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Mannheimer Morgenblatt — 1843

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Juni (No. 127 - 151)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44564#0535

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den Preis der allem Anfchein nach gewonnenen Wette zu erheben. Da
man vermuthet er ſei, nicht beherzt genug zu dem Wagſtuͤcke, nach
Hauſe geſchlichen, um dem Spott ſeiner Gefaͤhrten zu entgehen, ſo be-
gab man ſich lachend zu ſeiner Wohnung. Allein hier war Thorn
nicht; freudig zog man ſich nach dem Kirchhof, wo er ſich nach ſeines
Dieners Ausſage befinden mußte. Das Thor ſtand offen, er mußte
alſo dort fein.
ſchritten naͤher und gelangten zu Martin's Grab, neben welchem ſie
ihren Freund leblos liegen fanden. In einem Augenplicke war der
Rauſch der trunkenen Geſellen verſchwuͤnden, und zu ſpaͤt ſahen ſte ein,
daß ſie eine Aufgabe geſtellt hatten, die leicht ſchlimm enden konnte
und machten ſich Vorwuͤrfe, einen guten Kameraden und geſchaͤtzten
Freund zu ſehr geaͤngſtigt zu haben. Die Naͤchſtſtehenden beeilten ſich,
den Ungluͤcklichen emporzuheben — er war kalt und leblos. Ein Arzt,
der ſich unter ihnen befand, trat herzu, machte eine bedenkliche Miene,
fuͤhlte den Puls legte die Hand auf Thorns Bruſt, wandte ſich um
und ſprach mit einer Stimme, die Alle mit Beſtuͤrzung erfuͤllte: „Er
iſt todt ganz todt!“ Die Freunde glaubten, er taͤuſche ſich, und
fuchten das Leben in dem Koͤrper zuruͤckzurufen. Allein er war ſchon
eine ſichere Beute des Grab. es. Die Urſache ſeines Schreckens und ſei-
nes Todes fiel ſogleich in die Augen. Sein Mantel war zwiſchen die
Tafel und den Schaͤdel gekommen, und er hatte ihn feſtgenagelt; als
nun der Ungluͤckliche verfuchte, ſich zu erheben, wuͤrde er duxch ſeinen
Halskragen zuruͤckgehalten und mußte nothwendig durch den Sprung zu
Boden ſtuͤrzen. *
Die Saͤche wurde vertuſcht.
Urſache 5 Todes nicht. Seit jenem Augenblick erlauͤbte ſich Nie-
mand mehr einen Scherz ſolcher Art. Ein biederer, guter und muſter-
hafter Juͤngling kam dadurch um, daß er ſeinen Muth da zu bewei-
ſen ſuchte, wo es keiner Probe bedurfte.

Sin ſchönes Bekenntniß.

zuͤchuh der Große ſah nach gluͤcklich beendigtem ſiebenjaͤhrigen Kriege
unter ſeinen Tiſchgenoſſen vorzuͤglich gern den alten General von Ziethen,
und mußte derſelbe, wenn gerade keine fuͤrſtl ichen Perſonen gegenwaͤr—
tig _ waren, immer zunaͤchſt bei ihm an ſeiner Seite ſttzen. Einſtmals
hatte er ihn auch zum Mittageſſen am Charfreitage einladen laſſen;
Ziethen aber entſchuldigte ſich, daß er nicht erſcheinen koͤnne und werde,
weil er an dieſem hohen Feſttage immer zum heiligen Abendmahle zu
gehen pflege und dann gern In ſeiner andaͤchtigen Stimmung bleibe;
er duͤrfe darin ſich nicht unterbrechen und ſtoͤren laſſen.

Als er das naͤchſte Mal wieder in Sans-fouck zur koͤiglichen Ta-
fel erfchten, und die Unterredung bald, wie gewoͤhnlich, einen geiſtrei-
— chen, heiteren Gang genommen hatte, richtete der Koͤnig ſcherzend die
— Rede an ſeinen naͤchſten Nachbar mit den Worten: „Nun, Ziethen, wie
iſt Ihm das Abendmahl am Charfreitage bekommen? Hat Er den wah-
ren Leib und das waͤhre Blut Chriſti auch ordentlich verdaut?“ Ein
Jautes hoͤhnendes Gelaͤchter ſchallte durch den Saal der frivolen Gaͤſte.
Der alte Ziethen ſchuͤttelte unwillig ſein graues Haubt, ſtand. auf und
nachdem er tief vor ſeinem Koͤnig ſich gebeugt richtete er in lauter
feſter Stimme folgende Worte an ihn:

Ew toͤnigliche Majeſtaͤt wiſſen, daß ich im Kriege keine Gefahr
gefuͤrchtet und überall, wo es darauf ankam, entſchloſfen mein Leben
fuͤr Sie und das Vaterland gewagt habe. Tieſe Geſinnung befeelt
mich auch heute noch, und wenn es nüßt und Sie es befehlen, ſo lege
ich mein graues Haupt gehorſam zu Ihren Fuͤßen. Aber es gibt Ei-
nen über uns, der iſt mehr, wie Sie und ich, mehr als alle Menſchen,
das iſt der Heiland und Etloͤfer der W zelt, der fuͤr Sie geſtorben und
uns Alle mir ſeinem Blute theuer erkauft hat. Dieſen Heiligen laſſe
ich nicht antaſten und verhoͤhnen;, denn auf ihm beruht mein Glaube,
mein Troſt und meine 44 im Leben und Tode. In der Kraft
dieſes Glaubens hat Ihre brave Armee muthig gekaͤmpft und geſiegt;
— untermintren Ew Majeſtaͤt dieſen Glauben, dann unterminiren Sie
— zugleich damit die Staatswohl fahrt. Das iſt gewißlich wahr. Halten

zu Gnaden!“ —

Der Koͤnig war von dieſer Rede ſichtlich ergriffen. Er ſtand auf,
— reichte dem waͤckern chriſtlichen General die rechte Hand legte die linke
— auf ſeine Schulter und ſbrach. bewegt: „Gluͤcklicher Ziethen! moͤchte
auch * eg glauden koͤnnen! Ich habe allen Reſpect vor Seinem Gleu-
; ben. Halte Er ihn feſt; es ſoll nicht wieder geſchehen.“







Buntes.

