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Pfälzer Bote für Stadt und Land (27) — 1892

DOI Kapitel:
Nr. 121 - Nr. 130 (29. Mai - 10. Juni)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44150#0511

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— —⏑ — ⏑ Feiertage
Samfiags mit Unterhaltungsbeilage, Preis vierteljährlich
D 1.20 odne Trägerlohn u. Boftauffchlag. Beftelungen
Dei den Voſtanftalten ı. bei der Expedition Zwingerfiraße 7.



füc Stadt



Verantwortlicher Redakteur:

— —
2 4 Julius Jecker in Heidelberg.


— 8
—— — —

Beſtellungen
8 den „Wijälzer Boten“ werden fortwährend bei
— — Poſtanftalten, bei unſeren Trägerinnen,
wie in anſerer Expedition Heidelberg, Zwinger⸗
raße 7 entgegen jenommen.
Berlag des „Pfälzer Bote.“






— — — — —

—— b
— NNa —
O Heidelberg, 4 Juni.
Pfingſten, das lieblichſte Feſt des Jahkes und das er—

*— dritte der großen chriſtlichen Feſte, hat wiederum
gehalten und Millionen Menſchenherzen mit


48 hedeutjame Dichterwort: „E3 muß doch Frith-
1g werden !“
Ü T in der Matur, wo Fluren und Wälder im herr⸗
6 Lenzesſchmucke praͤngen, ſondern es offenbaͤrt


tür, das millionenfache Wachſen und Blühen, der


‘.tg“fn müſſen eine
* alle Unbilden
Nus in der Menſchenbruſt erwecken

zuverſichtliche Hoffnung und einen


5 ſo wird der Erfahrene baid erkennen, daß nicht
* und Edelſteine, Ehren und Würden das Hoͤchfie
fü Befte find,

* Ales wahrhaft Gute uͤnd Groͤße
di Ndhaftes Ausharren in allen idealen Beſtrebungen


bagf)rf)e_itéle[)re zum ewigen Gedenken feiern wir auch
atye; Driftliche Pfingſten, an welchem vor nun faft
Uhrtauſenden ein Häuflein unbekaunter, niedrig
eper und aller irdiſchen Schätze barer Maͤnnek
Be © Gottes Gnade und Allmacht mit jener heiligen
— und Erleuchtung erfüllt würden, die fie

late, einer Welt der Tyranuei und Barbarei das


Glauben zu machen.

Deilandes zum rettenden
1g ein Lenzfeſt und eine

Wlſten ift deshalb nicht nur





— —

Erinnerungsfeier, ſondern es iſt fuͤr die ganze Chri—
ſtenheit vor allen Dingen ein großes, erhabenes


Chriſtenthums neben Oſtern und Weihnachten.
aufs Neue mag Pfing, en, mag die edle Begeiſterung



Glücke entgegenführen.
der Gegenwaͤrt alle feindlichen Gewalten ſich wie zum
Vernichtungskampfe gegen die Kirche zu verſchwoͤren
ſcheinen, daͤnn ſagt der ruhig denkende nüchterue Ver.
ſtand mit dem beruhmten engliſchen proteftantiſchen Ge-
ſchicht?ſchreiber: „Es gibt keine audere Einrichtung in Eu⸗
opa, die uns zu den Zeiten hinaufführt, wo noch der
Rauch der Opfer aus dem Pantheon aufſtieg, und
wo Giraffen und Tiger im ſlapiſchen Auphiiheater


}



einſt ein Reiſender aus Neuſeeland in Milten einer
weiten Einhde ſich auf einen zerbrochenen Bogen der
Londonbrücke ſtelli, um die Kuinen der Paulskirchẽ
| 3u zeichnen.“ Der gläubige Chriſt aber gedenkt des
Wortes des Herrn: „Sieh, ich bin
Tage bis zum Ende der Welt!“



