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Pfälzer Bote für Stadt und Land (27) — 1892

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Nr. 201 - Nr. 210 (4. Septmber - 16. September)
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für die Amtsdezirle Hei
chwetzingen, Philip
en, Neckargemund, Mosbal
en n, TBiſchoͤfsh., Wet











her Kedakteur:
in Heideiberg.





A X —
8 3 unierer irion
HE 8 enigegenzenommen.

Atojehor Dı. Shädler —

Ddii Cinz neue Preisfrage iſt aufgetaucht und ſie lautet:
8* Gymnaſiaſten ſich verloben? (Große Heiter—
Sie haben ſoeben den Worten kines waͤckeren

8 aus Baden, gelauſcht, ſodaß es mir leid thut,




3 hat. Dort ift e& vorgefommen, daß ein Pri-
mi‘tfl?- mit Zuſtimmung der beiderſeitigen Eltern und
——⏑ der Schulbehörde ſich mit eines
8 Töchterlein verlobt hat. Heiterkeit.) Nicht
diefe, ſondern auch andere Tiage haben uns
— gegeben, neben der Volksſchule auch die
Y * elſchulen, die Gymngſien, in den Kreis unſerer
— zu ziehen Nicht jedes Kind kann einen
—— Beruf ergreifen, bei einem fehlt es an den
—*— — bei dem endern an den Mitteln, bei dem
4* an allen beiden. Auch wollen viele Eltern
ene Kinder haben, alle wollen ſie, daß ihre Kinder
* Nur unterrichtet, ſondern auch erzogen werden.
5 iſt wohl teine Beleidigung der Herken Gymna—
len, zu jagen, daß auch ſie der Erziehung bedürfen.
— muß das Gymnaſium dieſe Pflicht aber guch
j dem Elternhauſe zuſammen erfüllen. Heute jedoch
‘S eine allgemeine Klage: unſer Gymnaſium erzieht
* mehr. Es muß hiéibei verwieſen werden auf
aber 100 Diebſtaͤhle, wegen deren Schüler des
—— zu Gießen ſich vor den Schranken des
44 zu verautmorten hatten. Bei dieſer Gelegen⸗
8 hat einer der BVertheidiger eine Stelle aus einer
44 der Schul Direktion mitgetheilt, worin ge⸗
Urd. bei der Natur des Untetrichts konnen fit.
* Defekte der Schüler nicht wahrgenommen werden.
iſt es! Das liberale Scheidewaſſer hat auch
ewirkt, es hat Unterricht und Erziehung getrennt.
dem der modernen Pädagogik, die nicht mehr fußt auf
dar Begriff der Erdſünde, handelt es ſich nicht mehr
— die jungen Leute zu ſtählen zum Kampfe gegen
89 Kwachenden Leidenſchaften, ſondern die höheren
* ülen find, um mit Paulſen zu reden, nichts anderes
er die Tempel des Griechenthums auf Erden, in
dın DE die Iugend aller Bölfer geführt wird, um dann

le

4**








wohl/ vor kauter Menſchenthum hat man das Ehriſten—
thum vergeſſen und über der Verſtandsbildung geht
die Herzensbildung zu Grunde. Für dieſe mag der
Fachlehrer der Religion ſorgen und er mag ſehen,
wie er damit zu Streich kommt Man außverſtehe
mich nicht Ich erhebe keinen Jorwurf gegen einzelne
Lehrer. Gott ſei Dauk, ſind noch hunderte von Lehrern
auf unſeren Schulen beſſer als das Syſtem. Ich
ſpreche auch nicht gegen die alten Klaſſiker als Bil—


wahren, gegen die Ueberſchätzung des klaſſiſchen Heiden—
thums vor dem Chriſtenthum ebh. Zuſtimmung),
gegen das Ueberwuchern des Heideuthums, ſei es das
klaſſiſche oder das materialiſtijche. Ich ſcheue nicht
davor zurück, die Forderung zu erheben des konfeſ—
ſionellen Gymnaſiums als Regel, Eebh. Beifall) Ich
verlange damit kein beſonderes Recht für uns, ſondern
auch fur die Proteſtanten und, wenn ſie es wollen,
auch für die Juden. Es genügt nicht, daß das Wort
Religion im Schulplan vorkommt, der ganze Jeſus
Chriſtus mit ſeiner ganzen Lehre und der Glaube mit
ſeinem ganzen Inhalt muß die Grundlage des Unter—
richts werden; die katholiſche Kirche muß ihr Lehramt
ausüben auch auf den Gymnaſien. Eebh. Beifall.)