Berr v. F., ein ehemaliger Stahsofftzier, ſpeiſte unlaͤngſt bei ei-
nem der erſten Reſtaurateurs im Palais?Koͤhal zu Paris! Er fand
den Bordeaux vortrefflich, und ließ den Wirth rufen, zu dem er ſo
laut ſagte, daß er von den nahe ſitzenden Gaͤſten verftanden werden


binden, wenn Sie mir 50 Bouteillen davon ablaſſen wollten. Hieriſt
meine Karte; ſchicken Sie mir den Wein, weun Sie woͤllen.“ Der
Reſtaurateur verſprach, den Wein am folgenden Tage zu ſchicken, und der
Oberſt ging nach dem Eſſen fort. Am folgenden Morgen, als der
Oberſt noch im Bette lag, meldete ſein Bedienter einen Commiffiondr,
welcher zwei Koͤrbe mit Bordeaur bringe. — „Ich weiß es fchon,“ ers


tura wird gebracht, der Vreis gezahlt, und der Commiſſionaͤr entfernt
ſich ſehr zufrieden. Einige Stunden ſpaͤtex ließ der Oberft, Dder mit
einem Freunde zuſammen fruͤhſtuͤckte, eine Flaſche von dem erhaltenen
Bordeaux bringen. Aber welch eine unangenehme Ueberraſchung! es


war. Es wird eine zweite, eine dritte Flaſche entkorkt — nichts als
roth gefaͤrbtes Waſſer! — Entruͤſtet uͤber dieſe 4 Nyſtification, begibt

ſich der Oberſt zu dem Reſtaurateur, und macht ihm die heitigi
Vorwuͤrfe. Der Reſtaurateur verſichert, er habe noch keinen Wein abs
geſchickt. Der Oberſt zeigt die quittirte Rechnung; die Unterfchrift iſt
unlesbar, und hat mit jener des Reſtaurateurs durchaus keine 4
lichkeit. Kurz, es war keinem Zweifel unterworfen, daß der Oberſt
durch einen Gauner, welcher in ſeiner Naͤhe geſpeiſt und die —
gehoͤrt hatte, betrogen worden war.

2 — — — —


erſter Ehe hatte. Harwood heirathete dieſe und ſie gebahr ihm einen
Sohn. Demnach koͤnnte alſo die Frau fagen! „Mein Vater iſt mein
Schwiegerſohn und ich bin die Mutter ſeiner Srau, meine
Schweſter iſt meiner Tochter Kind und ich bin die Großmutter
meines Bruders.“ — Was konnte ſie noch mehr, was koͤnnten die
Andern ſagen? —




Nordlanden zu einem Prediger, der 4 ſalbaderte und unter


hier ſo kalt, daß das liebe Wort Gottes
ſobald esaus meinem Munde heraus iſt! —„Mein Himmel!“ ant-
wortete der Biſchof laͤchelnd, „was fuͤr ein Gewaͤſche muß das werden,
wenn ploͤtzlich Thauwetter einfaͤllt.“

+ In Turin hat der Juſtizminiſter, Graf von Barbarour Dde
74— ein aufgeklaͤrter und rehtihher Mann, durch einen Sturz
vom Balcon (ob freiwillig oder durch Zuf fall, iſt noch unklar) ſeinen
Tod gefunden.

E


1) Wollen Sie mir gefälligſt einen achteckigen Componiſten nennen?

2) Die erſte und zweite Sylbe iſt ein berühmter * der zweiten und
erſten Sylbe wurden in alter Zeit Tempel errchtct,

3) Es iſt ein Geſchäft des Schneiders und ein Voͤllertamin.

4) Dänge einen Ton aus der Scala an einen Si * ſo wirſt du 2 Ko-
miſches erhalten.

5) Eins iſt ein türkiſcher Titel, das Andere ein goͤnig Beides ein griech-
ſcher Held.

6) Das * Sylbenpar fordert dich zur Liebe auf. Das zweite Par iſt über
die Erde veriheilt. Das Ganze find Weiber und keine Weiber

7) Ein werthloſes Blatt und ein — was ſind die für ein Gott?

8) Die erſte und zweite Sylbe iſt zum * äußerſt nothwendig Kehr der
Sylben Ordnung um, und es iſt etwas, worüber ſich diſputiren läßt.

9) Wie heißt der Heilige, dex, wenn man ihm Fünf voranſetzt, ein königli-
ches Geſchlecht dir venennt?

10 Es iſt ein berühmter Mann 1ind bleibt ein berühmter Mann, ob du ihin
nun vorn oder hinten ein Piertbeil wegſchneideſt.

11) Sylbe 1 und 2 iſt eine Himmelsgegend, Sylbe 2 und 1 ein bekannter
Componiſt.

12) Ein Thier aus drei Buchſtaben. Gib ibın zwei ZUße, uͤnd es werden

\ Menfchen darıu8z einen Kopf noch und einen zuß Dazu, ſind es eine Menge

nordiſcher dufein



Luftoſung des Räthſels in No. 130: „Das Näthfel“










 
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