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Mannheimer Morgenblatt — 1843

DOI Kapitel:
August (No. 178 - 203)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44564#0798

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dadurch zu dem einphatifchen Ausrufe veranlaßt: „Saragoffa t{t dem
Beifpiele von Barcelona gefolgt; in kurzer Zeit wird die ganze Halb-
inſel das Joch feiner neuen Tyrannen abgefchüttelt hHaben. Spanien
will die Freiheit!“ Zahlreiche Haufen durchzieben in dieſem Augen-
blicke niit wehenden Faͤhnen die Straͤßen; ſie prockamtken die Central:
junta. Die proviſoriſche Junta hat beſchloſſen, die Nationalmiltt zu
befragen, um dann den Titel oberſte Junta anzunehmen. Morgen ſoll
die Unabhaͤngigkeit von der Madrider Regierung proͤclamirt
werden! — Der neue Ausbruch von der Bewegung wurde duͤrch die


Garléruhe. Die Bewerber um nachbenaͤnnte erledigte Schul-
dienſte haben ſich bei ihrer vorgeſetzten Bezirksſchulviſitatur innerhalb
ſechs Wochen zu melden:

Durch die erfolgte Penſionirung des Hauptlehrers Wilhelm Meixner
iſt der kathol. Schul⸗, Meßner- und Organiſtendienſt zu Bruͤhl, Amts
Schwetzingen, mit dem geſetzlich regulirten Dienſteinkommen von 175 fl.
nebſt fkeier Wohnung und dem Schulgelde, welches bei einer Zahl von


erledigt worden. }
Der erledigte kath. Schul- und Meßnerdienſt zu Hartheim, Amts


dienſt zu Oberharmersbach, Amts Gengenbach, mit dem geſetzlich re-


und Antheil am Schulgeld, welches bei einer Zahl von etwa 190 Schul:
kindern auf 1 fl. jaͤhrlich feſtgeſetzt iſt, erledigt worden.



Der Traum im Ga ſtbette.
Pa (SFortfegung.) 44
„Du glaubſt nicht, Julius,“ ſchrieb eine andere maͤnnliche Hand,
in welcher ich die des Jaͤgerkapitaͤns Thronegg erkannte, „Du glaubſt
nicht, wie ſehr mich Deine letzte Nachricht uͤber Mayenſtern ſchmerzt!
Sollte es bei dem armen Teufel ſo weit gekommen ſein, daß er gegen


ſich ſelbſt haßt, weil ſie ihm fuͤr ſeine Verirrungen, die mehr einem
guten mißbrauchten Herzen als Mangel an Intelligenz entſprangen, nur
Spott und Tadel wiſſen? — Ich bitte Dich, Freund, beſuche ihn, richte
ihn auf, ziehe ihn in den Kreis Deiner liebenswuͤrdigen Familie! Er
hat das beſte Herz von der Welt, und nur Eine Faͤhigkeit fehlt ihm,


moͤgen. Aus ſchlimmer Geſellſchaft und Mangel an Energie ſind all-


Noch andere Briefe folgten; ich theile ſie nicht mit, weil ihr In-
halt meinem Gedaͤchtniß zum großen Theile entſchwunden iſt. Schrei-
ben eines Advokaten wegen eines Proceſſes, mit fuͤrchterlichen Drohun-


Sr. Hochgeboren abhaͤngen werde, die Handlungsweiſe des Rechtvertre-


boͤflichſten begeiſterten Freundſchaftsverſicherungen beginnend, und im
Poſiſeript eines Geruͤchtes erwaͤhnend, das man auf Koſten des Adreſ-
ſanten ausſtreue, zwar nicht glaube, aber doch ſtets weiter waͤlze ꝛe.
Der Brief eines jungen Maͤdchens an einen alten Herrn: „Sie wer-
den mich in die abſcheulichſte Verlegenheit bringen, wenn Sie darauf
beſtehen, heute Abend zu mir zu kommen; meine Tante aus Wien iſt
heute fruͤh angekommen, und der Beſuch eines Herrn zu ſolcher Stunde


aber an einen jungen Lieutenant ein zierlich gefaltetes Billet auf gruͤ⸗
nem Seidepavier: „Heute Abend um 8 Ubr bin ich zu Hauſe/ ge-


