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Pfälzer Bote für Stadt und Land (27) — 1892

DOI Kapitel:
Nr. 171 - Nr. 180 (30. Juli - 10. August)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44150#0699

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Dekan














— t&ylich mit Ausnahme der Sorm⸗ und Feiertage
amftags mit Unterhaltungsheilage. Preis nierteljährlidh
1, 1.20 obre Trägerfohn ı. Boftanffchlag. Beſtellungen

a i den Boftanftalten 1, bei der Expedition Zwingerfiraße 7.



Anzeige-Blatt für die AmtSbezirle Heidelberg,
Ladenburg, Weinheim, Schwetzingen Philixpebuea
Wiesloch, Bruchſal, Bretten, Neckargemünd, Moebach











Berantwortlicher Redalteur:
Zulius Jecker in Heidelberg.


| Druc, Berlag u Erpedition von Gebr. Quber| ;; ; 3“‘"6
— ”


| in Beidelberg, Zwingerfiraße 7.








— — — —

Beſtellungen
98{ den „Bfälzer Boteu⸗⸗ werden fortwährend bei
Vnmtlichen Poſtanſtalten, bei unſeren Trägerinnen,
wie in anſerer Expedition Heidelberg, Zwinger⸗
raße 7 entgegen zenommen.

«® — —
—— — an
— —

-& Zum Kapitel der. Coduzahlung.
8 Der „Vorwärts“ macht auf ein großes Wort des
Uſers aufmertfam, natürlich in einer keineswegs
Leundlichen Tendenz. Aber deshalb bleibt's doch wahr
auch dem „Voͤrwärts“ ſteht es frei, ſich darauf
berufen. Bei Beginn der Sozialgeſetzzebung er⸗
8* der Kaiſer, die Staatswerkſtätten ſollen Muſter⸗
eten der Fürſorge für die Arbeiter ſein.“ Wenn
Un die Thatfachen, welche der Vorwärts? daran







— — ——

HITE


würden die Staatswerkſtätten von dieſem Wunſche
es Kaiſers noch ſehr weit entfernt ſein.

d Auf einige kieinere Vorwürfe gehen wir nicht ein.
Agegen fönnen wir eine Mittheilung, welche der

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unbeſprochen lafjen. In den Eiſenbahndirek—

4 der Gebrauch durchgeführt, daß die Eiſen—
— monatlich einmal ihren Lohn erhalten.
* heißt jetzt aus dem Direktionsbezirke Elberfeld,
* dies auͤch dort eingeführt würde, und in Axbeiter—
Eiſen hege man die Befütchtung, daß dieſe Art und

eiſe der Auszahlung in aͤllen Eiſenbahnwerkſtätten
* Staates üblich werde. Die Frage ob der Arbeiter
Evierzehn Tage oder einmal im Monat ausgelohnt
7, iſt um Vieles wichtiger, als die Herren, die am
Stünen Tijche das dekretirt haben, zu glauben ſcheinen.
ann ſcheint dort
* der Führung eines Arbeiterhaushalies; denn wenn
ean dem rechten Begriff davon hätte, mürde man viel
* die Frage aufwerfen, ob nicht ſtatt vierzehutägiger


en jolle.

%Db{m Arbeiterkreiſen ſoll man die Verlängerung der
6 Wir glauben nicht, daß dieſe Konjektur
— iſt. Was wird geſpart? Der „Vorwärts“
— — hervor, einige Bogen Papier, ein paar


Stahlfedern und eine Quantität Tinte. Um dieſe Er—
ſparung zu erzielen, wird es wohl ſchwerlich einer
ſtaatlichen Eiſenbahndirektion einfallen, die Feder in's
Tintenfaß zu tauchen. Das würde übrigens nicht
einmal eine Erſparniß ſein; denn auf Antrag ſoll der
Arbeiter im halben Monate eine à conto Zahlung be⸗
kommen koͤnnen. Im Anfange werden dieſe Anträge

den erledigenden Beamten größer iſt,

ein geringer Prozentſatz, der in der Lage iſt, noch
durch Einſchraͤnkungen etwas zu erzielen, wird ſich
aufs Aeußerſte einſchränken, um das halbe Monats—
gehalt zu erübrigen; das Gros der Arbeiter wird die
zweite Hälfte des Monats auf Borg leben. Man