Nur auf dieſem Boden kann die Schule Hand
in Hand gehen mit dem Elternhauſe. Ich ſtelle dieſe
Forderung alſo zugleich im Namen der Eltern. Ich
gehe noch einen Schritt weiter und fordere auch für
die höheren Schulen die Freiheit der Orden. Wir
ſchrecken ſogar nicht zurück vor einem Jeſuitengymna—
ſinm. Eebhafter Beifall) Wir vergeſſen dabei nicht,
daß gegen eine Reihe von Schäden ſofort Abhilfe
verlangt werden muß Man ſpricht ſo Dft
von paritätiſchen Gymnaſien; wie iſt es aber
mit der Parität, wenn an einem Gymnaſium,
das ich kenne, kein einziger






er nicht von ſelbſt geht, möglichſt bald gegangen
wird? Ich glaube, in Mainz brauche ich nicht davon
zu reden. (Heiterkeit und Zuſtimmung) Der Staat
müßte wenigſtens dafür ſorgen, daß der Religions⸗
unterricht auch wirklich ertheilt wird. In der Provinz
Poſen iſt aber an 16 Gymnaſien kein katholiſcher
Religionslehrer angeſtellt (Pfuih




und wenn er Zeit hat. nun, da wird der Unterricht
ja ertheilt. Wir müſſen fordern,
wenigſtens auch durch ſein Beiſpiel lehrt und nicht
die religibſen Gefühle der Schüler verletzt. An einem



— — —— — ————⏑ ⏑

ı u Exeviton von Gebr. guber
rg. Zwingerſtraße 7,







laſſen über Götz vor Berſichingen, Ulrich v. Hutten
und Franz von Sickingen und gab den Schülern als
Quelle David Strauß auf die Band. (Pfuih Die
Aufſätze ſtrotzten von Angriffen auf den Katholicismus.
Da müſſen wir dankbar des Canifiuevereins gedenken
der die Fahne der Rechriſtianiſirung des Unterrichts
aufrechterhält. Mit Wehmuth aber müſſen wir hier
in Mainz gedenken, der Marianiſchen Congregationen
die man aufgehoben hat, weil ſie Geheimbuͤnde ſind!
Es iſt eine Ironje der Geſchichte, daß an ihre Stelle
virklich die geheimen Verbindungen getreten ſind.
Geiterkeit) Trotzdem hat eine deutſche Regierung
erſt kürzlich geglaubt, das Verbot der Congregaͤtionen
recht kuorrig wieder einſchaͤrfen zu müſſen Gẽiterkeit
Wir haben Vtänner von Wiſſen, aber es fedit vielfach
an Männern von Charakter. Solche können nur er—
wachſen auf dem Voden feſter Grundſätze, und dieſe
nur auf dem Boden feſten Glaubens. (Bravoh Was
nützt das Wiſſen ohne Glauben? Quid hoc ad ae-
ternitatem? fragte der ſelige Petrus Caniſius. Ohne
die Reitung der Gebildeten iſt eben die Rettung der
Geſellſchaft nicht möglich Darum verlangen wir
chriſtliche confeſſionelle Gymnaſien zum Heile des
Einzelnen, zur Rettung des Staates und der ganzen
Geſellſchaft. Gebhafter Beifall.)

Dr. Shmiß-(Srefeld) iher zohunes Fanfien.

Johannes Janſſen habe es verſtanden, die Geſchichte
des deutſchen Volkes zu ſchreiben. (Bravoh) Die katho⸗
liſche Univerſitat ſei in Deutſchland nicht zu ſtande ge—
kommen, aber Gott der Herr habe den deutſchen Katholiken
Johanns Janſſen erweckt, und der wiege ſo viel wie
eine katholiſche Univerſität. (Gravolj Das kaͤtho—
liſche Volk werde niemals ſeinen Johannes Jauſfen
vergeſſen. Gravo!) Wenn einmal, wie Windthorſt
gewünſcht habe, eine Bolks aus gabe von Johannes
dann werde ſie
ganz gewiß auf keinem katholiſchen Tiſche fehlen.
(Bravo!) Niemand vermöge die Geſchichte eines
Volkes wabrhaft zu ſchreiben, wenn er nicht ein Freund
des Volles ſei, und Johannes Zanſſen ſei ein
wahrer Freund des dnaͤtſchen Volkes geweſen. Er
habe das Verſtändniß für das deutſche Volk mitge—
nommen aus dem väterlichen Hauſe, aus der Werk—

