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Pfälzer Bote für Stadt und Land (27) — 1892

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Nr. 41 - Nr. 50 (20. Februar - 2. März)
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3S frei oder
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Erſcheint taglich mit Ausnahme der Somnn- und Feiertage
. SamftagS mit Unterhaltungsbeilage. Preis vierteljährlich
Mat. 130 ohne Tragerlohn u. Poͤſtauffchlag Beſtellungen
bei den Poſtanſtalten u. bei der Expedition Zwingerſtraße ?.





für Stadt b


Anzeige-Blatt für die AmtSbezirle Heidelberg
Ladenburg, Weinheim, Schwetzingen Philiypoͤburg
Wiesloch Bruchſal, Bretten, Neckargemünd Mosbach
Eberbach, Buchen, Walldürn, TBiſchoͤfsh. Wertheim ee







Verantwortlicher Redalteur:
Julius Jecker in Heidelberg.

M

— — — —
Beſtellungen

auf den „Pſalzer Boten werden fortwährend bei
ſäunntlichen Poftanſtalten, bei unferen Trägerinnen, !
ſowie in anſerer Expedition Heidelberg, Zwinger
traße 7 entgegen jenommen.

— Des „Pfälzer Bote.

— Gefebentwurf über die
„Heimftätten‘

iſt jungſt im Reichstage zur erſten Leſung gekommen.
Es heißt eigentlich Eulen nach Athen tragen, ſich über
die eminente Bedeutung, welche die „Heimſtätten“ für
die conſervative und überhaupt ſtaats⸗ und geſellſchafts⸗

erhaltende Politik beſitzen, noch weiter zu äußern. Man

in dieſer hochwichtigen Frage freundlich aufnehmen.
Daß etwas praktiſchez thatſachlichesgegen⸗
uͤber den aufloͤſenden, ſocialrevolutionären Strömungen
geſchehen muß, darüber herrſcht in allen ſtaatserhal—
fenden Kreiſen ſchon längſt kein Zweiſel mehr. Sehr
oft aber iſt das Beſſere des Guͤten Feind, und weil
man zur Zeit nicht Das erreichen kann,
als das Beſte und Sicherſte erkennt, tritt Mancher
enttäuſcht und mißuthig auf die Seite und wird zu—
letzt mehr oder weniger gleichgiltig oder überläßt ſich
ganz dem ſterilen Peſſimismus. 2
Die „Heimiſtätten“ ſtellen allerdings nur „ein” |
Poſtulat in den Agrarforderungen des „Socialcon-
und wir wiſſen ſehr
wohl, daß durch ihre Codificirung das Maaß der
nöthigen Sicherung und Stabilitaͤt der Beſitzverhaͤlt⸗
niſſe noch kaum bis zur Haͤlfte gefüllt erſcheint Was
die lan dbautreibende Bevolkerung betrifft, ſo kann ſie
in dem herrſchenden Auflöſungs⸗ uͤnd Enteignungs-Pro-
ceß nur durch die allmälige Abl döjung der
Hypotheken Schulden analog der frühe—
}

}

was man ;

den Grundentlaſtung untergleichzeitiger!
Sicherung eines Minimal-Beſitzes gegen
Verſchuldung und Entäußerungeu ge—
ſchützt werden.

Dieſer „Sicherung!) ohne welche die Hypotheken⸗
Ablöſung in weiterer Folge zwecklos erſcheinen muß,
iſt nun in den „Heimftätten“ gedacht. Wenn man ;
den bäuerlichen Beſitz von ſeiner ungeregelten, wilden



— — —— — —

35) Orginalroman von Marie Dobſon.

Seine Mutter hatte ihm in ſichtlicher Erreaung zuge⸗
bört. vnd autwortete in heftigem Ten:::

Ais Frau von Laltem Verſtand, die fie drüben ge⸗
worden ift, hat fie allerding& fo ganz Unrecht nicht, allein
fie fönnte immerhin die Folgen des Ab{hiedS, von dem fie
nicht wiſſen fann, ob. er fürz Leben ift, abwarten! —
Deinexſeits läßt ſich nichts dagegen thun

