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Mannheimer Morgenblatt — 1843

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Mai (No. 102 - 126)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44564#0478

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nen unetwartet FAfchen Aufſchwung genommen; die Epeeula tivnsluſt


am Markt;s die Banken zeiglen ſich geneigt, zu 5SpCt, zu discoutiten.
‚ Madrid, . 11, Mai, Eine Dder erften Maßnahnen , . welche das
. ıneue Cabinet ins Leben kreten lafen‘ will, iſt die Amneſtie! Der Re-


fuͤhrung dieſes Projectes noch auf zwei Moͤnate ausſetze.

Brüſſel, 16. Mai. In Gent iſt ein Kanonier verhaftet worden,
den man in Verdacht hat, daß er eine Parthie Pulver habe in die
Luft ſprengen wollen.


Naͤchrichten aus Barcelona, die nicht ohne Intereſſe ſind. Auf eine
Klage des erſten Alcaden waren die Geranten zweier Journale von Bar-
celona, die „Corona? und der „Papagayo“ vor den Aſſiſenhof geladen
worden. Ueber zweitauſend Perſonen verſammelten ſich nun an dem
fuͤr dieſe Sache anberaumten Tage auf dem San-Jaime-Platze, um
die Entſcheidung des Geſchwornengerichtes abzuwarten. Allein die Sache
konnte nicht zur Verhandlung kommen, denn die meiſten Geſchwornen


den, nicht zur Audienz begeben. Der vor dem Juſtizpalaſte verſam-
melte Haufen zerſtreute ſich jedoch ohne alle Stoͤrung der oͤffentlichen
Ordnung. Die Behoͤrde ſtellte in den Bureaux des „Papagayo? Nach-
forſchungen an, die jedoch kein Reſultat ergaben; man hatte geglaubt,
daſelbſt Waffen zu finden.

Speier, 14. Mai. Unſere Zeitung ſagt uͤber die pfaͤlziſche


bernahme einer Ertragsgarantie von 4 Procent von Seiten des Staates
gewaͤhrt die begruͤndete Hoffnung, daß das pfaͤtziſche Eiſenbahuprojekt
der Verwirklichung nunmehr entgegengefuͤhrt werden wird. Zwar ha-
ben die neulich eroͤffneten Subſcriptionen zur Deckung des Baucapitals
den gehegten Erwartungen nicht entſprochen; namentlich haben die Be-


durfte, faſt nichts, oder doch vergleichsweiſe ſehr wenig gethan; von
Speyers patriotiſchen Bewohnern ruͤhrt, wie wenigſtens derſichert wird,
beinahe die Haͤlfte der neuen Unterzeichnungen her; — allein den-
noch geben wir uns unbedenklich der Hoffnung hin, daß nach Annahme


hung, die kaum irgend zu bezweifeln ſein Dürfte), — nach definitiver


ſtaͤndig aufgebracht werden wird.“



Der Laſtträger von Briſtol.

4— ortſetzung.) 2—

Mit dieſen Worten ſprang Godfreh in ſeine neue Equipage und
ließ ſich mit verhaͤngtem Zuͤgel nach Lamp-Lighters-Hall fahren. Als
er dort ankam, fand er, daß der William und Marie bereits außer-
halb des Hafens war. Nach einigem Aufenthalt, der ihm geſtattete,
die ſichere Kunde einzuziehen, daß ſein Koffer auf das Schiff gebracht
ſei, verſchaffte Grofrey ſich einen Lootſen-Kahn, deffen Faͤhrmann ihin
verſprach, alles Moͤgliche zu thun, um noch das Schiff zu erreichen.
Noch zwei Stunden ſchwebte er in großer Augſt. Um Godfrey zu troͤ⸗
ſten, verſicherte der Lootſe ſtets, das ſie den William und Marie ein-
holen wuͤrden, wenn der Wind vor Untergang der Sonne ſich nicht er-
hoͤbe. Kurz — warum den Leſer noch laͤnger in aͤngſtlicher Spannung


ſetzte Godfrey zu ſeiner unausſprechlichen Freude den Fuß auf die Lei-
ter des verfolgten Schiffes. Der reichlich bezahlte Loolſe fuhr fogleich
in den Hafen zuruͤck, und Godfrey fragte, ſobald die Aufregung ihn
zum Sprechen fommen ließ, wo ſein koſtbarer Koffer ſich befände. Der-


2

daß, wie die Matroſen behaupteten, wenigſtens eine halbe Stunde da-
3u nöfhtg fein würde, um ihn auf das Oberdeck hinaufzufchaffen. - Un:
jer ungeduldiger juuger Mann verlaugte, daß dieß ſogleich geſchehen
fodllte, troß dem, daß die Matrofen wenig Neigung bezeigten, etwas
fo Neberflüffiges enternehmen Shne begreifen zu Fönnen, weßhalb
man die enorme Maſchiene, welche ſo vortrefflich placirt war, nicht ru-
his ſtehen ließ, machten ſie ſich endlich daran. G war hohe Zeit:
Godfrey war halb todt vor Unruhe ...
3

