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Pfälzer Bote für Stadt und Land (27) — 1892

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Nr. 191 - Nr. 200 (24. August - 3. September)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44150#0799

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M *&‘“35 mit‘ Unterheitungsbeilane, Preis vierteljJährlth
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— Wokanktalten m. bei der GSxpedition Zwingerfiraße 7.

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Berantwortlicher Medakteur ;





3
A&
2




für Sfadt —



Anzeige-Blatt für die Amtsbezirfe Heidelbera,
Ladenbhurg, WeinhHeim, Schwebßingen, Philippsburs
Wiesloch Bruchſal, Bretten, Neclargemuͤnd Mosbech
Zelbaͤch Buͤchen Walldurn, TBiſchofsh. Wertheiwet



7, Sadte.



A

—* — —

—⏑⏑ — — werden fortmwährend bei

ewi Ben woftanitalten, hei — Krägerinnen,

%l‘ugfi— anſeret Sppebition Heidelberg, HWINger-
{ enigegen jenommen. S

© al 2 2
Arde des Gochw. Bijgois Dr. Hatinct
Ebalten bei der i. öffentlichen Verſammlung des
Katholikentages in Mainz)
ich Meine hochverehrten Herren! Gerne —
Ge dem Wuufche des verehrten Herrn Präßdenten.
ſi Itatten Sie mir aber, zuerft einem perfönlihen Ge-
* Ausdluck zu geben, dem Gefühyl Dder Freude,
— zu ſein in eine alte Heimath. Bravo !)
lu;“' 50 Jahren habe ich die Ehre, dieſen Verſamm⸗
4 anzugehören.









Es ſind 29 Jahre verfloſſen,
ted ich An Frankfurt a. M. 1863 meine Jungfern—
* gehalten habe. Leider bin ich Jeit 7 FJahren
die Vſchloſſen aus dieſem Kreife. — Kede,
Dat I9 in Münfter gehalten habe vor ficben Jahren,
je teine Nachfolgerin erhalten. Nun, c& waren ZWEI
QIt verfchiedene Meden, meine erfte uND MEINE letzte.
der erſten habe ich mit jugendlicher Muthigkeit den
wuu taih. Lebens unter den neuen Verhält—
5* begrüßt und in der lepten habe ich ein ſehr
Wtes Bild entworfen — des Wirfens der undhrift-
en Ideen. Heute werde ich weder ſo roſig ſprechen,
9 { duͤſter, wie damals. Wenn man ſieben Jahre
* Baſchofskreuz getragen hat, da hat man ſich ge⸗
DdOnt, feine Gefühle zu mijchen und zu mäßigen.
einpfinde aufs Tiefſte jetzt das Wort, welches

* bl. Auguſtinus am Schluſſe ſeines Buches über
® Stadt Goties geſchrieben hat, und welches vor
* Jahren die in Fulda verſammelten Biſchdje an
4 Svitze ihres Hirtenbriefes ſtellten. So war e$
& € Beit, Jagt der große Kirchenlehrer im Hinblick auf
* die Kämpfe des Reiches Gottes mit dem Reiche
& Welt, fo war e8 zu allen Zeiten nicht blos ſeit
X Tagen Chriſti und der Apoſtel, ſondern ſeit. den
Wen Tbels, des erſten Gerechten, der von ſeinem
Ider Aſchiagen wurde, und ſo wird €8 jein In allen
ten, und ſiets wird die Kirche Goltes unter den
— der Welt und unter den gleichzeitigen
;&roßungen Gotte8 ihıem Lauf vollenden. Diefes
z Ort gilt in ganz bejonderer Weiſe von den 5 Jahr—
kei in welchen die Generaͤlverſanimlungen ihren
aur über die deuiſchen Staͤdte vollendet haden Es
— ernſte Zeit/ in welcher jene — ——



begonnen haben Im Jahre 1848 hatten plötzlich die
Schleuſen der Revolution ſich geöffnet. Ez galt zu—
nächſt den politiſchen Verhaͤltniſſen, aber es war im
Hintergrunde zugleich der Geiſt bereits entfaltet,
deiched die Zerſtörung des Chriſtenthums und der
Kitche zum Bieie hat War doch in den voraus-
gehenden 40er Jahren allmälig eine religiöſe oder
antireligiöf?z Bewegung erwacht, die leider unter dem
Regieruugen immer größere