mit dem Antrage ſeine Scheerereien haben; außerdem


ſchuß zu erbitten, keineswegs angenehm und wirkt
verbitternd. Dazu kommt dann noch weiter, daß die
Arbeiter,

durchaus nicht gerne geſehen werden. Man hält ſie

Mütze in der Hand kommt und um Vorſchuß bettelt.
Was ſind die Folgen dies Borgens?
Erſtens eine unſolide Wirthſchaft. Der Arbeiter,
welcher borgt, gibt, ſo weit ſein Kredit reicht. mehr
aus als der Arbeiter, welcher baar zahlt. Er dreht




man ſie durch andere erſetzen. Wenn man das aber
auch nicht thut, ſo drückt das Bewußtſein, man würde
es ihun, auf den Arbeiter
Sorge umher, wenn Entlaſſungen vorgenommen würden,
dann gehöre er,
denen, die zuerſt entlaſſen werden.

Es iſt auch durchaus nicht empfehlenswerth, den
Arbeiter auf Vorſchüſſe gleichſam als ein ihm zu—
ſtehendes Recht anzuweiſen. Das iſt doch weiter
nichts, als ihn förmlich angewöhnen zum Borgen.
Wenn es geſtattet wäre, in das Innere eines Arbeiter—
haushaltes einzugreifen, ſo ſollte man im Gegentheile



Es geht in einem Borg hin Er berechnet nicht ſo
ſehr, was er ſich ſeinen Mitteln gemäß geſtatten
kann. Das führt ſchließlich zur Verlumpung ſeiner
Haushaltung.

Zweitens: Er lebt theurer, das heißt, er muß
ſchlechtere Waare für ſein Geld einnehmen, er iſt in
ſeiner Auswahl beſchränkt, er iſt abhängig von dem,
der ihm Credit gibt.

Geheime Kommerzienräthe ſind vielleicht nicht in
der Lage, zu ermeſſen, welche Folgen das für die
tauſendẽ Arbeiterhaushalte hat, die alle mit ſehr kleinen
Summen rechnen muͤſſen und von der Hand zum
Munde leben. Geordnete Haushalte werden dadurch
in ungeordnete verwandelt Und wenn das einmal bei







damit fährt
Falle beſſer.

Dazu iſt aber nothwendig, daß der Staat nicht
beim Arbeiter deſſen Arbeit borgt, damit dieſer immer
Geld hat, —
in die Form einez Borgs kleidet,
was eigentlich nur eine Abſchlagszahlung auf den
Betrag iſt, welchen er dem Arbeiter ſchuldet. Von
Vorſchüſſen könnte der Staat ſprechen, wenn er den
Lohn nicht am Ende, ſondern am Anfange des Monats
vorausbezahlte; aber das iſt kein Lorſchuß, wenn mir
einer zwaͤnzig Mark ſchuldig iſt und er gibt mir zehn.
Man darf nicht verwechſeln die Tha ſache der Schuld
mit dem Fälligkeitstermine. Schuldig wird der Staat,
die Leiſtung des Arbeiters übernommen,
fällig wird die Schuld am Lohntage.

Aus dem Obengeſagten geht hervor, daß wohl im
Anfange die Antraͤge auf ſogenannte Vorſchüſſe die
die Arbeit und die Bureaukoſten eher vermehren als
vermindern. Allmählich wird das allerdings aufhören;

er wirthſchaftlich und ſittlich in jedem

einer abſchüſſigen Bahn, auf welcher er ohne einen
glücklichen Zufall, ohne eine Hülfe von Außen, auf
die er' ſich nicht verlaſſen kann, keinen Halt mehr
findet Das ſind dann lauter Adepten der Sozial—
demokratie.

Wir haben bei allem Obigen ſolide und ernſte Ar⸗
beiter im Auge gehabt, Männer, die im Kampfe des
Lehenz geftählt ſind. Man muß aber von dem
Menſchen nicht mehr verlangen, als er durchſchnittlich
leiſten kann. Man muß in Betracht ziehen, daß nicht
Jeder die moraliſche Kraft beſitzt, das Geld zu halten.
Dieſen ſollte die Geſellſchaft entgegenkommen, dadurch,
daß ſie ihnen den Lohn nicht in wenigen großen, ſondern
in vielen kleinen Portionen bezahll Allerdings müßte
der Mann ſich vorſtehen können. Wir ſind aber nicht
lauter Muſterinänner, ſondern die größe Mehrzahl
der Gebildeten muß ſich, wenn ſie ehrlich ſein will,
geſtehen, daß ſie auch ſchon der Verſuchung erlegen
iſt, dann und waͤnn über ihre Mittel hinauszugehen.
Das Gleiche paſſitt auch einer großen Zahl Arbeiter.
Man braucht nur zu beobachten, was der Arbeiter am
Sonntag nach dem Zahltage zu ſeiner Erholung aus—