„Nein Mutter,” . antwortete Cherhard Walldorf, „fo
weit gebt meine Befugni3 al Vormund nicht. Wir müßen
ibre Beitimmung gelten laffen, dach tann ſie uns nicht
hindern, in Hamburg von ihrer Tochter Wb{chied zu neh-
men ! &3 bleibt un& noch einige Beit, und ich wil in Er»
fahrumg bringen, wann das Schiff mit dem fie reifen, voOn

Nach einer ibrem Geſchmacke nach ſehr genußreichen
Reiſe/ denn ſie hatte von der Schweiz fehr viel zeſehen,
hHatte Frau Sommerfeld_ mit ibren Kindetn den lebten
Aufenthalt dafelbit — Schaffhaufen erreicht, vo fie des
NRheinfaNls wegen kurze Zeit zu bleiben und dann die
Rücreile anzutreten gedadhten. Frau Sommerfeld war, was
ihren Kindern nicht entgangen, verftimmt Ddafelbit ange-
[angt, und jaß an einem trüben Auguft-Morgen verftimmt
in ihrem Bimmer. Sie. war‘ der Berwirklidhung ihres
Lieblingsplanes um keinen Schritt näher gekommen denn
YArthur und Elfriede ſtanden fich wie Gefchwilter gegen-
über. unverkennbar haͤtte Beider Neigung ſich einer an⸗
deren Richtung zugewandt, die ihr Scharfblid auch fhon
erfannt, und aus weldem Grunde ſie nicht nach
zurücdtehren Ddurften; - Einmal den Enijchluß gefaßt,
{rieb fie au in dem Sinne an Ebherhard Walldorf und
jeine Mutter und fah_vol Spannung ihrer Antwort ent-
gegen. Dieje traf in Schaffhaufen ein; fie 1a8 fie mehrere-
male- mit enttäufchtem: Geficht,. denn ihr jagte Zrau Wall-
dorfa Fühler zujtimmender. Zon wenig zU. Ihr Sohn hatte
geſchrieben: 2
. - — €& fhut un zwar ſehr. ſehr leid,

en, und



2 *




SHeidelberg, — den Vin .

Verſchuldung befreit, ohne ihn zugleich auch vor
dieſer zu ſchützen ſo würde er in 30 bis 50 Jahren


als ein „Präſervativ', während die Ablöſung der
bäuerlichen Hypotheken das Grundübel zu beſeitgen hat.

Wie faſt bei allen anderen Fragen, ſo handelt es
ſich auch hier um die Vorfragen ob man über—
haupt helfen will.

Wenn wir, wie aus dem Vorhergeſagten erſicht—
lich iſt, den „Heimſtätten auch nur eine ſecundäre
die Agrar⸗Politik zuerkennen, ſo iſt
doch immerhin der Nutzen, den ſie bringen werden,
für die ſtaats⸗ und geſellſchaftserhaltende Tendenz von
ganz außerordentlichem Werih. In dem Gedanken:


eine ſo hoͤhe ſittliche und echt germaniſche Idee, ein


Zug, daß wir ſie ſchon in Anbetracht
Tußerſt nöthigen Verſöhnungs-⸗ und Ausgleich⸗


als Politik betrachten, über welche
geſchrieben und ge⸗
ſprochen wurde. Der von Herrn von Riepenhauſen—
Cranzen ausgearbeitete Geſetzentwurf über die Heim—
ſtätten“ erhält ein eonſervatives Poſtulat erſten
Ranges und es iſt Sache nicht allein aller conſer—
ſtaats⸗

Schaffe man ſich ſelbſt durch Förderung dieſes
Poſtulates eine „Heimſtätte in der Erinnerung und
Daukbarkeit des deutſchen Volkes. Wer im Prinzip
gegen dieſes Verlangen iſt, wird nicht der Beſchuld—
ung entgehen können, daß er Theil an jenem Auf—
löſungsproceß genommen, der die ſeßhaften, von Na⸗
tur aus eouſerbativen Elemente des deutſchen Volkes
in die fluetuirende, von Natur aus revolutionäre
Maſſe getrieben hat. Möge man in den „Heimftätten“
den conereten Ausdruck eines großen Princips erken—
nen: „Ohne Sicherheit — keine Stabilität,“

Wie die, Heimſtätten“ den materiellen Untergrund
für die Wohlfaͤhrt und den ſo zial-conſervativen
Geiſt unſeres Volkes ſchaffen ſollen, ſo iſt der gegen⸗


