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Pfälzer Bote für Stadt und Land (27) — 1892

DOI Kapitel:
Nr. 131 - Nr. 140 (11. Juni - 23. Juni)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44150#0551

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Erſchetut taglich mit Ausnohme det Soun- und Feiertagt
Samßacs mit Unterhaltungsbeilage. Preig vierteljährlich
DE, 1.20. obne. Trägerlohn . Boftauffghlag, .. Beftelungen
bei den Poftankalten ı. Hei ber Exrpebition Zwingerfiraße 7,



für Stadt




Anzeige⸗Blatt fur die Amt?dezirke
dadenburg, Weinheim Schwetzingen, Eh
Wiezloch/ Bruchſal. Bretten, Neckirgen
Fherhach Buchen Walldürn T-Biſchöish











Verantwortlicher Redalteur:
Julius Jecker in Heidelberg.

7




Zum Abonnement auf das
lll. Duartal

laden wir ergehenn ein Der Pfälzer Bote feſt auf
dem Boden des Cenirunis ſtehend, iſt mit Erfolg be—
ſtrebt, die politiſchen Fragen mit Ruhe und Klaͤrheit
in friſcher volksthümlicher Form zu behandeln, den
Intereſſen aller Siände gerecht zu werden, namentlich
aber die berechtigten Forderangen des Bauern,, Hand—
werker⸗ und Arbeiterſtandes hervorzuheben und zu
vertheidigen
Grundſas der redaͤktionellen Leitung des Pfälzer
Boten iſt kurze, knappe, aber alles Weſentliche
bringende Berichterſtattung auf allen Gebieten,

zu finden iſt.

Für Unterhaltung und Belehrung ſorgen zahlreiche
Feuilletons und das ſonntägliche Untechaltungsblatt.
Mit aller Sorgfalt wird aus dem Pfälzer Boten
Jedwedes ferngehalten was das jugendliche Gemüth
verletzen könnte! Deshaͤlb eignet ſich der Pfälzer
Bote ganz beſonders zur täglichen Familieulectüre

Inſerate finden in Folge des großen Leſer⸗
kreiſes des „Pfälzer Boten größtmoͤglichſte Ver⸗


RNedaction u Verlag d Pfälzer YBoten.“

’Pp- Der. vothe, Vetter „aus der. Stadt. Fommt.

Mit den ſtädtiſchen Induſtriearbeitern allein werden
die Sozialdemokraten den großen Trumpf nicht aus—




Dritiel des deutſchen Volkes ſind eben
Landbewohner. Darum heißt es jetzt, auch dieſe ka⸗
pern, ſo ſauer es auch werden mag Drei Abgeord⸗
nete der Rothen ſind ſchon auf die Wanderſchaft ge⸗
gangen, von Stadt zu Stadt zum Feldzuge auf das
Land aneifernd, einer in die Pfalz, der zweite, Mol⸗
kenbuhr, nach Rheinland und Weftfulen, ein dritter
Schleſien Eifrige Genoſſen ſind darauf mit friſchem
Muthe ſchon zum „Bauernfange? ausgezogen. So
tauchten kürzlich am Rheine an verſchiedenen Orten
einige derſelben als „arme reiſende Handwerksburſchen“
auf, die zwar wenig Verlangen naͤch Arbeit zeigten,
deſto mehr aber ſich durch loſe Reden über dummen
Pfaffenglauben und durch Aufdrängen von ſozial—
demoͤkratiſchen Zeitungen und Pfennigsbüchlein unan⸗
genehm machten, dergeſtalt, daß mau ſie zuletzt ſammt
ihrer Wiſſenſchaft unſanft an die Luft ſetzte. Aehn—




liches Treiben meldet man aus dem Sauerlande. Das
kommt alſo nicht von ungefähr, und wir müſſen uns
darauf gefaßt machen, dieſen Wanderpögeln noch öfter
dies Jahr zu begegnen. Sie haben denn auch droben
zu Berlin im hohen Rathe beſchloſſen, ſie wollten
nicht mehr ruhig ſchlafen und das Eſſen ſollte ihnen
nicht mehr ſchmecken, bis ſie auch auf dem Laͤnde
Genoſſen häiten und ihre Brüderſchaft dort einge—
richtet ſei. *