als die Zerſtörung der chriſtlichen Orduung in allen
Gebieten. In jener Zeit bildete ſich die Generalper—
jammlung, um die Rechte der Kirche zu vertheidigen
und für ıhre Freiheiten einzutreten. D, wahrhaftig,
die götilichen Tröſtungen fehlten nicht in jener Zeit.
8 war eine wuuͤderdare Zeit und ich, der damals
im Jünglingsalter ſtand, denke immer noch mit großer
Freudigteit an dieſe Zeit zurück; nicht wegen der
revolutionären Bewegung. Ich bin zwar damals auch
unter die Freiſchaaren gegangen, aber — nur um das
Vaterland gegen die augeblich einfallenden Franzoſen,
zu ſchützen. Geiterkeit) Ader ich denke mit Freudig
feit an jene Zeit, in der man wieder einmal aus
friſcher Bruſt zu ſprechen aufing, in der die Vereinig⸗
ungen begannen, in denen man die natüclichen Rechte
der Menſchen und auch der Kirche zurückforderte. Es
ging damals auf der Stern Pius IX. Gravoh
. H:, dıe Sie damal8 lebten, erinnern Sie ſich an
den Biauz und die Wärme dieſes Sterres, der über
Deutſchland, Italien und alle Länder leuchtete? O,
Pius wird ewig groß ſein in der Geſchichte der hei—
ligen kath, Kirche Gebh. Beifall) Er hat die ge—
hamnißvöllen Meächte der kath Kirche entfaltet, die
eine verrottete Burcaukratie und eine miſerable Diple—
matie zu binden verſucht hat. Eebh. Beifall) Er
war eo der mit Freimuth ſprach zu den Fuͤrſten und
Joͤlkeri, der das Paͤpſtthum populär gemacht hat.
Es gehört zu meinen ſeligſten Erinnerungen, ihm 1867
in die tiefen Augen geſchaut, von ihm den Segen
empfangen zu haben. Man darf dieſen großen Wohl⸗
ihaͤter der Kuche, der deutſchen Kirche nie vergeſſen
(LebH. Beifall.) Der mächtige Aufjhwung, der ſich
in Beutſchiand unter dem Stern PiuzZ IX. vollzog,
er war eine Vorbereitung auf neue Kämpfe, neue
erfolgungen, er hat uns geſtärtt für den Kultur⸗
fampf. Wenn der Eulturkampf 1848 uns getroffen
hätte, ich weiß nicht, wie es gegangen wäre. Aber
er haͤt uns getroffen 1871, nachdem wir unter dem
Stern Pius iX. erſtartt und an das Kämpfen, ge—
woͤhnt waren. Der Kaͤlturkampf iſt gerichtet Es iſt

einmal - ein Büchlein geſchrieben worden mit
dem Titel „Verzeihen aber nicht vergeſſen“, in
dem die wahrhaft ſchmachvollen Verletzungen

kath. Geſühles geſammelt ſind, die in jenen Zeiten
von den verfchiedenften Seiten erfolgten. IJa, m. D.,
derzeihen aber nicht vergeſſen! Eebh. Beifall.)
Es dat noch nie eine Bevölkerung gegeben in einem
Laͤnde Europas, welche in einer ſo ſchmachvollen
Weiſe mißhandelt worden war, wie die Katholiken in
der Geſetzgebung des Kulturkampfes. Gebh. Juſtimm⸗
ung) Bie Soldaten, die eben von den Schlacht⸗
felderu Frankreichs nach Hauſe kamen, mußten er⸗
fahren, daß die Erfolge, die ſie errungen, das Blut/
das fie vergoffen, ausgenußt wurden gegen ihre Deis
ligen Rechie und ihre religibſe Freiheit. Pfuih
Das ſind vergangene Zeiten, m. H,, perziehen
aber nicht vergeſſen! Es iſt ſehr gut, daß
man ſolche Zeiten nicht vergißt, denn ſie könnten ja
vielleicht im nächſten Jahrhündert wiederkommen.