* 3224 * — $ — *
Deutſches Reich

* Berlin, 3. Iuni. Der „Kreuzztg.“ zufolge
proklamirte der Kaiſer geſtern Abend die Verlobung
des Thronfolger8 von Rumänien mit der Prinzeffii
| Maria von Edinburgh.
* Berlin, 3. Suni. .
klagte Bankier Polke iſt freigefprochen morden.
* Berlin, 3. Iuni. „Cine Parade der preus


datiſcher Tüchtigkeit und militairiſchem Glanze auf
der Welt ſehen kann, ruft heuie die „Nordd. Allg.
Zeilung“ in Verzückung über die letzthin in G2
genwart des kaiſerlichen Hofes, der niederländiſchen
Königinnen uſw. in Polsdam ſtattgehabten Parade

Volles in Hitze und Staub hinausſtröui, ift ganz

große Anzahl Leute, die nichts zu kun haben mögen
und die überall zu finden ſind, wo „was los ift'!
Die Strapenjungen, „Ballonmützen“ und Pennbrüder
pilgexn zu Fuß hinaus, die reich gewordenen Metzger
und Bäcker mit ihrem eigenen Gefährt, Schauluſtige





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Ladenburg. Weinheim, Schwebingen, Phuippsburg/
Viesloch, Bruchfal, Bretten, Nedargemünd, Mosbach
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| Druck, Verlag u. Expedition von Gebr. Huber
in Heidelberg, Zwingerſtraße?





um dabei zu ſein, die Andern, um an einem etwaigen
Radau jg theilzunehmen. Andere, um geſchen zu
werden, Viele, ohne ſelbſt zu wiſſen, warum, Einige
aus Intereſſe für das Heer Ein groͤßer Menſchen⸗
Zujammenlauf ijt in Berlin auf alle mögliche
Weife zu erzielen Wenn die Heilsaımee die nöthigen
Mannſchaften hätte und auf dem Tempelhofer Feide
ein großes Exereitium abhielte, ſo würde e8 auch an
Zuſchauern und Bewunderern der roͤlhen Weſte und
ſenſtigen Uniformſtücke nicht fehlen. Die Noͤldd Allg.
Ztg. möchte dem Zuſtrömen Neuͤgieriger und Müßiger
zu den militärijden Schaufpielen aber eine liefere
Bedeutung beilegen, ein Zeichen für den innigen Zu⸗
ſammenhang zwiſchen Heer und Volk darin erblicken
und nutzt es zu einer kleinen Plänkelei gegen die
Demokratie. Dieſerg u ſam meun hang zwiſchei Heer
und Volk ſoll es auch ſein, welcher die Demokaͤte
bei den Wahlen die Erfahrung habe machen laſſen
und machen laſſen werde, daß der Waͤhler in Sachen
der Armee und der Wehrhafligkeit der Nation feinen
Spaß verſtehe. Das klingt gerade, als ſolle auf dem





Plebiscit über eine neue Militair-⸗Vortage ſtattfinden.
Wir möchten aber bitten, o fchreibt eine Centrums-
correjpondenz, um der „VBölferwanderung“ nach Pas
radefeldern willen nicht ſentimental zu mwerden. Die
Schwärmerei des „Volkes“ für das „Heer“ iſt durch—
gus nicht ſo überſtrömend. Wenn diẽ wachſenden Mi—
litairlaſten eine nach der andern übernomnien werden,
ſo geſchieht es wahrlich nicht aus Begeiſterung für
die „glänzende Armee“, ſondern unter dem Druck der
politiſchen Lage, mehr widerwillig als freudig. Selbſt
die Septennatzwahlen von 1887 fielen nicht wegen
des innigen Zuſammenhanges zwiſchen Aimee und
Volk nach Bismarck's Wunich aus, fondern weil man
Wollte man ein



holen, ſo würde es lauten: lieber
die Armee und die Militairlaſten
wenn es möglich iſt,

heute als morgen
auf ein Zehuͤtel
noch mehr. Das

ein ſtarkes Heer

nicht zu verſagen; aber was drüber iſt, das iſt

ſich gern auch ſo behelfen. Jeßt zollt e& ihm die
Achtung, welche ihm zukommt, lund zahlt und dient







— — —

Original⸗Novelle von Leo Werner.

