Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Pfälzer Bote für Stadt und Land (27) — 1892

DOI Kapitel:
Nr. 1 - Nr. 10 (1. Januar - 14. Januar)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44150#0005

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext


— — — — — —
Samſtags i Urg be nlg viertefi&OrLih
Mt. 1,20 obne Krän Poſtauſfſchlag. Beſtellungen
bei den Poſtanſtalten u. bei der Expedition Zwingerſtraße 7.

— —





ſüt Stadt


KuzetigeBiatt für die Wınksbeztr'e Heideldern
— — — — —
Wieeloch Bruchlal. Bretten, Neckargemund, Mosbach
akerbach, Buchen, Walldurn, T.Biſcjofeh. Bertheim 2ı





Verantwortlicher Redalteur:

r 1




Vruc, Berlag x. Erpedition von Sebr. Huber
in Heidelberg, Zwingerſtraße 7.

* ʒiti





— — — ——
Beſtellungen

auf den „Pfälzer Soten' werden fortwährend ber
ſanimtlichen Poſt mnſtalten, bei unſeren Trägerinnen.
ſowie in anſerer Expedition Feidelberg, Zwinger⸗
traße 7 enigegen ſenommen.

Berlag des „Pfälzer Bote.“

— — — —
8 Meujahr!

Nur noch wenige Stunden und wieder iſt ein
Jahr verfloſſen im unermeßlichen Strome der Zeit.
Was es uns an Gutem gebracht, es iſt in unſerem
raſchlebigen Zeitalter ſchnell vergeſſen, die Wunden
aber, die es Manchen geſchlagen, ſie ſchmerzen noch
lange. Undank iſt der Welt Lohn, und ſo wird auch
das ſcheidende Jahr auf keinen Dank zu rechnen
haben, dagegen jubeln die Menſchen heute dem neuen
Jahre hoffnuͤngsfreudig entgegen. Wenn die Mitter—
nachtsglocke zum letzten Schlage anhebt, klirren in den
Vergnuͤgungslokalen, wie am Familientiſche und im
trauten Freundeskreiſe die Gläſer zuſammen und alle
Welt ruft ſich ein ,glückſeliges Neues Jahr“ zu.
Möge das Jahr 1892 halten, was ſein Vorgänger
verſprochen, möge das neue Jahr ein Jahr des
Segens, des Giückes und der Freude ſein für alle
unſere Le ſer, für unſere liebe Pfalz, für unſer
engeres Vaterland Baden und für ganz Deutſch—
land! Dem ſcheidenden Jahre werden ſtets wenig
Thräuen nachgeweint, das unerſättliche Menſchenherz
iſt ja nie zufrieden und hofft immer auf Verbeſſer—
ung. Und wer wollte uns dieſen Herzenszug ver⸗
denken, denn beſſer kann es immer werden, und
irgend ein unerfüllter Wunſch bleibt immer zurück,
welchen das neue Jahr erfüllen ſoll. Erſparen
wir uns heute die Abrechnung mit
Jahre, Vergangenes iſt nicht zu ändern und
über Todte ſöll man ohnehin nur Gutes reden;
treten wir daher hoffnungsfreudig in das „Neue“,
welches wie ein Buch mit ſieben Siegeln vor
uns liegt und
und die dunklen Looſe. Frohe Zuverſicht ſchwellt heute
wieder Millionen Herzen, Freude blitzt aus tauſend
Augen und die Hoffnung, des Menſchen treueſter
Begleiter von der Wiege bis zum Graͤbe, tritt in
ihre Rechte. Die Tage nehmen jetzt wieder zu, die
lange Winterdämmerung weicht Schritt vor Schritt

— Bur Jahreswende,

So hoffnungsreich zum Januar

Begrüßen wir das neue Zahr

Und mwünichen uns mit frohem Blick

Mit Gruß und Handſchiag Heil und Glück.

Ein weißes Blatt noch unheſchrieben,
Bard es vom vimmel uns aeſandt;
Bald nimmt der Haß, bald nimmt das Lieben
BZur Schrift die Feder in die Hand.

Ein Blatt in unſerem Lebens buch
Wird's ſein, zum Segen oder Fluch.
Arum denke wohl, wie du 3 beſchreibſt
Mit autem oder ſchlechtem Reim.

Wenn nur auf rechtem Pfad du bleibſt,
Das Uebrige ſtell Gott anheim:
Laſ leuchten Deiner Gnade Stern.
Laß reich des Feldes Früchte ſproßen!
Halt Seuchen, Blitz und Fluthen fern,
Der Janustempel bleib' verſchloſſen.
Dr. Wilhelm Reuter.

— — — —

Criminal Novelle von Carl Ed Klopfer.