— — — —

Original⸗Erzählung von Mary Dobſon.
(Nachdruck verb.)

ermi„%a es nicht ſein fann, mußt Du Dich darüber tröften,“
icht erte ruhig Srau Elberg. „Für Deinen Mujikunter-
denn über werden mwir jedenfallz einen Lehrer annehmen,
der Winter bietet die Zeit, ihn eifrig fortzuſetzen!
Saı tama, ich möchte Herın Engelbert, der mir ſo hübſche
SE OMn .mitgebrad%i, ein feines Abjhiedagejchent
Aurn ſagte nach kurzer Pauſe und ihre Näharbeit wieder
58 —
— hue das/ mein Kind! anbwortete Frau Elberg mit
für 4 Prüfenden Blick auf ihre Tochter. „E3 wird fih aber
ibrud)‘_" der in ſeinen Gewohnhelten ſö einfach und an⸗
Lesit ſchwerlich Etwas finden!.
xonet finde ſchon Etwas, was ihm Freude macht,“ ent-
Dieje fißeßtere zuverſichtlich/ und Mutter und Tochter ſetzten
untervedung bei iHrer Arbeit fort.
dor de halte nach feiner Heinikehr Rudolph Engelbert
Rer! Iner Staffelei Platz genommen, da er Das begonnene
84* 4 es ebenfalls naͤch Duͤſſeldorf zu ſchicken noch vor
l6 naͤch Italien beendigen woͤllte Bald aber
——— ſchnell erhebend, legte er Pinſel und
Dief r NS begann im Zimmer auf und ab zu gehen.

31)

Ieiite„ l “\“ermarteten Ruf ſeiner neuen Familie Folge zu

—— die durch ihren jugendlichen Liebreiz ſein
eer ſchnell gefefjelt, aus Anna, war jeine Schweiter ge-
Sichien Was. ihırem Beiden noch immer Faum glaubhaft
%e‘eßte 2 doch. mußten fie Jich in Ddie bereitS gerichtlich feit-
* Fef atjache. hineinleben. Jı nächiter Zeit follte fie
Yiten Qeße nach diejenige werden, als welche ſie ſeit ihren
‚‘rünf’‚»„ Cbensjahr gegolten, und jo war für fie denn Zrau
5°°f) Di*rfl]bare TIat zum Glüc ‚geworden, was-dieje auch
O mer TOrenı . Ende erfahten. Seit mehreren Wochen
8 ſe nicht mehr unter den Lebenden. ;
än Sichsfeld, den er zu ihr begleitet, war Früh






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genug gelommen, ihr ſeine Vergebung auszuſprechen denn
hald naͤch ſeinex Untexredung mit ihr/ hatte ein Schlagfluß
ihren Tod herbeigeführt. Er hatte die Leiche mit nach der
Vaterſtadt genonimen. wo fie in dem FJamiliengrab die
letzte Ruheſtätte gefunden. Alfred Frank, welcher zur Be-
erdigung jeiner Mutter gekommen, deren plögliche CErkvank-
ung und Lebensende ihn aufs Höchſte überraſcht, war durch
feiſien Onkel von allen ſtattgehaͤbten Ereiguiſſen in Kenntniß
geſetzt, denen er nux ſchwer Glauben zu ſchenken vermochte,
zuch erfuhr er gleichzeitis, was zu Anngs Gunſten geſchehen
joflte. Die Sache Hatte ihn ſo empfindlich wie peinlich
berſhrt, und war er ſobald wie moͤglich nach dem Rhein
zurlückgekehrt, nachdem er ſeinem Onkel das Orduen ſeiner
Erbſchaftsangelegenheit übertragen, und dieſer ihn aufge⸗
fordert, auch hinfort ſein Haus als eine Heimaͤth anzuſehen.
Daß er Anna geliebt! hatte ex, Rudolph Engelbert, erfahren,
und glaubte, er auch bemerkt zu haben, daß er dieſer Liebe
noch nicht entſagt. Anna war ihm theilnehmend, doch mit
ruͤhigem Ernſt entgegengetreten, wie ſie auch ihre frühexe
Lebhaftigkeit und Heikerkeit noch nicht wieder erlangt hatte.
Von ihni, ihrem Bruder, hatte ſie in unverändeter, freund—
licher Weiſe Abſchied genonumen, als er/ ſobald die Gerichts⸗
verhandlungen es geſtattet, von ihr, ihrem Vater und Onkel
Levnhart geſchieden Seitdem hatte er nur einmal an Ca-