Die ſittlichen

ander angewieſen, ſie ergänzen und ſtützen ſich gegen⸗
ſeitig. Ein ſittlich herabgekammenez Volk
kann keinen dauerhaften Gebrauch von
feinemmateriellen Wohlbefinden machen,

werden das mit uns alle Dieienigen, welche ſie ſo herzlich
lieb aewonnen, bedauern, allein dies wird Sie nict veran⸗
fafen, Ihren Entjhluß zu ändern. Ihren Wünjhen, in
Bezug auf Fräulein Sijriedens Eigenthum wird nachge⸗
fommen werden, und erluche ih Sie fals Sie noch iraend
welche Wünſche haben, ſie mir mitzutheilen uſw.

RNun galt es Ihren Kindern den ſo ſkuell gefaßten
und ausgefuͤhrten Entſchluß mitzutheilen der ihnen wenig
erwartet fam, da fie jhon von der Rückkehr nacdh .. ...
geiprochen mwohin fie fih gleidh zu beneben ichien. As
Beide von einem Spaziergange heimkehrend fie aufjuchten,
um ibr von diefen zu erzählen, und dabei die vor ihr
Liegenden Briefe gewahrten, fagte fie, ihHren Bliden folgend
in entſchiedenem Ton:

„NachH reiflicher Ueberlegung halte ich es Euxrem Hater
gegenüber für meine WBilidht jobald mwie möglich nach HBahia
zurüczufehren, und werden wir daher den Abſchiedsbeſuch
in ... aufgeben —. —“ 8 .

„Mama!“ unterbrach ſie faſt exſchrocken Elfriede,
indeß Arthuͤr's eben nod o hHeiteren Züge pLÖßLich ernit
geworden.

Es iſt wie ich fjage,“ fuhr fie fort, „Waldorfs find
jhon von mir benachrichtigt, und gehen auf meinen VBor-
jhlag ein, ma8 i ibren Antworten entnommen. Diejer
hat au den Zweg, Dir und Deinen Langjährigen Bekann-
ten den AWbjchied zu erfbaren. Du wirſt ihnen von Ham—
burg aus {chreiben — —”

„Zıber, Mama, wäre e& nicht fehr, fehr undankbar
wollte ih Walldori’3 nicht meinen, Dank für alle mir er-
wiejene Liebe und Güte perfönlich fjagen ?” fiel Elfriede
mit ſtockender Stimme ein.

Durchaus nicht. mein Kind! erwiederte entſchieden
ihbre Mutter, „und Walldorfs müfen meiner Anficht fein,
denn fie {hrieben jehr ruhia darüber. Fuͤr den Augenblick
wird e8 Deinen Beagriffen von Dankbarkeit vielleicht nicht
zujagen, {päter wirft u nir Recht geben, daß ih Dir u.
allen Betheiligten eine {hmerzliche: WNufregung-erfpart! —
Nüun aber. {yrechen: wir. über die Sache nicht weiter. D,
Arthur- Fannit. un einen, Wagen beforgen, damit wir bei









Druck, Verlag u. Expedition von Gebr Huber
in Heidelberg, Zwingerſtraße 7.



. Sabrg.

und umgekehrt, würde die beſte moraliſche Veranlagung
eines Voͤlkes auf die Dauer den Kampf mit einer
ökonomiſchen Verwahrloſung und Verrüttung nicht be⸗
ſtehen können. Die Geſchichte gibt uns für die beiden
Fälle warnende Beiſpiele genug. Dem kaiſerlichen
Verlangen: „Dem Volke muß die Religion
er halten werden“, das allen Deutſchen als ein
hettiges Vermächtniß gelten ſoll, konnte erſt
unter Wilhelm II., ſeinem Reichskanzler Caprivi und
Cultusminiſter Grafen v. Zedlitz näher getreten
werden. Das Bewußtſein, in einem Rechtoͤſtaate zu
leben, in dem die Menſchenwürde und das Volkswohl
höher ſtehen, als die Rückſicht und der Reſpekt vor
den Ueberreichen, in welchem das Recht nicht mit
zweierlei Wage gemeſſen wird, für die Erwerbungs⸗
methoden es keine verſchiedene Moral gibt, und in
welchem das Rechtsbewußtſein die Garantie beſitzt,
daß das Unrecht als Uurecht? ſeine Strafe findet,
in welchem ferner die mancheſterlichen Grundſätze:
„der abſolut freien Concurrenz, nach welchen der
Stärkere dem Naturgeſetze nach den Schwächern unter⸗
jochen darf, ſomit auch der wirthſchaftlich Stärkere
(Reichere) den wirthſchaftlich Schwächeren (Aermeren)
ohne Weiteres ruiniren kann, um ihn dann auf dieſe
Weiſe zu zwingen, ihm zu dienen und ſeine Arbeits—


