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Mannheimer Morgenblatt — 1843

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November (No. 256 - 282)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44564#1050

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„< Sn der bevorftehenden Seſſion der Kammern kommen allem An-
ſcheine nady Gegenſtaͤnde von großer Wichtigkeit in Berathung.
will wiffen; das Miniſterinm vom 29. Oet. fei entſchloſſen, gleich beim
Beginn der Verhandlungen zwei Cabinetsfragen an die Legislatur zu
bringen: die Dotation des Herzogs von Nemburs und die Bewilligung
weiterer Fonds zum Ausbau und zur Bewaffnung der Feſtungswerke
um Paris her. Der Koͤnig fuͤhlt bei zunehmendem Alter die dringende
Nothwendigkeit , noch bei feinen Lebzeiten alles genau zu ordnen, was
auf die Naͤchfolge und die Regentſchaft Bezug hat.
— @8 iſt gegenwaͤrtig eine bemerkenswerthe Unterſuchung uͤber

Weinverfaͤlſchung im Gang; mehrere hundert Faͤſſer Bordeaux-


bunals der ſiebenten Gerichtskammer mit dem Procurator des Koͤnigs


und die Pruͤfung vorzunehmen. Die Commiffionen ſind; eine ſcheide-


Payen, Chevalier, Barruel, die andere aus den Weinhaͤndlern Delaus


viel Aufſehen, weil nunmehr ermittelt iſt, daß die Conſumenten in der


giftet werden. ;
London, 2. Nov. Die Staatsſchuld betraͤgt, nach Angabe des
„Globe“, gegenwaͤrtig 770 Millionen Pf. St., und die Zahl der Staats-


halb Millionen.



Lieder eines fahrenden Schülers.
Von Emanuel Geibel)

1.
Lein Tröpflein mehr im Beiher,
Lein Geld im Seckel mehr —
Da wird mir armem Zecher
Das Herze gar zu ſchwer.
Das Wandern macht mir Pein,
Weiß nicht, wo aus, noch cin ;
In's Kofter möcht' ich gehen,
Da liegt ein kühler Wein.

Ich zieh auf dürrem Wege,
Mein Rock iſt arg beſtauͤbt,
Weiß nicht. wohin ich lege
In dieſer Nacht mein Haͤupt.
Vein Herberg iſt die Welt,
Vein Dach das Himmelszelt z
Das Bett darauf ich ſchlafe,
Das iſt das breite deld.

Ich geh auf flinken Sohlen,
Doch ſchneller reit’t das Gluͤck;
Ich mag es nicht einholen,
Es läßt mich arg zurück.
Komm ich an einen Ort,
So war es eben dort,
Da kommt der Wind geflogen
Der pfeift mich aus ſofort.

Ich wollt' ich läg zur Stunde
Am Heidelberger Faß, ;

Den offnen Mund am Spunde,
Und träumt' ich weiß nicht was.
Und wollt ein Dirnlein fein

Vir gar die Schenkin ſein;

Air wär’s als ſchwämmen Roſen
Vohl auf dem klaren Wein. ;

Ach wer den Weg doch wüſte * 8
In das Schlaraffenland! * 7
Vich dünket wohl, ich müſte *
Zort finden Ehr’ und Staͤnd, 2
Lein Nuth iſt gar ſo ſchiecht
Daß ich ihn taufchen möcht';
* Und ſos Dukaten ſchueite
Das wär' mir eben recht, :




Herr Schmied Berr Schmied, beſchlagt mir mein Roͤßlein,
Und habt ihr's beſchlagen, ſo macht mir ein Schlöfflein,



Ein Schlöfllein ſo feßt und ein Schlöfftein ſo fein
Und muß bei dem Schlöfflein ein Schlüſſel auch ſein.

Das Schloͤſſlein, das will ich vor's Herze mir legen,
Und hab’ ich's verſchloſſen mit Kreuz und mit Segen,
So werf' ich den See in die Schüſſel hinein,

Daß nimmer ein Wort kann heraus noch herein.

Denn wer eine ſelige Liebe will tragen,
Der darf es den allen Jungfern nicht fagen,
Die Dornen, die Diſteln, die ſtechen gar ſehr,
Doch ſtechen die Altjungfernzungen noch mehr.