Nachdruck verb.)
dircheinu erfuhr Ludwig das Unaliick, welches
ren betrſen noch in der Fabrif oder auf dem
Hach der Billa von irgend einem Bekannten oder gar
gelnen Bedieniteten Hıtljemann’3 felbft, denn dergleichen
Polten pflegen ſich wie ein Lauffeuer zu verbreiten.
* ‚werde Ludwig gütlich zureden, Ddachte Malten
Ühfey * wird vielleicht emje?en‚ daß e8 gut ijt, einen Att
er i .u%erregung!gu vollzıehen und meinem Nathezu folgen

1a fonft ein jeht vernünftiger V 2
ue rend der Commerzienrath ſich dieſer ſtillen Hoff⸗
rhe; / Ngab, eilte plößlich jein Sohn mit fNiegendem Athem
Ebenhet?nb. dem Vater einen Brief reichend, - rief er mit

S Sippen: . : S
Öürfi;m‘er lie8, Vater! Ein entſetzliches Unglück
* re Berawerke paffirt.“ .
Öülfen?ü‘g urchilog Malten den Brief, der von Mathias
üter ya felbit gejchrieben, Ludwig Malten und dejfen
S 0S entjeßliche Unglüc anzeigte.
&r 50 Datte 1
;‘ne fmmergienmtf) mit verfchleierter Stimme. „S3 i{t
%utf]'togu“htßare Heimſuchuns auch für un8. Wir ftehen
“Ini[ie vor dem Unglücke einer un8 1D nahe ſtehenden
Au Rathl u ; :
SAfen ees?“ frug Ludwig uͤnd ſeine großen blauen
* kten erftaunt auf den Vater. „Wir können doch
?91?611 4 kach Kräften beiftehen, daß ihın der Credit er-
qh‘sen fibt, und daß er die Örube wieder in leiftungs-
uſtand ſetzen kaun.“

2 Üt das ein edler und chöner Gedanke von Dir
8 de e “e‚nuber icbI 3 nur

„W unmöglich ſein wird

*— Unmöglich {joW e& fein, einem Freunde zu

— ⏑⏑ —

8 Meine i

Hin
Menſch.

iſt im

natürlich nicht, Ludwig, aber in dem
—— Falle jt e& doch ſchr 3meife?fiaft ob es ſich
ohnt,

die Örube in den alten Stand zu ſetzen.





Ver bürgt dafür, ob die Aufräumungsgrbeiten und Neu-
einrichtungen nicht ſo viel koſten, daß Ddas Werk
unrentabel wird. Außerdem hatte Hıljemann biher eine
hillige Waſſerkraft, welche Dampfmaſchinen 7* und das
Werk rentabel machte, und gerade dieje Waſſerkraft dürfte
durch den Schachtſturz verloren fein, denn ich hörte, daß
das bishexige Oberwaͤſſex vollftändig in die Tiefen det
Grube geſunken fei. Und dann find wir auch gar nicht in
der Lage, mit großen Summen Herrn Hüljemann zu Hülfe
eilen zu fönnen, denn ich hHabe im legten Sahre einige em-
pfindliche Verluſte gehaht und hin mit dem Refte meiner
Capitalien * ſehr ſtarkin geſchäftlichen Unternehmungen,
zumal auch in Ddem neuen englifchen Batente engagirt.
Soll ich da ein Waguiß unternehmen, welches vielleicht auch
unſexe Fabrik dem Ruine entgegentreibt. Das kanı NMie-
mand von mir verlangen. S

„Aber was ſoll aus Hülſemann in dem Unglücke
Seine Zochter ijt meine Brant, wir fönnen un-
möglich Faltblütig zufjehen, wenn die bisher hochangefehene
Familie an den Bettelitab kommt,“ erwiderte Ludwig ſehr aͤuf⸗
geregt.

