobt worden
war. Ihre neun Mitſchweſtern waren bereit, mit ihr
zu ſterben, wenn ſie feſt entſchloſſen wäre, ihr Ge—
kübde zu halten. Der Verſuch, ſich durch das Ver—
ſchlucken eines goldenen Ringes zu tödten, gelang
nicht, und ſie wurde endlich in das Haus ihres
Braͤuͤtigams gebracht, das ſie aber der beſtehenden
Sitte gemäß nach zwei Tagen wieder verlaſſen durfte,
um zu ihren Eltern zurückzukehren. Hier gelang es
ihr, zu ihren Schweſtern zu fliehen, welche mit ihr
in den Drachenfluß ſprangen, in deſſen Stromſchnellen
ſie fämmtlich umkamen. Solche Fälle ſind nichts
ſeltenes, und alle Anſtrengungen der Beamten, die
Bildung ſolcher Schweſterſchaflen zu verhindern, ſind
bis jetzt vergeblich geweſen.

Neueſte Nachrichten

»Berlin, 19 Sept. Heute Morgen 4 Uhr wurde
in der erſten Etage eines herrſchaftlichen Hauſes in
der Friedrichſtraßẽ ein aus noch unaufgeklärten Ur—
ſachen entſtandenes Feuer entdeckt. Das Dienſtmäd—
cheu iſt nebſt zwei Kindern des Hausbeſitzers ver⸗
brannt; der Zuſtand eines dritten Kindes iſt faſt.
hoffnungslos⸗

* St. Johann, 19. Sept. Der Oberbergrath
Naſſe macht durch Anſchlag Folgendes hekannt: Der
Kaiſer und König nehme an dem beklagenswerthen
Gruben unglück ſchmerzlichen Antheil. Biſchof
Korum von Trier drückte telegraphiſch ebenfalls ſein
Beileid aus.

Paris, 19 Sept. In Portugal wurde ein
Aufruf von ſämmtlichen republikaniſchen Parteiführern
mit der Ueberſchrift: „Bürger zu den Waffen!“ er—




aufgefordert wird.

Bellinzona, 19. Sept Der Bundes Canmiſſar
reiſte in jüngſter Nacht nach Bern ab, um dem Bundes-
rathe mündlichen Bericht über die Lage zu erſtatten.
Die Konſervaliven wollen vor der Volksentſcheidung
vom 5. Oktober und gänzlichen Wiederherſtellung des
geſetzlichen Zuſtandes von Unterhandlungen im Sinne
der Verſtändigung nichts wiſſen. Vor Beginn der
Bundes-VBerjammlung, nächſten Montag iſt ein Bundes
raths⸗Beſchlüß, hinfichtlich der Regierungsfrage nicht
zu gewärtigen

Dublin, 19. Sept. Die Abgeordneten Dillon
und Obrien wurden gegen Kaution freigelaſſen.




Rohnſtock, 19. Sept. Heute Morgen fand ein
kurzes Schlußmanöver ſtatt, worauf ſich die Maje⸗
ſtäten vom Manöverfelde nach Liegnitz begaben, wo
um 1 Uhr das Gahelfrühſtück eingenommen wurde.
%en}te Nachuittag 2%4 Uhr reiste der Dfterreichtfche

aiſer nach Wien ab, um 3 Uhr reiſt Kaiſer Wilhelm ab.

* Qondon, 19. Sept Eine Lloyddepeſche aus
Hiogd meldet, daß das türkiſche Panzerſchiff Ertogroul
guf hoher See untergegangen ſei und die geſammte
Bemannung, 500, erkrunken wäre.