Sie tragen’$ zur Baſ' hin und zur Frau Gevattern,
Bis daß es die Gänſ' auf dem Markte beſchnattern,
Bis daß es der Entrich bered't auf dem See,

Uud der Guckuk im Walde, und das thut doch webh. -

Und wär' ich der Herrgott, ſo ließ' ich auf Erden

Zu Dornru und Diſtein die Klatſchzungen werden,
Da fraß’ ſie dex Elel und hätt's teine Noth,

Und weinte mein Schatz ſich die Augen nicht rotb.



Alles hat ſeine Zeit.
Fortſetzung)
„Nun, wenn Ihnen das beſſer gefaͤllt: mein Sohn entfuͤhrt Ihre
Tochter, die nicht Ihre Tochter iſt.“ ;
„Wirklich?! *
„Auf Ehre... in den Champs-Elyſees, vor meinen Augen
auf und davon.“ *
Die Spanierin ſah den geplagten Vater uͤberraſcht an und ſchwieß


„Da haben wir's!
Ordnung!“ * *
„„Ich bitte Sie um Alles in der Welt, das nennen Sie in der

Freilich! Haben Sie Alfreds Liebe nicht gebilligt? Auch Iſabella
geſtand mir ihre Liebe zu Alfred und nach Ihlem Antrage von dieſem
Morgen ſprach ich ihr meine Zufriedenheit aus. Die jungen Leute ſind

Sehr natürlich ... ſehr einfady . ... ganz in der


„„In der Ordnung?!““ fuhr Herr Matherel auf, alle Ruͤckſichten
gegen die Dame vergẽſſend. „„Ich habe den Teufel von Ihrer Srd-
nung! Oder glauben Sie wirklich, eine ſo erliſtete Einwilligung ſei
bindend? Ich habe das Geſetz und die oͤffentliche Meinung für mich.

„Sie irren; denn was Ihre Geſetze aubetrifft, ſo bin ich Auͤstaͤn—
derin, die Ihre Geſetze nicht angehen, und in Bezug auf oͤffentliche
Meinung hege ich die Ueberzeugung / daß dieſelbe gegen Sie und für \
mich ift, abgeſehen von den Lachern, die einmal ganz auf meiner Seite
ſind. Was iſt denn Auffallendes daran, daß ein junger Mann ſich in
ein Maͤdchen verliebt, welches ſchoͤn, liebenoͤwuͤrdig! gebildet und tuͤ—
gendhaft iſt, wenn auch die Tochter einer Gitana? Und was ſich ehr-
lich liebt, will ſich auch heirathen... das ſehen wir alle Tage! Ver-
laſſen ſie noch obenein Frankreich und gehen Sie nach Spaͤnien, ſo
ahnt kein Menſch das Abenteuer und die oͤffentliche Meinung ſchweigt,
wenn Sie ihr nicht die Zunge loͤſen.“

Herr Matherel ſtand wie vernichtet; dieſer Spaͤnterin war er nicht
gewachſen, das fuͤhlte er und wurde deſto heftiger.
rrrHa, ich ſehe jetzt, worauf Sie es angelegt haben!““ rief er ent-
ſchloſſen, jetzt anzuͤglich zu werden, um den gewuͤnſchten Bruch zu er-
zwingen. „„Sie haben meinem Sohne eine Schlinge gelegt und er

ließ ſich bei ſeiner jugendlichen Argloſigkeit fangen.““
„Sie thun Alfred zuviel;z er iſt der Gimpel nicht, den Sie aus
ihm machen wollen. lind weshalb ſollte ich ihm eine Schlinge legen?
Wenn er ein Fuͤrſt oder doch wenigſtens ein reicher Maun waͤre fo
faͤnde ich Ihre Furcht erklaͤrlich; aber haben Sie mir nicht ſelbſt ge-
ſtanden, daß Sie nuͤr ein unbedeutendes Vermoͤgen baben? Was kann
ich daher bei dieſer Verbindung gewinnen? Ich liebe Iſabella, und
was auch geſchieht, ich habe Alles dabei zu verliefen.“
„„Dann wirken Sie gemeinſchaftlich mit mir dahin, daß wir der
Fluͤchtlinge wieder habhaft werdel.““
Das darf ich nicht; denn da ich Iſabellas Mutter nicht bin ſie
auch nicht adoptirt habe, ſo ſteht mir kein Recht zu, ihren freien Wit-
len zu befchraͤnken.“ . *
„„Dann werde ich allein einſchreiten und bitte, mir's nicht übel zu
nehmen, wenn ich das ſaubere Rıar mit Steckbriefen verfolgen laͤſſe,““
 
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