O, m. H. ſo lange man noch ſprechen kann, da
pfeibt man muthig, wenn mau nicht mehr reden kaun,
ſchnürt ſich das Herz zuſammen. Aher, Gott ſei
Dank, während die Prieſter in die Gefängnſſſege⸗
ſchickt die Gemeinden berwaiſt waren, haben wir doͤch
geſprochen und die Rechte der Kirche reklamirt muthig,
freudig. entſchieden. Gravoh. Wir find dann in
eine neue Periode eingetreten, in die Veriode 2—
Liit, des erhabenen Papſtes, welcher in den ſchwerſten
Qeiden das Bild himinliſcher Geduld und Milde
bietet. Wenn Pius ein erux de cruce war, ſo iſt
Qeo ein lumen de coelo, das mit den Fürſten und
Staatzmännern in wunderbarer Milde verkehrt und
doch die Achtung aller Mächtigen Europas errungen
hat! Leo XI iſt ein großer Papſt, ein großer
Mann, deſſen Majeſtät auch diejenigen fühlen, welche
das Papflihom haſſen und die Kirche verfolgen. M.
H., wie wird es gehen? Es hat den Anſchein, als
ob wir in eine neue Periode übergehen, in der die
Verfolgungen der Weit und hoffentlich auch die
Troſtuugen Gottes in neuer Weiſe ſich miſchen. Ein
Abgrund der Religions und damit der Sittenloſigkeit
thul ſich vor und auf und droht, die chriſtliche Ge—
ſütung und Civiliſation zu verſchlingen, Dieſer
zrauenhafte Abgrund iſt der Atheismus. Dieſe Er—
kenntnis iſt mehr und mehr gewachſen, und bei Be—
rathung des preußiſchen Schulgeſetzes hat ein ritter⸗
licher und edler Mann, der an der erſten Stelle des
Réiches ſteht, das ſchöne Wort geſprochen; chriſtlich
oder atheiftifch! (Lebh. Beifall , Ein großes Wort,
ein ſchönes Wort, das ſoll nicht mehr verhallen in





— — — —

56) *
Original-Erzählung von Mary D * * *
&1 Luna und ihr Vaͤter beſuchten. auch Rudolboh
— frühreren Vormund, joijwvie die wenigen IN der
16 wohnenden entfernten Verwandten. Bon Rudolf
er t mar Hürzlich ein Brief aus Floxenz eingetroffen, wo
84 jeinem Freunde einftweilen ich aufhielt. Seinem
in weiben na gefiel eS ihm dajelbft {o gut wie überal
— — dennoch hatte er Sehnfucht nach Deutichland
Hır dem Thüringer Wald, und würde er vielleicht eine

3€ Reije dorthin unternehmen. . — —
— Woche der Anweſenheit des
— (Eichsfeld in Walddorf war eines Nachmittags
8 allein im Dorfdoctorhaufe anweſend Ihr. Vater
8 Onfel Leonhart waren mit Doctor Zhurnau nach einer
Tabrikanlage yefahren, wo Eritere dem Beliber
— einen Befuch abzujtatten gedachten, , waͤhrend
er terer in deffen Familie Patienten hHatte. Marje Langen⸗
4 hatte Frum Dr. Thurnau hadh .. .. begleitet, wo
müä für die Haushaltung VBorräthe zu kaufen beabſichtigte
On Tend Anna in ihrer ſteten Soxge um ihren Vater und
Um e Qeonhart- eS vorgezogen hatte, zurück zu bleiben,
wj ieje zu erwarten. Da fie eS übernommen Ddie ab-
— Hausfran zu vertreten, war ihr die Zeit fchnell
‘Iuhuß bergangen, und al? alle Arbeiten erledigt waren,
beg‘“ fie, die AWbmwejenden ertwartenD, am geöffneten Fenſter
li Wonzuͤnmers RPlab. € war Il auf der vorüber⸗
veyfeüden Landitraße, und bald faß, jie in Gedanken
tßüt‘.eh da, mwährend Ddie Jonit ftet3 Neißigen Hände _ un-
Äryes S_ mit der Arbeit im Schooße ruhten. Der Ausdruck
Übet Büge wechjelte mehrfach, doch behielt der Exnſt die
Yhand, und ſinnend blicten die ſonſt ſo ſtrahlenden
— Da plößlih hörte He Ddas
— eines beraukommenden Wagens und lauſchend
ete fie bald, daß er ſich nicht aus der MNichtung nä-
fn © wo: die Fabrik lag. Frau Dr Thurnau und Marie
Mtʒ noch nichr heunkehren, es mußzte alſo, wenn es
Dorfdoctorhaufe galt, anderer Befuch kommen. Da


und ihr Herz Heftig klopfen wachte,
gewaltjam ihre Aufregung und faß bald wiedex ſo ruhig
wie vorher amı Fenfter. Der Wagen kam näher. hielt,
und e& entftieg demjelben ein Fahrgaft, der den Kutſcher
ſchnell abfertigtẽ, das ihm die Thür öffnende Hausmädchen
freundlich begrüßte und mit dieſem ſprach, worauf das
Gepaͤck in daz Haus befürdert ward .