In ihrem Hauptblatte, dem berliner Vorwärts“.
ſind dann die Karten offen gelegt, und es mag zu
gemeinem Nutz und Frommen hier vorhergeſagt wer—



Druck, Berlag , Expedition von Gehr. Huber| 3S (

in Heidelberg, Zwiugerſtraße ?.

oder ein Pfennigsbüchlein aus der Taſche, in welchem
ernſtlich und warm geſchrieben ſteht, wie elendigüch
es dem braven Manne auf dem Lande ergehe und
wie ihm der Sozialdemokrat allein helfen fünne, dazır
er auch gern bereit ſei. Der Herr Gevatier mößze
das mitnehmen und zu Hauſe das überleſen, am naͤch⸗
ſten Sonntag komme er wieder nachzuhören, b ihm
das neue Leben, wie ſie es vorhätten, gefallen habe.
Nimmt der Eine oder Andere das Geboſene an dann



den Hühnern predigen kommt.
Barin waren zwar Alle einig, daß es kein leich—
Sie klagten gar bitter, daß die

Wir wollen ihnen darauf
hier die Beſcheinigung geben, daß wir ihnen den Ge—
fallen auch in Zukaͤnft nicht erweiſen werden. Wer
den Haus⸗ und Landfrieden ſtören kommt, dem weiſt
man nach altem Brauche die Thüre. Da „geiſtige
Waffen“ gebrauchen, wäre unnütze Verſchwendung.
Dazu that es ihnen ſehr leid, daß der Bauersmann


wie gierig der Landbewohner nach der neuen Lehre
ſei und wie man bei ihm ſo erfolgreich agitirt habe.
Die Frau muß zwar einverſtanden ſein, das weiß der
neue Prophet und darum hat er auch für ſie etwas
mitgebracht, ſei es ein Zeitungsblatt oder ein Büchlein,
eine „aufgeflärte“ Ehefrau zu leſen iſt




Ein
„Letztere
machen vielfach dem Manne das Leben zur Hölle, ſo⸗
bald er ſich am Parteileben (der Sozialdemokraten)
hetHeiligt.“ (Gorwärts) Die Frauen koͤnnen auch
bald auͤsrechnen, was ſie mit ihrer Familie an einem
ſozialdemokratiſchen Manne haben werden. Das ſollte
man ihnen doch nicht übel nehmen. Zuletzt iſt dann

vorbeidrücken, wenn er die Augen offen hält.
Aber trotz alledem wollen ſie den Gang auf das
Laud wagen, und ſie ſind der Zuberſicht, er werde

oder von dem unerträglichen Joche des Mannes
und was derlei ſchöne Sachen mehr ſind.

Weil es nun überall deren giebt, welchen die
heutige Weltordnung nicht mehr recht geht, weil ſie
ſo werden in der That hier und
da Gimpel gefangen und bald hört man beim Bier⸗
glaſe oder unter der Arbeit einen heruntergelominenen
Handwerksmann oder einen Bruder Faulenzer reden,
man könne heutzutage mit Lohn und Einkommen aͤuch
nicht mehr zufrieden ſein, ſolle es aber beſſer darin
werden, ſo müſſe man es mit den Sozialdemoktaten
halten und nächſtens für ſie den Stimmzettel abgeben.


demokraten im Dorfe.

Darum aufgepaßt! Dem Fuchſe ſoll man nach
den ſcharfen Zähnen ſehen, wenn er eine ſüße Zunge
zeigt. Kommt bei dem Weliverbeſſerer der rothe




nungen
Da Verſammlungen meiſtens nicht abgehaͤlten
werden können, kommt der Genoſſe auf einem Aus⸗
fluge anı Sonntage imns Wirthshaus woner den Ge—
valter vom Lande treffen kann! Stätt pöm Wetter
fängt er an von den ſchlechten Zeiten zu ſprechen, am
liebſten beim verſchuldeten Bauern oder unzufriedenen
Dienſtboten und Handwerksmanne. Schlägt es an,



ſo zicht der Stadtvetter eine Zeitung von ſeiner Farbe





Das große Loos.
15) Original-Novele von Leo Werner.
(Nachdruck verb)

Jawohl! Natürlich! erſcholl es aus dem Kreiſe der

läühiger.