* —— bei dem Gedanken an den traͤgen bleiernen Fluͤgelſchlag
er Zeit'

Eine feine Weiberhand ſchrieb an eine Freundin: „Wenn Du mor-
gen nicht kommſt, theure Leontine, ſo wird mein Namenstag mir kein
Feſt ſein; ich werde traurig ſein und weinen, denn Dein ewig heiteres
Antlitz, meine Sonne wird mir fehlen. Komm’ darum gewiß! bei un-
ſrer Freundſchaft beſchwoͤre ich Dich! und Fomme in Deinem blauen
Thibetkleidchen, das Dir ſo wunderiieblich ſteht! Laß Dich nicht von
Arabellens Anweſenheit ſtoͤren, da Du ja weißſt, wie unendlich theuer
Du mir biitz nur laͤſtige Convention koͤnnte mich zwingen, ſie zu la-
den:“ — Und an Arabelleu ſchrieb dieſelbe Hand: „Deine Freund-
ſchaft iſt mir Lebensbeduͤrfniß, unerlaͤßliche Bedingung ohne ſie wird

— — ind



mir das Leben eine Laſt! Tumußſt kommen, Arabella, wenn auch
Verhaͤltniſſe mich zwangen, die unausſtehltche Leontine in {hrem elenden
blauen Kletdchen bet mir zu ſehen; mein Dank, meine heiße Liebe wer-
den Dich fuͤr den laͤſtigen Zwang entfchaͤdigen! den Du Dir authuͤn!“
Ein ehrlicher Verwalter ſchkieb an feinen Outshertn: „Cyuer Gnas
den werden im Vertrauen auͤfmeine laͤngſt bewaͤhrte gewiſſenhafte Waͤh—
rung von Dero Intereffe mir verzeihen, daß ich Euer Gnaden beifolgende
bereits ausgefuͤllte Vollmacht zur Unterzeichnung vorlege, woduͤrch an-
ſtatt des Fabian Dinkel der Leopold Droſſel mit dem Pacht des Guͤ—
tes Lindenhof belehnt wird. Fehlen den von mir ſubmiſſeſt Vorgeſchla-
genen auch noch etlich hundert Guldeu an der zu deponirenden CSumme,
ſo iſt er doch ein weit tuͤchtigerer Landwirth, fieißiger, ſparſamer, ver:
traͤglicher und ehrenhafter, als ſein Eoncurrent Dinkel, dem das ſchlimmſte
Praͤdikat vorangeht. Ener Gnaden duͤrfen uͤberzeugt fein, daß Sie
durch Genehmigung des Vertrags einen herabgekommenen Vater zahl:
reicher Kinder wieder in eine guͤnſtigere Lage verſetzen, und Sich für
das Wenige, was Euer Gnaden an Einkuͤnften eniginge, durch SGots
tes reichſten Segen belohut fähen. — Dem Pachter Droͤffel aber er:
oͤffnete ein anderer Brief des gewiſſenbaften chriſilichen VBerwalters :
„Fuͤnfhundert Gulden ſind zu wenig fuͤr meine Muͤhewaltung, Droffet;
bringt Er aber achthundert wohlgezaͤhlt zum Advokatru Kraͤhenaug, ſo
wird Ihm dieſer den fertigen Paͤchtvertrag vollzogen eiuhaͤndigen obhne
nach dem Reſt der Caution zu fragen. Bedenk Er ſich wohl! daß Al-
les nur von mir abhaͤngt!“
Dann kam ein anderes Schreiben eines kleinen Knaben an ſeinen
Vater; der Eingang deſſelben ſo ſchoͤn geſchrieben, als waͤre es in Rup:
fer geſtochen, der Schluß fluͤchtig wie von Kraͤhenfuͤßen hingekraͤtzt:
„Bei dem Heranuahen des ſo wichtigen und fuͤr uns ſo feierlichen Be-
ginus eines neuen Jahrs,“ hub es an, „fühlt ſich mein kindliches Herz