voller Entrüſtung zurückgewieſen werden, muß wieder
Geltung erlangen, es muß im Volke der Glaube an
das Recht, an die Fürſorge und an den gleichen Schutz
aller Staatsangehörigen erweckt und befeſtigt werden.
Deßhalb ſetze man dem Materialismus das conerete
Chriſtenthum, der Sozialdemokratie die ſtrengſte, aber
auch wohlwollendſte Ordnung, dem Maucheſterthum
den Schutz der Arbeit, der falſchen Humanität das
Rechtoͤbewußtſein, dem Liberalismus rationelle Analy⸗
ſen und Kriterien ſeiner Schöpfungen gegenüber.

Aus dieſem Bewußtſein wird ſich eine eonſervative
Kraft in dem ganzen deutſchen Volke entwickeln, der
gegenüber alle Verſuche und Verlockungen der Dema⸗
gogie des Umſturzes von Thron und Altar machtlos
abprallen werden.

Die rein mechaniſchen Machtmittel des Staates
haben gegenüber von zwei mächtigen Geiſtesſtrömungen
ein jammervolles Fiasko erlebt, ſie haben den
zwingenden Beweis erbracht daß Gewalt in
Hinſicht der geiſtigen Kräfte ſtets Bankerott machen
muß, wenn fie nur der Ausdruck der mate—
riellen Macht iſt, die immerhin noch von einem
ſtaatpolitiſchen Werthe für aſiatiſche Staaten ſein
mag, für enropäiſche und zumal deutſche Verhältniſſe



fahren!“
Sichtlich verſtimmt derließ ihr Sohn das Bimmer.
indes ans Fenſter tretend Elfriede die thränenperdunkelten
Augen auf die Straße richtefe. Bald trocknete ſie dieſe,
und als das ihre ſie beobachtende Mutter bemerkte, ſagte
ſie in nachdrücklichem Ton: ; }

Mache Dich zur Fahrt bexeit mein Kind! — Be-
kerrſche Dich auch ſo weit, datz Du nicht mit verweinten
Augen den Wagen betrittft !” und ein Zeitungsblatt zur
Hand nehmend ſchnitt ſie Elfrieden jede Untwort ab.
Dieſe eilte auf ihr Zimmer, wo age auf ſie einſtürwenden
Gefüble ihr Recht forderten, und ſie in ein lautes Weinen
anoͤbrach, über das ſie indes bald ſelbſt erſchrack und ihre
ſchyerzliche Aufregung zu behexrſchen ſuchte Anfänglıch
wollte ibr dies nicht gelmaen, denn die Gewißheit, die⸗
jenigen. welche ihrem Herzen ſo theuer waren, nie ipieder
zu fehen, ließ ihre Thraͤnen von neuem fließen Dann
aber gedachte ſie des ernſten Geſichtes wie der edenſe
erniten Worte ihrer Mutter, fuchte die Spuren, des
einens zu verwiſchen. kleidete ſich an und begab fih ins
Wohnzimmer das eben Arthur betreten, um den Wagen
zu melden. Ul3 dann ihre Mutter fich entfernt, fagte er,
ſeinex Schweſter verweinte Augen gewahrend, halblaut u.
mit Nachdruck:

Armie. arme Elfriede! — Sei abex ruhia und laß
jett Nama ihren Willen gelten, Du wirſt dennoch Alle i
vielleicht on bald wiederfehen !”

„Aber, Arthur —“ rief fie mit Höher gerötheten
Wangen.

Viebe, liebe Schweſter erwiederte er, ſeinen Arn
um ihre Schuiter ſchiingend! ich habe n Vieies
gejehen und erfahren, ich bin auch ein ſelbſtſtändiger und
unabhänagiger. Mann, und werde Dir ſteis ein treuer
Bruder fein. —

— folat.).




 
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