„Nun, ſo will ich Sie erſt an das Bergwerk und an
Kohlenlager führen, Ddamit Sie fjehen, welcdh ein Unglüc
hier gewüthet hHat und Ddamit Sie mit den Verhältniffen
zu rechnen lernen, erklärte Ludwig Malten ruhig.

„„D, dieje Belehrung i{t nicht nöthig !“ riefen einige Der
ſchlimniſten Dränger. „Wir Jahen und Hörten davon Ihon
— wollen jetzt unſer Geld oder entſprechende Sicher⸗

ellung.

Dies geht nicht ſo ſchnell wie Sie wünſchen, bemerkte
* nit einem bittexen Lächeln, „denn wenn der Blitz
über Nacht in Shren Geldſchrank ſchtaͤgt und die Bank-


guch am anderen Morgen nicht zaͤhlen

In einer ſolchen
Lage hefindet ſich Herr Hülfentaun.

Alſo darf

Ludwig rief den Oberſteiger Krützner, ſowie zwei Berg⸗
Teute herbei, „und Iud die Gläubiger, jowie die Herren
ünnemann ind Leitner zur Einfahrt in die Gruͤbe ein
Nur zögernd und zaghaft ſchloſfen ſich die meiſten
er @Gläubiger der Fahrt in das dunkle Bergwerk an,
Und - LQudwig . {owie der Oberſteiger Krütner mußten fie
Unten in den Smachten förmlich vormärtz drängen.. Nach
‚&Ner hHalben Sıuunde tanden ſie vor den in grauſiger
4* toſenden Waſſermaſſeg und vor den riefigen Trüin⸗

ern des Schachtſturzes Wiederholte Ausrufe des Stau⸗
der Nänner und

blide aus den Munde ganz nieDder-


— — — — —


rechte Gebrauch, noch ehe er Zeit gefunden hat, andere
hineinzureden. Vor Allem
aber halte man Hand uͤnd Stube rein von ſeinen
Zeitungen und Büchlein, es ſteckt die wüſte Gott⸗
loſigkeit drin, und was ſie als Arznei und Beſſerungs—
mittel verſchreiben, iſt eitel Kurpfuſcherthum und
Quackſalberei.

zu den Vahlen in Selgien.

Die Blätter enthalten die abweichendſten Meld⸗
ungen über die Wahlen.! Nach dem „Journal de
Bruxelles wurden 45 Katholiken und 29 Liberale
fir den Senat, 20 Kaͤtholiken und 54 Liberale fuͤr
die Kammerx gewählt. Acht Stichwahlen fuͤr die Kam⸗
mer, zwei für den Senat ſeien erforderlich. Nach dem





„Nun muß ich Ihnen noch die verſchütteten Kohlen—
lager zeigen, meine Herren, damit Sie die wahre Größe
des Unheiles, welches über das Bergwerk hereingebrochen
iſt, ermeſſen können!

Das iſt nicht nöthig, wir haben das Kohlenlager
Tager jhon gejehen,“ erflärten mehrere Herren.

Nun güt, dann Jade ich Sie ein, in das Haus ein—
damit ich Ihnen meine Vorſchläge unterbreiten
ann.