Anna’z Wangen Hatten fich nodhmals gefärbt, ihnen
blieb auch eine hHöhere Röthe und ihre Augen leuchteten
in unverfennbarer Freude, als ſie un nächiten Moment
Georg Langenberg gegenüber itand, Der, ebenfalls ſichtlich
erfreut, ſie nach längerer Treunung wieder zu ſehen, ihr
die Hand reichte und nach gegenſeitiger Begrüßung in
gewohnter freundliher Weife jagte: . —

„Da bin ich unerwartet, Fräulein Cihsfeld! — Allein
ich haͤbe den Entſchluß den Thüringer Wald wieder
zu jeben, plößlich gefaßt, und wollte ſie Alle auch hier
überraſchen —

„Dazu aber finden Sie augenblicklich nur mich
im Hauſe onweſend,“ erwiderte Anna im Tone der Unbe—
fangenheit.

Dann erzählte ſie ihm von den Ausflügen ihrer Jämmt-
lichen Hausgenoſen und wo dieſelben zur Zeit weilten,
indem fie fchließlich hinzufügte : 8 ;

„Sie werden jehr bedauern, gerade dieſen Nachmittag
gegangen 3u jein, allein das Wetter war zu den längſt
heabfichtigten Fahrten gänjtig, und deshalb konnten ſie
fuͤßlich nicht wieder aufgefjchoben werden !”

Georg Langenbera begab ſich darauf in ſein Zimmer
um fich jeine3 taubigen Reijeanzuges zu entledigen, während
Anna- unterdeß Eririjchungen. für ihn auftragen ließ.
Nachdem er zurückgefehrt, genoB er, ihr für ihre Auf-
merfjamfeit danfend, mit Behagen davon, beſtellte Grüße
von Dr. Schwarz und Dorothea- und beantwoxtete ihre
Fragen nach beiden Haushaltungen, Sie erzählte ihm
hierauf, daß mwahricheinlich ihr Bruder kontmen werde, und
eingehend erkundigte er ſich nach dejjen Ergehen. Dann
abet begann die Unterhaltung zu {todden, Anna ward
Jichtlich befangen und |hien nachzufinnen über Fragen, die

doch beherrſchte ſie

ſie etwa noch ſtellen könnte, indem ſie offenbar ſehnlichſt
die Rückfehr der Abwejenden wünfchte. Da plötzlich erhob
jich Georg Langenberg, trat ihr näher und jJagte mit - un-
verfennbarer Betvegung und mit tieferer Stimme als die,
mit der er bisher geſprochen;

„SFräulein Eichs3jeld, es iſt eine günſtige Fügung, daß
ich Sie allein angetroffen, wie ich denn eigentlich auch nur
Ihretwegen gekonimen bin !”

„Meinetwegen?“ fragte in leichter Erregung Anna,
denn ihr am plößlih der Gedanke, daß pielleicht die
Stunde der Entſcheiduns über ihr und Georg Langenberss
Geſchick nahe ſei.

ZJa, Fräulein Eichsfeld, und ich
mir ein furzes Gehör zu ſchenken!

Trog aller anſcheinenden Faſſuns nahm doch Ynna’3
—— de dieſen Worten zu/ und mit ſtockender Stimme
Jagte lie :

„Muß es jetzt ſein, Her Laͤngenberg? — Bat es nicht

Beit bis — bis —

Nein, Fräulein Sichdfeld,“ entgegnete e {Onell,
„nein, ih muß mein Geſchick erfahren, muß wieder zur
Ruhe kommen, denn ſeit dem Tage der Abreiſe zu meinen
— —— — }

Anna mwußte nur zu gut, Daß er
Beichnung aufpielen wolle, f
wortete ſie

So laſſen Sie uns

bitte Sie dringend,

daß ſier auf ihre
und mit liefem Erröthen ant⸗

in das andere Zimmerx gehen,
Herr Jangenberg! und nachdem Beide dies betreten,
jagte er, fie ernit und foͤrſchend anfehend! während
zugleich jeine Augen ihr feine ganze Liebe ausſprachen:
Fräulein Eichsfeld, ſagen Sie mir. ich bitte Sie
— darum, an weſſen Bild Sie damals gezeichnet
haben!“
Auna's Wangen färbten ſich noch höher, dennoch aber
erwiderte fie ſo ruhig ſie vermochte:
Weshalb, Berr Laͤngenberg/ und mit welchem Recht
ſeellen Sie eine ſolche Frage?“

Gortſetzung folgt)


 
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