Er drückte die Hände vor's Geſicht, denn er ſchämte
ſich, vor dieſen Leuten, die er als ſeine Henker betrachtete,

27)


guälten Bruſt aufſtiegen. Aber er überlietz ſich nicht lange
Leſer momentanen Schwäche
dings, mit eindringlihem Ton, die Frage an ihn ftellte,
ob er ein Geſtändniß abzulegen gejonuen fei, jtand er
langlam auf und lieBß fein Haupt finfen. Bleich aber ruhig
blidte ſein Geſicht; feine Stimme klang nicht befonders


und Frühlingsahnung zieht trotz
des noch herrſchenden Winters leiſe wieder in unſere
Bruſt. Möge es in allen Herzen Frühling werden,
möge friſcher Schaffensmuth, friſches Vorwärtsſtreben,
thatkräftige Energie jeden Einzelnen erfüllen, dann
werden wir mit Recht auf beſſere Zeiten, auf ein
gutes Neues Jahr rechnen dürfen, werden wir den

unſeres lieben Gottes Hilfe einer beſſeren Zukunft
entgegengehen. In dieſem Sinne rufen wir unjerem
verehrlichen Leſerkreiſe zu:

Proſit Neujahr!

ius IX. il nie Zreimaurer gewefen.

Pius IX als Freimaurer zu bezeichnen. Dieſe Ver⸗
leumdung iſt nichts Neues. 1873 brachte das Bülle⸗
tin officiel“ des Portugieſiſchen Groß-Orient, dann
die „Bauhittte“ und „Freimaurerzeitung/ und die
liberalen Blätter (März 1874 die naͤmliche Lüge.
Wenn irgend Jemand im Stande war, dieſe Ver⸗
leumdung zurückzuweiſen, ſo war es Pius IX ſelbſt.
Und Pius IXhat ſchon vor 22 Jahren
eaent dieſe ufnie feterirdhe Det
wahrung eingehegt In einer feierlichen Allo—
kution vom 20. April 1848 ſprach er mit Bezug auf
die eben damals zuerſt auftauchende Lüge die folgenden
Worte:

von dem Schooße der Kirche
zureißen,
beißenden Berheumdungen,
da Wir,

erröthen Wir haben zwar,






bvertreten, der nicht wieder ſchalt, als er geſcholten
war, nicht drohte, da er litt, niemals unterlaſſen,
auch die bitterſien Schmähungen mit allex Geduld


und Verleumder zu beten.
und den Thörichten Schuldner
Heil Sorge tragen müſſen, können Wir nicht umhin,
um namentlich die Schwachen vor Aergerniß zu be—
wahren, in dieſer Eurer Verſammlung jene höchſt









teumdung von Uns abzuweiſen, welche gegen
Unſere geringe Perſon in einigen neueſten Taͤges—
; — — — — ——
; 3u {toden gingen ihm bie Worte aus dem Munde.

r Ich bekenne Alles was Sie verlangen, Herr Amtmann!
Ich bin — der Brandſtifter!

} Dr. Rambera blickte doch etwas überraſcht empor,
während fich unter den übrigen Anweſenden ein Gemurmel
verbreitete. Hatte es vielleicht doch noch einen oder den an⸗
deren gegeben, der an der Schuld des Angeklagten zweifelte?
daſt erſchien es ſo.



blättern oͤffentlich verbreitet worden iſt. Wenn Wir
aber auch mit unglaublichem Abſcheu erfüllt wurden,
als Wir jene Erdichtung laſen, durch welche
feindliche Menſchen Uns und dem apoſtoliſchen Stuhle
eine ſchwere Wunde zu ſchlagen trachten, ſo können
Wir doch keineswegs fürchten, daß ſolch ſchänd—
liche Lügen jenem höchſten Stuhl der Wahrheit
und Uns, die Wir ohne Beihülfe von Verdienſten an,
denſelben geſetzt ſind, auch nur leicht verletzen könnten.“
(Bei Pachtler, Götze der Humanität. S. 721.)

Deutſches Reich.