* Qondon, 19. Sept. Der „Times“ wird aus
Zanzibar gemeldet, daß Boote des engliſchen Kriegs
ſchiffes „Coſack! um Mitternacht nördlich vom Hafen
von Zanzibar eine verdächtige SILavendhau-ver-
folgt und gekapert haben Der arabiſche Kapitän
wurde erſchoſſen und die Mannſchaft ſprang ins Meer
50 Sklaven wurden befreit. (?) — Der „Standard“
meldet, daß der britiſche Generalkonſul in Zanzibar
beauftragt worden ſei, die Angelegenheit wegen der
von deutſcher Seite angeblich erlaſſenen Proflamation
in Bagamoyo zu unterſuchen Man könne das Er—
gebniß dieſer Unterſuchung mit voller Zuverſicht ab⸗
warten; nichts könne entſchiedener ſein als die De⸗
mentis der deutſchen Beaniten, nichts befriedigender
als die Verſicherungen der deutſchen Regierung

Liſſabon, 19. Sept. Eine Abtheilung Poͤliziſten
wurde auf dem Dom⸗Pedroplatze Abends von der
Volksmenge verhöhnt. Bei dem Verſuche, die Ruhe⸗
ſtörer feſtzunehmen, erfolgte ein Zuſammenſtoß. 42
Perſonen wurden verhaftet. Die Poliziſten erwiderten
die Steinwürfe mit Revolverſchüſſen Der Konflikt
wurde verſchlimmert als eine Truppe Municipalgarde
den Poliziſten zu Hilfe kam. Die Menge flüchtete
in das Cafe Martino, wo ein zahlreiches Publikum
ſich anſammelte. Soldaten verfolgten die Flüchtigen
— ins Cafe, wodurch mehrere verwundet
wurden.



Handel und Landwirthſchaſt.
Geld⸗Preiſe.

20:-FrancsS-Stüde 16.13 Franz Banknoten
Wilhelmsdlor 8
Fünf Frs Stücke
Livre Sterling
Impertals, neue
Sold Dollars

80.50
80.55
80.40
79.70
20.34
168.45
4.16

1684 elg. Banknoten
4.01 Schweiz. Bantk., £.
20.30 Italieniſche Bauf.
16.— Engliſche Bankn.
4.15 Holländ Bankn.
180 Amer. Coupons

* Mannheint, 18. Sept. (Strohmarfkt) Vieſenhen
per Cir. M. 2.20—2.40 Kleeheu ver Cir. M. 2.57—2 70
Kornſtroh ver Ctr. 2.10—2.30, Gerſtenſtroh per Cir 1.80—2.10

* Heinsheim, 18, Sept. Das Erträgnik an Gemeinde-
Dbft war auch dieſes Jahr wieder ein Geringes. Bei der
heute {tattgehabten Berfteigerung wurden ca. 100 Mark
erzielf. Vriges Jahr wurden 130 Mark vereinnahmt und_
in guten Obſtjahren ſchon 1300—1500 Mack.

ömildh-Kathyozifde-Gemeindegottesdienke {n Dewelberg,
Sonntag, 21. September. (XVII. Sounntag nach Bfingiten).
In der Fejnitenkirde,

Morg. 6 Uhr: Frühgottesdienft.

— — Schulgottesdienit.
Hochamt mit Predigt

7Er —⏑44 Yl Deeije:
Nachm. 1 Uhr: Chriſtenlehre.

Nan 2 „ : Vesper.
In der Nothtirche.
Morg. 8 Uhr: Hl. Melle. _
„ 9! „ : Hochaml mit Predigt⸗
Nachm, 3, Sılvam ntıle SIIMitätz:A1daHl.
NB, In beiden Kirchen Collekte für die armen Studieren-
den der Theologie

— Um 4 Ubr Berjammlung des II Ordens.

— — — —
Provinzial Comitee der

Centrums⸗Partei.
Dienſtag, Nachmittag halb 6 Uhr
Sitzung.

Zux Matiz!
Geldſendungen für Abonnements, Inſerate uſu.
bilten wir für die Lolge mit folgender Adreſſe zu verſehen
Herren Gebr. Huber,;
Expedition des „Pfälzer Boten“
MHeidelberg.
Anſere Agenten erſuchen wir um Einſendung des
Abonnementsbetrages pro 3, Quartal.
Die Erpedilion.
Heidelberg, 20 September
Anfangs Courſe der heutigen Börfe

mitgetheilt von der Heidelberger Bolksbank e. G®. m. u. H-
. Frankfurt. Berlin.
Sredit-Aktien ..

Staatsbahn
Lombarden

Salizier .
Diskonto-Commandit
Saypter

Ungar. Goldrente
80er Ruſſen
Gotthard

Türken



” *








 
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