Sie geſchwellt, theuerſte Eltern, deren freigebiger liebevoller Fürforge
ich nicht nur mein Leben, ſondern auch die Gelegenheit verdanke, mich
in dew Erziehungs-Inſtitute des Hru. Birkenreiß zu einem tüchtigen,
dem Staate und der Menſchheit dereinſt zu Nuß und Ehre gereichen:
den Menſchen heranbilden zu koͤnnen; nicht genug kann ich e8 Ihnen
danken, mich in die Haͤnde eines vaͤterlichen Erziehers gegeben zu ba-
ben, der mit der ſtrengſten Gewiſſenhaftigkeit unermuͤdlich fuͤr mein leib-
liches und geiſtiges Wohl bedacht ift....., Ich Bitte dich, beſter Fa?
ter,“ ſo lautete der Schluß, „du Moͤgeſt mir im naͤgſten Jare Mehr!
Thaſchengelt geben. ich muß Sofiel hunger laͤuten, den die khoſt iſt ſo
ſchlecht, und die Muſik ſtunde kan ich Auch nicht mehr forthalden, waͤul
Wir Sofiel lateiniſch unt Griechiſch lernen Müffen. tante Thereſe kanſt
du Auch ſchon grießen, ſie Soll mir vil Back Werk ſchiken und Mama .
ſoll mir Werk mitſchiken, daß ich Meine Hoſen aus ſtopffen kan, die
Schlaͤke dun ſo Weh.“ *
(Fortſ. folgt.)

Pech über We H.
(Erzäblung von S, Kaut) ;

Manches Menſchen Leben bildet eine Reihe von Uugluͤcksfaͤllen Ein
ſolcher Bedaueruswerther darf ſich nur irgendwo zeigen, ſo widerfaͤhrt
ihm gewiß etwas Unangenehmes. Selbſt dle kleinſten Geſchoͤbfe fchei-
nen es auf ihn gepackt zu haben. Die einzige Fliege in der Stuͤbe
ſucht ſich gewiß einen Platz auf ſeiner Naſe aus. Natuͤrlich iſt der
Schaden immer auf ſeiner Seite, des Spoͤttes gar nicht zu Ddenken, -
der ihm gewoͤhnlich reichlich von der ſchadenfrohen Mengẽ zu Theil
wird. — Folgendes iſt aus dem Leben eines engliſchen Geiftlichen, der
des Tragikomiſchen gar viel erlebte, entnommen. Er erzaͤhlt felbft:

Bis zu meinem 24. Jahre ging es mir ganz ertraͤglich. Ich hatte
nicht Urſache mich zu beklagen; nur ſchien mich die Vorſehung bei Berz
theilung der Guͤter vergeſſen zu haben. Doch dachte ich nie Daran,
daß das Schickſal einen ſolchen Zahn auf mich habe. Von Beendigung‘
meiner Studien an bis heute bildet eigentlich mein Leben eine Kette
Ich hatte Theologie ſtudirt. Einer meiner
Freunde ließ mich wiſſen, daß in M. eine Pfarre vacant ſei, worauf
ich mich entſchloß, bei dem Kirchenpatron meine Aufwartung zu mas
chen, zugleich aber mein Geſuch um Uebertragung der Stelle einzurei-
chen. Gehoͤrig gepudert, in ſeidenen Struͤmpfen und befrackt, begab
ich mich auf den Weg nach dem Wohnorte des Cdelmanns.. Es war
Winter. Vor dem Staͤdtchen liegt ein Huͤgel, der durch feine ſanfte
Abdachung der loͤblichen Schuljugend zur Schlittenbahn diente. In Ge-
danken vertieft, mich auf die an den Kirchenpatron zu haltende Aurede
 
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