Wir muͤſſen jetzt zu dem Zeitpunkt zuruͤckkehren, wo der Wagen,
welcher den Koffer Godfrey's und alle ſeine Hoffnungen mit ſich fuͤhrte,


langſam hinter dem Huͤgel verſchwand, an deſſen Fuß das Haug des
Dectors lag. — — OR
Seit langer Zeit hatte Charles Pery die alte Gouvernaͤnte Batty
Vehis in ſein Interejfje zu ziehen gewußt, Sie behaßrichtigte ihn ge-
nau von Allem, was im Hauſe ſich zuteug., So,hatte fie gerade an
dem für die Entführung beſtimmten Tage ihn von dem Plan SGodfrev’s
mit allen ſeinen Einzelheiten, welche die leichtſinnige Sfabel „ihr unter
dem Siegel der Verſchwiegenheit anvertraut hatte in Kenntuͤiß geſetzt
Charles hatte, verſteckt hinter der Hecke, welche dem Haufe des Doͤe⸗
tors gegenuͤber lag, das Aufladen des koſtharen Koffers mit augefehen,
indem er herzlich über ſeinen Nebenbuhler lachte, alg dieſer mit großer
Unruhe dem Poſtillon den Koffer ſo viele Mal-an’s Herz legte. So-
bald der ſchwere Wagen uͤber den jaͤhen Abhang hinaͤus und Godfrey
wieder in das Haus getreten war, kam er aus feinem Verſteck hervor
und begab ſich zu feinem treuen Stallknecht Dancaſter Dick, welcher
nicht weit davon auf einer einſammen Haide mit zwei geſattelten Pfer-
den wartete. 2—
— „Sechs gegen drei, daß das Wild gefunden ift, — rief Diek, '
als er ſeinen Herrn erblickte. — „Ich fehe das in ihren Augen, und
wuͤrde ſelbſt ſo weit gehen, zwoͤlf gegen vier zu wetten! -
— Und Du wuͤrdeſt reich werden, mein Junge, wenn es ſich blos
um zwei oder drei tauſend Pfund Sterl. handelte ,“ — anwortete Ehaͤr—
les 4 triumphirender Miene — „Du haſt niemals eine ſo ſichere Wette
gemacht. — ;
— „Nun, ich habe es immer geſagt, ſeit der Abreiſe batten Sie


haben Sie gefiegt. — Aber woͤrauf warten wir noch! Herr? Wollen
wir uns nicht aufmachen?“

Perry hatte den einen Fuß noch auf der Erde und den andern im
Steigbuͤgel. 2 — —
— EEs ſcheint mir gut zu ſein, Dick, daß, um allen Verdacht zu
vermeiden, wir verſchiedene Wege einſchlagen. Das iſt das Rechte,
nimm Du den Weg auf der Heerſtraße, der Weg beim Thurm vorbei
wird mich nach Briſtol bringen. Begieb Dich geradezu zum alten Harrh
Tuffin, bring' Dein Pferd in den Stall, vaſſe auf den Packwagen und
ſobald er angelangt iſt, laß den Koffer durch einen Laſttraͤger abhoͤlen,
welcher uns nicht kennt; Du weißt doch die Adreſſe?“

— Aber dann?“

— „Der Koffer ſoll zu Tuffin gebracht werden, Du foͤrderſt eine
Stube im Innern des Wirthshauſes, und eine Poſtchaiſe moͤge fuͤr mich


— Aber, Herr, wenn die Dame zufaͤllig nicht damit zufrieden
waͤre?“

— „Laß doch, ich bin ſicher, daß fie mich liebt, ſie wuͤrde niemals
daran gedacht haben, ſich von dieſem jungen Kreolen entfuͤhren zu laſ-


Uud ihr Ruf, den ſte auf's Spiel geſetzt hat. : Ah bah! das iſt
Griechiſch fuͤr Dich. — Fort denn! und den Koffer zu Tuffin geſchafft!“
Bei ſeiner Ankunft in dem Wirthshauſe fand Perry feinen treuen
Diener in einem ſehr eifrigen Geſpraͤch mit einem Neger von kleiner
Statur, der aber außerordentlich reinlich gekleidet war und ſehr kraͤftig
zu ſein ſchien. Seine großen Schuhe waren vortrefflich gewichſ't, fein
Halstuch zwar von groben Linnen, aber von blendender Weiße; ein ge-
waltiger Ring von Silber glaͤnzte an dem kleinen Finger der linken
Hand, und ſein gekraͤuſeltes Haͤar, welches nach dem Hinterkopfe ge-
kaͤmmt war, bildete dort eine Art von Zopf, der hoͤchſt komiſch ausſaͤh.
In dem Augenblick, wo Perry ihn erblickte, zog er aus der Weſten-
taſche eine kteine zinnerne Dofe nnd nahm mit der Miene eines wahren
Stutzers eine Prieſe. 2 '

— „Ift das unſer Laſttraͤger?“ — fragte Berry.

— „Ich habe keinen Andern gefunden,“ — antwortete der Stall-
knecht — huͤbriges braucht man dieſem nichts zu fagen, der Geſelle
ſpricht wirklich wie ein Prediger.“ *

‚— »ſt er aber nicht ein wenig zu alt fuͤr eine ſo ſchwere Laſt?


— Eine delikate Frage,“ — antwortete der Laſttraͤger mit einem
feinen Laͤcheln und einer zierlichen Verbeugung. — „Es iſt wahr, daß
Caeſar Devallé nicht eine huͤbſche Frau iſt.“ }

— „30 zweifle daran, o Caeſar, weil Dein Name Caefar iſt?


werde nicht daruͤber boͤſe werden, gegenſeitiges Zutrauen iſt ein Band
 
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