Berlin, 30. Dez. Der freiſinnige Abgeordnete
L. Bamb er ger veröffentlicht in der Nation eine
Plauderei „In Ferienſtimmung“, in welcher er auch
auf Windthorſt zu ſprechen kommt. Wenn ein
Fremdling, ſo beginnt er, gekommen ſei, das leben—
dige Panoptikum des Reichstages in Augenſchein zu
nehmen, ſo habe man ihm unbedingt zuerſt Bismarck,
Moltke und Windthorſt gezeigt, und dieſe Drei hätten
bei weitem das Intereſſanteſte des ganzen Inventars
mit ſich hinübergenommen. Windthorſt aber ſei der
lebendige Mittelpunkt des ganzen Getriebes geweſen,
ein unerſchöpflicher Stoff fuͤr das Verſtändniß unſerer
Zeitgeſchichte wie für das Studium parlamentariſcher
Methoden. Noch bis zur Stunde ſei es ein unge—
löstes Räthſel, daß einerſeits die bekannte letzte Be—
gegnung des Centeumsführers mit dem Fürſten Bis⸗
marck dem Kaiſer den Anſtoß gegeben haben ſolle,
den Kanzler zu entlaſſen, anderſeits derſelbe Kaiſer
wenige Monate darauf denſelben Windthorſt mit den
höchſten Ehren zur Gruft habe geleiten laſſen. Windt⸗
horſt's größte Zeit ſei nicht die des Culturkampfes,
nicht die des offenen Krieges mit Bismarck geweſen,
ſondern auf die Höhe ſeiner Geſchicklichkeit ſei er erſt
gekommen, als der Feind einzulenken und mit ihm z
parlamentiren begonnen habe, und zwar in der Ab—
ſicht, ihn hinauszumanövriren. Damals habe das
deſſen Ende den Centrums⸗
führer als den Sieger und den großen Diplomaten
Niemals habe
Windthorſt aus Ehrgeiz geredet, um Beifall zu ernten,
ſondern nur aus taktiſchen Gründen. Dabei ſei er
voll angeborenen Humors geweſen. Als ſein hervor—
ragendſter Zug aber ſei ſeine Vorſicht im Manoͤvriren
zu bezeichnen. Stets habe er mit allen denkbaren
Gefahren gerechnet. Ein Mal, in einem ſchwierigen
Augenblicke, habe er zu Bamberger geſagt: „Wenn
ich eine Lokomotive auf mich zukommen ſehe, bleibe



Seine Zeugenausſage wax alſo auf die denkbar einfachſte
Weiſe beftätigt worden. Es war entſchieden Hügel als

beſonderen Scharfſinn zu berechnen.

„Und Sie geben das Motiv der Rache zu?“
Raniders
} Jal, erwiederte Hügel, ſeinen Blick gewaltſem ab—
lenkend der durch Wellers Geſicht wie mit magnetiſcher

fragte

Ich denfe. das iſt aenug, 1 y
doch hoffentlich kein weiteres Bexhör mehr? Liefern Sie
mich nur möalichſt raſch an's Kreisgericht ab, dort will ich

jetzt — bitte/ laſfen Sie mich gehen! Ich verlange nichts,
als daß das ganze Gerichtsverfahren möglichſt raſch durch⸗
geführt werden möge — trachten Sie, daß ich ſo bald als
thunſich — abgeurtheilt werde!“



— —

willkürlich in Gedanken.







$ na feiner Zelie abführen und die einzelnen Heu= }
{ 9‚eréauäiagen durch den Amtsſchreiber brotokolliren
; Ließ:

j
und zukänftigen SchwiegerbaterS zum Frühliüd, mo er



8* Faible für dieſen unbequemen Sträfling zu
eilen.

Es mochte ctwa eine Stunde nach dem ſo über Er⸗
warten reſultatreichen Verhör des Brandlegers Leovold
Hügel vergangen ſein als der Gerichtsdiener in die Amts⸗
{tube trat, wo Dr. Ramberg damit beſchäftigt war, die
Acten über den neueften Fall zu ſchließen uud zur Expe⸗
dition bereit zu machen. Der Dienex meldete drauken
harre eine tiefverſchleierte Dame, die den Herrn Amtmann
augenblicklich in einer ſebr wichtigen und dringenden Au⸗
gelegenheit zu ſprechen verlange. Ramberg ließ der Ein⸗
laßbegehrenden ſagen, ſie mage ſich eine Stunde aedulden.
bis er die Acten über die Affäre Leopold Hügel erledigt

Der Gerichtsdiener entfernte ſich mit dieſem Beſcheid⸗
nach einer halben Minute mit der Melduns
ihre Mittheilungen beträfen
eben jene Affäre Hügel und duldeten gerade deshalb keinen
Aufſchub.

Der Amtmann ſprung üherraſcht von ſeinem Stuhle


— die ihm von der Unbekannten gemacht werden
ſollten.
Die Dame betrat etwas zaghaft die Amtsſtube. Ram⸗
jugendliche Erſcheinung mit
Aus ihrer ſorafältigen Ver⸗
ihcem ſchüchternen, unſicheren Auftreten
glaubte er entnehmen zu können, daß ſie wünſchen möge—
ihn allein, als Zeuge zu ſprechen. Er bot ihr einen Stuhl
zi dann ſchickte er den Schreiber und den Gerichtsdiener
inaus.
Mit wem habe ich die Ehre — beaann er, nachdem
ſie ailein waren, fuhr aber im ſelben Mömente mit einem
als die Fremde
ihren Schleier abnahm und ihr bleiches, erreates Geſichtchen

„Herrgott — Fräulein Sendler — ?| Wa führt —”
Sie find überraſcht, mich hier zu jehen, Herr Doctor,
— ich bin es, aufrichtig geſagt, auch, denn ich — alaubte


 
Annotationen