Wenige Minuten ſhäter ſaßen dicht zuſammengedrängt
die Gläubiger im größten Zimmer des Grubenhauſes,
während Ludwig Malten in einem Nebenzimmer mit den
beiden einzigen treu gebliebenen Freunden Hülſemanns, mit
den Herren Lünnemann und Lei fner eine vertrauliche Un—
terredung batte. —

Bald darauf traten die drei Herren unter die harren—
den Gläubiger und nahmeu an einem an der Seite des
Zimmers ſtehenden Fiſche Platz. 5

„Meine Herren! begann der Banquier Leixner. „Ich
ehöre nicht zu den Gläubigern des Herrn Hülſemann,
ondern ich bin nur gekommen um gleich Herrn zünne-
mann einen gütlichen Ausgleich in der ſchwierigen Ange—
legenheit, die uns Alle inkereſſirt, herbeiführen zu helfen
Herr Ludwig Malten als Bevollmachtigter des Herrn
— wird Ihnen hierüber eintge Exoffnungen und
Horſchläge machen, welche ich ſowie Herr Lünnemann be—
fürworten un d für welche wir bis zu einem gewiſſen Grade
einſtehen wollen.“

„Meine Herren! ſagte gleich darauf Ludwig Malten.
„Ich glaube, daß Sie ſich Alle davon überzeugt haben,
3 vir unshier in einex ſchwierigen Lage befiiden Würde
das Bergwerk, wie es jetztruinirt iſt, in Subhaſtatinn ge—
hrachl, ſo käme ſchwerlich für die Gläubiaer dabei ein
Vortheil heraus, denn wer wird das Bergwerk in dieſem
Zuſtande kaufen wollen? Gedeckt würde urch einen
gexichtlichen Verkauf wahrſcheinlich nur die Forderung der
erften Hipothek. Die ührigen Glaubiger könnten ſich dann
etwa 1och an das Bülſemann ſche Landhaus halten welches
wegen ſeiner großen Entfernung von der Stadt aber keinen
bedeutenden Werth hat. Zuden würden bei dem aus—



brechenden Concurs die Gexichts und Verwaltungsköften
noch einen guten Theil der Aktiva verſchlingen Dieſe
trüben Ausſichten, meine Herren werden abẽr beffer wenn
Verſuche zur Rettung .und. Wiederherftellung‘ des Berag-
werkes unternommen werden Den Berth der Felix-Orube
ſchätzte man noch vor drei Tagen auf - 800000 1und- die
geſammte, Schuldentaſt iſt nicht höher-al? Höchften3 212000
3N., wie Sie jelit wiffen! Gelänge e8 nun, das Berawerk
wieder ſo herzuſtellen/ daß es annähernd ſeinen alten Wert

werder beläne ſo würden alle Gläubiger ihr:Geld: bet
Heller und Pfennis wieder erhalten Meine Herren ich
bin zwar fein Bergtechnifer, aber ich bin ein praktifher
Hngenieur und habe Ihon geftern bei Dden zettungsarbeiten
in.Dder Felix-Orube geholfen und die Wiederherftellung des
Bergwerkes ins Auge gefaßt Leicht und hillig werden die
betreffenden Arteiten nicht werden, aher fie ſind durchführbax,
wenn 1ns die Herren unterftüßen. IH.. jhäße die Roften
der volljtändigen Wiederherftellung auf 200,000- bi8 250000
M und denke mir, daß die Koften folgendermaßen aufge-
bracht werden. 60,000 IRN. ſteuere ich bet, . 60,000 : Mark
wolen hier anweſenden Herren Leixner und Lünnemanıt
bewilligen und die noch fehlenden 80,000 bis 130,000 M,
müſſen die Herren Gläubiger aufbringen.“

Eine allgemeine . Bewegung “ ging bei den letzten
Worten Ludwigs duͤrch Ddie Reihen der Gläubiger und
durcheinander erſchaͤllten die Kufe: „Wie? Geld jollen
wir noch darauf zahlen? Solche guinnthung! Davaus
34 hichts. Ich zalile keinen Heller Ich verlange mein

e ſ4

Ich hoffe, daß Sie ſich den Vorſchlag noch einmal
xeiflich üherlegen werden, meine Herren,“ éuhr Ludwie
fort. als ſich dex Laxm aelegt Hatte. . „Die Summe, Die
Sie zeitweilig oplern ſollen iſt doch nux eine Urt 7

44 re ganzen Forderungen welche ſie walſs
ſcheinlich dadurch erretten werden *

(Kortfehung foigt.)


 
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