Wiederaufnahme ſeiner Arbeiten angezeigt.
Durch die
Ereigniſſe der letzten Zeit war ſeine Ruhe aus dem Gleich—
gewicht gekommen, dieſe Ruhe aber mußſe er wiedergewinnen


gebung geſchehen konnte, wollte er ſobald wie möglich Dresden
und Deutſchland verlaſſen.

Einige Wochen waren vergangen, während welchen
Rudolph Engelbert ſich beſtrebt, im Hauſe der Frühere zu
ſein, mit Hiüida Abends Muſik zu treihen, und mit Fran
Elberg ſich zu unterhalten doch wax ihm dies wos auch
er und ſie fühlten nicht ſo ganz gelungen. Da ſah eines
Nachmittags dieſe ihn mit ſchnellen Schrikten heran kommen;
feinẽ Geſichtszüge waren belebter als ſie ſeit längerex geit
geweſen, und als er ſie im Zimmer aufſuͤchte, wo ſie ſich

allein befand, ſagte er nach gegenſeitiger Begrüßung lebhaft⸗

„Srau Elberg, ich komme. Ihnen mitzutheilen, daßlıch
heute Naͤchricht von einem Bekannten erhalten, in Folge
deren wir uns trennen müſſen

Schon jetzt Herr Engelbert? fragte Frau Elberg mit
einen pruͤfenden Blick den er in ſeinex Exreaung nicht be⸗
mertte. „Fürchten Sie nicht daß es in Rom̃ noch zü heiß
für Sie ſein könnte?“

Ich werde doͤrt erſt im September ankommen, da ich,
ehe ich Deutſchland auf längere Zeit verlaſſe, noch ver⸗
ſchiedene Abſchiedsbeſuche zu maͤchen habe Auf dem Wes
nadh Süden gedenke ich, mir au Zyrol anzujehen,“ er-
widerte ſchnell der junge Mann.

Ueberzeugt, daß ein beſonderer Grund ihren Hausge-
noßen zu jd ſchellenn Handein veranlaſſe, enthielt ſich ieder
Bemerkung. und jJagte im Ton freundlicher Theilnahme:

Wir werden zewiß einmal von Ihnen erfahren, wie
es Ihnen in Jalien gefällt oder ergeht!“

Zedenfalls, Frau Eiberg, entgegnete er lehhaft. Wenn
Sie erlauben. werde ich Ihnen von meinem dortigen Auf⸗
enthalt Bericht erſtatten, daͤrf ich aber auch auf eine Ant⸗
wort Ihrerſeits hoffen?“ 2

SXa, GHerr Engelbert, wenn es Sie intereſſiren ſollte,
zu erfahren, wie Hilda nad ich in gewohnter Weiſe fort—
leben, antwortete Frau Elberg.

„Siner Jolchen Berficherung bedarf es wohl nicht,“
verjeßte Rudolph Engelbert. „SIit mir Ddoch Ihrerjeits 10
viele Ouüte zu Theil geworden, wie ich durch Fräuhein Hilda
o mancdhe wahre und jhöne Erheiterung gehabt.“

Nach -einer waͤtẽren furzen Unterhaltung verließ er
Frau Elberg und begab jich in fein Zimmer, bald darauf
aber juchte Hilda ihre Mutter auf, und Hörte von Diejer,
was jie erfahren:. Bei der plößlichen Nachricht, leicht die
Farbẽ wechfelnd, ſagte ſie jedoch ruhig:

„Wir Haben: ja gewußt, daß Herr Engelbext gehen
uärde.Mama, .und es Yt.gut, Daß I ‚bei meiner Arbeit 19
Heißig. gewefen bin. oörgen beendige ich die Stickerei, und
das Nebrige iſt in kurzer Zeit geſchehen.“

Fortſetzung folgt)


 
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