$

Hülſemann zu befürchten Vielleicht iſt das Unglück gar


welcher, als Tbeilgaber in die Firma tritt. Jedenfalls find
wir nicht in der Lage, Hüljemann mit großen Summen
beiſtehen zu können.
Uniſtänden feſtgeſtellt werden

Ludwig ſeufzte tief und ſchüttelte erregt ſein Haupt.
„Diejen Standpunkt theile ich nicht, lieber VBater,“ entgeg-
nete er dann mit Entſchiedenheit
viel zu jehr befreundet und ich | en alt
jeiner Tochter viel zu hoch, aͤls daͤß ich bei dem Unglücke
kaltblütig zuſehen koͤnnte.“

„Du mißverftehit mich, Ludwig/ und exreaſt Dich jetzt
ohne Noth,“ erwiderte Malten ſetzt — end, „denn
ihm bangte vor _ einent Streite mit dem Sohne in diejer
Angelegenheit. _ „Laffen wir jetzt die Angelegenheit ruhen.
leich nach Tijch begeben wir un aber nach dem Berg-
werke und ünterſuchen mit Hülſemann ſelbſt, wie gegenuͤber




— — —


— —
dem Unglücksfalle zu rathen und zu helfen iſt.“ *

*
x *

Im Laufe des Nachmittags kam ein Wagen, in wel—
chem der Commerzienrath Malten und deffen Sohn fagen‚
nach dem Hülſemann ſchen Berowerke Vor den Gruben-
hauſe angekommen ſtiegen die heiden Herren ans dem
Wagen und frugen nach Herrn Hiüljemanın.

„Ah der Herr Cominerzienrath erweifen uns die Ehre,“
rief ein herbeieilender Orubenbeamter. „Herr Hülſemann
iſt leider nicht zugegen. Sie haben wohl ſchon voͤn dent
Unglück gehört, welches uns letzte Nacht betroffen E3 iſt
eine furchtbare Katajtrophe über das Bergwerk hereinge-
brochen; der Schaden ift ganz unberehenbar. Herr Hıilie-
mann, welcher bereitz hHeute frithH drei Uhr in den vorderen
Schachten der Grube war, i{ft vor Schrek und Yufregung
über das entfjeßlidhe Unglük Ffrank geworden und mußte
heute Vormittag naͤch Haͤuſe gebracht werden.“

Schrecklich! Schrecklich!! riefen der Commerzienrath
—— —

„Ja es iſt wirklich ſchrecklich für unſeren alten Herrn!“
entgegnete der Beamte.

„Wir wollen un, aber doch das Bergwerk und den
Schachtſturz einmal anſehen wenn e8 möglich ijt,“ ſagte
* Ludwig mit bebenden Lippen. „Können Sie unz
führen!

„Ich allein kann es nicht wagen,“ erwiderte der Be⸗
— — laſſen, der
ſoll uns führen.“

Ein Bergmann holte den Oberfteiger Kriüßner hHerbei,
Der Oberiteiger war in feiner Aleidung ganz durchnäßt
und ſah furchtbar aufgeregt aus

Guten Tag, meine Herren,“
al8 er den ihm bekannten Commerzienrath Malten und
Ludiwvig fah. „E3 i{t gut daß Sie fommen. Unjer armer
Herr hat infolge diejes {OHrecklichen Unglückz %ms den Kopf
verloren. Bielleicht unteritüßen Sie unjere emühungen,
an dem Bergwerke zu retten, wa noch zu retten ift.“

Gortſetzung folgt.)

rief er abex freundlich,


 
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