in der er eine Zeitlang
als Lehrling gearbeitet Der alte Schmied haͤbe ihm
das ſchöne Wort mit auf den Weg gegeben: „Halte
die Handwerksleute lied“. Und Jaͤnſſen hat die Liebe
zu den Handwerksleuten. zum Volke bewahrt ſein







— der — in ſich aufzunehmen. Ja—

* 2— des — —

59 }
. Original-CErzählung von Mary Dobhbjon.
(Nachdruck verb.

@e„f@“lfl) mich? fragte Rudolf überraſcht, und mit
—— Larigenbergls Zuſtimmung gab der Capitän nun
Aug nd die nothigen Exläuterungen und voll großer Ge-
Teineg ng bolte Inkel Leonhart Ddie jo gelungene Urbeit
Ung —— hHerbei. Dieſe gewährte in ihrer Auzführ⸗
wii udolf große Freude und wärd allgemein voll Be—
5444 betrachtet. — —

ber * faß die glückliche Familie mit den treuen Freunden
Nn en fchnell hergeftellten %cftmaf)l, und in froher,
fonn „ ch ftiller Weije ward die Berlobung gefeiert, Dabei
ßene“ Capitän Eidhsfeld fich nicht enthalten der Verſtor—
* oͤedenken und darauf hinzuweiſen. welche wichtige
das e fie im Dorfdoctorhauſe von Walddorf erlebt,
leitbem ehr vonthnen auch anfänglich gefürchtet war, ihnen

och lieb und hHeimijch geworden. . .
— dem Abendeſſen bliet der Kreis in lebhafter
Sr , altung beifammen, nur Onfel Leonhart 30g {jih in
Q?xxlä%“ ere3 Zimmer zurüch um fidh, feiner Gewohnheit
die noch duͤrch einige Züge aus ſeiner Pfeife zu laben,
det X immer Anna für ihn bereit geſtelt hatte Ihn
%Qmerg.mc{)enb‚ nahm ſie an ſeiner Seite Platz und nach
Mit yasiltgen üb:r die Ereigniſſe des Nachmittags fagte ſie
er Stimme: - :
auf tel Qeonhart, Du hatteſt im Frühling in Bezus
ts ot —

4* wie fern, Kind?“ fragte ſich zu ihr wendend
den hat während unſerer Trennung ſich offenhar an
4 danken gewoͤhnt, in mir ſeine Schweſter ſehen zu
Leſer erwiderte Auna mit leichter Bewegung, „und mit
in Jein QDderzeugung: ijt auch die briderliche Liebe zu mir
Atdec Derz . eingezogen, Ddie ich Jhon bei jeiner Ankunft
ä“trqu[. Und entpfunden, und die immer mehr das offene

— 8* Vexbältniß unter uns fördern wird, wie ez doch
wicheeern ſeln ſoll, und wie es in ſo hohem Grade
®Seorg und Marie beiteht !“



Alle dieſe Bemerkungen habe ich auch ſchon zu meiner
inniger Freude gemacht, Herzenskind,! entgegnete, nicht
minder bewegt, Onkel Leonhart, „und da ich die Wand—
lungen in Deinem Bruder erwartet, konnte ich Dich auch
daräuf vertrbſten. Nun aber biſt Du gewiß noch viel
glücklicher als zuvor —“

Eiue Antwort erhielt er nicht, denn Capitän Eichs—
feld erſchien und ſchickte Anna zu ihrem Verlobten, der
ſie nicht Onkel Leonhart zu eutziehen gewagt. Neben
dem Greiſe ſich niederlaſſend, erzählte ihm dieſer dann,
was ſie beſprochen, und ernſt ihm zuhörend, erwiderte er
ebenſo ernſt:

„Rudolf verbindet mit dem edelſten Herzen einen
klaxen, kräftigen Geiſt, und war ** auch anzunehmen,
daß dieſer ihn den richtigen Weg finden laſſen würde.
Seine erſte plötzliche Neigung zu ſeiner ihm bis dahin
Unbekannteu Schweſter gehörte zu den Dingen, die von
Andern nicht berührt werden dürfen, wenn ſie nicht die
Gemüther der Betheiligten verbittern und, wie es 10
oft vorkommt, für dieſe zum größten Unglück werden ſollen!“

8L

Zwei Jahre ſind dahin geſchwunden, es iſt wiederum
Sonmer, Sommer mit allec Pracht und Herrlichkeit die
ein ſolcher beut, und an einem Junitage um die Mitte
des Monats finden wir in der Veranda des Eichsfeldſſchen
Hauſes eine blühende junge Frau, deren ſtrahlende blaue
Kugen auf ein in einem hübſchen Wagen ſchlummerndes
etwa halbjähxiges Kind gerichtet ſind, und die gleich ihren
lieblichen Geſichtszügen das höchſte Mutterglück ausſprechen.
Es iſt nicht ſchwer in der jungen Frau Anna Eichsfeld
oder vielmehr Langenberg zu erkennen, dexen Verheirathung
noch im Herbſt nach ihrer Verlobung ſtattgefunden, im
Beijein auch ihrer Schwiegereltern und Thurnaus, doch
in Abweſenheit ihres Bruders, den ſie dafür in Rom be—
Juchte, da Italien das Ziel der Hochzeitsreiſe der Neuver—
mählten geweſen. In Ddie Heimath zuxückgekehrt, war
unterdeß die erforderliche Einrichtung für ſie im Eichs⸗
feld'ſchen Haͤuſe getroffen! und in dieſem dann die frühere
Lebensweiſe wieder aufgenommen worden. Auch Marie

Langenberg weilte vorübexgehend hier, doch war ſie eben
ſo oft bei ihren Eltern und in Walddorf, wo der Aufent-
halt ihrer Geſundheit beſonders zuſagte und wo jie ſich
auch für den Augenblick befand. Bertha, ıhre umfichtige
und zuverläſſige Stütze, hatte in Georg Langenberg’s er-
xrobten Comptoirdiener einen fleißigen und rechtſchaͤffenen
Gatten gefunden, und waren beide nach ihrer Verheirathuns
zu Dienſtleiſtungen wie zur Aufſicht in dem Langenberg'fchen
Geſchäftshauſe geblieben.

Wenden wir uns nach dieſen unumgänglichen Erklär—
ungen Anna Langenberg wieder zu, welche, ſich von ihrem
Kinde abwendend, auf die Uhr im Gartenzimmex fah
Dieſe zeigte auf drei; zugleich hörte Anna ſchwere Tritte
und bemerkte den langſam herankommenden Onkel Leon-
hart, den die beiden Jahre kaum verändert. Sie ging
ihm entgegen, und freundlich und liebevoll wie immer
ſie anſehend, reichte er ihr ein Körbchen voll Erdbeeren
indem er 44 *

„Friedrich hat ſie gepflückt, doch glaube i daß es
bald damit zu Ende iſt — —“ 4—

„Dann ſind im Treibhaus die Trauben reif, Onkel
Leonhart, erwiderte Anna, ihn die Veranda zuführend

Damit hats noch Zeit, Kind, verſetzte der Greis mit
ernſterem Geſicht. Ich habe mich darin umgeſehen Ddenn
ich fürchtete, das Begießen könnte vergeſſen ſein und hei
dieſer Hibe — —“

„Nicht doch, Onkel Leonhart! wendete Anna laͤchend
ein, „Georg hat das Ddiejen Morgen fruͤh Ihon beforgt,
und auch darin gearbeitet — —“

„Du kommſt auch wenig mehr dazu,“ entgegnete wie
verweiſend der Greis, „denn ſeit der Junge da iſt —“

„Ach, Onkel Leonhart,“ lachte Anna nochmals und ſo
helt und herzlich wie in früheren glücklichen Zeiten, das
flingt ja falt, als verſäumte ich unſers lieben kleinen
Adolfs wegen alle meine anderen Pflichten! — Nein,
nein,“ fügte ſie dann ernſter hinzu, ich habe mir Ddie
Lehren meiner lieben Mutter in Baden genau gemertt und
ſuche ſie auszuführen —

Und worin beſtehen dieſe Lehren?“ fragte er, ſeinen
Liebling zärtlich anblickend. Fortſetzung folgt.


 
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